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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140421017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-21
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Vene 8. Nr. lSS. Moryen-Nusgave. Leipziger Sagl-.ftatt. Leiprig «na Umgebung Leipzig, 20. April. Vas Leipziger Werkstättenheim. Arbeitslos! Strafentlasscn! Auf der Wanderschaft! Drei Worte, die traurigen Ncbenklang traben, hinter Lenen sich Not und Elend verbergen. Und wie mancher, dem eins von diesen dreien nachtlingt, ist der Versuchung anheimgefallcn, gestrauchelt und der menichlichen Gesellschaft verloren gegangen. Hier bclfcnd cinzugrcifen, dem wirtschaftlich Schwachen eine Stühe und dem moralisch Gefährdeten ein Helfer zu sein, ist Ausgabe dec. Leipziger Werk st ä t t c n h e i m s, das in diesen Tagen die Pforten seines neuen Gebäudes in der Martinstraße 17 er öffnen wird. Hervorgcgangcn ist cs aus der W e r k st a t t e s ü r Arbeitslose in der Möltauer Straße 36, die eine Filiale in der Arndtstraste .'>1 unterhält. Da sich dieses Gebäude als zu Nein erwies und auch zum Umbau nicht geeignet erschien, kaufte der Vor stand das benachbarte Grundstnct in der Martinstraße, auf dem nach den Plänen des Architekten Paul Lange von dem Baumeister Eduard Steycr das neue Gebäude errichtet wurde. Ein schmucker Bau ist es, in Eisenbeton ausgesührt, im Innern hell und freundlich, der nichts von dem Charakter einer Anstalt an sich hat. 65 Personen werden in dem neuen Heime außer der Familie des Hausvaters und zwei Gehilfen Wohnung finden können. Jur Ausnahme berechtigt sind in erster Linie Leipziger Arbeitslose, unverheiratete und verheiratete, die aus irgendeinem Grunde mit ihrer Familie zerfallen sind und sich von ihr getrennt haben. In diesem Falle geht natürlich das Bestreben der Anstaltslcitung auch dahin, derartige zerrüttete Ehen nach Möglichkeit wicdcrherzustellen. Außerdem finden Ausnahme Invaliden, die im Besitz einer kleinen Rente und nur beschränkt arbeitsfähig sind, und entlassene Strafgefangene, die einen Teil des Tages arbeiten, nm sich Lvn Lebensunter halt zu verdienen und in den übrigen Stunden sich Stellung suchen können, wobei man sic gern mit wohl wollendem Rat unterstützt. Auszerdcm werden Wan dernde ausgenommen, die mehrere Tage arbeiten wollen, um sich das Fahrgeld für die Reise zum Ziele ihrer Wanderung zu verdienen. Der Tagesverdienst, den ein im Wcrlstättenheim Beschäftigter erwerben kann, schwankt zwischen 2 und !! itl. Die Arbeit besteht im Holzhacken, -schichten und verkaufen. In wie hohem Masze dieft Arbeits gelegenheit benützt wird, beweist, dasz im Jahre 1913 an Barlöhncn 28'181.27 verausgabt wurden. Für Verpflegung und Wohnung stnd für den Tag 1 bis 1,50 -4t zu entrichten, doch können die Leute auch nur die Mahlzeiten, für die der Preis zwischen 5 und 30 Pfennigen schwankt, im Heim einnchmen oder lediglich nachts dort schlafen. In die'em Falle wird das Nachtquartier mit 20 Pfennigen berechnet. Das neue Gebäude, das nunmehr seiner Bestim mung übergeben werden soll, besteht aus sieben aus gebauten Stockwerken, an denen insgesamt neun Balkons angebracht und, auf denen die Leute noch des Tages Arbeit sich zu einem Plauderstündchen in guter Luft Niederlagen können. Im Keller befindet sich das Kesselhaus und die ideal angelegten Wasch und Baderüume. Tas Erdge chofz enthält die Küche und das sogenannte Gastzimmer, in dem die Speisen und Getränke, einfaches Bier und alkoholfreie Er frischungen verzehrt werden können. Im Hochpari tcrrc befinden sich das Kontor und Las Gesellschafts zimmer, ein grofzcr Raum, in dem Vorträge und ge sellige Veranstaltungen abgehaltcn werden können, und außerdem eine Vorratskammer. Im ersten Stock werk liegen die Wohnungen des Hausvaters und des Platztnspcktors und im zweiten, dritten und vic ten die schlafräumc für die Heiminsassen. Die Zimmer enthalten je nach der Grosze zwei, vier und acht Betten. Jeder Mann hat seinen eigenen Kleider schrank, der geräumig genug ist. um auch etwaigen anderen Besitz seines Inhabers aufnchmcn z» kön nen. In einem besonderen Raume befinden sich die Waschbecken mit fließendem kalten und warmen Wasser; die Handtücher von 4 Meter Länge Höngen auf Rollen zur Erde hinab. In jedem Stockwerk ist außerdem ein Stiefelputzraum. Das siebente Stock werk ist zu einem Massenquarticr gestaltet, in dem die dnrchrci enden Wanderburschen untergebracht werden. Ein Boden ist ebenfalls noch vorhanden. Hinter dem Gebäude liegt ein großer H o l z p l a tz, der direkten Gleisanschluß an die Eilenburger Bahn hrr. Hier wird das Holz bearbeitet und zerkleinert und kann außerdem vor dem Verkauf in luftigen Etagcnräumen gelagert werden. Besonders anzu erkennen ist, daß die Leute in überdachten Schuppen arbeiten können. Mit berechtigtem Stolze kann Pastor G. Grund mann, der Vorsitzende des Vereins für Arbeitslose und Organisator des Werkstättenheims, auf das Ge schaffene und Erreichte blicken. Auf einen kleinen kreis nur beschränkt sich die Arbeit, aber sic kommt der Allgemeinbeir zugute. Darum verdient sie auch im weitgehendsten Maße deren tatkräftige Unter stützung und Förderung. * Ordensverleihung. DemPolfteidirektorDr.Wag- ker ist vom Kaiser von Rußland der St. Stanislaus- ordcn II. Klasse verliehen worden. * Bom König in Audienz empfangen wurden die nachgcnannten Herren aus Leipzio: Reichsgerichtsrat Staffel, Lanogerichtsrat Dr. Clauß. Professor cheroux, Amtsrichter Feldweg und Dr. Roack, Kaufleute Herzog und Franke. Kammerrat Bastänier, Verlagsbuchhündler Möckel, Archi tekt Starke. Bezirksschornsteiniegermeister Ficken- wirth und Tapeziererobermeister Knappe. * Jubiläum. Am heutigen Tage begeht der Obcrpostscha'fner Herr Zumpc beim Postamt 3 sein 25jähriges Dtenstjubiläum. * Ordenswesen. Der König hat genehmigt, daß der Obcrbaurat Falian. Vorstand der Eisenbahn- Betriedsdirektion Leipzig I, und der Lokomotivfüh rer Karl Heinrich Kaiser in Leipzig die von dem Kaiser von Rußland ihnen verliehenen Auszeich nungen, und zwar Falran den St. Stanislaus- Orden 2. Klasse. Kaiser die goldene Brustmedaille am Stanislausbandc, annchmen und tragen. * Schwarze Listen für die Zechpreller. Einen Be ichluß, der sehr anerkennenswert ist, haben die Zähl kellner der Wiener Kaffeehäuser dieser Tag« ge faßt. Um den häufig auftretenden Gaunern und Zechprellern energisch cntgegenzutreten, beschloß man nämlich, ein sogenanntes Schwarzbuch anzu legen, worin alle Namen von böswilligen Schulden machern und Zechprellern verzeichnet werden sollen. Außer dem Namen wird man vor allen Dingen auch die verschiedenen Finten und Tr'cks in dem Schwarz buch anführen, die von den Betrügern angcwendct werden. Ferner wird in dem Buche ein« genaue Personalbeschreibung verzeichnet sein. Diese Maß nehme der Wiener Kellner verdient auch anderwärts Nachahmung; insbesondere sollten sich auch die Wirte ein solches Schwindlerlexikon anlegcn. * Fleischvergiftung Von amtlicher Seite wird uns mitgeteilt: Am Sonnabend, dem 18. April, nachmittags und in der Hauptsache im Laufe des darauffolgenden Sonntags sind bei den zuständigen Stellen des Rates, Gesundheitsamt und Ratswache, mehrere E r k r a n k u n g s f ä l l e zur Kenntnis gebracht worden, die anscheinend auf den Genuß von Fleisch zurückzusühren waren Nach den durch die Wohlfahrtspolizei unverzüglich angestellten Erörterungen ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die Erkrankungen auf den Genuß des Fleisches einer vor den Feiertagen auswärts zur Not geschlachteten, vorschriftsmäßig abgestempelten und dann in zu lässigen Stücken in den Stadtbezirk eingeführten Kuh zurückzusühren sind Die Einführung desFleisches ist durch einen auswärtigen Vieh-Großhändler erfolgt, der das gesamte Fleiichwerk an zwei hiesige Fleischcrmerster verkauft hat. Die umfassendsten Maßnahmen zur Verhütung weiterer Er krankungen sind getroffen; die Untersuchung des Fleisches durch das hiesige königliche Hygienische Institut ist noch nicht abgeschlossen, die Akten sind zur weiteren Verfolgung der Angelegenheit an die Königliche Staatsanwaltschaft abgegeben worden. Als ertrankt gemeldet waren etwa 70 Per sonen, von denen sich die meisten jedoch wieder auf dem Wege der Besserung befinden. * Gerichtliches. Der Direktor des Kunstgewerbe museums in Leipzig, Professor Dr. Richard Ernst Graul in Leipzig ist ^rm stellvertretenden Mit glieds Les für das Königreich Sachsen gebildeten gewerblichen Sochvcrständigen-Vercins ernannt wor den. * Aus Saalinhaberkreisen. Das Etablissement „B i r k e n s ch l ö ß che n" in Wahren bei Leipzig ist an Frau Dora vcrw. Gutmann geb. Lehmicke verkauft worden. Di« Uebcrnahme hat am 1. April stattgefunden. * Königliches Lehrerseminar zu L-Connewitz. Der Beginn des neuen Schuljahres wurde am Montag durch eine Feier ausgezeichnet, die .zugleich der Uebcrnahme und Eröffnung des neuen Anbaues galt, der nunmehr in der Hauptsache vollendet ist. seminardirektor Schulrat Dr. Schütze dankte in seiner Eröffnungsrede allen denen, die sich um das Zustandekommen dieses dringlichen Er weiterungsbaues Verdienste erworben haben, in erster Linie der Regierung und den Ständekammern, dann aber auch der Stadt Leipzig, die in außerordentlichem Entgegenkommen ebenso wie seinerzeit zum Haupt- Im», io jetzt zum Anbau das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung stellte. Er gedachte ferner dankend der Arbeit des Landbauamtes und endlich der un ermüdlichen Tätigkeit des ersten Seminardirektors Professors Dr. k. Frenzel, von dem die erste Anregung zu diesem Neubaue ausging und nach dessen Plänen er in der Hauptsache durchgcführt wurde. Der Neubau ist nunmehr in teilweise Be nutzung genommen worden, und seine geräumigen, Hellen und schön ausgestatteten Räume werden einer großen Zahl von Zöglingen gesunde und angenehme Wohn- und Arbeitsstätten bieten. Durch die Er weiterungsbauten haben auch die Turnplätze und Erholungsgürtchcn eine beträchtliche Vergrößerung erfahren, so daß die Anstalt sich eigentlich erst jetzt so ausdehnen kann, wie cs das Wohl und die Ge sundheit der darin untergebrachten Schüler er fordert. — Die Eröffnungsfeier galt zugleich der Ein weisung zweier neuer Lehrkräfte, des Oberlehrers Dr. Theodor Krahl und des Hilfslehrers Leuner. Am Vormittag fand die Einfiihrung der neuen Uebungsfchüler, am Nachmittag die der Sextaner statt. Gleichzeitig wurde als erster Anfang der siebenten Seminarklassc eine Präparandcn- klasse eröffnet. * In den städtischen Krankenanstalten wurden im vergangenen Jahre 22 391 Personen verpflegt. Hier von entfielen aus das Krankenhaus St. Jakob 18 072 Personen, das Krankenhaus St. Georg (in Betrieb genommen am 26. Mai) 2550 Personell, das Krankenhaus zu L.-Plagwitz (das am 2. Juni ge schlossen wurde) 177 Personen, auf das Städtische Pfleghaus 1070, die Heilanstalt Thonberg 68 und die Leipziger Heilstätte bei Adorf i. V. 454 Personen. Am Schlüsse des Jahres verblieb in sämtlichen städtischen Anstalten ein Bestand von 1923 Kranken, hiervon 1019 im Krankenhaus St. Jakob, 417 im Krankenhaus St. Georg und 358 im städti schen Pfleghausc. Die Zahl der für alle Be handelten geleisteten Verpflcgungstagc belief sich auf 714 335. Was die nichtstädtis ch e n Anstalten anbetrifst, so wurden verpflegt im kinderkranken Haus 2280, in der Heil- und Pfiegeanstalt Dösen 1823, im Dialonissenhaus 1579, in der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität 1058, in der Unioersitäts- Augenheilanstalt 1497 und in der Universitäts- Frauenklinik 3301 Personen, das sind zusammen 11 538 Personen, für die 707 952 Verpflcgungstagc geleistet wurden. Für städtische und nichtstädtischc Krankenanstalten öffentlichen Charakters stellt sich also die Gesamtzahl der Verpflegten auf 33 929, die Zahl der geleisteten Verpflcgungstagc aus 1 122 287. Diese Ziffern geben Aufschluß über die Bedeutung der öffentlichen Krankenpflege in einer Großstadt. Interessant ist übrigens noch folgendes: Die Zahl der Gestorbenen betrug im vergangenen Jahre in sämtlichen vorgenannten Anstalten 2550 (1453 männ lichen und 1097 weiblichen (Geschlechts). Da in Leip zig im vorigen Jahre überhaupt 7884 Personen ver- starbcn, so ergibt sich, daß etwa jede dritte Per son in einer Krankenanstalt starb. * Für Hundcbesitzer Aus die im amtlichen Teile erlassene Ratsbckanntmachung über das Führen von Hunden an der Leine sei hiermit be sonders hingewiesen. * Der Verein für Mutterschutz ladet zu einer öffentlichen Versammlung für Donnerstag, den 23. April, abends 8^ Uhr, in den Saal der alten Handelsbörse (Naschmarkt) ein. Im Anschluß an die Hauptversammlung hält Herr Professor Dr. Thicmich, Direktor des hiesigen Kinderkranken Hauses, einen Vortrag über: k i n d c r s ch u tz d u r ch Mutterschutz. Es ist mit Sicherheit anzunehmcn, daß dieses zeitgemäße und interessante Thema, das von sachverständiger Seite erörtert werden soll, eine zahlreiche Zuhörerschaft finden wird. Näheres besagt die heutige Anzeige. * Tas Reichspostamt gegen Briesfallen. Eine Gefahr für kleine Bricffendungen bilden bekanntlich umfangreiche Drucksachcnscndungen, die nur lose ver packt und nicht fest verschnürt sind. Briefe und Post karten geraten leicht in derartige Drucksachen, so daß sic falsche Wege machen oder ganz verloren gehen. Das Reichspoftamt hat oeshalb jetzt eine besondere Bestimmung in die Dienstanweisung ausgenommen, die vieler Gefahr begegnen soll. Drucksachen, heißt es darin, sind auf eingcschobcnc Briese uiw. in tunlichst ausgedehntem Umfange zu prüfen. Insbesondere gilt dies für solche, die wegen ihres Umfangs lose in den Beuteln befördert wurden. Zu dieser Prüfung ist nicht nur die Entkai^ungvskllc, wo die Bunde auf geschnitten werden, sondern auch das Bestcllgeschäft und die Ausgabestelle verpflichtet. Werken dabei Sendungen voraesundcn, die sich in Drucksachen usw. eingefchoben Haven und dadurch fehlgeleitet worden sind, so ist dies auf den Sendungen zu vermerken. * Ein Abend im Königlich Rumänische« Zirkus Cesar Sidoli. Das Zeichen zum Anfang ertönt, die Musik spielt einen schneidigen Zirkusmarsch, und die zahlreichen Zuschauer des vollbesetzten Hauses prüfen mit kritischem Auge das Programm. Man ersieht daraus, daß cs sich um ein echtes, rechtes Zirkus programm handelt. An erster Stelle steht Herr Di rektor Cesar Sidoli mit seinen Massen-Frei- heitsdrcssuren. Selten sieht man in der Manege ein derartig schönes Rassematerial echter Vollblutpferde, wie es Zirkus Sidoli mit sich führt. Es ist fürwahr ein Unternehmen noch aus guter alter Zeit, in dem vor allem anderen zirzensische Kunst und edler Pferdesport gepflegt werden. Mit einer Vornehm heit, wie wir sie schon aus früherer Zeit von Herrn Direktor Sidoli kennen, führt er seine Dressuren mit 96 Pferden auf einmal in der Manege vor. Die hohe Schule, geritten von Herrn Adolf Schumann aus dem Vollbluthcngste „Baldur", ist meisterhaft und steht dem Altmeister Fillis nichts nach. Fräulein Hartmann reitet jawohl im Herrensatte! auf dem Vollbluthengst „Arrogantes" als auch im Damensattel auf dem Volloluthengst „Nußknacker" die hohe Schule in einer Vollendung, wie wir sie eben nur in einem wirklichen Zirkus finden, der auf den Reitsport Wert legt. Jedoch nicht nur der Pferdesport, sondern der fast ebenso beliebte Radfahr- sport kommt im Programm zur Geltung. Die fün » Morgenroths mit ihrem Radfahrakt sind geradezu phänomenal. Die Schlußpicce dieser Nummer, das menschliche Roulett, ist noch nirgends gezeigt worden und setzt die Besucher in Erstaunen, wie Menschengeist einen solchen Trick erfinden konnte. Besonders seien noch die zehn Hegel manns — genannt die fliegenden Menschen — erwähnt. In schwindelhafter Höhe vollführen sie ihre waghalsigen Saltomortales und Reckevolutionen. Zum Schluß seien noch die zahlreichen Clowns und Auguste erwähnt, die durch ihre originellen Witze und Späße den Besucher angenehm unterhalten und das Pro gramm in jeder Weise zu würzen suchen. Man könnte noch vieles hier anführen, was sehenswert erscheint, doch man muß cs eben selbst gesehen haben, um sich einen Begriff von der Reichhaltigkeit dieses Unternehmens machen zu können. * Ucber das schwere Brandungkück in der Feld straße. über das wir bereits in der gestrigen Abend ausgabe berichteten, wird amtlich folgendes mit geteilt: Während der Abwesenheit der Pflegemutter spielte gestern vormittag im Grundstücke L.-Reudnitz. Feldstraße 31, ein 0 Jahre altes Schulmädchen mit Streichhölzchen und bra nnte schließlich eine Kerze an. Durch einen unglücklichen Zufall ge riet hierbei das Hemd, das das Mädchen als einziges Kleidungsstück anhatte, in Brand. Ein Arbeiter brach auf das Geschrei des Mädchens und anderer in der betreffenden Kammer befindlichen Kinder die Wohnung auf und sand die Kleine mit verbranntem Hemd und Haar sowie schweren Brandwunden am ganzen Körper auf. Eine in der Kammer befindliche Matratze hatte ebenfalls Feuer gefangen. Ter Arbeiter erstickte die Flammen. Das Kind wurde später nach dem Kinder krankenhaus gebracht, wo es verstarb. I'. Gestohlen wurden in der Nacht zum 16. März in Unterwellendors bei Saalfeld 6 Messingmundstücke von je 15 cm Länge und je l'-r tz Gewicht, sowie in der Zeit vom 11. bis zum 13. März in Saatfeld 7 Paar Messingverschraubungen flog- Merseburger Gewinde). Auf die Ermittlung des Diebes sind 50 ./ä Belohnung ausgesetzt. Hinweise ersucht die hiesige Krim'-Abt. zu k. V. 1337 zu geben. ?. Zeugen gesucht. Am vergangenen Mittwoch abends gegen "/.8 Uhr ist an der Ecke Brühl und Reichsstraße eine Frau von einem Eilboten um gefahren worden. Die Zeugen des Unfalls werden gebeten, sich bei der Krim.-Abt. zu ;. 11613 zu melden * Beim Glücksspiel überrascht. Wiederum wurden in der Nacht zum Sonntag in einem Schanklokal Les Westens von Beamten der Wohlfahrtspolizei mehrere Personen beim Glücksspiel „Meine Tante deine Tante" überrascht. Der Wirt hatte das Glücks spiel geduldet. Er wird sich ebenfalls vor Gericht zu verantworten haben. Sächsische Nachrichten * Riesa, 20. April. Letzte Nacht gegen 2 Uhr brach im Hintergebäude des Bäckermeister Roß- bergschen Hausgrundstücks ein Schadenfeuer aus, durch das der Dachstuhl des Gebäudes voll ständig zerstört wurde. Der angerichtete Schaden ist beträchtlich. * Eröba, 20. April. In der Gcmcinderats- sitzung gab Eemeindcvorstand Hans bekannt, daß cs durch Verhandlungen mit der Rittergutsherrschajl gelungen ist, daß das neue Rittergut i» Oberreußcn mit dem Gutsbezirk Gröba verschmolzen und unter der Bezeichnung „Rittergut Gröba" geführt werden soll. Da Oberreußen nur noch eine Wirt schaft und einen unansässigen Einwohner besitzt, so sei das Bestehen dieser Gemeinde illusorisch und eine Einverleibung mit Eröba in die Wege ge leitet worden. Die Amtshauptmannschaft und der Bezirksausschuß Großenhain haben bereits ihre Ge nehmigung hierzu ausgesprochen. * Chemnitz, 20. April. Die Krankenkasse n- angc st eilten im Königreich Sachsen hielten am Sonntaa in Chemnitz eine Tagung ab, die von Kassenbeamten aus allen Teilen des Landes besucht war. Die Tagung galt einer Aussprache über die Aendcrungcn der Angcstelltenoerhältnisse nach dem Inkrafttreten der Reichsversicherungsord- nung vom 1. Januar 1911. Unter anderem hielt Herr Brcnke aus Leipzig einen mit großem Bei fall aufgenommenen Vortrag über das Thema ..Lehrreiche Erfahrungen bei Schaffung unserer Dienstordnungen und ruhegchaltsbercchngtc An stellung oder nicht?" An den Vortrag schloß sich eine lebhafte Aussprache an. Die Tagung fand ihren Schluß mit der Annahme folgender Resolution: „Die von 230 Angestellten aus 59 Ortschaften der Krankenkassen Sachsens besuchte Versammlung er klärt sich mit den Ausführungen Les Referenten ein verstanden. Insbesondere erklären die Anwesenden im Prinzip, daß ihnen an der Uebertragung der Rechte und Pflichten als Staats- und Gemeinde beamten nichts liegt und jede Regelung der Ruhe- gchaltsfragc ablebnen, die damit verbunden ist." * Chemnitz, 20. April. Zwei neue Schul gebäude wurden am Montag vormittag feierlich ein geweiht. Um 8 Uhr wurde zunächst die Sidonienschule an der Sidonienstraße eingeweiht. Nach einem allgemeinen Gesänge hielt Bezirksschul inspektor Dr. Richter eine längere Ansprache und wies Direktor Schröter in sein Amt ein. Dieser hielt dann eine längere Ansprache über die Pflichten L-er Lehrer. Nach weiteren Begrüßungsansprachen mir einem allgemeinen Gesänge ihr Ende. Um 10 Uhr wurde die Humboldtfchule an der Fiirstcnstraße mit einer ähnlichen Feier eingeweiht. i«. Zwickau, 20. April. Der Oberarzt a D. Dr. mcd Hermann Hentschel, ein in den weitesten Kreisen bekannter, tüchtiger Arzt, ist am Sonnabend plötzlich an einem Herzschlag verschieden. Der Vcr- viensisg, 21. Nmtt ISIS. storbenc stammt aus Leipzig und hat nur ein Alter von 45 Jabren erreicht. — Weiter verstarb geistern ebenfalls infolge Herzschlags, der langjährige Direktor und Mitbegründer der Zwickauer Ingenieur schule Prof. Leander Hummel. Prof. Hummel, der die hiesige Ingenieurschule 1897 gründete und nach dem Ausscheiden des Mitbegründers Kirch hoff bis zu seinem Ableben allein leitete, studierte in Braunschweig und war vorher am Technikum Holz minden und am Technikum Mittweida tätig. Er war 1857 in Hildesheim geboren. Plauen, 20. April. Auf der Strnße nach Oelsnitz wurde am Sonnabend abend der verheiratete Arbeiter Berndt von einem Automobil überfahren und schwer verletzt ins Krankenhaus geschafft wo er bald darauf starb. * Klotzsche, 20. April. Ein in heimatlicher Bauweise mit einem Aufwande von ungefähr 140 000 .lt erbautes neues stattliches Schulhaus er hielt heute Montag vormittag in Gegenwart der Bezirks- und Ortsbehövden seine feierliche Weihe. Die WeihereLe hielt Herr Schuldirektor Herzog. Es ist dies das vierte Schulgebäude des Ortes. Die neben dem Schulgebäude stehende Turnhalle ist so eingerichtet, daß sie zugleich als Festsaal Verwen dung finde» kann. kunstkalen-er. Theater. Ltadtiiche Theater. Im Neuen Theater heule Tieusiag „Awa", iitorgcu „Parsiial" «Begin» 6 Uhr). — Im Alten Theater »eure und morgen die Posse „Wie einst im M.n". Donnerstag in neuer Inszenierung Shakcipeares Drama „Macbeth". — Im Operettentheater beute „Schürzen - manavcr". Morgen zu volkstümlichen Preisen "staUcrs Operette „Der Windclkavalier". Schauspielhaus. Heute Dienstag letztes Gastspiel Aldcit BassermannS: „Trauiuulus" (Pros. Niemeyer). Morgen sowie allabendlich das crsolgrcichc fröhliche spiel „Als ich noch im Flügelkleide". Ain Sonntag, nachmittags Uhr, wird das Stück zu gewölmlickzen Preisen gegeben (keine Vcrcinsvorstellung). Battenberg-Theater Dienstag: „Deines Brüsers Weib " Sckmu'picl von Ritterseldl. — Mittwoch und folgende Tage: „Deines Bruders Weib." Vergnügungen. Easc Bauer. Erstklassiges Easc im sieulrum der Stadt Im Parterre und i» der 1. Etage nachmittags und abend» grosze Künstlerreüoute. Im Cafe-Bauer-Kaiino das neue Salon trio Brose bis 4 Uhr morgens. L « ivzigcr Palmcngartcn. Der Frühlingsslor in unserem lierrlichen Palmengarlen entfaltet sich immer prächtiger und übt auf den Bcsuckzer eine tiefgehende Wirlung aus. Heute findet nachmittags von 4 bis 7 Uhr Ztonzerl des beliebte» Curth-Fip-Orchesters statt; morgen abend 8 Ubr spielt das Will» Wolf-Orchester. Die Dauerkarten für den Palmengarlen bieten so viele Lorteile, das; sic in weitestem Umsangc zur Unterstützung dieses weltstädtischen Unternehmens bezogen werde» sollten Der Leipziger darf mit Recht aus seinen Palmengarlen stolz sein. Box der Messe. Hugo Haas« A.-Ä. auf der Leipziger Schaume sfe. Schon zu Beginn der diesjährigen Ostcrmcsse liest der gewaltige Be such der einzelnen Pergnügungsstälten des weltbekannten Unter nehmens Haase, die sich dauernd mit Schaulustigen füllten und ihnen Unterhaltung boten, die große Beliebtheit erkennen, deren sich die einzelnen Veranstaltungen erfreuen. In der mit neuen glänzenden Dekorationen und einem grostcu schimmernden Licht apparat von blendendem Eindruck im Inneren bedachten S t u s e n b a h n wird rin lebhaftes Bewegen, rin munteres Tummeln und freudiges Kreisen aus de» erhöhten Stufen erkennbar; verstärkt noch, wenn die Elitcabendc die crivachsene Welt am Dienstag und Freitag zur Rundsahtt versammeln oder die Jugend sich in Scharen am Mittwoch und Sonnabend zu den beliebten K i n d e r s e st c n, bei denen diesmal besonders reizvolle c-feschenkc zur Verteilung kommen, geführt wird. Damit ist noch lange nicht die Anziehungskraft der Hoascschen Unternehmungen erschöpft Reue Werke ziehen den Meßbesucher an: die originelle Berg- und Talbahn. die lwhe Figur-Acht-Bahn mit ihrem gewaltigen Kurven laus und die daneben sich befindende Drei-Planeten» Bahn, alles Werke origineller Technik, dazu bestimmt, dem Vergnügen der Meßbesucher zu dienen. Mus Leipziger Innungen. * Die G a st w i r t « - Z n n u n g zu Leipzig hielt am l7. d. M , nachmittags 1 Uhr. im Hotel „Reichshof" ihre zweite I n n u n g s v e r s a m m l u n g ab Tic Versammlung wurde > .-5 Uhr durch den Vorsitzenden Obermeister Kaiser unter herzlicher Begrüßung der Erschienenen eröffnet. Bor Eintritt in di« Tagesordnung gedachte er in warmen Worten des ver storbenen langjährigen treuen Mitgliedes der Innung, Kollegen Robert Oelichläger („Drei Linden"), zu dessen ehrendem t^edcnken sich die Anwesenden von ihren Plätzen erhoben. Hieraus wird in die Beratung der Tagesordnung cingetretcn und zunächst bckanntgegebcii. daß im verflossenen Vierteljahr der Innung wiederum fünf Kollegen als Mitglieder beigctretcn sind. Infolge. Behinderung des Vorsitzende» des Lekrlingsvrüsungsausschu'seS Koll. Oswald Schlinke erstattete Stoll. Hotelier E h l c r m e i e r den Bericht über die diesjährige» Lehrlingsprninngen. Diese haben wiederum in E>emcinscl>rsl mit der beirenndcteu >töcki.-- Inuung stattgcfundc». Von den "7 teilnehmenden Lehrlingen konnten 6 für ganz besonders gute Leistungen mit Prämien anS dec Innungskaiic belohnt werden. Obgleich die Jalil der Lehr linge. die iich der Prüfung unterzogen lxibcn, ein- recht stattliche zu nennen ist, mußte leider die Wahrnehmung gemacht werden, das; noch eine Anzgbl Lehrlinge sich der Prüfung enlzogen haben. Da der Olrnud ltziuptiachlich darin zu suche« sein wird, das; die Lehrherrcn ihrer Pflicht zuwider die auslernendeu Lehrlinge nicht mit deut wünickmiswerte» Nachdruck zur Ablegung der Prü snng gnkalten, io wurd? deshalb einstimmig beschlossen, zur besseren Kontrolle der Lehrlinge eine L e h r l i n g s st a in m - rolle zu sichren und überhaupt nähere Vorschriften über das Lehrlingswesen zu erlassen. Bei dieser chclegenbeit streift der Berichterstatter im Auftrage des Schul-Ausschusses die Lage der Fachschule und die gewonneucu Eindrücke bei den durch- geführten Schulbesuchen. Die Versammlung erachtete in längerer Debatte de» Vorschlag des Vorstandes und SchulauSschusscS für dringend erforderlich, dem F o r t b i l d n n g S s ch u l w e s c n in Iukuuft erhöhte Aufmerksamkeit zu sckzenken uns besonders de» Lehrplan einer Umgestaltung zu unterziehen oder einen Lehr plan durch die Innung aufznstelleu. — Mit der Durchführung wunde der Vorstand beauftragt. In althergebrachter Weise wurde dann einer Anzahl treu dienender Angestellter durch Herrn Obermeister Kaiser die aus Antrag der Innung vom Bund deut scher Zilastwirte für langjährige Treue in der Arbeit vcrliclicnen Auszeichnungen überreicht, wobei er ihnen in herzlichen Worten die Anerkennung und den Dank der Innung für ihr treues Aushalten in der Arbeit aussprach. — Mehrere Eingaben, darunter die zum Zwecke der Verkürzung der Schlußstunde auf der Buchgewerbe-Ausstellung, wurden verlesen und von der Ver sammlung gutgeheißen. — Infolge der eingctretcuen günstigen Finanzverhältniise unserer Stadt hielt es die Versammlung an der Zeit, erneut eine Beseitigung der Biersteucr anzustveben und bei den städtischen Kollegien die Aushebung dieser ungerechten und durch nichts b-gründeten Doppelbesteuerung un seres sSewcrbes zu verlangen rv. mit allen zu «sicbotc stehenden Mitteln hiergegen vorzugeken. — Auch der Abstinenzhewequng ioll erhöhte Auimertiainleit geschenkt werden, zumal da die Be Hörden zum Teil nicht die angebrachte Neutralität in dieser Frag^- ejnnehmen. — Nach Besprechung einiger interner Angelegenheiten schließt der Vorsitzende um 6 Uhr die Versammlung und dankt den Teilnehmern für ihr Erscheinen und das bekundete Interesse — An dir Versammlung schloß sich gleich eine Zusammenkunft der Leipziger Hoteliers, in der eine Aussprache dar über hcrbcigesührt wurde, ob und in welcher Weise der Ver kehrsverein Leipzig auch in diesem Jahre von den beteiligten Kreiicn für seine Zweig-WohnungSnachweise «ährend der Ausstellung unterstützt werden soll Infolge zu schwachen Besuches konnte ein für alle Hoteliers bindender Beschluß leider nicht herbcigesührt werden, so daß nur vereinbart werden konnte, durch Fragebogen die prinzipielle Zustimmung zu dem Ersuchen des BerkehrsvereiiiS einzukolc». Falls sich eine genügende Be Heiligung ergibt, wird einer weiteren Versammlung dieser Be teiligten die Festsetzung alles Weiteren Vorbehalten bleiben. Im versloisenen Jahre batte ein Teil der hiesigen Hoteliers durch Vermittelung der Innung die stattliche Lumme von ca. 2.>«) M zu den Unkosten des Wohnungsnachweises beigetragen Im Winter findet man durch den Gebrauch der be kannten Wybert-Tabletten Linderung bei Erkältung. Preis der Originalschachtel 1.—. .4,4a
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