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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192604072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-07
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1926
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'M verzeichn«!. Andererseits «ar«« ». B. Stetttuer Dampfer um IX Prozent befestigt. Am Montanaktte«markt new an- «e« Klöckner, Harsch, Lara, Rheinische Braunkohle» und Rombacher je S Prozent, Buder«», Küln-Neu-Essen je Prozent, Deutsch-Luremhurger SX und Bochumer IX Pro zent. Dt« übrige« PretSbesserungen schwankte» zwischen 1 und IX Prozent. Kaltwerte lasen ruhig. Die Aktie,, der Farbentndustrte gewannen IX Prozent. Bet den chemische» Nerte« waren Befferunaen bis zu IX Prozent zu ver zeichnen. Von den Elektrizität-werten erzielten Beraum»» anfangs eine Besserung von ü Prozent, wovon aber 2 Pro zent wieder verloren gingen. Gesellschaft für elektrische Unternehmungen aeqnmn »X Prozent, Schuckert IX Pro zent, TranSradto IX Prozent, Hvg« IX Prozent, Siemens, Belten und einige andere Werte je 0,75 Prozent. Au, Markt der Maschinen- und Motorenfabrireu wurden Autv- mobtlwerte bevorzugt. Datmler gewann SX Prozent, Berlin-Karlsruhe SX Prozent, Adler-Werke 4 Prozent. Der Satz für tägliche» Geld war VX—7 Prozent, für Monats geld S—7 Prozent. Der PrtvatdtSkont blteb unveräudert bei 5 Prozent. — An der Produktenbörse blieb die Grund- stimmung de» BrotgetretdemarkteS fest bet nur geringen, Verkehr. Kreditmaftnahme« zugunsten der deutsche« Leinenwirt- fchaft. Um der deutschen Letnenwirtschaft die Abnahme brr zum Teil noch bet der Landwirtschaft lagernden Flachsernte von 1924 zu ermöglichen und der slachSoauenben Landwirt schaft die AnSsicht auf Abnahme der kommende» Ernte zu gewähren, erwägt dte Reichsregierung Kreditmatznahmen zugunsten der deutschen Letnenwirtschaft. ES ivtrd dabei daran gedacht, für kurzfrtsttg« Kredite, die die Flachs röste«« und die Leinenspinnerei aufntmmt, gegen Verpfän dung der Flachsbestände in gewissem Umfange eine Bürg schaft des Reichs zu übernehmen. Der Weltverbrauch an Kraftfahrzeuge». Stach der ame rikanischen Zeitschrift „Automotive Industrie" befanden sich am St. Dezember 1925 in der ganzen Welt 24 452267 Kraft fahrzeuge in Gebrauch, nämlich 20 877 566 Perfonen-itrast- wagen, 8 574 701 Lastkraftwagen und 1450668 Motorräder mit oder ohne Beiwagen. Dies bedeutet eine Erhöhung um 14H Prozent gegen den Stand vom 81. Dezember 1924. Auf Amerika entfielen 26 081 220, auf Europa 2 668558, auf Australien 428 296, auf Asten 240 658 und auf Afrika 188 581 Kraftfahrzeuge. Im einzelnen wiesen nach den Vereinigten Staaten die stärkste» Ziffern auf: Grobbritannien mit 858 405 Kraftfahrzeugen, Frankreich 768 499, Kanada 719718, Australien 297311, Deutschland 295 000. Im Laufe des Jahres 1925 erhöhte sich der Verbrauch an Kraftfahrzeugen in Amerika nur um 12,1 Prozent, dagegen z. V. in Europa um 26,2, in Australien um 47 Prozent. < Java« bestellt deutsche» Kuukmaterial. Wie die Agentur Jndo-Pacifique aus Tokio berichtet, hat üaS Finanzmini sterium beschlossen, in diesen, Jahr auf Sachlieferungskonto bei Deutschland Materialien für den Mu von Radiosta tionen im Betrage von 3 Millionen Nen zu bestellen. Si«s«hr deutscher Farbstoffe i« Japan. Wie die Agentur Jndo-Pacifique aus Tokio berichtet, ist die Einfuhr deutscher Farbstoffe in der letzten Zeit gestiegen. » * * Marktberichte. dresdner Siblachtbtebmarkt vom 6. April. Auftrieb. 1. Rinder: 18 Och'en, 74 Bullen, 123 Kalben und Kühe; 2. 425 Kälber; 3. 188 Schafe; 4. 632 Schweine, zusammen 1460 Tiere. Preise in Reichsmark für 50 Kilogramm Lebend- und (im Durchschnitt) für Schlachtgewicht. Ochsen: Wegen gerinnen Auftriebs keine amtliche Preisnotierung. Bullen: 1. siingerc vollfleischige höchsten Schlachtwertes 50 bis 53 (89), 2. sonllige vollfleiscbige oder auSgemästete 45 bis 47 (84), 3. fleischige 41 bis 44 (82), 4. gering genährte 36 bis 40 (82). Kühe: 1. jünnere vollfleischige höchsten Schlachtwertes 47 bis 49 (87), 2. sonstige vollfleischige oder ausgemästete 41 bis 45 (83), 3. fleischige 35 bis 38 (81), 4. gering genährte 25 bis 30 (72). Kälber: 1. beste Mast- und Saunkälber 82 bis 85 (135), 2. mittlere Mast- und Saugkälber 74 bis 79 (127), 3. geringe Kälber 60 bis 68 (116), 4. geringste Kälber 40 bis 54 (89 bis 108). Schafe: 1. beile Mastlämmer und jüngere Masthammel (Stallmast) 50 bis 55 (105), 2. mittlere Mastlämmer, ältere Masthammcl und gutaenäbrte Schafe 44 bis 48 (102), 3. fleischiges Schafs,eh 34 bis 40 (94). Schweine: 1. Fettschweine über 300 Pfund 83 bi« 84 (104), 2. vollfleischige Schweine von 240 bis 300 Pfund 80 bis 82 (102), von 200 bis 240 Pfund 77 bis 79 (102), von 160 bis 200 Pfund 74 bis 76 (100). 2. fleischige Schweine von 120 bis 160 Pfund 70 bis 73 (100). Ausnahmepreise über Notiz. Amtlich festgesetzte Preise an der Produktenbörse zu Berlin am 6. April. Getreide und Oelsaaten pro 1000 leg, sonst pro 100 kg in Reichsmark. Weizen, märkischer 278 —282, pomm. —. Roggen, märkischer 169—174, Mecklenburg. —. pomm. —. «erste, Futtergerste 146 — 161, Sommergerste 175—198, Wintergerste 146-161. Hafer, märkischer 190-203, pomm. —, westpreutz. —, MaiS, loco Berlin —, Waggon frei Hamburg —. Weizenmehl, pro 100 kg frei Berlin brutto inkl. Sack (feinste Marken über Nskiz) 35,75—38,50. Rogqen- mehl pro 100 kg frei Berlin brutto inkl. Sack 24,75—26,75. Weizenklete, frei Berlin 11,00. Roggenkleie, frei Berlin 11,00. Raps 360—365. Leinsaat —. Viktoria-Erbsen 26,00 bis 32,00, kleine Speise-Erbse« 23,00-25,00. Futtercrbsen 22,00—23,00. Peluschken 21,00—23,00. Ackerbohne» 2l,00 bis 22,00. Wicke« 26,00-30,00. Lupine«, blaue 11,50-12,50, gelbe 14,00—14,50. Serradella alt« 16,00-22,00, neue 87,00 -31,00. Rapskuchen 14,60-14,80. Leinkuchen 19,25—19,50. Trocken schnitzel 9,30-9,60. Soha-Schrot 19,70-20,20. Torfmelasfe 80/70 Kartoffelstock-« 15,00-15,20. » aaten Gefängnis verurteilt werde. Der G«rtcht»hok stad dek der Urteilsverkündung seinem Erstaune« darüber Au-drnck, daß der Vertreter der Staatsanwaltschaft «tue so »Ude Strafe beantragt batte. Massensterben der Perleumuschel«. Dte japanische Perlenproduktton bat in diese» Jahre «tue» schwe ren Ausfall erlitten. In der Bucht von Ise t» mittler« Japan ist ein Massensterben der Perlenmuschelu «inaetreten, die dort geradezu künstlich gezüchtet werde«. Japanische Fir men wenden seit langer Zeit ein besondere» Verfahre« an, um die Perlenproduktion der Muschel zu steigern. De« Muscheln werde» absichtlich kleine Fremdkvrperche« zuge- sührt, um so den wertvolle» Gchmuckgegenstamd zu gewinne«. Di« köstliche Perle verdankt ihre Herkunft bekanntlich einer Krankheit der Muschel. Wen» ein Steinchen ober ei» an derer kleiner Fremdkörper in den zarten Organismus de» Weichtieres gelangt ist, so versucht dte Muschel diesen Stü- rensried dadurch zu besänftigen, daß sie ihn mit der gleichen Absonderung einhttllt, die den Muschelschalen den herrlichen Perlmutterschtmmer verleiht. Die japanische Perlentndu- strte beruht also darauf, daß man künstlich die Perlmuschel zu solchen Heilprozrssen zwingt. Diese grobe Industrie hat nun einen schweren Schlag erlitten, weil in diesem Winter die lauen Winterregen ausgeblieben sind und weil das Wasser der Bucht durch die tieferen kalten Meeresströmungen zu sehr abgektthlt worden ist. Das Wasser in der Bucht von Ise ist aus einen Kältegrad gesunken, bet dem die Perl muschel nicht mehr leben kann. Wenn nicht bald ein gründ licher Temperatnrumschwung cintritt, steht die japanische Perlenindustrie vor dem Ruin. Schwarze Schmetterlinge. Der englische Na turforscher Dr. Harrisson zeigte m der Londoner Kgl. Wissenschaftlichen Gesellschaft Schmetterlinge, die ur sprünglich weis; waren und infolge entsprechender Nahrung, beispielsweise dem Fabrikrauch ausgesetzte Pflanze«, eine schwarze Färbung angenommen hatten. Dr. Harrisson hat diese Versuche an rund 4000 Schmetterlingen vorge nommen und jedesmal feststelien können, datz der Einslus; der Umwelt^ stärker war als der ererbte Farbencharakter der betr. Schmetterlingsgattung. Ein kluger Bürgermeister. In einem kleinen Orte Bayerns hat sich diese nette Geschichte zugetragen: ein Radfahrer überfährt eine GanS und bietet dem Besitzer für das Opfer zwei Mark Schadenersatz. Der Bauer for dert fünf Mark, will aber dafür das tote Tier dem Radler überlassen. Der Bauer geht von seinem Gebot nicht ab, der Radfahrer nicht von dem seinen, und die Debatte scheint endlos zu werden. Schließlich wird der Bürgermeister als Schiedsrichter cutboien. Ter sagt: „Sehr einfach! Der Radler soll dem Bauern zwei Mark geben, ich lege drei Dlark zu und nehme dafür die GanS nach Hause!" Sprichts, zahlt drei Mark an den Bauern und zieht mit einem guten Braten davon. 25 000 Berliner Häuser in ausländischem Besitz. I» Amerika sind gegenwärtig Befürchtungen darüber im Umlauf, ob amerikanischen Bürgern, die in der Inflationszeit in Deutschland für ein Butterbrot Grund eigentum erworben haben, dwser Besitz durch die deut schen Gerichte strittig gemacht oder mit Nachzahlungen be lastet werden kann. So will der Newyorker Messingfabri- kant Färber, der nicht weniger als ein Dutzend Berliner Häuser auf billigste Weise erworben hat, eine dahmzte- lende Benachrichtigung bereits erhalten haben. Diese Auf fassung entspricht aber, wie das „8-Uhr-Abendblatt" mel det, nach Form und Inhalt durchaus nicht den Tat sachen. Von einer Zwangsenteignung ausländischer Grund besitzer ist niemals die Rede gewesen. Wieweit sich aller dings ausländische Grundstücksspekulanten die damalige kritische Situation deS deutschen HauSbesitzeS zunutze zu machen wussten, geht daraus hervor, daß allein in der Reichshauptstadt rund 25000 Häuser in ausländische Hände während der Inflationszeit geraten sind. Natürlich sind nun vielfach von den früheren Eigentümern die unter dem Zwange der Verhältnisse damals getätigten Haus verkäufe angefochten worden. Darüber kann und wird aber nur im Wege der ordentlichen Gerichtsbarkeit ent schieden werden. Die Erfahrung lehrt, daß in vielen Fällen RechtSstreitigkeltcn dieser Art durch gütlichen Ver gleich beendet werden, aber es sind auch schon zahlreiche Fälle vorgekommen, wo aus Grund der Rechtslage die früheren Veräußerer wieder in den Besitz ihrer Häuser zurückgelangt sind. ES besteht bereits eine umfangreiche Judikatur des Kammergerichts und des Reichsgerichts wegen solcher ausländischer Grundstücks kaufe, bedauer licherweise aber hat sich bisher eme einheitliche Recht sprechung der obersten Gerichte des Reiches und Preu ßens in dieser Beziehung noch nicht erzielen lassen. Die ehemaligen Eigentümer an Ausländer verkaufter Häuser sechtcn den Handel jetzt meist mit Bezugnahme darauf an, daß der Kaufpreis der zuständigen Behörde nicht be kannt und von ihr nicht genehmigt war, wie dies nach dem Grundstück-Verkehrsgcsetz vom Februar 1923 erfor derlich gewesen wäre. Die Fels en Wohnung deS „Schinder- Hannes" entdeckt? Beim Wegbrechen einer Felsen wand entdeckte man in ungefähr fünf Meter Bruckstiefe in einem Steinbruch in der Gemarkung Hmterstern (Pfalz) ein großes schachtartiges Loch, das in einen vier Meter hohen und breiten zimmerartigen Raum süyrte, der zwei verschiedene Ausgänge hat. Ueber das Alter dieser Erd wohnung sind die Ansichten geteilt; während die einen sie aus dem 12. Jahrhundert datieren, in dem auf der Burg Monfort Raubritter herrschten und die damalige» Bewohner der Gegend sich Erdwohnnngen errichteten, glau ben die anderen, daß es sich um die Wohnung des Räuber hauptmanns Johannes Buckler handelt, der unter dem Namen „SchinderhanneS" im 18. Jahrhundert ur dieser Gegend sein Unwesen trieb. - Im alte« Reval. Graue Tore. — Paul Fleming» LiebeSfrühling. Man schreibt uns aus Reval: Alte vernachlässigte Häuser, bresthaft gleich Greisen auf Krücke«, nehme» im Stadtkern von Reval dem fortschrittlichen, robuste» Geiste Helligkeit und Bewegungsfreiheit. Ihre unsauberen runz ligen Gesichter stimmen verdrießlich. Es gibt ältere Hänser in alten lieben Städten Deutschland», aber sie heimeln an, weil sie Spuren sorgfältiger Pflege »eigen. Den Fremde« aus Deutschland friert e» deshalb im graue« Stadtherze« Revals, so datz ihn der alte Hanseort am NordlanbSmeer mehr enttäuscht als fesselt. Ein deutscher Gelehrter »»einte einmal, es rieche in Reval zu sehr nach Staub, Gptnneweb und Katzen... Nur wer mit -em Lntdeckerstnn de» Atter- tumssreundes zwischen Len Häuserreihen -ahtngeht, dem wispern unter Versal! und Unsauberkeit die angejahrten Haustüren, Pforten und Torbogen mit verstaubtem Schnitz werk, hübschem Gewände und de« verschrammte« Wappen verschollene Geschichte zu. De» zieht e» gruselnd in tiefe dämmrige Torbogen, wo dte Manern von ewiger Dunkel heit und Feuchtigkeit grüne Krusten habe« und die ver rosteten Ringe und Angeln verbogener Falltüren sich tief in den Stein gruben. Irgendwo stützt eine dunkle Stiege in die Mauer und teilt sich in mehrere kurze Stiegen, die regellos Lurch das Gebäude laufen und vor irgendeiner Türe enden. Dte Jahrhunderte alten Haustüren und Hof tore öffneten sich vor manchem groben deutschen Mann ünd schade nur, datz Reval di« Erinnerung an H-Leutenbe Gäste «nL Besucher nickt in Gedeoktalelu «abrt. Hk« kleine« Ddmderg, unter de« dunklen «rassigen Pf«, « faffungSmauern, auf deren Rücken weitläufige, Ad«--itns«r klebe», liegt «ine hübsche eiserne Pforte. Sie drückt sich In den Sinke! «vifchän «ne« verwitterten, gemütlichen Turm und eine mürrische Gartenmauer. Durch ihr« gebrochen« Muster steht ein behüteter altertümlicher Hyf." Pforte und Hof scheinen au» früheren Jahrhunderte« vergessen »u sei». Laut poliert da» Stadtactrtebe daran vorüber und schert sich wenig «« da» freundliche Geheimnis im Winkel. Stein treppen, schroff, winkelig, arbeiten sich z« ihm hinauf, sie liege» zwischen »wei Rethen sehr beiahrter krummer, buck- liger Häuser, unter rücksichtslosen Dachtraufen und ttll- «lensptegelluftig« Neaenröhren. Paul Flemiug, Deutschland» wackerer Dichter, ist in de» Novembertagen 163« über dies« Treppe» gestiegen, um hinter der schmalen Mauerpforte sein bräutliches Glück zu Herzen und zu be- singen. Dte Pforte schloß nach der Unterstadt da» Garten grundstück Le» Revaler Handelsherrn Ntehusen ab. Und Elsgen Niehuseu erwählte sich der junge Dichter zur Braut. In fröhlicher Eile hatte das Liebespaar einander Treue geschworen, denn dt« deutsche Handelsgesellschaft, dte vom holsteinischen Herzog Friedrich auSgeschickt war und der Fleming als Arzt folgte, sollte ihre gefahrvolle, beschwer liche Reis« ins tiefe Rußland fortsetzen. — Da» hübsche Revaler KaufmannStüchtcrchen verwandelte mit Zauber kraft de« Sinn de» ernsten Dichters, so datz er in seinem LiebeSlenz schwärmerische Liebeslieder und neckische Ge- legenheitSverSchen dichtete, darunter das Gedicht vom Küssen: „Ich nur und die Liebste wissen, wie wir unS recht solle» küssen." In der Abschiedsstunde, im winterlichen Garten am kleinen Domberg, dichtete er auf das „treue" Herz der Braut da» wnnderzarte Sied, da» noch Jahrhun derte später in deutsche Herzen sich schmeichelte: „Etn ge- treues Herze wissen, hat des höchsten Schatzes Preis..." Und war doch einer Ungetreuen gewidmet, denn die Braut brach ihm Wort und Schwur, während er in Rußland weilte, und zog als Weib eines fremden Kaufmann» in die wette Ferne... AIS Fleming nach sechsjähriger Abwesen, heit nach Reval zurttckkchrte, trat ihm im kleinen Gärtlein an der dunklen Mauer die jüngste Schwester der Treulosen entgegen. Weinend sprach sie ihm von ElSgen und sah den haltlosen Schmerz und sah dt« Tränen fließen. Leise mahnte sie ihn an seine eigenen frommen Trostworte: „Hat sich gleich gegen Dich / Glück, Ort nnd Zeit ver schworen: / Was dich betrübt und labt, / Halt alles für erkoren..." Es erfuhr der stille Gartenwinkel nun bald Flemings zweiten LiebeSfrühling, denn er verlobte sich der jüngsten Ntehusen, die seine Lieder liebt« und sang, anch sein unvergleichliches: „In allen meinen Taten / Laß ich den Höchsten raten..." Ausgesühnt mit seinem Geschick, kehrte der junge Dichter bald nach Hamburg zurück mit der Hoffnung im Herzen, zur Rosenzeit die Braut heimführe» zu Wunen. Aber ihn rief bald der Tob. Im Garte» am kleinen Dörnberg zu Reval trauerte lange die treue Brant. R. K.-N. tl Leibesübungen «ud Wander« find hente der Arzt am Krankenbette des deutschen Volkes. Oberbürgermeister Adenauer, Kölu. Knust und Wissenschaft. Der Nachwuchs der Theologe« in Dentschlaud. Aus dem kirchlichen Handbuch von P. Kropp (1925) geht hervor, datz unter den Theologie-Studierenden ein bedeutender Rückgang zu verzeichnen ist. Während im Jahre 1920 noch 3443 Kandidaten der Theologie gezählt wurden, sind es im Jahre 1924 nur noch 2898 gewesen. P. Kropp berechnet in seinem Jahrbuch, daß ans 100 aktive Geistliche etwa 18 bis 20 Theologen entfallen sollten, um den Abgang ersetzen zu können. In Deutschland gab es 1922 im ganzen 18543 aktive Welt-Geistliche und 3161 Theologen. Schon damals war diese Berhültniszahl nicht vorhanden; sie hat sich seit dem weiter verschlechtert. Bei den Protestanten steht cZ noch schlechter. Die Zahl der protestantischen Theologen ist von 3R9 im Jahre 1920 auf 2096 im Jahre 1924 zurückge gangen, trotzdem die Zahl der protestantischen Gläubigen in Deutschland doppelt so groß ist wie die der katholischen Gläubigen. Technische Hochschule auch für das Ruhrgebiet? In Essen und im übrigen Ruhrgebiet sind Bestrebungen im Gang«, Essen zum Sitz einer Technischen Hochschule, die be sonders die Städtebaukunst pflegen soll, zu machen. Der Plan wird allerdings nur erst erörtert, und Las letzte Wort in dieser Sache wirb der preußische Staat z» sprechen haben. Der preußische Landwirtschaftsmiuifter Steiger Dr. h. c. Die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat den preußi schen Lan-wirtfchaftsminister Steiger zum Dr. h. c. ernannt. Der Nestor der deutschen Schriftsteller Dr. M. G. Conrad in München konrtte an seinem 80. Geburtstag, den er am Ostermontag in voller Rüstigkeit beging, in seinem Heim eine Fülle von Kundgebungen der Verehrung entgegen nehmen. Als einer der ersten Gratulanten fand sich Mün chens Bürgermeister Scharuagl ein, der die Glückwünsche deS Stabtrates zugleich mit der Mitteilung zum Ausdruck brachte, daß der Stabtrat dem Jubilar in Anerkennung seiner Verdienste um dte Stadt eine Ehrengabe »«gedacht habe. Weiter gratulierten dte Vertreter deS Münchener Schrifttums, gleichfalls unter Urberreichung von Ehren gaben. UeberauS groß ist die Zahl der Glückwunschschreiben und Telegramme, dte dem Gefeierten zugingen. Darunter befinde« sich solche de» bayerischen Kultusministerium-, von Cosima Wagner-Bayreuth, LeS Schriftsteller» Nousten Chamberlain und von den bekannteste« Vertreter« der Gchriftftellerwelt. Anch im Ausland, wie in der Schweiz, in Schwede« und in Amerika, hat man deS Ehrentage» de» Jubilar» gedacht. Die fränkische Gemeinde Gnodstadt ver anstaltete für Dr. Conrad, Ihren Ehrenbürger, eine beson- der« Feier, an der viele Vereine tetlnahmeu. Akademie bildender Künste Dresden. Da» Gesamt ministerium hat dt« Sahl de» Professor» Ferdinand Dorsch -um Studienprofeffor der Akademie der bildenden Künste für bas Studienjahr vom 1. April 1VSS bi» »um 31. Mär» 1V27 bestätigt. Handel ««d Volkswirtschaft. An der Berliner Börse waren auf dem Effektenmarkt die Kurse am Dienstag überwiegend weiter befestigt, da aus der Provinz «nd teilweise auch au» dem Ausland er- hebltche neue Kaufaufträge etngetroffen waren. Erst in den letzten Börsenstunüen stellte sich eine Abschwächung etn. Ans dem Stenten markt Motz fünfprozenttge RetchSanlethe mit 9,461 Prozent und SchutzgebiciSanleihe mit 6/15 Prozent. Alte Hypotheken-Pfandbriese waren größtenteils befestigt, während landschaftliche Goldpfandbriefe eine Kleinigkeit schwächer lagen. Am Bankakttenmarkt gewann Bank für Brauindustrie IX Prozent, Barmer Bankverein 2X Pro zent, Berliner HandelSantetl« IX, Darmstädter und Deut sche Bank je 9,75 Prozent, Sisenbahnaktten waren wenig verändert. Bei den SchiffahrtSaktien batte« KoSmo» eine Etnblche von IX Prozent, Deutsch-Anftral, Hansa-Dampf» lcktftawkt »nd Norddeutscher Lloyd von le 0,7ö Prozent »« Bücher «ad Zeitschriften. Deutsche Franenkleidnng «nd Frauenknltur, Zeitschrift für Kleidung, Kürperbildung und Erziehung, Handwerks und Volkskunst. Herausgegebe« vom Verband Deutsche Frauenkletdung und Frauenkultur. Verlag Otto Beyer, Leipzig, 3. Heft 1926. Preis Mark 1.19. Das rechte Kleid am rechten Ort: Melanie Heide-Herwig, / Dte naturgemäße Lebensweise t« Frühjahr: E. W. Baule, / Frühlingsahnen und gute Vorsätze für unseren Gemüsegarten: Eugenie von GarvenS, / Au» dem Blütengarten im zeitigen Frühjahr: Hermann Krüger, / Teppiche von Märtha Gähn, Stockholm: Walter Karbe, / Bon Kindern und Puppen: M. Lorenz (Mia Ler»), / Körpererziehung: Prof. Charlotte Pfeffer, Berlin / Bacherbesprechungen / AuS Le» Gruppenberichten / Schntttmusterbogen mit Wäsche- und Kleiderabbildungen, 11 Schnittmustern, Bemerkungen zu den Kletderabbtldungen iwt Höft von Sp. Das neu« Heft der ausgezeichneten Vcr- bandSzeitschrist ist vor allem wieder ausgestattet mit vielen gute» Photographien von Kleidern, die nach der Auffassung deS Verbandes sich grundsätzlich unterscheiden von den Tor heiten der Mode und das Schöne mit dem Sachlichen, das Gesunde mit der künstlerischen Wertarbeit verbinden. Den Leserinnen Hilst etn trefflich redigierter Schntttmusterbogen zur Selbstanfertigung der Kleidung nach dem Vorbild -er Photo». Im übrigen ist das Heft ganz aus de» Frühling eingestellt, 1« der Betrachtung über die Lebensweise, in Hinweisen für den Gemüse- und den Blüteugarten, für Oste« in der Küche und auch in de« literarischen Hinweisen.
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