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zählenden dichten Mövenschivärme sich über die Felder nieder-senkten, glaubten die Mormonen, daß ihr Unglück nun vollends besiegelt sei. Umso größer war die Freude, al« man wahrnahm, daß die Möven nur die Heu schrecken angriffen. Ta sah man in den weißen und grauen Vögeln vom Himmel gesandte Retter, die gekom men waren, die neue Kirche zu schützen. Mit einem Kostenaufwand von über 150000 Mark hat man nun den heiligen Möven ihr Tenkmal gesetzt; dar Monument wurde von einem jungen Newyorker Bildhauer, einem Enkel des Mormonenpropheten, Brigham Zonng, ent worfen und geschaffen. CK. Wälder, die sich selbst entzünden Schon mehrfach ist von Reisenden die Behauptung aus gestellt worden, daß Wälder sich durch die Reibung dec vom Wind bewegten ausgetrockneten Neste sich von selbst entzünden können. Durch die fortwährende Rei bung erhitzt sich daS Holz, und schließlich kommt der Augenblick, da eine kleine Flamme aufzüngelt und des trockene Holz Feuer fängt. AuS diesem Vorbild der Na tur, so wurde oft vermutet, schöpfte der primitive Mensch den Gedanken, durch daS Aneinanderreiben trockener Höl zer Feuer zu gewinnen. Allein fast alle Reisenden be gnügten sich damit, die Wahrscheinlichkeit oieser selbst tätigen Entstehung von Waldbränden zu betonen. Augen zeugen eines solchen Vorganges fehlten. Darum ist die Beobachtung des Ingenieurs R. 'I. Eldrigde, die im Geographica! Journal veröffentlicht wird, von erhöhtem Interesse. Eldrigde hatte monatelang auf einer etwa 200 Kilometer südlich von Hongkong liegenden kleinen Sandinsel zu arbeiten, die an Vogeldünger sehr reich ist und einen Buschwald von etwa 5—6 Meter Höhe trägt. Tie Büsche haben einen niedrigen Stamm, be reits in einer Höhe von 30 Zentimeter zweigen sich die zahlreichen Neste ab und verschlingen sich mit denen der Nachbarbäume. Im Verlaufe von drei Monaten erlebte der Ingenieur in diesem Buschwald verschiedene Wald brände, die man anfangs aus die Unvorsichtigkeit und die Nachlässigkeit des chinesischen Personals zurückführte. Tie Chinesen verteidigten sich und behaupteten, die Brände entständen durch die Geister der auf der Insel begrabe nen Ahnen. Eines Tages aber konnte Eldrigde beobachten, wie sich in feiner unmittelbaren Nähe ein Ast unter Umständen entzündete, die den Ingenieur von der gleich sam selbsttätigen Entstehung des Feuers überzeugten. Tie Flamme leuchtete plötzlich auf, währte einige "Augen blicke und erlosch dann. Als Eldrigde den Ast unter suchte, fand er alle Spuren des vollzogenen Verbren nungsprozesses; gebrannt hatte offenbar eine sehr leichte fasernhaltige Mässe mit welken Blättern. Weitere Beob achtungen zeigten nun, daß die Waldbrände in der Tat nur während der trockenen Jahreszeit und zwar aus schließlich an windigen Tagen entstehen. Es ist somit kaum zwenelhaft, daß der erste Funke dieser Waldbrände durch die Reibung nebeneinander liegender trockener Asste ent steht, die von dem Winde bewegt und durch die Reibung erhitzt werden. . CK. Deutschlands Waldreichtum. Nach den neuesten Aufnahmen der volkswirtschaftlich ausgenujL.-n Flächen bedeckt, wie in der „Holzwelt" mitgeteilt wird, der Wald ein Viertel des gesamten Reichsgebietes, genau 25,7 Prozent. Tie Baumbestände haben sich also in den letzten Jahrzehnten mit geringen Verschiebungen unge- sähr behauptet. Der größte Waldreichtum findet sich naturgemäß in den Gebirgsgegenden, da ja alle Haupt gebirge Deutschlands in guter Waldpflege gehalten wer den. Arm an Wäldern sind namentlich Schleswig-Hol stein und die übrigen der Nordseeküste näherliegenden Gebiete von Hannover, Oldenburg und den Hansestädten. Ten verhältnismäßig größten Forstbesitz unter den be- deurendcren Bundesstaaten hat Baden mit 36,5 Prozent der Gesamtfläche, es folgt Bayern mit 3l,6 Prozent, Hessen 31,1 Prozent, Württemberg 30,4 Prozent, Sachsen 25,1 Prozent und Preußen 23,7 Prozent. Die Kronfor sten umfassen im Deutschen Reich 1,8 Prozent der ge- Koffnung und HMck. Roman von E. v. Buchholtz. 14 Magdalene musterte deu sich schnell mit den Dorfbewoh nern füllenden Raum. Diese sah scharf hinüber und konnte deutlich die Gesichter von drei Damen erkennen: ein altes, weißhaariges Kinder gesicht, das merkwürdig naiv und unschuldig vor sich hin sah, Frau Halemeyer. Ihre beiden Töchter glichen sich wenig; die eine, augenscheinlich weil ältere, hatte eil» kluges, etwas scharfes Gesicht. Fast kühn im Ausdruck, zeigten die großen Züge des wohlgeformteu Kopfes einige Abweichungen von dem herkömmlichen Schönheitsideal, die Nase war ein wenig zu groß, der herb geschlossene Mund mit der kurzen Oberlippe vielleicht zu klein für daS schmale Oval Les blassen, von dunklem Haar umrahmten Gesichtes. Die andere hatte weiche Züge, ein zartes Näschen, volle rote Lippen und eine Haut wie aus rosigem Wachs gefertigt, so glatt und fest und frisch. Die Bekrönung des blonden, welligen Haarscheitels, auf dem sehr kleidsam ein schwarzes Pelzbarett saß, gab dem niedlichen Gesicht erst deu fertigen Eindruck des Dornröschenartigeu. Ein wenig neugierig sahen die blauen Augen nach der herr schaftlichen Loge, in die jetzt Hermann eiügetreteu war. Das Orgelspiel begann. Der Gesang der Gemeinde setzte ein. Und bei den lange nicht vernommenen Klängen, die so weihevoll das HanS bewegten, erfaßte Magdalene eine unnennbare Sehnsucht, selber ihr Empfinden in Tönen aus strömen zu lassen. Ihre Lippen, über die kein Laut zu dringen vermochte, zitterten in verhaltenem Schluchzen. Mit den Augen überflog sie das längst auswendig gelernte Lied, daS da die Leute, eifrig Wort für Wort ablesend, saugen: „Nun danket alle Gott!" Alle? Wofür hatte sie denn zu danken? Ein unaussprechliches Mitleid mit sich selber überkam sie. Krampshaft ballten sich ihre Hände in dem schwarzen Muff zu Fäusten. Und während die Gemeinde Gott den Herrn lobte und ihm dankte, war eS Magdalene, al» miisse sie die Fäuste aus dem Muff reißen und gen Himmel heben. Plötzlich schrak sie auf. Di« tief« markige Stimme des Pastors von der Kanzel herab hatte sie geweckt. Eine große, kräftige Sestalt stand dort, ein bejahrter Mann und doch gewaltig samten Forstfläche, Die Staatsforsten SS Prozent/ -te Gemcindcforsten 16 Prozent. Den im öffentlichen Eigen- tum befindlichen Forsten stehen die Privatforsten mit 47 Prozent, also dem kleineren Teil der Forstflüche, gegenüber. , MM« SiMMtmäi in tzMm'Wrlt iks l>Ma WeWMtiS. vi» zum 23. v. Ml», konnten die Lrntearbeiten überall flott gefördert werden, namentlich im Osten war der Roggen meist geschnitten und «105 großer Teil bereit» eing,fahren. Auch in Mittel- und Norddeutschland war der Schnitt de» Roggen» schon ziemlich wett gediehen und mit der Ernte der Sommerhalmfrüchte vielfach der Anfang gemacht. Am Donner»tag der Vorwoche, im Süden und Westen noch etwa» früher, setzte tnde» kühle» und regnerische» Wetter ein, da» während der ganzen Woche anhielt. Fast täglich fanden wett verbreitete und ost sehr ergiebige Regensälle statt, die nicht nur die Erntearbeiten behinderten, sondern auch in starkem Maße Lagerung verursachten. Au» Süd- und Westdeutschland, wo der Roggen geschnitten auf den Feldern lag und nicht geborgen werden konnte, wird viel fach bereit» über eine veeinträchligung der Beschaffenheit berichtet, auch wurde die ondaurrnde Nässe hier und da schon al» bedenklich für die Kartaff ln anoesehen, so daß jetzt allgemein der Wunsch nach beständiger Witterung laut wird. Wo» die einzelnen Halmfrüchte anlangt, so ist der Roggen im Osten und Norden und vielfach auch in Mittel deutschland zum größten Teile geborgen, nur auf großen Gütern, wo sich durch da» vorzeitige Reisen der üb eigen Halmfrüchte die Arbeiten sehr zusammendrön len, stand noch viel Roggen draußen. Ueber den Erdrusch des Roggen» wird weiter geklagt, namentlich in Schlesien, Posen und Mecklenburg bleiben die Erträge zum Teil er heblich hinter dem Vorjahre zurück, aber auch in den Provinzen Brandenburg und Sachsen ergeben sich vielfach Enttäuschungen. Weizen ist schon vielfach gemäht, auch die Ernte der Eommerhalmfrüchte war bereits im Gange, und man wartete auf trockenes Wetter, um die Gerste, die einen befriedigenden Ertrag verspricht, in Sicherheit bringen zu können. Der Hafer ist durch große Hltze und Trockenheit zum Teil notreif geworden und muß gemäht nierden, obwohl die Halme vielfach noch grün sind. Ter Stand der Futterpflanzen hat sich nach den wiederholten Niederschlägen gebessert. Von den Hackfrüchten haben die Rüben bei genügender Feuchtigkeit gute Fortschritte ge macht und zeigen jetzt eine starke Blattentwicklung. Auch für die Kartoffeln, bei denen allerdings vielfach über mangel haften Ansatz geklagt wird, waren die Niederschläge der letzten Woche von Nutzen Nencstc Nachrichten und Telegramme vom 1. August 1914. )( Dresden. Die Sächsische Bank hat den Diskont von 5 auf 8 Prozent und den LombardzinSfuß von 6 aus 9 Prozent erhöht. * Berlin. Prinz Adalbert von Preußen, der dritte Sohn des Kaiserpaares, hat sich im Laufe des gestrigen Ta^cs mit der Prinzessin Adelheid von Sochsen-Meiningen verlobt. Die Kaiserliche Familie nahm gestern abend im Königlichen Schlosse zu Berlin das heilige Abendmahl ei». (Siehe unter Deutsche» Reich.) * Berlin. Der Wechseldiskont ist von 5 auf 6 Pro- zent und der LombardzinSsuß von 6 auf 7 Prozent erhöht worden. )( Potsdam. In der Nähe dcS Bornstedter Feldes stürzte heute vormittag gegen 8Vr Uhr der 22 Jahre alte Flieger Fritz Schelke aus Neubrandenburg ab und wurde unter seinem Flugzeug begraben. Er war auf der Stelle, to'. wie ein Eichbaum. Wie ein alter Römer erschien er, der lange Talar glich einer Toga. Dröhnend klang der Ton seiner Rede. Er paßte seltsam zu dem Text, den er sich erivählt hatte. Es war das unzählige Male ansgelegte Bibelwart: „Nnn aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, aber die Liebe ist die größests unter ihnen". Anfangs galt Magdalenes Interesse nur dem mächtigen klangvollen Organ, dann wurde sie auch von dem Inhalt der Rede gefesselt. „Meine Andächtigen," so führte der Pastor ans, „die größte aller menschlichen Eigenschaften ist die Liebe. Glaube und Hoffnung bringen uns in ein AbhäugigkeilSvsrhältuis zu Gott, es ist das Verhältnis zwischen Herrn und Knecht, aber die Liebe verbindet uns mit ihm wie mit einem Freunde. Unserer Erkenntnis und unserem Streben sind überall Grenzen gesetzt, nur eines ist grenzenlos: die göttliche Liebe. Und dieser Gedanke muß uns versöhnen mit den Schmerzen, die uns das Schicksal auferlegt. Ach! und dieser Schmerzen sind viele auf der Welt. Mehr als in früherer Zeit. Scelenschmerzen! Es ist, als ob das Zeitalter des Dampfes und der Elek trizität Unruhe in das Blut des modernen Menschen gegossen hätte, die ihn znm Handeln drängt. Die Leute wollen heutzu tage verdienen — nicht sparen. Das Mittelalter hatte ein an deres Menschenideal und jetzt: „Märtyrer" hieß jenes, das jetzige „Uebdrmensch". Früher baute man Klöster oder wurde Einsiedler, jetzt errichtet mau Fabriken. In vergangenen Zeiten blieben die Frauen im Rahmen des Hauses, und es galt daS Wort: die Frau ist die beste, von der am weuigsteu gesprochen wird, jetzt sucht sich die Mehrheit der Weiblichkeit ein besonde res Gebiet znm AnSnntzen ihrer Fähig keiteu. Die Passivität hat aufgehört, als Lugend zu gelten. Aktiv sein! heißt die Losung. Und dieser heftige Betätigungsdrang hat naturgemäß als Reaktion ein Versagen der Kräfte im Gefolge. Uud eS ist schwer, in Demut das Scheitern unserer Hoff- nungeu zu ertragen, doppelt schwer in unserer heutigen Zeit, wo neben dem oft krankhaften Tätigkeitsdrang die Nervosität nnd daS gesteigerte Persönlichkeitsbewußtseiu zum Durchbruch kommen. DaS alles schafft Konflikte,«die das Leben früherer Generationen nicht kannte, — Gelegenheiten, die Enge unserer Grenze" leidvoll zu fühlen. Und doch ist das Streben an X Rew y o r k. Mehrer, Firmen in Newyork und anderen Städten haben ihr, Zahlung,» ringrflellk. Di« vörfrn in den Hauptzentren de» Lande» sind geschloffen. )( Moskau. Der Gemeind,rat b,willigte ein, Million Rubel zur Orgauisierung von sanitären Hils»maß«ahmin für Heer uud Flott« Rußland» und der befreundeten Mächte. * vudapest. Die alte Brück', die zwischen Ofen und Pest über di« Donau führt, ist gestcrn unter kaukem Krachen eingestürzt. Seit einigen Lagen wurden an ihr Aufbesserungen »orgenommen, die für mehrere Jahre be rechnet waren. Offenbar ist der Zusammenbruch auf diese Arbeiten zurückzufllhren, da keine sichtbaren Zeichen einer böswilligen Zerstörung vorliegen. Der französische Sojiattstruführer Janre» ermordet. Pari», "'stern gab ein unbekannter Mann im Taft Croissant mehrere Revolverschüsse ans JaurLS ab, der schwer verwundet wurde. Jauiöt ist seinen Verletzungen erlegen. X P a r i S. Der Mörder des Deputierten JaureS heißt Raoul Villain. Er ist 29 Jahre alt und der Sohn eines Schreibers am Zivilgcricht in NeimS. — JaureS saß mit einigen Freunden im Lass Croissant in oer Nähe einer Nische, die auf die Straße führte und mit einem Vorhang abgeschlossen war. Plötzlich erschien hinter die sem Vorhänge eine Hand. Bevor JaureS eine Bewegung machen konnte, wurde er von zwei Kugeln in den Kopf getroffen und sank um. Ter Täter wurde einige Augen blicke später verhaftet- Er weigerte sich, seine Perso nalien cinzugcben. Mau fand bei ihm zwei Revolver uud eine Korte, ouS der hcrvorgiug, daß er die Louvreschulc dciiichle. Tie Behörden und Acrztc kamen sofort nach der Tat an. Tie Acrztc kountcu jcdoch nur den Tod feststellcn. Tie Behörden vernahmen die Personen, die bei der Tat zugegen gewesen waren. In deu Straßen herrschte eine ungeheure Ausregu'-o ES wurde „Vivc JaureS" gerufen. Bor der 6utschktdu»g. * Berlin. In vulecrichleten K.eisen gibt man sich nicht mehr der Hoffnung hin, daß der Konfl kt sich noch in der letzten Sekunde vermeiden lassen wild. XBerli n. Als die Kaiserin mit den Prinzen Adal bert und Joachim von der Trauungsfeier in Bellevue uach dem Schlosse zurückkehrte, wurde sie ebenso wie das darauf folgende lronprinzliche Paar aus dem ganzen Wege mit Ovationen überschüttet. Die Kaiserin und die Kron prinzessin dankten der Menge tiefbewegt und auf das freundlichste. Ter Kaiser, welcher noch im Een^ralstabS- aebäude vorgefahrcn war, traf erst um Uhr im Schloße ein. TaS Publikum umdrängic sein Automobil uno begrüßte ihn mit donnernden .Hurras, mit Tücher- nnv Hüteschwenkeil. Ter Kai;er salutierte andauernd. Tie Kunogebungen in der Umgebung des Schlosses dauern fort. Tas Publikum hält eine sehr gute Ordnung inne. V Berlin. Ernst und zuversichtlich, das war, wie daS „B. T." schrr'bt, das Zeichen, unter dem Hundert- tausende gestern abend ihre Häuslichkeit verließen, um Unter den Linden im Herzen Berlins einen grasten Augen blick zu verleben. Ter Kaiser war gerade in oen beweg testen Stunden zur Trauung seines Sohnes im Schlosse Bellevue gefahren. Als er von dort zurückkehrte, brach das Gefühl zuversichtlicher Stärke nud freudiger, zittern der Erregung durch. Tie Hochrufe u»d Zustimninngs- knudgebnngen der Menge wollten lein Ende nehmen. Immer stärker schwollen die Massen an. Patriotische Lieder wurden angestimmt. Als die Mitternacht heran rückte, schien die Menge sich in keiner Weise verringc't zu haben. Etwa um 11Xc Uhr bestieg ein Herr die Rampe des Schlosses uud teilte, wie die „Voss. Ztg" schreibt, der Menge mit, daß der Kaiser der Ruhe bedürfe und schlafen müsse. Auf der Rückseite des Schlosses erschien die Kaiserin für einige Minuten am Fenster. Sie hatte sich kein Unrecht. ÜuS sind weitere Grenzen gesteckt, als unser» Vorläufern in der Kultur, und die sollen wir ciuSüützeu Aber nicht verzweifeln, wenn sich uns diese Grenzen unerwar tet zeigen! Ist es uns auf einem Gebiete versagt, uns zu betätigen, so hat Gott der Herr gesorgt, daß uns ei» anderes er schlossen wird. Vielleicht nur eiu unscheinbares, aber gewiß immer eins, auf dein wir unsere Liebe betätigen könne». Ein wenig Hoffnung har der Gott der Liebe immer noch für uns bereit, nur darf der Glaube nicht fehlen. Und ist wirk lich alles Streben umsonst, ziehen sich die Grenzen immer enger — nun, so wollen wir nicht angstvoll nnd zagend, sondern uach dem christlichen Vorbilds mutige und kraftvoll untergeben: „Gloria victiS!" s, Magdalene hatte, immer ergriffener werdend, den Worten gelauscht. Sie verwandte keinen Blick von dem greisen Cä- sarenkvpf, aus dessen Munde die Rede ging wie Trompeten geschmetter. Er predigte Liebe und Entsagung mit der Miene eines Siegers. L r Und mit einem Male schämte sie sich ihres Zornes von vorhin. Gewiß! ihr waren sehr enge Grenzen gesetzt, aber eiir kleines Gebiet würde sich finden lassen, ihre Liebe zu betä tigen. - Ans ihrer Versunkenheit wurde sie durch Viola geweckt die sie leise anrührte. DieKirchs war zu Ende. Wie im Traun» verließ sie das Gotteshaus. Es hatte angefange» zu schneien. Die Flocken wirbelten den Kirchgängern ins Gesicht. „ES schneit!" jauchzte Viola. „Gott sei Dank, daS macht einen wieder munter. Ich werde von dein langen Sitzen im mer todmüde." „Aber, Viola!" mahnte die Mutter, „eS ist traurig, daß Du noch immer nicht gelernt hast, Dich zu zwingen. Wo warst, Dir mit Deinen Gedanken ? In der Kirche jedenfalls „Doch!" kicherte Viola. „Ich habe ganz genau gesehen, daß Meta Halemeyer wieder ihr irraltes Sonntagssähnchen mit der ewigen Pslzgarnitnr trug, während Mieze eiu «eue» Barett hatte, das ihr reizend stand. Fandest Du dar nicht auch, Hermann?" 223,26