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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140414013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914041401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914041401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-14
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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It cosse lode. )-ser rten, iabe. >8ker uast clc. 05S6 -red »eier (aal lk«r- 'wn, 12. rleg. »rm. oder :rm. >ae. >7«72 n in ff.u. 720» lav. .16. 71«'. K, 1). .fr Morgen - Musgabe iür r«lp,t, un» Vorort, »ur« uns«-, Ersa«« uo» Sprottrur« rmoltäglich la» you» gebrachtr moaatllch 7.2» M., vlrrtrljährllch r.7r M. Sri drr Sr5chäft»strllr, unser« Zlllal«» un» kiu«gadest«Urn adgrholt: monatlich 7 M., vlrrtrljährllch ZM. durch die p»ftr innrrhald drutschlanä» un» ürr »rutsch«« Xvloat« »aaatUch 1^0 M., virrtrljährlich 4.ro M., auaschlirgllch postdrstrllg^ä. da» Lrlpzigrr Lagrdlott »rschrint Werktag» Zmal, Sonn» u.Z«l«rtog»7mal. 2» Leipzig, Srn Nachbarortrn un» »rn chrtrn mit «tarn«« ZiUalra wir» »tr fldeaüau»gadr aoch am tzd«n» Sr» «rschelaea» io» hau» grllrfrrt. drrltnrr NcSaktion: 0n»«n Zelten 17. Zrrnsprech-ftnschlu-: Moabit Nr.»»7. /trntsblalt des Rudes und des pollseüurULS der Stadt Lerpzür lteäakttoa m»ä Srschästsstrllri ?»haaat»gaffe Nr.». » Zrrasprech.MoschtuA Nr. 1«b»2, 74»»» an» 14»»4. ISS. Jahrgang . lur anseratc au» Leipiig an» Umgebung »>« ' 1spattlgcpettt,ette2»pf.. ü>c Nrklameteilcl M . von ou»wärl» Z0 Pf., Ncklamrn 7.20 M., lilelnc fin,eigen Sleprtitzrttr nur 20pf.b.S>i»»rrhol.Nad.,JnscraIc von ScborSen im ainllichrnTril »le Petit- -eil« S0 Pf. Srfchäft»aa)eigen mit plahvorfcheift >>n Preise erhöht. Nadatl nach Saris. Srilagear Sesamtaufl.sN1.0o»Tauscnü ou»schl.Postgebühr. Mnzrigea-fianahme: ^ohannisgassr«, del sämtlichen Ziliolcn 0r» lcip-lger llagrdlaktr» un» aUrn tznnoncen-Lxprültioaea »ro Sn- un» siuslan»«». S«fchäft»st»ll« für drrlin u.Sie pr.draaürndurg direktionWalter Zlirgel, Serlla w 7» MargarethenpraHr ». Zerasprrch - Nnschluft- Lüaow S»7l Ar. 186 1914 viensis-, üc» l«. April. Vas Wichtigste. * Am Sonntag und Montag fand in Riesa cne 32. Hauptversammlung des Landesverbandes der Deutschen Gewcxtvcreinc (H.-D.) im König reich Sachsen statt. (S. bcs. Art.) * Der italienische Minister des Acutzeren di San Giuliano ist nach Abbazia abgc- rcist, um init dem Grafen Bcrchtold zusam- menzutrcffcn. (T. Ausl) * Bei dem ^adrenncn zu Leipzig stürzte der .Holländer van Nck infolge Reifen schadens und erlitt eine Gehirnerschütte rung und einen Schädelbruch. Am zweiten Feiertag war er noch bewußtlos, doch be steht Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten. (S. Sport und Spiel.) * Auf dem Flugplatz Aspern bei Wien blieb ein F a l l s ch i r in k ü n st l e r , der sich von einem Flugzeug abstürzcn wollte, an diesem bangen. Er konnte sich wieder frcimachcn und eine ziemlich harte Landung ausführcn. Der Flieger stürzte ab und wurde lebens gefährlich verletzt. (S. Sport und Spiel.) Die Weltlage im Gsten und pariser Geld. Die Welt stand während der Dstertage unter friedlichen Zeichen. Nur aus A lbanicn brachte der Draht Nachrichten über Kämpfe zwischen den Albanesen und „epirotischen Truppen", Diese Bezeichnung fällt einigermaßen auf; denn bis jetzt war cs nur üblich, von den epirotischen Aus ständischen zu reden. Daß Truppen gegen dec Albanesen im Felde stehen, ist allerdings richtig:. es handelt sieb aber nm g r i e chi sch c Truppen, die von rechtswegen bei den Epiroten nichts mehr zu suchen haben. Leider bestätigt die in Wien überreichte Gcgennote Rußlands, Eng lands und Frankreichs die Absicht des Dreiver bandes, Griechenland gute Dienste zu leisten. Es geschieht dies durch die Forderung, den Epiroten müßten von der albanischen Regierung „sprachliche und religiöse Rechte" zugcsichcrt wer ben, und damit nicht genug, soll auch die von I Griechenland verlangte Grenzregelung im Süden I Kunst un- Wissenschaft. Leipzig. 14. April. Neues Theater. Als Bajazzo ging Herr Kammer länger Anton Bürger von uns und kehrte als Tannhäuser zurück. Als solcher unternahm er es, die „allerjchunerigjlc dramatische Sängcraufgabc" zu losen. Es gelang ihm dies als Darsteller weit besser denn als länger. Der mit reichem Beifall be dachte East erwies sich auch diesmal als ein intelli genter Künstler, per in darstellerischer Hinsicht mit einer psychologisch fein durchdachten Leistung auf wartete. In selten anzutrcffcndcr Weise verstand er es, sich in den Eharakrer Tannhäusers mit seinem jähen Wechsel der Empfindungen hineinzulcbcn und Entzücken wie tiefe Zerknirschung in realistischem Spiel mit seinen teilweis erschütternden Momenten -um Ausdruck zu bringen. Jederzeit nahm er regen Anteil an allem, was um ihn vorging, wußte seine Eesten mit der Musik in schöne Uebcrcinstimmung zu bringen, bediente sich auch eines lebhaften Mienen lind Augenspicls. Nur schade, daß durch den Kcsang ein gut Teil der Wirkungskraft verloren ging. To hohe Anerkennung auch dvr ausgezeichneten Dekla mation und Textbchandlung gebührt, ein so wohl- töncpdes Piano ihm auch zu Eebote steht, so wenig schön klingt doch das Forte seiner nicht genügend modulationsfähigen Stimme. Der nicht mühelos genug ansprechenden Höhe fehlt es an Glanz, Klang fülle und voller Resonanz, ein Mangel, der trotz aller sonstigen Vorzüge dach so sehr ins Gewicht fällt, daß der Künstler als Heldcntenor für unsere Bühne nicht ernstlich in Frage kommen kann. Curt lloimuuu. „Wie einst im Mai." Posse mit Gesang und Tanz in vier Bildern von R. Bcrnauer und R. Schon zcr. Musik von W. Kollo und W. B r c t s ch n c i d e r. So erschien denn am Osteisonn- tag im Alten Theater eine leibhaftige Posse mit Gesang und Tanz. Und zwar eine kräftige, echte, lebensprühende Theaterpossc! Dieses derb und gerade hingestellte Stück, in dem vor allem spielbare Rollen sind, steht bedeutend über den geistreichelnd- langweiligen Lustspielen mit literarischer Gebärde, die wir in letzter Zeit nicht selt-n sahen: — man denke nur an „Das europäische Konzert" —. steht auch über den meisten heute bräuchlichcn Schwank fabrikationen mit ihrer gewaltsamen Situations komik oder ihrer absichtlichen Frivolität. Es handelt sich im Grunde um eine Fortsetzung der Berliner Posse und des Volksstückcs, wie cs durch den Namen L'Arronge besonders bezeichnet ist, nur daß hier der Lust ain Modchistorischen zugleich Genüge getan wird. Die Gestalten selbst dabcn fast durchweg ihre Vorbilder, der brave Schlosscrlehr- ling, der schließlich Kommerzienrat und in den Adel erhoben wird, ebenso wie die Tnpen des ausstcrben- I Albaniens „in wohlwollende Erwägung" gezogen werden. Das bedeutet natürlich nichts anderes, als eine Verschleppung der von dem Fürsten Wil helm mit Recht geforderten sofortigen Räumung Albaniens von griechischen Truppen, und ist eine Unfreundlichkeit, die dem neuen Herrscher zu denken geben wird. In Berlin scheint man diese Erschwerung indes nicht sehr ernst zu neh men. Die „Nordd. Allgcm. Ztg." schreibt in ihrer Wochcnrundschan sehr zuversichtlich: „Die Mitteilung Englands, Frankreichs und Rußlands über die Beantwortung der griechi schen Note hat sich mit einem Vorschlag von Dreibundmächtcn gekreuzt, der auf rasche Räumung Südalbanicns durch die grie chischen Truppen abzielt. Zwisclscn den Regie rungen findet ein Meinungsaustausch über die Vorschläge statt. Diese sind so gefaßt, daß eine Einigung aller Großmächte für die in Athen abzugcbcndcn Erklärungen sich unschwer wird erreichen lassen." — Wie man weiß, stellt die „Nordd. Allgcm. Ztg." in ihrer Wochcnrundschan die Dinge etwas gewohnheitsmäßig in ein freundliches Licht, da aber im Augenblick kein Grund ist, ihre gute Meinung anzuzwcifcln, wünschen wir, daß sic recht behalten möge. Als ein weiteres günstiges Anzeichen kann der Abschluß der großen türkischen An leihe in Paris gellen. Es handelt sich um die Kleinigkeit von 800 Millionen Franken! Die Türkei hat sich nicht nur dazu verstehen müssen, Frankreich eine lange Reihe wertvollster Kon Zessionen in Kleinasien und «yricn zu bewilligen, sondern mußte auch für den Hanptbctrag der Anleihe die Verpflichtung übernehmen, nicht den kleinsten Brnchreil davon auf die Vorbereitung eines Angriffes gegen einen fremden Staat zu verwenden. Grundsätzlich betrachtet, erscheint ge rade diese Bedingung für einen Staat recht drückend; praktisch aber fällt sic zugunsten der Aufrechterhaltung des Friedens in die Wag schale und wird oeshalb auch außerhalb Frank reichs den Beifall der Geschäftswelt stktden, die eines neuen wirtschaftlichen Aufschwunges harrt. Für-die iveitcrc Aufhellung des internationalen Horizontes kommt aber die neue türkische Anleihe deshalb in Betracht, weil sie die Politik Frank reichs in friedlicher Richtung beeinflußt. Denn eine Summe von 800 Millionen Franken ist selbst für das reiche Frankreich unter den heu tigen Verhältnissen ein Wagnis. Müssen doch die Franzosen selbst mehr als eine Milliarde Franken sür ihre letzte Heercsvcrstärkung aus geben, und dazu kommen noch die beträchtlichen Anforderungen, die Griechenland, Serbien und Bulgarien sowie Mexiko an den Pariser Kapital ¬ markt teils schon gestellt, teils demnächst stellen werden. Alle diese Anleihen zusammen be deuten einen Faktor, der dem Quai d'Qrsay die Befolgung einer Polini der Friedensstörung aus dem Grunde erschwert, weil der starke Ab sluß französischen Kapitals in das Ausland die unmittelbare finanzielle Kriegsbereitschaft Frank rcichs nicht unerheblich vermindern Unter die sem Gesichtspunkt darf die jetzige Pariser An- lcihepolitik als ein Anzeichen dafür beurteilt werden, daß die internationale Lage in der nächsten Zukunft wohl ein freundlicheres Aus setzen ertzaltcn wird. Vor übertriebener Vcr tranensfeligkeit aber sollte man sich trotzdem tzüten; denn es ist wiederum französisches Ka piial, das die Balkanstaatcn demnächst instand setzen wird, ihre. Kriegsbereitschaft von neuem hcrzustellen. Der Türkei bindet man die Hände, den Balkanstaatcn aber nicht. 32. Jahreshauptversammlung -es Lan-esverbanües -er Deutschen Gewerkverelne (H.-V.) im Königreich Sachsen. sVon unserem Riesaer Mitarbeiters li. Riesa, 12./13. April. Die Jahreshauptversammlung bcs Landcsvcrban- des der Deutschen Gewerkvcreine (H.-D.) im König reich Sachsen wurde am Sonntagabend mit einem Bcgrüßungsabcnd im Hotel Kronprinz ein geleitet. Bezirksleitcr Sauer, Leipzig, beleuchtete in einem Vortrage die Bestrebungen der Gewerk vereine. Er führte aus. daß die deutschen Arbeiter Organisationen sich heute mehr und mehr dem von den deutschen Eewerkvercincn vertretenen Grundsatz der S c l bst h i l f c nähern. Auch die in der sozialen Vekstcherungsgesetzgebung bestehende Staat » hiIsc umfasse Einrichtungen, die sich zuerst die Gewcrt- ocreinc geschaffen hotten. Daß der Forderung der shewerkoercine nach gegenseitiger Verständigung zwischen Arbeitnehmern und Arbeit gebern immer mehr Rechnung getragen werde, zeige die Tatsache, daß der Tarif gcdankeFort schritte mache. Die Gewerkvercine lehnten cs ab, den Klassenkamps zu schüren, sie stünden aus dem Boden der heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung, verlangten aber die Gleichberechtigung aller «Staats bürger. Die Bestrebungen auf Beschränkung der Koalitionsfreiheit begegneten bet ihnen schärfstem Wider st and c. Sie seien für eine Arbeitslosenversicherung in großem Umfange, sür Schaffung eines A r b c i t e r r c ch t c s und für die Förderung der geistigen Bildung des Ar beiters. Das Schlußwort des Abends sprach Bezirks leiter Berndt, Dresden. . Die Jahreshauptversammlung begann am Montagvormittag 11 Uhr iin Hotel „Kron prrnz". Vertreten waren 7 Ortsvcrbändc und 26 Ortsvercine durch :>:, Abgeordnete. Generalsekretär Pothafs, Berlin, begrüßte die Versammlung namens des Zcntralocrbändes. Zum Vorsitzenden des Pcrbandstogcs wurde Maqordt, Schmölln, gewählt. Dem hieraus vvm Vorstände erstatteten Jahres bericht ist zu entnehmen, daß der Vorstand sich der Aufgabe, die s oz i a l e n W a h l e n in Sachsen durch zuführcn, sich durch energische Arbeit mit ziemlich gutem Erfolge unterzogen hat. Im Berichtsjahre haben die Mitgliedschaft erworben die Ortsvcrbändc Chemnitz und Döbeln und der Obcrerzgebirgische Lrtsverband, sowie die Ortsvercine der Textilarbeiter Plauen, der Brauer Dresden, der Schncit-er Leipzig, der Fabrik und Handarbeiter Leipzig, der Holz arbciter Gößnitz und der Maschinenbauer Plaucu. Aus der dem Jahresbericht bcigcsügten Statistik geht hervor, daß der wirtschaftliche Tiefstand des verflossenen Jahres, der sich hauptsächlich in der Metallindustrie bemerkbar machte, auch auf die Ent Wickelung der Gcwcrkvcrcine nicht ohne Einfluß ge blieben ist; cs ist ein Verlust von 66 Mitglied».rn zu verzeichnen, trotz ö90 erfolgter Neuaufnahmen. Die Mitglicdcrzahl der Deutschen Gewerkvereine iin Königreich Sachsen betrug am 31. Dezember 1913 43-17 gegen 4413 am 1. Januar 1913. An der vom Landesverband geführten Statistik beteiligten sich von 22 Ortsoerbänden 20, die 106 Ortsvercine umfassen. Ain 1. Januar 191.", hatten diese 4624 Mitglieder, am 31. Dezember 1913 4600. Auch hier ist eine Abnahme non 24 Mitgliedern zu verzeichnen. Iugendabtcilun- gen wurden 8 unterhalten mit insgesamt 190 Mit gliedern. Ocsfcntlichc Ehrenämter wurden von öl Mitgliedern bekleidet. An den Gcwcrbcgcrichts wählen beteiligten sich ö Ortsvcrbändc, 4 mit Erfolg: 16 Ortsverbände haben sich an den Krankenkassen wahlen beteiligt, außerdem noch die Ortsvercine in Mittweida und Riesa. Bei den Ortskrankenkassen entfallen ö6, bei den Bctricbskrankcntassen 22 Ver kreier auf die Gewerkvercinc. Der Kassen abschluß verzeichnet bei einer Einnahme von 403,93 <t und einer Ausgabe von 397,30 4t einen Bestand von 6,l:> ck, die Vermögcnsübcrsicht einen Bestand von 87 ü. ' In der Debatte über den Jahresbericht teilte Bc- zirtslciter Berndt. Dresden, mit, daß sich die Mit glieder in den Gewerknereinen von 66 aus 29 vermin dcrt hätten. Jin abgelaufcncn Quartal 1914 sei dir Mitgliederabnahmc bereits überwunden worden, und es sei wieder eine Zunahme zu verzeichnen. Jahres und Kassenbericht werden einstimmig sür richtig be funden. Sodann berichtete derselbe Redner über die Wahlen der Vcrsichcrtcnncrtrcter auf den Adelsgeschlech-tcs. Aber was man auch gegen dieses Stück sagen könnte — besonders das vierte Bild bietet Angriffspunkte —, cs ist darin eine so uncrzwungcnc Fröhlichkeit, die auf den Zuschauer überströmt, daß man den Autoren nicht böse werden kann. Dazu kommt eine sehr gefällige Musik. Eilt Zusatz Rührseligkeit ist natürlich in einem solchen Stück selbstverständlich, und wenn er im dritten Bild etwas reichlich ausfiel, so wollen wir auch hier nicht zürnen. Zumal da die Szene, da die einst Liebenden sich als Großmutter und Großvater nach fünfzig Jahren an der Stätte ihrer Jugend ivicdcrfinden, durch das vorzügliche Spiel von Frau Rcttn und Emerich Reimers veredelt wurde! Es ist nicht möglich, hier die Handlung zu er zählen. Wir sehen Generationen wechseln. Und der brave Methusalem, der iin ersten Bilde ein blühender Jüngling ist, erscheint im letzten als ein uralter Lcbegreis, der im Stehen schläft und zum letzten Male heiratet. Dazwischen spielt ein ewiger Erb- schaftsprozeß, der durch eine späte Generation glück lich gelöst wird. Die Menschen wechseln in diesem Stücke, aber die Lebenslust bleibt, und die von 1913 stehen denen non 1838 nicht nach. Und um die Hand lung ranken sich eine Menge toller Einfälle. Dazu wurde das liebenswürdige Stück in einer glänzenden Darstellung gegeben, für die an erster Stelle der Regisseur Carl Huth bedankt sei. Dio verscküedenen Bilder mit ihren Gestalten und Kostümen waren wundervoll lebendig. Und dann die Darstellung: Frida Retty ebenso trefflich als sprühend frischer Backfisch wie als stille, schöne Großmutter: ausgezeichnet auch Mamclock in den vier verschiedene« Altersepochcn; ferner Emerich Reimers, ursprünglich und keck als jungex Bursch. überraschte als großväterlicher Kommerzienrat durch eine sehr feine Charakteri sierung. Marie Dalldorf erfreute wieder ein mal durch ihren prächtigen gesunden Humor. Von den . übrigen seien die gespreizte Erzieherin non Emma Grodona, Frau Huth als fesche Wienerin, Adolf Winds jun., der besonders im zweiten Bilde eine liebenswürdige Komik ent faltete, Julius Karsten, Wilhelm Hell mut b B r ä m und W. Engst mit Lob genannt. Das Publikum nahm die Posse und insbesondere die cinzelncn, ihrer Wirkung sicheren Schlager mit jubelndem, nicht endcnwollendem Beifall auf. Das Stadttheater hat sein Zugstück gefunden. Or. hrieckni b 8ebrt.>ek». Neues Operettentheater. Earl Millöckers vor nunmehr 32 Jahren entstandenen „Bettel st u d e n t" batte man wieder heroorgesucht und einer Neueinstudierung unterzogen. Und man tat reckt daran. Denn das ausverkaufte Haus folgte nicht nur den Vorgängen auf der Bühne mit viel Interesse, sichtlich erfreute es sich auch an dieser lcickstcn prickelnden Musik, die sich non aller süßlichen Sentimentalität sernbält, daiür aber durch gefällige Melodik, hübsche Chöre und reizvolle Ensemblejätzc ausgezeichnet ist, jederzeit auch in einem feilt iiistru mentalen Gewände erscheint. Odcrregijseur Joses Groß künstlerisch geschmackvolles Empfinden bc währte sich auch diesmal bei der Inszenierung und Aufstellung der Bühnenbilder sowie bei der lebens vollen Bewegung der Massen. Immer hatte man den Eindruck, so gerade und nicht anders dürfe es sein. Nicht wenig zum guten Gelingen des Ganzen trug aber auch Kapellmeister Otto Findcijcn bei. Wie immer leitete er auch diesmal mit sicherer Hand des Orchester, hielt zwischen diesem und der Bühne auf rechten Konnex, ließ allen Feinheiten und Schönheiten der Partitur volle Gerechtigkeit wider fahren und war neben einer exakten strafsen Aus führung des rhnthmischen Teiles jederzeit aus eine dynamisch fein ausgcarbcitetc Wiedergabe bedacht. Daß er zudem, sobald die Smgstimmen hinzutratcn, alles sehr dezent spielen ließ, kam der Deutlichkeit und dem Verständnis des Gesangs gor wohl zu statten. Ganz prachtvoll war M Rößncr dispo niert, die als reizende, hohcitsoolle Komtesse Laura auch im Dialog wärmere Töne als sonst anzuschlagcn wußte. Echt uns natürlich in ihrem Empfinden, ein wahrer Ausbund von Ucbcrmut war M. Seu berts Bronislawa, die bei aller Naivität doch gar bald weiß, was cs um die Liebe sei und ichließlicy beglückt dem Pseudostudentcn und Sekretär, aufs trefflichste durch L. Heine vertreten, in die Arme fällt. Mit besonderem Lob sei auch Walter Graves, des Vertreters der Titclpartie, gedacht, der gesang lich recht Gutes leistete und auch darstellerisch eine durchaus lebensvolle Figur abgab. Eine ganz präch tige Leistung bot R. Haas als Oberst Ollendorf, und eine köstliche Type stellte H. Claus als sächsi scher Invalide Enterich in die Szene. Auss beste fand sich E- Navarra mit der Rolle der im glän zenden Elend lebenden Gräfin Nowalska ab, auch machte A. Plühn dem Musikgrafen non Krakau alle Ehre. Wiederholt wurden die Hauptdarsteller mit Obcrregisseur Groß, dieser vom Publikum besonders lebhaft begrüßt, vor die Rampe gerufen. <7. hl. * „Mister Wu." Unser Berliner Schauspiel referent schreibt in Ergänzung seines Drahtberichts: Während der Premiere in dem Theater in der König grätzer Straße debattierten die Auguren, ob das Chincsciistück der Herren Vernon und Owen Zug kraft auf die große Masse ausüben werde. Ueder die literarischen Eigenschaften von „Mister Wu" konnte eine Meinungsverschiedenheit nicht herrschen. Der eine erinnerte an Hartledcns Ausspruch: „Jetzt will ich ein Stück schreiben, das so dumm sein soll, daß ich Millionär werden muß!" Man anerkannte ein wütig: Es ist in dem anglo-chinesiichen Schauspiel alles vorhanden, was zieht. Eine fürchterliche Spannung, wie in den Räubergeschichten non Karl May. eine grausam schöne Romanfprache aus ver gangenem Jahrhundert, Rcvolner und Erotik, Bom benrollen uno Chinesen, orientalische Ausstattung und „Mußte". Auch wußte man, daß die für kind lichc Geschmacklosigkeiten sehr empfänglichen Lon doner dein „Mister Wu" einen doppelten Saison crsolg besckccrt holten, und, den deutschen Stolz dämpfend, dachte man an den Berliner Voltsjubel bei den albernsten Possen der Thaliathcaterjirmo. Nur: dieser Chincsenunsinn ist leider nicht lustig, und dos Haus, wo er mit ernstem Aufwand seilgeboten wird, war sonst den Drame.r Shakespeares, Ibsens und Strindbergs eiugeräunn. Es kommt so viel auf das rechte Publikum für das unreckte Stück an! Was in der Königgrätzer Straße begeistert applaudierte, das war doch nur eine bescheidene Minorität. Die meisten Zuschauer schwiegen bcsckömi; einige fanden es der Mühe weit, zu zischen. Uebrigrns: aus der Siluationserfindung der Herren Vernon und Owen hätten Leute von Geschmack schon etwas Brauchbares machen können! Ein alter chinesischer Mandarine hat eine moderne Art von Blutracke erfunden. Er ertapp! seine Tochter mit dem Sohn des englischen Kaufherrn. Die Tochter tötet er zwar nach allein Brauch und Herkommen, den Verführer indessen nimmt er vorläufig nur gelangen, und er verspricht ihm die Freiheit, sobald die Vergeltung gelungen sein werde Der Chinese bat offenbar die Bibel studiert. Nach dem Worte ..Äug' um Auge, Zahn um Zahn" lockt er die noch blühende Mutter des Jüng lings in sein mystisches Teehaus, und stellt sie hinter verschlossenen Türen vor die Wahl: die weibliche Chrc zu opfern oder den Sohn sterben zu sehen Aus jede Spur von psychologischer Aufschließung des gelben llugchsucrs verzichteten die Autoren. Die „große Szene' wurde für nicht ganz verrohte Zu schauer nur durch das bewegte Mienenspiel der gc folterten Frau lHelene F c h d in e rs und durch Karl Meinhardts niituojes Mandarinentum erträg lich Auck» der Schauspielerin Daisy Orska sei gc dacht, die die verliebte kleine Chinesin, einen flachen Abklatsch der melodischen Buttersly, anmutig zirpte. Die Herren Dichter batten böse gearbeitet. Daß der einoesperrtcn Frau durchs hohe Fenster ein hilf reiches Gistpulverchen zuflicgt, und der schändliche Chincsc sodann die unrechte Teetasse lecrtrinkt und tot umfällt. war noch lange nicht das schlechteste dieser „dramatischen Kunst". Da werden „bei Seite" ge sprochene Worte ausgefanaen, da sieht man chinesische Horcher bei den geheimen Beratungen der Eng ländcr, da wird mit einer Schußwaffe Hokuspokus gespielt. Das Theater, das dieses Drama ausführtc, segelte im Kielwasser des Kicntopps kl. K. * Mob. da» neueste Schauspiel Ealrvorthy», das dieser Tage in Manchester init großem Erfolge» aufgcführt wurde, gelangt am 20. d M auch in London zur Aufführung. Anfang Mai wird „Mob" durch den Bühncnvertrieb des Berliner Tbcaterverlages auch den deutschen Bühnen Zugang lich gemacht werden.
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