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)l4. « r i lenen «7,94 -wen-»Ausgabe wr re7p?»a oa» Vorort, durch unser» reHgee V»AU Avpr»!^ » - UN» Spediteur« rmaltügttch in« yau» gebrochti nwnatttch t.r» M., »iertelidhritch Z.7» M Sei -er SeschSftosteU», unsrr« Filialen und slusgabesteUen adgeholtr monatlich >M., viert,»ührlich r m. vurch dl» pafti tuu«rhald deutschland» und dir deutsch«» Kolonirn «nanatNch r^d m., »i»rt«tldhrlich «.so m. ousschlirtzlich postdeNeUgrl». Va» Leipziger <lag«dlatt »rsch«int Werktag» Imal, Sonn- u. Feiertags lmal. I« Leipzig, den Nachbarorten und den Grten mit eigenen Filialen wird di» Md«nüau«gad* * noch am sid«nd de» Srschrinen« in« hau» geliefert. Verliner Nedaktioar JadraZelten 17. Fernfprech-stnschlusZ: Moabit Nr.«»7» ^rrrtsblockt des Rate» und des polireuuntes der Stadt Leipzig vedaktlon und SeschSstastrU«: 1»hanai«gals, Ur.». a Zernsprech-slaschluA Nr. >«»«, H«»»S «ud 1»d»4. ISS. Jahrgang »»»»kt». slir Inserat» au, Leipzig und Umgebung di» -LuAklAkllpreise » ispalNgepetitzeilers ps , di» N«klame»«ilr l M.. von ouowitrt» zo Pf., Nrklamen «.20 M.. Klein» finzeigen üiepetltzeil, nur 2»pf.b.wteüerbol.Nad.,Inserat» »on 0,borden im amtlichrnLeil die Petit zeil« Sd Pf. S«schast»aazrlg»n mit playvorschrist >m Preis, erkdbt. Nadatt nach Laris Seilagen> Srsamtaufl. S M.da» Laasend au»schl. Postgebühr, siuzeigen-finaabmr: )»hannl»gast,»,»ei sämtlichen Filiale»-««Leipziger Tageblatt«» und allen stnnoncen-Sepeditionen d», Jo- und stuslande«. Srschäft.stell« für Verlii, u. di« pr.vranSendurg. virektion Wolter Flieget. Serlin w. io. Margarethrnstrotz» ». Zernsprech» stnschlusti Lünow S»7l. Nr. 208 Sllnnsdenü, »en 2S. April. 1914. Vie mexikanischen bäubergenerale. Wie zur Genüge bekannt, stehen die Führer der mexikanischen Aufständischen in dem Rufe, daß sic jeder Schandtat fähig sind. Gin deut scher Kaufmann, der jahrelang in Mexiko lebte, liefert einen neuen Beitrag zur Wertschätzung dieser höchst fragwürdigen Gestalten. Gr be schuldigt Larranza, im voraus den ameri kanischen Unterhändlern für den Fall seines Sie ges große Gebietsabtretungen zugcsichcrt zu haben. Wir geben die Ausführungen hier mit dem nötigen Borbehalt wieder. Gr schreibt: „Jin bunten Szenenwechsel des mexikani schen Dramas erscheint wohl jedem eines merk würdig: die Haltung der Führer Gar ran za und Billa, die sich bald mit Huerta solidarisch zu erklären scheinen, dann wieder diese Erklärung widerrufen und mit den Amerikanern liebäugeln. Um die „Politik" dieser Braven zu verstehen, muß man schon etwas hinter die Kulissen der tragischen Komödie blicken, und man darf dabei insbesondere nicht durch die gefärbte Brille der nordameritanischen Berichterstattung sehen. Huerta, Garranza und Billa mögen dem Fernerstehenden alle gleichmäßig als Revvlu- tionshelden gewöhnlichen mittelameritanischen SrlstageS erscheinen, in Wahrheit sind sic unter einander durchaus verschiedene Gharaktere, deren Pläne und Taten eben infolge der bewußten amerikanischen Färbung hübeu meist in falschem Licht erscheinen. Weiß man z. B. in Deutschland, daß Präsident Huerta das Konzept eines Planes besitzt, demzufolge Herr Benustiano Garr a u z a, sobald er Präsident von Mexiko werden sollte, den Bereinigten Staaten als Gegenleistung für ihre moralische Unterstützung und ihre materielle Hilfe die fünf Grenzstaaten Sonora, Ghihuahua, Goahuila, Nuevo Leon und Tamaulipas abzu- iretcn hat? Dieses wichtige Dokument hat Huerta in verschiedenen beglaubigten Abschriften bei zu verlässigen Freunden in Amerika und Guropa deponiert, und wenn einmal die Geschichte des jetzigen Krieges und seines wahrscheinlich sehr traurigen Ausganges geschrieben werden wird, hat man die Beweise für die ganze Mexitopolitit der Amcritaner. General Pancho (Francisco) Billa, der Führer der sog. konstitutionellen Armee von Mexiko, ist in Wahrheit kein Mexikaner, sondern amerikanischer Bürger, im Staate Maryland ge boren, und war längere Zeit hindurch äuge worbencr Bundcssoldat im stehenden Heere der Bereinigten Staaten. Gndc der siebziger und in den achtziger Fahren hat er in dem aus Farbigen bestehenden 10. U.-S.-Kavallericregi- mcnt unter dem Namen George Goldsby ge dient und war zuletzt Wachtmeister der Es kadron 0. In dieser Eigenschaft desertierte Billa und wanderte nach Mexiko aus, wo er seither sich als der beste Berufsbandit und Agent der Nordamerikaner bewährte, den Mexiko jemals besessen hat. Nacheinander hat er die Städte Torreon, Gomez, Palacio, Lcrdo, Santa Ro salia, Iuarez und Ghihuahua mit seinen scham losen Grausamkeiten behelligt, täglich fünf bis fünfzig Mann erschießen lassen, Frauen und Mädchen geschändet, Bürgerhäuser ansgeraubt uud vernichtet. Wäre er nicht von den Ameri kanern ständig init Waffen und Munition ver sehen worden, hätte er mit seinen Genossen nicht so bestialisch Hausen und wüten können. Uner klärlich wird es bleiben, wie ein solcher Schuft, dem kein Berbrechen zu scheußlich war, Jahre hindurch die Hilfe des amerikanischen Volkes und dessen Präsidenten genießen konnte, während man einen für mexikanische Verhältnisse durch aus ehrenwerten und fleckenlosen Mann wie Huerta uach und nach umstellen ließ wie ein wildes Tier. Huerta, mag er auch den Spitz namen Goyvtc (Schakal) führen und brutal re gieren wie einst Porsirio Diaz, war niemals Ban ditenhäuptling, niemals Verbrecher. Als Ma- dero fiel, schien Mexiko dem auSgeliefcrt, der es zu erobern wagen würde. Keine Zivilperson war dazn imstande. Nur ein alter tüchtiger Soldat konnte das Unternehmen wagen. Der General Huerta wagte es, er wußte die Ge legenheit zu benutzen, indem er die Zaghaftig- . teit der einen, den Schrecken der andern, die Gleichgültigkeit der übrigen in Rechnung zog. Er kam zur rechten Zeit, imponierte und nahm die Stellung ein, die ihm keiner anbot, sondern die er sich selbst nahm. Wenn Huerta jetzt Un glück hat und ihm etwa von den Amerikanern der Prozeß gemacht wird, wird der Hauptvor- wurf lauten, daß er in der Beruhigung des Landes nichts erreicht und seine Wahl gegen die Verfassung durchgesetzt habe. In Wahrheit aber war Huerta der einzige Mann, der cs vermocht hätte, in seinem Lande die Ordnung vollständig und endgültig wiederherzustellen. Systematisch wurde er aller Mittel beraubt, durch die er die Banditenscharcn Garranzas und Villas hätte vernichten können. Es wäre Huerta uach der Meinung aller Fremden in Mexiko ein leichtes gewesen, des Ausstandes Herr zu werden, wenn er genügend Geld gehabt hätte. Den Geldmarkt aber sperrte Wilson. Man will Huerta durchaus beseitigt sehen, weil man längst gemerkt hat, daß er der starke Mann ist, der mit der Zeit das Land beherrschen würde und von dem das niemals zu erlangen wäre, was die Aankees im Lande erstreben. Daher die Schonung der Ncbellenführer durch die Nord amerikaner, daher das Kokettieren mit ihnen und ihrem Anhang. Es wäre wahrlich eine Art Sühne der Geschichte, wenn cs den Mexikanern gelänge, den 84jührigen Porfirio Diaz aus Europa zurückzurufen und über Huerta und alle die Villas und CarranzaS hinweg wieder jenes eiserne Regiment cinzurichtcn, das alle Kräfte des Landes mit einem Schlage zusammenfaßt, um sie gegen die Nordamerikaner zu führen. Und wir wetten, daß dann der ungeschickt vom Zaun gebrochene Krieg der Amerikaner, der Auf stand und das wirtschaftliche Glend rasch ein Ende hätten." * Heber die Feindseligkeiten zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko liegen folgende Drahtnachrichten vor: In Veracruz. In der eroberten Stadt richten sich die Amerikaner häuslich ein, und nach den vergangenen, ereignis reichen, aufgeregten Tagen ist die Ruhe zurückgekehrt. Welche bedeutsame Rolle dem Zeitungsdienste vor Veracruz beigelegt wird, ist aus der reichlich be messenen Zeit zu ersehen, für die die Telegraphisten der Kriegsschiffe den Zeitungstorrespondenten zur Verfügung stehen. Ealveston, 25. April. Der nach Mexiko entsandte Berichterstatter der „Telegraphen-Union" meldet drahtlos von Bord des amerikanischen Schlachtschiffes „Arkansas": In den Kämpfen der letzten Tage hatten, wie offiziell zugegeben wird, die Amerikaner einen Verlust von 17 Totcn und :i Verwundeten zu beklagen, von denen zwei mit dem Tode ringen. Die Verluste der Mexikaner betrugen nach zuver lässigen Schätzungen 15 0 Tote und 000 Verwundete. Rach einem Funkenspruch aus Tampico sind der britische Kreuzer „Lancester" und der franzüsisclzc Kreuzer „Eondö" dort eingetroffen. Vor Tampico selbst ist alles ruhig. Der Senior-Offizier der inter nationalen Flotte, Admiral Cradock, hat mit Einverständnis der übrigen Geschwaderkommandanten die 24 Stunden des Tages in gewisse Zonen ein geteilt, um einer ungestörten Benutzung der Fun - kentelegraphic Gewähr zu leisten. Die Tele graphisten der amerikanischen und englischen Kriegs schiffe haben 6 Stunden des Tages für die Ueber- mittlung der offiziellen Telegramme, während die restlichen 13 Stunden den Korrespondenten der ver schiedenen Blätter für ihre Telegramme freigegcben sind. Die amerikanische Organisation ist nunmehr vollständig. Die Marin« st absärzte haben Dis»Stund' ist, ivo in Wald und Flnr Das Lied der Nachtigall erklingt; Die Stund' ist, wo der leise Schwur Der Liebe sanft zn Herzen dringt: In lauem Wind, in Wassern rauscht Musik dem Ohr, das einsam lauscht; Der Tau benetzt den Blumenflor, Die Stern' am Himmel treten vor. Und auf der Flur ist tieferes Blau, Und auf dem Laub ein bräunlich Gran, Und fern im West der Dämmerscyein, Sanft — dunkel und so dunkel — rein, Der an dem Abendhimmel thront. Wann still das Zwielicht hinschmilzt vor dem Mond. Byron, Parisana. Zwei gerichtliche Entscheidungen gegen „Vas Verlagshaus für Volks literatur un- Kunst" un- seine „Mutoren". In der „I u g e n d s ch r i f t e n w a r t e", der Beilage zur „Leipziger Lehrerzeitnng", die durch ihre« Kampf gegen die Schnndlneratur sich nicht hoch genug zu schätzende Verdienste erwirbt, ist u. a. über zwei sehr bemerkenswerte gerichtliche Entscheidungen folgendes zu lesen: „Herr Dr. Adrian Mohr und die Geschäfts sichrer des „Verlagshauscs für Polksliteratur und Kunst" hatten gegen den Gerichtsbeschluß, der in Nr. 2 der Iugendschriftenwarte veröffentlicht worden ist, Berufung eingelegt. Tiefe Berufung ist vom Landgericht abgewiescn worden. Damit ist der Beschluß des Amtsgerichts Berlin Lichter fcldc, das die Klage Dr. Mohrs nsw. kosten pflichtig zurnckwies und in der Begründung fest stellte, daß die Serien „Von deutscher Treue", „Unter deutscher Flagge" nsw. die Bezeichnung Schundliteratur verdienen, rechtskräftig gc worden. Eine zweite Klage hatte der Mitarbeiter des „Verlagshauscs", G. L. Pankuin gegen die Mitglieder des Hamburger Prüfuugsansschnsscc- Brunckhorst, Möhriug und Klemmer wegen zweier Kritiken der Serien „Unter Fahnen und Standarten" und „Unter deutscher Flagge" fs. Pädagogische Reform 11)10 Nr. 3.» und 07; beim Amtsgericht in Kiel angestrengt. Dieser Klage waren die an den genannten Serien beteiligten „Autoren" Breyer, Schmidt und von Trotha bei getreten. Auch diesmal lehnte das Gericht die Eröffnung des Hauptverfahrens ab und wies die Klage „auf Kosten des Privatklägers und der Beigetretenen" mit einer für den Kamps gegen die Schundliteratur höchst wichtigen Be gründung zurück. Da heißt es u. a.: „Die Beschuldigten sind Mitglieder der „Bereinigten Prüfungsausschüsse für Jugend schriften", die nach ihren Statuten, „die Zu sammenfassung, Kräftigung und Fruchtbar machung aller derjenigen Bestrebungen, die aus die Verbreitung guter und die Zurückdrängung schlechter bzw. minderwertiger Werke für die Jugend ausgchen", bezwecken. In Verfolgung dieser Bestreuungen sind die eingangs erwähnten Artikel geschrieben morden. Zunächst muß berüctsichtigt werde«, daß der Privattläger und die Beigetretcnen überhaupt nicht mit Namen genannt sind, daß sich viel mehr die scharfe Kritik der Beschuldigten allein gegen das „Berlagsyaus für Bolksliteratnr und Kunst" richtet. Diesem wird zum Borwurf ge macht, daß es unter einem patriotisclzen Deck mantel die früher von ihm in ausgedehntem Maße vertriebene Nick-Gartcr-Literatur weiter verbreite. Die Person des Privatklägers und der Beigetretcnen spielt nur eine untergeordnete Rolle in den Kritiken. Allerdings werden die Verfasser der einzelnen Erzählungen als Schund- literaten bezeichnet. Aber auch dieser Ausdruck geht nicht über das zulässige Maß der ökritik hinaus, ist insbesondere nicht der Form nach beleidigend. Den Beschuldigten ist der Beweis, daß die in den Sammlungen „Unter deutscher Flagge" und „Unter Fahnen und Standarten" gebrach ten Erzählungen tatsächlich das sind, als was sie bezeichnet werden, in jenen Artikeln gelungen. Daß sie mit diesem Ausdruck nicht zu viel gesagt haben, ergibt die Lettüre einzelner Hefte; so sind ins besondere die Nr. 20, 08 der Sammlung „Unter Fahnen und Standarten" ein durchaus unge eignetes Mittel, um auf die Jugend veredelnd und bildend cinznwirten. Etwas anderes besagt aber das Wort „Schund" nicht, und auch der Ausdruck „Schundlitcrat" bezeichnet lediglich den Verfasser derartiger für Bildung ungeeigneten Erzeugnisse. Dieser Ausdruck ist ebensowenig der Form nach beleidigend wie der Ausdruck „Schmarren", mit dein die Beschuldigten die oben genannte Nr. 08 bezeichnen. Die Lektüre dieses Artikels ergibt, daß er trotz eines ver lockenden Titels den berüchtigten Indianer geschichten nicht nachstehl. Daß die Beschuldig ten bei dieser Sachlage mit Recht in ironischem Tone von den „bewährten" und „tüchtigen" Mit arbeitern sprechen, ist darauf zurückzuführen, daß auf den Ankündigungen des Verlagshauscs in großtönenden Worten auf den Stamm tüch tiger, auserwähltcr Mitarbeiter hingenucsen wird, die ihm zur Seite ständen. Wenn die Be schuldigten daun noch im Anschluß an verschie dene Erzählungen den Satz aussprechcn: „Dieses letzte Beispiel zeigt mit erschreckender Deutlich keit, wie sehr die VerlogenlM, die niedere Masscninstinkte auszubeuten geschäftlich bestimmt ist, sich eignet, den Haß der Nationen in un verantwortlicher Weise zu wecken und zu näh ren, so ist dies zunächst eine Kritik des Vcr- lagshauses, das in den Ankündigungen eben falls darauf hingewieseu hatte, daß diese Er zählungen auf streng historischer Grundlage be ruhten, nach unantastlaren geschichtlichen Ouel- len geschrieben und streng sittenrein seien. Es wird also der Anschein erweckt, als ob es sich bei diesen Erzählungen um die Schilderung wah rer Begebenheiten handle, die infolge ihrer ge schichtlichen Ueberlic,erung belehrend auf die Ju gend einwirttcn. Statt dessen werden, wie die Beschuldigten nachgewiescn haben, die Tatsachen ganz verzerrt oder direkt falsch angeführt, so daß von einer auf Grund unantastbarer ge schichtliche Quellen geschriebenen Erzählung nicht die Rede sein kann. Die ganzen Erzählun gen sind so gehalten, daß sie, anstatt versöhnlich zu wirken, den Haß der Nationen zu wecken und zu nähren geeignet sind. Die Beschuldigten haben aber damit, daß sie diese gefährliche Wirkung der Hefte brandmarkten, durchaus recht getan. Alles in allem waren die Beschuldigten deshalb wohl befugt, vou einer Verlogenheit zu sprechen, die bestimmt sei, die niederen Masfeninstinktc geschäftlich auszubeuten. Das Vorgehen des Ver lagshauscs ist aber em Geschäfts.,, baren, das im Interesse der Jugendfürsorge nicht scharf genug verurteilt werden kann und das die strenge Kritik, die die Beschuldigten ihm haben zuteil werden lassen, wohl verdient." Kunst unö Wissenschaft. Sowrrby: Romford und Sohn. Urauf führung im Münchner Schauspielhaus. Unser Münchener Theaterreferent schreibt: Merk- würdig viel Staub liegt auf den naturalistischen Veracruz in gewisse Bezirke eingeteilt und überwachen die von ihnen angeordneten sanitären Maßnahmen persönlich. Paris, 25. April. Rach einer Meldung des hie sigen „New York Herald" fanden die Amerikaner in den Trümmern der Kaserne und der Marineschule in Veracruz, die von den amerikanischen Schlacht schiffen beschossen worden ivaren, die Leiche n von 6 4 mexikanischen Soldaten. Die bisher festgestcllte Gesamtzahl der beim Bombardement von Veracruz gefallenen Mexikaner beträgt 180 Mann. Veracruz, 24. April. Vergangene Nacht traf ein Zug mit Flüchtlingen hier ein, in welchem sich der britische Geschäftsträger und an dere Passagiere, meist Frauen und Kinder, befanden. Es sind Anordnungen erlassen worden, wonach die Bürger nach 7 Uhr 30 Min. abends zu Hause bleiben sotten. Die Nächte verlausen ruhig. Die Gesamtzahl t«cr Gefangenen beläuft sich auf dreihundert Mann; viele wurden bereits freigclassen. Veracruz, 24. April. Amerikanische Vor posten sind weiter südlich vorgedrungen und haben die W a s s c r st a t i o n besetzt. Normale Verhältnisse kehren wieder; eine Anzahl Wirtschaften und Lüden haben wieder ausgemacht. Die amerikanischen Schnfs- kapellen spielten gestern in verschiedenen Stadtteilen. Verstärkungen für Veracruz. Die Nachrichten über die nach Veracruz unter wegs befindlichen Verstärkungen widersprechen sich sehr. Gestern waren es 4000 Mann, heute sind es 17000 Mann, und weitere 42 000 Mann sollen zur Abfahrt bereit sein. Washington, 25. April. Fünf Brigaden in Stärke von je 3500 Mann sind jetzt von Ga ? v est o n unter dem Befehl des Generals F u n st o n nach Vera cruz zur Verstärkung des dortigen amerikanischen Okkuvationskorps abgegangen und in den Garnisonen der Vereinigten Staaten herrscht fieberhafte Tätig keit. Weitere 42 000 Mann sind südwärts geschickt worden, um sich in di». Hafenstädte zu begeben, von wo aus sie nach Mexiko oder in die Garnisonen an der mexikanischen Grenze transportiert werden sollen. Marineminister Daniels hat ungeordnet, daß ein fliegendes Geschwader gebildet werden soll, als dessen Flaggschiff der Ricscndreadnought „New Nork", der erst kürzlich in Dienst gestellt wurde, be stimmt ist. Dieses Geschwader soll speziell dieHäsen der mexikanischen Küste anlaufen und die Trans por t e der nach Mexiko beort-ertcn Truppen über nehmen. Zn der Stadt Mexiko. Veracruz, 25. April. Amerikanische Flücht linge, die aus Mexiko eingetrosfen sind, berich ten, daß in der Stadt Ai e x i k o ungeheure Aufregung herrsche. Eine große Anzahl amerikanischer G e» Dramen, besonders viel dann, wenn sie von heute stammen. Der Naturalismus, einst eine Welt- anschauuug, ist heute eine stumpfe Nachahmung, ein Zeichen, daß seine Anhänger nicht mehr oder noch nicht die Sehnsucht dieser Tage verstanden hat. Wohlverstanden: ich spreche nicht vom Natu ralismus eines Gerhart Hauptmann — der eben einfach Dichter ist, einerlec welcher Aus drucksform er sich bedient —, sondern von jenem Naturalismus, dem eine Schilderung Selbstzweck ist, ohne daß er sie zur Gestaltung ausbaut. Diesem Naturalismus gehört „Romford und Sohn" der jungen Engländerin Sowerbr; an. Uns kann dieses Drama nicht mehr als eine Talentprode sein. Der Kamps des alten Romford, dem seine Firma alles, sein Leben nichts bedeutet, mit seinen Kindern, die sich ein eigenes Leben bauen wollen — uns kann er nichts mehr bedeuten, weil sich hier der Kamps der Generationen nirgends ins Typische erhebt, weil wir eine Zufälligkeit voc uns sehen, die uns wohl an- greifen, aber nicht ergreifen kann. Was immerhin aufhorchen macht, ist die Fähigkeit, das Milieu greif bar zu gestalten und oie Personen scharf gegenein ander abzugrenzen. Das Publikum verhielt sich ziemlich passiv, und es blieb unklar, ob inan diesen ausgeprägten Naturalismus noch nicht oder nicht mehr haben wollte. Eine Dame hinter mir gehörte entschieden zu der Gruppe „noch nicht", denn ich hörte wieder einmal den beräumten Satz: „Aber Kunst soll doch ersreuen -." Arme Kunst, immer noch „Sollst" du! N al »n van lloltawlcr, * Aus der Theaterchronik. »W olkenreite r". Lustspiel in drei Akten von Leo Walter Stein und Eduard Euaen Ritter, wurde im Manu skript ooin Hoftheater in Hannover zur Erstausführung angenommen. * Galsworthys Schauspiel „Justiz" wurde im Hamburger Thalia- Theater aufgelührt. Das Hamburger Publikum nahm das Stück kühl und zum Teil mit Widenpruch am. * Marie Wittichs 25jähriges Jubiläum an der Dresdner Hosoper. Der Königlichen Hofoper steht in den nächst.» Tagenein interenanies Kunstereignis bevor. Am 1. Mai vollenden sich 25 Jahre, dag die Königliche Kammersängerin Frau Marie Wittich an der Königlichen Hofoper tätig ist. Zur Feier dieses Zubil iums wird an diesem Tage Richard Wagners Oper „Tristan und Ziolde" mit Frau Wittich als Zwlde aufgeführt. * Das Richard-Wagner-Denkmal in Dresden. Der Ausschuß für das Richard-Waaner-Denk- mal in Dresden hielt dieser Tage eine Sitzung ab. in der der Vorsitzende Oberbürgermeister Beutler mitteille. daß für bas Denkmal 3l <1)0 zur Ver fügung ständen Die Regierung wird aus dem staat lichen Kunstfonds 30 000 L beisleuern. Es soll ein Wettbewerb unter den sächsischen Künstlern aus geschrieben werden. Die Platzfrage ist noch nicht gelöst.