Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe Bezugspreis: sür Leipzig a»d Verort» z»«i»«> ««glich in« -an« ,«bracht monailich M. IZS, »terteliLhrltch M. S.7S; fiir Abholer m»nailich M. l.—; durch unl«r« autwartlgen Filialen in« -an« gedrachl monatlich M. I.Sg »tertel- Ulhrllch M. 4LÜ; durch di» Post tnnerdald Deutschland« monai- lich M. «.«. »lerielsghrlich M. «L0 <ao«schli,bllch Paftdeftellgeld». Schrlfileliong und Velchlftdslel«: Zohannisgasie Ar. I Amtsblatt des Rates und des pollzelamtes der Stadt Leipzig Nr. 113 Freitag, den 3. März 110. Jahrgang Hk«, Dr-Letpzl«u.lim^d.die «InfpaltVeilt. «nzeigenpreis. , »,o.« «P, : «eddrden im amtl^TeN »I« puNizell« « Pf,». a,«w.7S Pf.; klein» Anzeige» di« Peliizeil« 20 Pf, ». aa«». LS Pf.; Famtlienanzetgen 2SPf.: Delchdft« anzeigen mit Platzvorschriften im Prell« «rddhi. Fltr Vr.-Lelpzig lll-i. Aus schlag. Beilagen: <S«samiauslag« M.7.— da«Tausend oulschl.Peftgedthr. Fernsprech Anlchlas, Ar. l«082, l««9I und I««»« ISIS Jer S-Aot-Kriez in vollem Gange Die Deute des ersten Tages rvtb. London, 2. März. (Drahtbericht.) Lloyds meldet aus Lowestoft: Die Besatzungen der Flscherfahrzeuge «Tra- vose", «Uryon", «ReHance" und «Harold" wurden ge landet. Die Schiffe wurden in der Nordsee versenkt. Das italienische Segelschiff «Elis a" wurde versenkt. wtb. London, 2. März. (Drahtber.) Lloyds meldet: Der Minensucher «Au revoir" wurde von einem deutschen Unterseeboot torpediert; die Besatzung wurde gerettet. Der russische Dampfer «Alexander Wentzel" wurde ver senkt; 18 Mann sind ertrunken, 11 wurden gerettet. G Rotterdam, 2. März. (Drahtber.) Der «Nieuwe Rotkerdamfche Courant" meldet aus Havre, daß der französische Minenfeger «Au revoir" am Sonnabend zweimal bestückten Unterseebooten begegnete. Das erstemal entging er infolge seiner Schnelligkeit dem ihn verfolgenden Feind; das zwettemal aber zeigte sich das Sehrohr eines Unterseebootes in allernächster Nähe, und im nächsten Augenblick hatte «Au revoir" einen wohlgezielten Torpedo im Leib. «Au revoir" sank binnen wenigen Minuten. Die Mannschaft wurde gerettet. «Au revoir" hatte eine Wasser verdrängung von 10S8 Tonnen und war in Boulogne beheimatet. GRotterdam,2. März. (Drahtbericht.) Londoner Mit teilungen zufolge sind infolge des Auftaochens deutscher Unterseeboote vor Le Havre die für die französisch-eng lische Armee bestimmten neuen englischen Truppen tran s p o r t e aus den englischen Häfen nichtausgelaufe a. («Hamb. Frbl.') vttb. Rotterdam» 2. März. (Drahtber.) Der «Maasbote" erfährt aus London: Beim Tokenschaugericht über die mit der «M alosa" verunglückten Personen sagte ein Schiffsoffizier aus, daß nach seiner Meinung das Schiff torpediert wurde, daß zwei Dampfer kurz hintereinander in die Luft flogen und der zweite Dampfer unmittelbar hinter der «Maloja* fuhr. Amsterdam, 2. März. (Drahtbericht.) Alle heute eingetrof- senen englischen Zeitungen veröffentlichen Leitartikel über die Wiederaufnahme des U-Bootkrieges. t«B. Z.) vtb. London, 2. März. (Drahtbericht.) Das Reutersche Bureau ist zu der Erklärung ermächtigt, datz die englische Ansicht betreffend Handelsschiffe und Unter see- seebooke immer die folgende gewesen ist: Zu Verteidigungs zwecken bewaffnete Handelsschiffe dürfen auf Unterseeboote oder irgendwelche andere Kriegsschiffe nicht feuern autzer zur Selbst verteidigung. Die Deutschen haben die Bedeutung einer Stelle in dem Schriftstück, das sie an Bord eines von ihnen ver senkten Transportschiffes genommen haben, dahin verdreht, die Handelsschiffe hätten Weisungen, die Osfensive zu er greifen. Dem ist nicht so. Die betreffende Stelle, welche das Maximum der Entfernung festsetzt, jenseits welcher den Handels schiffen geraten wird, nicht zu feuern, mutz im Zusammenhang mit der anderen Stelle gelesen werden, die vollkommen klar macht, datz Handelsschiffe nickt angreisen dürfen, wenn das Unterseeboot nickt unmittelbar feindselige Absichten an den Tag legt. (r.) Wien, 2. März. (Eig. Drahtbericht.) Die .Zeit" meldet aus Genf: «Petit Journal ' sagt, die Blätter sollten es nicht tadeln, datz die «Provence" ohne Begleitung von Torpedobooten fuhr. Das Schiff besaß eine sehr große Schnelligkeit. Sein Ver hängnis war der riesige Lärm der Maschinen, der es dem Tauch boote ermöglichte, unter Wasser das Herannahen des Schiffes abzuwarten, ohne das Periskop zu zeigen, worauf der Torpedo aus allernächster Nähe abgeschossen wurde. Wilsons Stellung gestärkt? rvtb. Washington, 2. März. (Drahtberichk.) Staatssekretär Lansing richtete an den Botschafter Gerard in Berlin ein Kabclgramm, in dem er um Mitteilung ersucht, mit welchem Schisse der Anhang zur deutschen Denkschrift über den Unterseebootkrieg abgesandt worden sei und wann sein Eintreffen in Amerika zu erwarten sei. Präsident Wilson hatte eine lange Unterredung mit den Führern der demokratischen Partei. In den beiden Häusern des Kongresses wurde keine amtliche Mitteilung darüber gemacht, aber aus guter Quelle wird gemeldet, datz der Präsident darauf bestand, daß der Kongreß über den eingebrachken Antrag, die Amerikaner vor Reisen auf bewaffneten feindlichen Handelsschiffen zu warnen, ab stimme. Man glaubt, datz Wilson die Zusiche rung hat, datz die republikanische Minderheit im Repräsentanten- oause helfen wird, diesen Antrag iu Fall zu bringen. Es scheint, datz die Demokraten eine solche Abstimmung dadurch verhin dern wollen, datz sie eine Abstimmung über eine Art Ver trauensvotum für Wilsons Politik gegenüber Deutschland i'eraufbeschwören, aber die Republikaner würden dafür schwer zu oben sein. Man glaubt, daß Wilson selbst darauf bestehen wird, daß über den ursprünglichen Antrag abgestimmk wird. >vib. Amsterdam, 2. März. (Drahlbericht.) Einem hiesigen Alakt . zufolge erfahren die .Times" aus Washington, Wilsons plötzliche Forderung, datz der Kongreß über die aus wärtige Politik beraten und der Regierung in der Frage des weisens von Amerikanern auf bewaffneten Handelsschiffen sein Vertrauen aussprechen solle, habe im Kongreß Aufsehen erregt. Viele Kongreßmitglieder fänden das ''ufkreten des Präsidenten klug und energisch. Die Presse und ne Republikaner unterstützten den Präsidenten, und die Demokraten würden ihn auch nicht im Stich lassen können. ohne in die Karten der deutschen Botschaft zu spielen. Man glaubt, datz die Stellung Wilsons stärker ge worden sei. Fliegerangriff auf die englische Küste wtb. London, 1. März. (Drahtberichk.) Amtlich wird ge meldet: Ein deutsches Marineflugzeug überflog am Abend einen Teil der Süds ft Küste und warf mehrere Bom - ben ab. Militärischer Schaden wurde nicht angerichtet; ein neun monatiges Kind soll getötet worden sein. (r.) Von der holländischen Grenze, 2. März. (Eigener Drahtbericht.) Ueberall in England werden Maßnahmen gegen Zeppelinangrifse getroffen. Am Sonnabend gegen Mitternacht würbe in Plymouth ein Versuchsalärm ins Werk gesetzt, wie er bei der Ankündigung von deutschen Lustfahr- zeugen in Wirklichkeit erfolgen soll. Daraus ergibt sich, datz man bis weithin im Westen mit solchen Angriffen rechnet. Am Freitag ist in fast ganz Schottland das Verbot des Anzündens von Lichtern nach Sonnenuntergang in Kraft getreten. (.Köln. Ztg.') Die franzöfifchen Sorgen um Derdun (r.) Genf, 2. März. (Drahtbericht.) Der gestern in Paris auf Grund nichtamtlicher Depeschen verbreitet gewesenen Anschauung, datz der vor Verdun eingelretene Stillstand tagelang, ja wochenlang anhallen könne, tritt eine aus Gallienis Pressebureau stammende «Temps"-Note entgegen, die vor gefährlichen Illuponen warnt. Die Gesamtlage an der Westfront bleibe ernst; es wäre widersinnig, anzunehmen daß der heftig etngeleitete deutsch« Vorstotz auf Verdun beschränkt bleibe. Einige durch Falschmeldungen lrrcgeführte Fachkritiker müssen auf Grund der jüngsten Ioffreskyerr Note ihre Vermutungen von einem Stillstand der Operationen vor Verdun zurücknehmen; sie erwarten jetzt heftige Zusammen- pötze in der Gegend vou Vaux und Damloup. Einer ihm z»gegaug«nen fachmännischen Darstellung der Beschießung, der der Stadt bezirk Verdun ausgesetzt war, konnte der «Petit Pariflea" entnehme«, datz die mindestens aus vier Punkten ausgestellten Geschütz« alle Stadtteile bestreichen. (Lok.-Anz.) (-.) Wien, 2. März. (Eig. Drahtbericht.) Die «Zett' meldet aus Gen f: «Eclair" beschäftigt sich mit der Frage, wie es mög lich sei, diegeflüchtetenSerbennlchtnachSalontki, sondernandteWestfrontzuschaffen, weil die Haupt sache jetzt ein Sieg bei Verdun sei. (-.) Frankfurt a. M., 2. März. (Drahtbericht.) AuS Buda- pest erfährt die .Franks. Ztg.': Nach Bukarester Meldungen haben die Franzosen am Sonntag Rumänien mit drahtlosen Depeschen, die durchweg Nachrichten und Einzelheiten über die Rückeroberung des Forts Douaumont enthielten, förmlich überschwemmt. In russophilen Kreisen herrschte stiller Jubel, der sich jedoch in Be stürzung verwandelte, als sich der große Siegesbericht als Lüge erwies. Wie die geheimnisvolle „Möve" ausfieht (r.) Köln, 2. März. (Eigener Drahtbericht.) Di« «Köln. Ztg." meldet vou der holländischen Grenze: Ein Telegramm der «Times" aus Las Palmas schildert die «Möve" wie folgt: Grötze etwa 5500 Tonnen, zwei Masten, ein Schornstein» vier 12-cm- oder 15-cm-Geschütze vorn und zwei am Hinterschiff, ein 10-cm-Geschüh am Ruder versteckt ausgestellt, der Rumpf bis zur Wasserlinie schwarz gestrichen, die Hälfte des Achterschiffes ist mit Segeltuch bedeckt. Kampfansage der italienischen Sozialisten an die Regierung vvtb. Bern, 2. März. (Drahtbericht.) Mailänder Blätter geben eine Bekanntmachung der offiziellen Sozialisten wieder, wonach diese beschlossen haben, der Regierung und den extremen interventionistischen Strömungen scharf entgegenzutreten. Turati sei beauftragt worden, in einer der nächsten Sitzungen des Parlaments eine sofortige Erörterung über den Etat des Ministeriums des Aeußern zu verlangen, was von der Parteileitung als das beste Mittel angesehen werde, um zu erreichen, datz die diplo matische und die militärische Lage vor dem Parlament geklärt wird. Falls die Regierung den Antrag der Sozialisten nicht annehmen sollte, würden sie sofort unter ausführlicher Begründung einen Antrag auf Besprechung der wirtschaftlichen, diplo matisches und militärischen Politik einreichen, die in diesem Zeitpunkte des verwegensten Druckes auf die Regierung im Sinne der AusdehnungdeSKrieges unbedingt notwendig erscheine. Laut .Giornale d'Italia" werden die zurückqestellten Jahr- gänge 1886 bis 1897 einer neuen Untersuchung unterzogen. Dem .Temps" zufolge sind von 37 deutschen Dampfern, die in italienischen Häfen interniert waren, drei unbrauchbar, die anderen werden von Italien verwendet. Neun versehen die Schiffahrt zwischen Italien und England, 18 mit den Vereinigten Staaten. Gffad über die Räumung Durazzos (r.) Genf, 2. März. (Drahtbericht.) Bevor EsfadPafcha sich nach Frankreich begab, rechtfertigte er dem Korre spondenten des Pariser .Journal" gegenüber sein Verhalten in Durazzo. Die italienische Führung daselbst sei starken Schwankungen ausgesetzt gewesen. Erst nachdem General Guerrini, welcher Durazzo überhaupt unverteidigt lassen wollte, durch General F errero ersetzt worden war, begannen die Vorbereitungen, den Oesterreichern entgcgenzutreten. Aber wider Erwarten war deren Artillerie trotz der Gcländehindernisse so wirksam, datz der italienische Rückzug unvermeidlich wurde und infolge ungünstiger Seeverhältnisse mit sehr schweren Verlusten bei der Einschiffung der Truppen seinen Abschluß fand. (.Berl. Tagebl.') Eine russische Frühjahrsoffensive (-> In diesen Tagen, da wir alle in fieberhafter Erwartung, aber doch mit fester Zuversicht der Entwicklung der Dinge im Westen zuschauen — den Westen hier in seiner weitesten Aus dehnung verstanden —, ist unserer Aufmerksamkeit fast ganz ein Vorstoß entgangen, der sich genau vor einer Woche auf schweize rischem Gebiet abgespielt hat. Dort erschienen in der ..Neuen Zürcher Zeitung" hintereinander fünf Artikel, denen die menschen freundliche Bestimmung gemeinsam war, Kindern und Narren vor zuerzählen, daß das schwer verkannte Rußland der eigentliche Hort der Freiheit und Kultur sei, dem schon um deswillen den Sieg zu wünschen «im Allgemeininteresse der Menschheit und der euro päischen Zukunft liege". Zu dieser eigenartigen russischen Frühjahrsoffensive hatten sich ein lettischer Sozialdemo krat, ein polnischer Jude und ein Armenier-Freund verbunden, dessen Herkunft nicht ganz so leicht zu erkennen ist. Der Lette war der Ausführlichste, aber zugleich auch der Gefährlichste und Nichtsnutzigste von ihnen. Der log, als ob er der Ssasonow in eigener Person wäre. Zunächst gab er, gestützt auf ein paar Pamphlettsten, die um der ihnen unbequemen Gegenwart willen die Vergangenheit bekämpften und das Gewesene nicht in seiner historischen Bedingtheit zu begreifen lernten, ein Zerr bild baltischer Geschichte. Der deutsch-baltische Adel durch die Jahrhunderte ein Geschlecht herzensharter Ausbeuter, die Letten unterdrückt, versklavt, gequält, mit unendlichen, aus sichtslosen Fronen bebürdek. Bis sie dann im 19. Jahrhundert sich auf sich selbst zu besinnen anfangen und aus den verborgenen Tiefen ihres Volkstums ungeahnte Kräfte schöpfen, ein weitver zweigtes Vereinsleben ausbilden, eine mit Abonnenten gesegnete stolze und kühne Presse, ein üppig entwickeltes Genossenschafts wesen und so, noch dazu gefördert durch ein reichgeglicdertes Gc- sellschastsleben, durch Emporblüken in allen Künsten und Wissen schaften das Vermögen gewannen, bis in alle Ewigkeiten dem Sturm der Zeiten zu trotzen. Unter einer Voraussetzung freilich: datz die Ostseeprovinzen im russischen Staatsverband blieben. Nur dieser gäbe, so schwört, ohne zu erröten, dieser lettische Adels mensch, die Möglichkeit einer freiheitlichen Verfassung und «ge meinsam mit der russischen Demokratie und den anderer) Demo kratien Europas eine freiheitliche Entwicklung". Die Wahrheit steht nun allerdings ein wenig anders aus. In Rußland ist die Leibeigenschaft erst 1861 ausgehoben worden- Im Baltikum schon im zweiten Jahrzehnt des Jahrhunderts. Und Leuten, die historisch zu denken sich gewöhnten, braucht man ja wohl nicht erst zu sagen, daß, wenn die OstseeprovinzeZr um 1109 statt an die Schwertbrüder, an die sengend und mordend immer wieder ins Land dringenden Russenhorden gefallen wären, diese schwerlich die unterworfenen und stammfremden Letten anders be handelt hätten, als sie in ihrer großrussischen Heimat den Bauer überhaupt zu behandeln pflegten. In Rußland verkam derBauer in Schmutz und Elend und in der Apathie des Mir; der lettische Bauer aber gedieh zur Wohlhabenheit; das wirft auf die angebliche Blutsauaergler dieser «deutsch-baltischen Junker' doch kein so übles Licht. Vollends bei Literatur und Bildung waren die Deutschen, Adel und Bürgertum in gleicher Weise, allein die Gebenden. Deutsche Pastoren waren die ersten Schriftsteller der Letten und ihre ersten Gelehrten. Was seither auf diesem Gebiet von den Letten geleistet worden ist, bleibt durch aus innerhalb des deutschen Kulturkreises, wäre ohne dauernde Be fruchtung durch ihn überhaupt nicht denkbar. Ueber die Z u k u n f t s m ö g l i ch k e i t e n des lettischen Volkssplitkers möchten wir, obschon er's sicher nicht verdient, mit dem Mitarbeiter der «Neuen Zürcher Zeitung" nicht streiten. Wer selber mit ganzer Seele an seinem Volkstum hängt, wird die gleiche Eigenschaft auch bei anderen zu achten geneigt sein. Immer hin wird es verstattet sein, in der Beziehung doch leisen Zweifeln Ausdruck zu geben. Hat ein Volksstamm von 1^ Millionen Köpfen, dem nirgends ein nationales Hinterland sich breitet, aus dem es sich zu ergänzen vermöchte, das zudem aus Bequemlichkeit und Wohlhäbigkeik an das Zweikindersystem sich gewöhnte, wirk lich so große Aussichten, sich in alle Ewigkeit zu behaupten? Das wahrscheinlichste ist doch wohl, datz diesen auf die Grenzscheide zwischen deutscher und russischer Welt gestellten Leuten eines fernen Tages das Schicksal werden wird, in die eine oder andere aufzuqehen. Vermutlich ist auch der lettische Sozialdemokrat, der in der «Neuen Zürcher Zeitung" Geschickte fälscht, sich darüber klar. Aber sein Herz und vielleicht noch etwas anderes ziehen ihn nun einmal zu Rußland, und so fordert er ,.im Namen des wahren Friedens und der europäischen Zukunft", datz die Ostseeprovinzen bei Rußland bleiben. Jede andere Lösung bedeutet ihm: das Land «zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang ver dammen'. Und dieser hirnverbrannte Unsinn, dieser kecke Ver such, die Dinge einfach auf den Kopf zu stülpen und alle bisher an erkannten Kulturwerte umzuwerken, wird gedruckt in einer Stadt, von dessen Grohmünster Carolus Magnus auf ein nach Ur sprung und Art deutsches Gemeinwesen herabschaut. Um dieselbe Zeit — es handelt sich hier, wie gesagt, um eine durchaus planmäßige russische Offensive mit Druckerschwärze auf allzu neutralem Papier — ward in demselben Züricher Blatt auch dlepolnischeFroge behandelt. Was Herr Ssasonow nahezu um die gleiche Stunde der staunenden Welt verriet, ward hier schon als Tatsache verkündet: datz die Mittelmächte draus und dran wären, gegen Gewährung gewißer Zugeständnisse die innerhalb der Grenzen des Königreichs Polen vorhandene mannbare Jugend unter die Waffen zu rufen, um so die eigenen, angeblich weichenden Bestände zu ergänzen. Dagegen wurde dann im Namen der in Polen siedelnden Iudcnheit feierlich Einspruch erhoben. Denn die Juden seien von den Polen je und je bedrückt worden und wollten