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SiWilher Angriff der SaW dei Rems Der deutsche Tagesbericht Das Wölfische Bureau mel-ek amtlich: Gröhes Hauptquartier, 11. März. Westlicher Kriegsschauplatz Sächsische Regimenter stürmten mit ganz geringen Verlusten die stark ausgebauten Stellungen in den Wald stücken südwestlich und südlich von Dille-aux-Bois (20 km nordwestlich von Reims) in einer Breite von etwa 1400 m und einer Tiefe bis etwa 1 km. An unvenvundeten Gefangenen fielen zwölf Offiziere, 725 Mann in unsere Hand, an Beute eine Revolverkanone, sünf Maschinen gewehre, dreizehn Minenwerfer. Auf dem westlichen Maasufer wurden -le letzten von den Franzosen noch im Raben- und Tumldres- Walde behaupteten Nester ausgeräumt. Feindliche Gegenstöhe mit starken Kräften, die gegen den Südrand der Wälder und die deutschen Stellungen weiter westlich versucht wurden, erstickten in unserem Abwehrfeuer. Auf dem Ostufer kam es zu sehr lebhafter Artillerie- tätigkeit, besonders in der Gegend nordöstlich von Bros, westlich vom Dorf, um die Feste Daux und an mehreren Stellen in der Woevre-Ebene. Entscheidende Infanterie kämpfe gab es nicht; nur wurde in -er Nacht ein verein zelter französischer Aeberfollsversuch auf das Dorf Blanzöe blutig abgewlefea. Durch einen Volltreffer unserer Abwehrgeschütze ge troffen, stürzte ein französisches Flugzeug zwischen den beiderseitigen Linien südwestlich von Lhateau-Salins brennend ab. Die Insassen sind tot und wurden mit den Trümmern des Flugzeuges von uns geborgen. Oestlicher und Valkankriegsschauplatz Nichts Neues. Zum Bruch mit Portugal Lissabon, 11. März. (Havas.) Die deutschen Diplomaten sind ohne Zwischenfall in der Richtung nach Madrid abgereist. tu. Berlin, 11. März. (Drahtbericht.) Der bisherige por tugiesische Gesandte in Berlin Prof. Sidonio Paes hat gestern abend Berlin verlassen. Auf dem Anhalter Bahnhof hatten sich ein Sekretär und mehrere Berliner Freunde des Ge sandten, ferner als Vertreter des Auswärtigen Amtes Legations rat von Radowitz eingefunden. Prof. Sidonio Paes nahm sehr bewegt von seinen Berliner Freunden Abschied. Mit dem Zug 8.06 Uhr erfolgte in einem Salonwagen die Abreise über Stuttgart nach der Schweiz. (-.) Vffabon, 10. März. (Eig. Drahtberichk.) Das Amts blatt veröffentlicht ein Dekret, durch das die Marine reserven sofort einberufen werden. (Frkf. Ztg.) Die Schlacht bei Verdun 1u. Parlt, 11. März. (Drohlbericht.) Havas meldet: Der Feind versuchte vergebens, trotz gewaltigen Munitionsverbrauchs, die gestrigen Fehlschläge gulzumachen. Seit Mittwoch nacht unternahm er zwei g e - » attlg « Angrlffe auf das Dorf Bethincourt und das Gelände zwischen Douaumont und Baux Auf dem linken Maasufer desehlen wir den ganzen Rabenwald. Der Kampf war auf dem rechten Ufer, wo unsere Artillerie und Infanterie zwischen den Dörfern Douaumont und Vaux die geschlofsenen Formationen des Feindes am Boden festnagellen, außergewöhnlich heftig. Gegen Ende des Tages wurde der Angriff auf unsere Laufgräben am Fuße des Abhanges vor Davs abgeschlagen. Abends verhinderte Schneefall die Operationen. Der feindliche Angriff setzte mit grohem Grimme und groher Hartnäckig keit an. tu. Genf, 11. März. (Drahtbertcht.) Ueber den Verlauf der Schlacht dei Verdun berichtet der .Lyoner Rouvelliste': Die Schlacht ist als das größte Arttllerieduell des Krieges zu betrachten. Zahlreiche Abschnitte der französischen Front erhielten 100 000 Geschoße innerhalb 12 Stunden. Die Wälder wurden bis zur Wurzel auSgerotlet. Der Fluß ForgeS ist verschwunden und bildet nur noch kleine Teiche. 27 Meter des Kammes der Höhe 213 waren von Geschossen auSgehoben worden. Nach der heftigen Be schießung drangen dl« Deutschen Montag nachmittags in das Dorf ForgeS ein und rückten trotz wiederholter Gegenangriffe der Franzosen vor. Sie erklommen die Höhe 235. Bei Anbruch der Nacht behaupteten die Franzosen noch die höher gelegenen Kämme der Löte de l'Oie. Am Dienstag vormittag nahm das Arlilleriefeuer noch an Heftigkeit zu. Die Kanonen wurden nicht mehr auf di« L«1e de 1 Oie, das Zentrum des Angriffes, gerichtet, sondern sie spien ihre Geschosse über den wefilichen Teil der Angriffsfront aus. Die von Bethtncourt über die CSte de l'Oie aufsteigenden französischen Schützengräben wurden durch andauernden Eisenhagel eingecbnet. (r.) Basel, 11. März. (Drahtbertcht.) Wie die schweizerischen Zeitungen berichten, dauert die Räumung der französischen Ortschaften an der Ostfront von der Zivilbevölkerung an. Außer Clermont westlich von Verdun werden auch im Süden von Belfort die Ortschaften bis zur schweizerischen Grenze von ihren Be wohnern auf Befehl der Regierung verlassen. Französischer Generalstabsbericht vtb. Paris, 11. März. (Drahtber.) Amtlicher Bericht vom Freitag nachmittag: In denArgonnen beschoß unsere Artillerie feindliche Transporte, die auf der Straße Montfaucon-Avo- court bemerkt wurden. Westlich und östlich der Maas ist die Lage unverändert. Der Feind versuchte während der Nacht keinen Infanterieangriff gegen unsere Stellungen. Die gegenseitige Be schießung hält auf der ganzen Front an, am rechten und linken Maas- ufer heftig, in der W 0 vvre mit Unterbrechung. In Elsaß zer störten unsere Batterien feindliche Schützengräben auf der Höhe 42 5 östlich von Thann. An der übrigen Front ver lief die Nacht ruhig. Im Laufe deS 8. März war die Tätigkeit unserer Flugzeuge besonders lebhaft. ES wurden zahlreiche Flieger- Kämpfe geliefert, zumeist über den feindlichen Linien. Im Laufe der Luftkämpfe wurden 15 deutsche Flugzeuge in die Flucht geschlagen, 10 stürzten» wie beobachtet wurde, senkrecht in die feindlichen Linien ab. Außerdem wurden nach sicheren Berichten zwei deutsch« Flugzeuge, darunter «in Fokker, in der Champagne und drei in der Gegend von Verdun abgeschoffen. Diese Flugzeuge fielen in den deutschen Linien nieder. (Da keines der deutschen Flugzeuge innerhalb der französischen Linien „abgefiürzl" ist, stehen die Behauptungen deS französischen Generalstabs auf recht schwachen Füßen. D. S.) Amtlicher Bericht vom Freitag «bend: I« Artois brachten die Deutschen westlich der Straße von Lille «ine Mine zur Explosion, deren Trichter wir besetzten. In den Argonnen beschaffen wir eine feindliche Kolonne, die in der Richtung des WaldeS von Mont- faucon marschiert«. Westlich der Maas, wo dl« Beschießung während deS Tages mit Unterbrechung andauerte, richtete der Feind hartnäckige Angriffe gegen die Stellungen deS Rabenwaldes. Mehrere Angriffe wurden nach einander durch unser Artillerie-, Infanterie- und Maschinengewehr feuer abgewiesen, das in den feindlichen Reihen schwere Ver- Heerungen verursachte. Trotz ihrer in keinem Verhältnis zu dem an- gestrebten Ziele stehenden Verluste warfen die Deutschen in einem letzten Sturmangriff Truppenbestände in der Stärke von mindestens einer Division vor. Im Laufe dieses Sturmangriffes konnten sie wieder den Teil deS Rabenwaldes besehen, den wir ihnen abgenommen hallen. Oestlich der Maas griff der Feind zweimal unsere Gräben westlich deS Dorfes Douaumont an, wurde aber durch Maschinengewehrsperrfeuer angehalten und konnte unsere Linien an keiner Stelle erreichen. Ein gegen das Dorf Vaux vor bereiteter Angriff wurde durch Artilleriefeuer verhindert und kam nicht zur Durchführung. Es bestätigt sich, daß die Infanterieunternehmungen, die die Deutschen gestern gegen das Dorf Vaux und gegen die Gräben am Fuße des vom Fort Vaux gebildeten Rückens unter nahmen, ihnen ungeheure Opfer kosteten. In der Woevre war die durch unsere Batterien kräftig beant- wartete feindliche Beschießung von Eix, Moulainville, VillerS- fous-Bonchamp und Bonze« besonders heftig. Die Deutschen warfen bei St. Mihiel schwimmende Minen in die Maas, die wir auffischen konnte», bevor sie Schaden anz'irichlcn vermochten. In Lothringen zerstörten wir durch vernichtendes Feuer die feindlichen Gräben ans der Front Halloville-Bremen'' ProtestversumttüungL-L gegen d e Einberufung der Verheirateten vvw. Rotterdam, 11 März tDraktbericht s Der „Rotter- damschc Courant' meldet ans London. Im ganzen Land: wurden Prolestversammlungen gegen die Einberufung der Verheirateten abgehalten. Gestcrn fand eine Versammlung von 700 verheirateten Männern in Southport in Lancashire statt, in der gegen den Bruch des von der Regierung gegebenen Versprechens Wider stand ongekündigt und Derby ausgesordert wurde, zurückzutreten. Der ..Manchester Guardian" schreibt in einem Leitartikel, daß die verheira teten Männer sich jetzt in einen sehr zweifelhaften Ruf brächten, und der Londoner Korrespondent dieses Blalles erfährt, daß das Kriegsamt sich durch die Bewegung nicht einschüchtern lasse, sondern mit der Elnbcrutnng der Verheirateten fortfahren werde. Erfolgreicher Kampf der Italiener gseen die Unbilden der Witterung xvtb. Rom, 11. März. (Drahtbertcht.) Amtlicher Bericht vom Freitag: Im A l p e n g e b i e t Schneefälle und Lawinen st ürze, in der Ebene Unwetter und Ueberschwemmung. Unsere unermüdlichen Truppen Kämpfen erfolgreich gegen die Unbilden der Witterung und sehen ihre Angrissstäligkeit mit Glück fort. In der Umgebung des Castello Dante (im L a g a r i n a t a l), bet Ltterna (Im Ter- ragnoletal), bei Lusern (im H 0 ch a st i c 0 t a l), aus dem Vez- zena-Rücken (A s s a t a l) und bei Marter (im Suganatal) sanden kleinere für uns günstige Infontcriennternehmungen statt. Unsere Artillerie zerstörte feindliche Unterstände im oberen Seife ratai (Cellata 0 und traf marschierende Truppen im Tale von C 0 ritenza und dem Eleme (K r ns. Am mittleren Is 0 nz 0 zwang die Tätigkeit unserer Abteilungen aus dem Mrzli bei Selb und Bedrez den Feind, seine Gräben zu räumen die von unserer Artillerie wirksam unter Feuer gehalten wurden Vom unteren Isonzo wird Artillerie- »ätigkeit deS Feindes gegen bewohnte Ortschaften gemeldet. Unsere Artillerie erwiderte und richtete genaues Feuer gegen feindliche Züge, die längs des Ballone (Karst) marschierten. Die mitteleuropäische Wirtschaftsgemeinschaft Ihre Freunde und Gegner in Oesterreich-Ungarn Von Professor Dr. Paul Samaffa - Wien (Nachdruck verboten.) Man wird von manchen Seiten immer wieder ermahnt, ein so schwieriges wirtschaftliches Problem wie das einer Zoll union zwischen dem Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn möglichst «nüchtern", «mit dem Aechenstift in der Hand" zu be urteilen. Wenn aber der Industrielle A. in Wien oder der Kauf mann B. in Hamburg ausrechnet, wieviel Nutzen oder Schaden er von einer Zollunion hätte — beiläufig bemerkt, unter der sehr unwahrscheinlichen Voraussetzung, daß nach dem Kriege die wirt schaftlichen Verhältnisse genau so sein werden, wie sie es vorher waren —, so wird damit für die Lösung des Problems doch recht wenig geschehen sein, außer etwa, daß man versteht, warum A. dagegen und B. dafür ist, oder umgekehrt. Mitunter traf ich in Deutschland während des Krieges die Auffassung vertreten, als ob in Oe st erreich alles auf eine Zollunion dränge, und als ob es nur beim Deutschen Reiche läge, zu gewähren oder zu versagen. Auch diese Annahme ist falsch. Es gibt bei uns genug Leute, die sehr ansehnliche Interessen vertreten und die unbedingte Gegner jeder Annäherung sind. Aus mancherlei Gründen; z. B. kann man einen Vertreter oder Nutznießer des Eisenkarkells mit allen Versprechungen von Zwischenzöllen, Rayonnierung der Absatz gebiete usw. nicht locken. Ganz einfach deshalb, weil die dem Kartell angeschlossenen Werke bei den bestehenden Zuständen sehr gut verdient haben, vur allem auch bequem verdient haben, und weil auch die Aussicht auf erhöhte Blüte des Wirtschaftslebens im Staate und damit auch erhöhter Eisenabsah sie nicht reizen kann. Ganz ähnlich ist der Standpunkt der Wiener Großbanken; sie können beim besten Willen ein Wirtschaftsleben nicht rück ständig finden, das ihnen bisher immer noch gestattet hat, große Gewinne zu machen. In Ungarn wird man wieder andere Argumente hören. In der Gedankenwelt des madjarischen Politikers nehmen wirt schaftliche Fragen überhaupt keinen allzu breiten Raum ein. Er sicht sich vor allem täglich vor einer politischen «Lage", die heute entwirrt werden muß, weil sie gestern verwirrt worden ist. Daß eine Voraussetzung eines wirtschaftlichen Zusammenschlusses die Festlegung des österreichisch - ungarischen Ausgleichs für einen längeren Zeitraum als bisher ist, macht ihm die Sache nicht schmack hafter. Hat er bisher schon die Gemeinschaft mit Oesterreich oft als schweres Joch empfunden, so sträubt sich sein Temperament nicht minder gegen die Einfügung in das größere Ganze einer mitteleuropäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Es gibt gewiß auch in Ungarn Politiker, die weiter sehen; aber die hier geschilderten Gefühle haben gewiß eine sehr starke Verbreitung und politischen Einfluß, mögen sic auch vom ungarischen Standpunkt noch so wenig sachliches Für und Wider zur Frage des Mirtschaftsbünd- nisscs bcibringen. Weil sich aber gerade bei der Beurteilung dieser Frage so viel Unsachliches hineindrängt, kann man nicht oft genug auf die Grundlage zurückvcrweisen, auf der sie allein erörtert werden sollte. Das ist die möglichste Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Donaumonarchie, damit sie nach diesem Kriege imstande sei, die militärische Rüstung zu tragen, die zur Sicherung des Friedens notwendig ist und die gemeinsamen In teressen der beiden Zcntralmächte schützt. Oesterreich-Ungarn hat vor dem Kriege in dieser Beziehung zu wenig geleistet aus Grün- j den, die hier zu erörtern wohl zu weit führen würde. Wir haben dafür in einem behaglicheren Tempo gelebt, das gewiß seine Vor züge und Annehmlichkeiten hatte. Aber damit wird es nach dem Kriege vorüber sein, wenn wir uns behaupten wollen. Hier aber spielt etwas Unwägbares hinein, was mit dem Rechenstift nicht zu erfassen ist: der rüstigere Wanderer, und das ist Deutsch land, wird mit uns Arm in Arm gehen müssen, wenn wir daS Ziel erreichen, ja, wenn wir überhaupt den Mut fassen sollen, es anzu streben. Ich will nicht sagen, daß der Weggenosse uns stützen muß, aber wir müssen das Gefühl haben, daß er an unserer Seite ist. Und so sentimental verschwommen dieser Gedankengano den .Rechenstiftlern" zunächst erscheinen mag, so kann ich doch ver sichern, daß cs bei uns in Oesterreich angesehene Industrielle gibt, die, wenn sie nur rechnen wollten, am bisherigen Zustand nichts auszusehen hätten, vielleicht gegen die Wirtschaftsgemeinschaft mehr als ein Bedenken haben mühten, sic aber trotzdem wollen, weil sie diese ideellen oder, wenn man will, sentimentalen Werte viel höher cinschätzen als den unmittelbar greifbaren materiellen Schaden. Tatsächlich schält sich aber auch so mancher greifbare Wert heraus, wenn man sich das, was wir von der Wirtschafts gemeinschaft erhoffen, im einzelnen klarmacht. Was wir vor allem nötig haben werden, ist eine Steigerung der Ar beitsenergie. Im Reiche schien man in dieser Beziehung schon vor dem Kriege an der Grenze des Erreichbaren; die Leistungen des Krieges deuten aber an, daß hier noch eine Stei gerung möglich sein wird. Es Deutschland darin oletchzutun, wird uns gewiß nicht möglich sein, dazu ist die völkische Zusammen setzung der Monarchie zu bunt, sind die Kulturunterschiede zu groß. Stellte man uns vor die Frage, mit Deutschland konkur rieren zu müssen, sänke uns von vornherein der Mut. Damit sind natürlich nicht etwa einzelne Zweige der Erzeugung gemeint, wo