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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140418024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914041802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914041802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-18
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Mbend-Ausgabe fvr Letpaa ua» Vorvree »ur» ans«»» TrTa« V»HtIAvp» »1^» . un-Spe-Ueur« rmol«-gUck»In»Kou»-,dr»Atr m»noN>«> I 73 M , »cerleU-drUck» r.73 M Sei Sri Se>U>Sfl»N»U« unsrra ^tUalea un- No»god«N»U»n »dg»d»Ur m»no«N«k>w..<-trer,lI--rU<-rm. var«> -I» P»N- »«»»r-ald VeutschloaS» ua- -er Seuls«,«, N»l»at«, mvnatUch >^s M. »I,r<«U--rU<k 4.34 M. ausschUelZUck p»Kd,NeUgel-. vo» Leipzig,-4 ogedlo« »rlidrmt werklog» »mal.Sona-u. Z»I«riag»lmal. 2a Leipzig. -,n Nackbarorlrn un» »,n <vriri> mU eigenen ZtUalrn wir- -l» ftd«o-au»gad« oo<- am Ndenü -,» erlckelneo» r. » hau» geliefert. Srrliner Ne-aktloa: 2o-«n Zellen >7. Zernipriiti-i-nschluft: Mondi« Nr 447. Amtsblatt des Rules und despolirercurrtes der Stadl Leipzig Ne-oktloa an» S,schaft»N«Ue: Z»l>anol»,aN, »e. I. » Zerafprecki-NafchluZ Nr. 74-«. 14-43 ua- >4-44. ISS. Jahrgang . für 3as,rat« au» Leipzig an» Umgednng »i« . ispalttg«petiNeil«23Pf.,-t« N,klom,,,il»> M.. »,n au»a»art» r- Pf.. Neklamen -4-M »lein, Nnzelgen -iepetltzeil« nur ropf.d.wieü»rd»l.Nad.,2ns,ral» »»a Vedor-en im amll>«>»nTril -ie Petit« zeit, 3» Pf. S«fch-ft»anz»ig»n mit piahovrf»rtft m Preis» erd-dt. Nadott na«» Tarif, veilagea: Sela-ntauft. 5 M -a» Taufen- ao»f«,t poNgedlihr. Maz»>g»a-fiaaa-mr: )oyonnisgoN«4. »et f-m«li<-»ii filiairn -,» Leipziger Tageblatt«» an- ollen finnonc«n-T»p«-iti»nea 2a» un- ^uei.n-e». SelGaftssieU« fiir Serlii, u Sie pr. Sruii^endurg virekiion Waller Zliegel, SerUa w. >», MargarelbenNroß» 4. Zerafpre»» finfcbiuk- Lünow »471. Nr. 1S5. Sittinsnena. -en IS. iiprll. lSl4. Vas wichtigste. * In Unteritalien wurde anläßlich des Eisenbahnerstreiks bereits Sabotage verübt. lS. Italien.) * Zn Toulon stießen zwei französische Torpedoboote zusammen. (S. Ausl.) * Bei der Verhaftung einer internatio nalen Verbrccherbande in Paris wurde auch der bayrische Graf Max Montgelas fest- genommen. fS. Nachr. o. Tage.) * Die Union hat an Mexiko wegen des Flaggensaluts ein Ultimatum gerichtet. sS. Pol. Uebers.) die Kaiserbüste in Paris. Die Freunde einer Verständigung zwischen Derrtschiand und Frankreich er.ebten dieser Tage eine herbe Enttäuschung. Sie ist nicht nur auf deutscher Seite empfunden worden; für die zahl reichen vornehin dentenden Franzosen ist die Sache noch viel peinlicher. Man brauche nur an Baron d'Estournelles de Constant zu deuten, der sich als führender Geist der französisch-deut schen Friedensbestrebungen mit so viel Eifer her vortat. Was wird er dazu sagen, das; der ^Ltou äss .^rtistss kruaeais in Paris nach allerlei verlegenem Hin und Her eine von dem in Paris lebenden Bildhauer Bez ner gearbeitete.^alser- büste zurückgewicsen hat, und zwar aus poli tisch e u Bedenken! Den Sachverhalt haben wir schon berichtet. ES wäre vielleicht angebracht, es damit bewenden zu lassen, die französische Presse empfindet aber selbst, daß da etwas nicht in Ordnung ist: ent weder versucht sie den Borgang irgendwie zu rechtfertigen oder zu entschuldigen. Wir geben unserem 'pariser l-.-Mitarbeiter das Wort: er schreibt: Die ab gelehnte Kaiscrbüste beschäftigt die ganze Pariser Presse: alle linksstehenden Zei tungen äußern die Ansicht, daß der Präsident des 5istc»n äs 1s Koeists «los ^rtistes l^ran- der Bildhauer Mercie, diesen chauvinisti schen Zwischenfall in recht überflüssiger und ungeschick ter Weise herbeigeführt hat. Der in Stuttgart geborene Max Bezner lebt schon seit sechs Jahren in Paris, wo er unter Alfred Boucher arbeitete und mit seinen Skulpturen wachsende Aufmerksamkeit fand, im Vorjahr gar für eine Marmorstatue „Baigncusc" und die Bronzebüste des Dr. Wieland eine nicht oft an Deutsche verliehene dritte Medaille erhielt. Eine selche Medaille gestattet den Künstlern, hinfort jury frei alljährlich zwei Werke in den Salon zu senden. Trotzdem hielt es Bezner für angebracht, den Präsi denten des Salons, Mercie. über die Art seiner dies jährigen Ausstellung aufzuklären. Bezner hatte eine Marmorbüste Kaiser Wilhelms ll. vollendet, die für die deutsche Botschaft bestimmt sein soll und deren Einsendung in den Salon der Kaiser gestattet hatte. Antonin Merci« sah sofort fürchterliche Dinge kommen; als Urheber der Revanchestatue „Ourcnck- msrne" im Tuileriengarten hielt er sich wohl sür ver pflichtet, seinen Gesinnungsgenossen die moralische Genugtuung zu geben, daß sie nicht vor der Büste des „Kaisers" manifestieren müßten. Er erhielt angeblich ein erstes Versprechen von Bezner, auf den Plan zu verzichten, hatte dann aber eine neue Aus einandersetzung mit ihm, über die er sagte: „Zch wollte jeder Kundgebung irgendwelches aufgeregten Patrioten vorbeugen. Zn der Menge findet sich immer ein Fanatiker, den der Anblick des Symbols zu äußersten Handlungen hinreißen kann. Bedenken Sie die Unannehmlichkeit eines diplomatischen Zwischenfalls! Wie groß war mein Erstaunen, als ich erfuhr, daß der deutsche Künstler am letzten Freitag die Einschreibung der Kaiserbüste in den Katalog ge fordert hatte! Wir waren all« höchst be stürzt. Zch erbat eine neue Zusammenkunft mit ihm und sagte ihm scherzend, als er auf mich zukam: „Zch weiß nicht, ob ich Zhncn die Hand geben darf." — „Warum, Meister?" fragte er. — „Das wissen Sie doch. Zch bin unzufrieden. Denn Sie hatten ver sprochen, die Büste nicht zu senden; ich höre jetzt aber, daß Sie Zhr Wort nicht halten wollen." — „Wenn Sie eine Kundgebung befürchten, stellen Sie doch meine Büste etwas hinten und diskret auf." — „Das geht nicht. Die Büste einer so bedeutenden Persönlichkeit wie Wilhelms tl. muß auf einen sogenannten Ehrenplatz gestellt werden. Darum gerade befürchten wir eine Kundgebung." — Be ner selbst stellte die Dinge etwas anders dar: „Als ich Merciö besuchte, dankte er mir für meine Mitteilung und erklärte, sich mit seinen Kollegen besprechen ;u wollen. Bald darauf be suchte er mich, prüfte mein Werk, lobte es, drückte aber seine Befürchtung aus, es könne zu unliebsamen Kundgebungen Anlag geben. Darauf meinte ich, ich wurde mir die Sache überlegen. Zwei Tage wäler wurde ich vom Generalsekretär der Gesellst'ast zu einer Besprechung ausgefordert. Mehrere Mil- glicdcr des Salons empfingen mich und drängten mich, auf die Ausstellung Verzicht zu leisten. Zch antwortete, daß ich mich an mein Recht halte, jury frei auszustellen, was mir beliebe, und schloß mit den Worten: „Sie wollen mein Werk nicht! Dann teilen Sie mir das durch ein legales Aktenstück mit. Zhr Widerstand beraubt mich aber der Rechte, d e Sie mir selbst im Vorjahr verliehen haben. Aber ich werde nachgeben." Merci« sprach nunmehr von „In opportunität" der Ausstellung e.ner deutschen Kai.cr- büste, von der Absicht des Deutschen, einen Skandal herbeizuführcn und erklärte, wenn Bezner sein Wer! tatsächlich senden werde, es ihm zwar nicht abzulehnen, aber auch nicht aufzustellen. Inzwischen scheint Bezner nuchgcgeben zu haben. Der „Petit Parisien" tobt dieses Entgegenkommen des deutschen Künstlers. E n Redakteur des „E l Blas" sah die Büste, die bis aufs kleinste Schnurrbartshaar fleißig ausgcarbenet sei. „Der Kaiser lächelt. Lächeln auch wir. Herr Merci« lstitte gut getan, die sen deutschen Hasen nicht aufzuscheuchcn." A, derc Blätter erinnern daran, baß 1902 im zweiten Salon ein Kaiserporträt des Berliner Malers Borchardt an hervorragender Stelle gezeigt wurde, ohne den min desten Zwischenfall hervorzurufen. Wie dem auch sei: der Vorfall offenbart wieder einmal die Gesinnungen eines Teils der Par ser höheren Gesellschaft. Der Deuttchenhaß dauert fort, obschon die große Mehrheit der franzosi chen Bvvö.ke- rung nicht» mehr davon wissen will. Monsieur Mercie geruhte zwar mitunter in Deutschland aus zustellen, aber sine Büste des Deutschen Kaisers in Paris — das kann er nicht zulasscn!" Früher war es der Stolz der Franzosen, als das höflichste Volk der Welt zu gelten. Die Gebildeten werden es Herrn Mercis kaum danken, daß er diese gute Meinung in Frage gestellt hat, zumal da alle Welt weiß, wie sehr der Kaiser bei jeder Gelegenheit französische Künstler aus zeichnete. Uebrigens erinnern wir uns noch sehr gut an den Vorfall auf der letzten Pariser Welt ausstellung, wo eine Engländerin beim Anblick einer Büste des Burenpräsidenten Krüger in Wut ausbrach und das Bildloerk bespuckte. Dar auf machten aber die andern französischen Be sucher kurzen Prozeß und richteten die Eng länderin derart zu, daß ihre Kleider in Fetzen gingen. Damals beriefen sich die Pariser B ät- ter auf den guten Sinn des Publikums, der die öffentliche Beschimpfung eines Staatsober hauptes nicht dulde . . . H. Konferenz für Trinkerfürsorge. Die 6. Konferenz für Trinkerfürsorge, die zwei Tage dauert und wie ihre Vorgängerinnen vom Deutschen Verein gegen den Mißbrauch geistiger Ge tränke veranstaltet ist, wurde am 16. April, vor mittags 10 Uhr, im Landeshaus der Provinz Bran denburg durch den Generalsekretär des Vereins, Professor Z. Gonser in Vertretung des plötzlich erkrankten Vorsitzenden des Vereins, Herrn Wirkl. Geh. Obcrregierungsrats, Scnatspräsidenten v. Dr. Dr. von Strauß und Torney eröffnet. Professor Gonser begrüßte die Erschienenen und führte weiter aus: Die Zahl der Trinkerfürsorgestellen in Deutsch land beträgt jetzt schon 208: wir kommen also immer näher dem Ziel, daß ganz Deutschland von einem Retz von Trinkerfürsorgestellen überzogen wird. Das Ausland folgt stark dem deutschen Beispiel; allein in Holland bestehen schon 16 Trmkerfürsorgestellen. Als Erster berichtete sodann Amtsrichter Dr. Charles N ü m k e r - Hamburg über Entmün digung und Vormundschaftswesen. Der Referent gab zunächst eine Uebersicht über die be stehenden gesetzlichen Bestimmungen und hob be- scnders hervor, daß lediglich durch die Tatsache der Entmündigung eine Besserung des Trinkers nicht herbeigesührt wird, daß diese vielmehr von der sach gemäßen Tätigkeit des Vormundes abhängt. Zn allen hierfür geeigneten Fällen sei in erster Linie ein Heilverfahren anzustreben. Um im öffentlichen Zn- teresse die Durchführung der Entmündigung eines Trinkers zu erleichtern, müsse angcstrebt werden, daß die Staatsanwaltschaft das Recht erhalte, auch An träge auf Entmündigung von Trinkern zu stellen. Zm übrigen genügten die vorhandenen, gesetzlichen Bestimmungen durchaus. Landcsrat Dr. Drücke- Lübeck gab Erläu terungen zu dem Normalfragebogen für Trinkerfürsorge st eilen. Der Dor tragende war für den in letzter Stunde verhinderten Dr. Hartwig, Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Lübeck eingetreten. Er besprach die Grund sätze, nach denen der Fragebogen hcrgcstcllt worden ist, und dessen Verwendung in der Praxis. Pastor Luyken-Gummersbach sprach über: Die Trinkerfürsorge in Kleinstädten und auf dem Lande. Die Alkoholnot ist nicht nur in den Großstädten, sondern mindestens in gleicher Weise auch in den Kleinstädten und auf dem Lande anzutreffcn. Während dort aber meist schon eine Trinkerfürsorge besteht oder doch mit allen Kräften erstrebt wird, liegt sie hier noch sehr im argen. Wie trotzdem auch in Kleinstädten und auf dem Lande mit Erfolg der Alkoholnot gesteuert wer den kann, wies Pfarrer Luyken am Beispiel der im Kreise Gummersbach organisierten Trinkerfürsorge nach Zm Jahre 190!» wurde dort der Kampf gegen den Alkoholismus eröffnet mit der Gründung eines Bczirksoereins gegen den Mißbrauch geistiger Ge tränke. Der Versuch eine FUrsorgestelle in Form einer aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehenden Kommission zu gründen, mißlang. Daraufhin wurde ein Fürsorger im Hauptamt angestellt. Der Fürsorger hat die Gründung abstinenter konfessioneller Vereine veranlaßt, die vom Bezirksverein eine jährliche Unterstützung erhalten. Er steht mit diesen Vereinen in fortwährendem Verkehr und überweist ihnen Kranke, die an Ort und Stelle geheilt werden wollen und können, sowie die aus der Trinkerheilanstalt ent laßenen, geretteten Trinker. Die Persönlichkeit des Fürsorgers wird für den Erfolg der Arbeit von be stimmenden Einfluß sein. Dr. Z. Flaig-Berlin sprach über: Die Be- kämpfungdesTrunksuchtsmittelschwin- dels. Das Trunksuchtsmittelwesen hat sich nach Ausdehnung, tatsächlicher Gestalt und Wirkungen zu einem Skandal ausgewachsen. Welche gesetz lichen und verwaltungsmäßigen Hand haben bieten sich zur Bekämpfung? 1. Das be stehende reichsgesetzliche Verbot einer Anzahl Prä parate (Eeheimmittelliste). 2. Bekämpfung durch be hürdliche Erlaße und Warnungen, und auf Grund von solchen 3. Verfolgung als Betrug. Daneben Appell an die Preße und die Verlage, und allgemeine Aufklärung und Beratung. Zu fordern ist daher im Interesse der armen Trinker und ihrer Familien Er Weiterung der Geheimmitteliste. Lehrer Ewald-Barmen berichtet über die B u r e a u a r b e i t e n der Trinkerfürsorge- stelle. Die Bureauarbeit hat den Zweck, die Tätig leit der Fürsorgestelle zu regeln und das schriftliche Material so zu ordnen, daß die in der Fürsorge tätigen Personen sich jederzeit ohne Zeitverlust über jeden einzelnen Fall informieren können. Sie be steht in der sorgfältigen Führung der Listen, in pünkt kicher Erledigung der Korrespondenz, in genauer Buchung der zur Bekämpfung der Trunksucht auf gewandten Mittel und in einer möglichst umfang Wer aber recht bequem ist und faul, Flög' dem eine gebratene Taube ins Bkaul, Er würde höchlich sich's verbitten, Wär' sie nicht auch geschickt zerschnitten. Goethe. vom neuen Surgtheater - Direktor. Huao Thimig reiht sich als jüngster Leiter des Burgtheaters dem stattlichen Zuge hervorragender und glänzender Persönlichkeiten an, die vordem die Führung dieser klassisck>en Stätte deutscher Bühnen kunst tnnegehabt haben. Er hat es weit gebracht, der Sohn des Dresdner Handschuhmachers, der dock) ursprünglich ganz und aar nicht für den Schauspielerderuf bestimmt war. Denn seine Eltern in Dresden „hatten das nicht notig", sondern ihr Hugo sollte ein solider Kaufmann werden, dem bei den günstigen Vermögensverhält- r.ißen seiner Eltern von vornherein die freundlichsten Aussichten winkten. Aber — der Theaterteufel! Was half es, den Zungen hinter den Ladentisch zu stecken und aus die Handelsakademie zu schicken, wenn man ihm nicht die Theaterleidenschaft austrciben kennte! Die deutschen Klassiker wußte er bald aus wendig, und bald litt es ibn auch nicht mehr — er mußte sich wenigstens auf einer Liebhaberbühne ver suchen. Das wurde sein Schicksal. Bei einer solchen Dilettantenoorstellung sah ihn der Charaktcrkomiker Ferdinand Dcssoir, und dieser Künstler war von Thimigs natürlicher Laune und klinischem Talente so betroffen, daß er ihm nicht nur riet, zur Bühne zu gehen, sondern auch selbst seine Unterweisung übernahm. Es war, wie Anton Bettel heim einmal erzählt hat, eine eigentümliche Unter weisung. „Zunge", so sagte der Meister zum Schüler, „ich kann Dich nur lehren, was Du auf der Bühne vermeiden sollst: was Du dort machen sollst, kann Dich nur der liebe Gott lehren." Dieser Maxime getreu, hielt Dessoir den jungen Thimig denn auch nicht lange in der Lehre, sondern er schenkte ihm ein Paar Ritterstiefel, ein Paar schwarze und ein Paar > weiße Trikots, eine Straußenfeder und einen ge- , häkelten Ritterkragen, gab ihm außerdem noch einen I Empfehlungsbrief an den Theaterdirektor Schiernang ! in Bautzen und hieß ihn gehen j Thimig ging, spielte in Bautzen als Antrittsrolle den Lancelot Gobbo, ward engagiert und wanderte und spielte nun rn Zittau, Kamenz und Freiberg herum. Volle 19 Zahrc war er alt, als er dies Schmierenleben im Zahre 1873 mit einem Engage ment am Breslauer Stadttheater vertauschte. Dort erweckte er bei verschiedenen urteilsfähigen Persön lichkeiten lebhaftes Zntereße. Dazu gehörte der alte Holtet; dazu gehörte auch die kürzlich verstorbene Friederike Bognar. Sie sah den jungen Thimig ge legentlich eines Gastspieles in der Holofernes-Parodie von Nestroy, und unter den assyrischen Hauptleuten des grausamen Holofernes fiel der junge Thimig ihr durch natürliche Drolligkeit so sehr auf, daß sie Dingel stedt, den sein Weg gerade nach Breslau führte, auf ihn aufmerksam machte. Dingelstedt sah Thimig und gewann dasselbe Urteil wie Holtet und wie die Bognar. Kurz entschlossen engagierte er den jungen Men«- ^n sürs Burgtheater, wo er als „Verwunsche ner Prinz" und als „Sttttg" sein Probegastspiel mit glücklichem Erfolge absolvierte. Zosef Lewinsky hat später bekannt, daß ihm, als er diesen 19jährigcn Menschen damals spielen sah, alsbald das Fertige, schon Abgerundete seiner Kunst als etwas ganz Ungewöhnliches auffiel. Das ist nun jetzt über 40 Jahre her, und in dieser ganzen Zeit ist Thimig ein großer Liebling der Wiener geblieben. Es vereinte sich bei ihm natürliche Laune und un gewollte Komik immer mit dem feinsten Takte und Gcschmacke, und allen seinen Rollen drückte eine un widerstehliche Liebenswürdigkeit einen besonderen Reiz auf. Als Regisseur hat er sich im Laufe der Jahre so vortrefflich bewährt, daß die Mehrzahl der modernen Dichter, wie Hauptmann, Schnitzler und Fulda, wenn im Burgtheater Stücke von ihnen auf geführt werden sollten, sich immer eigens Thimig als Regisseur ausbatcn. Thimig ist ein feingebildeter Mann, ein geschworener Bücherliebhaber und Bücher freund, und mancher kleine Aussatz, den er veröffent licht hat, legt Zeugnis ab von seinem feinen Geiste, ran feiner schalkhaften Beobachtung und von einer Urteilskraft, die echt und falsch sicher zu unterscheiden, aber an Menschen und Dingen auch das Beste und Fruchtbarste herauszufindcn weiß. K. Ist Kunst un- Wissenschaft. * Schmidtbonns L«gendenjpiel „Der verlorenL Sohn" wurde, wie gemeldet wird, Freitag abend im Wiener Zirkus Busch in Anwesenheit des Dichters durch das Ensemble des Deutschen Theaters zu Berlin in Reinhardtscher Zn- szenierung aufgeführt. Das Haus war ausverkauft und das vornehmste Wiener Publikum hatte sich ein gefunden. Diese Aufführung bedeutet einen außer ordentlichen Erfolg. Der Dichter, Max Reinhardt und Moissi erhielten stürmischen Beifall und Blumen spenden. Auch für die heutige und morgige Auf führung sind bereits alle Karten verkauft. * Der „Agamemnon" des Aeschylos im griechischen Theater zu Syrakus. Ettore Romagnuolis ita lienische Uebcrsetzung des „A g a m e m n o n" wird augenblicklich im griechischen Theater von Syrakus aufgefüyrt. Das Theater, das vor vier undzwanzig Jahrhunderten in üer Regierungszeit Hierons ll. erbaut wurde, weist heute noch 54 seiner Sitzreihen auf. Zn der Mitte des Halbkreises ist ein Altar — eine Thymele, wie sic in den alten grie chischen Theatern zu sehen war — errichtet worden, der dem Dionysos gewidmet ist und um den sich der Lhor der alten Männer von Argos gruppieren wiro. Die Szene stellt die Agora von Argos vor, während auf der rechten Seite von den Zuschauern ein massives Gebäude, der Palast des Agamemnon, steht, der allem Anschein nach aus Stein, Marmor, Bronze und Holz gebaut ist. Reben dem Palast befindet sich ein hoher Turm, von dessen Zinne aus der Wächter in der Er- öffnungsszcne seinen Frcuoenruf über den Fall von Zlion hinausruft. Der ganze Schauplatz ist von den Mauern von Argos umgeben, und in der Mitte, gegen über den Zuschoucrsitzen, steht das große Tor, durch das Agamemnon im Triumphzuge eintreten wird. * Eine völkerkundliche Ausstellung der rheinischen Mission wurde, wie gemeldet wird, im Düssel dorfer Kunstpalast eröffnet. Oberbürgermeister Dr. Oehler gab seiner Freude Ausdruck, daß Düsseldorf auch eine derartige Ausstellung in seinen Mauern bergen könne, die von den bisherigen Aus stellungen jo verschieden sei. Pfarrer Meinberg hob die hohe Bedeutung der Mission in religiöser und kultureller Beziehung hervor. Es handelt sich um eine in ihrer Art sehr interessante Ausstellung. * Ein Erlebnis Earl Lhuns. Von Prof. Dr. Earl LH un wird dem „Dresdner Anzeiger" folgendes Er lebnis berichtet, das Ehun vor einiger Zeit in Eng land hatte. Er besuchte einen englischen Zoologen in seinem Muieum und stellte sich ihm, ohne seine Karte abzugeben, mündlich als Professor Ehun sKuhn) vor. Bald kam er mit dem Engländer in ein " wissenschaftliches Gespräch, und im Laufe der Unter haltung sagte ihm der britische Fachgenossc auf eine bestimmte Frage: „O, hierüber könnt« Ihnen nur Zhr berühmter Kollege Professor Tschönn Auskunft geben." Ehun erklärte, er kenne keinen Gelehrten dieses Namens. Endlich aber ging ihm ein Licht auf, daß er selbst dieser berühmte Mr. Tschönn sein sollte. — Die beiden Herren sollen über dies Mißverständnis sehr herzlich gelacht haben. * Max von Oberleithner hat eine neue Oper „La Balliere", Text von Welle minsky und Warden, vollendet, die durch die Vermittlung des Drei-Masken-Derlages vom Stadttheater in Bremen zur deutschen Uraufführung an genommen wurde. * Die Leere des Weltraum». Daß der Weltraum zwischen den Himmelskörpern völlig leer sein sollte, kann man sich nicht oorst.'llen. Wenn Kraftüber tragungen wie von der Sonne auf die Erde statt finden, so muß unsere Einbildungskraft irgendeinen Stoff erdenken, der zum Träger der Fortpflanzung wird. Daraus ist die Anschauung vom Weltäther entstanden und hat sich behauptet, obgleich noch kein sicherer Nachweis für jein Vorhandensein erbracht worden ist oder überhaupt jemals erhofft werden kann. Dennech ist nicht anzunchmcn, daß diese stoff liche Erfüllung des Weltraums eine erheb!.chc Maße darstellen kann, weil das Sonnenlicht wahrscheinlich auf dem Wege bis zur Erde, d. h. bis zu den obersten Regionen ihrer Atmosphäre^ keine merkliche Ab schwächung erleidet. Das lägt sich sogar durch eine rechnerische Schätzung beweisen. Zwilchen der Erde und dem Jupiter liegt ein Raum, der auf dem gerad linigen Wege wenigstens 600 Millionen Kilometer mißt, also etwa viermal größer ist als der Abstano der Erde von der Sonne. Denkt man sich die'en Raum mit einem Gas erfüllt, dessen Dichte nur den 100 000 000 stcn Teil der Dichte der Luft an der Erd obcrfläche beträgt, so würde die Abschwächung, die das Licht des Jupiters auf dem Wege bis zur Erde erführe, etwa zweimal stärker sein, als sic sich tat sächlich in der Almesphärc der Erde selbst vollzieht. Daraus crg.bt sich, daß der Weltraum, wenn er auch nichtalsvölliglcer gedacht werden darf, nur mit einem Gas erfüllt sein kann, das noch viel seiner und leichter ist als das in dieser Rech nung angenommene. Allerdings ist der Begriff der Dichte durchaus relativ, nämlich abhängig von der Wirkung der Massenanziehung oder dessen, was in unserer Atmosphäre Luftdruck genannt wird. Würde das Luftmecr, das Sic Erde umg bt, in dem ganzen Weltraum bis zur Milchstraße hin verteilt werden, so würde cs eine so feinc Bcsschafi'enheit annehmen, daß es auch mit dem empfindlichsten optischen Zn strument nicht mehr wahrgcnommen werden könnte.
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