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SlhiW W Moslaii Das Interesse jiir den Nioskanempsang ist anscheinend auch bis in die jtaatserli.iltcnden Organe gedrungen. Die berliner Ortsgruppe des freien Nadiobundes „Prenzlauer Berg" batte in den Beroliiia-Fejtsälen zu einein össentlicheu Mos la u- E m p s a n g s n b c n o geladen, zu dein nicht nur etwa 3nn 'N n n d s u n t l d i l n c li m c i aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung, sondern auch «in Pulizeihauplinann mit acht Polizisten und einem ..Zivilbenmtrn" eischieiien waren. Es ist erjreulich, das, die Polizisten Gelegenheit hatten, einem '.lllv-.-taiieinpsang persönlich beizuivahncn. 'Aür können es and) verstehen, datz dein Hauptmann, der augenscheinlich vorher nicht daran gedacht hatte, da» Polizisten auch Ohren Haden, die man nicht gut verstopfen kann, diese Tatsache aus die Dauer un angenehm wurde, Er benutzte eine Störung in der Lichtleitung dazu, die Fortsetzung des Moskauer Enipsangs zu verbieten. Das, der Empfang irgendeiner Station durch Polizei vcr. Haien werden kann, ist, trotzdem wir vieles gewohnt sind, immer- »»p i- der Geilbickte des völkerverbindenden" Rundfunk». Mutz man sterben? / L Pan einer kleinen, tapferen Florentinerin mit schwarzem «udenlops und noch schivarzeren blitzenden Augen soll ich die .enlichen (benähen grüszen und ihnen ein „Not Front!" zurusen. 'Bahrend mir uns die Hände zum Abschied driickien, glänzten ihre Augen und sie wiederholte eindringlich: . und vergiszi nicht, den dent'chen Genosten zu sagen, das; wir aus sie bliiken, ihre Arbeit nersolgcn — und das, wir in stetem Kamps mit ihnen gemeinsam sür die Revolution arbeiten . . ." * Einige Wochen vergingen seitdem. Sie brachten Notverord- inngen jur Deutschland und Iubklhyuinen des „Pormärts" sitr ivn slirgeuden Abenteurer Laurv de Basis, der über Rom rnrisoichistische Flugblätter ubwarf. Wir erkennen den Mut und die Opserbereitlchast dieses Mannes an. aber nicht seine Tat. In seinem im „Vorwärts" veröffentlichten Testament schreibt »r: Ich stehl' aus den, Standpunkt, das,, damit der Faichjs- mus stürze, es notwendig ist, das, etwa zwei Dutzend junger Leute Ihr Leben opfern, um den Geist Italiens aujzuriitteln . . . das, es nicht nötig ist, sein Leden aufs Spiel zn setzen . . . Da« ist ein Irrtum. Man musz sterben! . . Bosts hat sein Leben geopfert. Gewitz mutz man sterben, Signor Bosis, aber vorher mutz man rrst. mal leben, kämpsen, systematisch, organisiert kämpsrn. lind »uf faschistiscktem Boden gegen den Faschismus -u kämpsrn, ist nicht leichter als der Opsertod. Bosis behauptet, es gäbe in Italien keine Männer- mehr, die ihr Leben im .Kamps eiuietzen. Da liegt der Irrtum. Hätte er nicht in der Emigration gelebt, so hätte er sehen mühen, knitz lausende Männer, tauseude Mädchen mid Frauen bereit stehen. Hunderte sind gestorben. Tausende «erden in Mnssolinlen langsam zu Tode gemartert, weil sie Italien «nfrüttelten. Ihr Leben, ihr Kampf siebt nnler dem Zeichen: lLnrtliu Lumuttlstu d'lt.illa. * Dor .Vorwärts" zeigte ein uuschuldsvokles, rührendes Vild- hoir. wie faschistische Miliz triumphiereuo die abgeivorsrnen Flug- »lärter verhastete. Sollte der „Vorwärts" nicht wissen das, die Angelegenheit durchaus nicht so lächerlich und seine Karikatur ine verdammt blutige Ironie ijt. Denn Hunderte Arbeiter, die dies« Jette! aushoben, lasen, in die Tasche strikten, ohne vielleicht nanchmal den Inhalt gelesen zu haben, wnrden verhaftet, lind mich italienische Gefängnisse geschleift zu werden, bedeutet iiir >««fe Gefangene«: „Man mutz sterben" Sterben, wir e- Boji» irrtümlich »erlangt, ohne Italirn „aujzurüttrln", durch ein un- aeawntwortliches Abenteuer. AVer ich will berichten, was jene junge Genossin mir erzählte Ich seh« sie noch vor mir: glücklich strahltrn Ihre Augen, wenn ich M richtig verstand. Ihre Stimme zitterte vor Erregung und Hatz: *Im Juli 10.10 warf B a s s a ki e s i vom Flugzeug anll- Zaschistische Flugblätter über Mailand. Was mutzte Naroenropa ««von, als es Beifall klatschte? Unendlich viele Arbeiter sind bei dteser Gelegenheit bi- heute in Kerkern begraben. Die Arinee «or Spitzel und Agenten ist verschärf, worden, mutz Opfer heran- ^dleppen, verhasiet wahllos. Unsere Aibeit", sagt die Genossin, ..erlitt nnr Schaden. Es wnroe norh sdnvieriger, nod, schwerer. Bnssanesi alarmierte das Heer der Miliz und Spitzel, aber nicht das werktätige Italien Wir brauchen keine iremdeu Abenteurer, die doch nichts von unserer illegalen Arbeit verstehen und uns nnr zurückiversen. Wir haben Flngbläller soviel mit brauchen. Und »erlatzt end) dnrans, sie werden auch veiteilt. Beiteilt, nicht nnler den Augen der ansgcscheuchten Miliz. Wir sprechen aus dem Dorje mit de» Bauern. Wir Hullen geheime Baueruversaiumluugeu ab. Regelmäßig erscheint unser Parteiorgan „L'Uuilu" (Die Einig keit) aus Zigarrttenpapier geormkt Leicht im Bries zu verschicken. Und hier", sie drückt mir ein Blättchen in die Hand, „ein Zer setzttiigsslugblatt siir die faschistische Miliz. Die Arbeit der Flug blattverbreitung vor Fabriken und Kasernen wird sogar zumeist von uns Genossinnen erledigt; es ist nnserr Aufgabe. Wir haben beute rinsere Jetten wieder ansgebant; ob in Verona, ?)>ajland oder Neapel, unsere Idee marschiert/' Unbehindert gelangten die schweren, kostbaren Druckmaschinen mährend dieser Manöver über die Berge in das Land des Faichismus, nm, nach Bosis, aber ani eine andere Art, „den Geizt Italiens anszurutteln". Den Geist des werktätigen Italieüs und nicht den Geist der Miliz. Das ist der Unterschied. Sie erzählt cs mit leuchtenden Augen, die zu flackern bc -innen. Und nun, Signor Lanro de Bosis: Mutz mau sterben? Oder meiterlebcn uuo kämpsen? Wir jedenfalls wollen leben, um den internationalen Kapitalismus, den Faschismus sterben lassen zu können! Das revolutionäre autijaschislischc Italien verzichtet groß mütig aus die Sensation eines Bassanesi oder aus Laura de Bosis „dringenden Appell an den König". Ein kleines Beispiel von den namenlosen Helden der Idee. Unter schwierigsten Verhältnissen mutzten irgendwo in den Alpen wertvolle Druckmaschinen illegal über 2000 Meter hohe unwegsame Felswände geschasst werden. Nach Italien hinein Manche Tage ging «s nur einige wenige Nieter vorwärts. Polizei und Spitzel sind wachsam. Die Kngcln der Miliz sitzen locker. Das Netz der Genossen wurde ausgespannt, um die Verfolger ab- zulenken. Und es gelang. * Ein Ablenkungsmanöver: Lin Bries ist von der Schweizer Grenze nach Luino, Italien, zu bringen. Iwei Briese werden angesertigt. Zwei Männer machen sich ans den Weg. den Todes weg. Einer zn Lande, cmcr zu Wasser, auf dem Lago Maggiore. Und jeder weiß, ist er in der Schlinge, kommt der andere durch. Braunzchwe'g, oen 2V. Oktober 1931. Hotel „Zum Braunen Arier". Der Aus-, Vorbei, uuo Abmanch der 100 000 — mir kommunistischer Wahrheitssauatlsmus kann vou oer lächerlichen Zahl von „etwa .Munn Nazis" berichten — ijt vorbei. Die Truppen sind bejehlsgemätz wieder in ihre Heimatkasernen abgerucki. Zurück geblieben sind nnr einige Wenige, denen gelegentlich der „Strasexpeoi- tioijen" von der begeisterten Bevölke rung zu stürmisch auj die Backen ge- klopsr wurde Sic kühlen zur Zeit ihre Sitzslächen nno. wo vorhanden, edleren Weichteile in den hiesigen Heil-Heil Anstalten. Scho» beim Einmarsch der 1 >0 000 verhielt sich die Bevölke rung sowohl mujteigültig wie das Lachen. Ja. im Gegensatz zu jedem unfeinen Begriitzungsgebriill war das Volk, beim Einmarsch der Braunen jchweigjam. rrnc sinnige, an« dem Namen der Stadt hergeleitctc Ovation. Aus scitcn der 3. Neichs-Wehr ging man darauf fojort dazu über, der Bevölkerung der Arbeiter bezirke ohne jedes Sondeientree einige mustergültige Parade märsche der Heils Armer sowie höchst amüsante Steinwnrs- übungen vorzufühien Leitwr gingen infolge der spontanen B». gelslkkuiig der Arbeiter hierbei einige taufend Arbeitersenster in Trümmer. Artur Schnitzler Ein fast 70jahriger Dichter des liberalen Bürgertums der schwarz gelben Monarchle, Artur Schnitzler, stark plötzlich an einem Schlaganfall. Sein Werk wirv ihn kaum überdauern. Seine Friihwcrke zeigen den zwar zahmen, aber dennoch zeitkritischen Widerspruch gegen das k. u. k. Büro kratentum der Danaumou- archie, gegen das moral, fierende Philistertum und die engstirnige Heuchelei des offiziellen Lebens der OOcr Jahre. Schnitzler, der Arzt war, und zweifellos hinter die Kulissen jenes gesell schaftlichen Systems sehen konnte, das ein ungeheures Elens und die undenk barste Verknechtung grotzer Volker mit dem falschen Zauber z einer Wiener Operette zn verdecken suchte, hat sag gehütet, über das Matz einer solonjähigen Kiitik hinnuszugehen. In seiner Aerztetragödie ,.Professor Bernhardt" wagte er sich wohl am weitesten mit seiner Gesellschaftskritik. Im „Leutnant Gustl" gab er eine sür die da malige Zeit immerhin beachtenswerte Satire des später von Haczck im Lchmejk konjeqnenter verewigten Typ des Untertanen In, Osjiziersrnck „Neigen" hat nod, bis zuletzt das Aergerniv aller Puritaner erregt und gehört wähl zu seinen bekanntesten Stücken. Aus der grotzen Reihe von Schnitzlers Werken sind am oer- breitesten. ..Anaiol", „Liebelei", „Der Weg ins Freie" und die von Elisabeth Bergner verniedlichte „Fräulein Else". Immer wieder sind cs Kajjechaustypen, Gelehrte, mondäne Frauen, Osslzlcre, kurz: „die besseren Leute". Er bleibt bis zuletzt - selbst da. wo er sie mit leichter Sclbjtironie bespöttelt — in ihre Atmo sphäre gebannt und weitz aus der Ifolatiou seiner Schreibstube kaum etwas vou den geschichtlichen Porgängen der Zeit, vom Zu sammenbruch der alten Welt. Seine letzte Arbeit, die eben bei S. Fischer erscheint, heisst „Flucht iu die Finsternis". Dieser Titel könnte al» Motto siir Ent- Wicklung und Ende Artur Schnitzlers gelten, der aus kritischen Ailsängcn sich dem Milieu, das -r angrijf, angleicht und fchkietz- lich darin untertaucht. Er flüchtete in die müde, haltlose Resi gnation eines lchöngelftsgen Skeptikers. Bi. Weil die Miliz nur einen sucht, wenn sie Lunte gcroLen hm Wer wird sollen? Ein Mann, aber nicht die Sachs'! Kaum hat der Kurier zu Wasser italienischen Bode« den Fützen, wird er verhastet. Der Brief ist «naussindlich. Er hm ihn beseitigt, weil er darauf gesatzt war. Er spricht deutsch D, Faschisten holen einen Dolmetscher. Er schweigt. Sie peinH-i ihn. Er schweigt. Mann will ihn abschleppen. Da, ein Trick: „Wie Sie sehen, meine Herren, ersahren Sie nicht» kiis ! solut nichts. So nicht. Lasten Sie mich ans einen Sch--e^, ! Dampfer, was für mich die Freiheit bedeutet. Aber ,n ' meine Herren von der Miliz, wenn Sie jemals etwas echih-^ wollen, werde ich es Ihnen verraten." Sie überlegen: Bona! Unser Mann steht aus dem Schiss, aus Schweizer Boden >, neben liegt das knatternde Motorboot der Faschisten. Ihr« Enn;- tung ist aufs höchste gespannt. Sie habens notiert. W'rd ! Mann Wort halten? Da! Er beugt sich über die Reeling: „Ich kann Ihnen o--, raten," dabei sieht er nach der Uhr, „datz die Mission, eie ich »f, füllen sollte, bereits erfüllt ist. Durch meinen Kameraden Luino." Er weitz, datz sein Genosse schon wieder aus Schweizer sein mutz. Die Miliz weitz nichts; sie hört nur: Luino! Da- Boot fliegt herum, im Kurs aus Luino. Das BugwoHer ipr-.'n aus. Unser Genosse weitz: Die Miliz zieht sich auj Luino z,. ! jammen. Sie ist beschäftigt. Sehr beschäftigt. Von bcfonderem Interest« war die mit dem BraumchoeeM Trejscn verbundene Automobilausstellung, aus der mai »>-, üOOt) Krajlwagen aller Rasten bewundern kannte iozialistischc Eindruck, den die hocheleganten, kapitalen ->nd,n> pserdigen den, Volke vermittelten, wurde nach ilbertrossen einer stolzen Razikampsstasjcl von sechs Bonidenslttgzeu-eii. t-, wie n>tr ein Oskar lOber-Stiirmkolonnenadsutanien-R-ds-ihies) erzählte, im Falle eines Falles das werktätige Volk mit ladenplälzchen überschütten sollen. Es ist übrigen» zum n'chstea Ncichstrcssen, falls cs noch dazu kommt, die Anweienhett »wi-er Zeppeline, eines Tankgeschwaders und einer Tarp dodaotslottü- geplant. Die Armee der 200 00» Braunhemd,„ hat in den dr«, Tama ihres Hiciieins I7töö Tonnen Bier vertilgt, ein Zeichen, dah » unserer SA. der alte Germanenwcingcift wachgehallen wird In den Kreisen der Offiziere wurden natürlich SAarwein, u«d bevorzugt. Die Speisenfolge des einfachen, seldmStztgen Offizier.,Ich- meniis im Börsenhotcl war folgende: Kraftmeierbrlihe „Heil"bntie mit Rechtsschwenkkartaffekn Osastbraten Harzdurger Käse mit Pumpmtrnickei und Hurradiesch.- Das imposante Heer der 200 000 hat nunmehr Brau* a ptanmötzig geräumt. Die eigenen Verluste sind flerine oberungen wurden nicht gemacht. Die 300 000 haben ad-, glorreichen Geschichte dei NSDAP, ein neue« Ruhniesbla-' - zugefügt: Der Feind verlor zwei Tote und 70 Verwundet, Ti- > ist das Dessen der .'>00 000 vorbei. Sie begraben die SPD. In den Tagen vor der Hamburger Bürgerschastsmahi jchierte eine Gruppe kommnnistiicher Kinder durch die SL - die manchen Spaziergänger veranlatzte, stehenzubleiben un" sonderbaren Zug mit den Blicken zu folgen. Di, Kinder kn:'>* sich aus Kistenholz ,inrn Sarg gezimmert, ihn mit Resten - Tuches umtlridct und aus ihm mit weitzen Buchstaben aus 1'->? n die Inschrift befestigt: „Wir begraben die SPD !" AG d e Kn > - aber in eine größere Stratzc einbiegen wollten, nahten er anderen Seite vier Polizisten, die mit grotzen Schritten aL -- Gruppe zukamen. Die Kinder rissen aus. was das Zeug d> o wollte und liegen den Sarg im Stich. Was blieb den Poi.zA'i übrig als ihn auszunehmen >znd sortznlragen zur nächsten Sic erregten gewaltiges Anssehen. Am jeder Ecke trug ein .u-- amter, und aus dem Sarg zwischen den Vieren leuchtet« tm^-i noch die Aujschrist: „Wir begraben die SPD.!" Der Bezirksvorstand der Sozialdemokratischen Partei seil i keim Polizeisenatsr beschwert Haden. tliWiWWiii!M!WiiiiiWiiiliMtt!WiiiiliiW ' Ktelnbnrckt: „ärkolterin an 6ve weiNulthmsSchlne" Ausstellung „k->suon ln l^lot" ' «ermttwvNUch. »,»»«,« Pa«z,w. »««0«.