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Frankreich proklamiert „geheiligies Mulrechl" ^I Sie iiMkiWW Vellvreiie iveisl Hie EriiüliiW Wnings in Wnliein Tone zvliin Eic (Erklärung Brünings Hal überall l>n Ausland ungcheures Aufsehen erregt und besonders in Frankreich einen Lturm ausgelöst. Tie französische Presse stößt die schärfsten Drohungen aus. Tie spricht von einer Abenteurerpolitit Brüning, Proklamiert dir ltnantastbarteit von 'Versailles und des ?joungplanes und droht mit Krcbltabtvürgung und Einfuhrsperre. Ein vielverhrifiendes Vorspiel znr Lausanner »unseren.,. Mr lassen die Prcssestimmen folgen: wirtschaftliche Mahnahmen, wie z. B. die Sperrung der Einfuhr deutfcher Waren nach Frankreich, treffen werde. Die französische Oefscntlichkeit — so schreibt er — werde es nicht zn- lassen, daß inan Vertrage wie einen Fetzen Papier behandle. „Daily Telegraph" sieht in der Erklärung Brünings eine Erschwerung der Situation. „M o r n i n g p o st" schreibt Der französische Flnanzminister Fl and in erklärte: „Wenn die Worte, die man dem Reichskanzler in den Mund legt, gc- a sind, so würden sie bedeuten, das, die deutsche Regierung den Bestimmungen des Poungplanes und des Versailler Vertrages ein Ende bereiten wurde. Mair muh ihre amtliche Bestätigung ab» werten. Aber cs «ft klar, dah kein Franzofc die ein seitige Kündigung freiwillig unterzeichneter Abkommen dulden könnte, eine Kündigung, welche die Hcrstörung unseres geheiligten Rechtes auf die Reparationen in sich schlichen würde . . . Wenn der Lausanner Konferenz eine derartige Erklärung der s-'.-hlungsepistellungen vorausgehen sollte, so wäre es zwecklos sie Zapari v/inft Immvi- neue IVuppen auf 6sn ctilnesisclivn Kriogsscliauplatz .IN.'N rusen. Man kann tatsächlich nicht gleichzeitig mit der Reichsbank die Erneuerung der gewährten Kredite von 16 0 Millionen Dollar verweigern. Die „LibertL" sagt: Es sei nicht daran zu zweifeln, dah der Ministerrat eine klare, geschlossene Haltung gegenüber Deutschland einnehmen werde. „Pertinax" meint, dah Frankreich nicht nur die 100 Mil lionen Dollar kündigen werde, sondern dah man auch scharfe „Wir bekennen offen, dah wir weder die Form, noch den Inhal» dieser Erklärung billigen". „Daily Expreß" meint, dag „La u s a n n c n u n ii b e r j l ii f f i g" geworden sei. Diepolu > schcn Zeitungen sprechen von „politischem Wahn sinn". Ls heiht dort: „Die Erklärung Brünings ist ein Akt des politischen Wahnsinns". Andere polnische Zeitungen sprechen von einem europäischen Finanzskandal. MWlei WMsWiek gegen SA. MlittWe Mumme iii! AMltto - Mn bkliiil W nus Nie Saiillion des Mer- knindes siil seinen Mubkrieg - Lau ilWiMer Eisendntznen in kdinn Mukden, 12. Januar. Die japanische Negierung, die ihre Demission zuriietgenoinuirn hat, schickte eine Antwortnote an die Vereinigten 2 taaten, worin sic erklärt, das, ihr Vorgehen In (5hina durch de» V e s ch l ii fi d e o V ö l k e r b u n d r a I e s v v in 1 <i. De zember gedeckt sei. Japan bezwecke lrdlglich eine Ein- stcllung der Planmäßigen japanscindlict^n Bewegung in Ehina und eine Anerkennung der zwischen Ehina und Japan bestellenden Verträge. In .Vi u k d c n tritt eine Konferenz der Eisenbahnen der Rordmandschurri unter Führung des Direktors der! südmandschurischen Bahn zusammen. Di, japanische Ab ! ordung wird verlangen, dah dir Konserrni dem Van von vier neuen Eisenbahnen mit japanischen, Gel de zustimmen solle. Die Tagung soll eine grosie Be deutung für die Zuknnstspläne Japans in der Man- dschnrei haben, die ein Aufmarschgebiet gegen die Lowjetunion werden soll. Das japanische Oberkommando bestätigt die Entsendung von Truppen zur Besetzung von L h a r b l n. Die chinesischen Behörden von Chardin raden bereits beschlossen, die Stadt zu übergeben. In Tiits ikar wurde eine Provinzialregierung au« Stroh männern Japans gebildet. Die neue Regierung hat erklärt, dah sie die japanischen Truppen bitten werde, zu bleiben, um den „Schutz" der Stadt zu übernehmen. Außerdem will die neue Provinzregierung keine Beziehungen zu Moskau pflegen. SiegesW der Men Wim-AMe Schanghai, 1l. Januar. Die chinesische Note Armee, die vor kurzem den Negicrnngstrirppen eine schwere Niederlage beigebracht und Huanan beseht hat. nahm gestern Huangpt, zwanzig Melken vor Hankau, rin. u !cn Frankreichs so leichtfertig umspringen und Dv-. ,u i.nbeit ersuchen." >r o e „Tcmps" schreibt: „Wenn diese Haltung sich I !."g ü Lausanne bestätigen sollte, so würde sie allen M iieln. . ic den Bezieh« ngen zwischen zivili- >i-!en"»ot5 rn zugrunde liegen. ein Ende de» teite» ^ie würde die internationale Ordnung, die ki :ie hindurch Wirkung hatte, zerstören, sic würde I. -- Äiirauen in die WiederausrichUingsmoglichfeiten eines k inkr.. cü. gültig töten, für das die Vertrage und Abkommen nur s'G-'n Papier sind." : .?.! c p u b l i q iz e" schreibt: „In d«n^ Protest gegen die Inl^iekchcit und llnzwcckmäßigkeit der Geste Brüning» werden olle Franzosen einig sein". v.urvrc" schreibt, die Erklärung Prünjngs habe den In - hen Friedensfreunden die Arbeit erschwert. Ig e ii c e H a o a s" meldet, daß der Ministcrrat am Dirns- ü idcr beraten werde, man könne aber nnnehmen, daß --nlieich zur Rcparattonskonferenz am Ud. Januar erscheinen werde. . stari » Midi" meint, Frankreich wero« gegenDeutsch- londdie schärfsten Mittel anwendcn und vor allem <oo,ctr>n d» Zelr-V-cl»» n»rl!o-^ >«v> ^Fortsetzung „Ja. mit dem Dollar, das ist doch einfach toll!" sagte^ eine oneere Frau. ..Ma-.- das wohl noch werden soll? In drei Tagen von 120 ans Ibö." Früher bat man hungern müssen, weil cs keine Arbeit gab. > > ! ist Arbeit da und doch nichts zu fressen. Die Proleten sind e en immer die Dummen." Kann gar nichts schaden!" mischte sich nun eine hagere Alte ins Ge>präch. „Sie lassen sich ja immer wieder einwickeln von den - >.n. Und die denken doch nur an sich. Da haben sie imm^ 7 lüllt von „Ruhe und Ordnung", nun ist Ruhe und Orw nung" — . . „Uns geht es genau sa", antwortete Fra» Günther, als wolle sie sich vor den empörten Frauen rechtfertigen. „Wir müssen . a Einkans mehr geben, als wir jür die Ware bekommen Wir arbeiten vollständig umsonst und müssen noch Miete und Licht uigeden. Wenn das so weitergeht, können wir den Lahen zu machen und uns aushängcn." Margot war einige Stunden unterwegs, und hätte mit vieler Milbe etwas Leinöl, weißen käse und einige Knochen he mmen. Fleisch- und Wurstmaren waren unerschwinglich teuer. Dann ging sie in ein Weißwarengeschäst, um sich l-ardincn zeigen zu lassen. Der Inhaber des Woißwarengeschäftes kam ihr lauernd freundlich entgegen. „Womit kann Ich dieyen?" „Ich möchte mir Gardinen onsehen." Herr Kahlbaum kratzte sich hinter den Ohren und rief nach einer Verkäuferin. „Die Dame möchte Gardinen sehe»«." „Bitte schön!" Margot befühlte das primitive grobe Gewebe, besah das alt modische Muster, die minderwertige Qualität. »Haben Sie nichts anderes?" Mlril tumils TU. Pari», 12. Januar. Da» französische Kabinett, da, nm Dienstag mittag zusammentrat. hat aus Vorschlag de» Minister» Präsidenten Laval beschlossen, »em Ltantsprösidenten das Ruck- trittsgcsuch zu^nterbreitcn. Der Rücktritt Lavals Ist eine Folge der im Zusammenhang mit »er Erklärung Brünings aiisgetauchtcn Schwierigkeiten. Laval ist zurücktreten. um die Basis der Regierungskoalition zu verstärken und sich eine um so festere Basis zum Kampfe für die Au'rccht- erbaltuug und Festigung des Ponnglysiems zu sichern. GeimMreil in Wie Santiago (Chile). 12. Januar. In Santiago de Chile begann am Montag ein Mündiger Generalstreik. Die Streikenden fordern u. a. eine Amnestie und di« unmittelbare Freilassung der wegen Meuterei bestraften Matrosen, Auslösung des Kongresse» uns Einrichtung einer Arbeitslosenunterstützung. „Wenn sie nicht zu teuer sind?" wandte di, Veibauierin ein und osjnete einen andern Karton. Margot fragt« nach d«m Pr«is. Dtc Verkäuferin nannte eine Summe, deren Hohe Margot gar nicht bcgriss. Sie fragte auch nicht mebr nach dem Preis der ge ringen Qualität. Sie wußte aber, daß Albert die ganze Woche nicht so viel verdiente. „Hören Sic einmal, Buchner, wollen Sie nicht an der Tur- binenbank ablösen. Ich kann da nicht den ersten besten htnstellen. Sic arbeiten mit ihrem Ablöser zwei Schickten zusammen, damit Sie die Maschine kennenlernen und mit der Arbeit Bescheid wissen. Sic bekoinmcn natürlich Ihren Akkordsatz", sagte Meister stempel eines Tages zu Albert. Die Dreher an den schweren Maschinen gehörten fast durch weg zum „alten Stamm" der Firma, sie verdienten Spitzcnlöhne. Von der kleinen Turbinenbank bi» zu einer ganz schweren Ma- sckinc, das ist dann ein gelegentlicher Sprung, dachte Albert, wenn einer arbeitsunsähig wird, oder stirbt. Albert arbeitete zwei Tage mit seinem Ablöser zusammen Am dritten Tage arbeitete er allein. Er spürte keinen Hunger, ob gleich er den ganzen Tag tüchtig gearbeitet hatte und die Brot ration klein, der Pelag recht mager war. Er wollte das Turbinen- rad noch abspannen, das erste, das er scrtiggedreht hatte. Alle Maße paßten, nur ob die Bohrung zylindrisch war, konnte er erst genau stststeilen, wenn cr von der anderen Sette messen konnte Sie war es. Albert rechnete in seinen Zetteln. Auch mit den Stunden war cr gut htngekommen. Es war doch leichter als bei dem „Langholz", oder den Rcvolverbänkcn. Jede Stunde, die fehlte, kostete einen harten Kampf. Die niedrigen Preise sollten aus keinen Fall durch HInzngcschricbcnc Lohnstunden bclastcl werden. Hier war das anders. DI« Preise waren so, daß der Stundcn- ocrdienst leichter erreicht wurde. Meister Stempel machte, wenn Masckinenreparatur oder Wartezeit anzurcchnen war, keine Schwierigkeiten. Die Hauptsache mar, daß keine Reklamationen von der Versuchsstation kamen, oder diese nicht auf sein Schuldkouto sielen. Ls wurde immer von neuem experimentiert und Vcrzager mit mangelnder Präzision begründet, wenn diese nachzuwcisen war. Albert wusch sich und ging. Es bim sonst nie vor, daß er in Die Regierung hält die Abdeitslosen in Konzentrationslagern unter Bewachung der Gendarmerie w'e kriegsgrsangene. In einem solchen Lager in Sanier Maria (Südchile) veranstalteten die Erwerbslosen eine Protestdemonstration gegen die schlechte Nahrung. Es kam zu efncm Zusgpz.menp,ß > > darmen, wobei ein Erwerbsloser getötet und mehrere Gendarmen verwundet wurden. Sieben jmmMen Messen B u k a r e st. 12. Januar. Die rumänische Siguranzo meldet triumphierend, daß 7 Kommunisten, daruntrr «in Mädchen, erschossen wurden, angeblich b«im Versuch einer Ukberschreitung der rumänisch-sowjetrussischen Dnjesir,Grenz,. Auf den M a z ed o n I e r f üh r«r Poptod ar off wurde in Lasia ein Anschlag verübt. Er wurde aus einem Fenster uu> zwei automatischen Gewehren beschossen, konnte jedoch unverletzt entkommen. Der Mazedonier Totzkosf wurde durch sieben Revolver schiisse getötet. ein Lokal ging. Heute tat er es. Er trank ein Glas Bier uns kaufte sich eine Zigarre. Irgendwann und »wie müssen doch wieder solidere Verhällnisic eintreten. Albert rechnete aus. wieviel cr Tags daraus ausbezahlt bekam. Es war mehr, bedeutend mehr, als die Wcllendrcher ver dienten. Margot würde sich freuen über die Ucberraschung. Schließ lich hatte sich doch alles zum Guten gewendet. Von der nächsten Löhnung wollte er Margot die Strickjacke kaufen. Er bestimmte dafür das Geld, das die zehn lleberstunden brachten. Vielleich. auch noch ein Paar warme Schuhe. Sie hatte cs verdient, reichlich verdient! Schuhe für Herbert würde Biargot wohl noch von dem Lobn selbst erübrigen können. Vielleicht hatte sic dasiir sogar noch Gels znrückgclcgt. Er kannte ihre Pläne und wufzie, daß sie oi! scheinbar Unmögliches möglich machte. Die Hauptsache mar doch vor allem, daß er wieder eine jeste Position unter den Füßen hatte. Er rechnete aus lange Sicht, auf Jahre regelmäßiger Arbeit. Er war doch nicht der „erste beste". Umsonst hatte Meister Stempel nicht gerade ihn genommen. Er wollte Ruhe nach all den wüsten Jahren. Er wollte keine Reichtümer erwerben, er wollte Arbeit, Anerkennung seiner Arbeit, einen Sonntag In der Woche und später ein Fleckchen Laubenland. Sonst nichts! Margot wartete mit dem Essen. Hilde kam noch vor Albert, trotzdem sie zwei Stunden später Feierabend hatte. Biargot war in Angst. Die Ltadtbahnzilgc waren immer Nbersüllt. Zwischen den Puffern, in den Brcmserhäuschen, aus den Trittbrettern klammcr- ten sich die Arbeiter in Klumpen fest. Jeden Tag kam es zu Uu- glückssällcn. Auf der Strecke Gesundbrunnen Prenzlauer Allee stand ein Arbeiter mit Holzlatten aus dem Trittbrett und kam mit diesen zwischen die Arbeiter aus den Trittbrettern des cui gegenkommenden Zuges. Einige Dutzeno Proleten wurden ab gekämmt und lagen mit zerschmetterten Schädeln und zerbrochenen Knochen aus den Geleisen umher. Margot atmete aus, als Albert kam. „Kommst ja so spä» heute. Ich dachte schon, es sei was passiert", sagte sie. als sie sich begrüßt hatten. „Run sind die Kartoffeln wieder kalt geworden " „Mach' Bratkartosscln", sagte Albert, als märe e» ihm gleich gültig, was cr aß. Margot sragte noch einmal, warum cr so spät käme. „lleberstunden!" sagte Albert leichthin. „lleberstunden? Habt ihr denn soviel zu tun?" (Fortsetzung folg,)