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I" I Sßß- I! S>Z RZZ AZZ«AsZss^Aä Ls 8ZK« LZUZZZAssUZ LHL ZLZS-SLLL — 182 — .Ja, r- ist die höchste Zeit, ich muß aufbrechen," ant wortete Jmckan, schob dem Wirth da- Geld hin und grüßte ihn. Dann fick» seine Blicke noch einmal zu dem Spieler hinüber, wie wen» er ihn sich von Neuem ansehen müßte, be vor er giug. Unwülkürlich schüttelte er den Kopf. ES war ein merstvürdiger Zufall, daß dieser Dorfmufikant Hellmuth so »h»lich sah. I» demselben Augenblick, in welchem Jordan den Saal derlafseu hatte, du» ein Mädchen ihm entgegen, da- noch herein wollte. E- hatte eine» schwarzen Schleier um deu Kopf ge bunden und wandte sich um, al- «- Jordan gewahrte, um ihn erst »orübergehen zu lassen. Jordan achtete nicht auf da- Mädchen, sondern ging «eiter» und nun erst kam daffelbe, den Schleier abnehmend, in de» Saal. Da- Kleid de- Mädchen- haste unten einen weißen Saum, wie wem, e- durch de, Thau gegangen wäre, und das bleiche Gesicht hatte «dm, recht vergrämten Zug. Die Eiutrckude ließ ihre Augen durch den Saal gleiten. Erst auf dem Spieler drüben blicken sie hasten. Sie stand still. Sie schien nur hergekommen zu sei», um den neuen Mu sikanten zu scheu und z» hören, von welchem die ganze Jugend in weite« Umkreise sprach. Lautes Jauchzen scholl durch den Saal. Die fröhlichen Paare drehten sich im Kreise und wirbelten durcheinander im weiten Saale in tollem llebermuth. Niemand kümmerte sich um die zuletzt Gekommene. Sie suchte einen ganz entfernten Platz ans und setzte sich dort. Plötzlich schien Hildebrand sie bauerst zu haben. Seine dunkeln Augen waren dahin gerichtet, wo da- Mädchen in der Ecke saß. Neben ihm stand der frühere Musikant, der ihm zuhörte und der selbst zu gab, daß Hildebrand wett besser spiele als er. Da reichte dieser dem früheren Spieler die Geige hin. .Spick Ihr diese» Tanz," sagte er, .nur diesen einen, thut mir'- zu» Gefallen." .Oho, Ihr bekommt wohl auch Lust zum Tanzen," lachte der Andere und nah» Hkkdckrand die Geige ab, gebt nur her, ich spick, tanzt nach Herzenslust." Hivckrand ging au den tanzenden Paaren vorüber, ganz in der Nähe der Wand, bi- zu der Ecke, in welcher das Mädchen saß. E- hatte den Anschein, als würde die abgesondert Sitzende mm noch blosser und al- ginge ein leise- Zittern durch ihre schlanke Gestalt. Da kam Hildebrand auf sie zu, reichte ihr seine Hand und bat sie um eine» Tanz. Und sie neigte zustimmend ihr Köpfchen und erhob sich. Nun schwebte» Beide dahin durch den Saal mitten hin durch durch die anderen Paare, und es gewährte einen schönen AnbSck, sie tanz« zu seh«,. Da- Mädchen mit dem feuchten Sam» am Kleide bekam geröthete Wangen und sah nun noch einmal so schön und so jung an» wie vorhin. Doch ihr Buse« hob und senkte sich so stürmisch, daß sie kam» Lust schöpft» konnte, sie bat den Tänzer daher leise flüstoack, e- gamg sein z« lassen. Und da führte er fie zurück auf ihren Platz. Bo» den ander» Paar«, war das Alles nicht bemerkt worbe», und erst al- ei» »euer Tanz begann, wurden Alle da rauf austuerksam, dH Hildebrand »icht mehr spielte, sondern daß er zu sein«» Ersatz sei»«, Borgünger hingestellt hatte. Hwckrmck selbst »ar nicht «ehr zu schm, er hatte gleich nach dm, Tmqe dm Saal verlasse». Und mm ging auch daS Mädchen bald Wicker. ES hatte ioust Keiner mit ihr getanzt, dm» e- kannte Niemand sie. Unbemerkt wie fie gekommen war, entfernte sie sich wieder. Da stand plötzlich Hildebrand draußen vor ihr, als sie den Saal verlassen hatte und aufsah. .Ich habe auf Sie gewartet," sagte er leise, „wohnen Sie denn hier in Wildenfels?" .Nein, ich habe noch einen weiten Weg," erwiderte das Mädchen. .Wie ich heiße, wissen Sie wohl, denn mich kennt schon Jeder hier, wollen Sie mir nun nicht auch sagen, wie Ihr Name lautet?" fuhr Hildebrand fort und schloß sich dem Mädchen an. „Wollen Sie denn schon fort aus dem Saale?" fragte die heimwärts Gehende. .Ich will Sie eine Strecke begleiten, denn ich muß wissen, wer Sie sind. Aber befürchten Sie nicht, daß ich mich Ihnen aufdrängm will," antwortete Hildebrand, „wenn Sie einen weiten Weg in der Nacht zu gehen haben, ist es doch bester, wenn Sie nicht allein gehen." .Ich fürchte mich nicht, ich gehe ost allein." „Und wo wohnen Sie denn?" „Meinen Namen und meine Wohnung kann ich Ihnen nicht nennen. Wozu auch? Sie kennen mich ja doch nicht." „Dann muß ich zusehen, wo Sie hingehen werden." Doch daS Mädchen schien sich nicht nachspüren lasten zu wollen, schien ihr Geheimniß nicht verrathen zu wollen, denn als Beide an den dunkeln Rand des Waldes gekommen waren, war sie plötzlich von Hildebrand's Seite verschwunden, der nun stehen blieb und sich umsah. Er bog zwar ebenfalls gleich in den dunkeln Wald ein — er glaubte auch, sie ganz in seiner Nähe noch sehen oder doch ihre rauschenden Tritte im Laube und Moose hören zu können — als er aber sie suchte, sand er sie nicht. Da blitzte in einiger Entfernung ein Licht auf. Hildebrand blieb stehen und sah hin. Drüben schwebte es weiter zwischen den Bäumen — und drüben begann der Bruch im Forst, der sich weit, weit hinzog. Verlockend leuchtete der Helle Schein zu dem Einsamen herüber. Sollte er ihm folgen, ihm nacheilen? „Ich muß wissen, wer Du bist," murmelte Hildebrand, „Du kommst mir vor wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Und wo bist Du zu finden? Zum ersten Male schc ich Dich wieder seit jener Nacht, in welcher Du mtt Fürstenberg mir wie im Traum erschienst. Gewißheit muß ich haben, Aufklärung? Wer bist Du und waS ist geschehen?" - 20. Jordan. Franz war noch auf. In seinem Salon brannten hell die Glühlichter und ließen einen kostbaren Schmuck funkeln, der auf dem Tische stand. In dem Sammet-Etui lag daS prächtige Geschmeide für Lisbeth! Es sollte sie am bevorstehenden Hochzeitstage schmücken. Und Franz hatte soeben seine elegante neue Gaderobe für den Polterabend, welche auf einem Divan lag, geprüft und besichtigt. Da klopfte eS. — Der Baron sah sich hastig um. Wer kam noch? Es war fast Mitternacht. Die Diener schaft hatte sich bereits zur Ruhe begeben. Langsam, leise wurde die Thür geöffnet. Der lauernde Kopf Jordan's erschien in der Spalte. Der" selbe hatte in diesem Augenblick etwas' von einem grinsenden Mephisto an sich. „Störe ich?" fragte er und kam in daS Zimmer. Franz schien über diesen nächtlichen Besuch erzürnt z» sein, sein finsteres Gesicht verrieth eS auf den eilten Blick. .Was willst Du?" antwortete er. — 1 « c» „Bist Du allein, Freundchen?" fragte Jordan leise und sah sich um. „Weißt Du nicht, daß es Nacht ist?" „Eben darum komme ich jetzt. Ich wollte mich nicht sehen lasten. Du weißt, ich bin stets rücksichtsvoll, Franz, Du siehst mich nicht gern am Tage hier — weshalb eigentlich nicht? Es ist jedenfalls sonderbar von Dir. Es ist eine Laune, eine Marotte! Hat Jordan etwa das Palais zu meiden? Ich dächte vielmehr er hat ein Recht dazu, es zu betreten, ein ungeheures Recht, ein Recht, wie kein Andrer sonst!" Der Baron wurde ungeduldig. Er konnte seinen Unwillen kaum noch verbergen. „Ich unterhalte nicht gern Verbindungen weiter , welche mich unter Umständen kompromittiren können, Jordan," ant wortete er mit gepreßter Stimme, „ich brauche Dir das ja nicht weiter auseinanderzusetzen. Ich habe ohnehin Dein Versprechen erhalten, daß Du mich ferner nicht mehr mit Deinen Besuchen beunruhigen willst —." Jordan zuckte die Achseln. „Ja, lieber Freund, das ist Alles ganz schön," sagte er, „aber es giebt Versprechen, die man absolut nicht halten kann, wenn man auch will! Ich habe acht Tage hintereinander — was sage ich, acht Wochen hintereinander schauderhaftes Pech gehabt! Es ist unglaublich, wie man zuweilen vom Unglück ver folgt wird! Nicht ein einziges Mal einen ansehnlichen Gewinn gemacht, aber schauderhaft verloren." „Was soll mir das? Was kümmert das mich?" „Die 70 000 Mark sind" — Jordan blies über seine Hand fort, um dadurch bildlich anzudeuten, was mit der ge nannten Summe vorgegangen. Franz stand regnungslos da und sah zu ihm hin. „Du hast das ganze Geld, welches ich Dir gegeben habe, verspielt?" fragte er. „Es ist unerhört, daß man so vom Unglück verfolgt werden kann, „Du hast recht," antwortete Jordan, „aber was ist dabei zu machen? Es giebt da eben nur die Hoffnung, es ein ander mal wiederzugewinnen." „Du hast Dich also ganz dem Spiele ergeben? Und Du weißt, daß ich Dir ankündigte, dieses Geld sei das letzte!" „Ich weiß zu meinem Tröste, daß ich das nicht so ernst zu nehmen brauche, lieber Freund! Du bist ohnehin in der besten Laune, wie ich höre, in der Hochzeitsstimmung. Da wirst Du sicher bereit sein, mir zu helfen. Zum Glück kommt es Dir in Folge der großen Erfindung, welche Ihr ansnützt, nicht auf eine neue Summe an!" „Du irrst!" fuhr Franz empor, „ich bin entschlossen, mein Wort zu halten. Ich habe Dich abgefunden!" „Die 70 000 Mark sind ja gar nicht auf Dein Conto ge kommen, Franz," sagte Jordan leise, „diese 70 000 Mark kannst Du daher nicht rechnen. Ich habe damals von der Sache in der Stadt gehört, sie bildete das allgemeine Gespräch. Du hast das sehr geschickt angefangen. Die 70000 Mark hat Hellmuth sich geholt. Aber sage mir nur, wie Du das gemacht hast? Hellmuth's Bild ist in der Thür des Kastengewölbes vorge funden worden. Und Niemand ahnt etwas von dem Zusammen hänge, nur ich!" „Es geschah Deinetwegen! Du weißt, wie Du mich dräng test , wie Du mir Deine Noch schildertest, wie Du mich an flehtest — Ich verlangte eigentlich 100 000 Mark, und Du weißt, daß es eine berechtigte Forderung war, ein Schweigegeld! Ihr habt Millionen mit Fürstenberg's Erfindung verdient, was sind diese 100 000 Mark, eine Lumperei! Du schuldest mir sonach noch 30 000 Mark." Franz' Augen, welche wieder den schielenden Blick aoge* nommen hatten, ruhten drohend auf Jordan. „Was sollen mir dixse Reden?" stieß er heran», „Deine Worte hören sich an wie einL Erpressung!" „Lieber Freund, Du hast Dich noch nie in einer bedräng ten Lage befunden und weißt daher auch nicht, wozu ei« Mensch im Stande ist, der Geld um jeden Preis haben muß," entgeg nete Jordan mit gepreßter Stimme, „ich weiß, was Dir an meinem Stillschweigen gelegen ist. Ich bin der einzige Mensch, welcher weiß, daß Du damals Nacht- aus dem Fenster der Fürstenberg'schen Wohnung stiegst. Lächle nicht! Ein LtckeS- abenteuer war das nicht. Ls handelte sich vielmehr um die Erfindung Fürstenberg's. Du hattest sie erlangt —." „Diese Lüge und diese Drohung bringen Dich in den Kerker!" rief Franz. Jordan schüttelte den Kopf. „Unsinn," sagte er, „dazu wirst Du eS schwerlich kommen lassen, denn ein gegen mich angestrengter Prozeß würde zu einer Untersuchung führen, welche ungeheure-Aufsehen machen würde. Und es fragt sich sehr, ob dann nicht doch Dinge an da- Licht der Sonne kommen würden. Dinge, Franz, welche da- An sehen der Döring's bis auf den Grund erschüttern müßten. Der Gerichtshof wird schwerlich glauben, daß eS sich bei jener Erfindung wirklich um den Zufall handelt, daß Ihr und Fürsten berg zu gleicher Zeit sie gemacht habt. Solche Zufälle giebt eS nicht. Und meine Aussage, daß ich Dich in dem Augenblick gesehen, in welchem Du heimlich Nachts durch das Fenster der Wohnung Eures Ingenieurs stiegst, müßte die Entscheidung herbeiführen." Franz hatte Jordan, welcher diese Worte nur geflüstert hatte, ausreden lassen. „Bist Du fertig?" fragte er nur. „Bis auf den Schlußsatz, ja," erwiderte Jordan, „ich muß die 30 000 Mark haben, welche Du mir noch schuldest. Du siehst, ich fordere nicht mehr, als damals gleich abgemacht worden war." „Abgemacht? Ich war leichtsinnig und freigebig genug» Deinen Klagen und Schwüren Gehör zu schenken! Jetzt bereue ich das schwer. Ich hätte Dich damals gleich kurz abweisen sollen. Nun ernte ich den Dank! Well ich damals nachgab, drohst Du mir! Doch das muß nun ein Ende haben! Nach Deinem heutigen Auftreten kann eS ein freundschaftliche- Ber- hältniß zwischen uns nicht mehr geben. Ich verbiete Dir diese Räume für immer! Von einer neuen Summe kann keine Rede sein!" „Du wirst mich nicht zu der Aussage treiben wolle», daß Du jene 70000 Mark damals mir gegeben!" Ein verächtliches Lächeln umzuckte den Mund d«S BarouS. „Ich muß Dir Deine Schritte überlassen," antwortete e^ „doch ich mache Dich darauf aufmerksam, daß man mir mchr Glauben schenken wird als dem undankbaren frühere» Proku risten Jordan, welcher entlassen werden mußte, well er Geld unterschlagen. Bisher ist dieses von Dir begangene Verbrechen nicht an die Oeffentlichkeit gekommen, doch ich habe noch die Beläge für daffelbe, die Beweise." Jordan's Gesicht hatte sich verfinstert — eS hatte ein« erdfahle Farbe angenommen. „So also stehen wir," meinte er mit dumpfer Stimme. „Es ist heute zum Abschluß mlserer Rechnung gekommen," setzte Franz noch mtt eisigstolzer Miene hinzu, „Du selbst hast diesen Bruch herbeigeführt. Mache nun, waS Du willst!" „Rechnest Du auch mit meiner verzweifelten Lage?" fragte Jordan. „Nicht ich verschulde dieselbe, nur Du selbst!" „Du verweigerst mir das Geld?"