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171. S. Vettage znm Riesaer raaelilatt. DoimerStaa, 2S. Jnli IVA», avendS. HWMWWEWWWWWWWWWWWWWWVWWWW^>MWSWMWWWWUWVWWMWWMWWWMMW>WMWMWWMWVWWWW>MWWMWWWWWWWWW 8S. Gerlchtsfaal. Ser Iit »eil slWm« MMMI» AeM Wime»? Neues vom Raubmörder Bielus? Sm SO. Januar d. I. war auf der Landstraße -mischen Selbenberg und MoyS ein Krnstwagensührer Lehman« ans Wörlitz ermardei und beraubt ausgesunden morden. Nach den polizeilichen Feststellungen hatte der zunächst unbekannte Täter sein Opfer durch einen Schub in den Hinterkopf ge tötet und dann die Lederjacke und die Brieftasche mit etwa 100 Mark Bargeld geraubt. Der Verdacht, dieses Kapital- verbrechen begangen zu haben, lenkte sich schließlich auf den am 18. Oktober 1VN4 zu Sorau geborenen Kaufmann Fritz Nielnf, auf dessen Ergreifung von der Staatsanwaltschaft Görlitz eine hohe Belohnung ausgesetzt wurde. Alle Nach forschungen nach ihm waren bisher erfolglos. Wiederholt gemachte Funde, vornehmlich in der Gegend von Bantzen, lie ßen mit Sicherheit darauf schließen, daß Vielns von der Gür- litzer Gegend aus nach Sachsen gewechselt war. Verschie dentlich glaubten Bewohner ländlicher Bezirke, den flüch tigen Raubmörder gesehen zu haben. Sv war im Früh- iahr ei» Mann bei Königsbrück beobachtet worden, der frische gesäte Getreibekörner wieder ans dem Erdreich ge wühlt und verzehrt hatte. Mehrfach wurden große Polizei streifen in Waldgebteten unternommen, die aber alle ergeb nislos verliefen. Gehegte Verdachte, daß man Vielns ge sehen habe, bestätigten sich in keinem der Fälle. Vor noch nicht langer Zeit wurde bekannt, daß er sich von einer in zwischen festgenommcnen Frau deren Kleider geborgt und diese auch getragen hat, und so als Frau oder Mädchen ver- kleidet den Nachforschungen sich ans diese Weise zu entziehen wußte. Neue und schwere Mordtaten sind inzwischen be- gangen worden. So hatte man im Mai — um nur zwei Beispiele anzuführen — in Kleinküpper einen in den sech ziger Jahren stehenden Landwirt Karl Schopke erschlagen und erdrosselt ausgesnnben. Es lag ein gemeiner Raubmord vor. Sm 28. «pril war der 1900 zu Reichenberg geborene Ingenieur der Stemens-Schuckert-Werke, Franz Schütze, durch zwei Nückenschüsse, mehrere Halsschnitke und Oeffnrn der Pulsader an der linken Hand aus der Straße bet Lauban ermordet und beraubt aufgesunden worden. In diesem Falle war ein Fleischergehtlse aus der Umgebung von Hirschberg in Verdacht der Täterschaft geraten. Letzterer wurde bald darauf in Dresden sestgenvmmen, doch konnte er mit dem genannten schweren Verbrechen nicht in Verbindung gebracht werden. Mer nun bisher geglaubt hat, der so lebhaft ge- suchte Raubmörder treibe sich etwa bettelnd in irgendeiner Gegend herum, der dürfte sich in einem Irrtum befunden haben. Am 18. Februar kurz nach Mittag war in Dresden auf der Prager Straß« ein unglaublich frecher Raub be gangen worden, bei dem der Täter nicht weniger wie 15 000 Reichsmark Lohngclder erbeutet hatte. ES betraf dies einen Kasscnbvten der Firma Anton Reiche A.-G., der die hohe Summe zuvor aus dem Postscheckamt abgehoben und der dann noch etwas besorgen wollte. Als der Rassenbvte das betreffende Grundstück ausgesucht und die Treppe betreten batte, siel hinter ihm ein Schuß. Bevor der Uebcrfailene sich zur Wehr setzen konnte, mar er durch einige Schläge auf den Kopf betäubt und beraubt worden. Bet der Flucht hatte der unbekannt gebliebene Räuber gerufen: Holt die Polizei! Kurz darauf konnte die Dresdner Kriminalpolizei seststellen. daß der Täter wenige Tage zuvor einen Einbruch in die Räume der Austria-Krastwagenvertriebsgescllschaft in Dres den begangen hatte. In Süddeutschland, und zwar in Baden- Baden war ein Betrüger ausgetreten, der sich als ein angeb licher Ingenieur Georg v. Harenberg aus Hamburg bezeich net hat. Dieser etwa dreißigjährige Schwindler ist von dort ans seit Ende Juni verschwunden. In seinem zurückgelas senen Gepäck wurden Dinge gesunden, die sowohl von dem Einbruch in die Dresdner Geschäftsräume der Austria-Kraft- wagenvertrtcbsgcscllschast stammten, wie auch von dem Raub überfall auf den Kassenboten der Firma Anton Reiche her rührten. Damit gilt als feststehend, daß jener angebliche Hamburger Ingenieur v. Harenberg mit dem Einbrecher und Räuber identisch ist. Seitens der Kriminalpolizei in Karlsruhe wurde weiterhin ermittelt, baß der in Baden- Baden mit Monokel usw. ausgetretene Betrüger der seit An fang Februar gesucht« Görlitzer Raubmörder Bteluf war. Hoffentlich gelingt es recht bald, jenen vielseitigen Schwer- Verbrecher, der inzwischen als Hochstapler aufgetreten ist, aus. findig zu machen und hinter Schloß und Riegel zu bringen. . lK-g.j Landgericht Dresden. In der Privatklaaesache des Handelsmanns Herman« Lieberwirth in Wröba, Privat- klüger, gegen 1. den Schlößer Marti« Melde. 2. den Hans« bksttzer Hermann Hofmann, beide in Grüba, wegen Kör perverletzung und Beleidigung hat, aus die von dem Ange- klagten Martin Melde gegen das Urteil des Amtsrichters zu Riesa vom 8. Mai 4928 eingelegte Berufung, die 8. kleine Strafkammer des Landgerichts zu Dresden in der Sitzung vom 28. Juni 1l>20 für Recht erkannt: Die Berufung deS Angeklagten gegen das Urteil des Amtsgerichts Riesa vom 8. Mai 1928 wird mit der Maßgabe verworsen, daß der An geklagte wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Geld strafe von zwanzig RM, hilsswcise zu 4 Tagen Gefängnis verurteilt wird. Ter Angeklagte hat die Kosten seines Rechtsmittels zu tragen und dem Privatkläger die diesem entstandenen notwendigen Anslagen zu erstatten. — Der Angeklagte ist am 25. 9. 189N in Gröba geboren und wegen Beleidigung oder Körperverletzung nicht vorbestraft. Die Beziehungen zwischen ihm und dem Privatklägcr sind ge spannte. Am 18. Mai 1927 gegen XO Uhr abends trat der Angeklagte dem am Grundstücke seines Schwicgervat«aS Hofmann vorüberkommendcn Privalklägcr entgegen, um ihn wegen einer seiner Ehefrau zugefiigten Beleidigung zur Rede zu stellen. Die Parteien gerieten in einen heiligen Streit, der damit endete, daß der Kläger den Angeklagten mit dem Taschenmesser einen Stich in die Brust versetzte. Ter Angeklagte bemerkte das zunächst nicht, sondern ging danach gegen den Kläger zum Angriss über, indem er ihn mit seinen mit Lederschuhen lSchnürschnhen mit Abiätzeni bekleideten Füßen heftige Tritte gegen den Unterleib ver setzte. Ter Kläger wich nach dein Pohlingschen ekwa 50 Meter entfernten Hause zv aus aus der Slraßc, beide Par- teien batten Gesicht gegen Gesicht, der Kläger wehrte sich mit den Händen, wandte einmal dem Angeklagten kurze Zeit den Rücken, kehrte ihm bas Gesicht wieder zu und slüchtete »Ist Mli «eilige lege! kiesige pselsesmiiüigliligöll! - 5sison - Ausverksuk. »em Ist eil« grolle Ssgsbsnkoiit LSI» Iskrreknten. Vas IcrnikSLäs kudlikum vvsilZ os, äaü Hvlr Ärs» HV«« bvlr ! vsr Laukdstrisd war äissruLl viscisr uuzslisusr xroL. Lis ciivre VsrluLtpreiLe: 9/scßsnstrümvkS , » i»2 2^ 15 z xroLss Lortiwvvt . . . Llvtvr 58 48 4 KInolnrotrlimpk« korb., 6r. 5—11 zeck. ?aar 88 4 48/95, xuts, ckivdtv tzunl. Ztolr. 95 z 9/8. Oderkemrßen - s 8*° 5lE99Elb^I^EI1 oinroln» Ztüoks 12.50 8^0 »In Porten Loletsnrtokko Tnkkt, Okivairrepp, Vvloutivs, bunt« t 0!^ Svicksn .... 5.50, 4.50, 3.50 I.SV Vsmvn- u. k. Lommer u. ^Vinter 2» Vorlustprsis. 2.SS Unondsrug mit 2 Llsssu »otturN 200 ttmx, Xsssei . »stturk 220 Iklllx, vnrll», . . Ltüoll 59 4 »ßslls ROpttücksr über ckis I-tzlmv . Lekeuerlüeker e»«s Ar»» unck dsixo xsmiistsrt Aakbo, bunt gemustert . I Atsrrsldssu» mit 2 L mov vsmsn- u. Kincßsi'- U/srckv vsvist «nxesebm.. bald vsrseksnlct SS. 4» 17. Fortsetzung Die Enttäuschung, die er auch hier erleben mußte, kam ihm sehr überraschend, ohne ihn freilich tief zu verletzen. Denn er hatte inzwischen mancherlei gelernt — auch, daß die Frauen, welchen Standes sie sein mochten, in den meisten Fällen von einem auskömmlichen Dasein nach ihren Neigungen befriedigt wurden. Seitdem das naive Landmädchen die Macht des Geldes, das sie zuvor nie besessen, kennen gelernt, war sie in den Grenzen ihrer Wünsche dem Teufel der unersättlich bleiben den Gier verfallen. Ihre Unterhaltung, so oft der abge arbeitete, heimwehkranke Krumbholz sie aufsuchte, bestand in den jammernden Klagen über die unerhörte Teuerung der Großstadt. Nur durch die Hingabe einer Cxtrasumme vermochte er den Quell ihrer Rede versiegen zu lassen. Dabei blieb da» Mädchen für ihre Person völlig an spruchslos — schenkte niemals, so ost sie auch Gelegenheit dazu gehabt — einem andern Manne ihre Gunst, sondern fand volles Genüge in dem Anhäufen des mühelos Ver dienten. Für ihren Unterhalt verdiente sie al» Waschfrau ge nügend ... Die kleine Wohnung roch stets nach Seife. Der Durchgang durch die beiden Hellen Stübchen und die Küche war durch die mit nasser Wäsche behängten, kreuz- artig gezogenen Leinen, nahezu unmöglich. So war P. A. Krumbholz auch in diesem Falle nichts anderes, als ein ehrlich und pünktlich abzahlender Schuldner, der da» Geld einzig als Machtmittel einschätzte. Die gefährliche Krise, in der seine Firma geschwebt, war bei Frau Adelheids Tod überwunden. Neue, hochwichtige, bisher von ihm vergeblicy angestrebte Handelsbeziehungen mit namhaften Firmen des In- und Auslandes hatten sich angebahnt, und zwar — wie er ehrlich genug war, anzu- erkennen — zum größten Teil durch den diplomatischen Takt seines zukünftigen Schwiegersohnes. Dadurch lernte er wiederum eine ihm bislang fremd gewesene Seite an Kerst bewundern. Dessen nach der Reise und Krankheit bewie sener fieberhafte» Hasten in der Erledigung aller geschäft lichen Dinge hatte sich erfreulicherweise in ein unermüdlich zähe- Ringen um geschäftlichen Erfolg gewandelt. Jetzt war es nicht mehr der alt« Name, der P. A. Krumbholz eine baldige Heirat mit Anita und Kerst wünfchen ließ, londern die Wirkung von dessen qgnzer Persönlichkeit War hiermit schon der ganze Vorteil ausgeschöpft, den sich Krumbholz auf diese Weise zu sichern gedachte? Er spähte der in jeder die Firma angehenden Angelegenheit durchaus Nüchterne und Skrupellose nicht noch etwas an deres, für ihn Wichtigeres, durch Kerst Verbindung mit seiner Familie? — Bis zu dem Eintreffen von Ruth von Alvenbrinks Telegramm hatte Krumbholz einen anderen Punkt nicht wissentlich erwogen. Trotzdem aber stand er bereits als treibende Kraft bei der mit Kerst wegen der Aufrechterhaltung seines Verlöbnisses gepflogenen Unter redung. Er wußte genau, daß Jürgen von der ihm unwill kommen gewordenen Fessel fortstrebte . . . Fühlte deutlich, daß es lediglich um das unbestritten gegebene Ehrenwort war, wenn jener nicht doch zurücktrat... Er fühlte auch den wahren Grund ... Jeder einigermaßen aufmerksame Beobachter mußte er kennen, daß Kerst.. . Anitas Stiefschwester liebte, nachdem er ihr früher mit scheinbarer Gleichgültigkeit auszuweichen bestrebt gewesen. Diese Verbindung aber würde P. A. Krumbholz mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln — auch mit nicht völlig lauteren oder einwandfreien — Hintertreiben! Ehe er sie zuließ, schrie er in alle Welt hinaus, daß Kerst em wortbrüchiger Schuft, ein gewissenloser Lüstling sei. Hatte er ihn damit natürlich für Anita und auch für sich selbst als ferneren Mitkämpfer verloren, so kam er doch auch für die stolze, reine Ruth nicht mehr in Frage ... Und da» genügte Krumbholzl — Hinter diesem gedanklichen Ergebnis mußte alles andere — sei es nun persönlicher Vorteil oder Erleich terung — zurückstehen. Vorläufig durfte er sich von diesen I»nd ähnlichen Ge danken nichts merken lassen. So gab er sich jetzt sehr ge- schickt und glaubhaft den Anschein, al» übersähe er Kersts steinerne Ruhe, die zunahm, je näher die Ankunftsstunde der Heimkehrenden rückte. Dem Gang zum Bahnhof hatte sich Kerst nicht zu ent ziehen vermocht. Er selbst ahnte nicht einmal, wie auch für da» schärfste Auge ununterscheidbar er war von dem wirklichen Baron Kerst, als er zur Linken von P. A. Krumbholz den heranfauchenden Schnellzug erwartete. Sein Herzschlag ging weder schneller noch langsamer denn sonst . . . Erst al» der Zug anhielt — als di« Türen der Abteile aufgesperrt und Ruth von Alvenbrinks hohe Gestatt am Schiebefenster de» Ganges für eine Minute sichtbar geworden, schoß durch sein« Starrheit ein nicht zu zügelndes Strömen. Er vergaß sein» Rolle. Stürzte vor — ihr entgegen! Ruth von Alvenbrinks Blick« suchten ihn und erflehten etwas. 2r begriff und kam zur Besinnung. Trat ein wenia zu rück und gab damit Raum für Krumbholz. — Nicht einmal Ruths Hände ergriff er. Starr und steif — wiederum ver eist stand er mit entblößtem Haupt wahrend der Be grüßung. Hatte er vergessen, daß noch eine andere ankam 1 — Seine Braut! Ohne ihren Vater auch nur mit einem Blick zu streifen, flog ihm Anita Krumbholz ans Herz. Mit eiserner Mannes kraft zwang er nieder, was sich in ihm gegen diese Um armung auflehnte — schob lie sanft von sich ab, tat ein paar unwichtige Fragen ... Er hatte in ihres Vaters Hause ihre Bilder in allen Stellungen gesehen und besaß außer dem aus seines Vorgängers Nachlaß eine Mappe, die gleich falls Photographien von ihr und einige inhaltslose Briefe enthielt. Auf ihren äußeren Menschen glaubte er also ge- nügend vorbereitet zu sein. Er hatte sich ein pikantes, kecke- Persönchen in modernster Aufmachung oorgestellt. Die jetzt ihren Arm, von ihm Besitz ergreifend, in den seinen gelegt hatte, war ein müde», früh verblühtes Geschöpf. Die Gräfin Dudens hatte sich voller Rücksicht und geheimer Freude an üer ungehinderten Beobachtung aller Vorgänge, solange es anging, serngehalten. Nun bildet« sie mit der Familie zu sammen, eine Gruppe. Krumbholz und Ruth blieben auf dem Bahnhof zurück, um alle» Nötige wegen Ueberführung der Leiche in die Kapelle des zuständigen Friedhofs zu veranlassen. Der vor dem Lahnhof wartende Krumbholzsche Kraftwagen hätte sehr wohl Zett gehabt, erst diese anderen drei nach Haus zu bringen. Kerst aber winkte ein anderes Auto herbei, um nur ja keine Minute länger, als unbedingt nötig, mit Anita allein sein zu müssen. Er nahm auf dem schmalen Rücksicht Platz, den beiden Damen gegenüber. Die Gräfin hielt das sich mühsam da- yinschleppende Gespräch krampfhaft aufrecht. — Anita kämpfte schon wieder mit dem Gefühl unerträglich werden- den Frostes. Sie bemühte sich andauernd, ihre rechte Hand in diejenige Kerst« zu betten. Lei jedem, auch dem leisesten Stoß, flog sie jedoch — dem Ziel« nahe — auf ihren Schoß zurück. Da gab sie es endlich auf... Daheim angelangt, stellte sie fest, daß Jungfer und Zimmermädchen Trauerkleider angelegt hatten, von besse rem Schnitt, al» ihr in höchster Eile von Ruth herbetge- Ichafftes Fähnchen. Di« Mädchen küßten ihre Hand und bemühten sich dabet zu weinen. — Eine ihr unbekannt« stand bescheiden im Hintergrund. Sie trug ein schlichtes, weißes Kleidchen, da» sie früher an der Stiefschwester ge- sehen hatte. „Wer ist da» Mädchen," fragte sie mit einer Unwilligkeit, die nicht beabsichtigt war, sondern mehr ihrem nervöse» Wesen entsprang. Lie Gräfin zuckte di« Achseln.