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L ketke Koalitionsfreiheit, und da» Recht, sich zu verehelichen, «ar eingeschränkt. An eine Socialpolitik im größeren Stile dachte erst recht kein Mensch. Was die Leistungen auf den drei Gebieten der Kranken-, Unfall- und Invaliditäts-Ver sicherung betrifft, so erhellt schon au» einer ziffermäßigrn Zusammenstellung, daß eS sich hier um einen Fortschritt handelt, der ohne Hilfe de» Reiche» nicht hätte hervetgrführt werden können. Im Jahre 18SS hatten 81326 Krankenkassen für 7106804 versicherte und 2 7S4O27 erkrankte Personen, bei 46 ISS 436 Krankheitstagen, eine Ausgabe von 126018810 M., mit einem Vermögensbestand von 83 811959 M., während im Jahre I8S4 für 18060000 unfallversicherte Personen mit 266 400 entschädigten Unfällen 64 200000 M. auSgegeben wurden, bei einem BermögenSbestand von 131700000 M. Die Invalidität«, und AlterSvei sicherung kam im Jahre 18S4 bei 11510000 versicherten Personen 2S5 200 Renten empfängern zu Gute; die vorhandenen 40 Versicherung«. Anstalten und Kassen hatten 10S 580000 M. Einnahme, 25560000 M. Ausgabe, 329 500000 M. Vermögen, und der Reichszuschuß betrug 13 920000 M. Kann sich hiermit auch nur entfernt vergleichen, was in Frankreich auf dem Gebiete solcher Wohlfahrtseinrichtungen zu Stande gebracht worden ist? — Das Organ der Berliner Anarchisten, der „Socia- list", lobt in simer neuesten Nummer mit sehr warmen Worten den Herrn Oberstlieutenant a. D. M. v. Egidy und kündigt an, daß er sich nun wchl öfter mit ihm beschäftigen werde, „um seiner Wahrhaftigkeit, seines ehrlichen Strebens und seiner radikalen Neigungen Willen." Nur an der „Re ligion" des Herrn v. Egity stößt sich der „Locialist" noch, tröstet sich aber zum Schluß mit folgenden Worten: „Herr v. Egidy rst schon über so Vieles hinweggekommcn, so daß Lie Hl fsiiung besteht, er könne sich auch noch von den falschen religiösen Vorstellungen befreien. Und das wäre ein großer iSchritt vorwärts!" — Ueber Anspruchslosigkeit schreibt eine „Großmama" in der „Ack.- und Gart.- Ztg.": Wie selten begegnet man in unserer Zeit anspruchslosen, entsagungssähigen Menschen, und doch ist die Anspruchslosigkeit die sicherste Bürgschaft für Glück und Zufriedenheit, und jede Mutter sollte sie ihrer Tochter deshalb auch anerziehen. Tenn wenn erst das Leben diese schöne Tugend lehrt, so geht es dabei durch viele Kämpfe, Thränen und hartes Ringen mit den vorher nie bekämpften Wünschen in der eigenen Brust. Schon aus Barmherzigkeit, wenn nicht aus Klugheit, sollten wir unseren Kindern diese bitteren Erfahrungen zu ersparen suchen. Früher wurde die Jugend anspruchsloser erzogen. Ein guter Theil der vielen modernen unglücklichen Ehen kommt von den übertriebenen Ansprüchen, die die Frau an die Geduld, die Langinuth und — den Geldbeutel des Mannes stellt. Leider sind dabei die Eltern meistens nicht frei von Schuld. Sie glauben den Töch tern Gutes zu erweisen, indem sie dieselben in den Jahren ihrer Jugendblüthe verwöhnen, ihnen Vergnügen und Freude in Fülle gewähren; aber durch diese zu große Nachsicht und Verwöhnung erwachen in den jungen Mädchen nur zu leicht Ansprüche, die die Zukunft meist nicht erfüllt. Ansprüche aber sind eine Bürde für das Leben, ebenso wie der anspruchs volle Mensch eine Bürde für seine Umgebung ist. Erzieht darum Eure Töchter zu anspruchslosen Menschen, lehrt sie Ge nügsamkeit, Zufriedenheit, Selbstbeherrschung, Opserwilligkeit — lauter Tugenden, die mitunter ein wenig in Vergessenheit kommen. Eure Töchter werden den Gatten „glücklich machen und dadurch glücklich sein". Coswig, 14. September. Einen entsetzlichen Selbst mordversuch machte am Donnerstag Hierselbst der ehemalige Wirthschaftsbesitzer H. indein er sich mittelst eines Beiles mehrere schwere Verwundungen am Kopfe und eine Schnitt wunde am Halse beibrachte. -s- Dresden. Prinz Johann Georg, der bisher dem Gardereiterregiment angehörte, tritt nach beendetem Manöver ins Schützenregiment ein. Chemnitz, 14. September. Eine gestern Abend ab gehaltene socialdemokratische Volksversammlung beschäftigte sich mit der Angelegenheit des Reichstagsabgeordneten Seifert- Zwickau. Seifert erklärte, er habe die Läden des Consum- vereins in Schedewitz nicht des Sedanfestcs, sondern des im Belvedere stattfindenden Schießens wegen schließen lassen und erkannte an, einen taktischen Fehler begangen, aber nicht gegen das Princip verstoßen zu haben. Ein Antrag, Seifert möge von der Candidatnr im zweiten Chemnitzer Wahlkreise zurück treten, wurde abgelehnt, dagegen eine Resolution angenommen, welche besagt, Scifert's Verhalten am Sedantage sei ein tak tischer Fehler gewesen, der eine Rüge verdiene. Seifert hat also eine Rüge bekommen, die Candidatnr bleibt aber noch nach wie vor bestehen. — In den Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Absatzgebiete für unsere Industrie, scheint schon wieder Neigung vorhanden zu sein, an dem erst vor Kurzem eingeführten Zolltarif zu rütteln. DaS würde für unsere Industrie sehr unangenehm werden, zumal mehrere Fabrikanten jetzt, wo eine rege GeschästSthittigkeit herrscht, wieder daran denken, ihre Werkstätten zu vergrößern. Daß der bekannte Mac Kinley, der Vater deS hohen Zolltarifs, durch den unserer Industrie ein großer Schaden zugesügt wurde, Aussicht hat, im nächsten Jahre Präsident de» Eongresse» der Vereinigten Staaten zu werden, beunruhigt unsere Fabrikantenkreise sehr; denn wenn der Einfluß dieses Manne» wieder wächst, dann ist auch dir Befürchtung berechtigt, daß man drüben bald wieder höhere Schutzzölle verlangt. Stetigkeit im Handel und Wandel ist aber vor allen Dingen nöthig. Ehemnttz, 13. Scptember. Fräulein Marion Estelle Edison, die Tochter des bekannten Erfinders Edison si Ncwyork, hat fich kürzlich mit dem in Chemnitz stehenden Premierlteutenant Orser verlobt. Annaberg,i3. September. Endlich sind nach wochen langer anhaltender Trockenheit di« «rsehnien Niederschläge in so ergiebiger Weise erfolgt, daß Klee-, Kraut- und Kartoffel felder erfrischt wurden, und bei einer bi« aus 18 Grad ge sunkenen Temperatur und lebhaftem Westwinde zeigt sich auch heute noch der bewölkt« Himmel zu wettere« Rege« geneigt. Ei« so prächtige» Erntewet'er und eine so ausge zeichnete Ernte habe« wir aber in unserem Gebirge seit vielen Jahren nicht gehabt. Während sonst Anfang October noch anstehender grüner Hafer aus den Feldern keine Selten heit war, ist diese- Jahr bis auf wenige kleine Flächen schon die gesammte Getreideernte in größter Ruhe und Gleich mäßigkeit, nicht wie in anderen Jahren unter fortwährendem Ringen mit den sich um diese Zeit oft schon von rauhester Sette zeigenden Äettermächten des Gebirge« in die Scheuer gebracht. Dazu kommt, daß da« eingeerntete Getreide von ausgezeichneter Qualität ist, während e« an Quantität die Ernte der Vorjahre um das Doppelte, vielfach sogar um da» Drei- und Vierfache übertrifft. Elsterberg, 13. September. Am Donnerstag Vor mittag weilte in hiesiger Stadt Herr Geheimer OberregierungS- rath Amtshauptmann von Polenz mit dem Vorst inde her königlichen Gewerbeinspeklion Plauen, Herrn Gewerbcinspektor Kunze, um mit den Mitgliedern des hiesigen Stadigcmeinde- rath« bezüglich der Errichtung einer elektrischen Centrale für die Stadt Elsterberg und den betheiligten beiden Bewerbern, den Herren Mühlenbesitzer Otto Dutschke hier und Bruno Leonhardt in Noßwitz, zu verhandeln. Falken st ein, 14. September. Der in letzter Zeit in den hiesigen Industrien eingetretene erfreuliche Geschästsans- schwung macht die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder zur Bedingung. So wurde an den letzten Tagen wieder eine große Anzahl Arbeitskräfte für die Stickerei-Industrie verlangt; namentlich fehlt es an weiblichem Personal. Plauen, 13. Scptember. Unsere Appretur-Austalten, die sich seit langen Zeiten in Folge ihres vorzüglichen Apprets nach weithin eines sehr guten Rufes erfreuen, sind gut be schäftigt. An- und Erweiterungsbauten der großen Fabrikge bäude machen sich gerade jetzt wieder nothwendig. Und so sieht man gegenwärtig, daß eine unserer Appretur-Anstalten eine neue Färberei erbauen läßt, eine andere Fabrik hat eben ein Prachtgebände für das Lager vollendet. Die Dampfkessel wollen auch nicht mehr ausreichen: in den letzten Wochen sind mehrere ganz gewaltig große Dampfkessel für diese Fabriken hier eingeliesert worden. Plauen. Der Transport eines großen, für die Djschreir'sche Fabrik bestimmten Dampfkessels wurde Sonn abend Vormittag durch einen recht bedauerlichen Unfall unter- broch n. Nachdem der mit sechs Pferden bespannte Wagen von der Straßbergerstraße in das ziemlich jäh abfallende Weidigtgäßchen eingebogen war, gerieth der Wagen vor der Gastwirthschast „Stadt Gotha" ins Rollen. Bei der Biegung, welche diese Straße in der Nähe des Mühlgrabens nach rechts macht, lief der Wagen an den Zaun des der Firma Gruhl gehöligen Gartens und der Kessel fiel vom Wagen hinein in den Garten, wo der etwa 550 Ztr. schwere Koloß ziemlich 20 Schrit weit fortrollte. Bei dieser Gelegenheit sind leider die beiden starken Pferde des Herrn Lohnfuhrwerksbcsitzers Kcmnitzer, die dieser zu dem Transporte geliehen hatte, so fort getötet worden. Ueber das eine Pferd ging der Kessel weg; das andere Pferd mag auch noch vom Kessel getroffen worden sein, denn es hat das Genick gebrochen. Von den Pferden des Herrn Fuhrwerksbesitzer Stüber, welcher den Transport übernommen hatte, erlitt nur eins eine Verletzung an der Seite, wahrscheinlich durch einen Pfahl des umge rannten Gartenzaunes. Die getödtcten Pferde des Herrn Kemnitzer hatten einen Werth von über 3000 M. und waren nicht versichert. So groß der entstandene Schaden auch ist, so ist es immerhin als ein Glück zu bezeichnen, daß keine Menschenleben zu beklagen sind. An jener Stelle, an der sich der Unfall ereignet, sind schon mehrere Lastfuhrwerke verunglückt. Auf der Un allstelle sah cs aus „wie auf einem Schlachtfelde". Die beiden starken Pferde lagen todt in ihrem Blute am Boden, das GraS war auf eine ziemliche Strecke hin niedergemandelt und in einiger Entfernung davon lag der anscheinend unbeschädigte Koloß von Dampfk.sscl am Boden. Wurzen. In einem hiesigen Gasthause hatte sich ein junges Mädchen einlogirt, das sich im Fremdenbuche als Köchin Margarethe Duering aus Dresden eingetragen hatte. Dasselbe suchte sich in selbstmörderischer Absicht aus dem ersten Stock des Gasthauses auf das Straßenpflaster zu stürzen. Da ihm aber vermuthlich die Höhe zu gering war, suchte es sich mit einem Tischmcsser die Pulsadern zu öffnen und brachte sich mehrere ungefährliche Schnitte an beiden Armen bei. Das Mädchen verfiel darauf in hochgradige hysterische Krämpfe. Es wurde durch die Polizei nach den« Stadtkrankenhause über führt. Unglückliche Liebe soll das Mädchen zur Verzweiflung gebracht haben. Leipzig. In der Nacht zum Sonnabend ist jenes junge Mädchen, Iduna Knopf,' das am Sedantage infolge eines wrggeworsenen Streichhölzchens oder eines glimmenden Cigarrenstummels dadurch, daß die Kleider Feuer fingen, schwer verbrannte, seinen entsetzlichen Brandwunden erlegen. Nur der sorgfältigsten Behandlung und Pflege im städtischen Krankenhaus« zu St. Jakob, wo die Verletzte untergebracht war, ist eS zu verdanken, daß di« Unglückliche überhaupt so lange den Ihrigen erhalten geblieben ist. Die Qualen, die Iduna Knopf ausgestanden hat, sollen schrecklich gewesen sein. Die Theilnahme, die sich für die Unglückliche kundgab, war allgemein ; sie äußerte fich in zahlreichen Erkundigungen und Vlumenspenden. Von dem Urheber des Unglück» fehlt jede Spur; er wird wohl nie ermittelt werden können und nur in den Gewissensbissen, die er empfindet, seine Strafe haben. Leipzig, 14. September. Durch einen unglücklichen Zufall wurde rm Juli diese« Jahres ein Menschenleben ver nichtet. Eine Waschfrau, die in einem Miethhause 4 Treppen hoch wvhnt, hatte Blumenstöcke vor» Fenster gestellt, diese aber nicht durch einen Eisenstab befestigt, wie die Polizeiord nung e» vorschretbt, und trug die Schuld daran, daß einer der Blumentöpfe auf die Straße und einem gerade vorüber gehenden Schulmädchen auf den Kopf fiel, so daß diese« be wußtlos zusammenbrach. Es hatte einen Stbädelbruch er litten und starb kurze Zeit nach dem Unfall. Die Waschfrau erhielt für ihre Unvorsichtigkeit 3 Monate Gesängniß. Erfurt, 12. September. Mitten im Erntesegen fand die Frau des LandwirthS Ernst. Rudolf au» Tröchtelborn ihren Tod. Sie saß vorgestern aus einem hochbeladenen Ge treidefuder, daS von ihrem Manne nach Hause gefahren wurde; dicht vor ihrem Gehöft gaben die Garben nach und mit ihnen stürzte auch die Frau hinab. Sie fiel so unglücklich auf den Kopf, daß sofort der Tod eintrat. Greiz. In dem Fürstenthum Reuß ä. L. war von höchster Stelle aus eine Feier deS Sedanfestes nicht gewünscht worden, ja man hatte sogar eine Betheiligung der Schulen an dem Feste, wie auch an der Einweihung des Bismarck denkmals untersagt. In Crispendorf hatte der Militärverein am Sedanseste einen K.rchgang mit Musik geplant und davon die zuständige Behörde unterrichtet, einen Bescheid aber nicht erhalten. Als nun der Verein zum Kirchgang antrat, erschien der Gendarm, um das Vorhaben zu hindern. Der Vorsitzende berief sich aber auf die Anmeldung, worauf er mit dem Ver ein und unter klingendem Spiele zur Kirche marschirte, ob gleich der Gendarm drohte, daß die Betheiligten eine schwere Gefängnißstrafe wegen Landsriedensbruchs treffen würde, denn Reuß ä. L. habe seine eigenen Gesetze. Man ist nun sehr gespannt daraus, was der Kirchgang für Folgen haben wird. Köln. Em hefiger A beiter hatte im Juli d. einem Radfahrer einen Stock durch das Hinterrad seines Velocipeds gesteckt. Dasselbe wurde unbrauchbar, weil der Stock acht Speichen vollständig herauSriß. Der Arbeiter halte sich jetzt vor der Strafkammer zu verantworten. Das Urtheil lautete rach dem Annag des Siaatsanwalis auf drei Monate Gesängniß. Zweckmäßige Haltung und Pflege der landwirthfchafttichen Nutzthiere vehufS Gesund erhaltung und guter Nutzleistung. (Nach einem Vorträge von Oberlehrer Herbst-W rzen im landwirlh- schastlichcn Vereine zu Stauchitz, am 10. September.) 0-0. Unsere landwirlhschastlichen Hauthiere würden am besten gedeihen, wenn sie sich nach Belieben im Freien bewegen konnten. Dies geht aber nicht an, sondern wir sind daraus angewiesen, sie in Ställen zu hallen, wo ihrem Gedeihen mancherlei Hindernisse enr- gegenwirken. Letztere durch zweckmäßige Haltung und Pflege zu beseitigen, muh des Landwirthes ernsil ches Bestreben sein, will er anders einen Nutzen vcn seinen Thieren haben. Er muß die Be dingungen zu morschen und zu erfüllen suchen, welche zum nutzbaren V edeihen des Thieres nothwendig sind. Diese Bedingungen liegen theils im Wesen des Thieres. Iheils in Außendingen. Wir können und wollen uns H ute nur mit letzteren beschäftigen. Die nothwendigste Lebensbedingung j den Geschöpfes ist die Luft. Soll sie günstig wirken, so muh sie rein sein, d. h. sie muh die wesentlichen Bestandlheile der atnwjphäri chen Lust enthalten. Diese sind: 21 Sauerstoff, 79 " „ Stickstoff, Kohlensäure, 0.5- I"/o Wasserdamps. Aber in sehr vielen S üllen ist sie leider unrein. Enthält sie zu viel Kohlensäure, s, kommt beim Athmen zu wen<g Eaue stoss in das Blut, e» fl eht träger, setzt Krankheits stoffe ab, so daß die Gesundheit leidet und der Nutzen verringert wird. Enthält sie Ammoniak, was sich schon durch den stechenden Geruch verräth. so werden die Athmungswerkzeuge der Thiere angegriffen, eS tritt Husten ein, besonders bei Pferden, die bei länger sortgesetzter Einathmung von Ammoniak zuletzt lungenkrank werden und eingehen. Noch schädlicher wirt Schwefelwasserstoff, der auch die Lungen verdirbt und Ernährungsstörungen hervorrust. Daß der Stall keinen Staub und keine Ansteckungsstosfe enthalten , ars, versteht sich von selbst. Alle diese Schädlichleiten werden verhindert du.ch eine zweckmäßige Ventilation Daß du ch dieselbe die Nutzbarkeit steigt, ist durch viele Beispiele nachgewiescn. So halte man bei Franksurt eine Molkerei angelegt, um die Stadt mit guter Milch zu versorgen Im Jahres durchschnitt erhielt man von einer Kuh im Jahre 1877: 3700 I Milch. - - 1878: 3710 I - - - 1879: 371o I - Da legte der Unternehmer eine zweckmäßige Ventilation an und erhielt nun bei gleichem Futter im Jahre 1880: 40'0 I Milch. - - 1b8l: 41 2 1 also von jeder Kuh ein Mehr von 3 0 I Milch. Daraus sieht man, daß srische, reine Lust d e beste Nahrung ist. Sorge also für Venti lation laß deine Thiere. besonders die pingen, öfters ins Fieie und halte alle faulen, in Zersetz ng begriffenen Stoffe von deinem Stalle möglichst fern. Auch die Temperatur trägt sehr viel zum S edeihcn derThiere bei. Sie ars wed.r zu hoch, noch zu tief sein. Ist sie zu tief, so treten Erkältung n, Verdauungsstörungen und Rheumatismus ein. .Die Kälte frißt dem Thiere das Futter aus dem Lei e." Durch genaue Fcrschungen ist nachgewicjcn, daß bei Kühen mit den Thermometer,raden auch dec Milchertrag sinkt. Die Temperatur darf aber auch nicht zu hoch sein, da sonst die Thiere schwitzen, sich leicht erkälten und an allerlei Blutk.ankheiten leid n. SIS Durch schnitts-Temperatur kann man 12» K annehincn, und es sollten nie zu große «bwe chungcn davon staitfinden. In reden Stall gehört ein stetig zu beobachtendes Thermometer. Besondeis ist jeder schroffe Wechsel der Lus wärme zu vermeiden. Auch das nöthige Licht muß den Thieren gewährt werden. Licht wi kt belebend, Dunkelheit herab stimmend aus dieselben ein. Dunkelheit schwächt die Sehkraft, und so manches Fohlen ist schon blind geworden, weil sein Stall zu dunkel war. Natürlich darf daS Licht auch nicht zu grell sein, besonders sührt reflektirteS Licht zu Augenkrankheiten. Nutzthicrc, die öfters im Freim sind, dürfen mäßig dunklere Ställe haben, da sie in ihnen während der Arbeitspausen mehr Ruhe haben. Auch Mastthiere ge be hen in Dunkelheit, denn sie befördert dir Ruhe, und „Ruhe und und Rast ist die halbe Mast". Darum ist die Anlage der Fenster sür die verschiedenen Ställe sehr wichtig, und eS ist immer besser, auf möglichst viele Fenster zu halten, da man sie nöthigen Falls leicht verdunkeln kann. Daß auf die Nahrung der Thiere sehr viel ankommt, ist selbstverständlich. WaS die Art der Nahrung betrifft, so ist zu merken, daß dieselbe richtig zusammengesetzt sein muß Ist daS Futter zu arm an Mineralstossen, so werden die Thiere spatig, da eS ihnen an ph.Sphcrsaurem Kalke zur Knochendiidung seh t So konnten 1893 in Folge der großen Trockenheit in vielen Ställen die Schweine nicht mehr ausstehen. Dumpfige» Futter beeinflußt die BerdauungSorgane ungünstig. Muß man eS verfüttern, so gebe man reichlich Salz dazu. Ebenso sei man vorsichtig mit sog. besallrnrm Futter, also z U. mit Stroh und Heu, welchrs von Mehltbau, Rost oder Brand befallen ist, oder mit Getreide, da» viel Mutterkorn ent-