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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140411022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914041102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914041102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-11
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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fiben- - Ausgabe « für >»tpzta ua» v»r»rt» durch unser» kr-a«» V»AU Avpr »1^ k. ««- Sprottrur» raia» täglich tn» yau» -»bracht: monatlich I.-4 M., »»»rtrydhrUch 4.74 M. 0»i dir S»lchitft»st»U«, uas«rn stilloi«» und tz«»gad»lt»U»a adgeholt: monatlich > M., vt»r1»liahrl>ch Z M. durch bi» Post; inn»rhald d»utschland» und der d««tfch»a tzoloni»» «uonatUch 1^0 M., oirrtrijdhrlich » so M. auoschUrstüch postd»st«Ug»tS. da» Lripzigrr La-rblatt erscheint w»rktag» »mal. Sonn« u. Z«i«rtag»tmal. 2» Leipzig, den Nachbarort»« und S»n Orten mit eigenen Molen mir» bl» tzb«ndau»gad» noch am stdrnü 0»» erscheinen» tu, hau» geiiesert. V»rUn»r NedaMonr sn binZellen 17, Zernsprech-tzntchlutz: Moadlt Nr.»47. Amtsblatt des Rates und des pokzeramtes der Stockt Leipzig Nedaktioa und S»schttft»st»ll»; lohaauiogaff, Nr.«. » Z»rnspr»ch«stnschluS Nr. »4d4r, >4d»2 und 1444». ISS. Jahrgang . für Inserat, au» Leipzig und Umgedung di» ,fpaltig«petitzeileu ps., ül» Nrklamr-ril, > m., von au»wart» 44 Pf., N,Namen 1.70 M., Klein« Nnzeigen diepelitzeil« nur SS ps.d.wte-erdol-Nad., Inserat« oon SrkSr0«n im amtlichen Teil di« Petit» zett, ro Pf. Oeschüstsanzeigen mit playvorfchrtf» >m Preis« »rhSht. Nabatt nach Laris. 0«iiag«n : Oeiamtausl. 5 M. da» Lausend auoschl.poNgedilhr. tzazeigrn-tzunadme: )ovanni»gals«4, ort sämtlichen jilialen -«»Leipziger Lagedlotte» und allen Nnnoncia-Lxpeditionen de» In« u«0 Nuolundeo. Oeschdftastellesür S»rltn u.üi» pr.SranSendurg. dieekrionwalter ZUegel. Verlin w. >», Margorethenslrast« 4. Zerusprech-slnschlustr Lüyow 4471. Nr. 184. 8onn»»ena, oen II. Npril. 1914. Vas wichtigste. * In Reims wurden zwei deutsche Fabrikarbeiter verhaftet, die versucht haben sollen, einen Dragoner, mit dem sic in einem Wirtshause gezecht hatten, zur Deser tion zu verleiten. (S. Pol. Nebers. *- Die Proklamierung des italienischen Generalstreiks ist vertagt worden (S. Ausland.) * Albanien hat von Griechenland die Zurückziehung sämtlicher im Epirus stehenden griechischen Truppen gefor dert. kussischr Oslet-ier. ä. Gin buntes Nest höchst unangenehmer lleberraschungen hat Russland dem Deutschen Reiche in den Ostcrgarteu gelegt. Zum ersten den „Strafzoll" ans das deutsche Getreide, den die Duma init erdrückender Mehrheit beschloß. Er stellt sich dar als eine Gegenmaßnahme gegen das System der Einfuhrscheine, an denen wir nun einmal noch immer festhalten. Aber die Einsuhr scheine sind nicht von heute und gestern, sondern bestehen schon recht lange. Rußland hätte also Gelegenheit genug gehabt, den Strafzoll schon früher, in „friedlicheren" Zeiten zu erheben. Jetzt zur Zeit der gespannten Stimmung und der unangenehmen Auseinandersetzungen, erscheint die plötzlich und mit großer Eile in der Duma durchgebrachtc Getreidezollvorlage als der erste feinduchc. Kanonenschuß in dem Kampfe um den künftigen deutsch-russischen Handels vertrag. Uni die Stimmung des russischen „Geg- ners" zu verstehen und nm ihr richtig zu be gegnen, muß man sich allerdings etwas in seine Ansichten und Auffassungen ei.ifühlen und dabei den ganzen politischen Aerger und Verdruß Ver letzten Wochen außer acht lassen. Als Rußland im Jahre 1894 seinen ersten Handelsvertrag mit dem Deutschen Reiche abschloß, war Caprivi Reichskanzler. Jener erste Vertrag erschien den Russen außerordentlich günstig, und da die volks wirtschaftlichen Produkte des Zarenreiches da mals sofort einen großen Platz in Deutschland fanden, war die natürliche Folge eine politische Annäherung der beiden Reiche. Im Jahre 1904 wurde eine Erneuerung deS Vertrages notwen dig, in denk Zeitpunkt, in dem Rußland in den japanischen Krieg verstrickt war. Rußland fühlte sich in jener Stunde nicht fähig, seine wirtschaft lichen Interessen so zu vertreten, wie es ihm in Friedcnszeiteu möglich war. Daraus machte aber die bekannte Petersburger Hetzpresse augenblick lich den Vorwurf, Deutschland nütze die peinliche Lage Rußlands ans, um seinen eigenen Inter essen zu dienen. Zwei Umwände kamen hinzu, um jenem Vorwurf einen Schein von Berechti gung zu geben. Nämlich einmal die Tatsache, daß Deutschland die Schutzzölle für Getreide auf das Doppelte erhöhte, und dann der Um stand, daß der alte Vertrag erst mit dem Ja nuar 1906 abgelaufen wäre. Warum also die „Ueberrumpelung" im Jahre 1904? Deutsch land sah eben (nach russischer Auffassung), daß Rußland erschöpft war und daß man eine solche Konjunktur ausnutzen müsse. Daß dies ein Trug schluß und wie unberechtigt jene Verdächtigungen waren, ist seitdem oft genug von deutscher Seite klargelegt und bewiesen worden. Aber immer wieder werden jene Vorwürfe hervorgeholt, wenn die Erneuerung des russisch-deutschen Handels vertrages zur Sprache kommt. Warum stellt sich Rußland jetzt nicht auf den Standpunkt von Treu und Glauben, auf den Standpunkt des ehrlichen Kaufmanns, der genau weiß, was er braucht und was man auf dem Markte dafür zu bezahlen hat ? Deutschland denkt nicht daran, die junge russische Industrie zu vernichten, aber es verlangt, daß man seiner Industrie gewisse Konzessionen macht. Die Einfuhr von Maschinen nacb Rußland hat neuerdings stark zugenommen. Jahrzehnte werden noch vergeben, bevor Ruß land unabhängig auf eigenen Füßen stehen kann. Augenblicklich bedarf es noch des Auslandes, seines Kapitals und seiner technisch-wirtschaft lichen Erfahrungen. Warum also die Schikanen ? Warum die Drohungen mit Kautionsforderun gen bei Staatsaufträgen, die an die deutsche Industrie ergehen, eine Maßnahme, die auf einen förmlichen Boykott gegen die deutsche Industrie hinauslüuft und gegen die im Handelsvertrag ge währleistete Gleichberechtigung Deutschlands mit den anderen Staaten verstößt? Warum das ver tragswidrige Verhalten anläßlich der neuesten Besteuerung deutschen Getreides in Finnland? Im Handelsverträge steht geschrieben, daß die russische Regierung die dcntsme über eine etwaige Zvllvereinignng Finnlands mit dem Reiche min destens zwei Jahre zuvor benachrichtigen müsse. Das ist nicht geschehen, sondern inan erklärt jetzt einfach, es handele sich gar nicht um eine voll ständige Zollvereinigung. Uns kommt es aber doch nur auf die äußere Wirkung des neuen russi schen Gesetzes an, und die besteht darin, das; Finnland für nns russisches Zollgebiet gewor den ist. Warum also die Ausflüchte, in denen wir nichts anderes sehen können, als das Be streben, uns zu reizen nnd zu verärgern? Den neuesten Trick haben jetzt die russischen Expor teure ausgesonnen. Bei Abschluß des neuen .Han delsvertrages sollen, so verlangen sie, schrift liche Verträge für die nach Deutschland gehenden russischen Arbeiter gefordert werden, und den russischen Arbeitern müsse in Deutschland der Arbeitcrschutz nach deutschen Gesetzen zugute kom men. In der Frage des Arbeiterabgangcs set zu erforschen, ob nicht innerhalb Rußlands für die jetzt abwandernden Arbeiter Arbeit unter Bedingungen zu finden sei, die denen in Deutsch land nicht nachständen. Das sind alles scheinbar einleuchtende Forderungen, hinter denen aber nur Haß und Feindseligkeit lauert. Wir danken für solche Ostereier! poliMeke UeberlieM Vie konservativen un- -ie Reform -er Ersten Kammer. Die „Sächsischen Politischen Nachrichten", die parteiamtliche Korrespondenz der sächsischen Konser vativen, hatten die außerordentlich Industrie feind lichen Erklärungen des konservativen Abgeordneten Dr. Mangler über die Reform der Ersten Kammer abzujchwächen gesucht, indem sie di»^arüber er gangenen Mitteilungen in der Form als unrichtig und tendenziös aufgebauscht hinstellten. Sie hatten indes mit diesem Rechtfertigungsversuch kein Glück. Das wurde ihnen von der „Sächsischen Nationalliberalen Korrespondenz" ausdrücklich bescheinigt. Da aber trotz alledem immer neue Ausflüchte versucht werden, machen die nationalliberalen Mitglieder der Gesetzgebungsdeputa tion, die Ohrenzeugen jener Manglerschen Erklärung gewesen sind, in der „Sächsischen Umschau" der schönen Legende völlig den Garaus Diese fünf Abgeordneten — Goepfert, Hart mann, Dr. Kaiser, Nitzschke und Dr. Seyfert — verbürgen sich mit ihrer Unterschrift dafür, daß der konservative Abgeordnete Dr. Ak anglcr in jener Sitzung ausgeführt hat: 1. der Abgeordnete Opitz habe, als er für eine Reform der Ersten Kammer zugunsten der Industrie gesprochen habe, nicht imNamc n derganzenkonservativenFraktion gesprochen; 2. er, Dr. Mangler, fei ausdrücklich beauf tragt, auszusprechen, daß er und die Mehr heit (oder: der größere Teil» der konser vativen Fraktion eine Reform der Ersten Kammer nicht für dringlich halten; 3. daß sie aber, selbst wenn eine Reform zustande käme, auf keinenFall für dasWahl- rechtderJndustriellen zu haben seien; 4. daß er, „um entgegenznkommen", beretsei, auch auf das Wahlrecht der Riltergutsherren zu verzichten. Nun wird wohl kein Ableugnungsversuch mehr möglich sein. Ein -rutsch-französischer Zwischenfall! In Rci m s hat sich am Donnerstag wieder einmal eine Schlägerei zwischen deutschen nnd fran z ö s i s ch c u Eaf 6 h a u s gäste n zn getragen, die offenbar nichts weiter ist als ein Exzesz von angetrunkenen Personen. Der „Ex- eelsior" und einige andere französische Blätter lassen ihrer Phantasie jedoch freien Lauf nnd wissen über den Vorfall folgendes zn berichten: In einen» Eaföhause in Reims hat sich gestern ein Zwischenfall ereignet, wo zwei Deutsche namens Karl Schaft und Kuno Wassert» os mit einem Dragoner des 16. Regiments zusammen an einem Tische saßen. Die Deutschen versuchten den Dra goner betrunken zu machen. Hierbei kam cs zu Streitigkeiten und schließlich zu einer Schlägerei, der die Polizei dadurch ein Ende bereitete, daß sie die Beteiligten zur Wache transportierte. Hier erfuhr inan auch den Grund zu den Streitigkeiten. Danach Große Seelen sind allezeit... ehrerbietig gegen das, was über ihnen ist; nur kleine gemeine Seelen sind anders. EarlyI e. Stcinübergs „ Scheiterhaufen Unser Berliner Schanspielrescrem schreibt: Schon im Jahre 191l wurde Striud- bergs finsterstes Drama „Scheiter haufen" einmal in Berlin gegeben. Dessen ungeachtet wäre man berechtigt, jetzt erst von der deutschen Uraufführung zn sprechen, — jetzt, nach dieser gewaltigen, Herz nnd Ner ven grausam erschütternden, einzigartigen Lei stung desDeutschen Theaters. Zur 'Nach mittagsstundc des Donnerstag in der Karwoche hatte Direktor Reinhardt das „geistige Berlin" mit tausend persönlichen Einladungen gerufen, um diesen! ungewöhnlich gesiebten Publitnin das Golgatha des schmerzvollen Genius zn bieten. Ein freiwilliger Erlösungstod beschließt auch das Strindbergscye Drama. Zwar will cs scheinen, als erlösten die beiden jungen Menschen, Bruder nnd Schwester, nur sich selbst von ihrer zer rütteten, durch die eigene Mutter verderbten Existenz. Doch aus den Flammen, die ihr El lernhaus verzehren, aus dem gnalnienden Rauch, an dem sic ersticken, tönen letzte Worte in ab gerissenen Silben; Worte, in denen eine ver lorene Jugend sterbend erwacht, Worte des Mit leids: „Die arme Mama, die war jo böse, so böse . . ." Kein anklagender Mund, nein das Verzeihen spricht so, das Verzeihen, das nicht nur den reuigen Schächer zur Rechten, das auch die heillose Kreatur zur Linken in seine Gnade nimmt! Keine der Strindberg Frauen ist schreck licher als die Mutter in diesem Drama. Im „Vater" verübt die Gattin das Verbrechen am Manne ans erotischer Leidenschaft, in anderen Dramen sind es andere krankhafte Energien, die das Weib zum Dämon machen. Die Mutter im „Scheiterhaufen" ist die geborene, unheil bare Betrügerin, der Einsatz ihres immerwähren den Lugs und Trugs ist das Leben und die Ge sundhcit der Ihren. Die eigenen Kinder läßt sic an schlechter Ernährung zugrunde gehen, weil sic die Marktgroschen stiehlt, um sich zu mästen. Der Tochter raubt sie buhlerisch den Gatten. Grauenvoll bricht die Nemesis über sic herein. Längst ehe sic den Todessprung aus dem Fenster macht, ist die Weltordnnng mit den Martern des lüeibcs gerächt; denn in ihrem kranken Hirn spuken quälende Gespenster. Doch die peinvolle letzte Aussprache von Mutter und Sohn hat mit des erbarmungswürdigen Jünglings Ver Kunst UN- Wissenschaft. Frankfurter Schauspielhaus brachte das Dresdner Hoftheater Mittw ch Ibsens „Komödie der Liebe" dank dem vollendeten Zu sammenspiel und der nachschaffenden Regie Hans Fischers zu starker Wirkung. zeihung geendet: „Du konntest wohl »richt anders sein." Wie in der antiken Schicksalstragödic das nnbarnlhcrzigc Fatum die Welt reinigt, so läu tert hier das Feuer, das die verztveifeltcn Kin der iin verschlossenen Haus anlegten: es läutert die Welt, indem es Schuld und Unglück vertilgt. Nicht der große Strindberg, sondern seine kleinen Ausleger litten an Mononianie, als sie immer wieder den unerbittlichen Menschenkenner air das Kreuz seines Weibhasses schlugen. Ja, er hat die Nachtseite der weiblichen, der mensch lichen Natur enthüllt, wie keiner. Doch auch oft genug deu Hellen Tag. In „Scheiterhaufen" freilich glicht nicht des Morgens, glüht nur eines brennenden Unglüctshauses Röte. Vor» der Wncht der Darstellung, die das Drama so herr lich verstand und vermittelte, kam es wie eine Offenbarung: auch die Weltschäden vernichtende Kraft ist positiv. Als dramatisches Gebilde reiht sich „Scheiterhaufen" den bewundernswertesten Meisterwerken Strindbcrgs an In der engsten Haft des nnglückschwangeren Raumes und eines netzartigen Schicksals erleben wir in knapper Frist Dinge, die so schwer wiegen wie drei Men schenseelen, drei Menschenleben. Der sonst so verdiente Prophet nnd Uebersetzer Strindberg», Emil Sehe ring, war von» guten Geiste Strindbcrgs verlassen,-als ec dic»e Ausführung zu verhindern trachtete — aus kleinlicher Angst vor den Kleinen, die den Meister mißverstehen wür den. Der Vormundschaft bedarf ein Strindberg nicht. Ana» vor den» Publikum behielt Schering unrecht; denn die Aufführung endigte mit einem große»» einmütigen Erfolg. Reinhardt und seine Künstler wurden stürmisch gerufen. Die un heimliche Stinlmungskunst Reinhardts traf wun derbar den Nerv der Dichtung, und die Rollen dieses Stückes werden kaum je wieder so voll kommen lebendig werden. Frau Rosa Bertens hat die Gestalt der Mutter, seit sie sie zum erstenmal gab, noch in vieler» Züge»» vervoll kommnet, nnd die Phantasie des prüfenden Lesers wüßte nichts mehr zu ergänzen. Die jungen Geschwister, von Alexander Mo iss» und Else Basser mann dargestellt, waren zwei klagende Saiten desselben Instruments: ein Doppelklang war ihr Leid, der bebend mit empfunden wurde. Der harte, rohe Axel Alfred Abels und die alte Magd der Emilie Kurz stimmten durchaus zur disharmonischen Har monie der seltsamen Kammermusik. Hermrum ltienrl. * Im Landshuter Stadttheater ging als Kaminer- spielabend dieser Saison vor geladenem Publikum Pa ul Heyses „M aria von Magdala" mit Frl. Berta Neuhofs ooin Münchner Hoitheater in der Titelrolle in Szene. — In einer über den Rahmen einer Provinzbühne weit hinausgehen den szenisch-dekorative»» Ausstattung erfährt H. von H o f m a n n s t h a l s „Jedermann" vor aus- verkauiten Häusern eine ausgezeichnete Wiedergabe. * Pariser Theater. „Das Schicksal ist Meister" von Paul Hervieu, ein zweiaktiges modernes Drama, wurde gestern im Theater der Porte-Saint-Martin mit starkem Ersolg ausgenommen. Mme. Juliane Boreuil erführt auf ihrem Landsitz, wo sie glücklich »nit ihren zwei Kindern und in Gesell- schast ihres Bruders, des Majors de Chazay, lebt, daß ihr Mann, ein Finanzier, ruiniert »st und wegen Betrügereien von der Justiz gesuch» wird. Heimlich kehrt B- reuil in das Schloß mrück, aber nur, um seine FluchtinsAuclandvorzubereiten Bonieinem2chwager überrascht, zeigt sich der Finanzier zu feige für die einzige, „ehrbar" genannte Löiung, den Selbstmord, weshalb der Major ihn mit einer Kugel nieder streckt. Gerade kommen Polizeiagenten, die gern an freiwilligen Tod glauben. Vergebens sucht darauf der Offizier seiner Schwester die Tai zu erklären; auch als ihr die ganze Schmach des Gerichteten ent hüllt wirb, der das Vermögen von Frau und Kin- dein mit einer Geliebten verpraßt hatte und sie jetzt im Stich zu lassen gedachte, triumphiert im Schmerz ihre Erinnerung an vergangene Tage und ihre unerschütterliche Gattentreue. Der Major straft sich selbst und wird als gemeiner Soldat in die Fremdenlegion eintreteu. Ein Melodrama, wie man sieht, aber mit welch' raffinierter seelischer Miniatur malerei ausgetüstelt! In Spanien, wo kürzlich die Uraufführung stattfand, wurde Hervieu mit einen» hohen Orden ausgezeichnet, den gestern Paris als verdient anerkannte. Mme. Brand« s und Le Bargr» ragten an der Spitze der Darstellung hervor. — „Monsieur Bro ton ne au", eine dreiaktige Komödie oon de Flers und de Caillaoet, die den Abend vervollständigte, wurde »nit nicht geringerer Rüh rung, adgelöst von fröhlichsten» Lachen, ausgenommen. Die beiden beliebten Autoren, die es auf ein halbes Dutzend Novitäten pro Saison bringen zu wollen scheinen, haben diesmal ein kleines 'Meisterstück von Menschenkenntnis geleistet. Ein bescheidener Bank angestellter wird von den Kollegen verspottet, werl ihn seine Frau ganz offen mit einem adligen Dekadenten betrügt; nur Luise, die kleine Majchinenschreiderin, bekundet ihm Sympathie, erklärt ihn sogar tür einen Helden. Das gibt ihm den Mut, seinem immer mißgelaunten keifenden Eheweib endlich die Türe zu weisen. Schon hofft er mit Luise das Glück und stillen Frieden gefunden zu Haven, als d»e oon ihrem Galan verlassene Frau scheinbar reuig zurückkehrt - seine Seelengüte erlaubt ihm nicht, die Angetraute im Jammer zu lassen, weshalb er ihr im selben Hause eine kleine Wohnung mietet. Doch sein kalvinistischer Chef erklärt das bigamische Leben zwischen der Geliebten und der Frau, die sich ganz gut vertragen, für einen Skandal. So schick» Monsieur Brotonneau die „arme Luise" fort und weint eine Träne darüber, daß ihm keine Freude von Dauer blühen darf; die Moral ist gerettet und Mme Brotonneau. wieder Herrin im Hause, beginnt - zu keifen, schlimmer als zuvor. Eenrebildchen, nied lich gezeichnet, »nit reizenden, geistreichen Beiner kungen versehen, von Huguenet, Mme. Cheirel und Mlle. Sylv»e vortrefflich gespielt.—„Das Konzert" von Herman»» Bahr erschien in der Bearbeitung oon Pierre Veber und Maurice Römon den Parrsern etwas dünn als Handlung und in der Art schon etwas ver altet; aber sie erkannten den eigenartigen, vornehmen Humor des Literaten an, der zugleich pariserische Leichtigkeit und Wiener Gemüt besitze. Mine. Rüjane sand eine ihrer besten Rollen neuerer Zeit in der Partie der geprüften Virtuoscngattin. 0. 6. * Mendelssohn-Bartholdq-Stiftung. Am 1. Ok tober d. I. kommen zwei Stipendien der Felix - Mendelssohn - Bartholdyschen Stiftung für Musiker zur Verleihung. Jedes derselben beträgt 1500 ,/L Das eine ist für Kom ponisten, bas andere für ausübende Ton - k ü n st l e r bestimmt. Die Verleihung der Stipen dien und Unter».ützungen geschieht an Schüler der in Deutschlano vom Staate subventionierten Ausbil- dunasinstitute. Sämtliche Bewerbungen sind bis 30. Jun» an das Kuratorium der Felix-M endels- s o h n - Ba r t h o l d y - S t i p e n d i e n, Charlotten, bürg 2, Fafanenstrasze 1, einzureichen, wo auch das Nähere zu erfahren ist. * Richard Strauß hat sein neues Ballett „Jo- sephslegende" genannt. Es ist dein bekannten Pariser Kunstmüzen Edouard Hermann gewidmet. * Ausstellung des Wiener Albrecht-Dürer-Bunde» in Berlin. Den Wiener bildenden Künstlern, die augenblicklich »nit ihren Werken im Berliner Künstlerhause zu Gast sind, kehlt die großartige Geste, die man an jüngeren deutschen Künstlern, so ablehnend man vielen ihrer Werke auch gegenüber stehen »nag. beobachten kann. Sie sind alle ein wenig „weanerisch" nicht nur in ihren Motiven, sondern auch in ihrer manchmal veralteten, manch mal zaghaft modernen Art zu malen. Da ist der tüchtige Alfred Rottmanner mit zwei Ge mälden größeren Formates „Sommer" und „Ab schied", die irr einer akademisch - impressionistischen Manier gemalt sind mit Menschen darauf aus der guten, alten Biedermeierzeit Wiens Voll-Revo lutionäre sinder man überhaupt nicht, höchstens einen, an dem der Expressionismus nicht ganz spurlos vorübergegangen ist: Alfred Wesemann, der in seinen Bildern die Darstellung des Tieres liebt. Koloristisch recht wirkungsvoll ist das Gemälde: „Junge und Alte", das einen hübschen Einblick in bas idyllische Leben einer „Schwcinefamilie" gibt. Als gute Landschafter unter den Oesterreichern möchte ich noch erwähnen: den Freiherrn Theodor von Ehrmanns, der an der Donau und in Prag manch hübsches Bild »estgehalten hat, ferner Fritz Lach, der den Gardasee gemalt hat und in seiner Heimat in Ungarn und Tirol stimmungsvolle Motive fand. Auch Theodor von Lindenau versteht es, den Reichtum öster reichischer Landschaften auf die Leinwand zu bannen. Schließlich sei als Meister der Schwarz-Weiß-Kunst An ton Samz »nit seinen tüchtigen Radierungen nicht vergessen. — Trotz der Anerkennung im allge meinen kann aber eine Begeisterung für die Wiener Künstler, die wir hier kennen lernten, nicht auf kommen. Lrvst OoNiv,
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