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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140424015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-24
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Kunst unc! wissensetigft ESSSKStz MW MW Zur Geschichte -es Münzwesens. Einen Beitra« zur Geschichte des Münzwesens lieferte kürzlich Dr. A. Neuburger-Berlin in einem Vortrage über die Glasfenster des Münzhanses zu Konstanz. Ls stand in der Wejenbergstraße Ecke der Nttinzstratze und» wurde im Jahre 1436 gebaut. Am 21. Dezember 1891 ist es vollkommen abge brannt. Sein hervorragendster Schmuck waren drei prachtvolle buntfarbige Glasfenster, die die ein zelnen Vorgänge bet der Prägung der Münzen in anschaulicher Weise schildern, und die auch in chemi scher Hinsicht interessante Aufschlüsse über die damals ausgeübten Sck-eide- und sonstigen in Münzen vor- qenommenen chemischen Prozesse geben. Es handelt sich im ganzen um drei Fenster, von denen jedes einzelne durch zwei Querleisten derart geteilt ist. daß es drei Darstellungen enthält. Die neun auf diese Weise entstandenen, auch rn künstle rischer Hinsicht bemerkenswerte und lebhaft bewegte Gruppen enthaltenden Glasbilder geben somit eben so ocele Einzelvorgänge aus dem Münzwesen des 17. Jahrhunderts wieder. Ein Fenster trägt die kaum mehr zu entziffende Unterschrift: „Lilber- schaiden und abthreiben". Es handelt sich hier um die ct^mrsche Vorbereitung des der Münze zuge gangenen Rohmaterials. In den Münzen wurde damals sowohl ein nasser als auch ein trockner Wog angewendet. Was den ersreren betrifft, kommt für ihn nur die Salpeter säure in Betracht. Das Scheideversahren von Silber und Gold mit Hilfe von Schwefelsäure war am An- sairge des 17. Jahrhunderts noch nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde die erste Auflösung von Silber in Schwefelsäure von Glauber beobachtet, der in seinem 1648 erschienenen „Furnis noois philosophicis" rnvon spricht. Aber auch die gelungene Lösung des Metalls in der Säure spricht noch nicht für die Kennt nis des Scheidevorganges. Für die Anwendung von Salpetersäure ließen sich außer der schon seit Gebers Zeiten datierenden Bekanntschaft mit dem salpeter sauren Silber noch verschiedene Umstände anführen, so insbesondere der, daß die Verwendung der Sal petersäure zur Scheidung von Silber und Gold be reits im 15. Jahrhundert bekannt wurde. Tatsächlich ist. daß. wie Bud« 1516 berichtet, der Franzose Le Eointe in Paris eine Goldwäsche anlegte, in der die Scheidung aus nassem Wege vor genommen wurde, ein Verfahren, dessen Einzelheiten und Geheimnisse Le Eointe an die Pariser Münze verkaufte. In Deutschland wurde die aus der vene zianischen Münze stammende Scheidung mit Sal petersäure durch Agricola bekannt, der sie 1546 in seinem Werke »De re metallica" beschreibt. Der Zweifel, ob Agricola wirklich Salpetersäure und nicht erwa Schwefelsäure gemeint habe, wird dadurch ge löst, daß er selbst ein« Vorschrift zur Herstellung der Salpetersäure aus Salpeter und Vitriol gibt. Die Zweifel, welches Scheideversahren damals in den Münzen Deutschlands angew«ndet wurde, ob ein nasses oder trockenes, könnten durch die mittlere Dar stellung des Glasfensters auf den ersten Blick noch vermehrt werden, enthält dieselbe dach einen mit einem hermetisch schließenden Deckel versehenen Kessel, der in einen Ofen eingrmauert ist und vor dem in der Ecke links ein verschrauübares Gefäß steht, das man als Säuregefätz ansprechen könnte, während der Deckel die Annahme zuläßt, daß es sich um ein Scheideverfahren mit Salpetersäure handelt, bei dem er die Arbeiter vor den entwickelten Dämpfen schützen sollte. Verfolgt man jedoch die Richtung des dar gestellten Blasebalges genauer, so sieht man, daß es sich um den vorderen, in bedeutend vergrößerter Perspektive dargestellten Teil des im Hintergrund sichtbaren Treibherdes handelt. Es liegt also eine Scheidung auf trockenem Wege, und zwar vielleicht eine solche mit Quecksilber vor, wofür der eben erwähnte Verschluß des Herdes sowie ein im Hintergrund sichtbarer Abzug und die außer ordentlich realistische Darstellung der Dämpfe sprechen. Möglicknrweise kann jedoch auch die Scheidung durch „Eupellation" mit Blei vorgenommen worden sein. Näheres läßt sich aus dem Bilde nicht ersehen, das jedoch für die Geschichte der in den Münzen an gewendeten Scheidetechnik insofern von Bedeutung ist, als es uns sagt, daß am Beginne des 17. Jahr hunderts nasse Verfahren in Deutschland, trotzdem sie durch Agricola bekannt sein mußten, wahrscheinlich noch nicht im Gebrauche standen. Gehen wir in der Reihenfolge der Darstellung wetter, so folgt die nächste Phase im mittleren Bilde des Fensters v, das di« Unterschrift „Blantschen gi«ßen und kuernen" trägt. Die „Plantschen" sind jene Metallstäbe, aus denen dann durch Walzen die „Zaine" hergestellt werden. Das Gießen erfolgt hier genau in derselben Weise wie auch heute noch in den Münzen. Dasselbe Fenster stellt dann im untersten Bilde das Aus stanzen der Mllnzplättchen aus den Zainen dar, wozu je nach der Größe der Münzen verschieden große Stanzen dienen, deren zwei wiedergegeben sind. Wie auch jetzt noch bei uns, so fand damals sofort nach dem Ausstanzen der Münzplättchen eine Wägung derselben statt, wobei die zu schweren und zu leichten ausgemustert wurden. Während inan hierzu jetzt vielfach automatische Wagen verwendet, diente da mals, wie die Darstellung zeigt, eine Handwage diesem Zweck. Ein anderes Glasfenster gibt dann die den Schluß des Verfahrens bildenden Vorgänge in richtiger Reihenfolge wieder, oben das „Bregen". Auch hier werden je nach der Größe der Münzen ver schieden große Prägepressen angewendet, die durch starke Eisenbänder fest mit dem Fußboden verankert sind, so daß sie einen starken Druck aushalten. In dem darunter befindlichen Bilde werden die Münzen auf einer feinen, in einem Elasgehäuse befindlichen Goldwage nochmals genau gewogen. Was zu leicht ist, wird in einem daneben stehenden Ofen sofort wieder unter Aufsicht des Wiegemeisters ein geschmolzen. Das letzte Bild endlich zeigt die Aus gabe des fertigen Geldes. T. dl. „Macbeth." Zur Shakespearefeier neu einstudiert iul Alten Theater. Shakespeares „Macbeth" lebt in jener Zeit, da das Historische hineinragt in die dämmergvaue Walt des Mythus. Die Manschen haben hier noch etwas Elementares. Und jo ist für diese Tragödie di« Stilisierung an sich sehr wohl am Platze. Di« gestrige Aufführung unter Leitung von Adolf Winds spielt« denn bei vereinfachter Dekoration auf Border und Hinterbühne, und damit war die Schwierigkeit des Szenenwechsels in wünschenswerter Weise besei tigt. Das Dekorative salbst war nicht gleichwertig. Die Hexenszene, die Szene auf Macbeths Schloß, be sonders die des Gastmahls, waren geglückt, während die Dekoration der Macduffszene etwas seltsam wirkte. Ebenso störten zuletzt der faltige Horizont und die unnatürlich rosafarbige Beleuchtung. Auch die Darstellung war ungleichmäßig. Der Macbeth von Bruno Decarli hat viele Vorzüge, hat Mark und findet wuchtige Aktzente, die aus jener elementaren Sphäre gefühlt sind. Dabei verschmäht dieser Macbeth nicht einen innerlich war men Ton gegenüber der Lady. Meister ¬ haft plastisch war vornehmlich sein mimi sches Spiel. Die innerste Dämonie der Rolle ergriff er freilich nicht. Ls ist fraglich, ob Decarli, dessen Wesen mehr nach dem Geradlinig-Heroischen zu liegt, dämonis: e Charaktere nicht doch fremder bleiben werden. Das Umgekehrte gilt von Wal ters Macduff. Auch er überzeugte diesmal nicht durchaus. Daß ein Künstler vom Range und der Technik Walters einen Ausdruck findet für die Af fekte Macduffs, verftM sich von selbst. Aber es war doch nicht der Macduff, dessen gerades Wesen in ele mentarem Schmerz hervorbricht. Es fehlte hier das letzte Ursprüngliche, das mitzureißen vermag. Fer ner Marie Schwarzer-Paschke! Sie kommt als Lady über einen klar geistigen Ton in Verbin dung mit einer herkömmlichen Theatralik nicht hin aus. Auch sie ermangelt hier der aus dem Innersten kommenden Kraft. Geistige Energie allein macht noch keine Lady Macbeth aus. Ihr Aeußeres hat an sich sehr vieles für die Rolle. Sonst seien Stic- lers Banquo, Hellmuth Bräms Duncan, In ge n o h ls Malcolm und Demmes Pförtner mit An erkennung genannt. vr. k'risckriod Sobreekt. * Städtische Theater. 2m Operettentheater findet morgen Sonnabend die Erstaufführung der Operette „Polenblut", des Schlagers der Berliner und Wiener Operettensaison, statt. Die erste Wieder holung ist Sonntag angesetzt. — Wie bereits ge- meidetz gastiert I rene Trtesch am Montag, de« 27„ Dienstag, den 28, Mittwoch, den 29. kommender Woche al» Mariamne, Lady Macbeth und Hedda Gabler. Die Künstlerin tritt zum erstenmal auf der Bühne der Etädtiichen Theater in Leipzig auf. Sie hat soeben ein Gastspiel in München absolviert, wo sie unter anderem mit großem Erfolg auch die Mariamne «vielte. * Shakespeare-Feier in Leipzig. Die zahlreich besuchte, vom Verein für Voltswohl veranstaltete Gedächtnisfeier für den großen 350jährigen englischen Dichter nahm einen überaus anregenden und er hebenden Verlauf. Mit der Bildnisarte von Mozart, die Herr Gustav Boekh mit seiner prächtigen Tenorstimme wirksam sang, und dem Largo von fändet, das Herr Fritz Bunge, der befähigte blinde Geiger, mit ausgezeichneter Technik ge- sühlooll vortrug, wurde die Feier stimmungsvoll eingeleitet Hieraus brachten Frau Elsa Hilpert das Gebet der Elisabeth aus dem „Tannhäuser" von Wagner und Frl. Elisabeth Schmidt die Arie der Königin der Nacht aus der.^Zauberflöte" von Mozart recht ausdrucksvoll und ansprechend zu Gehör. Im Mittelpunkte der Veranstaltung stand die Würdigung des großen Dichters durch unfern heimischen Shakespeare-Forscher Herrn Unioersitätsprofessor Dr. Max Forster, der unter Hinweis auf bas 50jähriae Bestehen der deutschen Shakespeare- Gesellschaft insbesondere die Bedeutung des genialen Briten für unser deutsche» Volk hervorhob. Der Redner führte u. a. aus, daß Shakespeare, der Entschleierer der Menschenseele, ein echter Volks dichter und glühender Patriot gewesen sei, dessen handlungsretche Biiknemchöpsungen nicht nur seiner zeit das deutsche Nattonaldrama hätten schaffen helfen, sondern gegenwärtig noch mit an erster Stelle auf den deutschen Bühnen ständen und am häu figsten mit aufgesührt wurden. Shakespeares Werke könne jeder Deutsche ohne weiteres mit Verständnis und innerem Gewinne lesen, der nur zu lesen vermöge, während der Engländer sie nicht ohne Kommentar verstehen könne. Durch Shakespeare «eien auch zahlreiche „geflügelte Worte" in unlern Sprachschatz eingebürgert worden. Mit dem Wunsche, daß Shakespeare, der große fruchtbare Dichter, sich auch ferner al» lebenweckende und leben stärkende Kraft erweisen möge, schloß Herr Proiesior Förster seine in Form und Inhalt hochbedeutsamen, geistvollen Darlegungen. E» folgten noch eine Anzahl ausgewählter Lieder, die Frau Hilpert und Fräulein Schmidt sangen' und mit einigen der Feierstunde angepaßten Violinjoli, die wiederum Herr Bunge mit Virtuosität bot, wurde die ein- drucksoolle Veranstaltung geschlossen. Die Klavier begleitung der Lieder und Vlolinstücke führte Herr Dr. Max Unger mit Lieb« und Verständnis auf einem klangvollen Blüthner-Flügel aus. * Z« den Unstimmigkeiten in der Deutschen Bücherei. Wir erhalten von maßgebender Seite die Nachricht, daß der geschäftsführende Aus schuß der Deutschen Bücherei den seither in der Presse veröffentlichten Notizen fernsteht. Er hat sich aus sachlichen Rücksichten Zurückhaltung auf erlegt, weil er die noch schwebenden Verhandlungen nicht ungünstig beeinflussen will. * Li« Vortrag von Dr. Julins Zeltler. Noch vor kurzem bat der bekannte Leipziger Schriftsteller und Verlagsbuchhändler Dr. Julius Zeitler durch sein liebenswürdiges Festspiel „Oe «er und die Seinen" gelegentlich der 150-2ahrfeierj der Kgl. Akademie für graphische Künste warme Anerkennung geiunden. Es wird darum viele interessieren, van Herr Dr. Julius Zeiller am Donnerstag, den 30. April, abends 9 Uhr, einen von der „Eule", Ortsgruppe Leipzig der Allgemeinen Vereinigung Deutscher Buchhandlungsgehilsen veranstalteten Vor trag hält mit dem Titel „Die Richtungen in der modernen Literatur". Die Veran stalterin heißt Gaste willkommen. * Der Lripziger Kunjtsakon veranstaltet, wie be reits kurz erwähnt, am 29 /30. April eine Auktion von Gemälden der bedeutend st en Künst- ler sowie von Originalen der Juiend. Dieselben sind zur allgemeinen Besichtigung von Freitag, den 24. bis Dien»tag. den 28. ausgestellt. Der prächtig ausgestattete Katalog enthält eine große Anzahl hervorragender Namen wie: Hans von Bartels, Paul Bürck, Lovis Corinth. Courbet, Corot, Diez, Dill, Ftrle, Gaißer, Geffcken, Walter Georgi, Mc. Gysis, Hugo von Habermann, Karl Haider, Franz Hoch, Ludwig von Hofmann. Albert von Keller, G. Kuehl, W Leibt, W. Lichtenheld. Ernst Liebermann, F. Mtllet, M Munkacsy, Hanns Pellar. Leo Putz, Leo Samberger, Charles Schuch. Max Slevogt. Otto Strützel, Hans Thoma, Troyon, Trübner. Verboeck- hoven, A. Weise, H. von Zügel, L. von Zumbusch u. a. Die angesetzten Limite sind al» sehr niedrig zu bezeichnen, so daß diese Auktion eine besondere Gelegenheit bietet, wirklich gute Gemälde preiswert zu erwerben. * Uraufführung im Münchner Schauspielhaus. Unser Münchner Theaterreferent tele graphi«rt uns: Am Donnerstag abend fand im Münchner Schauspielhaus die Uraufführung von Sowerbys„Nomford undSohn", einer naturalistischen Familienttagödie, statt. Das Stück ist als Arbeit einer 23jährigen Engländerin immerhin lrachtens- wert und fand freundliche Aufnahme. * Kegen die Vermehrung der Doktortitel. Aus Karlsruhe wrrd unterm 23. April drahtlich gemeldet: In der heutigen Sitzung der 2. Kammer erklärte Kultusminister Dr. B o e h m, er halte es nichtfür richtig, die Zahl der Doktortitel durch den Titel Dr. med. denk, zu vermehren. Wenn aber der T tel Dr. med. dent. anderwärts eingeführt würde, würde Laden jich nicht dagegen wehren. Bezügl.ch der Le letzung der Professuren für Philosophie erklärte der Minister, daß die Priester dazu nicht zuge lassen werden könnten. * Die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte hat beschlossen, bei ihrer Ge chästsstelle in Leipzig, Nürnberger Straße 48, eine Austunfts - stelle für deutsche und österreichische Versammlungen auf dem Gebiete der Natu r- wisien schäften und Medizin zu errichten. Auskünfte über Ort und Zeit der in jedem Jahre statlfindenden Hauptversammlungen der genannten Vereine werden kostenlos gegeben. * Das neue Heilbronner Stadttheater beschloß seine eriolgreiche erste Saison mit einer wohl gelungenen Aufführung der M e i st e r s i n g e r. Den Höhepunkt des festlichen Abends bildete die musi kalisch und schauspielerisch hervorragende Darstellung des Hans Sachs. Hier bot Richard Gaebler, ein geborener Leipziger, eine Glanzleistung. * Musikchronik. Bros. Dr. Henning ist in den letzten Wochen Einladungen nach Bukarest, Kon stantinopel mit Kairo gefolgt und hat in diesen Städten mit seinen Vorträgen bei Publikum und Presse große Anerkennung gefunden. ' Auktion ostafiatischer Keramik. In Rudolph Lepkes Kunstauktionshau«, Berlin, Pots damer Straße 122n/b, findet am 28. April 1914 die Versteigerung des Nachlasse» eines be kannten Berliner Sammlers statt, dessen Haupt interesse sich dem umfangreichen Gebiet der chine sischen und japanischen Kunst zugenxnrvt hatte. Der Katalog enthält in der Hauptsache etwa 250 Vasen und Geschirre, von teilweise erlesenster Schönheit, aus den besten Perioden der ostasiatischen Keramik. Die dieser Keramik verwandten Delfter und süddeutschen Fayencen von der Wende des 17. Jahrhunderts sind ebenfalls in großer Zahl und durchweg guten Qualitäten vertreten. Antiquitäten Gläser, Porzellan, Miniaturen, Arbeiten in Gold, Silber und Zinn vervollständigen die liebevoll zu- samn engetragene Sammlung, deren Rahmen eine Anzahl guter alter Renaissancemöbel bildete. Fran zösische Möbel und Kleinkunstwerke des 18. Jahr hunderts, antike und persische Kleinkunst nebst einer Anzahl von Orientteppichen schließen sich an. * Tie feierliche Eröffnung der 11. Internationalen Kunstausstellung hat, wie uns aus Venedig gemeldet wird, gestern in Venedig stattgefunden. Bei einem Nundgang durch die Ausstellung be'uchte der Herzog von Genua, der in Vertretung des Königs erschienen war, auch den deutschen Pavillon, dessen Kunstschätze er lebhaft bewunderte. MMleutnsnt MreOrung. 23j Roman von Paul Burg. (Nachdruck verboten ) Ein einziger Stern leuchtete ihm in aller Nacht, ihre Liebe, die nimmer enden konnte. Heftig empfand er es schon in dieser Stunde, daß er sich manchmal sehnen würde nach dem freien Fluge in lichten Hohen. Man fliegt nicht ungestraft unter dem Himmel, um hinterher sein Flugzeug feige zu verlassen. — Feige? Nein, das war er nicht, das durfte sie nicht denken. Er sprach es aus: „Wenn du mich für. . . für. . . feige hiel test —?" „Wofür ich dich halte? Du bist dir deines höchsten Rechtes als Mensch und deiner höchsten Gefahr, der Freiheit und der Liebe noch nie so tief bewußt geworden wie ich, Ekman. Das habe ich dir voraus; die stillen Jahre lehrten es mich. Ich weiß, worin ich wurzele und ende, in dir!" Sie schlang die Arme fest um ihn und küßte it)n auf die Stirn, einen Weihekuß. Der Oberleutnant empfand die wahre Fülle der Stunde und gelobte es wie einen Schwur: „Ich will nie mehr aus eigenem Willen ein Flugzeug besteigen, das Schicksal zu versuchen und deine große, große, Liebe zu kränken, Gemma. Aber vergiß nicht, daß ich als Soldat ge horchen muß." Zum feierlichen Gelübde reichten sie sich die Hände. In dieser Nacht schrieb Oberleutnant Bären sprung sein Abschiedsgesuch. Zweiter Teil. 7. Am übernächsten Tage schon hatte der Ober leutnant die Antwort seines Regimentskomman deurs in Händen. Der Oberstleutnant schrieb ihm vertraulich, privat und freundschaftlich grob: „ . . . Sie haben sich, scheint mir, da in ein Idyll eingesponnen, das Ihnen nicht zu träglich ist. Darum und weil Sie mir immer so sympathisch waren, mein lieber Herr von Bärcnsprung, diese persönlichen Worte, ehe ich Ihr Gesuch höheren Ortes »veitergebe, ge schweige denn befürworte. Herr, man dankt nicht ab als Oberleut- nant im Leibhusarenregiment Seiner Majestät, wenn man zum großen Generalstab vorgesehen ist und kurz vor dem Rittmeister steht. Was ist das überhaupt für eine Sucht unter den jünge ren Offizieren, das Zeug hinzuschmeißen! Der Staat erschöpft sich in Pensionen, und die Regimenter leiden unter den ewigen Reviere- mcnts. Weil ich Sie in der Schwadron fetzt einfach nicht entbehren kann, will ich zunächst einmal — wofern Sie nicht dringend Ihre schwedischen Aecker selber bauen müssen oder auf den Tod krau! sind — Ihre Rückberufung zum Regiment beantragen, die in Bälde er folgen wird. Ich berufe mich auf die Königl. KabincttSvrder, wonach ausnahmslos unver heiratete Offiziere zur Fliegerausbildung kom mandiert werden sollen. Später haben Sie ja dann Zeit, Ihr Gesuch zu wiederholen, wenn Sie mich mit Gewalt ärgern wollen..." Den Oberleutnant genierte dieser Brief. Nicht, daß er sonderlich ungern ins Regiment zurückgekehrt wäre; cs hatte sich in den langen Tagen am Schreibtisch und später im Gips verband manchmal eine leise Sehnsucht nach dem Exerzierplatz, nach frischem, fröhlichem Husaren retten in sem Herz eingeschlichen... ES kamen Tage, die ihm das Altgewohnte, Garnifondienst, Drill, Gesellschaft, alles nicht mehr so eintönig wie früher erscheinen ließen. Das Soldaten leben hatte doch nun mal seine eigene frische Farbe. Mit Wehmut sah er sich manchmal ver stohlen in dcu engen Räumen der kleinen Villa um, blickte auf die schöne Frau und dachte bei sich: Hier wollt ihr beide also versauern? Fern aller Welt und Jugend, wie ein paar Leute —! Er wäre gern ins Regiment zurückgckchrt, morgen schon, unter Menschen zu kommen, auch ein bißchen ein Haus zu machen, mit seiner Frau zu glänzen; er war ja kein einsamer Einspänner mehr, hatte die schönste und beste Frau, konnte ihr und sich selbst ein Haus bieten, wie cs dein freien Herrn Ekman von Bärensprung zukam. Hier in der Billa war das doch nur gewisser maßen ein Notquartier. Jede Leutnantsfrau konnte mehr Aufwand von ihrem Manne ver langen. Das alles war ihm schon in der Nacht, als er sein Abschiedsgesuch schrieb, durch den Kopf gegangen. Brichst du nicht alle Brücken hinter dir ao? hatte er sich gefragt. Aber es gab wohl keinen Ausweg- ein Bärensprung tonnte doch nicht schreiben: Bitte, rufen Sie mich vom Flugkommando zurück; meine Frau hat Angst um mich. Lieber mit einem Schnitt alle Bande zertrennen, ehe man sich lächerlich machte, für einen schlappen Schmachtfetzen galt. Und jetzt? Nahm er das Gesuch zurück, so war er in Gem- mas Augen wie bei dem Oberstleutnant ein Mann, den man nicht immer ernst nimmt. Sie konnten über ihn lachen. Lachte Gemma über ihn? Der Oberleutnant sah mit Schrecken, wohin sich seine Gedanken verirrt hatten. So nrochte wohl dieser oder jener denken, Kommißhusaren und Spießbürger, aber nicht der Mann einer Gemma Ehrenberg. Was galt denn aller Tand der bunten Uni formen und rauschenden Feste, der gute Leu mund bei den Kameraden gegen das Wort seines Weibes: Ich habe dich zu lieb! — Mochten sie reden, was sie wollten, er blieb bei seinem Entschluß und ging auf seine Güter. Dennoch zeigte ec Gemma den Brief und fragte scherzend: „Möchtest du nicht lieber Frau Ritrmclster werden?" Sie las und sagte: „Das hätte man euch früher sagen können, daß verheiratete Offi ziere vom Flugdienst ausgeschlossen sein sollen." „Ich wußte es, Gemma; avcr wer trumpst denn auf so ein Wort? Freiwillige vor! heißt'S im Soldrtenleben, und da bleibt keiner m der Front zurück." Sie sah ihn mit ihren großen Augen trau rig an. „Ekman, wenn du dein Wort brächest! Ich lese in deinem .Herzen alles, auch was du verhehlst. DaS Versprechen ist dir schlvcr ge- worden und reut dich?" „Nein, Liebste." „Du bist ein so guter Mensch, der es allen recht machen möchte. Ich fühle dir nach, daß du deinem Chef nicht entgegentreten möchtest. Du willst ihm aber auch nicht nachgeben, weil du glaubst, das beschäme dich in deiner Willens stärke vor mir. Nein, das ist es alles nicht. Du hast mir dein Wort nicht aus freiem Herzen gegeben. Du wirst darunter leiben wie ich auch. Ich hätte nicht darauf dringen sollen. Ach, wir sind beide unglückliche Menschen, Ekman; ich kann es dir ja nicht zurückgcben." Er legre den Ann um sie, führte sie zu einem Sessel und beugte sich über sie. „Kind, du bist jetzt immer fo wehmütig in deinen Stimmungen! Laß dich doch nicht über wältigen von etwas, das gar nicht ist! Damit versündigen wir uuS ja beide au uns selbst. Höre mich an! Ich gehe also zum Regiment zurück, werde Rittmeister. Ja, du t)ast ganz recht: es täte mir- wirklich leid, den guten Oberstleutnant Tiede mann meinerseits in die Bredouille zu bringen. Ich gehe auch zur Kriegsakademie, mag mir die Stubenhockerei behagen oder nicht. Und dann werden wir ja sehen, wie sich Gemma Bärensprung einlebt im Offizierkorps, in der Stadt. Nicht wahr?" Sie lachte ihn fröhlich an. „Ekman, cs scheint wirklich, als wären wir ein paar ganz dumme, verliebte Kinder, die mcht wissen, was sie wollen und sollen. Muß erst ein recht väterlicher Oberstleutnant seinen Brief hierher brurmuen und uns den Kops zu rechtrücken. Du, wenn du cs im Generalstab auch so machst, habe ich wenig Aussichten für deine Karriere." Er nahm den Scherz auf und sagte: „Es scheint, als hättest du in mir überhauvt einen künftigen MiegSmiuister heiraten wollen. Ja, ihr reiferen Mädchen, ihr geht nicht nach ver schönen Figur, sondern nach den reellen Aus sichten, die einer hat." „Freilich. Damals am Bärensvrunggrabe sah man dir den Kriegsministcr doch schon auf drei Schritt an. — In dem Lederkittcl! Wie ein Chauffeur! Ich hielt dich im ersten Augen blick für einen Mechaniker oder so sivaS" Und sic versenkten sich in die seligen Lage, an denen ihre Liebe erwacht war. lFottsetzung t» d« Ltendan-OaLeZ
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