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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140416021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914041602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914041602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-16
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. l9l. Nveno-Nusgaüe. Leipziger LogedtaU. »er jiild noch »u beraten, und zlvar in erster Lesung vonl Plenum: das Luftverkehrsgcsetz, der Entwurf zur Bekämpfung der Schundlitera lur, die Novelle zur Gewerbeordnung über Gast- ivirtschaften und Kinos, der Entwurf über Auf nahme einer OKtreidestatistik, der Entwurf über die Postdampfschiffsverbindungen mit über secischen Ländern, der Vertrag zum Schuhe des menschlichen Lebens auf See, einige kleinere Vor lagen. Dazu kommt Anfang Mai noch der Ent- nmrf über die Altpensionäre und das Nennwett - geseh. Die meisten Anträge find auch uoch un erledigt, il>re Zahl l>eträgt gegen 120. Allein die noch unerledigten Vor' lagen belaufen sich auf liO, von diesen sind 12 von den Kommissionen so umgestaltet, das; die Negierung sie in der vorliegenden Fassung nicht annehmen wird, von den neu vorgelegten Ent würfen sind zwei nicht nach dem Wunsch der Neichstagsmehrhcit, ihre Annahme ist also auch gefährdet. Ende April wird die Negierung dem Neicks- tage Mitteilung machen, welct)e Vorlagen sie bis Pfingsten erledigt wissen will, in der Hauptsache sind es die Resoldungsnovelle, das Altpensionär- geseh, das Kolonialgerichtsgesetz, das Spionage- geseh, das SonntagSruhegesey, das Konkurrenz- klausclgeseh, das Pvstdampfergeseh und der Bei trag zum Schuhe des menschlichen Lebens auf See. Veutsch-ruMcher GrenzzwischenfaU. Kurz vor Ostern lwt nördlich von Memel eine Auseinandersetzung zwischen deut; chen Fischern und r u j; i s u> e n Grenzsoldaten stattgcfunden, bei dein einer der ostpreuhischcn Fächer schwer verletzt wurde und die übrigen in Lebensgefahr gerieten. Ueber die Einzelheiten des Vorfalles wird der „Nat.-Ztg." aus Memel folgendes beucht.1: Am Mittwoch, den 8. April, waren mehrere Fischer, die am Kurischen Haff ainässig sind, mit einer Ladung Fische in die Gegend des Erenzortes Lasdehnen gekommen. Sie fuhren den Grenzfluß Szeszuppe hinauf, um Las Dorf Klein-Dorgussen zu erreichen, wo sic Stinte absetzen wollren. Zwi ch.n Lasdehnen und Dorgussen bildet der Fluh die Lan tz esgrenzc zwischen Nutzland und Preußen. Die nördliche Hälfte gehört Nutzland, die südnche Deutsch land. Die Grenze geht mitten durch den Fluh. D e Fischer waren bemüht, sich möglichst auf der deut chen Seite zu halten. Die Szeszuppe führt jedoch Hoch wasser und durch die Strömung scheint das Boot der Fischer nach der russischen Seite hinüber getrieben zu sein. Als sic in die Nähe des russischen Ufers kamen, tauchten am Nando des Flusses Soldaten auf, die ihnen etwas zuriesen. Die Mischer gaben sich jetzt alle Mühe, wieder nach der preußischen Seite hinüber zu gelangen. Ehe sie jedoch die Mitte des Flusses erreicht hatten, f.elen vom Ufer her mehrere Schüsse und Kugeln prasselten gegen das Boot. Zwei der Fischer warfen sich sofort aus den Boden des Kahnes und entgingen so der Gefahr, getroffen zu werden. Der dritte ver weilte zu lange stehend, und wurde durch mehrere Kugeln au den Armen und Beinen sowie durch einen Slreifschuh am Kopfe verwundet. Die Fischer zählten im ganzen zehn Schüsse. Als das Ge- wehricuer aufgehört hatte, brachten die beiden unver letzten Männer das Boot unter Aufbietung aller Kräfte zum preuhischen Ufer hinüber und I trugen den Schwerverletzten in den nächsten Ort, wo ein Arzt sich seiner annahm. Sodann erstatteten sie j Anzeige, aber inzwischen war schon ein Offi zier der russischen T r e n z w a ch e n, der durch das Schiehen ausmcrtsam geworden war, hcrbeigceilt und hatte die Grenzsoldaten, die die Schüsse abgegcoen hatten, durch einige andere Soldaten entwaff nen und nbführcn lassen. Der Kahn, den d e Fischer auf der verhängnisvollen Fahrt benutzten, be findet sich vorläufig in Verwahrung der preuhi chen Grenzbchörde, die ihn behalten wird, bis der Vorfall von beiden Seiten offiziell geklärt ist. Das Fahr zeug weist unter dem Nandc mehrere Löcher auf, die von den Kugeln herstammen, ein Beweis, wie groh die Gefahr war, in der die Fischer schwebten. Eine rote Lichtbil-erzentrale. Wie der „Vorwärts" berichtet, hat der sozialdemo kratische Zentralbildungsausschuh vor einigen Tagen den Funktionären der Berliner Arbeiterbewegung die neu geschaffene sozialdemokratische Lichtbilder zentrale vorgcführt in zahlreichen Stichproben aus den ausgespeichcrten Lichtbildern und Lichtbildervor- trägcn. Der „Vorwärts" schreibt dazu: „Abermals ist die Arbeiterschaft auf einem Ge biete, das ihrer geistigen Entwicklung dienen kann, zur Unabhängigkeit und Selbständig keit geführt worden. Ein Stab von Fachleuten aus parteigenössischen Kreisen sorgt dafür, das; das, was den Organisationen der Arbeiterschaft an geboten wird, wissenschaftlich und bil tzungsmähig gut ist, und aus der Vereinigung des Auserlesenen an der Hand einer zentralen Körperschaft ergibt sich die Möglichkeit, in ganz anderem Umfange als bisher schnell und sicher die Bedürfnisse der Organisationen zu be friedigen." Treffend charakterisiert die „Frankfurter Zeitung" die Bedeutung dieser Mahnahme folgendermahen: „Es ist wieder ein sogenanntes Bildungsmittcl ge schaffen, bei dem die Benutzer keine Gefahr laufen, etwas anderes zu erfahren, als was die sozialdemokratische Leitung für gut befindet. Die Sozialdemokratie mokiert sich weid lich über die Bestrebungen der katholischen Integralen, die Gläubigen von der Berührung mit anders ge arteten Gedankenkreisen fernzuhalten. Mit welchem Nechte tut sie das? Sic macht es ja gerade so." — Dafür nennt sich die Sozialdemokratie auch Partei der „Freiheit"! Uebergriffe eines franzöflschen Leutnants. Wie Pariser Blätter melden, kam es in Cler mont - e n - A r g o n n e bei Verdun am Sonntag abend infolge einer Einquartierung zu einem argen Auf tritt. Ein Leutnant des 61. Artillerie regiments, der sich mit 40 Mann nach dem LaZer von Lhölons begab, wollte seine Leute in einer -cheune des Landwirts Jakob unterbringen. Dieser ver weigerte den Soldaten pdoa- den Eintritt m.t der Begründung, tzah bei ihm schon eine Anzahl Artilleristen und Pfer>>e einquartiert seien. Zwischen Jakob und dem Offizier entstand ein heftiger Streit, und schließlich packten die Soldaten den Landwirt, prügelten ihn durch und warfen ihn aus seinem Hofe hinaus. Jakob flüchtete sich, von dem Leutnant und dessen Leuten verfolgt, zu einem Forslhütcr und bat diesen um Schutz. Hier wurde er von neuem von den Soldaten crgri sen und in das Gemeinde gefängnis geschleppt, doch gelang cs Jakob, abermals zu entkommen und zum Zwesten Bürger meister zu flüchten. Als die Bevölkerung von dem Vorkommnis erfuhr, rottete sie sich zusammen und gab ihrer Entrüstung stürmischen Ausdruck. Das Eeneralrats- mitglied Clauss und der Zweite Bürgermeister die Ordnung schaffen wollten, gerieten mit dem Leutnant, der sic Prussiens" schimpfte, in Streit. Ebenso wurde die Frau des Landwirts Jakob gröb lich beschimpft. Die Lage wurde immer drohender, als Gendarmerie eintraf und die Ruhe wieder herstellte. Die Militärbehörde ordnete eine Untersuchung an und stellte fest, das; der Leutnant durchaus im Unrecht gewesen sei. Dieser wurde auch sofort mit strengem Arrest bestraft. Der Divi- sionsgencral und Gouverneur von Verdun, General Coutcnceau, begab sich am Montag nach Cler mont und sprach dort vor der versammelten Be völkerung sein tiefstes Bedauern über den Vorgang aus. Es ist sehr bemerkenswert, wie rasch die fran zösische Militärbehörde der Bevölkerung von Clermont Genugtuung verschafft hat. Deutsches Reich. * Der Kanzler in Korfu. Zn dem Diner, das heute abend zu Ehren des Reichskanzlers an Bord der „Hohenzollern" statlfindet, ist auch der griechische Minister des Aeutzern Streit eingeladen. — Ministerpräsident Venizelos trifft heute in Korku ein. * Das Herzogspaar von Cumberland hat seine für Anfang Akai 'cstgesetzte Reise na^ Braunschweig vorerst abgegeben. Dagegen wird voraussichtlich der Deutsche Kaiser auf seiner Rückfahrt von Korsu Schlos; G m u n d e n besuchen. " Die Petitionskcmmifsion des Reichstages hat Petitionen um Aenderung der Vorschriften über die Getreideausfuhr dem Reichskanzler zur Kenntnis nahme überwiesen, ltzewünscht wird Beseitigung des Ausfuhrtarifs für Hafer, Aufhebung der Geltung der Scheine für Kaffee und Petroleum, um die Futtermittel zu verbilligen. Von anderer Seite wurde die Aufhebung der Einfuhrfcheine verlangt. Regierungsseitig konnte eine Berücksichtigung dieser Wünsche nicht in Aussicht gestellt werden. * Eine Denkschrift über die Dualanraer-An- gelegenheit wird der Budgctkommission des Reichs- ZliMleulnslil MeOrung. »I Roman von Paul Burg. (Nachdruck verboten.) „Es ist unrecht, Botho, und bringt uns gegen unser Kind ins ungleiche, das; wir immer beide gegeneinander von ihm schweigen. Er hat sich damals geweigert, nach deinem Willen ein reiches Mädchen von einigem Makel zu heiraten. Ich habe ihn längst verstehen und um so mehr lieben gelernt. Er ist ein guter, treuer Junge, der ganz nach seinem Herzen gewählt und eine köstliche Wahl getroffen hat. Nun lebt er uns fern und fremd. Aber er ist glücklich, tvenn es auch schmal im Hause hergeht. Seine Kinder möchte ich wohl einmal sehen; nach den Bildern aus Gemmaü Tische müssen es so liebe, kleine Strolche sein." Mit Tränen in den Augen sah sie ihren Mann an, wehmütig und sehnsüchtig lächelnd, und gestand ihm frei: ,,Wir? Was haben wir alten Leute denn von unseren Kindern? Die beiden Aeltesten sind innerlich verkommen und äußerlich verroht trotz der glänzenden Uniform, arme Komödianten des Lebens, oie einmal ein schlimmes Ende nehmen. Denen folgt kein Mädchen in die Ehe — aber auch keine einzige, die sich selber noch achtet. Und Gemma? Ein verratenes Geschöpf, das so reich und klug und weich ist, einen guten Mann über alle Masten glücklich zu machen. Den Sohn, der unser Alter stützen und durchsonnen wollte, hält dein Starrsinn fern. Botho, du bist ein harter Manu gegen mich. Das habe ick nicht verdient." Sie wandte sich weinend ab. Wie gefesselt hatte er ihren Klagen stumm und regungslos zugehört. Nun grollte er: „Du? Ja, ich weist, du hast dein ganzes Geld ge opfert für meine Söhne und das Gut." „Davon schweigt" schluchzte sic und erhob sich vom Tisch. - - „Willst du unedel sein, so bleibe ich dir fern, Botho. Aber das eine sag' ich dir noch: Hätt' ich wiederum die Wahl, meine Sühne auf schiefer Bahn zu wissen oder mein Vermögen zu opfern, ich sagte nein und stieße sie selber hinab, um das Geld den beiden anderen zu erhalten, die es wert sind." Frei trat die alte Fran vor ihn und hielt seinem Blicke stand. „So wie cs zwiscken uns gekommen ist, fühle ich mich schuldig, das; Gemma trotz Namen und Ahnen keinen Mann findet, weil sie nein, weil ick alles ihren sauberen Brüdern opferte. Das gelobe ich mir und dir: Kommt sie ein mal und sagt: Mutter, da ist ein ganz ein facher Mann, den ich liebe! Botho, dann will ich sie prüfen. Hält sic stand, so mag sie dem Manne folgen, und käme er im Arbeitsrock von deinem eigenen Hofe. Ich habe sie um ihr Erb teil betrogen, meines Herzens wenigstens soll sie sicher sein." Leise ging die Frau hiuaus uud schloß die Tür hinter sich mit vorsichtig tastender Hand, ihn nicht zu erschrecken, daß ec heimfände zum Herzen seiner wahren Kinder. In ihrer Stube fast Gemma und hielt Gericht mit sich . . . Daß sie den fremden ungewöhn lichen Mann, der unversehens in ihr einsames Leben getreten war, mit einer großen und wah ren Liebe umsing, war ihr in diesen Stunden völlig bewußt geworden. Sic dachte klar und frei von jeder Schwärmerei an die Ehe mit ihm und sah darin ein Glück, ein Geschenk dcS Him mels, das sic tue mehr in ihren späten, ruhigen Jahren erträumt und ersehnt hätte. An ihren Brüdern und deren Freunden Pflegte sie sich selbst zu messen, und bemaß nun auch ihn da nach, erfand sich feiner wert und ihn als rechten Edelmann. 'War sie denn seiner wert? Ein vergessenes, altes Mädchen ohne Geld, aus einem verarmten Hause. Keine Gesellschaft verkehrte mehr bei ihren Eltern. Die Brüder hatten dem Namen .Ehrenberg schau schlechten Ruf genug gebracht. taqcs Ende April vorgelegt werden, die Aufklärung über die strittigen Punkte, die in der Kommission Ende März Veranlassung zu heftigen Debatten gaben, bringen wird. * Politische Gewerkschaften. Wie uns von zu verlässiger Seite gemeldet wird, schweben zwischen mehreren Bundesregierungen Verhandlungen, auf Grund der letzten gerichtlichen Urteilsfeststellung über den politischen Charakter des gewerkschaftlichen Bergarbeiteroerbandes nach dem preußischen Vor gang die Stellung der sozialdemokratischen Gewerk- sibcftcn unter das Rcichsvereinsgesetz herbeizuführen. Schon in aller Kürze wird, sobald der Einiorucki der Berliner Gewerkschaften gegen die polizeiliche Ver fügung des Herrn v. Jagow seine Erledigung ge funden Haden wird, auch in den außerpreußischen Bundesstaaten die Behandlung der sozialdemo kratischen Gewerkschaften als politische Vereine in Kraft treten. Ausland. Oesterreich. * Zur Ministerbegegnung in Abbazia. Am Mitt woch nachmittag fand beim ehemaligen Botschafter Baron Hcngel müller ein Gartenfest zu Ehren der Minister di San Giuliano und Berchtold statt. Abends gaben Gras und Gräfin Berchtold ein Mahl zu Ehren di San Giulianos. Zronkreick - Eine Wahlrede Jaur^s. Wie aus C a r in a u x gemeldet wird, erörterte Jaures in einer Wähleroer- sainmlung das Dreijahrcsges-tz und sagte dabei u. a.: Wir Sozialisten besitzen für die Ausbildung der neuen, auf anderen Grundlagen beruhenden Armee bereits die Mithilfe von tausend Offizieren, die zu den intelligentesten, hingebungsvollsten und tüchtig sten der Armee gehören. Ich führte vor einigen Wochen auf einem von mehreren hundert Offizieren besuchten Bankett den Vorsitz. Alle wollen das Volkshocr, die Miliz, das republikanische Heer vorbereiten. Wir sind zur Tat bereit. Es ist höchste Zeit, wenn man die Nation und die französische Ar beit retten will. * Der ärztliche Bericht über den Tod Lalmettes. Ein Telegramm meldet aus Paris, 15. April: Der heute überreichte gerichtsärztliche Bericht über den Tod Cal «nettes besagt, daß Ser Tod durch ein Geschoß verursacht worden ist, das eine Verletzung der Darmschlagador herbeigesührt hat. Die Untersuchung von Calmettes Ueberrock lasse die Erklärung zu, dost drei Schüsse auf eine Entfernung von mindestens zwei Metern ab gegeben seien, und der vierte Schuß, der den linken Ocerschenkel durchschlug auf eine etwas geringere Entfernung. rnglan-. * Ein enalisch-französisches Kondominium auf den Neuen Hebriden. Aus Landon, 16. April, wird gemeldet: Die französische Negierung hat dem britischen Vorschläge zugestimmt, daß zwischen beiden Regierungen eine Erörterung über das Kondo minium auf den Neuen Hebriden statt finden soll. Beide Parteien sind jetzt dabei, die Grundlage und das Ziel der Konferenz sowie die zu behandelnden Materien zu bestimmen. Es ist noch nicht bestimmt, ob die Konferenz, die im wesentlichen einen technischen Charakter haben wird, in London oder in Paris abgehalten werden soll. Kuklanü. * Aus dem russischen Ministerrat. Ein eigener Drahtbericht meldet aus Beter so urg, 15. April: Der Minister für Wegebauten und Eisenbahnen hat im Ministerrat den Antrag aus Genehmigung zur Erteilung von großen Aufträgen an E i s c n b a h n m a t e- rial unterbreitet. Es handelt sich um die Lieferung von Schienen und Eisenbahnzubehörteilen im Be trage von 506 Millionen Rubel. Die Aufträge sollen im zweiten Halbjahre 1911 zur Vergebung kommen. * Ausfuhrverbot von Butter. Wie aus Peters burg berichtet wird, hat das Ackerbau- Ministerium einen Gesetzentwurf aus gearbeitet, durch den die Ausfuhr von Butter, die mehr als 16 Prozent Wasser enthält verboten wird. Auf die Uedertretung des Verbotes ist eine Geld- oder Gefängnisstrafe gesetzt. Schweden. * Die Wahlen in Schweden. Aus Stockholm wird gemeldet: Bis jetzt liegen die Ergebnisse von Aber das wußte er ja alles von ihr selber und begehrte sie dennoch, ein reifer Mann, er haben über allen Standesdünkel. Wie sie ihn liebte! Den klugen, edlen Mann! Seine Wehmut und Ziellosigkeit bereitete ihr einen heißen, süßen Schmerz, seine Nähe trieb ihr Blut aus der Stille auf, und cs zog sie mit allem Verlangen zu ihm hin, ihn zu um fangen, ihm die Hände hinzustreckcn: Nimm mich, weil es dein Glück ist! Da zog er seine einsamen Wege durch schwin delnde Höhen, von tausend Toden umlauert, und hatte kein Daheim, hatte keinen Menschen, der sich täglich seines Wiederkehrens freute, als sein Bursche, vielleicht ein Nachbar, ein Ka merad. Kamerad? Das wollte sic ihm sein, wie sic cS ihrem glücklichen, fernen Bruder war, ihm und seinen Kindern. Sic blickte auf die Bilder der lieben Kleinen und fühlte ein heißes Begehren zum Herzen steigen, alle Glieder anspannen und ihren Schoß erbeben machen. Kamerad? War es das? Weib ihm sein, geliebtes und gehegtes Weib, Mutter! Sie hielt die Hände beide auf die Brust ge preßt und horchte hinaus in die dunkle Nacht. Jenseits vom Walde scholl sie wieder, die vertraute Musik der Motoren. Bislang war sic ihr gleichgültig, ja unsympathisch gewesen, aber seit sie ihn dort wußte, in jedem Fahrzeug wähnen konnte, das über dein Walde sich erhob, seitdem war ihr das ein lieber, das Herz gar wundersam bewegender Anblick wie von Schiffen auf hohem Meere, die mit vollen Segeln hoff nungsvoll ausfahren und müde heimkehren. Wer eine Heimkehr hat . . . Das Heim bereiten und halten, ja, das wollte sie ihm. Und Kinder ivarten und lehren, seine Kinder! Die saßen dann zu ihren Füßen, ein Bub, ein Mädel, ein Madel, ein Bub mrd sahen sie mit ihren großen, so gläubigen Augen an und Oonnerslag, IS. üprtt l9l4. sechs weiteren Wahlkreisen vor. Bisher sink ge wählt: 46 Mitglieder der Rechten, 41 Sozialdemo kraten, 27 Liberale. Die Rechte gewinnt zehn, ver liert einen, die Sozialdemokraten gewinnen fünf, verlieren zwel und die Liberalen verlieren zwölf Sitz«. Türkei. * Zusammenstoß türkischer Truppen mit Kurden. Aus Urmia, 15. April, meldet ein Drahtbericht: Aus Giawar im türkischen Wilajet Wan wird ge meldet, daß dieser Tage bei dem Dorfe Deschtasi in Kaza Hamidieh (Wilajet Siewas) türkische Truppen aus Wan und Mossul bei einem Zusammenstoß mit Kurden unter dem Scheck) des Barzanstammes viele Tote hatten und zwei Geschütze, 40 Gewehre und 40 Gefangene verloren, welch letztere der Scheck) an» geblich in den Fluß werfen ließ. Serbien. --- Reorganisation des serbischen Heeres. Nach einer DrahtmelounL aus Belgradhat das Kriegs- minlsterium dem staatsrat eine Gesetzczvor läge über die Reorganisation der serbi schen Armee unterbreitet Der Entwurf setzt die bisherige zweijährige Dienstzeit auf ein Jahr herab. Albanien. * Griechenland und die Aufständischen in Süd albanien. Ueber die albanisch-gnechischen Vorgänge melden die M a i l ä n d e r Blätter: Die griechische Regierung hat für k ie Grenzcmüiete Neugnechenlnnds Ausnahmeversügungen erlassen Die griechischen Trupvenkonzentrationen bet Viglista dauern fort. Die Kommandanten genehmigen auf Nachsuchen den Uebertrrtt von Offizieren als Freiwillige in die heiligen Bataillone Starke Abteilungen alba nischer Gendarmerie sind vor Kolonia einge'.roffen, mährend die heitigen Bataillone sich Lei Trag» und Tsardaki zum Entscheidungstampj sammeln. China. * lleberfall auf eine deutsche Bermessungsabtei- lung. Aus Schanghai wird nach London ge meldet, daß eine deutsche Vcrmessungs abteilung der Kanton-Hanlau-E senbahn von Dorfbewohnern überfallen wurde. Ein eingeborener Assistent soll getötet worden sein. Marokko. * Kampf zwischen Ansiedlern und Eingeborenen. In Zeralda, etwa 30 Kilometer von Algier ent fernt, kam es, wie aus Paris telegraphiert wird, zu einem regelrechten Kampfe zwischen An siedlern und Eingeborenen. Drei Ein geborene wurden gelötet. 17 Europäer und Ein geborene durch Flinten- und Revoloerschüsse schwer verletzt. Der Polizeikommissar, der cinschrciten wollte, wurde schwer mißhandelt. Srasttien. * Die Zukunft Brasiliens. Aus Rio de Ja neiro wird gemeldet: Der Vizepräsident von Bra silien Wenceslao Braz wies in einem Jute r- view auf die Notwendigkeit hin. die öffentlichen Einnahmen und Ausgaben in Einklang miteinander zu bringen. Brasilien sei ein Land, dessen natürliche Schätze noch ihrer Erschließung harrten. Die Daum- woll- und Kautschukproduktion des Landes sei nech lange nicht genügend entwickelt. Alle Bedingungen seien gegeben, um Brasilien zum künftigen Mittel punkt der Viehzucht und Ausfuhr von Gefrierfleisch zu machen. Auch die Eisenindustrie Brasiliens stecke noch in den ersten Anfängen. Mit der Einführung verbesserter Betriebseinrichtungen werde der Staac Minas Eeraes unberechenbare Mengen Eisenerz liefern und der Tag werde kommen, wo der brasilia nischc Export in Eisen und Stahl den in Kaffee und Kautschuk weit hinter sich laßen werde. Union. * Die Geheimhaltung des amerikanischen Tor pedos. Aus Washington, 16. April, wird ge meldet: Das Bundesgericht hat am Mittwoch durch den Erlaß eines permanenten Einhaltsbefehls der Bliß-Gescllschaft verboten, einer fremden Macht die Konstruktion des von der amerikanischen Flotte benutzten Torpedos zu enthüllen. * Indienststellung des größten amerikanischen Schlachtschiffes. Aus New Pork, 16. April, wird berichtet: Die „2! e w Bork", das größte Schlacht schiff der amerikanischen Flotte, das kürzlich auf der Brooklyner Regierungswcrft fertiggestellt worden war, ist heute mit der üblichen Feier in Dienst gestellt worden. sprachen immerfort nur Fragen aus, Fragen aus dem Grunde der Seele, Fragen, die die Himmel erreichen. Und sic fuhr ihnen übers Haar, ihren Kin dern, zog sie an sich, seine Kinder. „Euer Vater ist ein tapferer Seemann, der hoch unter dem Himmel hmfährt mit Gottes Hilfe. Sein König ehrt ihn hoch. Eure Mutter liebt ihn heiß. Zur Nacht kehrt er heim. Laßt uns beten für ihn!" Ihr Sinnen auf ihn und ihr Sehnen nach ihm war so stark, daß sie am Bette niedersank und, den Blick auf die Bilder der beiden Kinder gerichtet, betete: „Vater im Himmel, schütze ihn und erhalte ihn mir, seinen Kindern! Laß mich ihm ein ganzes großes Glück bringen, daß er einst, wenn du ihn abrufst, früh oder spät — ach spät in fernen, fernen Tagen! gern die Augen schließe: Lebt wohl, ihr Lieben! Ich war ein glücklicher Mensch. Segne meine Liebe, gib deinen Segen, führe nnS auf deinen Wegen, lieber, lieber Gott im Himmel!" Nun war sic ganz in sich gefaßt und fest entschlossen, ging schnell zur Ruhe und hatte einen tiefen, seligen Schlaf. Spät cun Morgen erhob sie sich mit einem bewußten Wollen, nahm mit einer stillen Feier lichkeit ihr tägliches Bad. Sie wählte lange zwischen Wäsche und Kleidern, saß dann sinnend und abwartend an ihrem schmalen Schreibtische. Sie hörte den Vater vom Hofe fahren, die Mutter cm Hause hin und her gehen. Aber sie saß wie vergessen und verloren in ibrem Mädchenstübchcn und sann au das eine: Mußt du es tun? Gibt es keinen Umweg zu eurem Glück, kein Verweilen? Und ist das auch recht und gut, was du vorhast? Sie dachte an ihren Bruder, der aus dcrn Elternhause geschieden und seiner Liebe gefolgt lvar. - (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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