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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140421024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-21
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Iiben-- Husgabe wk »«ipii- u»ü Vorort« -urch unser» r«--«r *>»AUAVP»»I^k. unü SpeüN««r« »mol r«t-U«L in» Nau» -«bracht: monotl>» > rs UI , ot«rlrliüt>rl><k ;.7j M V«» -«« SrschSstostrII« uasrrn Zilialrn unü Nu»god«N«Urn adgrkolt: moaotttch t M.,i>t«rt«lIS>>rUch SV>. Lurch üt« Post; «anrrhalb orutfchlnnü« unü Ser üeulschra -olontro monatlich 1^0 M. oterteliäkrUch 4-54 M. au»schli«NUch poltd«NrUgrlü. La» Leipzi-er -o-edlot« erschrtn» werktags rmal. Sonn» u. Zetertag»lmat. -in L«tp,tg, -en Nachbarorten unü -en «Prien mit «tarnen Ztltalen «oirü -l« stdeuüou»god« nv» am Nd«nü -e» «rschrtnen» in» Hau» getiefert. Lrrltoer N«üakk»on:0nüca Zelten >7, Zernlprech-Huschlu-: Moabit Nr.447. -lrnLsblE des Rates und des PoUseüuntes der Stadt Leipzis Neüoktlon unü Seschüft«st«Ue: Zohaaat-gasse Nr.». a Zeriisprech.slaschlu- Nr. >«»«. I4Ü4Z unü 140,4. ISS. Jahrgang . kür üns«rat« au» reipzig unü Umgebung üi« /IN^eiAeNprcisr. ,fpaMg«p«ttt,«NeLip»..»ieNett<iine,r«lr,M, von auowüri» Zü Pf-, Nekiamen »,2üM.. -lein« Nn,«ig«i> üiepriitzcilr nur sa pk.d.IV»r-«rkol.Nad..7aserot« »oa Seb-r-rn im amtlichen Lei! -ie Pritt, zell« SS Pf. Krschilstoonzeigen mit planoorschrift 'm Preis« ecbohU Nodati nach karlf Letlagrn' Srlamtoufl.» M. üa» Tausrnü au»schl. poltgedühr. Nu;e>grn»Manahm«! )ot>ai>n»»galsi», oei sämtlichen jiliatrn üe» Lripzigrr Lagedlotte» unü allen Nanoncrn <xp«üttionrn üro In» unü «tuslanür». S«schüst»st«U« für Srrlii, u. Sie pr. Sronaendurg 0irektionWo>ter»Zl»rgrl. SerUn w. >S, Margar«ti>enslragc ». Zernsprrch. etnichluk- Lüyow »,7r Nr. 200. virnslsy, ücn 2l. Sprit. 1Sl4. Vas Wichtigste. ' Tckp M i l i l a i: l u f t s ch t f f „2. VIII" ist nach neunstündiger Fahrt von Kaden-Oos in Lcipzi g henlc früh äugetoinmen. — Der 6" ist nach Dresden abgefahren. (S. Sp. n. 2 viel.) ' Da-., Befinden des Kaisers Franz I v - scvtz hat sich etwas gebessert. (L. bes. Art. and Letzte Dep.) Das Repräsentantenhaus in Washington Hai die Resolution, die die Verwen dung der bewaffneten Macht gegen Mer i I o gutheiht, mir .'137 gegen 37 stimmen a n g e n o in men. l-L. bes. Art.) ' Fürst Lichnowslh hielt in Liverpool eine. Rebe über die gcmeinsa m cnHandel St inte reffen Deutschlands und Englands. (S. Ausland, i ' Die türtischen Truppen l,aben fast sämt liche Führer der aufständischen Kur den gefangen genommen. (S. Türkei.) In Koburg wurden am Montag abend dreizehn Gebäude, darunter der .her zogliche Marstall, ein geäschert. (S. Nackir. ". Tage.) - Vas vorgehen -er Union gegen Mexiko. Vie ftieüliche Slockaüe. Llc aus Washington am LO. d. M. gemeldet mur.de, sollte das Kabinett am gleichen Tage, .chammsnrreteu, um über eine friedliche lockade der meritanischeu .Häfen und andere Maßnahmen zu beschließen. Da hiernach ange- ammen werden darf, daß die Vereinigten Staaten >n erster Linie die Vexhängung der friedlichen Blockade über die Häfen Arexikos beabsichtigen, >eien über die völkerrechtliche Natur dieser Blockade auf Grund der „Institutionen des Völ kerrechts", die der Münchner Rechtslehrer Karl Garcrs veröffentlicht hat, die nachstehenden Angaben gemacht: Die friedliche Blockade wird zu den Re pressalien gerechnet und besteht darin, daß der seine Interessen mit ihr verteidigende Staat einen Hafen oder mehrere oder alle Häfen oder Küstenpläße des gegnerischen Staates vollstän dig von allem Seeverkehr abschlicßt, um durch den hiermit dem Handel usw. zugefügten Scha den den gegnerischen Staat zum Nachgeben zu zwingen. Eine derartige Maßregel schädigt nicht nur den befehdeten Staat, sondern auch den Handel neutraler Mächte. Hierin liegt der Hauptarund, der zur theoretischen und prakti schen Verwerfung der friedlichen Blockade führt. Die Wirkung der friedlichen Blockade kann aber auch darauf beschränkt werden, daß nur den Schiffen des blockierten Staates der Seeverkehr untersagt wird, während er den Schiffen der übrigen Staaten offen bleibt; in diesem Falle erscheint die friedliche Blockade als ein Fall der nichtkriegerischen Intervention, wie es z. B. bei der Blockade Griechenlands im Jahre 1886 der Fall war. In internationaler Beziehung ist noch von Wichtigkeit, baß die Blockade, sei es die friedliche, sei es die kriegerische, als ein völkerrechtlich erlaubter Eingriff in die Gebiets hoheit des feindlichen Staates bezeichnet wird. Wie aus dem bereits mitgeteiltcn Inhalt der Botschaft des Präsidenten Wilson hervorgeht, hat er nunmehr die Formel gefunden, die sein Vorgehen in Einklang bringen soll mit den Grundsätzen einer friedlichen Politik. Sic lautet: Kein Krieg gegen Mexiko und die Mexikaner, aber Niederzwingung Huertas. WAson bleibt also dabei, daß mit dem widerspenstigen Präsi denten kein Paktieren möglich sei. In der Tat wird das Verhalten Huertas immer rätselhafter. Seine Politik schien zunächst darauf angelegt zu sein, durch seine Zähigkeit die amerikanische Regierung zur Anerkennung seiner Präsident- sckwst zu zwingen, und vielleicht war er nahe daran, sein Ziel zu erreichen. Jetzt rechnet er wohl auf em Aufflammen der mexikanischen Volksleidcnschaft und eine Vereinigung aller Mexikaner zur Verteidigung des Vaterlandes; aber die Generale der Aufständischen werden ihm kaum den Gefallen tun, vor ihm die Waffen zu strecken. Sie wissen sehr gut, daß sie nur an der Spitze ihres bewaffneten Gesindels einiger maßen Aussicht haben, ihr eigenes kostbares Leben zu erhalten. Die in Washington be schlossene Blockade trifft diese Leute am aller wenigsten. Aber auch Huerta wird durch diese Maßregel allein nicht kleinzukriegen sein. Die Blockade der lang ausgestrcüten Küsten kann nicht von einem Tag auf den anderen wirken, es werden Wochen vergehen, ehe sic start fühlbar wird und nicht die Mexikaner allein werden den Schaden zu tragen haben, sondern alle handel treibenden Staaten, vor allem die Union selbst, ferner England und Deutschland. Besonders be denklich aber wird der Zustand für die fremden Staatsangehörigen im Lande selbst. Sie haben sich zwar allenthalben zum eigenen Schutze zu- samlnengetan, allein die Gefahr besteht, daß sich die allgemeine Volkswut gegen sic richtet und ihnen ein grausames Schick»al bereitet. Der Beschluß dcS Repräsentantenhauses, die Verwendung der bewaffneten Macht gegen Mexiko gutzuheißen, bedeutet eine schwere Ver antwortung, aber nach dem ganzen Lauf der Dinge war, wie man zugeben muß, ein aber maliges Znrückweichen nicht mehr gut möglich. Es liegen folgende D ra h t m e l d u n g c n vor: Washington, 21. April. Admiral Stracho ist in Tampico angekommcn und hatte mit Admiral Fletcher eine Unterredung. Zn Washington hegt man die Befürchtung, daß die Regierung sich durch neue Versprechungen Huertas von einem kriegeri schen Vorgehen gegen Mexiko abhalten lassen könne. Die Zahl der Mannschaften, die für Mexiko bestimmt sind, ist noch erhöht worden. Die Schiffe werden am Mittwoch früh in Tampico eintreffen und wahrscheinlich sofort Truppen an Land setzen. Washington, 21. April. Rach der Sitzung des Nepräscntantenhaujes, in welcher der Antrag der Verwendung der bewaffneten Macht mit 337 gegen 37 Stimmen angenommen wurde, trat der Senat zusammen, um über die gleiche Sache zu beraten. Die Annahme gilt als selbstverständlich. Die allgemeine Stimmung ist die äußerster Entschlossenheit. Juarez, 21. April. Zn Chihuahua l>at heute zwischen den Generalen Carranza und Villa eine Beratung begonnen. Aus Erklärungen von Offizieren oer Aufständischen gehl hervor, daß beide nicht gegen die Vereinigten Staaten Stellung nehmen werden, außer, wenn ein Einmarsch in das Gebiet der Aufständischen stattfinden sollte. Die ^kichttgall, sic war entfernt. Der Frühling lockt sic wieder, Was Neues Hal sic nicht gelernt, Singt alte, liebe Lieder. Goethe. Iurpfrei« Ausstellung. Leipziger Sezession 1914. Ein Epilog. Am 1. Mai schließt die Iuryfreic Ausstellung ihre Morten. Ohne nrcl Lärm ist sic ins Leben getreten, ohne viel «sang und Klang geht sie zur Ruhe. Uno ooch muß bctonr werden, cs war eine Tat voll Wage- mut der' Leipziger Leze,sion, dieses Unternehmen in Leipzig in die Wege zu leircn, und noch größer war d.e Läl des Mäzens, der durch tostensrcic lieber- lastung der Raume die Ausstellung möglich machte, oes Kommerzienrats Mädler. Es muß dies von Kunstfreunden und für Kunst- sn'unte an dieser Stelle doppelt laut gesagt werden, , a unsere. Stadt ;a alle unsere KunstnusgeHnngen, ist die Leipziger ZohresaussteHung, sei der Künstler- vcrein oder die Sezession Veranstalter, im Stich ge lassen Hai Die Stadt Leipzig, die in der llniocisttatssrage zren Idealismus und ihr«, alten Rechte. Dresden eaenüccr betont hat, müßte e'nsehen lernen, daß man Rechte im Reiche der idealen Werte stets neu .iwerRen muß, um sic dauernd zu besitzen. Dresden aber gibt setzt einem Künstler, der aus persönlicher (daher kleinlicher) Verärgerung die Stadt verlassen, machte, einen Auftrag von t«)9"äv q, Leipzig weiaerr den kunstsördernden Aus,lell ingen en dieser Lumme gegenüber kleinen Zu,Muß, ob nah! Männer wie Klinger dadurch sachlich ge Iräickt und geschäoigt werden. Welche Stadt oeiitp dauer mehr ^dcausmus'.' Dies mußte einmal vor dem Forum der Oeueul lichkeit ausgesprochen werde i, soll cs nicht dahin ommcn, daß alle besseren Xünpler Leipzig ats Wobn ort meiden, daß in dieser Metropole des Handels unü d s Buchgewerbes wertvolle Kunstausstellungen «ich-, mehr geootcn werden. Kunstwerke stno veredelnde Güter der Menschheit. Kling mildert Geg:n ätze, kennt nicht Klanenlämpie. Vjckcint et>n?ml'->!' Heber die Ausstellung iclbit in nicht viel mehr nach m<tncm ersten Aussatz zu sagen. Dos Beite wurde damals bereits genannt. Allerdings hi« mir ocr Druckiehlertenser einige Streiche ge-pielt. W. Schulze Roses „Tünq.Inder Alte" wurde ,u einem tänzelnden, und Willi; Specht s „AUei Bauer" iu Willi; Spackx ..Alte, Baum" »sf. Es ist Mviel Minderwertiges mit ausgestellt, üas neu Ge nutz stört, zuviel, wo die oersönliche Rote fehlt, was ganz gleichgültig läßt Gerade Kunst verlangt Aus kefe, und cs muß stch dir Form finden lassen, mit llmaehuno der heutigen Art der Zürn Auswahl zu treffen. Die verkauften Gemälde dieser Ausstellung beweisen, wie der nnqelämertc Geschmack den' Kitsch wählt, darum darr er gar nicht gezeigt werden. Wenn man die Ausstellungen unserer Tage durchmustert, mit den verschiedensten Kunstarten, wo inan Arten und Schulen an Stelle von Persönlichkeiten findet, dann sehnt man sich danach, daß der Retter diesem Lande komme, die starke Persönlichkeit, die den gan zen unpersönlichen Schund zertritt. Zch möchte Lovis Corinths „Rede über deutsche Malerei" sS. Hirzcl, Verlag Leipzig lilll) zitieren: „Bei der Acbersüllc der Ausstellungen ist es wie auf dem Jahrmarkt in der Schaubude: Hier hört man die moderne Kunst, dort die modernste — dort wieder die allel-modernste Kunst preisen, und das liebe Publikum länst kopflos hin und her, aber es sammelt ücki doch schließlich dort am allermeisten, wo der Aus ruser am lautesten schreit." lleberall werden uns Künste anaepriesen, wir aber suchen Künstler, d, h, große Menschen. Nie ist in einer Zeit mehr von Er- Üehiing zur Persönlichkeit geredet worden, nie hat sie ans mehr gcschlt, nie wurde jede Persönlichkeit, wo sic sich offenbart, mehr betäinpst. Das ist iu der Schule, in der Politik, in der Kunst überall gleich. Die Allgemeinheit empsindet den Mangel, die Clique läßt das Persönliche nicht bochkommcn. Cliquen lassen sich aber nur durch große Ver bände, die eine Persönlichkeit tragen, und vertragen können, bekämpfen, harn'". ihr Künsklerrereinigungcn Leipzigs vereinigt euch' In euren kleinen, geselligen Zusammenkünften bleibt getrennt, die großen Schlachten schlagt vereint. Denn über euren persönlichen Streiten steht die Kuun Seid ibr echte Künstler, io ist die Sache euch mehr wert als aller persönlicher Streit. i lk < Kunst unö Wissenschaft. * Die „Hobe Messe" non 2. 2- Boch wird beim Ill. großcn Leipziger B ach f e st l4- dis6. Iunil am dritten Tage als Hauptwerk des ganzen Festes vom Bachverein und dem Gewandhaus- o rcheiter duraeboten werden. Die Soli singen dre Damen: Fran Anna Stronck-Kappelle, Fräulein Emmi Leisner und die Herren: Professor 2 ohannes Messchaert und Dr Matthau s Römer Leiter der Ausführung wie auch des aamen Festes ist Professor Karl Straube. Die Messe wird genau nach den Angaben der Original partitur in der historisch begründeten Orchester besetzung ohne jeden S.rich ausgeführt werden. * Die diesjährigen Shakespeare Festspiele in des Dichters Gebur'sort Stratford on Avon werden iw dortigen Memorial Theaire in der Zeit vom 26. April bis 2. Mai unter der Oberregie von Patrick Kirwvn staktfindcn Außer sieben Komödien Shakespeares und zwei Tragödien — „Othello" und „Hamlet" — sollen zwei Stücke von Zeitgenossen aus der Elijadethianischen Periode zur Ausführung kommen, die ieit mehr als ltll Zabren nicht mehr gegeben wurden. Es sind dies Henry Porters „Dw> -logrv XVoweu sl .^iiuxlon". eine Komodie, die Charles Lamb ernst als gleichwertig mit „Der Wrderipoästigen Zähmung" erachtete, und Nathaniel Fields . Die Zwiichenaktsmnük. der«»n Prooramm ebenfalls durchweg zeitgemäße Vokal und Snitrumental- Kompositionen bringt, wird von Musikern in Kostümen aus der Zeit der Elisabeth ausgesührt werden. Von bekannten englischen Bühnengrötzen baden ihre Mitwirkung zugeiagt: Sir Herbert Trec, H. B. Irving, Arthur Bourchier, Oscar Afche Henry Ainley, Miß Neilson Terry und Miß Lily Brayton. * Ein türkisches Drama aus der deutschen Bühne. Man schreibt uns aus Köln: Das Deutsche Theater brachte gestern die Uraufführung des türkischen Dramas „Leila" von Zzzet Melyh und damit über haupt die erste Aufführung eines türkischen Stückes auf der deutschen Bühne. Für uns Modern Abend ländische mit den allerfelnsten Sinnen für dos Theater nnd alles auf ihm lebendige bat dies Stück allenfalls ein kulturhistorisches Znteresie Vom rein dramaturgischen Standpunkt nus kann man ibm nicht nahetreten; wie sollte auch eine türkisch-bodenständige, routinierte, ausacglichcne dramatische Form heute zu uns sprechen können, da die Türken den Begriff einer dramatischen Literatur in unserem Sinne erst seit kaum 50 Zähren kennen'.' Und diese502ahre waren aewiß keine Zeit ruhiger Ent Wickelung und gesunder Ausreise. Die brutalen voli tischen Wirren sogen alle geistige Kraft auf und ließen dem Meditieren über künstlerische Probleme keine Zeit Die jungen Literaten wanderten nordwärts, ließen sich non Eindrücken mannigfacher Art bestürmen, sahen und erlebten vor ollem das hochkultivierte Theaier der Franzosen und der Deutschen. Vor allem dos der Franzosen, das in seinem ernst vathetischen Mo- ralismus und seiner geistreich kv"versierenden Realistil ihren naturgraden Sinnen am ehesten zujagen mußte. So nehmen sic also von den Franzoien die Drama Technik. bringen redselig daherplatjchernde, zuzeiten pointierte Dialooc nnd gipfeln, «ult wie die Thesenftück-Schreiber. ihr dramatinhes Najonnement in einer auigebauichten, nahe.u brutal mgeipiyten „großen Szene" Den Stoff nimmt man aus dem weiten Klompler jener neuen Ideen, die gerade in unjern Tagen das jung türkische Reich nach seiner politischen und kulturellen Reorganisation auss heftigste bewegen. Zwei Welte» stoßen im Reich des Halbmonds heute aufeinonder: die alte, traditionelle, allenthalben bcichränkte, und die neue, moderne, die ein freies Ausleben der Periönlichkeit als ibr Recht fordert. 2izel Melyh zeigt in seinem Drama diesen Kampf in einem ganz besonderen Brennpunkt: im Leben der türkischen Frau, in ihrem Zwang und ihren Rechten. Dem Dichter bietet sich willkommene Gelegenheit, das kqpische Bild einer Harcmschc zu entrollen, die in ihrer Aboeschlossenheit und ungesunden Beucniung den Ehebruch geradezu begünstigt und verzeihlich macht Er findet Raum für einige tbeoreiiiche Auseinander jetznngcn. aber im übrigen wird keineswegs der Ver >uch gennuht, das Problem einer entschiedenen Löiung cntgcqcnzuiühren. Zn der Aufführung des Deutschen Theaters fand die reichlich uninteressante, matt philosophierende Dramajzene trotz trefflicher Dar stellung nur sehr mäßigen Beifall T. i:. * Zn der Berliner Ratioaalgnlerie wurden im ersten Stock drei ncuerworbenc Bilder aujgehängt: das ladensgroßc Bildnis einer Dame non Ferdinand Waldmüller und zwei Bilder Mexiko, 20. April Präsiden! H u c r t a bot die Zusicherung gegeben, daß allen Ausländer n einschließlich der Amerikaner volle Gewähr für ihre Sicherheit gewährt werden wird. Veracruz, 20. April. Das Ersuchen des Kapiiäns Hughes, das; die vor Veracruz liegenden Handelsschiffe angewiesen werden sollten, dc» Hafen zn verlassen, bezieht sich n»r an; a m c r i t a n i s ck> e Schiffe. Im Krankenzimmer Kaiser Zranz Josephs. (V on einem gelegentlichen M i t - a r b c i t e r.) Aus den telegraphischen Nachrichten über die Er- lrankung Kaiser Franz Josephe Hal man erfahren, daß die Behandlung der Aerzke vor allem dahin geht, den hohen Patienten tunlichst vom Bette fernzu halten, nm Koniplitationen allzulangcr liegender Haltung zu vermeiden. Dieses „Auirechterhalien" dürfte vielleicht bei keinem Kranken leichter falle» ats gerade bei diesem greisen Monarchen. Schon um b Uhr iilvrgens hat der Kaiser außer Beit den Besuch seiner Tochter, ter Erzherzogin Marie Valerie und seines Schwiegersohnes, des Erzherzogs Franz Salvator empfangen, die von Schloß LLalsec nach Wien geloinmcn sind. (Die Töchter werden bei Er trantungen des Kaisers stets herbeigerufen, weil sie den besten Einfluß im Sinne der Aerzte aus ihn haben.) Acht Uhr morgens lwdentet für Kaiser Franz Joseph aber bereits cim sehr späte Stunde. Es ist teilte Legende, sondern Wahrheit, daß sich -er Mon arch, der sehr früh zu Bette geht, schon um '-t Uhr morgens vom Lager erhebt und sich nach einem Frühstück an den Schreidlisch begibt, den er mit ge ringen Unterbrechungen bis nachmittags <> Uhr nicht mehr verläßt. Seine Tagesarbeit beginnt auch in tranken Tagen mit de: Ausarbeitung des vom letzten Abend her gehausten Materials Bis 7 Uhr muß diese Tätigkeit erledigt sein, da zn dieser Zeit schon die Ordonnanzen mit den Mappen kommen, in denen ilüue Akten enthalten sind. Man weiß., wie genau cs der Kaiser mit der Arbeit nimmt, wie er niemals sein Zeichen 1'. T. unter -einen Akt setzt, den er nicht durch und durch verstanden nnd erörtert hat. wi' ihm sein Pflichtgefühl in dieser Beziehung ost doppelte Müh: aufbürdet. Um 0 Uhr eröffnet als erster der Chef der MNitarkanzlei, General der Zn- non Schwind: die Studie zu dem Gemälde „Aben teuer des Malers Pinder" und „Die Tochter Erwin von Steinbachs". * Eine offizielle Stellungnahme zum Monismus hat das Kuratorium und die Hauptvcrsam m - lung des K e p l e r b u n d e s. welche am 17. und 18. April in Frankfurt a. M. tagte, einstimmig in folgender Form beschlossen: „Der alte Materia lismus eines Vogt. Büchner und Moleschot'. der das Wesen nnd die Bedeutung der geistigen Welt völlig verkannte, ist wissenschaftlich überwunden Die alten Irrtümer werden in unserer Zeit in neuer Fassung unter 'dem Namen „Monismus" ins Volk getragen. Der Begriff M o n i s in u s bezeichnet ur- Hirünglich das an sich berechtigte Beilreben des menschlichen Geistes »ach Vereinheitlichung der Erkenntnisse Er hat aber heute eine Vieldeutig keit und Unbestimmtheit erlangt, so daß seine Verwendung nieliacb zu einem Mißbrauch geworden ist. Zn weiteren Kreisen kennt und beachtet man einzig und allein einen Vulgärmonismus, der sich im Deutschen Monislenbunde, im sogenannten Frci- denkertum nnd ähnlichen Bestrebungen findet, und von da aus eifrig verbreitet wird. Dieser Vulgär monismus trägt die wesentlichsten Merkmale des alten Materialismus an sich Er weist der Natui- wislenschgst eine allein onsjchlaggevende Rolle im Weltanichauungskampf zu tHacckel, Ostwald', cnie Rolle, die die Natnrwisienschaft angesichts ihrer Grundlagen, ihrer Aufgoke unü ihrer Arbeitsmittel nicht hat, und gegen dir ihre Vertreter selbst in über wiegender Mehrheit sich verwahren Die agitatorischen Bemühungen, den zur Nachprüfung nicht ausgerüsteten Volksschichten eine wiqcnjckmstlich unhaltbare, wesent lich auf Verneinung beruhende Weltanschauung zu bringen, sind zu einer Bedrohung der geistige» Kulturgüter, des wertvilllsten Besitzes der Menschheit, geworden. Sie veranlassen den Keplcrbund zu der nachfolgenden Erklärung 1. Der Vulaarmonismus hat teine Berechtigung, sich als ein tatsächliches Er gebnis der Naturwissen'chgjt hinzustcllen Er trägt vielmehr den Charakter einer auf persönlicher Mei nung und Neigung beruhenden Auffassung. 2. Als wirkliches Ergebnis der Gedankenarbeit der Forscher und Philosophen aller Zeiten kann vielmehr, insofern sic an die Fortschritte der Natur- wiksenschast anknüpst, hingcstcllt werden: >) die Naturwissenschaft ist iür sich allein unzulänglich, eine Weltanschauung zu bilden, l; die naturwissenschaft lichen Tatsachen sind indczug auf Wcltnmchauung nnd Religion neutral m dem Sinne, daß dieie Tat jachen sich zu verschiedenen Weltanschauungen ver werten lassen. 3. Aus den beiden letztgenannten Lätzen ergibt sich als notwendige Folgerung die Berechtigung des Gottesglaubens und seine Berein- barieit mit naturwissenschaftlichem Denken sowie freie Bahn für jegliche religiöse Betätigung des menschlichen Geistes, sofern sie sich auf dem der Religion wescnseigentümlichen Gebiete bewegt. Entsprechend der von ihm vertretenen Forderung: „Gebt der Naturwissenschaft, was der Naturwissen schäft, und der Religion, was der Religion gebührt!" weist der Keplerbund den vom Bulgarinouismu» er hobenen Anspruch, feine Anjchauung sei „die wifsen- jchaftlichc Weltanschauung", als dem wirklichen Lach verhalt widersprechend zurück
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