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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140411022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914041102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914041102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-11
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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beite 2. Nr. 184. Ndeuü-Nusgadr. Lrlpztgrr Lagedlatt. sollen die Deutschen den französischen Soldaten aufgefordert haben, zu desertieren. Die Deutschen hätten sich erboten, ihm die nötigen Mittel zur Bcr- sügung zu stellen. Hierüber sei der Soldat so in Zorn geraten, daß er sich mit den Deutschen geprügelt hätte. Eine weitere Nntersuchnng der Angelegen heit soll daun noch weitere interessante Einzel heiten ergeben haben: Die beiden Deutschen wa ren seit drei Monaten bei der Tektfirma Henkel in Biebrich a. Rhein tätig. Das Haus besitzt in Reims eine Niederlage in der Rue Page an der Eisenbahnlinie, die nach Osten führt. Lor ln.rzem hatte das deutsche Haus eine T e r r a i n v e r g r ö st e r u n g oorgcnvm- nien und zniu Preise von ttt.OOO Franken «in 7237 Quadratmeter grosses neues Gebiet er worben. Nein znsällig liegt nach dem „Ex- celsior" das ncuerworbene Terrain an dem Schnittpunkt der strategischen Eisenbahnlinie Laon—Ehalons—Lerdun und außerdem un mittelbar in der Nähe des Bahndammes. Das Haus Henkel hat die Absicht gehabt, Kellereien auf diesem neue» Gebiete zu errichten, die sich bis zum Schnittpunkt der strategischen Eisen bahnlinie ausdehnten, so daß das .Haus in der Lage gewesen wäre, bei einer Mobil machung die genannte Bahnlinie zu zerstören. Aehnlicdc Absichten schiebt das Blatt dem Hause Hach ule, einer Hilz- sabrik, zu, die mit den dortigen Artillerie behörden in Lerbindung steht. Die ganze An gelegenheit hat nach dem „Excelsior" in Reims ungeheures Aussehen erregt. Die Aufbauschung des Borfailes ist wieder ein Beweis für die arge Nervosität der Franzosen. Weitere Veftimmungen über -ie Gewährung -er ^ustvan-sentjchä-igungen. lieber tue Zahlung von Aufwandsentschädi gungen an Familien für im Reichsheer, in der Marine oder in den Schuytruppcn eingestellte Zähne sind noch nähere beachtenswerte Bestim mungen ergangen. Zn den Bundesralsbcstim- mungcn ivar vorgesehen, das; Famiticn Ent schädigungen (2-tO M. jährlich) für jedes tveiterc Dienstjahr eines jeden seiner gesetzlichen zwei- oder dreijährigen Dienstpflicht genügenden Soh nes in denselben Dienstgraden erhalten können, Ivenn die Söhne (Unteroffiziere oder Gemeine) eine Gesamtdicnstzeit von 6 Jahren zurückgclegt haben. Wesentlich ist, das; die Gesamtdicnstzeit hierbei vom Tage der Einstellung bis zum Tage der Entlassung gerechnet tverdcn soll, jedoch mit folgenden Maßgaben: Bei Volksschullehreru und Kandidaten des Voltsschulamts, die ihre Be fähigung für das Volksschulamt in vorschrifts mäßiger Prüsung nnchgewicsen haben, wird die von ihnen abgeleistete kürzere Dienstzeit mit gerechnet, sofern sic nicht als Eiujahrig-Frci- willige gedient haben. Das gleiche gilt sür die Dienstzeit der Trainsoldaten. Für Mannschaften, die in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März eingestellt sind, gilt ferner die gesetzliche Dienst zeit nm bestimmungsmäßigen Herbstentlassunas- tage des 2. oder 3. Dicnstsahres als erfüllt. Für Mannschaften des Heeres, die in der Zeit vom 1. April bis 30. September eingestellt sind, ist die zwei- oder dreijährige Dienstzeit tagc- n»cise vom Einstellungslag ab zu berechnen; für Marincmannschasten gilt die Dienstzeit in die sem Falle bereits mit der Märzcntlassung des Dienstjahres als erfüllt. Für unsichere Dienst vslichtige, ansgegriffene oder brotlose Rekruten des Heeres, rechnet die Dienstzeit erst von dem ans die Einstellung solgenden Rekrutcneinstel- lniigslermin ab. Bei der Marine gilt für Mannschaften der bezeichneten Art, wenn sie in der Zeit vom l Oktober bis 3l. März einge stellt sind, die Dienstzeit nach 3 Jahren vom l. April ab gerechnet als zurückgclegt, wenn sie in der Zeit vom 1. 2lpril bis 30. September eingestellt sind, nach drei Zähren vom 1. Ok tober ab gerechnet als zurückgclegt. Wegen der Geltendmachung der Ansprüche ist bestimmt wor den, daß der Anspruch auf Aufwandsentschädi gung von den Berechtigten innerhalb vier Wochen nach Eintritt des Sohnes, dessen Dienst im.Heer, Marine oder Schutztruppe den Entschädigungs anspruch begründet, angemcldet werden soll. Der Anspruch erlischt mit der Entlassung oder mit dem Tode des Sohnes, dessen Dienst den Entschädigungsanspruch begründet. Die Geltend machung des Anspruchs ist nach Ablauf von 6 Monaten nach der Entlassung oder dem Tode des betreffenden Sohnes ausgeschlossen 'Wichtig sind auch die Bestimmungen über die Einstellung der Zahlung der AuflvandSentschädigungen. Dies geschieht, wenn und solange der dienende Sohn vor Ablauf seiner gesetzlichen aktiven Dienstzeit zur Disposition seines Trnppen(Stammarine)- teils beurlaubt ist, ferner, numu er sich dem Dienste länger als 4 Wochen entzieht und ivenn er eine Freiheitsstrafe von mehr als sechswöchiger Datier verbüßt. Schließlich ist noch zu bemerken, daß die Frist sür die Geltendmachung ins An sprnchs hinsichtlich solcher Mannschasten, deren Dienstzeit vor dem 1. April lM4 abläuft, bis zum .30. November 1014 verlängert wird. Vas französisch-türkische Übereinkommen. Au dem französisch türkischen Uebcr- ei »komm en wird aus Paris noch offiziös ge meldet, daß Frankreich der Türket außer der am 24. d. M. zur Ausgabe gclangcnden .'WO Millicmen- Anleibe noch eine zweite Anleihe im No- minalvetrage von 300 Millionen gewährt, deren Emission zu Ende dieses Fahre? erfolgen soll. Don dem Erträgnis der ersten Anleihe werden der tür kischen Regierung nach der Bezahlung der schweben den Schulden etwa 120 Millionen verbleiben, welche zur Bezahlung verschiedener Lieferanten und der rückständigen Veamtengehälter dienen sollen. Die Summe von 10 Millionen soll den geplanten Eisen bahnbauten zugewendet werden. Auch nicht der ge ringste Bruchteil dieser Anleihe dürfe sür die Vor bereitung eines Angriffs gegen einen fremden Staat verwendet werden. Don der zweiten Anleihe, deren Erträgnis etwa 240 Millionen betragen wird, wird die Halste für öffentliche Arbeiten verwen det werden und die andere dem türkischen Staats schatz zur Verfügung bleiben. Frankreich gibt ferner, natürlich unter dem Vorbehalt der Zustimmung der übrigen Mächte, seine Einwilligung zu einer vier- orozenttgen Zollerhöhung, zur Ein führung von Akzisestcuern oder Monopolen auf Zucker, Spiritus, Zigarettenpapier, Petroleum, Spiel karten und Zündhölzer, zur Ausdehnung der Ein kommensteuer auf Wertpapiere auf die Ausländer, zur Einführung von Stempelsteuern, zur Einführung des Oktroi in den hervorragendsten Städten. Der Gesamtertrag dieser neuen Steuerquellen wird auf etwa 80 Millionen geschätzt. Schließlich enthält das Uebcreinkommen auch eine Erklärung der französischen Regierung, daß sie sich der Umgestaltung der Wertzölle in spezifische, das heißt in Stück- oder Eewichtszölle, nicht widersetze und gegen die Aufhebung der ausländischen Postämter in der Türkei keinen grundsätzlichen Einwand er- l>eben werde. Außer den von der türkischen Regie rung bewilligten Eisenbahn- und Hasenbaukonzessio nen siiü) in das Uebcreinkommen auch die Verein barungen vom 18. Dezember v. I. über die den fran zösischen Schulen und Wohltätigkeitsanstalten ver liehenen Ermächtigungen, die Stellung der tunesischen und marokkanischen Schutzbefohlenen Frankreichs, so wie die den französischen Staatsangehörigen im Falle einer Präventivhast zugestandenen Vergünstigungen ausgenommen worden. Deutsches Reich. * Prinz Heinrich in Montevideo. Uebcr den Aufenthalt des Prinzen Heinrich in Montevideo wird noch folgendes gemeldet: Prinz Heinrich von Preußen und der Präsident der Republik, Battle y Ordonez, tauschten Besuche aus. Der Prinz besichtigte darauf die Stadt. An dem zu Ehren des Prinzenpaares von dem Präsidenten der Republik veranstalteten Bankett nahmen der deutsche Gesandte, Freiherr von Norden, lycht, die Präsidenten des Senats und der Abgeordnetenkammer, Otero und Lagarmilla. die Mitglieder des diploma tischen Korps, di« höheren Beamten, sowie die Spitzen der Gesellschaft teil. * Immer noch der Kaiserbrief. Die bayrische Zentrumspressc setzt ihre Erörterungen über den Kaiserbrief an die Landgräsin von Hessen fort. In einem Teile der bayrischen Presse wird in Erwide rung der Auslassungen der „Nordd. Alla. Ztg " er klärt, daß. solange der genaue Text des Briefes nicht veröffentlicht werde, die vorhandenen Abschriften des Briefes das Gegenteil von den Auslassungen der „N. A. Z." beweisen müllen. Die führende Passauer „Donau-Zeitung" schreibt: „Daß wir Katholiken keine Sympathien besitzen, daß man uns nur soweit entgcgenkommt, als wir uns Beachtung und Ansehen verschaffen, ist uns be kannt; daß das Zentrum mit seinem Programm: Gleichberechtigung der Konfessionen und Parität uns fortdauernd notwendig und unersetzlich ist, leuchtet neuerdings ein. Das sei die Lehre aus den letzten Veröffentlichungen." Es zeugt von herzlich wenig Taktgefühl, die Veröffentlichung eines Privat briefes zu ver langen. * Das Ressort Hamann. Gegenüber einem Dementi der Nachricht über die möglicherweise kür das Etat jahr 1015, geplante Neuordnung der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes (durch Gewinnung von hervorragenden Journalisten für den Reichsdienst) ist darauf htnzuweisen, daß jene Meldung sich auf Rücksprachen des llnlerstaatsfekretärs Wahnschaffe im Reichstage stützte und nach erneuter Erklärung von beteiligter Seite in der auch von uns wieder gegebenen Fassung der „Mil -pol. Korr." voll auf rechtzuerhalten ist. * verband der jungliberalen Verein« der Pfalz. Zu den Besckllüssen des Zentralvorstandes der natio nalliberalen Partei nahm der Landesverband der jungliberalen Vereine der Rheinpfalz nachstehende Stellung: „Der Vorstand des Landesverbandes der jungliberalen Vereine der Pfalz erachtet den Fort bestand des Ncichsoerbandes der Vereine der nationalliberalen Jugend im Interesse der für die Partei notwendigen Heranziehung der Jugend als unerläßlich und bedauert deshalb den die Auflösung des Reichsverbandes bezweckenden Beschluß des Zentralvorstandes der Partei." Ausland. Zrankrelch. * Verhaftung eines Spionageoerdächtigen. Au» Paris, 11. April, wird gemeldet: Die französischen Behörden in Rambouillet verhafteten einen Mann, der sich verdächtig gemacht hatte und sich schließ lich durch die Flucht seiner Verhaftung entziehen wollte. Bei seiner Durchsuchung fand man ein Tage buch. von dem die Behörden merkwürdigerweise noch nicht feststellen konnten, ob es in deutscher oder einer anderen Sprache abgefaßt ist. Italic«. * Vertagung de« Generalstreik». Aus Rom, 11. April meldet ein Privattelegramm: Das Zentral komitee de: Verkehrsbeamten beschloß, den Blättern zufolge, die Vertagung de?, zum 1. Mai festge setzten Proklamierung des Generalstreiks. Der Minister des Innern hat dem Eisenarbeiterverband angezeigt, daß er die Hauptforderungen der Arbeiter dem Ministerrat unterbreitet habe. Rusilanö. * Die Riistungskrediie in der Duma. Aus Petersburg wird gemeldet: Die Retchsduma hat heute Kredite in Höhe von 10 033 810 Rubel für Bauarbeiten in den Kriegshäfen, Ausrüstung ihrer Fabriken und Werkstätten und für den Bau von Trockendocks sowie unter bestimmten Bedingun gen Kredite in Höhe von 77 780 549 Rubel für den Bau von Kriegsschiffen und Ausrüstung der Fabriken des Marineministtviums im Jahre 1914 im Zusammenhang mit dem fünfjährigen Schiffsbau programm angenommen und sich darauf bis zum 23. April vertagt. Serble«. * Um die Befreiung der serbischen Gefangenen. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Der serbische Ge schäftsträger Georgewitsch hat gestern nachmittag bei dem Kriegsminister den Schritt zur Befreiung der serbischen Gefangenen, die noch fest gehalten werden, erneuert. Es heißt in serbischen Kreisen, daß dieser Schritt den Charakter eines Zwischenfalls zwischen dem Minister und dem serbischen Geschäftsträger annahm, da dieser energisch Sonnaveno. l l. April 1914. auf die Befreiung der Gefangenen noch vor Ablauf des Tages gedrungen hab«. Georgewitsch unternahm dann einen ähnlichen Schritt bei dem Unter staatssekretär des Auswärtigen. Vulgarlea. * Aus der bulgarischen Sobranje. Aus Sofia meldet der Draht: Bei der Beratung des zwei monatigen Budgetprooisoriums gab der Finanzminister ein Expose über die finanzielle Lage des Landes. Er stellte fest, daß das Budget für 1913 eine Gesamtböhe von 223128 283 Franken er reichte. Die im ersten Vierteljahr 1914 verausgabten Kredite hätten 67 041 730 Franken betragen. Das verlangte Budgetprooisorium belaufe sich auf 34 064 023 Franken. Die Konsolidierung der inneren und äußeren Schulden werde durch eine auswärtige Anleihe erfolgen, welch« die Regierung bald abzu schließen hoffe. Der Erfolg d«r Anleihe sei gesichert sank der ökonomischen und furanziellen Kraft des Landes, die trotz der unheilvollen Ergebnisse des Krieses unversehrt geblieben sei. Numänlen. - Rückkehr des rumänischen Kronprinzenpaare». Aus Bukarest wird gemeldet: Das rumänische Krön st r i n z c n p a a r ist am Sonntag aus Pete r s - bürg eingetroiseu. Zum Emstsang hatten sich die Vertreter der Behörden nach der Grenz station Ungcni begeben. In hiesigen politi schen Kreisen erregt cs großes Befremden, daß die Zarcnfamilie zwei Tage vor der Ab reise des rumänischen Thronsolgcrpaarcs Peters burg verlassen hat. Ob man hieraus ir gendwelche Konsequenzen politischer oder fami liärer Art ziehen kann, bleibt abzuwarten. Türkei. * Der Aufstand der Kurden. Ein Telegramm meldet aus Konstantinopel: Nachrichten zufolge, die auf der Pforte eingelaufen sind, sind di« Kurden, die Bitlis angegriffen haben, auf die Ortschaft Simek, östlich von Bitlis und westlich vom Wansoe, abgezogen. Türkische Truppen aus Wan unter Oberst Ibrahim, und Truppen, di« aus Musch unter General Ihsan Pascha gekommen waren, begannen gemeinsam unter dem Oberbefehl des lsienerals Ihsan Pascha die Operationen gegen die Rebellen, um die Rädelsführer gefangen zu nehmen. Da das Gelände für die militärischen Operationen günstig ist, erwartet man die baldig« Niederlage und Unterwerfung der Rebellen. Kecvt unü geeicht. I-. Paris, 10. April. Die deutsche« Ordeashändler Moser, Han» Branco und dellen Geliebte Luise Zell werden vor der Pariser Strafkammer erscheinen, nachdem Untersuchungsrichter Euichardon zu der Ueber- zeuqung gelangt ist, daß es sich um vorbedachten Betrug und Betrugsversuch handelt Die Beschul digten, die in großartigen Phantasteuniformen auf traten und gutgläubigen Republikanern sämtliche existierenden und nicht existierenden Orden anboten, standen in Geschäftsverbindung mit dem schon früher wegen Ordensschacher verurteilten Tlementi und einen gewißen Friedrich Hahn, der sich Tomte de Champvans nannte; die beiden letzteren sind flüchtig und werden steckbrieflich verfolgt. HansBranco wird in Berlin der Ermordung seiner Gattin bezichtigt, wird aber erst an Deutsch land ausgeliefert werden können, wenn das franzö sische Urteil gegen ihn vollzogen ist. Ein« Spioni«. Die seinerzeit unter dem Ver dacht der Spionage verhaftete Deutsche Eva Hornetter hatte sich gestern vor dem Unter suchungsrichter zu verantworten. Sie soll zugegeben haben, daß sie Spionage betrieben hat. Im weiteren Verlauf der Vernehmung erklärte sie jedoch, keine wichtigen Dokumente an den deutschen Eeneralstab ausgeliefert zu haben. Sie sei die Verträge über haupt nur zum Schein eingegangen, um sich die zum Lebensunterhalt nötigen Mittel zu verschaffen. SvimkVLrslidulls LpemalitLt: — lserwpr. 11189. llrro» ZliMleulnsnt Menspruiig. 2j Roman von Pa»l Burg. (Nachdruck verboten ) Der Oberleutnant stand vermummt und im funkclncuen Ledermantel dabei. „Benzin und Oel ist reichlich. Da könnten wir also losfahren. Gestatten, Herr Oberst, viel leicht ist ein Monteur im Reaimcnt? — Zch brauche ihn zum Anwerscn des Motors." Als hätten fic darauf gewartet, sprangen ihrer drei Husaren aus der Menge herzu. Sie erwiesen sich als sehr anstellig bei den Hand rcichungcn. „Platz nehmen, Herr Oberleutnant, zum lleberlandflug!" „Adieu, Kinder, Adieu!" Bärcnsprung winkle den Leutnants zu, machte noch einmal vor den Oberstleutnant und den Majoren Front, die Hand zum Gruße an der Kappe, verab schiedete sich von den Rittmeistern und stieg in das vordere Litzloch der schmalen Karosse. „Gott besohlen!" „Gute Fahrt!" rief dec Oberstleutnant über olle Köpse hin. Der Ingenieur riß an der Steuerung, winkte den Hiisarenmontcurcn zu, sie sollten die starren Propcllerflüael packen. Bärcnsprung hockte dicht hinter dem Motor und winkte herunter. „Auf! An!" klang das Kommando „Auf? An!" kam cs zurück. „Fertig?" „Fertig!" Die Monteure sprangen beiseite. Knatternd und krachend warf der Motor die Propellerflügel im Kreise um. Bärensprung sah die Musiker ihre Hörner an den Mund nehmen, aber er hörte kein Bla sen vor dem ohrenbetäubenden Lärm des Motors. Die Luft flirrte und donnerte, dröhnte um ihu. Durch seine Brille sah ec die Offiziere in der Nähe, sah den Musikmeister dirigieren, die Arme bewegen, den Stab recken wie eine Ma rionette. Da- ganze Regiment Hand ja da herum, in Kitteln, Zacken, Drilch, wie ein jeder gerade war. Sic winkten, eit» wenig zaudernd, »veil eS noch nicht losging, dies verteufelte Ding. Da, ein Ruck und ein Sprung. Neber den Rasen lief es schlitternd hin. Die Menschen ent wichen. Am Wall hob es sich, als klettere es hinan. Und schwebte. Die Husaren und die Kasernen versanken dahinten. Höher, immer höher ging's. Wiesen und Felder fielen wie Tücher zurück aus die Erde. Der Wald glitt hinter sich, eine grüne Welle. Und ans einmal hatten die Häuser in dem Dorfe da unten — wie hieß es doch? — nur lauter Dächer, die Pferde nur Rücken. Sstiegelhell glitzerte der Teich herauf. Bäreuipruug, schon ein wenig an den lauten Gang der Maschine vor ihm gewöhnt, lngte über den Bordrand und lächelte wie in einem seligen Traume, als ec die Menschen sah, wie sie heraus winkten, zusamincnliesen, die Arme hochreckten, Ivie die Hühner und Gäule flüchteten, bunte, rinnende Sandlörner. Ein Eisenbahnzng schnellte zwischen den Feldern und blieb zurück. Sie. segelten hoch über der Well, und rings nm Ivar lauter Tonne Er hob den Blick ans der Tiefe und jchanle voraus in dir "IGnte voll Sonne. Das Herz ging ihm ans. * * * Etman Barrnsprung führte nun ein Leben, über das sich seine Kameraden vom Leibhnjaren- regiment König nicht genug hätten wundern können. Am frühen Morgen holte ihn ein Auto mobil der Flugschnle ab aus der kleinen Villen stadt am Wiesenrande der grillen Watdaue, uns den langen Tag saß er — genug „ausgclüjcet" sür einen Fliegeranfänger war er ja ans seinem Ueberlandslugc schon — in der Flugzengsabrik hinter Zeichnungen und Modellen, Berechnungen, hörte in der Flugschnle nut aikdercn Offizieren Borträge von Ingenieuren und Fliegern, stand im zugigen Probesaale und horchte ans den Gang der Motoren, kontrollierte Oel- und Ben-inver- brauch wie ein rechter Maschinist, wuroe am Motor zniu reinen Mechaniker. Sonntags saß er dalpim, schrieb Briese las und träumte, von seinem Burschen betreut. „Mit Ihnen ist s bald Studierens genug; Sie werden blaß, Herr von Bärcnsprung. Raus in den Flugschuppcn!" kommandierte eines Ta ges der Direktor. Da stand er nun vor den Veteranen der Flugtechnik, den alten wie eine Zigarrenkiste ausladenden Doppeldeckern mit den großen Schlittenkufen und dem Sitz vorn und frei. Er sah und verglich die ersten Typen der neuen Eindecker und streichelte schließlich verstohlen die kühle Karosse der Lernmaschine neuen Modells, die bestimmt nmr, ihn durch den Aether zu tragen. Die ersten Stunden kam cs nicht über Ein- nnd Aussteigen, Stenern, Motorversuck-c inner halb des Schuppens und Rollen auf dem Vor platze hinaus. Bärenspcnng Ivar schon so an den Lärm des neuen Reittieres gewöhnt, daß er mit keiner Wimper zuckte, ivenn der Motor fauchend an sprang und keuchend leer lies. „Dieser Tage wollen wir also mal raus, Herr "Baron," verhieß sein Fluglehrer endlich. Zn seiner Freude rannte Bärcnsprung den langen Nachmittag im tw!'-n Walde umher, spähte bei jeder Lichtung gegen den Himmel, ob Wind und Wetter gut biieben, und lag eine gute Stunde sinnend im Grase, bis cs ihn wieder anftricb und er jubelnd den Wildsteig hinlief. Nun sollst du fliegen, fliegen lernen, Ekman Bärcnsprung! Wo vor einem vicrtcltauscnd Fahren deine Ahnen sich mit Hakenbüchsen schos sen und die Schädel blutig schlugen, wo Tjcstrn. Frilrod, Sänge Bärensprung modern, längst verdorrt, verweht sind, da wirft du fliegen, wirst in die hohen, himmelhohen Lüfte steigen, Ekman Bärcnsprung! Es war das Verlangen nach einem Liede in ihm Weil er aber mit frohen Sinnen durch den grünen Wald ging, rveil noch kein Flieger lied ihni bekannt war, kam es ihn an wie in Knabcnjahren, und er sang cs mnntcr hinaus: Ein Zager aus Kurpfalz, Der reitet durch dcu grünen Wald Gleichtvie cs ihm gefällt. . . Weiter kam er nicht mit dem Singen; un weit klang ein Widerhall, so quellend, daß Bären sprung innehielt: Gleichwie es ihm gefällt! Halli.Hallo! Der Jäger aus Kurpfalz. Er tat ein paar schnelle Schritte. Stand vor einem Mädchen, ganz so frisch und blond und hochgetvachsen wie er selber. Ihre blauen Augen blickten wenig erschrocken auf den fremden Niann in der blanken Lederjacke, der die Feldmütze keck aufs Ohr geschoben hatte. „Gelt, das ist ein schönes Lied?" Sie nickte strahlend und sah ihn fragend an. „Gewiß ein Flieger — —?" „Ja, mein schönes Fräulein! Heute abend, heute endlich werde ich fliegen." Er war ganz rot geworden vor Freude und Ucbcrraschung, breitete beide Arme hoch in die Luft wie ein glücklicher Junge. Das große, schöne Ntädchcn lachte ein Helles Lachen, schritt schnell auf ihn Lu. „Ei, mein fremder Herr, wenn ich Sie nun gefangen hielte? Sic sind ans fremdem Grund und haben alle Warnungstafeln überschritten." ,,Bec Gott, das hab' ich Wenn das bloß kein schlechtes Vorzeichen ist. . .?" Erschrocken blickte er sie an. Und auch sic erschrak bei seinem Wort und eindringlichen Blick. Ihr Herz tat so lauten Schlag, daß sic die Hand karanfpreßte, wäh nend, der Mann vor ihr könne es hören. „O, nicht doch! Wie können Sic da« glau ben!" flüsterte sic betroffen und suchte seinen Blick Da sah er sic schon wieder lachend an. „Ich bin so ein alter Schwede, voller Aber glauben, Fräulein. Aber das ist ja auch ganz gut so. Sehen Sie, wie blond und jung und schön Sie über meinen Weg gelaufen siud! Don links b«? Ja, freilich, von links; Sie kamen ja von dorther." Ihre Blicke gingen mit seiner seitauS weisen- den Hand und verweilten bei den stillen Wald bäumen. Nahe hörte sic einen Vogel singen, näher ihr eigenes Herz an die Rippen pochen. Sie fühlte, daß sie über urrd über in Flammen der Röte stand, und schämte sich vor dem Fremden. (Jorchetzmsg in der Movsen«Wgl>b«.)j
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