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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140424029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-24
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Jahrgang Anzeigenpreis-; L oon auowbrt» >» Pf., Nrklamen ».2S M., «lein, Nn,eigen »tepetitzeile nur L»pf.b.wi»»erb»l.Nad.,3nf«rat»»on0»HSrb»n lm amtllchenTeil bi» Petit» Zeile Sb Pf. S»fch«ft»an,eigen mit plahvorschrift im Preis, erhob«. Nabatt na» Tarif. Srilagear S»samtaufl.5M.ba»Tauf»nü au»schl. poftgedtihr. fta,et,,n»ftnnahmr: )ohoun««gasse», bei sämtlichen Filialen »es Leipziger Tageblatt«» unb alle» flnnonern-TnpeSitionrn b», 3n» unb Nuolanbe». SeschüftssleU« für Verlin u. Sie pr. Sranüendurg: virrktionwalterZlirgel, Serlin w. IS, Margarrtbrnstragr ». Zrrnsprech»/Inschluß« Liihow s»7>. ^reltsy, üen 24. April. 1914. Vas Wichtigste. * Die V e r k e h r S c i n n a h m e n der sächsi schen S t a a t s b a h n c n sind im ersten Viertel- jahr 1914 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Dorjahrs nicht unerheblich zu r ü ck g e g a n g e n. (S. des. Art.) * Der ivürttembergische lonservative Land- tagsabgeordncte Dr. N n bling hat bestätigt, daß er die sozialdemokratischen Stich- ivahlbedingttttgen unterschrieben hat. (S. Pol. ttcbcrs.) * Die Türkei führt für Kleinasien Pr o b c m o b ili s i e r u n ge n durch. (S. Ausl.) * Wilson wird infolge der neuesten Ereignisse die Genehmigung zur Kriegserklärung gegen Mexiko verlangen. (Siehe des. Art.) * Der Grubenarbeiter streik in Co lorado nimmt immer größere Ausdehnung an. S. Pol. Uebers.) VasSün-nis-eine Kriegsgefahr. Don Legationsrat a. D. vom Rath. Der Einzug des englischen Königspaares in Frankreichs Hauptstadt erfolgte unter militäri schen Veranstaltungen in einem Umfange, wie sie unter den, dritten republikanischen Regime wohl noch nicht dagewesen sind. Die großartige Ein- zugsstraßc war in 6 Sektionen eingeteilt, deren jede einem Divisionskommandeur unterstand, und der ganze Weg war von einem gewaltigen Truppeuaufgebot aller Waffengattungen einge säumt. Dazu wurden ununterbrochen Kanonen schüsse gelöst. Nicht in einer von irgendeinem Zeremoniell vorgeschriebcncn Zahl, sondern ^ort- geseht bis der Zug das Ministerium des Aeufzern erreicht hatte, wo das Königspaar in den für fürstliche Besuche bereitstehenden Gemächern ab stieg. König Georg aber, der sich sonst bei feier lichen Anlässen gewöhnlich in Marineuniform zeigt, hatte die eines Feldmarschalls angelegt. Frankreich präsentierte sich dem Gaste in vollem Glanze einer Militärmacht ersten Ranges. Das war wohl der tiefere Sinn dieser außer gewöhnlichen Veranstaltung, die ihres Ein druckes auf die Besucher sicherlich nicht ver fehlt hat. Wirkungsvoll sollte dadurch dem bri tischen Freunde vor Augen geführt werden, daß ein Bündnis mit dieser gewaltigen Militär macht eine Sache wäre, die man nicht so ohne weiteres von der Hand weisen darf. Trau keinem, der nie Partei genommen, Und immer im trüben ist geschwommen! Doch wird dir jener auch nicht frommen, Der nie darüber hinaus will kommen. Gottfried Keller. Vie Jubelfeier üer Deutschen Shakespeare-HeseUjchaft. Weimar, 23. April. II. An altgewohnter Stätte (Armbrust) fand gestern vormittag der Hauptseftakt zur Festfeier der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft statt. Die Nüchternheit des Saales, der reichlich die doppelte Anzahl von Per sonen hätte aufnchmcn können, wurde etwas behoben durch ein hohes Arrangement von Blattpflanzen mit der Büste des gefeierten Dichters in der Mitte. Punkt 10 Uhr betrat Eroßherzog Wilhelm Ernst, vom Präsidium geleitet und von Fanfarenklängen beglicht, den Saal. Der Präsident, Geheimrat Prof. Dr. Brandt-Berlin, begann sofort seine Fest rede, die zugleich den Jahresrückblick enthielt. Der Redner geoa.ble der Erü"düng u:» der Göo'.-.?. der Mitglieder, deren Anzahl gegenüber den ersten Jahren jetzt auf das Zwanzigfachc gestiegen ist. .'»0 Bande des Jahrbuches zeugen von freudigem Schassen Der Zweck, den die Gründer und die Ge sellschaft heute noch verfolgt, war der, Shakespeare an die volle Breite der Nation hcranzubringen, Volks- erfreuung und Volksbildung zu fördern. Die Bedeut samkeit des Stoffes oder der Gedanken, Würde oder Witz der Sprache haben allzeit die Leser der Shake- jpearcschen Dramen zur Höhe gehoben. Shakespeare hatte den Mut der freien Rede geerbt. Ihm kam es nicht zuletz: darauf an, sein Vaterland stark zu machen. Shakespeares Bestreben, in inneren Fragen seines Lan des die religiösen Gegensätze nicht mehr zu verschär fen, ist ost erkennbar: sein Programm war hier: Schule und Bildung zu unterstützen, aber Unwissen heit und Torheit als die schlimmsten Feinde des Menschengeschlechts zu bekämpfen. Auch nach oben hatte Shakespeare den Mut der Wahrheit; in seinen Sonetten nennt er die Schmeichelei die Pest der Höfe. Zu seinen Landsleuten sprach er nicht nur durch Bücher, sonoern durch Bilder, die unmittelbar von der Bühne herab die Zuschauer ergriffen. Er nahm allen Glanz der Renaissancerhetorik in seinen Dienst. Fe weniger der moderne Mensch geneigt ist, sich pre digen zu lassen, desto mehr ist mit der hcrzerfrischen- den Kraft des Humors bei ihm auszurichten, und hierin ist Shakespeare ein unübertroffener Meister. So bedurfte Shakespeare eigentlich keiner Gemeinde, diese drängte sich vielmehr in unwillkürlichem Huldi- guugsbcdürsnis an ihn heran, und aus diesem Bc- Sotveit die zwischen den beiden Staats oberhäuptern gewechselten Reden erkennen las sen, hat sich nun durch den offiziellen Besuch des englischen Herrschers an den Formen des Verhältnisses zwischen den beiden Ländern bisher nichts geändert. Die Entente feiert das Ju biläum ihres zehnjährigen Bestehens, aber sic ist eine Entente geblieben, sie hat sich nicht zu einem Bündnisse ausgewachsen. Die Freundschaft jedoch, die in diesem Verhältnisse zum Ausdruck gelangt, die ihm zugrunde liegt, ist eng und auf richtig, daran ist kein Zweifel gestattet. Man legt nicht nur in Frankreich, sondern auch in England entscheidendes Gewicht auf ihren un getrübten Fortbestand. Denn sie beendete eine jahrhundertealte Rivalität. Sie beseitigte zwar nicht das Gefühl des Mißbehagens, das der nüchterne Engländer dem phrasenreichen und gestenfrvhen Franzosen gegenüber empfindet, dem auch dieser sich nicht zu entziehen vermag, aber sie dämmte das Mßtrauen ein, das früher beide Nationen beseelte. Herr Poincarö feierte in seiner Begrüßungs rede die Entente als eine der sichersten Bürg schaften des europäischen Gleichgewichts. König Georg pries sie als das Mittel, am Humani tären Werke der Zivilisation und des Friedens gemeinsam zu arbeiten. Beide Wendungen sind durchaus konventionell und bieten kaum Veran lassung zu Kommentaren. Beide verhüllen jedoch geschickt die lebhafte Diskussion, wohl nicht so sehr zwischen den Regierungen, wie zwischen den Zeitungen beider Länder, die dem Besuche vor- auSging. Warum drängt Frankreich zum Bünd nisse? Liegt irgendeine besondere Veranlassung dazu vor? Frankreich hat in Kleinasien glänzend ab geschnitten, mag auch manche Errungenschaft sich später in der Wirklichkeit weniger großartig aus nehmen, als heute auf dem Papier der Kon- zesfionsurlundcn. Was erreicht worden ist, be ruht auf freundschaftlichen Verhandlungen mit der Türkei und zwischen den beteiligten Mächten. Unter diesen Verhandlungen haben die zwischen Deutschland und Frankreich eine hervorragende Rolle gespielt. Sie sind in freundschaftlichem Einvernehmen und zur vollen Befriedigung bei der Regierungen geführt und zum Abschluß ge bracht worden. Irgendein Zwang oder auch nur eine Unbequemlichkeit, zu deren Abwehrung Frankreich eine Verstärkung seiner internatio nalen Stellung unbedingt notwendig erscheinen könnte, liegt nicht vor. Wenn nun gleichwohl in diesem Augenblick in der Pariser Presse der Bündniswunsch so stark betont wird, so liegt die Vermutung nahe, daß der Antrieb von dritter, von russischer Seite kommt. Ohne daß man an eine augen blickliche KriegSstimmnng in Rußland zu glauben braucht, kann man sich doch der wachsenden Un freundlichkeit unseres östlichen Nachbarn gegen über nicht verschließen. Nun sitzt in Paris immer noch Herr Iswolsky, der eifrigste Förderer des Gegendreibundes. Seine Hand mnß man hinter den Federn des „Temps" und des „Matin" suchen, die das englisch-französische Bündnis verlangen und dadurch zugleich das englisch-russische zustande bringen wollen. Der Gedanke ist gar nicht so haltlos, wie es manchem scheinen möchte. Man fühlt in England keine Sympathien für Rußland, na mentlich nicht für die dort regierenden Kreise. Aber eine vorteilhafte Verständigung an manchen Reibungsflüchen statt andauernder Konflikte ent behrt nicht einer gewissen Lockung. Interessant ist es nun, daß die gesamte britische Presse einmütig zu sein scheint in der Ablehnung des Bündnisgedankens, im eigenen, und was insbesondere beachtenswert ist, auch im französischen Interesse. Die dem „Foreign office" nahestehende „Westminster Gazette" meint, Frankreich solle nicht darauf bestehen, die traditionelle Freiheit Englands zu fesseln. Eng land sei ein guter Freund, sein Einfluß in Europa sei aber ein um so mächtigerer, je mehr i es Herr seiner eigenen Politik bliebe. Die gleichfalls offiziöse „Daily News" be- j tont rückhaltlos den englischen Standpunkt. Die Verwandlung der Entente in ein Bündnis werde den Krieg unvermeidlich machen. England wollte die Freundschaft zu Frankreich und zum russi schen Volke, für dessen Regierung man aller dings keine Sympathien hege. Aber Freund schaften, die nur mit Feindschaft gegen ein an deres verwandtes Volk vereinbar wären, wolle England nicht. Wie das radikale Blatt, so spricht sich auch die streugkouservalive „Moruiug Post" gegen das Bündnis ans. Im Lebensinterefte seiner klnabhüugigteit müsse England zu Opfern bereit seiib, Frankreichs Verschwinden oder Ohn macht zu verhindern. Es würde jedoch die Greu zcn seiner Pflichten überschreiten, wenn eS sei nen Bürgern Opfer znmutete, um eine Ver größerung Frankreichs herbeizuführen. Der Frankfurter Friede als Grundlage der englisch französischen Beziehungen kann deulscherseitS nur mit Befriedigung begrüßt werden. Denn etwas anderes haben wir niemals erstrebt und wer den wir niemals erstreben. Ständen Frankreich und Rußland aus demselben Boden, daun würde sich das ganze Drängen nach dem englischen Bündnisse erübrigen. Wir stehen aber nicht an, nns die Ansicht der „Daily News" vollkommen und mit Nach druck zn eigen zu machen, daß die Ausgestaltung der Entente zum Bündnisse eine Gefahr für den europäischen Frieden bedeuten würde. Man hat in London gerade den Kern der Frage mit voller Klarheit erkannt und zum Ausdruck gebracht. Die ÄMirpfe in Mexiko. Neben den noch immer eingehenden Schilderungen der Einnahme von Veracruz liegen andere Mel dungen vor, wonach auch an der mexikanischen Land, grenze die Feindseligkeiten beginnen. Die mexi kanischen Regierungstruppen zerstörten die Eisen bahnen, um den Einmarsch der Amerikaner möglichst zu erschweren. Di« Meldungen über die jetzige Stellungnahme des Präsidenten Wilson ergeben ein noch unklares Bild: einesteils scheint er noch an der Fiktion festzuhalten, durch die Besetzung von Veracruz nur einen Druck auf Huerta ausüben zu wollen, anderseits scheint er sich nunmehr entschlossen zu haben, die Folgerungen aus dem Verhalten der Rebellen zu ziehen und den Krieg gegen Mexiko zu erklären. Leichten Herzens wird er dies nach seinem bisherigen Zögern sicherlich nicht tun, besonders da die Negierung auch em wachsames Auge aus Japan haben muß. Im einzelnen liegen folgende Meldungen vor: Die Strahenkämpfe in Veracruz. Paris. 21. April. Der hier erscheinende „New Port Herold" veröffentlicht interessante Einzelheiten über die S t r a ß e n k ä m p f e, die sich in Vera cruz abspielten. Danach stürmten, gestern ver schiedene amerikanische Schiffsleutnants, darunter der Sohn des Admirals Badger, mit einigen Soldo ten Las mexikanische Hotel „Des Dili gen c i a", von wo aus die dort verbarrikadierten Mexikaner auf die auf r-cr Straße vorübergehenden Amerikaner geschossen hatten. Die Amerikaner schlu gen mit de in Gewehrkolben das Tor ein. Bei dem entstehenden Handgemenge wurden sechs dürfnis wurde auch die Deutsche Shakespeare-Gesell- I schast geboren. Nicht alle Wünsche sind zwar bislang I erfüllt worden, aber doch manches Wertvolle erreicht. Als neuester Erfolg darf das soeben erfolgte Er scheinen des 1. Bandes eines lange geplanten großen Werkes gelten, das als Ergänzung der Taler-Aus gabe des gesamten deutschen 8. gsdacht ist: „S. s Quellen zu König Lear" von Prof. Rudolf Mischer. In Vorbereitung sind dann noch die Quellen zu „Hamlet". „Othello" und „Romeo". Für alles Geleistete sagt der Redner Dank, auch für alle Unterstützung und Hilfe. Als neue Mitglieder sind der S.-Eesellschaft so eben beigetretcn der Kaiser von Oesterreich und der König von England; an beide Herr scher wird ein Begrüßungs- und Danktelegramm ge sandt. — Die Mitgliederzahl ist bis zum 1. April auf 680 gestiegen, die Zahl 700 dürfte wäh rend der Festtage erreicht worden sein. Die finanziellen Mittel sieben noch nicht recht im Verhältnis zu den zu lösenden Ausgaben. Um so erfreulicher ist die heute erfolgte Jubiläums spende in der Höhe von 13000 M, die, durch cm Komitee im stillen gesammelt, von Geheimem Hof- rat Prof. v. O c ch e l h ä u s c r - Karlsruhe mit einer Ansprache überreicht wurden. Die Art der Verwen dung bleibt dem Ermessen des Vorstandes überlassen. Als weiteres Iubiläumsgcschcnk sind einige wert volle Originaldruck« aus dem 16. und 17. Jahrhun dert non der belgischen Universität Locwcn cinge- ganqen. Besonderen Dank stattet der Redner den dcuychen Theatern ab, die sich in so überaus zuvor kommender Weise der S.-Sache annahmen und der Aufforderung der Gesellschaft, Jubiläumsaufführun- gen zu veranstalten, folgten. Die Weimarer Hof bühne, die seit Jahrzehnten die Generalversammlun gen durch die Aufführung S.scher Dramen verschönt, wird mit einem besonderen Danke belohnt. Eine Reihe von Begrüßungen und Gratulationen erfolg ten während und nach der Festrede. Die Stadt Weimar ließ durch ihren Ersten Bürgermeister Grüß? überbringen, die Deutsche Bühnengcnossenschaft durch Generalintendanten Baron von Putlitz. die Deutsche Goethe-Gesellschaft durch Exzellenz Dr. R ä h l m a n n - Weimar, die englische Gocthe- (Hesellschaft durch Mr. Strauß-Collin, der Hamburger Professoren-Konvcnt durch Prof. W. D i b e l i u s. Ferner gratulierten Pros. Schrocr- Budapest namens der ungarischen S.-Gesellschasß die eine literarische Gabe überreichen ließ, im Auftrag der Columbia Unioersity in Philadelphia sprach Prof. Schelling, während Prof. Gollancz die British Academy in London vertrat. Zu den r>e- reits bekanntgeg-ebenen neuen Ehrenmitglie dern ist noch Geh. Hofrat Dr. h. c. von Boja- n o w s k i - Weimar, einer der Gründer der Gesell schaft und noch heute Vorsitzender des geschäftsfüh- renden Ausschußes, hinzugekommcn. — In der sich anschließenden Jahresversammlung erfolgte die I Rechnungslegung sowie der Beschluß, den Vorstand ! in Zukunft um zwei Mitglieder zu verstärken, io dan er statt wie bisher aus 11, nunmehr aus 13 Mit gliedern besteht. Hinzugewählt wurden Geheimrat von Oechelhäuser und Generalintendant von Schirach (Weimar): an Stelle des freiwillig aus geschiedenen Geheimrats Bürklin wurde General intendant von Putlitz gewählt. Nach einer gestern abend stattgefundenen, gräßlich inszenierten Darstellung von Shakespeares Richard I II. im hiesigen Hoftheater fand heut« vormittag 10 Uhr am Lessingschen Denkmal Shakespeares im groß herzoglichen Park eine erhebende Gedenkfeier statt. Die Teilnehmer hatten sich an der nahegelegenen großherzoglichen Bibliothek versammelt und wurden beim Eintreffen am Denkmal durch den von Liszt im Jahre 1875 zur Einweihung des Karl-August-Denk- mals komponierten Fcstgcsang durch Mitglieder der Hofkapell« empfangen. Unter Ansprachen legten Kränze am Denkmal nieder: der Oberbürgermeister von Weimar namens der Stadt, Geheimrat Dr. Bran de!, der Präsident der Shakespearegcsellsäfaft, Professor Gollancz für die englische Goethcgesellschaft und General leutnant von Wildenbruch namens seiner Schwägerin, der Witwe Ernst v. Wildenbruchs, die in Weimar lebt. Die Handlung erreichte mit den Klängen des alten englischen, sogenannten Hamburger Marsches ihr Ende. Nach einigen Dankesworten des Dr. Brande! für die Teilnahme an der Veranstaltung wurde die Reihe der Festlichkeiten in Weimar be schlossen. Heute nachmittag fährt ein Teil der Mit glieder und des Vorst.lNdes zur Niedcrlegung eines Kranzes am Grabe Oechelhäusers nach Dessau, ll. K. Kunst unü Wissenschaft. * Amtliche Nachrichten der Universität Leipzig. Das Königliche Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts in Dresden hat genehmigt, daß der Privatdozent Dr. phil. Dieterich an Stelle der augekündigten Vorlesungen über die „Welt stellung der byzantinischen Kultur im früheren Mittelalter und ihre Nachwirkungen" eine Vorlesung über „Einführung in das helle nische Griechisch" abhält und daß der Lektor der englischen Sprache, Wa 1 erhouse, die für das Sommersemester angekündigte Vorlesung über „Das englische Drama von heute. Shaw, Gais in orthy usw." aus Gesundheitsrücksichten aus fallen lägt. * Der »rühere Telesunten-Direktor Borgmann ge storben. In Berlin verstarb im Alter von nur 45 Jahren Direktor G. W. B a r g m a n n. der dis «um Jahre 1908 dem Direktorium der Telefunken- Gejellschaft angehörte. Direktor Bargmann hat im Jahre 1899, als die Funkentelegraphie in Deutschland noch im allerersten Anfangsstadium ihrer Entwickelung stand, die Leitung der Prof. BraunsTelegraphie-Eesellschaft, Hamburg, übernommen und ist später zur Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System Prof. Braun und Siemens L Halske, Berlin, übergetreten. Lei der aui Anregung des Kaisers 1908 vorgenommenen Fusion der deutschen sunkentclegraphiichen Systeme slaby —Arco und Braun Siemens wurde die als „Deutsche Teleiunken - Geselljckiait" bekannte Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, Berlin, ge gründet. In die Geschäftsleitung dieser Gesellschast trat er ein und legre in den Jahren bis 1908 den Grundstein für die beute bestehende Weltorganisation der Telefunken-Gesellschaft. * Otto Ernst hielt, wie uns aus Paris gemeldet wird, in der Sorbonne einen von der „Socicte pour la Propagation des Langues Strang, res" ver anstalteten Vortrag über seine Projawerke. Im stark besuchten Amphitheater Descartes, in Gegenwart von Vertretern der deutschen Botschaft, begrüßte Präsident Lyon-Caen, Mitglied des Institut de France, den deutschen Schriftsteller, dessen Werke gern au» französischen Universitäten gelesen werden und der sich. auf einer Vortragsreise nach Amerika begriffen. lür zwei Abende in der Sorbonne gewinnen ließ. Ernst ge stand, daß er zwar schon oft öffentlich gesprochen habe, aber noch nie über sich selbst, weshalb imn das gestellte Thema etwas schwer ankomme. Er schilderte, daß er wie jeder dichtende deutiche Jüngling zuerst sehr melancholisch empfand, in einem langen Sang auf Niobe deren zwölf Kinder einzeln in Versen verenden ließ und darauf eine Geliebte, die nie existierte, unter Seufzern in den Tod trieb. Avenarius, der die Wärme in Ernsts Werken rühmte, habe wohl das gründlichste Urteil über sie gefällt, da ihm alles aus dem Herzen komme. Sein erster Band lyrischer Gedichte hatte gar keinen Erfolg. wobl aber ein fulminanter Artikel über den Niedergang der Lyrik in Deutsch land. den eine Zeitung abdruckte. Das erste Honorar hat eine gewaltige Bedeutung für den schriftsteller: denn wenn die Leute bezahlen, ist das der unumstößlichste Beweis, daß ihnen die Sache etwas wert war. . . . Aus seiner Laufbahn, vor allem aus seiner Hamburger Zeit, erzählte Otto Ernst die Jdeenkämpse. in denen er mitwirkte, religions freie Schule, Religion Privatiache, Liebe der Nation ohne Hag gegen andere Völker, Geltenlassen des Zolaschen Naturalismus, die Kunst in der Schule — für alle diese Kapitel erbrachte er Anekdoten, die seinem Auditorium gefielen. Auch die von ihm mit hübschem Pathos verlesenen Stellen aus Essays über deutsche Dichter, aus den novellistischen Skizzen, deren „Objektivität" Fontane rühmte, so aus „Hans l m Glück" und „A p p e l s ch n u t", schließlich aus seinen zwei Romanen, wo sich hinter Semper der Autor selbst erkennen läßt — all diese Proben eines echt deutschen Gemüts wurden mit stürmischem Beifall ausgenommen. Als nach langen Ovationen die Zu hörerschaft die Sorbonne verließ, hörten wir einen jungen französischen Professor sagen: „Wenn dieser Deutsche in Toulouse geboren wäre, hätte er Jean Jaures werden können " Für den Temperaments unterschied zweier intellektuell hochstehender, selbst überzeugter Männer schien uns dieser Ausspruch ebenso amüsant wie treffend. e. 1».
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