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Qesekiekten sus OdersinmsrrZau Oberammergau, 4. Mai. Während der Passionsspiele des Jahres 1922 befand sich unter den amerikanischen Besuchern auch Senator Telson mit seiner Tochter, die damals 12 Jahre alt war. Dieser gefiel es in Oberammergau so vortrefflich, das; sie ihrer Gast geberin beim Abschied sagte: „Auf Wiedersehen im Jahre 1930! Ich komme dann wieder und bringe gleich meinen Mann und mein Kind mit." Wer beschreibt das Erstau nen der Oberammergauerinnen, die diese Prophetie acht Jahre zuvor hörten, als vor vier Jahren an ihrem Hause ein vornehmes Auto vorfuhr, dem eine elegante Dame entstieg, die ihr sagte: „Was habe ich Ihnen vor acht Jahren gesagt? Da bin ich wieder und habe meinen Mann und mein Kind zu den Passionsspielen mitge bracht. Hier sind sie." Köstlich ivar die Begegnung zweier engli scher Bischöfe, eines anglikanischen und eines ka tholischen, die sich in gelehrten Zeitschriften und in füh renden Zeitungen seit Jahren heftig bekämpft hatten, durch eine merkwürdige Fügung aber in Oberammer gau dasselbe Quartier erhielten und sich in ein Zimmer teilen muhten. Als die Ouartierfrau davon Wind bekam, versuchte sie einen der Bischöfe ouszuquortieren, doch diese wollten davon nichts wissen und erklärten: „Nein! Das war Gottes Wille. Nun inuf; der Streit ousgcfoäp ten werden." In ihrer gemeinsamen Kammer wurde die ganze Nacht hindurch diskutiert. Am Morgen verliehen sie gemeinsam das Haus, um die Passionsspiele zu besu chen. Ihre Stimmung war freilich nicht gehoben und er- Handelnde Per > onen : Manuel Barro. der Märdar, Mijjuel Entrerios, der lebende Leichnam; Achelino Rodriguez, der Bösewicht. Ein Schwein. Ort: Franco, ein Dors In Nordspanien. Zeit: Jüngste Gegenwart. Miguel Entrerios und Achelino Nodriguez waren einander spinneseind. Die Leute von Franco, ihrem Heimatdorf, schüttel ten darüber die Kopse. Denn vor einem halben Jahr waren Miguel und Achelino noch die besten Freunde gewesen. Wegen eines lächerlich kleinen Geldbetrages brach der ganze Streit aus, und aus den Nachbarn wurden Todfeinde. Achelino hatte den kürzeren gezogen, lind das konnte er fei nem Gegner nicht verzeihen. Monatelang brütete er finstere Nachcpläne. Am liebsten hätte er Miguel selbst um die Ecke gebracht, aber das wäre mit zuviel Unannehmlichkeiten verbun den gewesen. Die Gendarmen kannten keinen Späh. Während er über dieses verzwickte Problem nachsann, führte ihn das Schicksal seinen alten Freund, Manuel Varro, in den Wea. innerte sehr au den Gong der Jünger noch Emmous. 'Noch dem Possionsspicl kehrten sie ober Hand in Hond als Freunde in ihr Quartier zurück. In der folgenden Nocht herrschte tiefe Ruhe in der Kommer. Unrrergessen bleibt in Oberommergou dos Erschei nen d e s e r st e n A u I o s. Es wor im Jahre 1904. Herr und Frou Bliddon ous Boston hotten in England ein Auto gekauft und wollten damit den Bersuch machen, die Wüste Sahara zu durchqueren. Sie glaubten, dah ihr Bersuch gelingen würde, wenn sie das Glück hätten, es anlählich der Passionsspiele in Oberammergau cinzn- weihen. Eines Tages erschien das Auto vor der Woh nung Anton Langs, der damals die Rolle Christi spielte. Ganz Oberommergou strömte zusammen, um den Wagen zu bewundern, der aus eigener Kraft zu fahren muhte. Anton Lang und seine Tochter liehen sich schliesslich über reden. eine Fahrt nach Unterammergau mitzumachen. Sie empfanden sie aber für so lebensgefährlich, das; beide in Unterammergau ausstiegen und sich weigerten, mit den Amerikanern die Rückfahrt onzutreten. Dos ver- droh diese jedoch nicht. In ihren Augen wor das Auto eingeweiht. Noch den Possionsspielen setzten sie ihr Vor haben durch und durchquerten auch glücklich die Sahara. Am ersten Seehasen angelangt, schrieben sie an Anton Lang und seine Tochter, das; ihr Unternehmen glückte und — „das hoben wir nur Euch zu verdonken." — Mit diesen und anderen freundlichen Erinnerungen an Oberammergau wirbt zur Zeit die holländische Presse für den Besuch der diesjährigen Passionsspiele. Manuel stand in dem Ruse eines gefürchteten Raufbolds Achelino erkundigte sich mit geradezu rührender Teilnahme nach seinem Befinden. Manuel seufzte: „Die Zeiten sind miserabel. Achelino. Man nach sich ordent lich schinden, um ein paar Pesetas zu verdienen " „Tja, die Krise", meinte der andere bedächtig. „Aber ich wägte schon ein Geschäft für dich bei dem du auf einen Schlag tausend Pesetas verdienen könntest." Und dann erklärte er dem völlig verdatterten Manuel, wie er diese märchenhafte Summe gewinne» könnte. Er brauche nur diesen vermaledeiten Prahlhans und Betrüger Miguel um die Ecke zu bringen. Manuel kratzte sich am Kops. Ein Mord — das war keine Kleinigkeit. Daraus stand der Galgen oder lebenslänglich. Aber auch tausend Pesetas waren nicht zu verachten. Und so schlug Manuel ein. Achelino entwickelte ihm seinen Plan. Jeden Abend pflegte Miguel, wenn er aus der Dorsschenke nach Hause kam. nach dem Lonntogsspistel . Waisen und Witwen beistehen . . Es trifft sich gut, dosz die Opsersommlung für den Coritosverbond zusommensäitt mit de» Bittogen. In die sen Togen, do die Christen den Himmel in besondec.-r Weise um die Erfüllung ihrer Herzensonliegen und um ein gesegnetes Iohr bestürmen, össnen sich auch die Hönde leichter, um für die notleidenden Brüder und Schwe stern zu geben. Wer ober horte Ohren Hot. den möge die Mahnung des Iocobusbrieses nn seine Pflicht erinnern, der geradezu den Begriff der Frömmigkeit donoch be stimmt. ob jemond bereit ist, Caritas zu üben, Witwen und Woisen in ihrer Trübsol beizustehen. Erfüllung der Pflichten gegen unsere 'Nächsten soll uns nicht ein Hortes Gebot sein, dem wir nur gezw.mge- uer Moszen gehorchen, sondern Ergebnis eines inneren Gesetzes. Dos Gesetz Gottes soll so klor und lebendig in unserer Seele stehen, dosz wir gegen unsere 'Natur han deln mühten, wenn wir es in seinen Grundiordernngen verletzten. Es muh uns zur Selbstverjiöndlichkeit werden, nicht nur Hörer des Wortes zu sein, sondern auch Befol get'. 'Nur so entgehen wir d"r Gefahr, uns selbst zu be trügen. niemals uns selbst die Wahrheit über unier eige nes Leben einzugestehen. Christliche Cor ios muh ein Wesenszug des echten Christen sein. Wer ober so bereit ist. den Bitten, die er selbs« örnillen kann, nach KCi'ten gerecht zu werden, der wird auch nicht vergeblich den Vater bitten, wenn er ihn in Chrnli Nomen m-: Demut anflcht. Bartholomäus. Schwein zu leben, das er für den nächsten Markt mästete. Tadel sollte ibn Manuel überrumpeln und . . . Alles ging wie am Schnürchen. Nach dem Einbruch der Dunkelbeit versteckte sich Manuel binter dem Schweinestall. Gegen 9 Uhr tauchte Miguels schwanlende Gestalt auf. Manuel duckte sich zum Sprung .. . Und da packte ihn das Gewissen. Das war ja ein gemeiner, hinterlistiger Mord. Und da sollte er das Wertzen» fein ' Nein, ein Meuchelmörder war Manuel nicht, auch wenn er zeitweilig gern raufte. Aber die tausend Pesetas . . . Plötzlich kam ihm eine geniale Idee. Wie der Blitz stürzte er aus den ahnungslosen Miguel los. In zwei Sekunden lag Miguel hilslos am Boden. Manuel segelte ihn mit dem Strick, den er aus alle Fülle milgebrachl halte und schob ihm einen Knebel in den Mund. Dann zückte er den Dolch . . . und das unschuldige Schwein mutzte daran glauben. Mit dem Blut die Tieres beschmierte sich der „Mörder" Gesicht und Hände. Dann lief er schnurstraks zu Achelino hin über, der ihn schon voller Ungeduld erwartete. „Ist er tot .'" „Mausetot!" Manuels wilder Blick und blutbesprilzte Kleider slötzten Achelino Angst ein. Er drückte ihm rasch einige Geldscheine in die Hand, und war froh, als 'Manuel sich rasch aus dem Staube machte. So das hätten mir erledigt. Der verhagle Miguel Lin Leieknnm suekt seinen Nöräer Mr rüsten auk tiimmeikntirt piauüerei sm ^oekenenüe Von Flarsku. Christi Himmc'lsohrt gilt nls der troütlioiielle Tog der „Herrenousslüge" Am NochmiUog dieses Festes wollen die Herren der Schöpfung einmol unter sich sein, und es gibt Fronen, die der Meinung sind, dos Monnsvolk könnte dos rnhig öfter einmnl tnn, sie würden dobei nichts ver lieren. Die Fronen ihrerseits hoben sich ober onch zusom- mcngeton und mochen Ausflüge, malerisch zu Kränzchen gebollt. Diese Ausflüge sind insofern bemerkenswert, ols der Himmelsohrtstog gleichzeitig in dem Ruf steht, regelmä- szig durch ein Gewitter verschönt zu werden. Wer olso am Morgen mit frohem Mut und ohne Hut oder im leichten Sommerkleid loszieht, konn mit 90 Prozent Wahrscheinlichkeit erworten, dos; er gebodet wie eine Mons noch House zurückkehren wird. Nock; nicmols ober Hot sich irgend jemond durch diese Erwartung von der Himmelfohrtsportie obbringen lossen. Dos ist ein ebenso bemerkenswerter wie erfreulicher Beweis für den menschlichen Lebenswillen. Ganz vorsichtige Leute fongen rechtzeilig an für den Himmclfohrtsousslug zu troinieren. Zu ihnen gehört auch mein Freund Mox. Komme ich do neulich ous der Hoskirche, do steht Moxo ous Berlin mit seinem Wogen davor. „Mensch", sage ich, „was machst denn du in Dres den?" — „Gor nichts" sogt er, „eigentlich wollte ich erst zu Himmelfahrt kommen ober ich Hobe gedacht, eine klei ne Kostprobe vorher schadet nichts. Führst du mit?" Natürlich bin ich milgesahren. Flucht in die Stille. „Wo willst du denn eigentlich hin?", fragte ich, während wir die Schlohstrohe herunlerjnhren. „Dos ist mir eigentlich egal", sagte er gelassen. „Na türlich ober ins Grüne." ,.Im Zweifel müssen wir do in die Bonmblut fah ren", schlug ich vor, „in wenigen Togen, Ansong Moi, wird die dieses Iohr doch schon vorüber sein" „Ach geh mir bloj; mit der Bonmblut", lehnte Max ob. „Do geht doch jetzt jeder hin. Wos soll ich denn mit dem Wogen in einer (Hegend, wo die 'Menschen ous der Strohe rumkribbeln wie die Moden im Speck?" „Dann können wir auch dos Gegenteil mochen", zuckte ich die Achseln, „und möglichst dahin fahren, wo wenig oder keine Boumblut zu sehen ist, z. B. ins Erz gebirge heraus, do wird es jetzt stille sein, vermute ich." „Dos ist ein Gedanke", ries Mo«:. „Ich kenne die Strohe do heraus fowieso noch nicht, lind ich bin immer dafür, Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen." Die Melodie der Londstrohe. Wenn man lange nicht mehr im Wagen gesessen l>ot, muh man sich erst langsam wieder an das Tempo gewöhnen. Muh sich langsam wieder einfühlen in dieses fliehende Hinschweben durch die Landschaft. Aber ist ein mal dieses erste Gesühl der Fremdheit überwunden, dann möchte inan schreien vor Freude über dos Glück, wieder die Tuchfühlung mit der Weite gewonnen zu habe». Mit der Weite, die sich rings um unsere Städte grenzenlos ouc-dchnt, bis zu den Flüssen und ülier die Flüsse, bis zu den Gebirgen und über die Gebirge hinweg. Sinnbild der lockenden Ferne ist für den Mensclfen seit ollen Zeilen die Londstrohe gewesen, deren schmaler Pfad ihn hinübergelcilct ous den engen Bezirken der Heimat in andere Täler, zu anderen Stämmen, zu an deren Völkern. Wenn man so die Londstrohe entlang gleitet, suhlt man, das; ous ihr eine eigene Musik klingt, eine Musik, die von jeher die Herzen der Menschen be zaubert Hot Vagontentum und Landstreicher Romont'k, Wanderscligkeil und Reiselust sind immer wieder von dieser Melodie befeuert worden 'Niemals ober ist ihre Wirkung so stark, wie in diesen Tagen des voll erwach ten Frühlings, do Blütenschnee über die Ströhen weht und der Wind mit schmeichelnd warmem Hauch dich hin- ouslockt ous der Enge deiner Behausung m die unendli chen Möglichkeiten der weiten Welt. „Eine solche Londstrohe". ries ick ous solchen Ge danken mit Begeisterung heraus, „ist doch wirklich et was Gioharüges!" „Die schon", stimmte Mar nüchtern zu. „die ist gut inslondgeholten. Aber wenn so e>» Luder Schlaglöcher Hot, dann ist es keineswegs grohortig!" Ein Storch hält Grcnzwocht. Es ist goi nicht so weit von dem Elbtal drunten bis heraus zu den Höhen des Erzgebirges. Die Strohe steigt stetig, ober im allgemeinen freundlich langsam.. Nur hin ter Possendors merkt man, dosz man in etwas höhere Stockwerke klettert In Sckmicdeberg beschlossen wir, nicht noch Altenberg, sondern nach Reheseld hinauf zu fahren. Durch anmutig bewegtes Gelände .das skibegei- sterten Seelen in freundliche. Erinnerung üeht. rollten wir gen Reheseld. Festgefügt am Woldesrand erhebt sich dort die Grenzbaude mit ihren Veranden und Terrassen, lind wenn man Durst hat, empsiehlt es sich, dort Kossee zu trinken. Zwei Dutzend Autos standen vor der Grenzboude. sGonz so einsam wor die (Hegend olso doch nichts. Vor den Autos ober hotte ein seltsamer Porkplotzivächter Ausstellung genommen: ein Storch, der gravitätisch die ankommenden Wogen musterte und sich von dem Brum men der Motoren in keiner Weise erschrecken lieh. Dieser Storch bildete die Wanne der Besucher und den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Blas; sahen die elegant ungezogenen Domen aus der Terrasse, da nie mand für ihre Toiletten Augen hotte. Aller Augen wo-