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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192211251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19221125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19221125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-25
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1922
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Abg. Dr. Schifte« (Dem.) bemerkt, die Rede BreltscheidS habe weder den Interessen de» Landes, noch dem Ernst der Stunde entsprochen. Die Art, wie der Reichstag immer mehr an Achtung im Volke verliere, sei bet der jetzigen gröberen Verantwortung de« Parlaments eine Gefahr iitr da« Reich. Dem müsse durch «ine Aendernng des Wahlrecht« entaegengewirkt werde«, welche den Wähler wieder in engere Berührung mit seinem Abgeordneten bringt. Redner wendet sich dann gegen di« Behauptung von der moralischen Schuld Deutschlands am Kriege, siebt in der Politik Poincar-S die Fortsetzung der Politik eines Frankreichs der Clemenceans und Napoleon, er klagt über die Schwarze Schmach und die Politik der Ultimaten und Sanktionen und fordert eine nationale Einheitsfront und ein« klare Richtung in der Außenpolitik. Die notwendige Verminderung des BeamtenpersonalS dürfe nicht aus» schließlich auf Kosten der weiblichen Kräfte geschehen. Mit der schematischen Gleichstellung der Löhne müsse ein Ende gemacht werden, damit nicht die ungelernten Arbeiter eine Vorzugsstellung auf Kosten der qualifizierten Kräfte ae- nieben. Wir müssen ans dem Pessimismus und der Apathie zum Optimismus der Tat und Aktivität kommen. Denen, di« uns die Lebensmöglichkeit nehmen wollen, rufen wir zu: Hütet euch, ein 60-MilIionrn-Volk zur Verzweiflung »n bringen! (Beifall bei den Dem.) Abg. Koenen (Komm.) nennt die Aufnahme des neuen Kabinetts durch den Reichs tag eine Komödie und polemisiert gegen die Sozialdemo kraten und insbesondere gegen den Abg. Breitickeid, denen er die Schuld daran zuickicbt, daß sie vor der Bildung einer sozialistischen Regierung zurückgeschreckt seien. Nur so sei es mit Hilfe des sozialdemokratischen Reichspräsidenten möglich gewesen, daß eine kapitalistisch« Regierung gebildet werden konnte. Durch das Liebäugeln mit der Arbeits- gemeinsckast und durch die Festlegung auf deren Pro gramm, das die Beseitigung der Zwangswirtschaft und die Einsübrung des ZehnstundentagS bedeute, hätten die Sozial demokraten Verrat an der Arbeiterschaft begangen. Inzwischen ist ein Antrag Dr. Petersen (Dem.) ein gegangen. Der Reichstag wolle beschließen: Der Reichstag bat die Erklärung der NeichS- regierung zur Kenntnis genommen und billigt, dass sie die Note vom IS. November dS. IS. zur Grund lage ihrer Politik machen will. ErnäbrungSininister Mnller-Bonn weist den Vorwurf des Landesverrats, den Abg. Breitschrid gegen ihn erhoben habe, auf da? Entschiedenste zurück, und fordert ihn auf, sein ÄeweiSmaterial vorznlegen. (Zuruf b. d. Soz.: Hier liegt es!). Im Jahre 1919 hätten dem Rheinlandproblem viele angesehene Männer im gleichen Sinne wie er gegennberaestanden, nämlich dem Rheinland im Verbände des Deutschen Reiches eine seiner Eigenart entsprechende Stellung zu sichern. Niemals habe er einer Bewegung angebört, die auf einer Abtrennung von Gebiets teilen vom Deutschen Reiche oder auf eine Lockerung des ReichSgefngcs hinziclte. Als Persönlichkeiten sich cinsckobcn. mit denen ein deutscher Mann nichts zn tun haben könne, habe er sich von dieser Bewegung getrennt. Die Kölner Mitbürger hätten ihm ihr Vertrauen durch Wahl zum Stadtverordneten bewiesen. Er habe vor zwei Jahren als mittelbarer Staatsbeamter die republikanische Verfassung des Reiches und Preußens beschworen. Tie Grtreidrumlage habe er als Vertreter der Landwirtschaft bekämpft, ec habe aber als Minister die Pflicht, die llmlaae hereinznbolen und werde das im vollsten Einverständnis mit der Land- wirtschaft tun. Im übrigen habe ihm der Reichskanzler zugesagt, die Angelegenheit zu klären. Abg. Sollmann-Köln (Soz.) . erklärt, er wolle ohne jede persönliche Voreingenommenheit im Interesse der geschichtlichen Wahrheit die Sache richtig stellen. Als 1919 das Rheinland am meisten vor der Gefahr stand, der französischen Eroberungslnst znm Opfer zu fallen, hätten sich die rheinischen Vertreter aller Parteien, auch des Zentrums, dahin verständigt, daß eine Volks abstimmung über eine Loslösung von Preußen in diesem Augenblick im Rheinland die schwerste Gefahr bedeuten würde, darum wurde im nationalen Interesse eine zwei jährige Sperrfrist für diese Abstimmung festgesetzt. Gegen diese in der Verfassung fcstgclegte Sperrfrist leitete Dr. Mnller-Bonn eine Bewegung ein, welche der Ver fassung zuwider sofort eine Volksabstimmung über die Gründung einer rheinischen Republik vornehmen wollte. Zusammen mit Dr. Weber, Knckhoff, Kastner und anderen separatistischen Putschisten war er Leiter des Aktions ausschusses. Das Treiben dieses Aktionsausschusses, in dem auch die intimsten Freunde Dr. Dortens saßen nnd von dem sich verschiedene Mitglieder mit dem französischen General Mangin in Verbindung gesetzt hatten, wurde von der damaligen Regierung als Hochverrat gekennzeichnet. DaS Zentrum ist von dieser Bewegung, die von Dr. Müller geleitet wurde, entschieden abgerückt und die „Germania hat sein Verhalten als schmählich bezeichnet. Als Rhein länder müsse er erklären, Dr. MiillSr, der Kamerad DortrnS, gehöre nicht in die Negierung des deutschen Volkes. Reichskanzler Enno erklärt, er könne im Augenblick auf diese Angabe nicht eingehen, der Fall werde.objektiv untersucht uns das Ergebnis dem Hanse mitgeteilt werden. Gegen i/,lO Nhr wird die Weiterberatung auf Sonn abend 10 Uhr vormittags vertagt. Preffesttmmen zur Regierrmgserkliirrmss. In der deutschnatioualen Presse fehlt diesmal die Einheitlichkeit bei der Stellungnahme zu der gestrigen Programmerklärung des Reichskanzlers. Die „Deutsche Ztg." als Sprecherin für den äußersten rechten Flügel der Deutschnatioualen findet zwar in der Erklärung viel An erkennenswertes, nimmt aber Anstoß daran, daß er die Er- füllungspolitik, allerdings mit der Einschränkung: „soweit es unsere Kraft erlaubt", fortsetzen wolle. Im Gegensatz dazu sagt die „Deutsche Tagesztg.": Wir können es uns in der jetzigen Situation nicht leisten, an jedem Satz einer programmatischen Erklärung die Möglichkeit irgendwelcher Kritik zu erproben. Soweit das Programm der nenen Regierung auf der Note an die RepnrationSkommission basiert, wird man ihm zustimmen vorbehaltlich der Art der praktischen Durchführung. Daß man für diese selbst neue und bessere VoranSsctznnge» ge chaffen hat, das ist aus dem Programm Dr. Cunos, wenig teils soweit der erste Wille in Frage kommt, zn entnehmen. Ter „Vorwärts" enthält sich einer sachlichen Beurteilung der Erklärung. Er nennt sie eine gute Gehcimratsarbeit, bei der alles auf Kugel lagern läuft und es daher keine Reibung und Stötze gibt; infolgedessen entstehe auch keine Wärme. Das Blatt unter streicht nochmals die Worte BreitsckeidS, daß in Deutsch land ohne oder gegen die Arbeiter nickt mehr regiert werden könne. Die „Note Fahne" faßt ihr Urteil in die Worte zusammen: Gegen das StinneS-Programm steht da« Proaro i"n des kämpfenden Proletariats. A« de« Ge«er«lftrett. Im MeichSbetriebsrätekougrest wurde gestern von den Delegierten des Ruhrgebietes und Mitteldeutschlands sowie der Pfalz ein Antrag «ingebracht, der die baldige Durch- führung eines Generalstreiks verlangt. Unmittelbar nach Beendigung dieser Tagung müßten unter Führung der Be triebsräte unter Hinzuziehung der revolutionären Oppo sition der Gewerkschaften alle Vorbereitungen für diesen Generalstreik getroffen werden. Eine Debatte über diesen Antraa fand noch nicht statt«- l Unruhen «uv Streiks. ^o»ner«tag in vorgerückter Abendstunde kam e» tn Braunschweig zu Neuerliche« Zusammenstöße«. Nach Schluß der kommunistisch«« Versammlung zogen einige hundert Teilnehmer durch die Straßen. Schutzmannschaft setzt« sich Ihne« entgegen und zerstreute die Menge, wobei sie mehr fach mit blanker Waffe vorgehen mußte. Sin Anzahl Per tonen wurde festgenommen. In ber letzten Stadtverordnetenversammlung in Söl« wurde mitgeteilt, daß bei den dortige« TeuerungSkrawalle« für hundert Millionen Mark Schade« angerichtet worden ist. Zu dem bereit« gemeldeten Naubttberfall auf einen Güter»«« zwischen den Stationen Köln-Kalk und Grembera wird noch gemeldet: Nach den bisherigen Feststellungen sind Zigarren tm Werte von etwa 700 000 Mark und ein« Kiste Fleischwaren im Werte von etwa SO 000 Mark geraubt worden. Die Bande konnte nicht überwältigt werde«, wett von sieben Schußwaffen der Bahnpolizrtbeamten fünf ver sagten. Unter der Bande, deren Mitglieder größtenteils bekannt sind, befinden sich ehemalige Zuchthäusler und Sträf linge. Wie weiter aus Köln gemeldet wird, wurden in den letzten 14 Tage» im dortigen Bezirk fast jede Nacht Neber- fälle auf Güterzüge anSgcführt, wobei den Räubern Güter im Gesamtwerte von zehn Millionen Mark in die Hände fielen. So wurde in der Nacht zum 17. ein Güterzng zwischen Kirberg und Kalscheuren überfallen, nachdem bereits vier Nächte hintereinander an derselben Stelle Züge beraubt worben waren. In diesem Falle gelang eS, den Räubern die einen Wert von 8)4 Millionen Mark dar stellenden Güter wieder abzujagen. Die Bande selbst konnte allerdings nicht mehr gefaßt werden. Die Arbeiter am Fischmarkt sowie die Arbeiterinnen undArbeiter derFischindnstrie in Cuxhaven sind wegen Nicht bewilligung ihrer Forderungen in den AnSstand getreten. Zur Löschung der eingetroffenen Fischdampfer mutzte bereits Technische Nothilfe herangezogen werben. Faschisten und Sommuoifte«. Im preutzischen Landtag erklärte bei der gemeinsamen Beratung der groben Anfragen der Deutschnationalen über die Terrorisierung deutschnationalgesinnter Arbeiter «nd der Kommunisten über einen drohenden RecktSputsch der Minister des Innern, Sevcring, die Kommunisten malten solange die Fasckittengefahr an die Wand, bis man nicht mehr daran glaube und bis dann wirklich einmal der Wolf komme. Wenn man an die Vorgänge in Düffel darf und Köln denke, so erhalte man doch den Eindruck, daß es gerade die Kommunisten seien, die den Anlaß zur Faschistenbeweqnng in Deutschland geben. In Italien hätten anch erst die Kommunisten durch Ausschreitungen den Faschismus hervorgerufen. Er könne nicht finden, daß die ungarischen, russischen nnd italienischen Gegenrevolutionäre gemeinsame Sache machten, besonders daß das auf deutschem Boden geschehe. Bezüglich der Ausweisungen ausländischer Kommunisten erklärte der Minister, er gehe mir gegen dir- jenigen vor, die das Asylrecht verletzten. Wie berechtigt dieser Standpunkt sei, bezeuge die Sprache der „Roten Fahne" und anderer kommunistischer Organe zur Genüge. Die Lausanner Friedenskonferenz. Die Lausanner Konferenz gab gestern mittag folgendes amtliche Commnniquö heraus: Heute morgen 0 Uhr 80 Mi nuten trat der Unterausschuß zusammen, der mit der Prü fung der Entmilitarisierung einer Zone längs der west- ihrazischen Grenze und des wirtschaftlichen Zugangs Bul gariens zum Aegäischen Meer beauftragt ist. Er stellte den Bericht fertig, der dem Ausschuß für territoriale und mili tärische Fragen unterbreitet wird. Dieser Ausschuß wird heute nachmittag um 4 Uhr 80 Minuten von dem Bericht Kenntnis nehmen. Der Abendbcricht der Konferenz hat folgenden Wortlaut: Der Ausschuß für territoriale und militärische Fragen nahm von dem Bericht des Unterausschusses Kenntnis. Dieser Bericht setzt die Bedingungen fest, unter denen eine Zone vom Schwarzen Aker zum Aegäischen Meer entmilitarisiert werden könnte, und sicht auf der andern Seite die Bildung eines internationalen Ausschusses vor, der den Bau eines Freihafens in Dcdeagaisch oder in der Umgebung sicher- stellen müßte. Dieser internationale Ausschuß soll für die Leitung und AuSbentnng des Hafens sowie für Ueber- wachung nnd Ausbeutung der Eisenbahn Sorge tragen. Der Bericht greift der Regelung der Grenzfrage nicht vor. — Der Ausschuß nahm von diesem Dokument Kenntnis, wobei er sich die Lösung der Frage, ob eine eventuelle Ent militarisierung mit Garantien verbunden sein soll, vorbe hielt. Die bulgarische Abordnung wurde über den wirt schaftlichen Zugang Bulgariens zum Aegäischen Meer ver nommen. Der Ausschuß wird morgen um 1114 Uhr über die europäischen Grenzen der Türkei die Debatte wieder anfnehmen. — Wie man in Ergänzung dieser amtlichen Mitteilung erfährt, fordert die Türkei, daß die entmilitari sierte Zone unter Garantie der Signatarmächte gestellt werde. Anläßlich -er Frage des Korridor- für Bulgarien sollen Meinungsverschiedenheiten zwischen der griechischen und ber bulgarischen Abordnung entstanden sein. Die Türkei teilt die Auffassung der bulgarischen Abordnung. Die Pariser Verhandlungen über die Brüsseler Konferenz. Ueber die am DonnerSiag in Paris «-gehaltenen Ber, Handlungen über die Brüsseler Konferenz berichtet „Erc Nouvelle", Poincars und Thcnnis hätten lange geheime Unterredungen miteinander gehabt, über die kein Protokoll geführt worden sei. Der belgische Ministerpräsident habe Poincarö erklärt, er wünsche die Konferenz nur dann, wenn von hundert Möglichkeiten neunzig Aussichten auf Erfolg hätten. Nach seiner Ansicht sei -iS jetzt nichts ernstliches für die Konferenz unternommen worden, und er könne nicht einsehen, wie man ohne die Beteiligung Amerikas das Ne- parationsproblem lösen wolle. Amerika aber wolle nicht kommen, wenn die Frage -er alliierten Schulden aufge worfen werbe. Wenn man andererseits diese Frage nicht anfwerfe, zu welchem Ziele könne die Konferenz dann führen? Bonar Laiv habe nach „Ere Nouvelle" die aus drücklichsten Vorbehalte hinsichtlich der britischen Beteiligung gemacht. Poincars sei für die Konferenz eingetreten, und habe namentlich von dem in Lausanne mit Lord Curzon ev- ziclten Abkommen gesprochen. Schließlich habe man Barthou kommen lassen, der über den Plan der Repa rationskommission gesprochen habe, nämlich über einen An- leiheplan, durch den man die Mark retten wolle, damit die Reparationen bezahlt werden könnten. Gestern abend babe man dann, wie es scheine, den Beschluß gefaßt, -atz Ein ladungen zur Brüsseler Konferenz von den Entscheidungen «-hängen sollten, die die vier Ministerpräsidenten -ei ihrer Vorbesprechung treffen würden. Mit anderen Worten, die Konferenz fei nach der gestrigen Unterredung au- dem Gebiet der Gewißheit in das der Vermutung getreten. Der belgisch« Ministerpräsident TheuniS, der gestern vormittag zusammen mit dem belgischen Minister de« Aeußern Jaspar von Paris nach Brüssel zurückreisen wollt» hat seine Abreise aufgeschoben. Minister Jaspar hat gestern vormittag, wie vorgesehen, Pari- verlassen. Die Sitzung ber Ncparatiouskommission. Wie die Agence HavaS über die gestrige offizielle Sitzung der Neparatiouskommissiou mitieilt, stehen u. a. die Färb- stoffliekerunaen. die Anwendung -e- BemelmanS-Lbkom- Da- Sei» deßSlt seinen Wert. Man muß e« nur richtig anwende». Da« I erkennt man am besten, «en» man seine Kleider, I Blusen, Gardinen. Strümpfe usw. mit den weit- D berühmten.Seitma»»'-Sa,tz,«",Marke „ftuch-kovf I i« Stern" leibst färdt und dann sieht, weich' Pracht-1 vollen Erfolg man durch die kleine Ausgabe erzielt bat. > men- auf Rumänien und bi« deutschen Holzlieserungen auf der Tagesordnung. Im übrigen stehen bi« Delegierten in ständiger Berbtndumr mit ihren Regierungen, um ihnen die Unterlagen zu de« Vorarbeit«« für die Brüsseler Konferenz zu liefern. Cleultneeans Amerikareise. Wie a»S Washington gemeldet wird, hat bt« Erklär««« Clemenceaus, daß Deutschland einen neuen Krieg vorbereite, einen Protestftur» von feiten amerikanischer politischer Führer hervorgerufen. Clemenceau wurde von zahlreiche« Senatoren «nd ebenso von Mitglieder« des Repräsentanten hauses ohne Unterschied der Partei heftig angearisse«. Sie erklärte», -aß, wenn Deutschland einen Krieg vorbereite, Frankreich die Verantwortung dafür trage. Clemenceau- Reise nach den Vereinigten Staaten sei ein Versuch, die Bereinigten Staaten mit hineinzuziehen. Senator Borah erklärte, kein lebender Mann sei mehr veranwortltch für da- augenblickliche Elend in Europa als Clemenceau; denn er trage mehr als ein anderer Mann die Verantwortung für die zerstörenden Bedingungen des Versailler Frieden-» Vertrages. Am bedauerlichsten sei die Beschuldigung der Ehrlosigkeit gegenüber Amerika. Diese Beschuldigung sei ebenso unbegründet wie undankbar. Frankreichs Haltung auf der Abrüstungskonferenz sei zu verurteilen. Borah wies aus die Ungerechtigkeiten des Versailler Vertrages hin un fügte hinzu, Frankreich und Großbritannien seien cbeu dabei, Syrien und Mesopotamien auSzubeuten. — Senator Hltchcock erklärte, eS sei wahr, baß Deutschland, die Türkei und Rußland allmählich zusammenrückten, Frankreich treibe sie jedoch durch seine Haltung zu ihrer Vereinigung, und er forderie Clemenceau auf, die Reparationssrage ganz offen darzulegen und die Anwesenheit von schwarzen Truppen am Rhein, die nicht gerechtfertigt werden könne, zu erklären. Wenn Frankreich einen Abgesandten schicken wollte, um die Sympathie ber Vereinigten Staaten zu gewinnen, so Hütte es eine geeignetere Person schicken können als Clemenceau, ber eine Politik der Härte gegenüber Deutschland vertrete. Die auswärtige Politik der amerikanischen Negierung müsse abgeändert werben, wenn in Europa Ruhe bestehen solle. Deutschland befinde sich am Rande eine- Aufstandes infolge der französischen Reparation-Politik. ES sei vollkommener Unsinn, zu erwarten, daß Deutschland den von Frankreich gestellten Forderungen nachkommen könne: „Die französische Politik ist eine Politik des Krieges und nicht des Friedens!" Er persönlich habe in der Vergangenheit strenge Kritik an der Politik der amerikanischen Regeirung geübt, die Europa in einer Zeit im Stich ließ, in der es der amerikanischen Hilfe und des moralischen Einflusses der Bereinigten Staaten so sehr bedurfte, er nehme an, daß das amerkanische Volk jetzt einseho, daß es an dem Mangel amerikanischer Hilfe für Europa liege, wenn die Vereinigten Staaten in den letzten beiden Jahren materiell geschädigt worden seien und eine ernstliche Depression durchgemacht hatten. Auf eine Zwischenfrage seines politischen Gegners Senators Borah antwortete Hitchcock, Clemenceaus Vor schläge seien etwas nebelhaft, er möchte zeigen, daß es viele unüberwindliche Hindernisse für ein amerikanisches Zu sammengehen mit Frankreich gebe, solange Frankreich bei seiner heutigen -Politik gegenüber Deutschland bleibe. Er hege keinen Hatz gegen Frankreich und keine übermäßige Liebe zu Deutschland, was er sage, beruhe jedoch auf ber Hoffnung und dem Wunsche, daß Frankreich eines Tages seinen Irrtum erkennen und gegenüber ber deutschen Repu blik eine neue Politik der Freundschaft einschlagen werde. Das erste Hindernis, das zwischen Amerika und Frankreich bestehe, sei, daß Frankreich hartnäckig von Deutschland Un mögliches in der Reparationssrage verlange und daß eS hierin der öffentlichen Meinung der ganzen Welt trotze. Frankreich möchte, wie ihm scheine, lieber, baß Deutschland nicht zahlen könne, als baß eS wirtschaftlich stark genug werde, um seine Zahlungen z« leisten. Hitchcock zitierte Nittis Buch vom friedlosen Europa und fuhr fort, es sei der dcnbar größte Unsinn, zu behaupten, daß Deutschland die ungeheuren Reparationsforderungen begleichen könne. Frank reichs Haltung sei recht eigentlich dazu angetan, Dentschland zur Befolgung einer Junkerpolitik zu zwingen. Deutsch land sei eine Republik, aber Frankreich treibe eS in die Enge und treibe es so vom Frieden in den Krieg hinein. Er sage da- im vollen Bewußtsein der französischen Not lage und in voller Kenntnis der Wiederaufbaube-ürfnisse Frankreichs. Er wünsche die Aufmerksamkeit des Senats ferner auf die provozierende und widerliche Besetzung rheinischer Städte durch französische schwarze Truppen zn lenken. Amerika könne einer Nation, die hartnäckig bei einer militaristischen Eroberungspolitik bleibe, seine moralische Unterstützung nicht gewähren. Clemenceau wolle einen be waffneten Friede«, der ihm dazu dienen solle, Deutschland zu zerstückeln und eS dem militaristischen Frankreich auf Gnade und Ungnade auszuliefern. Senator Borah unter brach und bemerkte, Frankreich verlange Unterstützung ber Bereinigten Staaten mit Soldaten und Geld, um die fran zösischen Grenzen zu bewachen und Deutschland Bedin gungen auszuzwingenl. die die Welt weder als fair noch als gerecht betrachte. Senator Hitchcock verlangte dann, daß Frankreich zum mindesten teilweise abrttstc und so wenn nicht den Buchstaben, zum mindesten den Geist seines eigene» Vertrages ausführe. Senator Borah griff schließlich noch einmal die fran zösische Politik wegen ihrer übertriebe««» HeereöanS« gaben an. Nach einer HavaSmekbung aus Newyork erklärt die „Newyork World" zur Rede Clemenceaus, wenn er auf die amerikanische öffentliche Meinung Einfluß gewinnen wolle, so müsse er beweisen, daß eS in Frankreich politische Kräfte gäbe, die einen Frieden auf Grund durchführbarer Repa rationen und gegenseitiger Garantie wünschten. Nach einer Meldung der „Chicago Tribüne" au« Washington verlautet, daß die Bereinigte« Staaten binnen kurzem an die französische Regierung eine Anfrage wegen ihrer Haltung gegenüber den Washingtoner Abmachungen zur Einschränk«»« der Rüstungen zur See richten werden. Hochgestellte Persönlichkeiten a«S den Regierungskreisen hätten ihr Erstaunen geäußert über die Erklärung von LeygueS, daß der Washingtoner Vertrag nur mit sehr weit- gehenden Vorbehalte» von der französischen Kammer rati fiziert werden könne. Die «u-wSrtisse Politik So-limd-. Im englischen Unterhaus« bracht« vo«ar La» gestern »-mell den Gesetzentwurf über die Verfassung de« Irischen Meiftggtetz ein. Die Erörterungen in der gestrigen Sitzung mären den auswärtige« Wlngrlegenbeiten gewidmet. Mehrer« Ärbeitervertreter beteiligten sich an der Debatte. Der UnterstaatSsekretSr für auswärtig, Angelegenheiten McNeill erklärte, nicht nur dl« Regierungen von Frank reich und Italien hätten in Lausanne sich in vollkommen«« Harmonie mit Großbritannien »usammemzeümden, sonder»
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