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Nr. 52. Sächsische Volkszeitung Seite 2 tische Reaktion, die sich in das religiöse und tlnolo- glsche Gewand Hütte. Pfarrer Tausch sprach von „Sabo tage" der vereinbarten ttebersührung des Evangelischen Iugendwerkes in die Hitlerjugend. Mit einer Cchrossheit, die sonst bei ihm nicht zu bemerken war, kritisierte Dr. Kin der den Pfarrernotbund. Das; die Kanzel zu „Um trieben" gegen den nationalsozialistischen Staat benutzt werde, „das werde i ch nicht dulden", rief der Neichsbischof unter tosendem Beifall. Nebenbei sei erwähnt, dass der Neichsbischof den sormeclln Verzicht auf ein evangelisches Konkordat aussprach, da die Evangelische Kirche nicht über dem Staate, sondern mitten im Staate stehe, woraus sie stolz sei. Mit Genugtuung können alle Christen, ob evangelische oder katholische, ob Anhänger oder Gegner der „Deutschen Christen", zur Kenntnis nehmen, datz sich diese bewutzt auf den Boden des kirchlichen Christentums stellen und darum kämpfen wollen, das; das christliche Glaubensgut dem deut schen Volke erhalten bleibt, ja, datz sür die Kirche wieder hie ihr entfremdeten Massen zurllckgewonnen werden. Unwetter tiber ganz Halten Mailand, 2. März. Ucber Italien liegt eine neue Schlechtwetterperiode. Ueber dem Adriatischen Meer wütet heftigster Sturm. Die Poslschiffahrt ist eingestellt. Zahlreiche Schiffe, die ihren regelmässigen Dienst antraten, sind nach wenigen Stunden in ihre Heimathäfen zurückgekehrt. Ganz Oberitalien meldet äusserst schlechtes Wetter. Der Sturm hat in Verona an zahlreichen Gebäuden und Häusern schweren Schaden verursacht. Verschiedene Personen wurden durch von den Häusern herabfallende Ziegel ver letzt. Die Tribüne eines Sportplatzes wurde vom Winde ersaht und fortgetragen. Der Verkehr ist überall stark behindert. Von der Riviera und ihrem Hinterland wer den ebenfalls heftige Stürme und starke Schneefälle ge meldet. Im oberitalienischen Alpengebiet ist allerorts Schnee gefallen. Neue Enthüllungen im Stavisky-Skandal Paris, 2. März. Das Innenministerium hat am Donnerstag in später Nachtstunde der Presse eine Mitteilung Uber die Auffindung der Staviskyschen Scheckab schnitte übergeben. Sie lautet: Die Staviskyschen Schcckabschnilte, die bisher nicht aufgefunden werden konnten, sind heut« nacht dank der Bemühungen der Sicherheitspolizei in den Händen der Justiz. Innenminister Sarraut erklärte, wie Havas be richtet, den Journalisten, dah der Name des letzten In habers der Scheckabschnitte für den Augenblick nicht ge nannt werden könne. Nach der Havas-Agcntur sollen die Scheckabschnitte anfänglich von Frau Stavisln; nufbeivahrt worden und dann von einer Hand in die andere übergegangen sein, um sie den Nachforschungen der Behörden zu entziehen, bis sich ihr letzter Inhaber entschlaf;, sie auszuliefern. Der Untersuchungsrichter hat den geheimnisvollen In haber verhört und dann bis in die frühen Morgenstun den die auf den Scheckabschnitten enthaltenen Namen durchgesehcn. Die Rolle preffards in der Prince-Anaeleqenheit Paris, 2. März. Vor kurzem ging bekanntlich durch die Presse die Nachricht, der ermordete Gerichtsrat Prince sei im Be sitze von zwei Briefen gewesen, in denen er von General staatsanwalt Pressard aufgefordert worden sei, sich mit dem Fall Stavisky nicht weiter zu beschäftigen, da er selbst den Fall bearbeiten wolle. Echo de Paris will nun melden können, dah nach Aufrollung der Stavisky-Ange- legenheit Pressard im Gegensatz zu dem Inhalt der bei den Briefe, Prince zur Rede gestellt habe, weshalb er seinerzeit nicht gegen Stavisky eingeschritten sei. Prince habe nun, um sich von diesem Vorwurf zu entlasten, die beiden Briese Preffards photographieren lassen wollen, wozu er jedoch nicht mehr gekommen sei. Seit seinem Tode fehlten nun diese Briefe. Wie „Populaire" meldet, befindet sich in den Auf Zeichnungen Princes eine Notiz, wonach er als Leilcr der Finanzabtcilung der Pariser Staatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen eine der Staviskyschen Gründungen beantragt habe, die dann im Januar 1930 nach einer B. sprechung zwischen dem damaligen Iustizminister Peret, dem damaligen Finanzminister Raynaud und dem da maligen Arbeitsminister Laval niedergeschlagen worden sei. Stavisky und Varmat Paris, 2. Mürz Der Peuple berichtet aus der Sitzimz des Stavisky-Ausschusscs, das; einer der Helfershelfer Stavisky der frühere Attache lm Finanzministerium Guibaud-Nibaud, su> seiner,zeit um die Unterstützung des franzüsisci>en Autzenministc riums für ein« Lufttransporlangelegenl-eit bemüht habe. Das Ministerium l>aft« aber erfahren, das; Guibaud-Ribaud der Rechtsamvalt des Internationalen Betrügers Barmat gewesen sei, weslwlb die Unterstützung alxzelehnt wurde. Das neue Sozialversicherungsrecht Schweres StelnbruchunMlk bei SoSnowIH 2 Tote, 1 Schwerverletzter Kattowitz, 2. März. In den Steinbrüchen in der Nähe von Sosnowitz ereignete sich am Donnerstag ein schweres Unglück, das bisher zwei Todesopfer forderte. Drei in den Brüchen be schäftigte Arbeiter wurden von einer plötzlich niedergehen den Sandwand verschüttet. Während der eine Arbeiter nur noch als Leiche geborgen werden konnte, verstarb der zweite kurze Zeit später. Der dritte Verunglückte wurde In hoffnungslosem Zustande ins Krankenhaus ge schafft. Brand lm Höchster Werk der ). G. Farben Frankfurt a. M., 2. März. In einem pharmazeutischen Vorproduktenbetricb des Höchster Werkes der I. G Farben ist vermutlich bei der Destillation eine explosionsartige Entzün dung entstanden, die das Gebäude in Brand setzte. Die Werk feuerwehr konnte in einstündiger Arbeit des Feuers Herr wer den, wobei auch das neue Luftfclxmmlöschverfahren gute Dienste tat. Auswärtig« Feuerwehren, die erschienen waren, brauchten nicht mehr einzugreifen. Personen wurden nicht verletzt. Ter Sachschaden, der nicht erheblich sein wird, lässt sich zahlenmäfstg noch nicht seststellen. Betriebsstörungen, die zu Lieserungs- oder Beschäsligungsschivieriqkeiten sichren würden, sind nicht zu er warten. Verschwindet die Getränkesteuer? Berlin. 2 März. Aus einer Naststättentagung in Hannover erklärte der Präsident des Reicl^elnheitsverbandcs des dcutscipm Gastsläftcn- gewerbcs Goerke u. a., er könne zur bevorstehenden Steuer reform vorweg verraten, das; cs im neuen Stcuergesetz «Ine Getränkesteuer nicht mehr geben werde. , Siedlerschulung. Auf Anregung und mit Unterstützung der Landesstelle für Erwerbslosenschulung im Sächsisclien Mi nisterium für Volksbildung findet ein weiterer Siedlerschulungs- lehrgang an der Höheren Staatslehranstalt für Gartenbau zu Pillnitz vom 12. bis 22. 3. statt. Die Leitung des Lehrganges liegt in den Händen des staatlich geprüften Gartenbautechnikers Fritz Hacnchen, Dresden-?! 21, Tolkewitzerstratze 71 Fernruf: 30177 Acmeldungen und Anfragen sind an 'hn zu richten. Zur Erkrankung des Kardinals Ehrle Rom, 2. März. Dcr Osservatore Romano berichtet übor die schwere Erkrankung des Kardinals Ehrle in seiner gestri gen Ausgabe das folgende: Als Seine Eminenz, Kardinal Ehrle, am Samstag abend von seinem gewohnten Spa ziergang in seine Wohnung zurückkehrte, wurde er von hohem Fieber befallen, das ihn zwang, sich sofort zu Bett zu legen. Der herbeigerusene Arzt stellte das Vor handensein einer Lungenaffektion fest, die angesichts des Alters des Kranken, der fast OOjährig ist, ernste Befürch tungen wecken muß. Im vollen Bewutztscin seines Zu standes verlangte der Kardinal sofort nach Empfang der heiligen Sakramente, die er in höchst erbaulicher Ruhe des Geistes empfing. Sobald dcr Heilige Vater von der Erkrankung unterrichtet worden war, übersandte er ihm väterlich den Apostolischen Segen, der vom Kranken mit lebhaftesten Zeichen des Dankes empfangen wurde. Bischof und Nationalsozialist Fulda. Bischof Damian Schmitt von Fulda empfing den neuen Chefredakteur der „Fuldaer Zeitung", den Vertrauensmann der Gauleitung Kurhessen Pg. Alfred Maria Ott, zugleich mit dessen Frau und dessen sechs Kindern. Beide Herren versicherten ein ander, das; ihnen nichts mehr am Herzen liege als der Friede und das Vertrauen zwischen Staat und Kirclze so wie die baldige Behebung der noch bestehenden Schwie rigkeiten. Staatssekretär Krohn gibt Unterlagen sür die Reform Berlin, 2. Mürz. Demnächst werden di« matzgebenden Instanzen sich mit der Reform der Sozialversicherung in Deutschland be fassen. Als eine ivefentliche Malerialnnterlaez« für dies« Arbei ten sind sehr aussührlicize Darleaunaen zu betrachten, die der Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium Krohn als 'In te rlape sür den Umbau der Sozialversiäierung in der Zeitschrift „Die Reicl>sversicherung" veröffentlicht. Der Staatssekretär be merkt eingangs, datz die Reiclxsregierung zunächst die Gefahren für den Bestand der Sozialversicix'rnng beseitiaen musste und datz eine Veröffentlichung der «zeltenden Leistungsvorschriften der Renten in neuer übersichllicizer Form demnächst sollten rverde. Zurückgestcllt war der o r aa n i s a t o r i s che Umbau der Sozialversicherung. der nun im Vordergrund des Interesses stehe. Bei einer Würdigung der Lage erklürt der Staatssekretär u. a., datz es billiger sei, wenn die Leistungen den Dcdürsnilsen angezratzt werden und datz daher geprüft iverden müsse ob nicht noch mehr als bisl>er der Lage deseinzelnen Standes Rechnung getragen iverden könne. Andererseits müssten die Versiciptrungsträger eng Zusammenarbeiten. So sei die Be kämpfung der V o l k s k r a n k he i t e n gemeinsame Aus galx verschiedener Versicherungszweige. Alle Versicherungsträ.ce, würden sich dem lrevölkerungspolilischen Programm der Reich regierung einfügen müssen. Weiler hält der Staatssekretär eine stärkere Verteilung der Belastung im Interesse wirtschaftlich schwächerer Versicherungslräger sür erwünscht, so ivie eine möglichst einheitlich und praktische Beitrags einziehung Da Vorhugung und Wiederherstellung in al len Versicherungszrveigen immer stärker in den Vordergrund rückten, übernehme auch die deutsche Aerzteschnst einen Anteil an den Ausgaben der Sozialversicherung, der lierückück tigt werden müsse. Es gelte, in erster Linie ein übersichtliche einfache und volkstümliches Recht in der Sozialversicherung zu schffen. Di« Ersparnisse könnten zu einer Lakteistenkung oder Leistungsverbesserung führen. Das neue System werde sich in den einhitlichen Aufbau des neuen Reichs einstigen. Selbstauslösung des Vundes Königin Luise Halle, 2. März. Die Vundesführung des Bundes Königin Luise gibt in einem Aufruf an alle Mitglieder des Bundes bekannt, datz nach Rücksprache mit dem Stellvertreter des Füh rers, Rudolf Hetz, und der Führerin der NS.-Frauenschast, Frau Scholtz-Klink, der Bund seine Auslösung mit Wir kung vom 1. April 1934 beschlossen habe. Die Abwick lung der Geschäfte läuft bis 1. Juli 1934. Der Eintritt in die NS.-Frauenschast und den Bund deutscher Mädel wird in dem Aufruf den Mitglieder des Luise-Vundes nahegelegt. Die Bundesführerln Charlotte Freifrau von Hadeln schlietzt ihre Nbschiedsworte an die Kameradinnen mit dem Ausdruck der Gewitzheit, datz die 11jährige Bun desarbeit nicht umsonst getan sei. Riga, 2. März. Der lettländischc Aussenminister Salnajs ist Donnerstag abend vollkommen unerwartet von seinem Posten zurückgetreten. König Albert von Belgien und die katholischen Missionen Leopoldville (Bclgisch-Kongo). Der tragische Tod König Alberts von Belgien löste ein starkes Echo unter den Missionaren und der einheimischen katholischen Be völkerung des Kongostaates aus. Sehr viele kannten persönlich den verstorbenen Herrscher. Sie hatten ihn im Jahre 1928 gesehen, als er den Kongo durchstreifte und die dortigen zahllosen Caritaswerke besuchte. König Al bert verfolgte mit besonderem Interesse und besonderer Zuneigung die M.issionsarbeit. Er schätzte ihre Ergebnisse auf geistigem, kolonialem, gesundheitlichem, schulischem und sozialem Gebiet sehr hoch. Nach dem Beispiel feines Vorgängers erwies er den Missionen seine königliche Freigebigkeit. Beim Einzug in eine Ortschaft am Kongo galt sein erster Besuch stets dcr katholischen Mission. In den Vätern mit dem weihen Habit und dem würdigen Bart ehrte der König Männer, die Gott in der vornehm sten Weise dienen und dabei Belgien und dem Kongo unschätzbare Arbeit leisten. Der Brüsseler Hof kannte die Vorliebe des Königs für seine Freunde am Kongo. Wer an dem Paradebett des Toten vorüberzog, konnte in den erstarrten Händen des Monarchen ein feinge schnitztes Elfenbeinkruzisix wahrnehmen, das man ihm am Kongo verehrt hatte. Die Hochachtung für die Mission ist ein Erbstück des belgischen Königshauses. Wie König Albert so ist auch König Leopold m. ein unentwegter Freund des Misfionswerkes, dem er schon als Thron folger des öfteren in Wort und Tat seine Zuneigung bewies. Patriarchen der Kirche Rom, 1. März. Am 17. März wird Erzbischof Red wood von Wellington sNeuseeland) den 60. Jahrestag seiner Bischofsweihe begehen. Ter Erzbischof trat 21 mal die Reise nach Europa an. 5 verschiedenen Päpsten machte er seine Aufwartung. Mit 94 Jahren spielt er noch seine Geige. Erzbischof Redwood hat seinen nun 64jährigen Hilfsbijchof, Erzbischof O'SI)«a, selbst getauft. Dresdner Börse vom 2 Mrz Uneinheitlich! Die feste Stimmung, die in den leisten Ta gen vorlpirrschle. mutzte heute etwas weichen, da die ersten No tierungen mcs Berlin nach unten zeigten. Im allgemeinen Konten sich jedoch am hiesigen Markt überwiegend Kurslxise- rungen durchsetzen. An einzelnen Märkten war die Kursseit setzung etwas uneinlieitlich. Fest lagen nach wie vor Banken, von denen Commerzbank 3,28 Prozent. Sachs. Bank 3 Prozent gewannen. Thiele konnten ihre Auswärtslx'wegung um 3 7', Prozent fortsetzen. Fast einheitlich höl>er verkehrten keramische Werte, von denen Keramag 2.6 Prozent. Rosenthal 2 Prozent. Somag 1.5 Prozent und Deutsche Ton 1,25 Prozent gewannen. Brauereien und Papierwerte notierten uneinlieitlich. Grüner- Bräu geivannen 5 Prozent, Schöfserhos 175 Prozent, Reichel bräu 1,25 Prozent, während Radelxrgcr Erportbier 2,5, und Waldschlötzchen ebenfalls 2.5 Prozent ixrloren. Mimosa gaben um 3,75, Zeitz-Ikon um 2.5. Holzstoff Schlema um 1.75 Prozent »ach. Am gleichen Markt konnten sich dagegen Strokstofs und Weitzenbarner Papier bis 1.5 Prozent und Peniger Papier um 3 Prozent gegenüber vorgestern befestigen. Kursnotierungen: Reichsanleil)« Allbesitz 95.5. Reichsan leihe Neubesitz 19 drei Achtel. Neichsbank —, Sächs. Bodeu- credit-Anstalt 91. Ehem. Fabrik v. Heyden 76,5, Chem. Fabrik Helfenberg 92.75, Dresdner Gardinen 27, Elektra 107. Erste Kulmbaäier 8«, Felsenkeller 81,19. Kulmbacl)er Rizzi 98. Mi mosa 191, Peniger Patentpapier 28. Polyphon 23,25. Radeberger Exportbier 158, Neicl>elbrnu 118.75, Schubert u. Salzer 176, Soc.-Brauerei Waldschlötzchen 83,5, Wanderer 103.5. Zeitz-Ikon 73,25. Dresdner Schlachkvlehmarlt vom 2. Mrz Auftrieb: Ochsen 19, Büsten 46, Kül>e 32, Färsen, Fresser —, Källxr 373, Schafe 41, Schweine 335, zusammen 846. — Preise: Rinder, Schafe belanglos, Kälber: Lebendgewicht: 42—15, 37—41, 33—36, Schlachtgewicht: 71, 65, 65. Schwein«: Lebend gewicht: 44—45. 42—43, 40—41, 38—39. Schlachtgewicht: 58, 57, 56, 56. Uebcrnotizpreise bei Schweinen: 1 zu 50. 1 zu 48, 5 zu 47, 12 zu 46. Geschäftsgang: Kälber langsam. Schweine schlecht. Ueberstand: 88 Rinder, davon 19 Ochsen. 41 Bullen und 48 Kük>e, autzerdem 104 Schivein«. Wtttenmgsausflchten der Dresdner Wetterwarte Witteruttgsaussichten. Zunächst noch neblig trübe mit höchstens geringen örtlichen Niederschlägen. Später bei südlichen Winden ausheiternü und Temperatur anstieg.