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^otirvn für» 6ie Setigspneckung kivipings Seit dein Kolpingsgedenktag (3. Dezember 1933) liegt am Kolpingsgraö in der Minoritenkirche zu Köln das Petitionsbuch siir die Seligsprechung Adolf Kolpings auf. Am vergangenen Montag trug sich die 20000. Bitt stellerin ein. Durch diese Eintragungen wird der Selig sprechungsprozeh als solcher nicht beeinflußt. Aber alle diese 20000 Eintragungen ins Petitionsbuch sind ein überzeugender Ausdruck der Verehrung des Gesellen vaters im Volke. Dem Generalpräsidium der katholi schen Gesellenvereine ist es nach den kirchlichen Vorschrif ten auch streng untersagt, irgendwelche Propaganda für die Eintragungen ins Petitionsbuch zu machen. Es wäre der deutschen Kolpingssamilie sa ein Leichtes, durch Listenumlauf zumindest die 150000 deutschen Stamm mitglieder sich eintragcn zu lassen. An der Tatsache, dah die Eintragungen nur einen kleinen Bruchteil dieser Zahl ausmachen, sieht man, das; eine Werbung nicht er folgt. Vielmehr sind die Unterschriften bis heute aus eigenem Antrieb der Bittsteller abgegeben worden. Es ist außerordentlich wertvoll und interessant, einen Blick in die bereits abgeschlossenen vier dicken Bände des Petitionsbuchcs zu tun. Da findet man Na men und Unterschriften von Personen jeden nur denk baren Standes. Es ist wohl keine größere Stadt Deutsch lands, die nicht vertreten ist. Mehrere Bischöfe und sehr bekannte Männer des katholischen Deutschlands sind un ter den Einzeichnern. Die überwiegende Mehrzahl der Unterschriften stammt vom einfachen Volke, von unbe kannten Verehrern Adolf Kolpings. Sie sind ein leben diges Zeugnis dafür, welche Verehrung der „Gesellen vater" in allen Schichten des deutschen Volkes ge nießt . . . Abgang Die Abberufung des Pariser englischen Botschafters Lord Tyrell verdient Beachtung. Seit 1928 stand dieser Mann auf dem wichtigsten Außenposten der englischen Diplomatie. Der Einfluß Tnrells auf die französische Po litik und die englisch-französischen Beziehungen können schlechterdings nicht überschätzt werden. Tyrell ist mehr als ein Diplomat, er ist ein Programm. Fällt mit dem Mann auch das Programm? Tyrell, das war der Mann von gestern, zäher Ver teidiger von Versailles, ein Mann, der mit größter Selbständigkeit am Quai d'Orsay die englischen Auf fassungen interpretierte und seinen außenpolitischen Ge genspieler MacDonald mit Vorliebe vor vollendete Tat sachen stellte. Schon vor dem Kriege war er der größte Freund Frankreichs. Als Privatsekretür Greys hat er die Fäden spinnen helfen, in denen sich dann Deutschland verfing. In den langwierigen Kämpfen um die Nhein landräumung, um die Tributregelung, um die Abrüstung, immer war er der böse Geist der englischen Politik, der hoffnungsvolle Ansätze zunichte zu machen verstand. Mit Tyrell fällt die letzte große Stütze der an Ver sailles gebundenen britischen Außenpolitik. Das eng lische Auswärtige Amt wird mit einem neuen Mann neue Wege in Paris gehen können. Und schon hört man, daß auch in der Leitung des Außenamtes selbst eine Veränderung bevorsteht: An Stelle des jetzigen Außen ministers Simon dürfte in nicht allzu ferner Zeit der Lorbsiegelbewahrcr Eden treten, der soeben eine Nund- reise durch die europäischen Hauptstädte beendet. Eden gehört der Frontgeneration an, sein Besuch in Berlin hat gezeigt, daß er die alten Streitfragen in neuem Geiste zu lösen versucht. Die OveksLbnMsgi-Ske 6«« Nau»k»Uungen Das Statistische Reichsamt hat vor kurzem ein neues Gemeindeverzeichnis herausgegeben, das für sämt liche 51000 politischen Gemeinden des Deutschen Reiches die Wohnbcvölkerungszahlen nach der Volkszählung vom 15. Juni 1933 enthält. Für die größeren und klei neren Verwaltungsbezirke sowie für die Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern sind außerdem auch die Zahlen der Haushaltung nachgewiesen. — Für die Groß städte, deren Wohnbevölkerung nach der Zählung vom Juni vorigen Jahres bereits in den letzten Monaten des Jahres 1933 bekanntgcgeben werden konnte, interessier ten besonders die Zahlen der Haushaltungen, die zum Der 6. März dieses Jahres ist für die Katl-oliken Deutsch lands, insbesondere für die des Ri-einlandes, ein besonderer Gedenktag, ein Tag sci>nierziicl>er und dach erhellender Erinne« rung. Ain <>. März 1874 — also nunmehr vor 00 fahren — erließ das Bischöfliche Keneralvikariat in Trier die Verord- nnn>z, daß alle Priester des Bistums bis auf iveiteres beim Meßopfer den voraeschriedenen Gelx'ten das besondere Gebet „Für einen im Kerber M'ß üblichen!" hinzusiigen sollten Am Abend dieses Tages war nämlich der Trierer Oberhirte, Bischof Matthias Eberhard, ins l'K'fängnis geführt worden Der Sturm des Kulturkampfes brauste damals über die katholisclx Kirclx in Preußen hin. Die „Maigeseh«" waren er lassen. Die Bischöfe konnten sie aus Gewissensgrünben nicht befolgen. Bischof Eberhard wurde wegen Zuwiderhandlung ge gen sie zu einer Geldstrafe von 10 ION Talern oder einer Ge fängnisstrafe von 1 Fahren und 3 Monate» verurteilt. Da der Bischof nicht imstande ivar, «ine so hohe Summe zu zah'en, wurde sein Gehalt gesperrt und seine Nlölx'l gepfändet. Den Rest der Geldstrafe sollte er durch Gefünguishast ersehe», die auf zwei Fahre festgesetzt war. Am Nachmittage des 6. März war Bischof Elx-rhard noch in der Faslenpredigl im Dom. Gegen Abend kam der Trierer Landrat in die bischösliä>e Wohnung, um ihn zu verhaften. Mil mehreren geistliri-en Herren ging der Bischof in das Zimmer, in dem der Landrat wartete, und sprach zu ihm: „Herr Land rat, ich hal»e bereits geizen die Gewalt die man wir und mei nem Amte antut, Perwahrung eingelegt Fch erneuere diesen Protest feierlichst Fch habe mein Amt von Gott. Das gegen mich gerichtete Verfahren ist ungerechtfertigt und darum weich«! ich nur der Cxwalt." Darauf seßte sich der Bischof nieder. Der Landrat bat ihn. ihm zu folgen. Der Bischof iveigerte sich und antwortete: „Brauchen Sie (gemalt!" Der Landrat entgegnete, die Gemalt liege schon in dem ihm milgewilten Urteil. Der Bischof blieb lxu seiner Weigerung. Darauf sagte der Landrat: „Also mallen Sie nicht mit,zehen?" Der Bischof antwortete: „Freiwillig nicht!" Hierauf sagte der Landrat: „Hochmürüigster Herr, gelten Sie mir Fhre Hand!" Dalx'i streckte er die Hand hin. um die des Bischofs gi ergreifen. Dieser legte feine Hand in die des Landratder sie feslh'elt. bis d. Bischof folgte. Dieter tat es mit den Worten: „Herr Landrat, ich bedauere, daß Sie Hand angelegt hallen a» einen Bischof." Der Landrat wollte durch den Garten des bischöflichen Hames zum naben Gefängnis gehen. Matthias Eberhard alxr erklärte: „Fch «gebe über die Straße. Fch halx die Straße nicht zu fürchten und schäme mich, auch des Ganges nicht " Der Weg zum Gefängnis wurde ui Fuß zurückgelegt. Wie «in Lauffeuer halt« sich lx-rels die Kunde von der Verhaftung des Olx'rhirten in der Stadt verbreitet. Fn Scharen eilte das Volk lxrlx'i. umdrängte die Gesänmii warte und brach in laute Klagen aus. als der Bischof ihre Schwelle überschritt Aus allen Teilen der Diözese gn-xn dem nun im Gefängnis Wei lenden überaus Zahlreiche Kundgebungen der Treue Teilnahme und Lielx! zu. Das katholisch^ Trierer Volk stand da wie «in Teil nicht unwesentlich von den vorläufigen Ergebnissen nbweichen, welche schon kurz nach Abschluß der Zählung in die Oefsentlichkeit gelangten. Für das gesamte Deutsche Reich wurden nach dem Stand vom 16. Juni 1933 rund 17,73 Millionen Haus haltungen von Einzelpersonen, Familien und Anskrlt.n ermittelt. Bei einer Wohnbevölkerung von 65,2 Millio nen Menschen bedeutet das, daß jeder Haushalt durch schnittlich 3,68 Personen umsaßt. Die durch'chnillliche Kopsstärke eines Haushalt; ist im gesamten Reich so niedrig, daß für den Fortbestand unseres Vallies das schlimmste zu befürchten wäre, wenn es nicht gelingen würde, in der deutschen Bevölkerungsentwicklung eine grundlegende Umkehr von den früher beschrittenen Wegen herbeizuführen und das ganze Volk zu einer tatkräftigen Mitarbeit an einer aktiven Bevölkerungs politik zu veranlassen. Mann hinter seinem Oberhirlen. Papsl P:ns IX. snickihm cun 21. März ein tiefempfundenes Trostsckreiben Auch aus an deren Ländern kamen Kundgebungen So r'chtelen 12 engli!clx Bischöfe, an ihrer Ep tze Erzbischof Manning. eine Adresse an ihn. In der sie ihm „für das ihnen selbst und der Geiam Kirche gegebene leuchlende Beisp el manuhas'.er S mdhgs'.igkeii" dank te». Fn dem Schreiben hc ßl es weiter: „Ehrfurchtsvoll stehen mir im Geiste vor den Geiäugnism-iuern d'e durch dH- Gegen wart eines Bekenners Ehrihi gebeilml sind" Die Gesängnishast des Bischofs dauerte ätx'i neun Man ne. Seine Zelle wurde stets verschlossen geballen. Da die Korre spondenz dec Gefangenen von der h>iäugwslxchörde kontrol liert wurde, lehnte Bischof Eberhard es ab. während dieser ganzen Zeil auch nur einen 'Bries zu schretlx-n 1871 wurde er aus der Haft entlasse» Der Fubel der Trierer 'Bevölkerung ivar ohne Grenzen. Biele Tausende Kröm'en alxmds in den Dom. um gemeinsam mit 'Krem wiederae'ckenklev D'serhirten das Te deum zu singen Aber die Prüfungen des 'M'kenner- b'schoss waren noch Ke Kieswegs zu Ende. W 'hl kalte d e lan ie Hasl leine Gelnnblxi! scknx-r ersckülterl aber n'ckt lenie mo ralische Krafl El'enso wie vor seiner Gmin misllra'e leistete er auch nach der Entlassung um feines Gmwssen- w Ilen den kirclx'nf«:ndlic!>en Gemeßen Wdechand und bell dec R.'erung das Apostclwort entgegen: .Man muß Go" mel" "barclxm als den Mensclxw!" Nene GBd'traKm iv''den ülxr ibn ver hängt: neue Gefänau'-'-kasl d'ok'e ihm. Ila re''en ''en 'Knies trug er sein Krein Sck'iefzl'ch a!x r '-rack d'e o -h« d s Kör- ix'rs zusammen Golt erGarte ihm die äußere Schmäh e uer 'w'äen Gebängnisstrase. indem e>- "m am "0 Ma- 1MN >.u sich rief. S ch iv ere Zeilen — gr o ß e Zeilen' Das Heldenmut nie P-e'sviel das de B.kkäk' dem kalko- lisclxm Volke in jenen 'chnxmen Ta-en nur nnnmebr ' bs Fabr- -ebu'en aaben bat inckl m'e'" da-u b. mMraaen. daß d Zei ten des Konsl'k'e--- uiß'äx'n ^'aa' ""d a' ,, m^ß.-„ <>»,<> Zeit würdnrcr Zusammenarb- ü io'ale Wenn w'r un". Kent« jener großen Krik' erinnern d----, <>.»„! ">- " mm , >.>n'm!'er die große Bedeutung d - -- R <> ' ch s k onko > dakdas liente den Frieden zwischen S'aal und K'rcke in ganz ""derer We'fe sickert als das ic vorb- - 'n D i''h'g"d ae'^x-ben ist. Französischer General bei einem Flugzcugunfall verletzt P-aris, 2. Marz Nach cimr MNS. a aas Ai e: mußte ein Militärflugzeug, in dem General Nogues eine Fnipeklious- reise unternahm, während eines heiligen Sandsturmes in Ani- guid landen. Die Landung vollzog sich trotz äußerst Harken Vo- denwindes glatt. Das Vegleinluozeug, in dem sich d.r Ebcs des Gcneralstabes der nordasr.kauischen Armee. Genera! Pouu nel. und einige Begleiter befanden, wurde vom Sturm zu Boden gedrückt und stark beschädigt. Alle Fasanen wurden verletzt. WWMM »MI» II 'M I»»»»»!' — """ 1H Erinnerung an einen Bekennerbischos Vor 6« Zähren: Schwere Tage für die Diözese Trier Melm 8eli8llkammer jlomn von Mris ^onöe VNÜMS8 L4. hortsetrzuvk dlscuclruclc verboten „Die verlorene Tochter kehrt heim. Ich werde kein Kalb schlachten, wie der Mann tn der Bibel für seinen Sohn, verlass dich daraus! Ich werde in der nächsten Woche nach Kynau fahren und folglich nicht zu Hause sein, wenn deine Schwester ihren Einzug hält. Und wenn ich dann wiederkomme. wünsche ich mit nichts mehr, was sie angeht, behelligt zu werden." Aber er übergab Hermann eine Summe als Reisegeld sür die Tochter. Camilla war ins Vaterhaus zurllckgekehrt — eine vom Leben Zerbrochene. Hermann hatte sle von der Bahn geholt und in ge schlossenem Wagen heimgebracht. Sie wollte keinen Men schen sehen; eine fast krankhafte Furcht hatte sic, irgend jemandem, der sie von früher her vielleicht noch kannte, zu begegnen. Stumm, mit ernstem, blassem Gesicht saß sie da und gab dcm Bruder kaum Antwort auf seine vielen besorgten Fragen. Um so lebhafter war der kleine Willi. Er saß nicht einen Augenblick still, betrachtete neugierig die Gebäude, das ganze unbekannte Straßenbild, und richtete eine Menge Fragen an den neuen Onkel, an dcm er großen Gesotten zu Huden schien. Als Camilla dann in den zwei geräumigen Hinterzim mern die die Fenster nach dem kleinen Karlen hinaus hat- len. Wohnung genommen hatte, schien es ihr, als habe sie nun mit dem Leben abgeschlossen, und als sei das ihr letztes Asyl. Hermann hatte den Raum, der ihr als Eß- und Wohn zimmer dienen sollte, mit Blumen geschmückt, die künftige Schwägerin hatte Kuchen und Obst zum Empfange gesandt, aber troßdem kam sich die Fran in dem ehemaligen Eltern hause wie eine Fremde vor. Ein wenig Freude bot cs ihr dann, als sic Karoline persönlich kennen lernte. Die junge Schwägerin, die ihr mit der lautesten Rücksicht entaegenkam und taktvoll all« Fragen nach ihrem Unglück vermied, gefiel Ihr außerordent lich; sie gönnte dem Bruder von Herzen das Glück, dieses feine, blonde Mädchen gewonnen zu haben aber sie war allzu sehr eingejponnen in ihr eigenes Leid, um noch voll und ganz mit einem anderen Menschen empfinden zu können. Sie lehnte auch jede Einladung der Ludewigs ab, so dringend Karoline sie auch aufsorderte, zu ihnen zu kom men. Nein, sie würde nicht ausgehen, der Vater habe sür sie die Rotte der Gefangenen ausgedacht, sie habe sich darein gefügt, und niemand solle ihr den Vorwurf machen, daß sie sich in dieses Haus gedrängt habe, ohne die Bedingungen einzuhallen, die ihr dafür auferlegt wurden. „Aber niemand hat verlangt, daß du nicht ausgchen sollst," sagte der Bruder begütigend. „Glaubst du. ich möchte dem Vater unversehens vor dem Hause begegnen und plötzlich vor ihm stehen?" fragte sie dagegen. „Er ist ja gar nicht in der Stadt." Sie lächelte bitter. „Er hat es sehr klna so eingerichtet. Da brauchte er von meiner Ankunft keine Notiz zu nehmen. Aber er soll nicht fürchten, mich oder mein Kind zu sehen." Bei diesem Entschluß blieb sic. und niemand vermochte es. sie von ihrer vorgefaßten Meinung abzubringen; ebenso wenig war sie zu bewegen, die vorderen Räume der Woh nung zu betreten. In der ersten Zeit, als Wilhelm Schöllhammer noch in Kynau war, nahm Hermann seine Mahlzeiten bei ihr in ihrem Wohnzimmer ein, um ihr die Einsamkeit zu erleich tern. als aber dann der Herr des Hauses eines Tages zu rückgekehrt war, änderte sich das; denn der Sohn mußte nun natürlich wieder mit dcm Vater gemeinsam essen. Camilla blieb nun fast den ganzen Tag allein, bis auf eine kurze Zeit am Abend, in der der Bruder sich sür sic frei zu machen vermochte. Willi hatte sich In der neuen Umgebung zuerst recht wohl gefühlt; der Onkel und die schöne junge Tante, die ihn beide verwöhnten, da er ein liebenswürdiges und anschmie gendes Kind war, ihm Spielzeug und Süßigkeiten brachten und mit ihm spazieren gingen, gefielen ihm gar wohl. An die Traurigkeit der Mutter war er ja längst gewöhnt. Auch In der Küche bei Frau Melzer, der langjährigen Wirtschafterin, weilte »r gern. Und die Frau Melzer unter hielt sich ganz gern, gegen ihre sonstige Gewohnheit, mit dem aukaewcckten Jungen recht lebhaft, icdenfalls besser als mit anderen Leuten; ne war sonst von Natur schon ein wenig mürrisch, und der jahrelange Dienit im Schöttham merschen Hause hatte sie nickt liebenswürdiger gemacht. — Nun aber war Wilhelm Schöllhaminer heimgekebrt. und es wurde alles anders. Willi wurde cs von Camilla streng verboten, die Küche zu betreten oder noch den vorderen Raumen zu gehen. Immer wieder wurde ihm dieses Verbot cingeschärst, wurde für eine etwaige Uebertretung jtrcngc Bcitraning in Aus sicht gestellt. Da sing der Kleine an, sich zu langweilen, Gehorsam ist eine schöne Sache, aber man muß auch nichts Unmögliches von einem kleinen Jungen verlangen ... Wenn draußen die Sonne scheint, und inan darf nicht hinuntergehe», und dars auch nicht in die Küche hinaus, an der ein kleiner Altan angebracht ist, von dem aus man im Garten die Kinder des Hausmeisters spielen sehen dars . . . und ihnen zurufen kann, wo der Ball hingefallen ist, was man ja von oben her besser beobachtet hatte . . . wenn man nicht mehr in dem schönen, langen Korridor spielen soll, der nach den Vorderzimmern führt, und den ganzen Tag nur bei der stillen, traurigen Mama sißen muß. nicht aus der kleinen Trompete blasen darf, die der Onkel Hermann mitgcbrachl hat. weil das der Großvater hören könnte, und wenn man den Großvater, der so hart und grausam sein soll, nicht ein einziges Mal sehen darf . .. wenn dazu der Onkel Hermann nur noch am Abend mal ein paar Minuten hereinkommi, wenn man bereits im Bcttlben liegt, und die Tante Linchcn überhaupt nicht mehr ... nein, dann ist das Leben sür einen kleinen Jungen wirklich schwer und das Gehorsamsein erst recht. Willi besaß ein Bilderbuch, noch von Wien her. in dem beschrieben war, wie ein kleiner Hase in die Wohnung eines Bauern gerät und dort aus Entdeckungsreisen ausgeht: Mama hatte es ihm gestern mit müder Siiinme beim Ein- schlafen vorgelesen . . . schon zum soundsovielten Male, und er kannte die Geschichte seht säst auswendig, nun beschloß er. cs zu machen wie der kleine Humpclhase. nnd auch ganz heimlich, wenn niemand es merkte, aus Erkundungsreisen auszugehe» . . . vielleicht bekam man da gar einmal den etwas nebelhaften, unglaubhaften Großvater zu sehen. Ja, so wollte er es machen. Am nächsten Mittag dann, als die Mutter ein wenig schlief, schlich Willi, der in seinem Spielwinkel bei seinem Baukasten gesessen hatte, leise zur Tür hinaus. tForlseßung solgl.)