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Brahms-Abend, einen Bcklioz Strauß Abend. einen Bach-Mozart-Adend, einen modernen Abend (Boche, Om'gin, Busoni und Schillings. Max Reger, Gustav Mahler!, einen Wagner Liszt Abend und zum schlug einen Beethoven Abend mit der X. und 9. Sinfonie. Der Veranstalter der Konzerte, Geheimrat Max Richards, beabsichtigt, die Sinfonickonzertc im nächsten Jahre auszubauen. * Wettbewerb um den besten Don - Juan - Text. Dem Preisrichtcrkollegium über den vom Deutschen Bühnen verein für den besten Don Juan Text ausgeschriebenen Wett bewerb lagen, wie uns aus Stuttgart gemeldet wird, insgesamt 67 Bewerbungen vor. Letter war Generalintendant Baron Putlitz, die übrigen Teil nehmcr' Professor Fuchs München. Hofrat Gerhäujcr, Generalmusikdirektor Dr. v. Schillings-Stuttgart. Direktor Illing-Stettin, Dr Otto Neitzcl-Köln, Pro fessor krebs. Geheimrat Lautcnburg, Dr. Leopold Schmidt und Rechtsanwalt Arthur Wolff-Berlin. Der lO OliO-.tt Preis wurde dem Kammersänger Karl Schcidcmantel zugesprochcn. Der Preis träger gehörte der Dresdner Hofoper an und lebt jetzt in Weimar. — Im Anschlug an die Sitzung lud der König van Württemberg die Herren am Oster montag zur Frühstückstafel im Wilhelms Palast ein. * Das Düsseldorfer Schauspielhaus veranstaltet kommenden Monat unter Leitung von Louise Dumont und Gustav Lindemann im Deutschen Theater in Köln M a i fe st s p i c l e. Die durch ihre künst lerische Tätigkeit weit außerhalb ihres eigentlichen Wirkungskreises rühmlichst bekannt gewordene Bühne, die auch in M ü n chc n und Paris mit großen Er folgen Gastspiele absolvierte, wird in Köln die besten Stücke seines diesjährigen Repertoires zur Auffüh rung bringen: „Iphigenie" von Goethe, „Die Gejchwiste r" von Goethe, „L « o n c e u n d L e n a" von Büchner, „k o m ö L i e d e r L i e b e" von Ibsen, „Die Stützen der Gesellschaft" von Ibsen und das chinesische Märchenschauspiel „Die gelbe Jacke" von Hazelton und Benrimo. Die Inszenie rung sämtlicher zur Aufführung gelangenden Stücke liegt in den Händen von Direktor Gustav Linde mann. * Preisausschreiben für Amateurphotographen. Iy ihrer Ostcrnummer schreibt die Prager deutsche Tageszeitung „B o h c m i a" ein Preisausschrei ben sür Amateurphotographen aus. Verlangt werden künstlerische Aufnahmen aus deutschböhmi schem Gebiet, besonders Landschaften. Die Preise betragen Ittll, öv und dreimal 26 Kronen. Die zehn besten Bilder werden in der Pfingstboilagc der „Bo- homia" mittels des neuen Photorotogrovureverfah- rcns veröffentlicht. »ll. W ,12 7S 2,75 ivthek hrlich Dar- fand- S bis fTlm- 1918 irms- istens eine i für ;ende ngen, nt. l> eine, Z. M. und nge. Halb ichen . Zt. nnen l der nden ngen min- euer i für ngen der rdit- igen rgen bei ers auf lnd- thek ms- die der eine »ten iese ! zu ens ene der sten Men-»Ausgabe kür lelpzla unü Vorort, Surch uns«« krSarr VLIIIAVprktf»» uadSp,8tt«ur«rma>tapU»ln«üau»p,bka«t; «noootllch I.2Z M-, vlrrtrUSHrUch I.7L M Sei Sri »rschästostrUr uosrra stlllal« u»L Nu»o»beN»U«a oderholt: monatlich lM.,olert«ljahrlichrM. Durch üt« Postr Innerhalb deutfchlanS» und Ser »rutschen Kolonlea «ouatUch 1^0 M., oiertrljlthrlich 4.54 M. ausschlleAllch postdestrUgriS. Vas LelpzlgerKogrblatt erscheint werktaa» Lmal, Sonn- u. Zetertag» lmal. Vu Leipzig, Sen Nachbarorten uaS Sen tprten mit eigenen ZUIalen wirS ül« flbrnSauogad» noch am sidenS Seo Erscheinen» in» hau» geliefert. Verllaer NeSakttonr da Sen Jetten 17. Zerasprech-NnfchluS: Moabit Nr.447. /trntsblortt des Rates und des poläserarrrLes der Stadt Leipzig NrSaktion un» cheschüst»ft»Ue: Johanni»,afs, Nr.«. * Zernsprech-ftaschluA Nr. I4S42. 14»43 uaS 1404«. ISS. Jahrgang sta^I-»apr->se- L von au»wSrt» ZS ps., Nekiamen I.ss m., Klein, Nnzetgen Siepetttzeiie nur rops.d.wieü«rh»l.Nab.,Inserat» oonVehSrSea im amtiichenreil Sie Petit- ,«ii, 5» Pf. ch»schSft»aazrig»n mit ptahoorschrist im vreif» erhSht. Nabatt nach Karis. Srtlagrn i «elamtaufl. 5 M. Sa» KausenS au»schl. postgedahr. Ko,eigen, stau ahme: Jonaantsgosse», bei sämtlichen ZlUalrn Se» Leipzig« Kogeblatt»» uns ollen finaonren expcSitioaea Se» In» uns -Zuolanür». chrschSstastellr für SerUn u. Sie pr. VranSendurg: Direktion Walter Zllrgel, »erlln w. IS. MargaretheastraS» ». Zernsprech-NaschluS: Llihow »471. Nr. 187 1914 Dienstag, Sen 14. Nprii. Das Wichtigste. * Prinz und Prinzessin Heinrich sind in Rio de Janeiro eingctroffen. (S. Deutsch. R.) * Griechenland protestiert bei der Pforte wegen des Boykotts griechischer Waren. lS- Ausland! * Bootsun glücke ereigneten sich aus der Saale und dem Main, bei denen mehrere Per sonen ertranken. sS. Rachr. v T. u. Letzte Dep.f Vie Lockpfeife -er SonaparListen. A PriuzViktor N apoleon !>al einen Brief geschrieben. Seit dem 18. März 1891, dem Tode seines Vaters, gilt er als der alleinige Thronanwärtcr napoleonischen Geblütes. Dies Amt legt Verpflichtungen ans. Von Zeil zu Zeit muß der Träger jenes großen Ramens Frankreich an sein Dasein erinnern. Wenn er setzt wieder einmal die Zeit gekommen glaubt, von sich reden zu machen, so ist ihm dies wahrhaftig nicht zu verübeln. Die Zustände Frankreichs sind be denklich. Die Regierung ist ohne Ansehen. Der Fall Eaillaux hat alle Welt in ein Getriebe schauen lassen, das eines „großen Staates, einer „Republik der Tugenden'' unwürdig ist. Die Steuerpläne haben alle Geldlente und insbe sondere den in Frankreich so sehr geschätzten kleinen Rentner gegen die derzeitigen Macht haber aufgebracht. Die Wahlen zur Kammer stehen bevor. Für einen Mann, der etwas Ver nünftiges zu sagen bat, ist also der Augenblick sehr günstig. Prinz Viktor hat seinen Brief an den General Thom ass in gerichtet. „Die Allmacht des Parlaments," heißt es in dem Schreiben u. a., „hat notgedrungen eine schwache und schwankende Regierungsgewalt zur Folge gehabt. Die Regierung ist das Werkzeug einer Partei, die regiert, und nicht die Regie rung einer Nation. Das einzige Heilmittel ist die Revision der Verfassung und die direkte Wahl des Staatsoberhauptes. Man muß den Willen des Volkes höher stellen als die Launen des Parlaments, und an die Spitze der fran zösischen Demokratie eine starte, dauernde und unbehindert tatkräftige Autorität setzen, die allein, wie vor einem Jahrhundert, Frankreich den politischen, religiösen und sozialen Frieden geben kann. Frankreich, das die Skandale satt hat, strebt eine Aera der Ruhe und Ehrenhaftigkeit an. Die Rechtspflege wird nicht mehr respektiert: man muß ihr die zur Erfüllung ihrer hohen Aufgabe unabweisliche Unabhängigkeit zurück ¬ geben. Man muß den Arbeitern, die von ihrer Arbeit leben, wie den großen kaufmännischen, gewerblichen und sinanziellen Unternehmungen die Sicherheit für die Zukunft verbürgen. Die drückenden und vexalorischen Steuern beunruhi gen alle Interessen. Das Parlament gibt aus, ohne zu rechnen. Das Budget, das fünf Mil liarden übersteigt, hat seit fünf Jahren um eine Milliarde zugenommen. An diesem furchtbaren Anwachsen der Ausgaben hat das neue Militär gesetz nur einen verhältnismäßig kleinen An teil. Unter den gegenwärtigen Umständen konnte nur die Rückkehr zum Dreijahresdienst der Armee die kraft und das feste Gefüge verleihen, das sic braucht, um die Größe Frankreichs zu sichern. Das Land hat die militärische Reform, die so schwer auf ihm lastet, mit bewundcrungswcrter Selbstverleugnung bingenommen. Wenn die Franzosen sich aber einmal aus den Namen Napoleon einigen wollten, dann würde er die hervorragendsten Männer aller Parteien an rufen, nm init ihnen aus der Grundlage der Voltssonveränilät eine Regierung fruchtbarer Tätigkeit und nationaler Versöhnung zu gründen." So der Mann, der diesen Zaubernamcn sein eigen nennt. Nicht ungeschickt stellt er alles zu sammen, was heute die Unzufriedenheit des Lan des ausmacht. Er kann sicher sein, daß seiner scharfen Kritik viele Tausende seiner Landsleute zustimmen werden. Denn die Republik hat namentlich in der letzten Zeil alle Nach- reile ihres Wesens hervorgekehrt, und ihre Vor züge sind ganz und gar verblaßt. Das einzige, was der Napoleonide gelten läßt, ist die Kraft anstrengung zugunsten des Heeres. Er weiß sehr wohl, daß er an diesem Punkte nicht mäkeln dars. Die UWirw Frankreichs war ja das Zauber iniltet der großen Träger des Namens, den der Prinz ins Gedächtnis zurückrufen will. Auf die sen Namen und seinen Klang ist er ja selbst an gewiesen. Er umschließt seine Hoffnungen. Ohne ibn märe er nichts. Dennvch wird auch diesmal die Lockvseifc der Bonapartisten versagen. Man bat sie zu oft gehört. Zwar werden in Frankreich die Lehren der Geschichte noch schneller vergessen als anderwärts, aber der Name Napoleon ist nun einmal nicht mehr von einem andern zu trennen: Sedan! Dieses Unglück der Nation hat sich zu tief dem Gedächtnis cingeprägt. Man glaubt nicht mehr an den Stern der Napolco niden. Und dann: so berechtigt all der Tadel ist, den der Prinz ausspricht — was er ver spricht, was er da sagt von der Notwendigkeit der Autorität, die er verbinden will mit der „Souveränität des Volkes", wie klingt das doch alles hohl! Wie plump ist die Schmeichelei, ivic lahm die Phrase, mit der er arbeitet! Da verstand sich der Mann des zweiten Kaiserreichs doch besser aus die Kunst der berauschenden Worte. Aber dieser Mangel würde dem Thronanwärtcr vielleicht verziehen, wenn er noch auf etwas anderes zu pochen hätte als auf deu Namen. Aus eigenes Verdienst nämlich oder wenigstens auf eine leistungsfähige Gefolgschaft. Doch das Verdienst fehlt, und die Gefolgschaft hat keine her vorragenden köpfe mehr, wie der alte Eassagnae einer war. Jedenfalls ist keiner da, der imstande wäre, den alten Zauber aufznfrischcn, und die Geschichte der Napoleonidcn, mögen sic ihr Ge schlecht auch mehren und ihren Namen in eine ferne Zeit tragen, ist aller Voraussicht nach abgeschlossen Glauben sic an Wunder, so muß man ihnen den Glauben lassen. politische UebeilieM Vie Retchsregierung un- Sie öürgschafts- übernahme für zweite Hypotheken. Der Gebaute, den Kleinwohnnugsbau, die gemeinnützige Bautätigkeit überhaupt, durch die Uebernahme von Bürgschaften für den nicht mündelsicheren Teil von Hypotheken durch Staat oder Gemeinden zu fördern, hatte im Reichs tag zu dem Beschluß geführt, den Reichskanzler um Vorlage eines Gesetzentwurfs betreffend die BürgschaftSübernahmc sür die gemeinnützige Bautätigkeit zu ersuchen. Wie die „Inf." von parlamentarischer Seite erfährt, erhebt die Rcichsregicrung gegen eine Wohnungsfürsorgc in dem vonl Reichstage geplanten Umfange schwerwiegende Bedenken. Der Standpunkt der Regierung ist danach folgender: Es ist zwar anzunehmen, daß Hypotheken, für die das Reich die Bürgschaft übernommen hat, in aller Regel zu den gleichen Bedingungen zu haben sein werden, wie beste Hypotheken zur ersten Stelle. Aber es ist dabei im Auge zu behalten, daß der Mehraufwand an Zinsen für die verbürgte Hnvothek etwa gegenüber einem an zweiter Stelle stehenden Zprozentigen Dar lehen aus dem Wohnungsfürsorgcfonds des Reichsamts des Innern doch recht erheblich sein würde. Die Wohnungsfürsorge in dem Rahmen der Reichstagskommission erscheint der Reichs regierung schon vom finanziellen Standpunkt aus als viel zu weitgehend. Dennoch verkennt man an maßgebender Stelle nicht, daß eine Bürg schaftSübernahmc durch den Reichsfiskus in ge eigneten Fällen sich als sehr wirksames Mittel erweisen könnte. Für die gemeinnützigen Bau genossenschaften würde die Bürgschaft des Reichs für zweite Hypotheken eine Steige rung und Erweiterung ihrer Bautätigkeit na türlicherweise zur Folge haben und auch vor allen Dingen durch die (Garantieleistung des Reichs zahlreiche Geldgeber ui den Stand ver setzt werden, auf Erbbaurechte Kapitalien mün- dclsicher darzuleihcn. Dennoch aber bekennt sicb die Rcichsregicrung zu der festen Ucbcrzcugnng, daß im allgemeinen die Gewährung eines an zweiter Stelle stehenden .".prozcntigen Darlehens aus dem Wohuungsfiirforgcsonds des Reichs amts des Innern sür eine Genossenschaft eine viel wirksamere Hilfe darstcllen würde, als die Uebernahme einer Bürgschaft für eine zweite Hypothek. Hinzu kommt, daß sich eine Schätzung der Verluste, die dem Fiskus aus seiner Stellung als Bürgen für zweitstclligc Hypotheken er wachsen können, kaum ermöglichen läßt, sofern man auf Sicherheit der Schätzung Anspruch er hebt. Nach dieser Stellungnahme dec RcichSrcgic- rung scheint die Frage der Reichsgarantic noch in ziemlich weitem Felde zu liegen Das wird von vielen Seiten bedauernd vermerkt, wie man überhaupt an der Haltung der Regierung in der Wohnungsfürsorgcfrage mancherlei Ausstel lung zu hören bekam Vor allem vermißte mau in der Frage der unmittelbaren Bürgschafts Übernahme ein hinreichendes Zusammenwirken zwischen Reich, Bundesstaat und Kommune. Vielleicht käme die ganze Frage ihrer Lösung bedeutend näher, wenn man das Risiko des Rcichsfiskus durch eine Mitgarantic der Ge meinde bedeutend hcrabmindern würde, was zu gleich auch eine nicht unwesentliche Vereinfachung der Kontrolle im Gefolge hätte. In Oesterreich ist der Bürgschaftsgcdankc bereits in umfassen der Weise verwertet worden. Durch Gesetz vom Dezember 1910 ivurdc dort ein Wohuungs fürsorgcfonds errichtet, dem neben direkter Dar lcynsgewährung auch die Bürgschaftsübcrnahme für anderwcitc Kreditaufnahme der gemeinnüki gen Bautätigkeit oblag. Zischereischutz in -er Nor-see. Der Ucberfall auf den deutschen Dampter „Bürgermeister Mönkeberg" durch dänische Fischer zeigt von neuem, wie notwendig ein ans giebigcr Schutz deutscher Sccfischer in der Nord fee durch ein deutsches Kriegsschiff ist. Als Fischereifahrzeug dient seit einer Reihe von Jahren der frühere Aviso „Zictcn", dem zwei Torpedoboote zur Seite stehe«. Es ist eine alte Erfahrung, daß beim Fischen auf See oft Strei tigkeiten zwischen den Fischern vorkommen, und daß cs hin und wieder zu Gewalttätigkeiten kommt, ist gleichfalls bekannt, denn der Streit um die besten Fischgründe artet gelegentlich aus. Der deutsche Fischcreikrcuzcr „Zielen" unter nimmt in jedem Jahre auch eine Fahrt nach dem Norden; gelegentlich war er auch in den isländischen Gewässern, wenn auch nicht regel Nur allein der Mensch Vermag das Unmögliche: Er unterscheidet, Wählet und richtet: Er kann dom Augenblick Dauer verleihen. Goethe. Goethiana. Man schreibt uns von befreundeter Seite: Gewiß hat einer oder der andere Ihrer Leser in der Nacht zwischen Sonnabend und Sonntag dem Klange der Osterglocken gelauscht, die mit dem Schlage der mitternächtlichen Stunde nach alter, lieber Sitte einsetzten. Er hat dann vielleicht auch feinen „Faust" aufgeschlagen und wieder einmal jene herrlichen Worte gelesen: Welch tiefes Summen, welch ein Heller Ton, Zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde? Verkündiget ihr dumpfen Glocken schon Des Osterfestes erste Feierstunde? O tönet fort ihr süßen Himmclslicder! Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder! Die Melodie solcher Sprache läßt uns nicht los. Man blätterte wohl zurück und befand sich bald mitten im Studierzimmer des Doktors. Zumal da auch der Mond nicht ausblieb, dessen Pflicht es eben ist, in der Osternacht zu erscheinen. Wenn ihn Wolken verhüllen, so kann er nichts dafür. Zur Stelle ist er stets in jener Nacht. Denn das Osterfest der Menschen richtet sich bekanntlich nach dem Mond. Es wird immer an dem Sonntage gefeiert, der zunächst auf den Frühlingsoollmond, d. l. der erste Vollmond nach der Frühlingsnachtgleiche, folgt. Man kann drum, wenn nur der Himmel klar ist, mit Sicherheit darauf rechnen, daß einem in der Osternacht „voller Mondenfchein" über Büchern und Papier er scheint. Man braucht nur mit Faust Mitternacht „heranzuwachen", was ja für den modernen Menschen keine besondere Leistung mehr ist. Wenn freilich einmal Ostern „festgelegt" werden lallte, dann kann es kommen, daß der Mond, Faustens trübsel'ger Freund, wirklich ausbleibt Womit aber jene Be strebungen, dem Osterfeste und damit allen anderen beweglichen Festtagen etwas mehr Bestimmtheit und Pünktlichkeit zu verleihen, gewiß nicht bekämpft werden sollen. Hier wie anderswo muß sich der Dichter den Forderungen einer neuen Zeit fügen, und die Zaubermacht der Mondesstrahlen ist schließlich unab hängig vom Gregorianischen Kalender. Einmal bei Goethe, möchte ich nicht verfehlen, dem L. T. meinen Dank auszusprechen für die Verwendung des Wortes vom „Stirb und Werde" zur religi ösen Osterbetrachtung. Vielleicht ist es erlaubt, diese Worte einmal ganz genau, nämlich so wie sie Goethe selbst im westöstlichen Divan gebraucht hat, wieder- zugeden: Und so laug' du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde. Das schrieb er im Herbste seines Ledens, in ein samer Größe, als schon ein neues Geschlecht die Völkerschlacht ber Leipzig geschlagen hatte Er diente dem deutschen Volke eben auf seine besondere Weise, indem er ihm einen Schatz der Weisheit erschloß, der beinahe für jede Lebenslage das rechte Wort an die Hand gibt. Keines ist geheimnis voller, aber auch keines tiefer als jenes. Es geht bis an die Grenze des Sagbaren und be rührt das Gebiet, wo — wir zitieren hier Treitschke — die Sprache verstummt und die Musik einfetzt. Man müßte weit ausholen, wenn man den Gedanken jener Verse, die „nur den Weisen" gewidmet sind, ganz ausschöpscn wollte. Vom „Lebend gen das nach Flammentod sich sehnet", ist die Rede. Orientalisch ist die Idee vom Willen zum Sterben und von einem zweiten höheren Dasein nach dem Tode. Altchristlich die Vorstellung vom Schmetter ling, der sich erst im künftigen Leben als Himmels- falter zur Gerechtigkeit aufschwingt. Ganz Goethe — er nannte sein Gedicht früher „Vollendung" — ist es, daß er dem „Stirb" jeden Zug wirklichen, körper lichen Todes nimmt und dem „Werde" den Gedanken einer Betätigung im Lichte des Erdentages, ejper Verwandlung und geistigen Wiedergeburt in dieser Welt verleiht. Er, der Lebensbejaher, hat damit sein Tiefstes und Letztes ausgesprochen, zugleich aber uns die echteste Ostcrbotschaft geschenkt: Stirb und werde! LH Kunst UN» Wissenschaft. * Karl Rößlers „Rösselsprung". Unser Berliner Sckauspielrefcrent schreibt: Eine Premiere am Oster sonntag! So ungewöhnlich wie diese Fügung des Lessingthcatcrs ist Karl Rößlers neues Lustspiel keineswegs. Wenn man cs genauer ansieht, erkennt man hinter dem neuen Firnis den lieben, guten, alten Gustav von Moser. So oder doch so ähnlich hat auch er oft genug eine junge, schöne, reiche Witwe belagern lassen. Drei Heiratsanträge im ersten Akt, und in den folgenden kommt noch einige Zu wag. Die W twc schwankt und stellt jedem Bewerber einen Hasfiiungswechsel auf Frist aus. Der Zuschauer ist klüger als sic und weiß schon im ersten Akt, wer zuletzt als Sieger aus der Konkurrenz hcrvorgehen wird. Indessen nutzt Madame, chc sie sich bindet, die Freiheit und sucht sich ein Abenteuer in Monte Carlo. Natürlich bleibt sie dabei ziemlich in den Grenzen ihrer unschuldigen Kleinmädchen-Phantasic. Die Witwe ist mit naiver Farbe gestrichen und jede andere Figur auch aus einer bestimmten Maler patrone; wie man s vom deutschen Schwankdichtcr gewohnt ist. Von der Gelegenheit, die Welt und Halbwelt von MonG Carlo in interessanten Typen vorzuführen, hat Rößler weniger als andere Ge- krauch gemacht. Der in Europa cingeiallenc Steppen wols (natürlich ein russischer Fürsts ist doch auch vik-u jsu. Aber munter ist das Stück. Beachtet zu werden verdient, daß es Karl Rößler gelungen ist, mit einem lustigen, manchmal sogar reizenden Dialog über die Armut an Erfindung und an menschlichem Seclcnmatcrial angenehm hinweg zutäuschen. Früher, als Rößler Dichter war und ihm scharfe Lcbcnsumrisse gelangen („Hinterm Zaun" „Das Lebcnssest"), fand er geringe Nachfrage. Mit den „Fünf Frankfurtern", die den Riesenerfolg brachten, lenkte er in den Hafen der allein selig machenden Theatcrei ein. Dem „Rösselsprung" (so benannt, weil die Witwe nicht in geraden Zügen ans Ziel gelangt) war übrigens in Berlin bloß eine „recht freundliche" Ausnahme beschieden. Der Ver fasser konnte sich mehrmals zeigen. Die Vorstellung ftand auf heiterer Höhe. Beyer hat einst Las klassische Luitspiclensemblc des Burgthcaters den Gustav von Moser auch nicht gespielt. Mehr Charme als Frau Dumckc-Carlscn wird nirgends eine der jungen Witwe geben. Heinrich schroth, Alexander Rottmann, Max Adalbert als Freier terzett, Heinz Salfncr als wilder russischer Genuß mensch. Kurt Götz als klapprige Ruine eines Pro fessionsspieler und in kleiner Rolle die große ^lkcr Grüning: es war ein "Vergnügen. 1lQin»anu Xic>n/.1. * Der neue Direktor des Wiener Burgtheaters. Der bisherige provisorische Direktor des Hofburg theaters, Hugo Thimig, ist nunmehr endgültig zum Direktor des Hofburgtheatcrs er nannt worden. * Die Halleschen Sinfonietonzerte, die dieses Jahr zum erstenmal Hermann Hans Wetzlcr, der frühere New Parker Dirigent und jetzige erste Kapellmeister des Hallcschcy «tadtthcaters, leitete, haben mit einem Beethoven-Abend ihr Ende erreicht. Man hat in Halle, wie man uns von dort schreibt, noch niemals auch nur annähernd so hochstehende Konzerte gehört. Die sorgfältige Vorbereitung, die einheitlichen Programme und die erstklassige Leitung haben ihnen einen vollen Erfolg gebracht. Das Kunstleben Halles ist durch Liest Konzerte um einen bedeutenden Schritt vorwärts gekommen Die Konzerte brachten einen Beethoven