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Sonntags-Ausgabe für Lr>p,t, un» Vorort« durch unfrr« Lrlg« vLAU ASPkk»^». und Spediteur« »moltügUch Ur»-m>« gebracht» monatlich t.rs M.. vi«rtrl>dhrtich r.75 M. V«t d«r SeichdstoNeU«, uns«, Filialen und fluogodefteUrn adgeholt: monatlichtM.,vi«rt«lItihrlich3M. Lurch di« Post: innerhalb Veutfchland» und der d«utschrn tlolooien monatlich I.S» M., vierteljährlich « LS M.. auoschltetzllch postdesteUgeld. La» Leipziger Tageblatt erscheint w»rttag» rmal,Soun-u.Zrtrrtog»tmal. In Leipzig, de« Nachbarorten und »en Orten mit eigenen Ztliale» wir» bi« stdendauogad« noch am ftdend de» Erscheinen» in» Hao» g«U«f«rt. Vrrlinrr Redaktion: In »en Zelten >7, Zcrnsprech-stnschlu-: Moabit Nr.4»7. /trntsblatt des Rocke» und des polizeicrrnckes der Stadt Leipzig Rkdattion und S»schSft»st«ll«: I»tza»ul,gass« Nr.«. o Z«rospr«chF-inschlu- Nr. IbbbL tbb« und >«»»«. ISS. Jahrgang stn^iampreise: L' von aomoärt» ZS Pf.. Reklamen 1.4» M.. Klein« ftazeigen üiepetttzeil« an« rspf.d.wllberbol.Rad.,Inserate von Lrhdrden im amtllcheaTeii die Petit zeil, S»pf. Seschaftoan,eigen mit playvorschrift im Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. Lellagror Sesamtaufl.»M. da» Tausend auoschU Postgebühr. finz»lg,»r-staaakm«: Johanni,gaste«, del sämtlichen Zilialrn b»»L«tpzlgr« Tageblatt«» und allen stnnooeea-Sxpeditioa«» de» Ja- und stusloode». S«fchäft»fl»U« für Lerlin u.dt» pr.0ra»d«uburg: vtrettion Walter Zllegel, Lerlio w. I», MargarethenstraZ« «. Zerafprrch-finsthluA: Lühow »»71. Nr. 185. Sonntag, üen 12. April. 1914. Ves Osterfestes wegen erscheint -ie nächste Nummer Dienstag früh. Das Wichtigste. * Am Sonnabend verstarb in Leipzig der ordentliche Professor der Zoologie an der Leipziger Universität, Dr. Carl Chun, im 61. Lebensjahre. (S. Kunst u. Wiss.) * Der Streik der italienischen C is e n b a y n a r b e i t c r hat in Sardinien be gonnen. (S. Ausl.) * Die Mächte des Dreiverbandes und des Dreibundes sind über die griechisch-alba nische G r c nz r e g u l i e r u n g im vollen Einverständnis. (S. Ausl.) * Die JahreStagung des Deutschen Schwimm-Verbandes hat gestern in Breslau begonnen. * Zn Leipzig soll eine „Reitbahn im Albertpark" geschaffen werden. (S. Sport u. Spiel.) Stirb uns werüe! Wenn man nach einem großen einheitlichen Gesetze sucht, das die ganze Welt durchwaltet von den kompakten Massen der Himmelskörper bis in die feinsten Verästelungen der zartesten menschlichen Seele hinein, so bietet sich dieses dar: Stirb und werde. Und wenn man daber mit frohem Vertrguen aus die Welt schaut, so entdeckt man bald, daß dieses Sterben und Werden nicht ein sinnloses Kommen und Gehen ist — ein Spiel tanzender Wellen, bei dem die eine steigt, während die andere fällt —, sondern daß es ein unaufhörliches zielstrebiges Wachstum des Ganzen bedeutet. „Vorwärts durch Sterben und Werden!" könnte man uver die Welt und über das Leben der Men- jchen schreiben. — Tot lag die Erde im Winterschlaf. Gestorben waren Blätter, Blüten und Früchte, vertrocknet der Saft in der Rinde, verstummt der Vögel froher Lang. Da kam ein Tag —, die Sonne stand warm am Himmel; Lerchen stiegen in die blaue Luft, und langsam hob sich die Brust der Erde uud dehnte sich, als ob sie wieder atmen wollte, und der Saft schoß in die Aeste und füllte drängend Baum und Strauch und Kraul. Da ward aus Sterben und Werden ein neuer Frühling. Und die Erde war ein Stück weiter vorangcgangcn auf ihrer Bahn, ein Stück weiter in ihrem gewaltigen Werk der Umsetzung roher Kraft in seelische Energie. Und tot lag einst der, den sie gekreuzigt hatten. Stumm war der Mund, der so viele sroh gemacht hatte, und gebrochen das Auge, das jo vieler Augen leuctzten gemacht hatte und das Güte ausgestrahlt hatte ringsum. Da kam ein Tag —, die Sonne stand warm am Himmel, und zwei Männer gingen hinaus vor die Stadt. Und da da sahen sic den, den sie begraben hatten. Sic erzählten cs allen: er ging mit uns und sprach mit uns wie sonst! So berichtet uns das Neue Testament. Tort ward aus Ster ben und Werden eine neue Zeit. Es ist ein Klang durch die ganze Welt hin — ein voller, flutender Klang, der aufsteigt aus erdschweren Tiefen und emporrauscht bis :n himmlische Höhen: das Lied vom Leben im Frühling und das Lied vom Leben dessen, den sie gekreuzigt haben. Und der Text zn diesem Liede heißt: Astern. Tie Geschichte von der Auserstehung Jesu — von manchem bezweifelt, von anderen zum Mittelpunkt mysteriöser Betrachtungen gemacht, von den meisten schweigend und froh verehrt — wird für alle Zeiten ein großartiges Symbol bleiben für das, was allen Wesen frommt, und wird als solches der Weisheit letzter Schluß bleiben können auch für die allerletzten und tiefsten Forderungen des Menschenherzens: Stirb und werde. Schon Paulus Hai das gesehen. Er hat mehr als einmal sich dahin ausgesprochen, wie einer, der dann und wann all sein Wollen und Grübeln zusammenfaßt in ein einziges schlichtes Wort: Laßt uns mit diesem Christus sterben, damit ivir mit ihm auferstehn zu neuem Leben. Uud Vater Luther stellt sich daneben und wirft sein Hutes derbes Deutsch dazu mit seiner bündigen Forderung, „daß der alte Adam täglich in uns ersäufet werde" lind wiederum täglich heraus komme ein neuer Mensch." Und Altmeister Goethe schließt den K-reiS: „Aber wenn du dies nicht hast, dieses Stirb und Werde, bist du nur ein trüber Gast auf der schönen Erde." Und das ist in der Tat der einzige Weg zur Höhe, dein Gekreuzigten nach durch Ster ben zur Auferstehung: Sterben können, entbehren können, ablcgen können, was innerlich wertlos, morsch geivordcn ist, auch wenn es uns lieb ist. 'iedeu Tag ein Stück über uns selbst hinaus. I Jeden Tag die Hülle der Puppe sprengen und I die Flügel strecken in der Sonne wie der Falter, dann und nur dann haben wir wahrhaft teil an dem großen zielstrebigen Leben des Alls, an dem Werke dessen, der hinter der Welt waltet und der niemals deutlicher als in der Gestalt Jesu und in ihren Taten und Schicksalen zu uns gesprochen hat. — Der Landmann geht jetzt wieder hinaus und streut Samen aus. Und wer ein Gärtchen am Hause sein eigen nennt, der steckt nun bald Bohnen und Erbsen ins Beer. Dann wird der Keim da unten die Hülle sprengen, die Schalen werden sich lösen und verfaulen. Das Alte sinkt .und das neue Leben steigt auf. So muß der Mensch von gestern versinken, damit der Mensch von heute wächst, er selber wieder ein Mutter schoß für den Menschen von morgen. Ein jeder der Vater seines eigenen Uebermenschen, der in seiner Brust steckt. So — immer höher hinauf, zur Sonne empor. Das ist das ewige Evan gelium der Menschheit, die ewige Osterbotschaft. X. cd. Umschau. Leipzig, 11. April. Hr Selbst die leidenschaftlichen politischen Kämpfer pflegen die Feiertagsstille, die von un seren religiösen Festen ausgeht, als wohltätige Unterbrechungen des Tagesstreites zu schätzen. Da ist doch wohl keiner, der nicht in einer stillen Stunde an sich selbst wahrnähme, wie das Leben mit seinem Gehastc und Gcjagc uns innerlich ausraubt. Nur Ausnahmemenschen sind es, die scheinbar aus unerschöpflichem Reich tum heraus ihre Kräfte — der Naturwissen schaftler spricht heute gern von Emanationen — spielen lassen. All die andern wirtschaften bald ab, geben sich aus, wenn sie nicht Zeit finden zu innerlicher Erneuung. Langst ist uns von aufmerksamen Beobachtern gesagt worden, daß wir in unserem öffentlichen Leven Raub bau treiben. An viele Dinge, die sich hinterher als. nichtig Herausstellen, verschwenden wir ein Unmaß von Kraft. Das ist auch-der wahre Grund für die in diesen Tagen so ausgiebig verhandelte Erscheinung des „Niederganges des Parlamentarismus". Wir Überspannen die An forderungen und nachher klagen wir über un genügende Leistungen, als wenn nicht auch das beste Pferd zu Tode geritten werden könnte. Welche Zersplitterung zeigte sich z. B- jetzt wieder in den Bestrebungen, für unseren gesamten Welt handel eine machtvolle Vertretung zu schaffen! In wieviel einzelne Körperschaften verzetteln sich die Kräfte, die unserer nationalen Jugend erziehung neue Grundlagen und Ziele ver schaffen wollen, und wieviel Wiederspruchvolles erleben wir jetzt, da etwas getan werden soll, um der groben Zuchtlosigkeit, dem „Schmutz in Wort und Bild^ entgegenzutreten! Am Ende ist ja das widerspruchsvolle Gebaren bis zu einem gewissen Grade aus dem uns Deutschen nun einmal anhastenden Zug nach Gründlich keit zu erklären. Wenn wir irgend etwas wollen, so ist die Definition die Hauptsache. Was wir nicht „definieren" könnens schreckt uns. Wir stehen davor wie vor einem fremden stachlichcn Gewächs. Es ist manchmal erstaunlich, mit welch schlechten Begriffsbestimmungen sich die englische oder französische Gesetzgebung behelfen. Bei uns hängt die Gründlichkeitssucht mit unserem ganzen Wesen zusammen, und deshalb wollen wir auch nicht zuviel schelten. Am Ende sind wir wie wir sind. Ein Volk aber, das so geartet ist, be darf natürlich erst recht des inneren Quells, zeitweiliger Sammlung, des Auf- und Ausblicks. Wenn wir bei uns überall ein Uebermaß von Kräften sehen, einen Mangel an Konzentration, so wird uns die Not mit der Zeit schon zwingen, haushälterischer, zweckdienlicher mit uns selbst nmzugehen. Diese Mahnung gilt allen, die im öfsentlichen Leben wirken, Großes erzielen und nicht untergehen wollen in des Tages Klein kram und Nichtigkeiten. Es wäre bequem, eine sehr naheliegende Nutzanwendung zu ziehen und zu sagen: ^eht, wie töricht cs war, monatelang über die prak tischen Ergebnisse der Zaberner Geschichte bösen Angedenkens zu streiten! Die preußische Mili tärverwaltung hat ihre Arbeit in aller Stille getan, die Grundzügc zur Neuregelung der Vor schriften über den W a f f e n g e b r ä u ch des Militärs im Frieden sind vor Ostern ver öffentlicht worden, und es war somit, wird wei ter gefolgert, überflüssig, den Reichstag wei ter „zu bemühen". Allerdings: der Reichs kanzler hat sein Wort gehalten. Sich selbst und uns allen hätte er viel Verdruß erspart, wenn er gleich, als der Sturm anhub, die richtige Beschwörungsformel gesunden hätte, aber dar über zu reden und zu rechten hat keinen Zweck mehr. Tagegen kann man den Versuch mancher Blätter, die Sache so darzustellen, als sei das Verlangen des Reichstages nach einer Regelung der Dienstvorschriften für den Ausgang ganz be deulungslos gewesen, nicht unwidersprochen lassen Die Tatsache, daß jetzt nicht nur für Preußen und die Reichslandc bestimmte Vorschriften fest gelegt, sondern auch di-' Dienstvorschriften für die vcrsmiedenen Landesrruvventeile dieser Rege^ lung angepaßt werden, beweist doch zum min ° besten die Notwendigkeit dieser Maßnahme. Ge rade diese Notwendigkeit ist aber, wie erinner lich, von gewisser Seite heftig bestritten worden. Nichts, gar nichts sollte geändert wer den; die Kabinettsorder vom Jahre 1820 wurde als unantastbar erklärt. Die „Kreuzz tg." ist denn auch mit der Ankündigung der „Nordd. Allg. Ztg." höchst unzufrieden, und während sie bis anhin sich nicht genug tun konnte in der Abweisung alles Dreinredens in die Kommandogewalt des Kaisers, redet sie setzt selbst kräftig drein; sie sieht in der Bestimmung, wonach das Militär erst auf Ansuchen der bürgerlichen Behörde eingreifen kann und da von nur abgehen darf, wenn diese außer stande ist, das Ersuchen zu stelle», einen Rück schritt, ja die „abermalige verhängnisvolle Preisgabe einer Sicherung im staatlichen Or ganismus". Sie verlangt „Auskunft von den verantwortlichen Stellen" — ganz so, wie dies liberale Blätter öfter zu tun pflegen, und cs macht ihr nicbts aus, daß doch die neue Vor schrift erlassen ivird: kraft der Kommandogcwalt des Kaisers. Der Reichskanzler wie der Kriegs minister werden cs im Reichstage nicht schwer haben, mit Ausstellungen dieser Art fertig zu werden, zumal da die anderen Parteien, natür lich mit Ausnahme der Sozialdemokratie, ge- neigt sein werden, sich zufriedenzugeben. Ver mutlich werden überhaupt die Reichstagsvcr- handlungen zwischen Ostern und Pfingsten ohne sonderliche Aufregung verlausen. Die nationalliberale Partei findet bis auf weiteres innerhalb des eigenen Hauses mehr Unterhaltungsstoff, als ihr lieb ist. Wie die Mutter der feindlichen Brüder von Messina hat sie beim Friedenstiften ihre liebe Not, und achtet sie beim gütlichen Zureden nach rechts und links auch noch so ängstlich darauf, der Liebe Gleichmaß jedem der Streitende« zuzu wenden. so sind es die „Chöre", die Gefolg schaften draußen, die rhr Bemühen empfindlich stören. BiS jetzt wiegt auf jungliberaler Seite die Abneigung, auf den Wunsch des Zentral vorstandes einzugehen und in die Auflösung des Reichsverbandes zu willigen, entschieden vor. Ta von dorther das Nein so lauterschallt, hält es der Reichsverband der Altnationalliberalen für würdig, Verhandlungen überhaupt abzulch- nen, und es wird vorläufig wenigstens vergebens sein, ihm den wackeren Cajetan als Muster vor zuhalten: „Weisere Fassung Ziemet dem Alter, Ich, der Vernünftige, grüße zuerst." Es hat sich zwischen beiden Teilen, wie man sieht, eine starke Erbitterung festgesetzt, aber eben weil dem so ist, wird der nächste Vertretertag das Bedürfnis fühlen, dem jetzigen Zustande so oder so ein Ende zu machen. — Eine scharfe Wen dung nahm dieser Tage eine zunächst als Wahl geplänkel aufgesaßle Auseinandersetzung zwischen Herrn v. Liebert und Herrn Nitzschke. Wir halten es im allgemeinen für wünschenswert, wenn nach geschlagener Schlacht die Waffen ge senkt werden, und da in diesem Falle, nämlich in dem Kampfe um Borna-Pegau keiner der bürgerlichen Kandidaten siegte — Herr Nitzschke schied nach der Hauptwahl aus — sondern der Sozialdemokrat, so ist nicht recht cinzusehcn, welchen Nutzen eine Fortsetzung der Fehde haben soll. Die sozialdemokratische Presse war es denn auch, die in Umlauf gekommene Mit teilungen über ein Eisenbahngespräch zwischen Herrn v. Liebert und einem seiner Freunde, ,das Herr Nitzschke infolge einer Zufälligkeit als Mitfahrender au hörte, aufgriff und mit einigen Ausschmückungen zum besten gab. Herr v. fie bert veröffentlichte eine Richtigstellung, die aber zum Teil aus Kosten des Herrn Nitzschke ging und diesen nun zu einer ausführlichen Entgegnung veranlaßte. Herr Nitzschke bleibt dabei, daß Herr v. Liebert in jenem Gespräch nicht nur die geg nerischen Nationalliberalen mit üblen Worten bedachte, sondern auch im besonderen seinen Groll über die Schullehrer und die angeblich nicht sattzumachenden Postbeamten die Zügel schießen ließ. Da Herr Nitzschke die Herren als bald darauf aufmerksam machte, daß er unfrei williger Zeuge war, kann er sich gegen den Vor wurf eines Mißbrauches vertraulicher Meinungs äußerungen verwahren; überdies erklärte er sich bereit, seine Aussage vor Gericht zu vertreten. Von politischem Belang ist die Sache insofern, als daraus hervorgcht, daß Herr v. Liebert seinerseits nicht gerade hoch von der sonst so sehr gerühmten „L>ammelpolitik" dachte und den Mißerfolg der Stichwahl sich zum Teil selbst .mzuschrclvcn hat. Zum Erfolge brauchte er das Vertrauen der Beamten so gut wie das der ländlichen Wähler. — Nach Ostern wird man im Reichstage man ches über den Stand unserer auswärtigen Politik hören. Herr v. Bethmann wird sich zwar voraussichtlich wieder einiger Knapp heit befleißigen, aber der von der Duma ge billigte Beschluß der russischen Regierung, deut- scheS Getreide mit einem namhaften Eingangs zoll zu belegen, geht uns unmittelbar an und imrd ihn nötigen, über unser nachbarliches Ver- bältnis zu Rußland und die Vorbereitungen für den künftigen Handelsvertrag etwas zu sagen. Wie es nach diesem Vorspiel scheint, hat Ruß land nicht gerade die Absicht, uns nut freundltchen Mienen zu begegnen. Aber auch vom Balkan her gibt es wieder Neuig keiten, die der europäischen Diplomatie zu schaffen machen werden. Es handelt sich um das Schicksal Albaniens und um die Er- üllung der von den Mächten gegebenen Zu- agen. Der Fürst von Albanien lsät, wie heute restätigt wird, in Athen die sofortige Zurück ziehung der griechischen Truppen aus dem Auf standsgebiet in Nordepirus verlangt, und es ist ihm zuzutraucn, daß er sich mit einer ausweichenden Antwort nicht vertrösten lassen wird. Er kann cs nicht verhüten, wenn Alba niens wegen von neuem Dreibund und Drei verband ihre Karten gegeneinander ausspielen. Aus dem bereits begonnenen Notenwechsel ivird nichts Gutes herauskommen, wohl aber darf der Fürst hoffen, daß die Zusammenkunft des Grafen Bcrchtold und des italienischen Mi nisters di San Giuliano in Abbazia die Entscheidung über ein von den Dreibundmächten cinzuschlagendes abgekürztes Verfahren bringen wird. Ein neuer Fortschritt -er -rutschen denkmalsschutzdeweguug. Erfreulicherweise dringt die Anschauung von der Notwendigkeit einer gesetzlichen Festlegung des künstlerischen Denkmalsschutzes in immer weitere Kreise. Auch die meisten Bundesstaaten und Regierungen beginnen bereits, sich diese die gejün-esten un- ungesün-esten Orte im Neiche. Gegenwärtig liegen die Sterblichkeitsberichte aus Deutschland vom Februar vor. Als Orte mit der geringsten Sterblichkeit unter 10 auf 1000 Einwohner uud aufs Jahr erwiesen sictz von den Berliner Vororten Friedenau mit 7,2, Neukölln 8,9, Niedcrschönhaujen 6,3, Steglitz 6.3, Tegel 6,1, Tempelhof 9,3, Treptow 5,0, Wil mersdorf 7,2. Sonst in Preußen Bielefeld 9,0, Bitterfeld 9,2, Dudweiler 9,9, Godesberg 9,8, Gummersbach 5,3, Haspe 9,5, Herten 8,1, Lan- gerjeld 5,7 Lütgendortmund 7,5, Merseburg 9,4, Neukölln 8,9, Rotthausen 9,9, Schönebeck 9,9, Wermelskirchen 7,7, Wilhelmsburg 7,8 und Wil helmshaven 8,5. Im Königreich Sachsen waren es Döbeln mit 7,8, Falken stein i. V. 8,0, Meerane 7,1, Schönefeld 5,1. Von allen anderen Bundesstaaten hatten nur Anhalt eine so geringe Sterblichkeit in Köthen mit 9,9. Eine hohe Sterblichkeit von mehr als 25 hatten in Prenßcn Buuzlau mit 27,0, Gnesen 25,5, Greifswald 28,3, Lüneburg 26,4, Neu stadt i. Obcrschl. 29,8 und Roßberg 26,0. In Bayern waren cS Frankenthal mit 29,9 und Rosenheim 28,8, in Württemberg Tübingen mit 25,8, in Hessen Gießen mit 27,0, in Mecklen- burg-Schwerin Güstrow mit 30,0, in Sachsen- Weimar Jena mit 25,2. In den übrigen Bun desstaaten kam eine so hohe Sterblichkeit nicht vor. Bei den Universitätsstädten ist sic durch die Krankenhäuser bedingt, in die die Schwer tranken des ganzen Landes gebracht werden. k>oliMetie Uebersietü Herr keim un- -ie Sugra. Vor Wochen hatte sich der sattsam bekannte General Keim öffentlich bitter darüber be schwert, daß die Aufschrift aus dem Plakat der Internationalen Ausstellung fü r Buchgewerbe und Graphik in Leip zig mit lateinischen Buchstaben hcrgestellt sei. Wir ließen bereits damals keinen Zweifel dar über, daß diese Beschwerde ziemlich müßig sei. Zu unserer lebhaften Freude erteilte die Leitung der Bugra dem General Keim auch eine ent sprechende Antwort, die im „Leipziger Tageblatt" vom 22. März abgedruckt ist. Natürlich lst Herr Keim dadurch nicht im mindesten befriedigt. Er erhebt vielmehr aufs neue verletzende Vor wurfe gegen die Leitung der Bugra und schließt seine Klage mit folgenden Worten: „Im übrigen bleibt uns Vertretern der nationalen Richtung wohl nichts weiter übrig, als vor so viel Mangel an Verständnis für vaterländische Werte und für die künstlerische Bedeutung der deutschen Schrift haltzumachen. Eine Verständigung ist da allerdings unmöglich!" Die in diesen Sätzen enthaltene Unter stellung, als ob die Leitung der Bugra mit einem bedauerlich tiefen Mangel an Verständ nis für „vaterländische Werte" behaftet sei, müs sen wir wiederum aufs entschiedenste zu rückweisen. Nationale Gesinnung, nationale Haltung, nationales Bewußtsein werden nicht vornehmlich durch äußere Ausdrucksformen be wiesen und bewährt. Ebensowenig wie die Zahl von Hurras und Hochs bei vaterländischen Festen ein Gradmesser für das tatsächliche Vorhanden sein von Vaterlandsliebe ist, ebensowenig kann die Anwendung lateinischer Schrift als „Man gel an Verständnis für vaterländische Werte" bezeichnet werden. Wer derart an Aeußerlich- kcckcn haftet, dem ist wahrhaftig nicht zu Hel sen. „Wenn ihr'S nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen!"