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6 Wer war GambrinuS? von Fr. Berg. . GambrinuS bin ich genannt, i itSnig war ich von Flandern und Brabant« Au» Gerste hab' ich Malz gemacht, ' La» vierbrauen hab' ich erdacht; So Wunen die Brauer in Wahrheit sagen, Daß ste einen König zum Meister haben," lautet ein Vers, den man oft in alten Bierstuben unter einem Bilde des mit einem Humpen schäumenden Gersten safte- in der Rechten dargestellten Königs GambrinuS lesen kann. Gottlieb EndeSfelder, Rektor der evangelischen Schule zu Friedland, dagegen behauptet in seiner 1759 erschienenen „Kurzgefaßten Kindergeographie vor adelige und bürger liche Jugend, wie auch vor junges Frauenzimmer", daß Gambrius der siebente König in Deutschland gewesen sei und mit eigenen Händen Bier gebraut habe. Wenn wir endlich in neueren Nachschlagewerken lesen, daß GambrinuS ein der Sagenzeit angehörender flandrischer König und angeblich der Erfinder des Bieres gewesen sei, so ist damit wohl der König Gambrivius gemeint, der einer allerdings unverbürgten Sage zufolge Erbauer der Stadt Kammerich (Cambray) gewesen sein soll, die im Mittelalte^ wegen ihrer Brauereien berühmt war. Nach der Untersuchung des belgischen Forschers Care- mans scheint es nun aber zweifellos, daß GambrinuS nur aus primus korrumpirt worden ist, und dieser lau primus war kein Anderer als Jan oder Johann I. Her zog von Brabant, der im Jahre 1294, also gerade vor sechshundert Jahren, gestorben ist. Johann I., Sohn Heinrich'- m. von Brabant, ge boren ini Jahre 1251, war ein gar ritterlicher Held, der in der von Annette v. Dtoste-HülShof besungenen bluti gen Schlacht bei Worringen am 5. Juni 1288 den Köl ner Bischof Siegfried von Westerburg und die Grafen Rainald von Geldern und Adolf von Nassau besiegte und g> 'nngen nahm, wodurch Limburg mit dem Herzogthum Brabant vereinigt wurde. Er war ein überaus volksthüm- licyer Fürst, der den Minnesang in alemannischer wie in französischer Sprache übte und es nicht verschmähte, sich als Ehrenmitglied in die Brüsseler Brauergilde aufnehmen zu lassen. Die Brauer hingen das Bild des erlauchten Herrn in ihrem Gildesaal auf, und der Maler gab ihm natür lich, um sein Verhältniß zu der Körperschaft auszudrücken, einen Pokal schäumenden Bieres in die Hand. Johann I. wurde, wie schon erwähnt, 1294 durch Pierre Beauffremont in einem Turnier zu Bar getvdtet. Als auch sein ganzes Geschlecht längst in die Gruft ge sunken war und das Volk seine Thaten vergessen haue, wurde ck<m priimin in GambrinuS korrumpirt. Der Platz keines Bilde« im Hause der Brüsseler Brauergilde aber bot den Anlaß, ihn mit der Bierbrauerei in Verbindung zu bringen und ihn zu dem Erfinder des Bieres zu machen Diese Ehre gebührt indessen dem vor sechshundert Jahren verstorbene Brabanter Herzoge keineswegs, wenn wir auch in ihm das Urbild des angeblichen „Königs GambrinuS" zu erblicken haben. Die Geschichte des Bieber 'st sich nämlich gleich der des Rebensaftes bis iu die me Vorzett zurückverfolgen. Da dies durchaus nicht »einem bekannt, vielmehr in weiten Kreisen noch die inung verbreitet ist, als ob der Gerstensaft zuerst den irst der alten Deutschen gestillt habe, die bekanntlich im- .. er noch eins tranken, so dürfte es wohl am Platze sein, euvaS näher auf die Urgeschichte des Bieres einzugehen. Nach Allem, was bisher ermittelt wordrn ist, haben wir die Heimath des Bieres in dem alten Egypten zu suchen. In dem uralten Wnnderlande des unteren Nil- thales, aus dem die ganze Kultur des Abendlandes her vorgegangen zu sein scheint, verlieren sich die letzten Spuren des „süffigen" Trankes in dem Dunkel, das auf der Vorgeschichte des Pharaonenlandes ruht. Der egyptische Gott und König Osiris soll es ge wesen sein, der die Menschen das Bierbrauen gelehrt Habel Die erste Kenntniß von der Existenz des Bieres im Pharaonenlande aber verdanken wir — nach Georg Buschan — Hecataeus, der im zweiten Buche seiner Geo graphie berichtet, daß die alten Deltabewohner sich durch Zermahlen der Gerste einen Trank bereitet hätten. Wes sely bat sogar ein altegyptisches Rezept für die Herstel lung des Bieres, des am Nil Zythos oder Zythum ge nannt wurde, entdeckt, das folgendermaßen lautet: „Nnun belle, reine, schöne Gerste; benetze sie einen Tag , »e.te sie oder lasse sie an einem windstillen Orte bis zum an deren Tage in der Frühe lagern und benetze sie dann wiederum durch fünf Stunden; schütte sie dann in ein arintieses poröses Gesäß und halte sie im benetzten Zu stande. Dann laß sie trocknen, bis gleichsam Flocken ent stehen; wenn sie entstehen, dörre sie an der Sonne, denn das Flockige ist bitter; schließlich mahle sie und bereite Brote (d. h. Malzbrote), indem du Sauerteig wie zu gewöhnlichem Brot hinzugibst. Dann röste diese Brote, aber nur oberflächlich, und wenn sie Farbe bekommen, so kläre ein süßes Wasser ab und seih- s durch einen Seiher oder ein feines Sieb; andere wie- Der rösten die Malzbrote, geben sie in eine Knie mit Wasser und 'assen daS Ganze etwas anslochen. damit es nicht schäume oder fade werde, lassen es ausg ellen, seihe» ab, bedecken die Flüssigkeit, erhitzen sie und richten sie au." In Alexandria wurde um die Zeit der Geburt Christi nach Strabv'S Zengniß mehr Bier getrunken al- Wein, und es gab dort sogar schon Bierkrawalle, wie im moder nen München. Ebenso mußten die Egypter bereits eine Bier steuer zahlen, die zweimal jährlich verrechnet wurde, und eS waren zahlreiche Bräu- vorhanden. Da- berühmteste unter ihnen, also das antike „Hofbräu", scheint in Pelu- sium gewesen zu sein, wo man dem Bier durch besondere Zuthaten Würze und einen eigenen Wohlgeschmack zu ver leihen verstand. Daß eS auch damals schon sogen. „KneipgenieS" nnd liederliche Bierbrüder gegeben, erhellt aus verschiedenen Handschriften und PapyruSbriefen, die Professor Heinrich Brugsch und Andere übersetzt haben. In einem sieht sich der Schreiber Ani zu folgender Mahnung veranlaßt: „Versitz nicht im BierhauS die Zeit, und Uebles vom Nächsten darfst du auch im Rausche nichl reden. Denn fällst du zu Boden und brichst dir dtt. Glieder, reicht keiner die Hand dir zu helfen. Sieh! Deine Kumvane, sie trinken und sagen: „Geh heim, da genug du getrunken " Und folgendes Schreiben, das in den Tagen NamsrS II., also 32 Jahrhunderte vor der Gegenwart, ein Gelehrter an seinen Schüler sandte, könnte ganz wohl heutzutage ein bekümmerter Vater an seinen des „Studierens" beslisienmr Sohn richten: „Also, mir ist gesagt worden, daß Du die literarische Thätigkeit aufgegeben hast und daß Du Dich der Bummelei hingibst. Du wanderst von Straße zu Straße. Der Duft des Bieres ist oft Dein Verführer Aber das Bier, eS entfremdet die Menschen. Cs hat die Wirkung, daß Dein Geist hinfällig wird." Die Völker Aethiopiens machten ebenfalls einen be rauschenden Absud von Hirse und Gerste, von dem auch die heutigen Reisenden berichten, und die Araber kannten das Bier unter verschiedenen Namen. In Europa ist die Kenntniß dieses Getränkes schon bei verschiedenen Völkerschaften der vorarischen Urbevöl kerung verbreitet gewesen. Namentlich Spanien scheint damals ein rechtes Bierland gewesen zu sein; die dort wohnenden Jberier waren geradezu als Bierologen berüch tigt und verstanden schon eine Art Exportbier zu brauen. Sie nannten das Bier osren, woraus die erweiterte klas sische Form verevima hervorgegangen ist. Unter den Stämmen arischer Abstammung galten die Phrygier und Thraker als die ältesten Biertrinker. Die Päouier, eine thrakische Völkerschaft, brauten zwei Sorten: ein Gersten- und ein Hirsebier, dem als Würze ein Kraut zugesetzt wurde. Von dem Biertrinken der Armenier er zählt uns Xenophon in seiner berühmten Schilderung des Rückzuges der Zehntausend aus eigener Anschauung. Er und seine Genoßen fanden auf ihrem Marsche durch die armenischen Dörfer außer anderen Vorräthen auch eine Sorte Gerstenbier, das in Krügen aufbewahrt wurde und sehr stark war. Zu seinem Genüsse bedienten sich die Ein geborenen kleiner Rohrhalme, durch die sie den Saft in den Mund sogen, wie man eS heutigen Tages beim Sherry- Cobler macht. Den alten Griechen war das Bier bekannt, und Dios- corides verzeichnet bereit- ganz sachverständig die richtigen Symptome eines „Kater-", wenn er angibt, der allzu reichliche Genuß des Gerstentrankes wirke schädlich auf die Nerven, verschlechtere die Säfte und bringe Kopfschmerz hervor. Ebenso trank man auf der italienischen Halbinsel ein leichter Spelt- oder Weizenbier, wenn eS auch vor wiegend nur von den unteren Klassen konsumirt wurde. Zeugniß dafür ist ein Epigramm des Martial, mit den Wort, ,i anhebend: * „ Lpeltbier sch.cke ich dir, mag Weinmeth spenden der Reich'" Tie Völker des Nordens bereitete» aus Honig und Geneioe Mcth und Bier; letzteres haben die Germanen offenbar erst vcrhältnißmäßii, spät von ihre» westlichen Nachbarn, den Kelten, übertominen. Vorher war ihr Nationalgeteänk der berauschende Honigtrank, der süße Meld Erik nachdem sie seßhaft geworden und zum Acker bau libe'gegangen waren, erlernten sie von den keltischen Nachbarn die Kn ns: ..ns Gerste, Sommerweizen und Hafer Bier zu brauen Hop'en kennte man damals noch n.cht. da er erst zur Zeit d-r Völkerwanderung aus dem Ott'!! nach Europa kam. ?ist also vollständig verkehrt, das Bier und das ' Biertrinken als nrgennanisch anzusehen, und ebenso wenig j haben weder der sagenhaste GambrinuS noch der geschicht liche prinuw (f-1294) den ersten Gerstensaft gebraut oder mit dessen Verbreitung etwas zu thnn gehabt. Vermischte-. Gegen den Schreibkramps. In seiner Broschüre: „Der Schreibkrampf und seine verwandten Krankheitsformen" (Graz und Leipzig, Alb. Neumann s Verlag, M. 1.60 ---- fl. 1. —) theilt der bekannte Hcilpädagoge und Jnstitutsvorsteher Neumann u. a. folgende Behandlnngsformen gegen den Schreib krampf mit: Finger-Beugen und Strecken. Beide Arme werden bis zur Schulterhöbe seitwärts gehoben und in dieser Armlage sämmtliche Finger von einander weit gespreizt und langsam zu einer Faust geschlossen. Tanmen-Anziehen und Abstrecken. Der Masseur hat den Arm des Patienten auf seinen Ober schenkel unterstützt und beugt sodann, entweder die geschlossen gehaltenen vier Finger desselben gleichzeitig, oder auch jeden einzelnen. Hieraus erfaßt er, mit der einen Hand den Finger haltend, mit der anderen Hand den Daumen, um denselben wiederholt abzuziehen nnd wieder anzudrücken, wohl auch zu rollen und die einzelnen Glieder desselben zu beugen und zu strecken. Ter Widerstand des Patienten bei der Bewegung erhöht die Wirkung. Arm-Klopsen. Der Masseur führt mit der Handkante ein Klopfen auf den kranken Ann (Unter- nnd Oberarm) deS Patienten auS. Ann-Streichung. Der Masseur hat beide Hände, entweder von den Seiten, oder von unten und oben, flach an den Oberarm des Patienten angelegt und führt, die Hände immer gelind andrückend, ein Hin- und Her streichen des Armes aus, indem er bei jeder Bewegung immer ein Stück nach unten fortrückt. Achte-Bewegung. Der Patient stützt den linken Arm aus den Hüftknochen und erhebt den rechten Arm seitwärts bis zur Schulterhöhe. Mit der Hand beschreibt er sodann in der Lust die Bewegung einer 8. Arm- Stoßen. Der Patient erhebt beide Arme, seitlich nahe am Körper aufführend und übt ein kräftiges Ausgreifen derselben, vor- und rückwärts. Es findet dabei ein Rückwärtsbiegen des Oberkörpers statt, wenn die Arme nach vorn bewegt werden, und ebenso ein Vorwärtsbiegen des Oberkörpers beim Ab stößen der Arme nach hinten. Der Verfasser hat durch diese Behandlung, welche durch milde Kaltwasseranwendungen, ge eignete Diät, Schreibgymnastik etc. unterstützt wird, namhafte Heilerfolge aufzuweisen. Goldene Regeln gegen das Stottern. In seiner Broschüre: „Meine Eurerfolge" (M. 1.60 — fl. 1.—) giebt der bekannte Heilpädagoge und Jnstitutsvorsteher Neu mann folgende goldene Regeln gegen das Stottern, die dem, in seiner Anstalt in Leipzig (früher in Graz) geübten natur gemäßen Heilverfahren zu Grunde gelegt sind: „Aufathme tief, — In Flanken, — Nimm dir zum Athmen Zeit; — Drauf halt' ein wenig inne: — Die Stimme wird befreit. — Klar sprich jetzt! AuS der Kehle! — Auf erste Worte ruh'! — Auf a, au, ei verweile — Als wärest müde du! -- Dem Andern schaue ruhig — Beim Sprechen ins Gesicht, — „Du sprichst wie er" — das denke, — Ter Bann von selbst dann bricht." Kirchennachrichten für Riesa und Weida. Dom. Laetare Vorm 9 Uhr Predigt: k>. Führer. Nachm. 2 Uhr Confirmandtiigottekdienst und Prüfung der Mädchen: Derselbe. Abend 5 Uhr Abendmahlsgottesdienst. Weida: Dom. Laetare Borm. ^9 Uhr Predigt: Diac. Burkhardt. Das Wochenamt vom 24. bis 30. März hat k>. Führer. Kirchennachrichten für Gkanbitz und Zschaiten. Dom. Laetare. Glaubitz: Spättirche 11 Uhr. — Zschaiten: Frühkirche '/z9 Uhr. ttirchennachrichten für Zeithain und RSderau. Dom. Laetare. Zeithain: Spätkirche 11 Uhr. — Röderau: Frühkirche '/s9 Uhr. . Fahrplan der Riesaer Straßenbahn. Abfahrt am Albertplatz: 6.30 7.05 7.35 8.25 9.00 9.15 9.35 10.20 10.55 11.25 11.55 12.35 12.55 1.20 1.45 2.05 2.45 3.30 4.10 4.40 5.15 5.50 6.30 7.00 7.40 8.00 8.45 9.25 10.(0. Abfahrt am Bahnhof: 6.50 7.20 7.50 8.40 9.15 9.35 10.00 10.40 11.10 11.40 11.55 12.35 12.55 1.201,45 2.20 3.10 3.55 4.25 5.00 5.30 6.05 6.45 7.20 7.40 8.20 9.10 9.45 Telephonische Feuermeldestellen. Stadtrath (RathhauS Hauptthür), Fernsprechstelle Nr. Feuerwehr-Commando Riesa „ „ F. A. Bretschneider, Elbterrasse, „ „ Hotel Kaiserhos, Kaiser Wilhelm-Platz, „ „ C. O. Walther, Architekt, Gartenstraße 33, „ „ Hotel Sächsischer Hof, Bahnhofstraße, „ „ Rittergut Riesa (Göhlis) „ „ Hübler L Schönherr (Dampsmühle), „ „ Rittergut Gröba „ „ Zander, Gröba „ „ 1, 28, 21, 34, 13, 33, 39, 7, 48, 25. Lur Vulv» 81mläv ,W W, W Renoir ikkus- trito liowo- bsriokts au» allen I^inckern. Unübertroffen in äsr^uewabispunuencker Romane Lnvrkiuwt Rin 8cbar2 von belebrsncken ^.uksätsen! k'aoli- L.rttorttäton stäväißv Aitarbortor. krei8 pro Helt 14 la^s nur 40 Rk. "LllS-ril LV oin Reff. RieblinKsbiatt äer ckeutsebeu Ramiiio. rrullMvudLstt! ^dck« Allwmvr von „2ar Saldo Staackv" «atdLIt: eins rvortlrvollo —. Illnstrlrte Orati«- MUKKlK Llanniber- »vlxade: »tdllottrek. „2ur Outen 8tuuäe" übertrifft alle Asiteckrikteu! LuustldlLllvr. ffeäs öuoblmnäluvA ssnäet ein Rrodebskt rur ^lwiokt. VerliiL Sn MMll Verlmlmm VOLL L 60., LerUL V. 57.