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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140421017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-21
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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2. vettsge. viensisg. 21. Llprtt 1914. - Leipziger TageblaLL. tlr. 199. Morgen-Llusgsve. Lette 9. Landtags Soll und haben. (Bon unserer Dresdner Redaktion.) Äm Montag ist der Landtag wieder zusammen getreten, und dabei wird von neuem die Frage aktuell, wie sich der Rest der Zession gestalten wird. Eins ist ohne weiteres klar: diejenigen Haden un recht behalten, die im vorigen Herbste behaupteten, die Tagung von 1913/11 werde wenig belastet und deshalb verhältnismäßig kurz sein. Der Landtag ist jetzt fünf Monate versammelt, und wenn davon auch etwa sechs Wochen auf Weihnachts- und Osterferien abzurechnen sind, so zeigt sich doch, daß die Arbeit in den dann verbleibenden rund vier Monaten weniger vorangeschrirten ist als in früheren Sessionen. Da bei ist unverkennbar das Bestreben, die Arbeit im Plenum durch Zusammenfassen zu beschleunigen, so ist z. L. der gesamte, vier Kapitel umfassende Justiz etat in einer einzigen Sitzung erledigt worden, und auch di: Rechen,chaftsdrputation, deren Arbeiten sonst »m Plenum manche Sitzung in Anspruch nah men, hat abschnittweise referieren lassen und ist mit ihrer Tätigkeit so gut wie zu Ende. Wenn gleichwohl noch ein großer Teil der par lamentarischen Arbeiten der Erledigung harrt, so liegt das vor allem daran, daß die gegenwärtige Tagung die letzte vor den Neuwahlen im Herbst 1915 ist. Da möchten denn die Abgeordneten aller Par teien den Wählern draußen noch zeigen, was getan worden ist. Demselben Bestreben sind zu einem guten Teil auch die vielen Initiativanträge entsprun gen, deren Zahl in dies-m Landtage besonders groß ist. Auch die Zahl der Gesetzentwürfe, mit denen die Regierung an den Landtag herangetreten ist, läßt sich nicht als gering bezeichnen. Was wird nun von alledem wirklich erledigt werden? Alles in allem genommen, stehen dem Parlament bis zum 20. Mai (dem Tage vor Him melfahrt) noch 22 Sitzungstage zur "Verfügung. Der Sonnabend wird auch in diesen vier Wochen frci- bleib.n müssen, denn billigerweise wird man den Ab geordneten einen Tag in der Woche lassen müssen, um ihre eigenen Angelegenheiten erledigen zu kön nen. Es liegt auf der Hand, daß sich der ganze noch zur Beratung stehende Stofs in diesen 22 Tagen nicht aufarbeiten läßt, selbst wenn man d,e. nicht gerade vorteilhafte Methode der „Geu-altsitzungen" anwendet. Man steht also vor der Alternative, entweder einen großen Teil der Arbeiten unter den Tuch fallen zu lassen oder nach Pfing sten noch einmal zusammenzukommen. Wann dies „nach Pfingsten" sein soll, im Juni oder im Herbste, das mir» eine zweite Frage sein. Die Re nte rung steht ja Nachsessionen nicht gern, ist vielmehr roh, wenn sie vor dem Landtage Ruhe hat, aber sie rat daher auch im vorigen Landtage in eine Ver tagung voni 22. Mai bis 11. November willigen müssen, so saß erst am 20. Dezember der Landtag end gültig geschloßen werden konnte. Es war entschieden das richtigste, wenn man auch diesmal zu dem gleichen Auskunftsmittel greifen würde. Denn — abgesehen von allem anderen — der Landtag wird genug zu tun haben, wenn er bis Himmelfahrt den Etat fertigstellen will Von seinen 110 Kapiteln .sino rund noch 10 in der Finanz- d,muation k.vMd zwar zum großen Teil jebrichwie- tkHU KkMA Aus dem Etat.der Ueb e rhH8Hs^ fivdl'"rkckch rückständig, die Kap. 1 Forsten, 2,Domänen- und Intraden, 6 Elsterbad, 7 „Leipziger Zeitung" und 16 Staatseiscnbahnen. Von ihnen werden die beiden ersten keine größeren Debatten Hervorrufen, als sonst: lebhafter dagegen wird es schon beim Kap. 6 Elsterbad zugchen, da das beantragte Staatsdarlehen non 150 000 -N zum Bau eines Theaters keineswegs allgemeiner Zustimmung sicher ist A ich die „Leip ziaer Zeitung", die noch immer im Eta! der Ueber- schüsss stehl, obwohl sie schon längst in den Etat der Zuschüsse hätte versetzt werden müssen, wird leb hafte Debatten entfesseln. Aus praktischen Gründen wird damit die Debatte über Kap. 15, „Dresdner Journal', verbunden werden, und bei dieser Gelegen heit wohl auch die Frage wieder erörtert werden, ob es nicht richtiger ist, beide Regierungsblätter zu ver schmelzen. Ferner wird die Regierung erneut Aus- lunft geben müssen, warum die kosten für die Land- togsbeilagc beider Blätter nicht bei diesen selbst, sondern unter Titel 12 von Kap. 29, Landtagskosten, mit 33000 At verschrieben werden, wohin sie gar nicht gehören. Andere Zeitungen müssen auch ihre Landlaasberichte selbst bezahlen. Aber freilich, dann würde das Defizit beim „Dresdner Journal" noch größer, und die „Leipziger Zeitung" müßte endgültig aus dem Etat der Ueberschüsse in den der Zuschüsse binübcrwandcrn. Daß das Kap. 16, Eisenbahnen, a'-secdehnte Diskussionen Hervorrufen wird, ist ebenso selbstverständlich, wie daß beim Steueretet (Kap. 20 und 2!) die Steuerpolitik der Regierung einer scharfen Kritik wird unterzogen werden. Der Finanzminister wird hier verschiedene unanacnehmc Wahrheiten zu hören bekommen. Wenden wir uns dem Erat der Zuschüsse zu, so finden wir, daß aus dem Bereich der allgemeinen Staatsbcdürfnisse nur das Kapitel 21, Königliche Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, und 31, Allgemeine Rcgierungs- und Vcrwaltungs- anaclsgenheiten, rückständig sind. Unter ihnen wird das zuerst genannte Sie Frage eines Neubaues der Königlichen Gemäldegalerie in Dresden aufrollen und lebhaft diskutiert werden lassen. Die Ressorts des Eesamtministeriums und des Justizministeriums find vollkommen erledigt. Aus dem Bereiche des Ministeriums des Innern harren noch 12 Kapitel der Verabschiedung im Plenum. Hier wird vor allem bei dem Etat des Ministeriums selbst skav. 12) und dem der Kreis- und Amtshauptmannschaften skap. 13 > mit dem Grafen Vitzthum v. Eckstävt eine Zwiesprache über innere Politik u halten sein. Auch das Kcpitcl 60, Landwirtschaftliche, gewerbliche und Handelsschulen, wird nicht wenig Redeflut entfesseln. Des Kav. 15, ..Dresdnc Journal", hatten wir schon oben gedacht. Die übrigen kavitcl werden sich verhältnismäßig kurz abtun lassen. Weit zurück sind noch die Kapitel aus dem Ressort des Finanzministeriums. Hier fehlen noch die Kapitel 73, Finanzministerium, 77, Bergakademie zu Freiberg, 78, Land-, Landeskultur- und Alters rentenbank, und die ganzen Kapitel der Bauver waltung. Vom Etat des Ministeriums Les Kultus und öffentlichen Unterrichts sind noch zu erledigen die Kapitel 91. Universität Leipzig, und 92, Technische Hochschule Dresden, wobei die Freunde des Dresdner llniversitätsgedankens einen letzten, aber aussichtslosen Sturmlauf unternehmen werden, ferner das Kapitel 99, Taubstummenanstalten. Zwei weitere Kapitel Haden meHr formale Bedeutung. Von Len beiden Kapiteln Ministerium Les Aus wärtigen (102) und Gesandtschaften (103) wird das letztere wieder auf heftigen Widerstand von links stoßen — und jedenfalls nur mit sehr knapper Mehr heit bewilligt werden. An Gesetzentwürfen harren noch in der Ersten oder Zweiten Kammer der Erledigung: der Entwurf über Abänderung des Schlachtviehoersiche rungsgesetzes, das Kimppschastsgesetz, das Pfarr besoldungsgesetz, der Entwurf über Acnderung der Altersrentenbank und der Landeskulturrentenbank, der Entwurf eines Schulbcihilfengesetzes betr. den Anteil der Gemeinden an der Wertzuwachssteuer, betr. Errichtung von Amtshauptmannschaften in Werdau und Aue, und betr. Ausscheiden der Städte Bautzen, Freiberg, Meißen und Zittau aus den Be zirksverbänden. Erledigt sind von Gesetzent würfen nur die über Erhöhung der Hcbammenunter- stützung, über Ausdehnung der ärztlichen Gebühren ordnung auf die Zahnärzte, über Befreiung von Lehrern und Lehrerinnen von der Krankenve siche- rungspslicht, betr. Zusammenlegung der Grundstücke, über die Zwangsvollstreckung gegen den Fiskus und über den Abschuß der Amseln und Eichhörnchen. Der unerledigten Initiativanträge. Interpella tionen und Petitionen sei hier nur summarisch ge dacht. Soll diese ganze, zuletzt aufgeMhrte Menge unerledigten parlamentarischen Arbeitsstofses unter den Tisch falten? Unseres Erachtens würde das wed"r im Interesse des Volkes noch dem, der Regie rung liegen. Sächsischer LanMag. Stimmungsdilü. r>. Dresden, 20. April. Nach kurzer Osterpause trat heute die Z w e i t e Kammer wieder ans Werk. Es begann auch gleich mit einiger Lebhaftigkeit. Zunächst bewilligte man das Kapitel Haupt st aatsarchiv ohne Debatte und einstimmig. Aber schon beim zweiten Punkt der Tanesoronung kam es zu einer Aussprache. Unter Kapitel 1 erschienen zum ersten Mate im Etat die B r a u n k o h l e n f e l d e r o b e r f l ä ch c n. Herr Günther <F. Vpt.) fand, daß die Erhaltung der auf diesen Feldern liegenden Gebäude zu teuer sei, und fragten an, ob das auch im Ankaufspreis genügend berücksichtigt sei. Der Finanzminister tonnte diese Fraie nicht mit einem runden Ja beantworten. Reichlich staatsjozialistische Ansichten gab der konservative Abgeordnete Friedrich -cht-d. ' Er wünschte,.daß: Zrr Staat .alle Kohlen. lveßSe aufkaus« möchte, .dis sich.auf. Grund besonderer -Verhältnisse U' B.^AonklNS) recht billig stellten Ihm erwiderte Finanzminister v Seydewitz begreiflicherweise, daß der Staat nicht die Absicht haben könne, mit icineil Braun- kohlenwerken auf den Markt drückend zu wirken. Den Hauptteil der Sitzung nahm die Beratung des Dekretes 23 in Anipruch, das von der Neuer richtung zweier Amtshauptmann schaften in Aue und Werdau handelt. Es macht sich eine Entlastung der Amtshaupt- mannjchast Zwickau nötig, darüber ist man sich einia, aber in welcher Weise Las geschehen soll, darüber gehen die Meinungen hart auseinander. Die einen wollen eine zweite Aintshaup Mannschaft in Zwickau errichten, andere wiede. wünschen Aue, Werdau, Wilkau oder Reichenbach zum Sitze der neuen Behörde gewählt. Vor zwei Jaaren bereits hat man einen Regierungsentwurf. der eine zweite Amts- hauptmannschast in Zw.ckau vorsah, abgelehnt, heute schlägt die Regierung zwei neue Amtshauptmanu- schaiten in Aue und Werda vor. An sich eine gute Lösung, wenn man nicht dadurch die Amts hauptmannschaft Schwarzenberg schmälern müßte, und bas empfindet man dort natürlich schmerzlich. Es gab sehr verschiedene Urteile, jo nachdem der einzelne Redner «einen Wohn sitz hat Die einen waren befriedigt, die andern höchst unzufrieden. Beachtlich erscheinen die Ausführungen des nationalliberalsn Abgeordneten Dr. Seysert, der auch hier wieder dem Problem auf den Grund ging. Man dürfe einer Gemeinde nur dann etwas ne men, wenn zw.ngeude Gründe vorhanden seien und das sei hier nicht der Fall Er verrocht den Gedanken, daß eine Staatsnotwendig- keir nicht aus den Säckeln der Gemeinden vemhll werden solle Ter fortschrittliche Abg Günther sand Gelegenheit, in diesem Zusammenhang das Unoe hörige eines Artikels des „Vog'länd. Anzeigers" darrutun, der seiner Meinung nach darauf hinaus laufe, die Zweite Kammer als wenig schaffensfreudig vor dem Lande bloßzustellen. Er w es u. a. darauf hin, daß gerade die beiden Deputationen mit ihrer Arbeit im Rückstände seien, die unter konservativem Vorsitze ständen. Natürlich wollte er nur »eigen, zu welchen konseg lenzen derartige Presseerörterungen führen können. Es sei nicht zu leugnen, daß de: gegen wärtige Landtag mit allen Kräften gearbeitet habe. Herr Opitz konnte den Vorwurf, den der Abg. Günther in jenem Artikel gefunden hatte, nicht herauslesen. Er ist aber der Meinung, daß im Plenum doch ein wenig zu viel ge procken woroen ist. Daß aber Abg. Opitz lange Zeit bedurfte das auszu führen. war einigermaßen eroötzlich anznhören. Viel beachtet wurde, daß der Minister des Innern auch dem Wunsche Ausdruck gab. man möchte die nächsten Wochen recht ausnützen, damit die Landboten zur rechten Zeit in die heimischen Gefilde zurück kehren könnten. Sitzungsbericht. Präsident Dr. Vogel eröffnet die Sitzung nach 5 Uhr. Am Regierungstisch die Minister Graf Vitzthum von Eckstädt und von Sepdewitz. Äbg. Koch (Vpt.) berichtet für die Finanz deputation H. über Kapitel 35 des Etats, Haupt staatsarchiv. und beantragt, die Kapitel nach der Vorlage zu bewilligen, was ohne Debatte geschieht. , , Äbg. Däbritz-Nischwitz (Kons.) berichtet alsdann für die Finanzdeputation Z über Kapitel 1 des Etats, Kohlenfelder-Oberslächen, und beantragt, das Kapitel nach der Vorlage zu bewilligen. Abg. Friedrich (Kons.) bemängelt, daß die Re gierung ein kohlenwerk bei Borna nicht angekauft habe. Weiter möchte die Regierung bei Ver pachtung der kohlenselder die kleinen Pächter und Bauern nicht in ihrer Existenz schmälern. Abg. Günther (Vpt.): Aus der Erläuterungs spalte zu Titel 1 gehe hervor, daß die Baulichkeiten für einige Kohlenfelder sich in sehr schlechtem Zu stande befänden. Er bitte um Auskunft, ob bei dem Erwerb der kohlmneldcr auf den schlechte» Zu- st a n d der Baulichkeiten Rücksicht genommen und der Preis dementsprechend niedriger bemessen morden sei. Abg. Opitz (Kons.) behält sich vor. auf die Er werbung von Kehltnseldern zuriick-iikomincn, bei denen leineGrun k-st ü a e vorhanden seien. Auch damals seien Preise gezahlt worden, die nur in den damaligen Verhältnissen begründet seien. Finanzminister van Seydewitz: Am meisten be klage die Regierung die Aufwendungen, die für die Instandsetzung der Baulichkeiten gemacht werden mußten. Soweit wie möglich sei der bauliche Zu stand der Güter geprüft und der Preis danach be messen worden. Einzelne Mängel hätten sich aller dings erst sväter gezeigt. E-- hoffe, daß man mit der in den Etat eingestellten Aufwand-ssumme aus kommen werde. Bei der Verpachtung von Kohlenfeldern werde die Regierung stets bestrebt sein, die selbständigen Eristenzcn zu schützen und zu erhalten. ch Nach kurzen Bemerkungen der Abgeordneten Kähne! und Günther wird das Kapitel nach der Verlage bewilligt. Es folgt die allgemeine Vorberatung von De tret 33 betr. Errichtung neuer Anitshauotmannschaften in Werdau und Aue. Abg. Döbler (Natl.j beantragt, das Dekret an die Finanzdeputation Z zu verweisen, wo gleichzeitig die dazu vorliegenden Petitionen mit er ledigt werden könnten, lieber die Notwendig keit einer Teilung der Amtshaupt mannschaft Zwickau habe schon im vorigen Landtag kein Zweifel bestanden. Seiner Ansicht nach werde die Frage durch das Dekret glücklich gelöst. Abg. Günther (Vpt.): Seine Freunde hätten nichr erwartet, daß die Regierung noch dies Dekret ein bringen werde. Wenn es aber notwendig sei, so hatten sie natürlich nichts dagegen cin'uwendcn. Selbstverständlich werde aber die Arbeit des Landtags dadurch vermehrt, und das gäbe Veranlassung, die Angriffe ^uvückzuweisen. die in letzter Zeik von gewisser konservativer Seite gegen den Landtag und seine gesamte Ge schäftsführung gerichtet worden seien. Redner ver liest dann Stellen aus einem Artikel eines konser vativen Blattes über die Geschäftslage des Landtags, der sich auch damit beschäftigt, welche Aufgaben n-ch der Gcsetzgebunzsdeputation und der F.nanzdepu- tation A. harren. An der Spitze der beiden Depu tationen befinden sich Männer von konservativer Ge sinnung. Die Angriffe richteten sich also zunächst gegen diese Männer. Die Hauptschuld an der Geschäftslage trage die Negierung, die den Land tag zu spät einberufen und manche Vorlage zu spät cingcbracht habe. Auch sei das veraltete System der kommissarischen Beratung schuld an der Verzö eru»'. Wenn jetzt, nach sünfmonatgcr Tätigkeit noch große Reste vorhanden seien, io blieben nach der Meinung seiner Freunde am besten alle Vorlagen, die »ichr in gehöriger Ruhe und Gründlichieit erledigt werden könnten, ganz unerledigt. Denn bei der Beamten- besoldungsnooclle und bei dem Stemvclsteucracsetz habe man gesehen, wohin de lleberhastung führe. Bei den erwähnten Angriffen handle ' es sich um systematische Versuche, die Zweite Kammer in ihren, Ansehen vor dem Lande berabzusetzen und d'cse Angriffe müßten mit Entschiedenheit zurückgewiesen werden. Gegen das Dekret selbst könnten seine Freunde die ernstesten Bedenken nicht unterdrücken. Dis beste Löiung würde eine Teilung der "Amtshauptmannschaft Zwickau mit d^m Zitz auch der zweiten "Amtshauptmaiivschast in Zwickau sei». Diese An'ckauung habe die Nc- aieruna euch früher vertreten. Warum habe sie jetzt ihren Standpunkt avfgegeben? Wenn man aber ichyn zur Errichtung einer neuen Amtshavvtmonn- schäft kommen sollte, jo dürste die Errichtung doch nicht in der Weise vorgenommen werden, daß man berechtigte Interessen verletze. Das geschehe aber durch das Dekret, und er verweise in dieser Bc Ziehung auf die Petitionen aus Schwarzenberg. Mit der Deputationsberatung seien seine Freunde einver standen. Bezweifeln möchte er aber, ob cs richtig sei, der stark belasteten Fin. nzdeputatinr Z auch noch das vorliegende Dekret zu überweisen. Die Finanzdcputatlon br und die Rechenschajtsdemuation hätten fast ihre Arbeiten erledigt. Sie würden eher in der Laoe sein, auch dieses Dekret zu erledigen. Abg. Bauer (Natl.) befürwortet die Errichtung der Amtshauptmannschaft Aue. Abg. Opitz «Kons.) erklärt fick mit dem Dekret ein verstanden. Etwaige Wünsche könnten in der Depu tation erörtert werden. Redner polemisiert alsdann gegen den Abg. Günther. Der von ibm zitierte Artikel habe ganz entschieden nicht die Tendenz ge habt, die Zweite Kammer ru verletzen. Alle Par teien meies chauses. keine ausgenommen, hätten mehr Selbstbeschränkung ihrer Rede ust üben können. Die Geschäftslage des Landtages ei jo. daß man sich schon in Len nächsten Tagen chlüssig werden müsse, was von den Landtags arbeiten noch erledigt werden solle und in welcher Form das zu geschehen habe. Abg. Bär (Fortschr. Vpt.) knüpft an die letzten Äeußcrungen des Vorredners an. Das beste Mittel zur Erledigung der Landtagsarbeiten sei alljährlicher Zusammentritt Les Landtags Man dürfe die Arbeiten nicht beschleunigen auf Kosten der Gründlichkeit, wie das bei der Besol dungsvorlage und dem Stempelgesetz geschehen sei. Redner wendet sich dann dem Dekret jelbst zu und befürwortet eine Teilung der Amtshauptmann schaft Zwickau in eine Amtshauptmannschaft Zwickau-Stadt und Zwickau-Land. Abg. Kleinhempel (Natl.): Es sei mißlich, wenn zu sehr in bestehende Verhältnisse eingegriffen werde. Aber das Arbeitsgebiet der Amtshauptmannschaft sei sehr gewachsen. Man könne jetzt nicht wieder Flick werk machen, sondern müsse eine vollständige Neu organisation vornehmen. Was die Geschäftslage be treffe. so könne er dem Vorschläge des Abg. Bär auf einjährige Tagung des Landtags nicht zustimmcn. Abg. Dr. Seysert (Natl.): Seine Freunde seien damit einverstanden, daß die Verwaltung nicht von überlasteten Beamten geführt werden soll. Aber das jetzige Dekret scheine kein geeigneter Weg zur Abhilfe. Wenn die Errichtung neuer Amtshauptmannschaften nötig wäre, so müsse der Staat dafür auch die kosten tragen. Auf dem be schrittenen "Wege weiterzugehen und von den Ge meinden die Deckung eines Teils der Kosten zu for dern. halte er für sehr bedenklich. Minister Graf Vitzthum v. Eckstädt: Wenn der Alg. Günther die heutige Rede vor einem Jahre ge halten Hütte, so wären die Chancen der Rcgierungs Vorlage entschieden besser aewejen. Er bedauere, daß der Abg. Günther in der entscheidenden Sitzuna nicht gesprochen habe, aber er finde in dem ganzen Bericht nicht ein einziges Mal Günthers Namen. (Zuruf rechts: Ist ein Wunders Abg. Günther ruft: Ich habe noch viel zu wenig ge redet. (Heiterkeit.) Die Regierung müsse bestreiten, daß sie hinsichtlich der Ueberlastung der Amtshaupt mannschaften Zwickau aus fiskalischen Gründen von ihrem Standpunkt abgewichen sei. Es sei das ledig lich mit Rücksicht auf den Beschluß der Zweiten Kammer geschehen. Den Vorwurf, daß die Vorlage rein am grünen Tisch ausgearbeitct worden sei, müsse sie ent schieden zurückweiscn. Daß bei einer solchen Neu organisation cs nicht ohne gewisse Schädigungen ab gehen könne, sei klar. Man könne es eben nicht allen Leuten rcchtmachen. Der Sitz der Amtshauvt- mannschaft sei keineswegs an den Meistbietenden ver geben worden, sondern man habe sich nach reiflichster Ucbcrlegung sllr Aue und Werdau entschieden. Die Errichtung neuer Amtshauptmannschaften sei eben das Ergebnis der vom Abgeordneten klein hempel verlangten organischen Entwicklung. 2vas Schwarzenberg betreffe, so habe die Regierung led glich versprochen, daß die Amtshauptmannschaft in Schwarzenberg bleiben soll, und dies Versprechen werde sie halten. Darüber, wer an der ungünstigen Geschäftslage des Landtages schuld sei, solle man sich doch gegenseitig keine Vorwürfe machen. Die Re gierung sei jedenfalls nicht schuld daran. Sic lade vielmehr alle ein. den letzten Monat, der noch zur Verfügung steht, krästig zu benutzen zu gemeinsamer Arbeit. . - Nach kurzen Aussjihrungen der Abg. Mgngler lkons.), Heymann (Kons.). Schnabel (Kons.) und Günther lVvt.) geht das Dekret an die Finanzdepu tation .V. "Nächste Sitzung: Morgen nachmittag 2 Uhr. — Tagesordnung: Eisenbahnangelegenheiten und Petitionen. Tagung öes M-eutsihea Verbandes. 8. L 8. Stuttgart, 20. April. Unter Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden Admirals z. D. Breusing (Berlin) trat hier der Gcsamtoorstand des Alldeutschen Verbandes im Saale des Oberen Museums zusammen. Die Ver sammlung war aus allen Teilen des Reiches zahlreich besucht. "An erster Stelle sprach der Vorsitzende des Bundes der Landwirte Freiherr v. Wangenheim (Kl.- Spiegel) über die innere Kolonisation. Der Redner stellte an die Spitze seiner Ausfüh rungen d:e beiden großen Gesichtspunkte, unter deren Berücksichtigung ausschließlich innere Kcloni'at on betrieben werden müsse: Versorgung der Bevölkerung mit Brot und Fleisch nicht nur für Friedens zrü.en, sondern auch im Kriegsfälle, und T r - Haltung des Jungbrunnens an Menschen kraft in Gestalt einer möglichst zahlreichen Land Leröllerung. Man müsse sich daher daraus te schränken, eine möglichst zahlreiche selbständige Lind bevölkcrunp ;u schaffen, müsse dieser aber, wölke man ! wahre Fortschritte fördern, die rechte Mischung geben: Großgrundbesitz als Führer, Lehrer und Träger te- Last der Ehrenämter, mittlerer und kleiner Besitz in manniofalt'gst.r Abstufung und Möglichke ten für die landlosen Landleute, zum Besitzer aufzujte g.'>. — Ter Redner erörterte dann weiter Elnzelsoroerun'en. die 'ur Förderung der inneren Kolonisation auf gc setzlichcm Wege durchzuführrn waren. (Beifall.» An zweiter Stelle sorach der stellvertretende V r sitzende Admiral z. D. Breusing (Berlin) über die auswärtige politische Lage. Der Redner führte aus: Man kann zugeben, daß dis Spannung zwischen England und uns nach gelassen hat. Das heißt aber nicht, daß Enolanna nun nicht mehr unser Gegner sei, oder daß es nickt mehr bereit sei, an feindlichen Machenschaften oder Unternehmungen anderer Staaten gegen unser Vater land teilzunehmen. Was Frankreich anlangt, so ist cs auf dem Höhepunkte seines Hasses, aber auch seines Selbstgefühls und Mocbtbewußtseins ang. langt. Von Rußland hat sich unsere Diplomatie ... ' ' z.' - - . /«xrnsov/w LMkWX QigLmiigelis, in den ^rsicislslssn boiindlieks KsIIs^sisn, an- sfksmnt dis bs8tsn und gI"Ü38tSNindS!'O!l2MPLgNS, von 18 kiiomstsl- l-Lngs und 70000 Ousdi'Limstss' sigsns öskn- ZtN80ll<U88glsiSS
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