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- - - - -. - - -. , ^.,, , 2. Beilage zum„Riesaer Tageblatt." Freit««, IS. December 1S02, AbeaSS. »88 «»« WAvGWUTIGDWWW* Der erste RrichSpostdanepfer t« Deutsch- Gstdwestasrlka. Anfang nächsten Jahre- wird zum . erste« Ducke ein deutscher Rttchspo st dampfer In Swakop- «und anlegen, nämlich der Dampfer „Kurfürst" der Deut schen Ostafrika-Linie, der am 31. Deeember von Ham burg abgeht, auf seiner Ausreise nach Kapstadt. Im All gemeinen ist die Ostafrika-Ltnie durch den 'RttchSpostver- trag gebunden, auf der westlichen Rundfahrt direkt nach Kapstadt zu fahren, um dort mit den englischen Schiffen auf gleichem Fuße konkurriven zu können. Kamerun und Deutsch-SÜdwestafrika werden regelweise von den Post dampfen» der Hamburger Woermann-Linie bedient — Tür die ausnahmsweise günstige Beförderungsgelegen heit stach Swakopnrund giebt hie Abthttlung Personen verkehr der Hamburg-Amerika-Linie Aahrkdrten nach Swakopnrund zu 755 Mk. (1. Klasse), 505 Mk. (2. Klasse) und 315 Mk. (3. Klasse) aiu». Die neueste Phase des Berliner Pferde fl eischkrieges ist, daß nunmehr der Berliner Thter- schutzverttn sich entschlossen hat, zü Weihnachten ein gro ßes Pferdefleischessen zu drei- bis vierhundert Gedecken zu veranstalten, bei dem jeder Theilnehmer ersucht wer den soll, auf einem Zettel anzugeben, wie ihm die dar- gebotenen Gerichte gemundet haben. In der Pferdefleisch frage tobt nämlich in Berlin ein fröhlicher Kampf zwi- schys, der „Allgemeinen Fleischevzettung", welche die In teressen der Rindes- und Schwetneschlächter vertritt, und dem Thierschutzüevein, der in Flugblätterrn usw. schon ' seit Jahren den Genuß von Pferdefleisch empfiehlt. Die Abneigung gegen das Pferdefleisch, so führen diese Flug blätter aus, ist eben nichts als ein Borurtheil. Das Pferd ist eines der reinlichsten Thtere und von Krankheiten, die das Fleisch zum Genuß ungeeignet machen, verhältniß- mäßig wenig heimgesucht. Im Geschmack ist gutes Pferde fleisch durchaus dem Rindfleisch ähnlich. Gelingt es, wie der Berliner Thierschutzverein anstrcbt, das Borurtheil gegen das Pferdefleisch zu beseitigen, so würde die ver mehrte Nachfrage den Preis heben, und die Roßschläch ter wären in der Lage, bessere Preise für Schlachtchiere zu bezahlen. Mit der besseren Verkäuflichkeit der alten Pferde würde ein Hauptanlaß zu ihrer erbarmungslosen Ausnutzung beseitigt! Nun erließ kürzlich die „Allgemeine Fleischerzeitung" eine Einladung zu „bestem Pferdefleisch mit Wein" an die Vorstandsmitglieder des Berliner Thier schutzvereins. Sie ist nämlich der Ansicht, daß die Heinen vom Berliner Thierschutzverein zwar das Pferdefleischals gutes und billiges Nahrungsmittel empfehlen und — Andere Pferdefleisch! essen lassen wollen, selbst aber die sem kulinarischen Genüsse nicht fröhnen. Nun — der Berliner Thierschutzverein hat, wie bereits mitgctheilt, dankend abgelehnt. Sein Geschäftsleiter, Herr Hermann . Stenz, erklärt im Namen der übrigen Vorstandsmitglie der, daß er befürchte, auf dem pvojettirtem „Festessen" werde die Pferdefleischfrage nicht mit dem Ernste behan delt werden, der ihrer großen Bedeutung entspreche. - Ms Gegenschachzug prvjektirt nun, wie gesagt, der Ber liner Thierschutzverein selbst ein Weihnachtspferdejleisch- essen. Ten Theilnehmern wünschen wir guten Appetit und gesegnete Mahlzeit! Das kostbarste Buch hat kürzlich der Emir von f Ablhanistan.dem Schah von Persien geschenkt. Es ist eine Kopie des Korans, in Massives Gold gebunden und mit ' ^MMlen, Rubinen und Diamanten besetzt und kostete nicht weniger denn 80000 Pfd. Sterling oder 1600000 Mark. Der sparsam«« SchaP Au» Teheran berichtet «um russischen Blättern- daß der Schah von Persien eine Reform dNvchgeführt hah indem er seinen Harem auf beinahe den dreißigsten Th eil seine» früheren Bestände» festsetzte. Als der Schah nach seinem Vater Nassr-ed-Tin den Thron bestieg, fand er im Harem 1700 Frauen und 200 Söhne und Töchter vor. Jetzt besitzt der Schah in seinem Harem „nur" 60 Fvauewund SO Kinder. Der Harem des Schah ist für jeden Perser ein Gegenstand höchster Ehrfurcht, und Keiner wagt es, seinen Blick auf eine der Frauen de» Herrschers zu richten. Wenn die Frauen des Schah eine Ausfahrt mache», sammeln sich nicht die Neu gierigen in den Straßen, wie dies in Konstantinopel der Fall ist, sondern Jedermann zieht sich scheu zurück oder wendet sein Antlitz ab. Bor den Wagen, in welchen die Haremsfrauen sitzen, eilen die Läufer voraus und rufen: „Fliehet und rettet Euch!" Alles flüchtet sich in die Neben- gassen öder drückt das Gesicht an die Wand. Die Frauen de» Schah anzubltcken ist MajestätSbeleidigung, welche, wenn der Schah nicht Gnade vor Recht ergehen lassen will, sogar mit dem Tode bestraft werden kann. Zwei Tischlermeister hatten zu dem großen öffentlichen Pretskegeln eines Kegelklubs in Altona als Hauptpreis eine Zimmereinrichtung angefertigt, die sie gern gewinnen wollten, um sie nochmals zu verkaufen. Sie veranlaßten die Kegeljungen, jedesmal, wenn sie zu schieben hatten, die Kegel mit einem schwarzen Zwirns faden un^ureißen. Tie Sache gmg auch zuerst ganz nach Wunsch; jedesmal, wenn die beiden Tischlermeister, die dem Vorstände des Klubs angehörten, zu ihrem Schub antraten, riefen sie „Los", schoben dann, und immer lagen ,-alle Neune". Doch plötzlich kam die Sache anders. Wieder war der Ruf„LoS" ertönt; noch war die Kugel im Rollen, als die Jungen in ihrem Eifer schon die Kegel Umrissen. Nun war der Schwindel entdeckt; der Zwirns faden wurde als Beweisstück von den ergrimmten Mit spielern mit Beschlag belegt. Das Schöffengericht verur- theilte beide Tischlermeister wegen versuchten Betruges zu je vier Wochen Gefängniß und 30 Mark Geldstrafe; die Kegeljungen erhielten einen Verweis. Der Maler Allers, von dem anläßlich der „Affäre Krupp" vielfach die Rede war, soll schon seit einiger Zeit in Italien verhaftet sein. So behaupten italienische Blätter, u. A. das offiziös bediente „Jornale d'Jtalia". Indessen wird nicht mitgethetlt, wo er angeb lich im Gefängniß sitzt, wie denn die bezüglichen Mel dungen überhaupt etwpS Mystisch klingen. Die römischen Morgenblätter hätten danach plötzlich entdeckt- daß die Ver haftung des Hamburger Malers nicht sowohl wegen Miß brauch» respektive Verleitung von Knaben thatsächlich vor genommen sei, sondern unter dem Druck der öffentlichen Meinung Italiens angesichts der „Verdächtigung" deut scher Blätter.» Die Verleumdungen gegen Krupp seien von einer italienischen Camorra und von italienischen Er presserbanden ausgegangen. Sie kündigen an, daß. jetzt bei dem Prozeß gegen Allers „die ganze Wahrheit" an den Tag SomMen werde, und sie ihun das init einer Miene, als ob die unglaublichsten Ueberraschungen dabei bevor stehen könnten. Man wird das abzuwarten haben. - Die Lohnzahlung in der Mitte der Woche. Ter „Tag" schreibt hierzu: Seit Jahren schon wird von Bolkswirchen, Svzialpolitikern und Gewerbe-Inspektoren darauf hingewiesen, daß die Lohnzahlung in der Mitte der Woche gegenüber der allgemein gebräuchlichen Lohn zahlung am Sonnabend für die Arbeiter von bedeuten- keinen Blick von ihm wendend. ES entrangen sich so tiefe, qualvolle Seufzer der Brust des Unglttcklichen, daß selbst ver steinharte Mann des Gesetze» fast seinen Gleichmut verlor und eine dunkle Ahnung in ihm aufdämmerte, daß er hier eine schlimmere Rolle spiele, al» der grausamste Folter- und Henkersknecht, unter dessen Händen jemals Opfer sich gewunden. „Wenn Ihre Brust menschliche Gefühle hegt, wenn Sie e» gut mit mir meine«, wenn Sie wirklich meinen, «» wäre besser, mich schuldig zu bekennen, obwohl ich Ihnen schwöre, ich bin e» nicht.. nun so möge e» so gelten, als hätte ich ein Geständnis abgelegt." Der Angeklagte hatte diele Worte in abgebrochenen Sätzen gemururelt und der Untersuchungsrichter mit an- gehaltene,« Atem gehorcht und ihn mit keiner Silbe unter- krochen. „Gut, Herr Kapitän, ich habe Ihr Geständnis vernom men," erwiderte er, wieder Platz nehmend, als handele es sich um die gleichgiltigste Sache von der Welt. „Sie ver lieren dabei nicht«, können nur gewinnen. Sie nehmen einen tüchtigen Verteidiger, zum Beispiel den Dr. Ehu- zrlle«, der wird die Sache schon von der mildesten Seite darzustrllen wißen. Sir hatten aben-S vorher mit Ihrem Wer beschreibt die Qualen, welche den Gefangenen durchtobtcn bei diese» Vorhaltungen, wer vermöchte zu schildern, was in ihm vorglng, als der Stichler ihn, die Möglichkeit baldiger Wiedervereinigung mit der Gattin, dem zärtlich geliebten Kinde auSinalte. Er befand sich erst wenige Tage in Haft, et» kurzer Zeitabschnitt, Millionen lebten denselben dahin als ,vären e» flüchtige Sekunden gewesen, er selbst aber hatte wäh- rend desselben bereit» eine solche Summe von Qualen er- duldet, daß es die Geschichte eine» Dasein» von Genera tionen hätte auLmachen können. „Beruhigen Sie sich, fassen Sie sich," flüsterte Herr Faidherbe, ihn mit fieberhafter Spannung ausehend und daß selbst Gleichmitt Der Nachtwandler. Roman von Berthold Rehnert. 39 „Daß Sie den Rest des Giftes nicht sorlwarfen, sondern - dessen Besitz bereitwillig zugegeben haben, geschah aus Be rechnung, spricht aber nicht zu ihren Gunsten, da Sie ja wohl 'wußten, daß wir von Dr. Dumeny in dieser Be ziehung das Nötige erfahren würden. Sehen Sie wohl, mein Bester, die Sache ist ganz klar und logisch, kein Glied fehlt in der Kette der Beweisführung." Der Kapitän war zurückgesnnken, seine Lippen waren erdfahl, Millionen Funken tanzten vor seinen Augen, au» feiner Brust herauf kamen röchelnde, gurgelnde Laute, die krampfhaft zitternden Hände waren gegen seinen unerbitt lichen Peiniger ausgestreckt. Die mumienhafte Hant de» Untersuchungsrichter» be lebte sich, seine sonst so starren Augen schienen zu leuch ten vor Freude und Triumph. Er ersah seinen Vorteil. Er " hatte den Gefangenen niedergeschmettert, seine Haltung, feine Widerstandskraft völlig gebrochen. Jetzt mußte es sich entscheiden. Schnell sich erhebend, trat er auf denselben zu, und seine Hand scheinbar wohlwollend und nntleidig auf dessen Arm legend, sagte er in sanftem Tone: „Mein lie ber Kapitän, e« ist wirklich für Sie an, besten, wen» Sie gestehen, andernfalls verzögert sich die Untersuchung viel leicht noch um viele Monate, ohne baß am Schlnßresnltat etwa» geändert wird, denn Ihre Verurteilung ist unab wendbar. Gestehen Sie, die Sache wird verhandelt, wird möglichst milde verurteilt, und.. inzwischen sitzt Louis Napoleon, Ihr Gönner, auf dem Throne. Ganz Frankreich verlangt eil ;a so, mit Ausnahmen natürlich, wozu ich ge höre, denn ich bin Republikaner und mache da« Posjeu- Wel nicht mit. Run also: Sie werden begnadigt oder de- irrt und unterwegs läßt man sie eittspringen. Sie las st» in einem anderen Weltteile nieder und vereinigen hier init Ihrer Gattin und ihrem Kinde. Es liegt in Hand, durch ein Geständnis diesen Zeitpunkt zu be- flemtigen. Onkel eine etwas lebhafte Auseinandersetzung, waren ge reizt, baccen viel Wein getrunken, kurz: Sie haben in einen. Zustande gehandelt, der an Unzurechnungsfähigkeit grenz«. Sehen Sic, cs wird schon besser gehen, al« Sie befürch ten." Er machte eine Pause und schrieb in wohltzesctzteu, stahlharten Worten das Schuldbekenntnis nieder. Dann las er dem Angeklagten dasselbe vor. „Und nun nvch Ihre Unterschrift unter das Protokoll, Herr Kapitän, eine reine Förmlichkeit, doch ist dieselbe nicht »u umgehen." Er er hob sich wieder, legre dem Kapitän da» Protokoll bequem hin und überreichte diesen, dann eine Feder. Mechanisch nahm er dieselbe und starrte dann auf die Erklärung. Plötzlich schleuderte er die Feder zur Erde, schnellte empor und schrie: „Nein, nein, Sie Inda«, ich unterschreibe nicht, es ist- ja unwahr, durch«,,« unwahr Lassen Sic mich sofort wegsüyren." Der Untersuchungsrichter sah ihn einenAngenbtickschwan- kend an, doch nmßte sich ihm wohl die Ueberzeugung aus- , dringen, daß seine List gescheitert und ein nochmaliger Bei>^ such bei dem in, höchsten Grade erregten Angeklagten er folglos sein werde. „Wie Sie wollen, erwiderte er, schein bar gelassen, „vielleicht Überlegen Sie sich die Sache „och - einmal, wenn Sie ruhiger*ßeworden sind." „Rein, „ein, durchaus nicht, sparen Sie Ihre schänd- lichen Verlockungen, niemals werde ich eine andere Er- § Uörung abgebcn, al» die Beteuerung meiner Unschuld." z Bald rasselte der Wagen mit den zwei kleinen vergit terten Fensterchen über da» Pflaster der alten Stadt Aix " Da» Gefängnis nahm den Kapittfir wtedrr auf. Er ließ sich nieder aus dem Schemel in seiner Zelle und begann zu schluchzen. 103,18 Der Gefängniswärter, «in grauhaariger Mann mit martialischen, Gesicht, dem man den ehemaligen Krieger auch ohne die tiefe Narbe, welche schräg über die rechte Wange ging und in dem Batt verschwand, ansah, hatte sich entfernen wollen, blieb jetzt jedoch zögernd stehen und betrachtete dm Unglückliche« mit tiefer Teilnahme. k»L, Z-tzreM dem Borcheile ist. Btt einer früheren Lohnzahlung am Sonnabend, am Mittwoch oder ToimerSiag, können Familien der Arbeiter jhre Einkäufe in rattone Weise vvrnehmiey, sie sind nicht darauf angewiesen,Mn Sonnabend noch «sch fif de« Abendstunden die ve artiktt für dm SänntoU und für die vommende Wo werben zu müssen. ES bleibt zum Einkauf mehr Zeit, sie haben eine größere Auswahl, hauptsächlich i» Artikeln der LebenSntittelbranche, die am Sannah Abend überall nur noch in geringerem Umfange und > derwerthigen Qualitäten mizutrefien sind. Außerdem« ist dort, wo die Lohnzahlung schpn in der Mitte den Woche stattfindet, beobachtet worden, daß der Sonntag, der dann in der Mitte der Lohnwvche und nicht mehs Wfir Anfang liegt, bedeutend weniger zu zwecklose» GeldtzGS- gaben und alkoholischen Exeessen verwendet wird, tHik die Einzelnen dann schon über einen großen THietl ihre»! Verdienstes verfügt haben, und noch Vitt weniger wird der „blaue Montag" gefeiert. Gerade jetzt in den Zetten schlechteren Verdienstes, wo es für die Arbeiter doppelt geboten ist, jeden Pfennig rationell zu verwenden, und besonders in der Großstadt, wo sich am Sonnabend Aboird in allen Läden und Markthallen ein übermäßig starker Andrang bemerkbar macht, wäre es wünschenswerth und als ein sozialpolitischer Fortschritt zu betrachten, wenn bitte frühere Lohnzahlung in größerem Umfange ttutze- führt würde. Der Liebesjahrmarkt in Arlon. Am 6. De- cember ist in Arlon (Belgien) wie alljährlich der s-ge- nannte „Jahrmarkt der Liebenden" ab gehalten worden. Es ist ein alter Brauch, der in Arlon streng besvahrt wird. Am St. Nikolaus-Tage kommen von allen Stützten und Ortschaften der Provinz Luxemburg Breaks, Wagen, zweirädrige Halbkutschen und Geführte jeder Art, di« Landleute und .Liebende" bringen. Die Änen kommen, um Einkäufe zu machen, die Anderen, um sich einen Gat ten oder eine Gattin zu suchen. Tie jungen Leute und Mädchen haben ihre besten Kleider angezogen und sich di« Haare pomodisirt, frisirt, gekräuselt, gewellt. Am Mor gen findet man sichsin den Eafös, man stößt beim Trinken miteinander an, man fragt einander aus und man verlobt sich. Gegen Mittag kaufen die Burschen, die einen Wick auf ein bestimmtes Mädchen geworfen Haban und die angenonunen »vorden sind, ein Geschenk für ihre Aus erwählte. Das nenne» sie einen „St. Nikolaus". Abends geht man zum Danz. Alles dies sind jedoch nur Vorbe reitungen zur eigentlichen Verlobung. Die wirkliche Ver lobung erfolgt auf dem Januarjahrmarkt, wenn die Eltern keinen Widerspruch dagegen erheben. Bei der An gelegenheit giebt cs auch immer einen .Heiligmann", d. h. einen Mann, der die künftigen Gatten miteinander bekannt macht. Er erhält von den beiden Parteien ein „Trinkgeld". Während der vorbereitenden Besprechungen, die bis zum Januar dauern, geht er bald zu dem jungen Mann, bald zu der Braut zum Essen und Trinken. Ist die Verlobung erst endgiltig zu Stande gekommen, so erhält der Unterhändler ein Prozent von der Mitgift. Ferner ist er am Hochzeitstage der erste Gast, und die jung«» Eheleute machen ihm ein Geschenk; das der Frau ist ein Paar neue Schuhe, während der Mann einen hohen Hat giebt. Es ist also ein ganz einträgliches Amt, und der, der es auSübt, erfreut sich überdies der allgemein«» Achtung. So ist es zu verstehen, daß Viele dieses Amt gern übernehmen würden ; aber es erfordert doch beson dere Kenntnisse und einen ausgedehnten Bekanntenkreis.