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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140417010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914041701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914041701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-17
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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daß die Uebermalung lange vorhalten werde. Jetzt sind wir im Jahre 1914. Wollen wir mit den Jahrhundertfeiern fröhlich weiterfahren'? Am 1. November 1814 wurde der Wiener Kongreß eröffnet. Haben wir Grund, dieser von Metter nich geleiteten, in hohlem Glanze und schwelge rischen Festen wie in eifersüchtigen Treibereien aufgehenden Diploinatenversammlung ehrend zu gedenken? Wir dächten, nein. Dann der Aus bruch Napoleons und dann Waterloo! Aller dings hier setzt noch einmal eine nationale Ge nugtuung ein über den endlichen Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft. Aver dann? Die „heilige Allianz"?! Ter „deutsche Bund"?! Tie Zeil trübseligster Enttäuschung! Lange, lange ist da nichts, was heute einen Böllerschuß wert wäre. Gewiß war es von größtem Belang für die Folgezeit, daß Preußen nach vielen Mühen die nördliche Hälfte von Sachsen und Ge biete am Rhein gewann, aber gleichzeitig mußte es Ostfriesland an das Königreich Hannover abgcben. Elsaß-Lothringen aber, das gestohlene Stück Deutschlands, blieb dank der überlegenen Künste Talleyrands bei dem niedergeworfenen Frankreich! Tie französische Fahne vom Straß burger Münster herunterzuholen, das wäre, wie Bismarck später ausricf, das rechte Werk ge wesen. Tas ist nicht eine Zeit, die wir heute irgendwie mit Festen feiern können. Und wieder ist es richtig, daß Preußen sich allerdings der neuen Provinz Sachsen mit der Fürsorge an nahm, womit es regelmäßig neue Erwerbungen bedachte, aber zur geschichtlichen Erinnerung ge hört es schließlich auch, daß der König von Preu ßen in dem Patente zur Besitznahme versicherte: „Tie ständische Verfassung werden Wir erhalten und sie der allgemeinen Verfassung anschließen, welche Wir Unseren gesamten Staaten gewähren werden." Auf die Erfüllung mußte Preußen warten, bis sie erst Mitte des Jahrhunderts durch blutige Ereignisse erzwungen wurde. Tie Ver fassung des Königreichs Sachsen ließ weniger lange auf sich warten. . . . Ja, wenn wir bitter sein wollten! Aber wozu? Uns ist es ganz und gar nicht um die Auffrischung zweckloser Betrachtungen zu" tun. Unserem Lessing ist es mit Recht zum Verdienst gerechnet worden, daß er es mit dem ersten Lust spiel, das er den Deutschen schenkte, unternahm, d.e unter den Leiden des Siebenjährigen Krieges entstandene Feindseligkeit der Sachsen gegen Preußen in gegenseitige freundliche Bewertung umzuwandeln. Von solcher Feindseligkeit weiß das sächsische Volt längst nichts mehr, und will man drüben jenseits der grünweißen Grenzpfühle nächstes Jahr Feste feiern zur Erinnerung an die Mehrung preußischen Besitzes, so wird man sich in Sachsen damit absinden. Aber wir mei nen, es könne nicht schaden, wenn wir beizeiten sagen, was wir in aller Freundschaft vom all gemein nationalen Standpunkt darüber denken. Sammlungspolitik. Von Landgerichtsdirektor F. Hettner, M. d. H. K. MU Recht hat der Führer der nationallibcralen LandtaHsfraktion im Preußischen Abgeordnetenhause, Herr Geheimrat Dr. Friedoera cs nicht für zweck dienlich erklärt, wenn jetzt mehrfach von Vertretern der nationalliberalen Partei die Frage unseres Ver hältnisses zu den Konservativen öffentlich erörtert werde. Im Anschluß daran hat er als Grundsatz aus gestellt: „Richten wir unser Verhalten so ein. daß der gemeinsame Kampf gegen die Sozialdemokrat e möglich bleibt und daß wir unsererseits nicht zur Ver chärfung der Gegensätze unter den bürgerlichen Parteien beitragen. Das ist alles, was mir im Augenblick nötig erscheint." Mit anderen Worten gibt hier Geheimrat Fried berg demselben Gedanken Ausdruck, den kürzl ch der Abgeordnete Vassermann so gekennzeichnet hat, daß wir weder konservative noch freisinnige Politik zu treiben hätten, sondern eben nationalliberale Politik. Dieser Satz ist so unbestreitbar richtig, daß man meinen sollte, er müßte von allen Seiten anerkannt werden. Aber weit gefehlt! Sowohl unsere Nach barn von rechts, als auch die von links glauben uns fortwährend Vorschriften darüber machen zu müssen, daß wrr uns mehr an sie anlehnen sollten, ja sie ge raten jedesmal m Zorn und überschütten uns mit Vorwürfen, wenn wir nicht tun, was sie wollen. Es liegt schon an sich im Wesen einer Mittelpartei, daß ihren Entschließungen von den anderen besondere Be achtung geschenkt wird, aber daß gerade gegenwärt g die anderen Parteien sich für berechtigt halten, so ganz besonders eifrig der nationallrberalen Partei Vorschriften zu machen, hat doch seine besonderen Gründe. Zunächst läßt sich nicht verschweigen, daß die öffentliche Austragung der in der nationallibcralen Partei unocrmcidlicherweise — und durchaus n cht mehr als in den anderen Parteien — bestehenden Gegensätze geradezu zu einer solchen Einmischung dritter herausfordert. Schon aus diesem Grunde muß der Beschluß des Zentraloorftandes auf Beseiti gung der Sonderorgamsationen mit Freude begrüßt werden, und ich verstehe den Widerspruch dagegen nicht. Aber doch genügt dieser Grund ke neswegs, um die heroorgehobcne Erscheinung zu erklären. D el wichtiger noch ist dtcs: Die nationalliberale Parrei hat seit ihrem starken, leider nicht unverschuldeten, Rückgänge im Ausgange der 70er Jahre noch nie wieder einen so breiten Anhang im oeut chen Volke gehabt, wie gegenwärtig. Das hat sich sowohl lei den Wahlen von 1907, als auch bei denen von 1912 gezeigt. Bei der fast gleichen Verteilung ihrer An hänger auf die verschiedensten Teile des Reiches und bei dem Umstand-, daß in den Städten und Industrie ¬ bezirken, wo sie am stärtsten ist, ihr eine besonders geschlossene Sozialdemokratie gegenübersteht, ist es ihr zwar nicht gelungen, so le.chic Wrhlersolge za erzielen, wie dem Zentrum und den Konserviliven. die überdies durch d e Wahlkreiseintcilung begünstig: werden. Aber trotz ihrer nicht besonders gcosea Mandats,zisfer ist ihr moralisches Gewicht lehr ge stiegen. Dazu kommt, d.,ß sie gegenwärt.g in allen den Fragen, in denen Zentrum und Sozialdemokratie nicht zusammengehcn, den Ausschlag zu geben hat, auf ihre Entschließung also besonders viel ankom nt. Und endlich fällt seh: stark in das Gewicht, daß beide Nachbarn, sowohl die Konservativen als auch die fortschrittliche Volkspartei, nach einer ve änderten Parteiorientierung hinörängen. Die For schritt! che Volkspartei hat das entschiedene Bestreben, n ckt ur Abhängigkeit von der Sozialdemokratie zu gera en und muß deshalb einen Anschluß an die Nat onal- liberalen suchen. Sie kann dies aber nur dann er reichen, wenn bei diesen der linke Flügel den Aus schlag gibt. Andererseits sind die Konservativen zu der Erkenntnis gekommen, daß sie sich mit ihrer Politik seit 1909 in eine Sackgasse begeben haben. Eine glatte Umkehr zum Bülowschen Block macht ihnen ihr Stolz unmöglich, so geht ihr Wunsch auf eine scharfe Scheidung zw schon oen beiden liberalen Parteien und auf eine Annäherung der National liberalen an sie. Bei einer großen Zahl von E nzel- fragen fällt dann noch ins Gewicht, daß sowohl die Konservativen als auch die Fre sinn'gen sich vor dem Volke gedeckt fühlen, wenn sie sich darauf berufen können, daß auch die Nationalliberalen mit von der Partie gewesen seien. Aus diesen Umstanden ist es also zu erklären, daß sich dce Narionalliberalen von Verden Serien um worben sehen, und daß dies rn der Form der guten Ratschlage oder gar der Vorwürfe geeicht, — wooer sich dre sogenannte unabhängige oder p.rrte.lo,e Presse vielfach am meisten hervortut, — nun, das ist nia-t weiter verwunderlich. Für uns erg.bt sich aber daraus, dag wir ruhig weiter „nationalliberale Poli tik" treiben sollen. Gewiß soll damit nicht der ge meinsame Kampf gegen die Sozialdemokratie ab gelehnt werden. Im Gegenteil. Dieser Kampf bleibt nach wie vor für jede bürgerliche Partei die Haupt aufgabe. Deshalb werden wir auch jederzeit bereit sein, wo sich ein gangbarer gemeinsamer Weg bietet, diesen zu beschreiren. Wir müssen es aber avlehnen, nur der Gemeinsamkeit wegen uns auf Wage einzu- lassen, die nach unserer Ansicht nicht zum Ziele fuh ren, ja sogar der Sozialdemokratie neue Erfolge zu verschaffen geeignet sind. Wenn wir so handeln, wer den sich gewiß Gegensätze nach rechts und links er geben, es gilt aber, wie Geheimrat Friedberg dies fordert, Labei alle Schärsen zu vermeiden. Lassen wir uns also durch alle Lockrufe nicht davon abbrrn- gen, unsere eigenen Ziele zu verfolgen. Ob wir in den letzten Jayren dabei immer die richtigen Mittel angewendet haben, das zu entscheiden ist hier nicht der Ort; das muß den Parteiinstanzen iiberlassen bleiben, die dafür sorgen werden, daß auch aus etwaigen Fehlern gelernt wird. Worauf es hier an kommt, ist, zu beweisen, daß die nationalliberale Par tei nicht etwa sich, sondern dem deutschen Volke und dem Deutschen Reiche die besten Dienste leistet, wenn sie getreu ihrer großen Tradition unbekümmert darum, ob sie damit den Beifall von rechts oder von links erhält, dem Allgemeinwohl nur nach ihrer eige nen Ueüerzeugung zu dienen bestrebt ist. Was hier für das Reich gesagt ist, gilt ganz be sonders auch für Sachsen. Hier haben wir es ja mit einer jo starken Sozialdemokratie zu tun, wie sonst kaum irgendwo in Deutschland. Dabei genügt la ein einziger Blick in die Wahlftatistik, um zu erken nen, daß keine der bürgerlichen Parteien für sich allein stack genug ist, um entfcheidcnbe Wahlerfolge bei den Reichs- oder bei den Landragswahlen gegen über der Sozialdemokratie zu erzielen. Trotzdem ist die, so oft daraus gezogene Folgerung, daß bei uns nur «ine Erneuerung des alten Kartetrs helfen könne, falsch. Einmal schloß dieses Kartell die Fortschritt liche Voltspartei vollständig aus, trieb damit also nicht unerhebliche Teile der Bevölkerung der Sozial demokratie geradezu in die Arme. Dann aber läßt sich doch auch nicht leugnen, daß die Kartellpolitik vollkommen versagst, daß sie der Sozialdemokratie zu ihrem größten Triumphe, dem von 1903, verhalfen hat. Es fohlt aber auch an der Grundlage für eine Kartellpolitik in diesem Sinne: denn sie setzt voll« Gleichberechtigung der kartellierten Parteien voraus. Diese haben aber die Konservativen den National liberalen niemals gewährt, sie sind auch selbst nicht dazu bereit. Im Gegenteil stemmen sie sich gegen deren berechtigst«: Forderungen; jo haben sie — um nur die beiden wichtigsten Beispiele anzuführen — die Volksschulreform zu Falle gebracht, jo haben sie bis jetzt eine Reform der Ersten Kammer zu verhin dern gewußt. Wenn jetzt gar der Führer der konser vativen Lairdtagsfraktion jo weit geht, zu behaupten, die nationalliberal« Partei im Reiche wie in Sach sen habe seit der Auflösung des Kartells „unter dem bekannten Losungsworte: „Der Feind steht rechts!" das Schlachtbeil gegen die Sozialdemokratie nicht nur fast völlig begraben, sondern auch in zwar nicht ausgesprochenem, aber dock; stillschweigendem Kartell mit der staatsfeindlichen Sozialdemokratie die Kampfessront nahezu allein gegen die rechtsstehenden Parteien gekehrt", so ist diese Behauptung so un geheuerlich, daß es den Nationalliberalen schon allein di« Rücksicht auf ihre eigene Würde verbietet, über ein Zusammengehen auch nur in eine Diskussion ein zutreten. Die sächsischen Konservativen hatten bis 1909 ein« Macht, wie sie einer politischen Partei sel ten gegeben ist. Sie sollten sich zu einer gerechten Würdigung der Ursachen des Verlustes dieser Macht veranlaßt sehen, nicht aber ihrem Groll einen solchen Ausdruck verleihen, wie er in dieser und in ähnlichen Aeußerungen konservativer Führer zutage getreten ist. Ein solcher Groll bildet aber ein unübersteig- liches Hindernis für eine gemeinsame Arbeit, die auch in der Politik trotz des Grundsatzes, daß für sie Stimmungen und Verstimmungen nicht maßgebend sein sollen, nur möglich ist bei gegenseitiger Achtung. Ich will nicht näher auf unser L«rhältnis zu den sächsischen Konservativen eingehen, weil ich die Mahnung des Herrn Geheimrats Friedberg be herzigen will. Ich hielt aber die vorstehenden Dar legungen für nötig, um darzutun, daß wir in Sachsen noch weniger als unsere ParteisreunLe im Reick)« Veranlassung Haden, uns von anderer Seite in unsere Politik hineinreüen zu lassen. Wir sächsischen 'Nationalliberalen sind uns unserer Pslicht, bei aller Betonung unseres liberalen Charakters den Kampf gegen die Sozialdemokratie mit vollem Nachdruck zu führen, stets bewußt ge wesen und werden in diesem Kampfe auch nicht nach lassen. Wir werden aber wie bisher, jo auch künftig diesen Kampf in der unserer Ueberzeugung ent sprechenden Weise führen, wir werden uns freuen, wenn wir dabei Bundesgenossen von rechts oder links finden und glauben, daß dies di« beste Grund lage für eine Sammlungspolitik ist. f>oliMeke UebersieM Kaiserbrief und Erzbergerpiesse. 1>. Die amtliche Aufklärung über den angeblichen Inhalt des vom Kaiser an die Landgräsln von Hegen gerichteten Brie<es hat bei einem Teil der Zentrums presse, besonders bei den dem Abgeordneteil Erz berger nahestehenden Organen, eine äußerst jlepu.che Aufnahme gefunden. Offenbar ist es die,« eigen artige Haltung, die einflußreiche Kreise ter katho lischen Kirche veranlaßte, den beteiligten Zentrums blättern einen Wink mit dem Zaunpfahl zu geben. Es geschah in der Weise, daß ein katholischer Gecst- licher, der den Brief des Kaisers an die Landgräfin von Hessen gelesen bat, in dein Wiesbadener Zen trumsblatte, der ..Rheinischen Dolksztg", die Mit teilung veröffentlichte: die angeblichen Aeußerungen des Kaisers über den Katholizismus wären tn dem Briefe nicht enthalten, und es sei darum die Pflicht der katholischen Presse, das öffentlich j-estzustel len. Diesem Winke mit dem Zaun pfahl kommt nunmehr auch das Stuttgarter Erz bergerblatt sdas „Deutsche Dolksblatt") nach, das noch am 9. April versucht hatte, die amtliche Er klärung, der Kaiserbrief habe keinerlei Ausspruch irgendwelcher Art über den katholischen Glauben entlzalten, anzuzwei.cln. Wurde doch damals vom „D. Volksblatt" nicht nur eingewanot: es sei lucht recht einzusehen, was für einen Zweck dann der Kaiserbnef gehabt haben sollte, sondern auch die folgende Frage aufgeworfen: „Warum haben d'e „Nordd. Allg. Ztg." und die Regierung ein ganzes Jahrzehnt hin durch geschwiegen, bis sie sich zu dem Dementi vom b. April 191 l aufrassten? Der an gebliche Inhalt des Kaiserbriefes ist ja nicht zetzt erst bekannt geworden, sondern er ist vor mc n - bestens zehn Jahren schon durch dre Presse gegangen und wurde damals selbst verständlich lebhaft erörtert. Aber orc „Nordd. Allg. Ztg." schwieg darüber, und die Regierung schwieg ebenfalls. Angenommen, die Mitteilungen über den Inhalt des Kaiserbriefcs 'irren wirklich falsch gewesen: war es dann nicht Pflicht und Schuldigkeit der Regierung, sofort in einer amt lichen Kundgebung ein Dementi zu geben?" Aufmerksame Leser der deutschen Presse, die sich auf ihr Gedächtnis einigermaßen verlassen können, erinnern sich nicht, daß der angebliche Inhal: des Kaiserbriefcs vor mindestens.zehn Jahren schon durch die Presse gegangen und damals lebhaft erörtert worden sei. Stellt das Stuttgarter Zentrumsvlatt die entgegengesetzte Behauptung auf, dann hat es um so mehr die Pflicht, bestimmte Angaben über Zeit und Ort jener angeblichen Ver öffentlichung zu machen, als seine Behauptung daraus berechnet war, die Richtigkeit der amtlichen Er klärung anzuzweifeln. Demselben Zwecke diente die weitere Frage des „D- Dolksblattes": „Warum vcröfs.'ntl cht die „Nordd. Allg. Ztg " nicht den Wortlaut des Briefes, der doch dem Reichskanzler vorliegl? Das wäre sicherlich das beste und wirksamste Mittel, um den Nachweis zu liefern, daß der Brief, wie die „Nordd. Allg. Ztg." sagt, nicht den Inhalt habe, wie er behauptet wird." Solange noch vor Privatbricfen die Ackstung bc wahrt wird, die in Deutschland bisher als selbstver ständlich gegolten hat, muß diese Forderung gründ sätzlich zurückgewiesen werden. Das „D. Dolksblatt" selbst kann sie jetzt nicht mehr aufrechterhalten, denn es hat die oben erwähnte Mitteilung des Wies badener Zentrumsblattes am 11. d. M. mit der nach stehenden Auslastung begleitet: „Wir haben schon früher betont, daß niemand sich mehr und aufrichtiger freuen würde, wenn der Kaiserbrief nicht die angeblichen Aeußerungen über den Katholizismus enthalten würde, als gerade die deutschen Katholiken. Nachdem das nun in dem Wiesbadner Zentrumsblatt von einer Seite, die den Brief gelesen hat, festgestellt wird, geben wir unserer aufrichtigen Freude über diese Tatsache Ausdruck." Die Freude des „D. Dolksblattes" wäre „reiner", wenn sie sich schon angesichts der amtlichen Erklärung über t«n Kaiserbrief geäußert hätte und nicht erst durch das Bestreben, die Richtigkeit dieser Erklärung anzuzweifeln, unterdrückt worden wäre! Vie „Verschleppung" ües Keichstheater- gesetzes. Tie Tagung der Deutschen Bühnengenosscn- schäft, das Parlament der Schauspieler, hat sich mit einem Anträge beschäftigt, der dahin ging, durch Veranstaltungen gegen die Verschleppung alle» und »alle zum das saust reist be- die men ,itte PZ'g lann auch die isten hen, teil, sen" aren die Nan :ung L. llon» ndet alle inen iger ahrt sek und ) pr ieme clten tatt- c im bend Jl- Der- sswer Herr über »ber- nach des lung e r- ig- des z ab. ittag lach- met. berg rd- hier ldem rgen ange nns, acht; klich. nicht en- von und he- eichc bers dem ratze sinn ner- eine Wt. mnd erbe ben- tter gen, da- las- eck- in- Er . n d weck fsche b-r- hren cken ölkl. bene rlich licht chcn sind rrcn auf tagÄ rber um» Uhr ebel rrn» chai> Ute. ten. neu »nq n»- !en- s Morgen - Ausgabe Gr Vorort» »urch unser« r»0a« » » uaS Sprottrur« »mal tSgll» Ine haue »«drachtr monatll» >2» m.. »lrrirllahrllch L.7S m vrl 0«r SrlchaftegrU«. unsrr« Mairn unü ftuopadrlirUra ab,»hott: monollt<h i M.,otrrt»uahr»t<h r m. vnrch dir Poft: tnnrrhald vruts<hlan»e un» 0,r Srutschrn »olontr«, «onatllch 1^0 M., olrrtrliährll» 4.L» M. auolGUrßU» poNdrgrU,«!». vo» trtpzigrrTo,»blatt rrlcbrint wrrkta,» »mal,Sonn- u. Zrlrrtog» »mal. 2» Lrlpzl,, -rn Na<hdar»rtrr. und »rn Grtrn mtt «Igrnrn Zlllalrn wlr» »l, ftd«a»oue,ad» noch am ftdra» ür» «rschrlnen» N:e hau» grlirfrrt. Srrllnrr Nrüoktion: 2n»rnZrllrn >7. Zernlprr<b-Nns<b>uft: Moabit Nr. »»7. /tnrksbiackt des Rockes rurd des pokrerrrrrrtes der Stcrdk Leipzig ttrdakUon und SrschüfteNrUri ?obanut»,ols» Ur.», e Zrratprrcb-NnlcbluH Nr. «002. 14-0Z an» 1400«. ISS. Jahrgang >0» lalrrat« an» tr>pz>, an» Umgrbang »I« /lUArigenprelse. ,,po,t>grpr«tt,r,l,rLp«. »i«n,klamr„n»,m., von oueworl» 1« Pf. Nrklamrn i.ro M. hlrin, Nnz««,ra »lrprtltzrlle nur 20p» b wlrdrrhol.Nad Insrralr oon Sckororn lm omrl>»ea4ril dl» petlt- z«>l» r» Pt. S»sa><ttt»an,rigrn mtt playoorlckttttt >m prrttr rrbdkt. Nadatt Larlk. Vrilagro S«lamtaufl.»M 0o»4aulrn0 au»lck»l poNerduhr. ^nzrigra-Nanobm» 7ohana,»gos-r«. dri samtUckra tiliaicn or» Lripzlgr» To,rdlalt«e und aUrn änaon<en-Lxpr0lNonrn »re 2n- un» ttusl^aSr». SrlGaflearU, für Vrrlln n. »lr pr. 0raa>>«ndurg virrktionwattrr ZU»,»!, Srrlln v Marnarrtbrnttraft» 6. Zrrnspr ck>» hns^hlutz: LliNow 4»7i. Nr. 1S2. /rrlwg, den 17. Spell. 1S14. Vas wichtigste. * Der frühere antisemitische Reichstagsabg. Ahlwardt ist in Leipzig an den Folgen eines Unfalls gestorben. (S. Dtschs. Reich.) * Ter Evangelisch-soziale Kon greß ist in Nürnberg zu seiner 25. Ta gung zusammengetreten. (S. Ber.) * Das Schlußprototoll über die Kame runer G re n z v e r ine s > u u g ist unterzeich net worden. (S. Kol.) * Der Zar wirb un Herbst in Bukarest einen Besuch abstatten. (S. Ausland.) * Der Angriff der Aufständischen auf Kv- ritza ist fehlgeschlagen. (S. Ausland.) * Nach amtlichen Tepeschen hat Huerta so gut wie zugesagt, den Salut für die amerikanische Flagge abzufeuern. (S. Pol. Nebers.) * InBombay ereigneten sich in den letzten 24 Stunden vier weitere Baumwoll brände. (S. Nachr. v. Tage.) * Durch ein Großfeuer wurden in der Grube „Trieu Kaisin" bei Charleroi Maschinen im Werte von einer Million Mark zerstört. (S. Nachr. v. Tage.) preufiksihe Zejke. Leipzig, 16. April H Wie dieser Tage berichtet wurde, sollen rm nächsten Jahre in Halle, Merseburg und anderen Orten der Provinz Sachsen Feste ge feiert werden zum Andenken an die Vereinigung dieses Teiles von Sachsen mit Preußen vor hundert Jahren. In Merseburg plant man eine besondere Feier, zu der man das Kaiserpaar einzuladen gedenkt. Als hier im vergangenen Jahre die Jahr hundertfeier der Leipziger Schlamt begangen und das Völkerschlachtdenkmal in Gegenwart des Kaisers, des Königs von Sachsen, der deutschen Fürsten und Vertreter der freien Städte wie der vom Auslände gekommenen Würdenträger eiugeweiht wurde, war die Genugluung über das große Gepräge des Festes allgemein, dem Könige von Sachsen wurde es aber besonders gedankt, daß er der nationalen Bedeutung der geschichtlichen Erinnerung freimütig gerecht wurde, obwohl diese Erinnerung verbunden ist mit dem schmerzlichen Gedenken an das Un- g ück eines Vor.azren und an Gesüiehni se, die jur Sachsen, sein Volk und sein Heer bitterster Art waren. Jene Vergangenheit iauu dem na tionalen Sinn der Sachsen heute nichts mehr an haben; sie ist überwunden durch deu Gewinn der Reichseinheit, die Freude am gemeinsamen großen Vaterland« und die gedeihtiche Entwick- iuug des Sachsenlandcs. Aber eben weil dem so ist, sprechen wir es offen aus, daß uns jene Nach richt von den festlichen Plänen zur Erinnerung an die Erwerbung der ehemaligen sächsischen Landesteiie nicht gefallen will. Nicht weil plötz lich eine partikularistische Empfindsamkeit in uns rege geworden wäre. Nein, aus nationalen Gründen halten wrr dieses Festefeiern zu Ehren geschichtlicher Tatsachen, die Preußens Besitz ver mehrten, den Besitz des Königreiches Sachsen um drei Fünftel verminderten, für unangebracht, ja Ar schädlich. Wir meinen, im einigen Deutschen - Reiche wäre es denn doch eine etwas eigentümlich« Süjche, wenn die Einzelstaaten dazu übergingen, an der Hand des historischen Kalenders aus der Vergangenheit Anlässe zu Freudenfesten hcraus- zusstchen, die notwendigerweise zwiespältige Emp findungen auslösen müssen. Was könnten wir da nichz alles erleben! Wir meinen, cs sei besser, wen»i jeder Staat, mag sein Stolz aus diese oder jene Gebielsvergrößerung noch so berech tigt sein, vorzichcn würde, diese Erinnerung still jinzunehmen. Tenn wenn der Dichter recht hat, zaß der Frömmste nicht in Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbar nicht ge stillt, s, ist es gewiß auch eine Lebenswahrhcit, wenn ßir untereinander, da wir doch alle seit me.x als vierzig Jahren Gott sei Dank zu einem Reiche verbunden sind, erst recht das ^meidw, was den guten Nachbar nicht zur Mltfreuie einladen kann. lleblxhaupt das Aestefeiern. Wir haben schon letztes >ahr mehrsach mit Mißvergnügen be- nbachte7 wie man sich im Uebereiser da und dort ester Aufmachung befleißigte, die der ge- schichtlchen Wahrheit Gewalt antat. La wurde manchmal das große Zeitbild, auf das unser deulscl-s Volk und Preußen insbesondere wahr haftig stolz sein können, mit Prunkfarben aus dem yzantinischen Kasten so übermalt, daß es »chieruendete und dem Auge der Gerechten wehe b" Festschmuck läuft mancherlei bunter Landgüter, und es war nicht zu befürchten,
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