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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140420022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-20
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. l98. Nvenü-Nusgavr. TsATt>tüÜ. Montag. 20. llprtl 1914. runden der sreuzoilsche» Presse ersehen könne», die mit ausgesprochenem Missbehagen die Bedeutung der Prinzenreisc kommentierlc. Nun rst es richtig, die Prinzenfahrt nach Südamerika war ursprünglich als private Veranstaltung gedacht, aber bei der Natur der Dinge war es aus die Dauer einfach nicht zu ver hindern, daß die Besuchssahrt des Bruders des Deut ichen Kaisers einen mehr und mehr offiüellen An strich bekam und sich endlich zu einem hochpolitischen Ereignis auswua>s. Gerade die l>egeisterteir und feierlichen Empfange seitens der Negierungen und Bevölkerungen der lateinischen Republiken Süd amcrikas haken es ja ,zuwege gebracht, das; man im Prinzen Heinrich weniger den Privatmann als vor nchmlich den Sendboten des grossen und machtvollen Deutschen Reiches ehrte So ist cs immerhin .zu ver stehen, das, die Franzosen ob des glanzvollen Aus sallcs der Prinzenreisc einige Beklemmungen ver spüren, denn man darf nicht anher acht lassen, dass die südamerikanischca Republiken auf dem besten Wege sind, auch ein Wörtlein in der Weltpolitik mit reden zu können. Argentinien, Chile, Brasilien be- siizen bereits oarniglich ausgebildete militärische Landstreitkräjte. und in absehbarer Zett werden sie auch über eine ganz ansehnliche Flottenmacht »er lügen, da die von ihnen bei englischen Werften in Auftrag gegebenen Dreadnoughts ihrer AertiHtellung cntgegensehen. Es geht also nicht mehr an, die süd amerikanischen Staaten als staatspolitisch und diplo matisch belanglose Faktoren beiseite schieben zu wollen, uw. so mehr, als die südamerikanbchen Re publiken mit ihrem stark ausgeprägten National- bcmusstsein einer Uebertragung der Monroe-Doktrin seilens der Vereinigten Staaten auch auf die südliche Halste der Neuen A-elt die wirksamste Spitze bieten. In der Tar, die grossen lateinischen Republiken Süd amerikas sind heute politisch)« Faktoren, mit denen alle Grossmächte bereits zu rechnen haben. Wenn also die Prinz-Heinrich-Reise, wie dies bei allen offiziellen Gelegenheiten mit grosser Herzlichkeit <zum Ausdruck kam, dazu beigetraqen hat, die Bande zwischen dem Deutschen Reich und den Föderativrepubliken des amerikanischen Südens fester zu litten, so stellt sie sich als ein grosser diplomatischer Erfolg dar, der nicht zuletzt dem zielbewussten und taktvollen Auf treten des Prinzen zu danken ist. Dass der Zu sammenhalt, die Freundschaftsbande zwischen diesen Staaten immer engere werden, dafür bürgen die Tausende von Deutschen, die drüben eine bewun dernswerte Kulturarbeit verrichten und dem deutschen 'Namen das höchste Ansehen verschafft haben. Für sie alle bedeutet der Besuch des Prinzen Heinrich gleichzeitig eine ehrende Anerkennung ihres Wirkens, das im Mutterland« unvergessen bleibt und in ihrem neuen Ädovtivlande seinem Werte nach gebührend eingeschätzt wird. Ist so auf der einen Seite politisch ein grosser Erfolg zu buchen, so stehen demgegenüber die nicht minder günstigen Wirkungen der Prinzen fahrt auf wirtschaftlichem G.'bicte. Es liegt ein gut Teil Wahrheit in der Aeusserung des „Temps", Prinz Heinrich erscheine auf dieser Reise als der Bot schafter der wirtschaftlichen Aus dehnung Deutschlands, als der Vertreter unseres Handels und unserer Industrie. Gewiss war di?s nicht seine offizielle Mission, «her was der Be such als bleibende Wirkung zeitigte, hätte auch durch einen offiziellen Auftrag nicht besser erreicht werden können. Schon heute spielt Deutschland im Wirt schaftsleben der grossen lateinischen Republiken, vor nehmlich Argentiniens, eine sehr wichtige Nolle, wenngleich wir hinter der wirtschaftlichen Er;>ansions- kraft Englands und der Vereinigten Staaten doch noch um einiges zurückstehen müssen. Hier dem deut scheu Absatz den ersten Platz zu sclzassen, wäre als wirtschaftlicher Erfolg der Prin-enfahrt nicht weniger zu danken als der diplomatische. Alles in allem werden wir l*ald die ausgezeichneten Wirkungen der Prinz Heinrich-Reife verspüren können, die ver heissungsvoll begonnen und überraschende Ergebnisse hcrvorgerufen hat. Neue amtliche Feststellungen über Gewährung von Veteranenbeihilfen. Nach amtlichen Berechnungen wird die Zahl der am 1. April 1914 noch lebenden Kriegs teilnehmer ans etwa 380 000 geschätzt. Davon find ans Grund der Vcriorgungsgcsctzc abgesun- den oder beziehen Geldunterstiitzung ans Grund des Kaiserlichen Erlasses voin 22. Juli 1884 etwa 34 000, so das; für die Kriegsteilnehmcr- beihilsen noch rund 346 000 in Frage kommen. Am l. März 1914 wurden die Beihilfen von 263354 Veteranen bezogen, das find rund 76 Prozent aller in Betracht kommenden Anwärter. Gin Abgang in der Zahl der gewährten Bei MgllleukiWt MeOruiig. ltzj Roman von Paul Burg. tÄachdrulk verboten » Gemma richtete sich auf und blickte ans die gnle Maschine. Wie vor Freude und Stolz blitz ten die Messingteile, die Zündung knatterte: Ge storben wird nicht, gestürzt wird nicht! Und das Del lief brodelnd ein und ans, schnurrte: F wo, I wo! Sie stiegen über dem Walde hoch, immer höher und siogcn in einem geraden Strich über das Villenstädtchen im Winkel, über das Dorf und den gelben Schornstein der Brauerei ans den Flugplatz zu. Mein Häuschen, mein Häuschen! sang cs im Herzen der jungen, schönen Frau und jubilierte: Ekman, Ekman, Bärensprnng! Bei der ersten Sprungschanze, beinabe noch über den Schienen der Eisenbahnstation, stellte der Oberleutnant den Motor ab und ging nieder, diesmal in ziemlich schmalem Bogen. Hart bei einer ausgestopftcn, zerschossenen und zerstostcnen Zielpuppe auf dem Exerzier- vlatze stand das Flugzeug, Minuten weit vom Flieacrschuppcn, wo man sie erwartete. Ekman sprang schnell heraus, Gemma herab- zuhelfen. Auch sie war schon vom Sitz und ver suchte, über den Bordrand auf den Fusstritt zu steigen. Dabei verhakte sich ihr Nock im Steiler und hielt sie fest. So hing s;e hilflos zwischen Himmel nnd Erde. „Ach, Ekman!" seufzte sic in banger Ver legenheit. Ter Oberleutnant schlang den Arm um ihre Beine und lachte. „Wenn ich dich jetzt zappeln liesse ? Nun mal Fuhrlohn, kleine Gemma!" „Wenn das einer sähe!" „Keine Angst; so schnell sind die nicht l-cran." Er^bog ihren Kopf herunter, schnallte Brille und Sturzkappe ab und küsste sic mit heissen Lippen. „Ach — du, mir war gar nicht so vorhin!" Hilfen ist trotz der recht zahlreichen Abgänge durch Tod von etwa 20000 Mann im-Rechnungs jahr 1913 bisher nicht cingetreten. Cs kann aber wohl angenommen werden, dass von der Gesamtzahl der noch lebenden Kriegsteilnehmer mehr als der obige recht hohe Prozentsatz unter stützungsbedürftig im Sinne der einschlägigen Gesetze nicht fein imrd. Lass eine wesentliche Steigerung m der Gewährung von Veteranen beihilfen cingetreten ist, geht daraus hervor, dass nach der vorletzten Statistik cttva 100 000 Feld- zugsteUncbmer vorhanden waren, von denen in Preussen im ganzen ca 200000 Veterancnbei- hilfen erhielten. Am Reich beziffert sich ihre Zahl auf ea. 245 000. Cs nmren demnach nur 67 Prozent zum Bezug der Beihilfe anerkannt. Was die Wünsche des Reichstages anbelangt, die dahin gingen, dass die Anwartschaft auf Bete» ranenbeihilfcn auch für Nsichtkvmbattantcn als begründet erachtet wird, die in den Kriegsjahrcn die feindliche Grenze überschritten haben, oder im eigenen oder verbündeten Lande auf dem Kriegs schauplätze verwendet worden sind, so wird ihnen aller Voraussicht nach entgegengetommen >vcr- den. Cs dürfte sich um ca. 2000 Personen han deln. Anders steht die Frage einer erneuten Crhöhung der Vcteranenbeihilfen von 150 auf 180 Mark. Dies dürfte angesichts der Finanz lage des Reiches sich nicht ermöglichen lassen. Die Gewährung der Veteranenbeihilfe erfolgt be reits in möglichst weitherziger Weise. Cine Un terstützungsbedürftigkeit des Kriegsteilnehmers ist anzuerkennen, wenn seine Cinkommensbezüge unter Hinzurechnung der auf rechtlicher Ver pflichtung beruhenden Leistung Dritter, insbe sondere unterhaltungspslichtiger Verlvandter, den notwendigen Lebensunterhalt nicht sicherstellcn und die Unzulänglichkeit des Einkommens nicht lediglich auf Umständen beruht, deren Wirkung ihrer Natur nach auf einen verhältnismässig kur zen Zeitraum beschränkt ist. Bei Prüfung der Frage, was zum nötigen Unterhalt gehört, sind die gesamten Umstände des Einzclsalles zu wür digen, insbesondere ist aus die persönlichen und Familienverhältnissc des Kriegsteilnehmers und darauf Rücksicht zu nehmen, ob er infolge von Alter und Krankheit besonderer Pflege bedarf, und ob er für Angehörige, besonders Mul- pslichtige Kinder, zu sorgen hat. Heer un- Zlotte. » Sin Kriegsluftschifshnfen »n Bayer«. Das bayrische Kric.qsministerium bestimmte Germers heim zum Kriegsluftschifshafen der bayrischen Arnrre. Das erste im Frühjahr k. I. Mr Ablieferung kommende bayrische Kriegsluftschiff wird in Ger mersbeim stationiert. Die Entscheidung des Kriegs ministers ist ergangen vorbehaltlich der etcvtsgesetz- lichen Genehmigung. Di« Einführung der Malandrinschen Einrichtung beim französischen Feldgeschütz ist soeben nach Abschluss der entsprechenden Versuche vom Kricgsministcrium bestimmt worden. Die nächste Sorge der französischen Heeresleitung geht nun da hin, das Geschütz mit einer seiner gesteigerten Leistungsfähigkeit entsprechenden Lafette zu versehen, zu welchem Zweck die Prüfung von neuen Modellen stattfindet. Die Malandrinsche Einrichtung, die den Bogenschuss für das Feldgeschütz ermöglichen soll, be steht, wie bekannt geworden ist, in Plaketten oder Scheiben, die auf den Geschosskops oder Zünderfuss zu setzen sind und vom Granatzünder selbst festgehalten werden, der aus Sicherheitsgründen lose mitgeführt und erst beim Laden auf das Geschoss aufgeschraubt wird. Die Scheibe, von denen es zwei Sorten gibt (68 Millimeter und 58 Millimeters, stellen sich als kreisrunde Mctallspicgel dar, die durch ihre An bringung den Luftwiderstand hemmen. Hierdurch wird der Geschossslug verlangsamt und es wird ein grösserer Erhöhungswinkel zum Erreichen derselben Entfcrnun,g notwendig, wodurch eine höher liegende und stärker gekrümmte Flugbahn mit steilerem Fall winkel geschossen wird. Ganz auffällig ist nun, dass diese Neuerung nur bei der 75-Millimeter-Granate zur Anwendung gelangt und nicht beim Schrapnell. Das französische Kriegsministerium hat denn auch, do der Granatschuss aus verdeckter Stellung eine erhebliche Gefährdung der vorn befindlichen eigenen brachte sic, von seinen Küssen halb erstickt, ab gerissen hervor. „Was denn? Ach so; du dachtest wohl...? Nee, Kind, das geht fixer, das Herunter stürzen." Fetzt umschlang auch sie ihu mit beiden Ar men und presste seinen Kopf au ihre Brust, küsste ihn mit fiebernden Lippen. „O du ... du . . . Bär! Ich hab' dich so lieb. Ich bin froh, dass du wieder da bist und ich auch. Ich habe dich ja so furchtbar lieb!" Vor Minuten noch wälmte sie sich mitten im Tode, und jetzt war sie glücklich, glücklich aus der festen Erde. Endlich riss sich Bärenipruug aus ihren Armen „Sie äugen schon durchs Glas nach uns. Komm runter, mein Kind!" Er kletterte hinauf, machte ihr Kleid los, das zerrissen war. Während sie sich einiger- tuasseu in Ordnung brachte, hockte er im Sitz und fingerte am Motor herum, schraubte den Wassertühler ans. Einer der Monteure kam aus dem Fahrrad dahergejagl Der Obcrleuluani war nach dem kleinen Futermezzo schon wieder ganz Flieger und Fach mann. „Fetzt bin ich genau l.» Minuten oben ge- wesen, und das Wasser sür zwei Stunden ist wieder fast alle. Entweder das Bassin ist nicht dicht, oder cs hat sonstwo einen Haken. Auch der Motor Hal jetzt seine Mucken." Sie stellten gemeinsam fest, dass der Wasser kasten leck war. Gemuia wartete hinter dem breiten Schwanz steuer und suchte ihr wirres blondes Haar zu ordnen. Fhr Herz schlug noch yeflig von der Fahrt, dein Schrecken nnd den leidenschaftlichen Küssen Nun tüiumertc sich Ctman wieder gar nicht um sie, als wäre nichts gewesen. Wenn sic ihn nur erst für sich lssitte, in ihrem Häuschen! Sie wartete ganz still und lauschte in die Abcudluft. Fhr >var, als webte ein Sinaen I«fa«terie, der Beobachtungsstellen und der vorwärts «gestaffelten Nachbarbatteric bedeutet, weitgehende Sicherheitsmassnahmen sür das Schiessen angeorvnet. Die Kompliziertheit der Einrichtung wird durch diese besonderen Massnahmen am besten illustriert. Ferner wird jetzt auch in Frankreich zugegeben, dass die neue Einrichtung die Treffgenauigkeit wesentlich be einflusst. Man glaubt jedoch dass die Wirksamkeit der Schüsse nicht wesentlich abnehmcn werde, da be absichtigt ist, lediglich die Zonen hinter sonst decken den Höpen planmässig unter Feuer zu halten. Als Vorteil wird dagegen hcrvoygehoben, dass der Bogen schuss praktisch häufiger in Erscheinung treten werde, al» der Schuss aus der tzaubitzgranate, da die Feld kanonen wegen ihrer grösseren Zahl I)äufiger im rech ten Augenblick zur Stelle sein würden Die Not wendigkeit, Haubitzen zu führen, wird aber hierdurch keineswegs aufgehoben, da die Wirksamkeit des neuen Bogenschusses sich nur ,gegen Truppcnzielc richter. Auch in Frankreich wird anerkannt, dass Haubitzen zur Wirkung gegen Hindernisse und Deckungen un entbehrlich sind. Deutsches Reich. * Die diesjährige Nordlandreise des Kaisers. Aus Lhristiania, 20. April, meldet uns ein Tele gramm: Dem norwegischen Lotsen des Deutschen Kaisers ist die Mitteilung zugeganaen, er möge sich bereit halten, bei dem die „Hohenzollern" be gleitenden Geschwader in den letzten Tagen des Juni cinzutreffen. * Die Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig- Lüneburg machte, einem Telegramm aus Braun schweig zufolge, am Sonntag nachmittag in Beglei tung des Herzogs ihre erste Wagenausfahrt seit der Geburt des Erbprinzen. Das Herzogspaar wurde überall vom Publikum mit grossem Jubel begrüßt. * Bevorstehende Beschlussfassung über eine all gemeine Beamtenkrankrnoersorgung. Vom 4. bis 7. Jun; d. I. findet in Hamburg der diesjährige Derbandstag des Verbandes deutscher Beamtenver eine statt, zu dessen Vorbereitung kürzlich der Ge- scrmtvorstand des Verbandes unter dem Vorsitz des Ministerialdirektor a. D. Just tagte. Als wichtigste Frage, mit der sich der Verbandstag zu beschäftigen haben wird, darf die Schaffung einer allgemeinen Beamtenkrankenoersovgung angesehen werden. Schon die vorjährige Tagung in Koblenz hatte sich mit der Frage beschäftigt. Zu einem Beschluss konnte es jedoch noch nicht kommen, da di« Vorarbeiten noch nicht zum Abschluss gebracÄ waren. Mit diesen hat sich eine besondere Kommission beschäftigt, sie liegen jetzt abgeschlossen vor und werden dem Verbandstag in Gestalt einer Denkschrift unterbreitet werden, so dass eine endgültige Entschliessung gefasst werden kann. Ms nächste Aufgabe hat sich der Verbands vorstand gestellt, die wichtige Frage der Errichtung von Heimstätten für alleinstehende Beamtenwitwen und Beamtentöchter und von Erholungsheimen für Beamte einer erneuten gründlichen Prüfung zu unterziehen. Zu diesem Zweck ist eine besondere Kommission gewählt worden. * Eine Novelle zum preussischen Disziplinarqesetz für die nichtrichterlichen Beamte» will die preussische Regierung dem Landtag erst im nächsten Winter vor legen. weil zunächst keine Aussicht besteht, dass der Reichstag den Eitwurf betreffend Wiederaufnahme im Disziplinarverfahren jetzt verabschiedet. Die end gültige Fassung dieses Entwurfes muss aber ab gewartet werden, ehe eine preussische Novelle aus gearbeitet werden kann. Da das Reich und Preussen in Beamtenfragen Hand in Hand arbeiten, ist anzunehmen, dass beide Novellen — falls die Reichsnovelle nicht im Reichstage scheitert — zum gleichen Termin in Kraft treten werden, voraus sichtlich erst MM 1. April 1915. * Keine Jagdscheine an Ausländer. Die gross herzoglich-hessische Regierung hat Veranlassung ge nommen, die fernere Ausstellung von Jagdscheinen an Ausländer für alle diejenigen Jagdgebiete, die in Nähe der Festung Mainz oder in strategisch wich tigen Landestellen (Truppenübungsplätzen, Luftschiff hallen usw.j liegen, zu verbieten. * Zum Fall Abresch. In der Angelegenheit des vorübergehend verhafteten Landtagsabgeordneten Abresch waren auch der Münchner Staatsanwaltschaft Strafanzeigen gegen Abresch zugegangen. Wie uns gemeldet wird, haben die Anzeigen nicht zur Ein leitung eines Strafverfahrens gegen Abresch seitens der Münchner Staatsanwaltschaft geführt. herüber aus der weite» Ferne in fremder Welt, wo es keine Meuschenflieger gibt, nur glückliche Leute, die mit beiden Beinen auf der festen Erde bleiben. Wenn Ekman doch wäre wie diese Menschen! Sic hatte nun das Fliegen am eigenen Leibe verspürt, mit ihren Nerven erprobt, und war, wenn sic mit allen ihren Eindrücken ins Gericht ging, zu keinem besonders verlockenden Genüsse gekommen. Gewiß, das Schweben über allen Gauen hoch oben war sehr schön. Aber dazu der ewige Schreck im Hiinerhalt, die Angst vor dein Motor, vor tausend Möglichkeiten. Und das immer un sichere Gefühl: Es passiert etwas, dn kommst nicht heil hernntcr . . . Gott läßt seiner eben doch nicht spotten und weist alle Wesen dahin, wohin sie nach ihrer Naturbestimmnng gehören: Fische unter Wasser, Menschen auf die Erde und Vögel unter den Hilumel. Fa, iveilu es noch ein Edelflug wäre wie. iiu Freiballon, im Zcppelinschiff! Aber diese unaufhörlich lärmende, tückische Maschine, die. einen Gestaut und Höllenspektakel ohnegleichen unter Gottes reinen Himmel bringt! Gemma konnte das Geräusch im Ohr und den Beuzingernch nicht los werden, und als sie über den Exerzierplatz aus den Fliegeeschuvpe.n zugingen, trat sic froh mit sicheren Schritten ins weiche Gras, sog in vollen Zügen den Atem ihrer Erdeuwelt, den Duft der Wiesen und Fel der ein. Mau bcstürune sic mit eindringlichen Fragen, wie es lhr gefallen habe. „Das Fliegen und Schweben au sich ist wohl unsagbar schön, aber, meine Herren, ich komme von dem Spruch nicht los, daß Gott die Baume nicht in den Himmel wachsen läßt. Mir wäre cS lieber, mein Mann flöge nicht mehr mit diesen furchtbaren Ungetümen." Der Oberleutnant stand dabei, schob miss billigend die Unterlippe' vor und meinte nach kurzem Schweigen: „Das hättest du nicht sagen sollen, liebe Gemma." Ausland. Gesterrrich-Ungarn. * Ueder das Befinden de» Kaisers von Oester reich wird aus Wien folgende Meldung verbreitet: Die katarrhalische Ässektion, an der der Kaiser seit cttva 14 Tagen leidet, hält noch unge rn i n d c r t an. Neben Generaloberarzt Dr. Kerzl, dem die ständige Behandlung des Kaisers anver traut ist, ist seit dein Auftreten der Indisposition wiederholt Hosrat Professor Ortner zu Rate gc zogen worden, der auch in den letzten Tagen öfter Gelegenheit hatte, den Zustand des Kaisers einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Der hierbei sestgestclltc Katarrh der Luftwege ist nunmehr von einer Temperatursteigerunq begleitet, durch die im Verein mit dem vorhandenen Hustenreiz die Nacht' ruhe gestört wird. Der Kräftezustand und der Appe tit des Kaisers sind befriedigend. Der Kaiser erledigt, ungeachtet seines Unwohlseins, in gewohn ter Weise die laufenden Regierungsgeschüfte und nimmt mündliche Vorträge entgegen. So wurden gestern, Sonntag, der erste Oberhofmeister Graf Montcnuovo, die beiden Generaladjutanlen Graf Paar und Freiherr v. Bolfras, Minister präsident Graf Stürglh, sowie Generaldirektor v. Haoerda empfangen. * Ein deutsch-alpenländischer Bolkstag. Wie a::s Innsbruck gemeldet wird, wurde für die Pfingg seiertagc nach Klagenfurt ein deutschalpenlän- discher Volkstag einoerusen behufs nationalen Zu sammenschlusses der Deutschen aller österreichischen Alpen lünder. Zu dem Volkstag haben die Führer sämtlicher deutschen Or ganisationen und Vereinigungen sowie die deutschen Abgeordneten ihre Beteiligung angesagt. Ein großer Teil der Beratungen soll der gefährdeten Stellung der Deutschen in Oesterreich gelten. rnglanS. * Noch eine Ablehnung des französisch-englischen Bündnisses. „Daily Graphic" schreibt: England wird aufgefordert, die Entente mit Frankreich in ein Bündnis zu verwandeln und dres durch ein weiteres Bündnis mit Rußland zu ergänzen. Gründe für diese Ansicht seien nicht schwer zu finden, aber sic seien voreilig und eben deshalb zur Unwirksamkeit verurteilt. In europäischen Fragen sei es nicht nur ungewiß, sondern sogar unmöglich, die stete Bewegung der öffentlichen Meinung zu antizipieren, die allen, defensiven oder offensiven Abmachungen und Bünd nissen Substanz und Gewicht verleihe. Das Blatt fährt fort: „Können wir wirklich sagen, dass der Boden für ein förmliches Bündnis bereitet ist, um Russland, Frankreich und Großbritannien in den gemeinsamen Aktionen und politischen Fragen <m vereinen? Wir sind natürlich verpflichtet, den Fall von unserem eigenen Gesichtspunkte zu betrachten, und da sind viele Gründe vorhanden, die den Diplomaten hier und im Auslande wohl bekannt sind, weshalb Groß britannien es ablehnen muß, sich in Kon flikte und Verwickelungen hinein zieh e n zu lassen, d>e nicht ein eigenes, sondern nur ein kontinentales System betreffen. Wir glauben, daß dies in Frankreich vollständig verstan den wird. Das Blatt sagt schließlich: Was gewährt die Entente genau genommen? Sie gowäyrr Frankreich und England genau das, was sic von ihr verlangen: nämlich einen Schutz gegen An griffe und ungerechte Streitigkeiten. Sie gewährt nichts, was im gegenwärtigen Augenblick keine der beiden Nationen verlangt, nämlich ein Versprechen zur Unterstützung in einer aggressiven Politik. W i r wünschen nicht,andere Nationen zu be drohen. Wir wünschen mit allen in einem ehren vollen Frieden zu leben. Wir suchen nicht, Frankreich von dem Abschluß anderer Freundschaften abzu schrecken, und wir nehmen für uns ein ähnliches Recht in Anspruch." Zronkreich. * Die Franzosen im Mittelmeer. Der soeben vo > einer Besichtigungsreise aus Toulon nach Paris zu rückgekchrtc Marineminister Gauthier erklärte SodrlLVLi-onbs US SpemuIitSt: — kVrn pi'. 11189. ILüio» Sie gab ihm in freiem Bekennen zurück: „Welche Frau, die ihren Mann wahrhaft liebt, würde anders sprechen, Ekman?" Als sic spät abends nach Hause kamen, tag ein großes gelbes Dienstkuvert neben dem Ge deck des Oberleutnants. Er öffnete cs hastig, las nnd lachte vor sich hin. „Du hast gute Geister im Bunde, Gemma! Mit der Luftkutscbcrei hat's vorläufig ein Ende: ich soll binnen vier Wochen eine Arbeit ein liefern: Flugzeug, Motorrad und leichte kka- vallerie im Manöver und im Ernstfälle. — Na, nn freu' dich auf die Haft am Schreib tisch, alter Bärensprnng!" Sie trat neben ibn, umfing ihn mit iveichcn Armen: „Du bist doch bei mir, Ekmanshcrz — alle Tage bei mir?" jubelte sic hinaus . . . Er schmiegte sich an ihre. Brust und lachte fröhlich, sich selbst verspottend. „Weißt dn, wie sic mich auf dem Flugplatz nennen werden? Tannhäuser —." „Vergleiche hinken," schürzte Gemma die Lippen. „Aber sehr, Kind, denn ivenn dies einmal der Hörsclbcrg ist, so möchte ich einfach nickn wieder 'rans trotz Hirtengcdndet und Mönchs- gcsang." Gemma erbleichte und trat zu ihrem Stuhl zurück. Blitzartig hatte sich ein furchtbares Ge mälde vor ihr entrollt. Eine Wiese sah sic, eine Herde weiden. Fm zerschmetterten Flug zeug lag Elmau . . . Schnmrze Träger trugen einen Sarg und sangen . . . „Was ist rnr, Kindchen?" sprang er lsinzu und riß die Weinflasche vom Tisch, senkte ihr erschreckt ein Glas ein. „Ach, ich bin manchmal . . . Ekman . . . nein . . ." Sie barg ihr Gesicht in seinen Armen. „Ich verstehe ... Du hast mich so glücklich gemacht —" Er küsste sie zart aufs Haar und hielt ganz still, bis sic sich von der Schwäche erholt hatte. (Fortsetzung in der Moraenausqabe.l
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