Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140427012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-27
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rteO> ,ahr« ihrer Pro. vesol trat» eben all. dsten und ;ung nten >een« vor. Pr,. ; er» die An. ^eis« all«! iadt« eise, hten ssell- ade» «hen auf- des tage :ber Ab iber zeln und ung ier- Zer. nen ner nen «er- ien. Morgen-Ausgabe tur eapua UN» Vorort, »urch «nse», rrSa.» oeAUgSprei^e. un»Sp»»tt«ur»rmaI «<«s"chia» hau» ,»dr»Lti monatli» I SS M„ vtrrtrlNthrttch S.7S M. Vet »»r «»Ich»st»st»U», uns.ra ZUiolrn un» Nuogadrst.Uen adgrholt: monatlich lM.,v«»rt»liahr«»chrm. Lurch »t, poft: lnn.rhald vrutfchlan»» un» »rr »rutsch«, ft»l»ni»a monatlich l.r» M.. oirrtrliäprlich ».ro M.. au-schlteftUch poftd»ft»U,»l». da» L»ip,«g»rLaged«ott rrsch.int werktags »mal, Sonn»u.Z»«»rto,»>ma«. Sa Lripzlg, »rn Nachdarortrn un» »»n Grt.n mit «grnrn ZUtal.n wir» Sie ildcnSausgab» noch am ftb.nd »es erscheinen» i -» Hao» geliesrrt. e er l'.nrr Ni-Laklion: Sn »en Zelten ,7. zerntore».« nschluft: Moabit Nr. »»7- /trndsbicUt des Rates und des pollzeiarriches der Stadt Leipzig Ne»aktion an» Sef»Sst»NcUe: lobanniogaNe Nr. ». » Zernsprcch-Nnschlutz Nr. l»b»2. ><»»; an» >»»»«. WS. Jahrgang 'itr Sof»ra», au» «,io,ig aa» Umgebung »>« » tspaltigepetttietleTSps.,»i, Neklamr,eilet M . von auswart» Z» Pf.. Nrklamrn t.20M. ftl»«n» Anzeigen »l,petit,eile nue 2«pf.b.wt»»»rhol.Nad.,0nscralr von 0cbor»»a im amtlichcnjeil »ie Petit zeil» »0 Pf. S»schaft»anzeigrn mit plaNoorlchrM 'm Preis» erhobt. Nadatl nach Earls. Vrtlogrn. Srlamtausl.SM Sa.Eausrn» ao»schl postg«dül>r. hnz»,gea»Maaahm«: ^vhanni»gass«I, del sämtlichen jilialen o», Leipzig»« Tageblatt«» un» allen Nnnon«n»Lilpr»ltioa«a »«* Si»- un» stuslaaüe». Srschafl»st»ll«sar0rrlin u.»>, pr.0raa»rndurg: vlrrMonwaltrr Zliegrl, Verlin -v ", Moraarekkenstraft» ». Zrrnsprech» Naschluft: Lükow »>»7l Nr. 2t0. Monmg. »en 27. April. lS»4. Das wichtigste. * Im Befinden des K aise r s F r n n z I o - 1 e p i> ist eine ivesentlici)«' Aendeeiing nicht ein- getreten. (T. Ansl i * Frankreich hat seinen Gesandten in Konstantinopel beauftragt, wegen der Grie ch en v er fotg u n gen vorstellig zn wer den. (T. teilte NaG« ) * In Berlin fand am Sonntag ein Kon- gvest für einsteitliche s N n gestellten- rechl statt. (S. Ber.) * Las leipziger Handikap gewann Gestüt Nomoltmitz' Pfalzgraf unter Schiemann. — Im Hamburger Frühfahrs-Handitav siegte Herrn von Täimieders Colle, oni unter Slade, und im Prix Biennal M. Durneas Durbar unter Mae Gee. (T. Sp. u. Sp.) * Die mitteldeutsche Fußball meisterschaft gewann in Leipzig vor 6500 Zuschauern die Leipziger Spielvereini gung, die süd o stdeu ts ch e die Forster As- t a n i a. * Den Großen Radfahrer-S t « >« ß c n - preis von Hannover gewann Aberger; Blum wurde üei den Amateuren Erster. — Miquel gewann das Goldene Rad von Friedenau. (S. Sp. u. Sp.) " Da-- Internationale Wettsch w im- m en in M agdeburg ivurde gestern bei glän zendem Sport beendet. Der Magdeburger Lützow stellte im Brustschwimmen wiederum einen neuen Weltrekord auf. (S. Sp. n. Sp.) der bedrängte Präsident. >l. Nach längerem Zögern bat sich Präsi dent Wilson zur Eröffnung des mexi kanischen Unternehmens entschlossen. Die Oeffcntlichkeit tonnte förmlich in sein Inneres bineinschauen, wie da die schwarzen und die weißen Geister um Fausts arme Seele rangen. T«c batten diese Seele zwiespältig gemacht: die Friedensapostel, deren Evangelium er angenom men hatte, als er noch ein schlichter Professor war, und von der anderen Seite die Imperia listen, Iingocs, oder wie man sic nennen will, die ihn bedräuten, lasse er diese Gelegenheit vorbei, so sei er des amerikanischen Volkes Freund nicht mehr nud der Selmagnaten erst recht nicht. Während sein besseres Teil empor strebte zur Bertlärnng der längen Bekenner vom Bölkcrsrieden — der Storthings-Ausschnß in Christiania, der alljährlich solche Gloriolen aus- teilt, batte auch seinen Borgänger Roosevelt einmal gekrönt —, klammerte das andere sich an das Amt mit zärtlichem Behagen: und sei es nicht einmal der verzeihliche Ehrgeiz, ein zweites Mal zu ihm zu gelangen, wie es für die „größeren" Präsidenten der Brauch gewor den ist, sondern bloß die ehrliche Ueberzeugnng von der besseren Sache gerade seiner Partei. In diesem Kampfe wahrer oder vermeintlicher Pflichten ist Wilson zuletzt schwach geworden und bat seine Berheißungeu und wahrscheinlich vordem auch aufrichtigen Borsätze, ein fried liebender Präsident werden zu wollen, Lügen gestraft. Denn daß das Herz gerade dieses Mannes nicht bei euier Politik sein tann, die auf alle Fälle ein schwerer Eingrisf rn das Selbstbestim- mungsrechl eines Volkes bleibt, mit homster Wahrscheinlichkeit aber auch einfach znr gewalt samen Unterwerfung der Nacbbarrevubllt füh ren wird, liegt eigentlich ans der Hand. Sein natürliches Empfinden hatte ja freilich längst die ibn beeinflussende Umgebung verwirrt, indem sie die moralischen Mängel des Huerta säum Eharakters so dick unterstrichen batte, daß er darüber jedes Augenmaß für Billas jeden falls viel größere Fragwürdigkeit verlor. Allein cs ist schon an sich nicht anzunehmen, das; sein Entschluß, es zu wirklichen Feindseligkeiten zu treiben, schon im August und September, als der andere Wilson ans Mexiko zurückberuscn wurde, fcstgestanden hätte, daß die seitdem ins Land gegangenen acht Monate allein der besse ren militärischen Vorbereitung gewidmet ge wesen wären. Sein Verhalten machte vielmehr den entschiedenen Eindruck der Unschlüssig keit; und eine solche Meinung zu erwecken, verdirbt eigentlich den Ruf eines Staatsmannes mehr als grobe Fehler. Bis zu allerletzt Hal Huerta vermieden, den ihm abgeneigten Mann zu reizen; und wenn man in Washington so lange zögerte, so war das nicht „Langmut", wie eine die Begriffe verwirrende amerikanische Presse es nennen will, und anch keine Politik des „killink tkö ellp", wie es in England beim Kampfe um das Oberhaus hieß. Noch in der vorvorigen Woche hat Wilson offenbar ge schwankt. Am Donnerstag oder Freitag erschien er sichtlich geneigt, es bei der Demütigung, zn der Huerta sich verstehen wollte, bewenden zu lassen. Erst der Spott der Presse über den un verkennbaren Fehler, beinak-e versehentlich durch solche Verhandlungen und das vorgeschlagene Zeremoniell des F l a g g e n s alnt s die bislang verweigerte Anerkennung des Diktators voll zogen zu haben, der Hinweis auf den förmlich komischen Eindruck, den die Tatenlosigkeit des aufgebotencn großen Geschwaders, seine Heim kehr nach Erzwingung von ein paar ziemlich belanglosen Zeremonien machen werde, bewogen ihn inl letzten Augenblicke, es jetzt auf einen Brnch um armseliger Kleinigkeiten willen an- tvinmen zn lassen. Denn ans einem nichtigeren Anlasse wurden wohl selten Kriege eröffnet Huertas törichter Trotz dem Ultimatum gegenüber teilt sich natürlich in diesen Vor wurf. Aber auch noch die im Senate hef tig bestrittene — Formulierung der Wilsonschen Botschaft: der Krieg gelte nicht dem mexika nischen Volke, sondern allein „einem Menschen, der sich Präsident von Mexiko nenne", verrät, wie wenig wohl sich Wilson bei diesen« Bruche mit seiner früheren friedensparteilichen Gesin nung fühlt. Aber seine politische Stellung in der Union ist eben bei weitem nicht mehr so gefestigt wie unmittelbar nach seiner Erwählung. Bei jüngst in seinen« eigenen Staate New Jersey voll zogenen Staatswahlen hat seine Partei eine un erwartet schwere Niederlage erlitten, die sehr trübe Aussichten für die iin nächsten November bevorstehend«' Erneuerung des Rcpräseu tant e n Hauses eröffnet, und schon wird ein«' Kandidatur Roosevelts für den N cm Aor ker Gouverneurspostcn angemeldet. Von dem bevölkertsten Unionsstaate ist der Aufstieg zur Präsidentschaft öfters geschehen als von dem tlei nen New Jersey aus! Man hatte seit seiner Wahlniederlage von Roosevelt, der einst an WeltvolkStümlich- lichkeit «nit dem Deutschen Kaiser wetteiferte, nicht viel gehört. Ganz neuerdinczS sollte er sogar in noch buchstäblicherem Smne „verschollen" sein. Es wurden Gerüchte verbreitet, daß sei ner Forschcrfahrt an den Am a z o ne n st r v m ein Unfall zu gestoßen sei Bald aber kamen wieder Nachrichten, er sei glücklich aus der Heim reise begriffen und werde zu Ende April wieder „auftauchen". Wir wollen nicht behaupten, daß diese widersprechenden Meldungen auf ihn selbst zurückgehcn und daraus angelegt sind, wieder mehr von ihm reden zu machen, oder daß sie gar zn jener angekündigten Bewerbung utn das New Parker Gouverneursamt in einer unmittel baren Beziehung stehen. Allerdings sind ja di«' europäischen und die amerikanischen Anschauun gen über das Recht der Politiker auf Reklame stark verschieden. Unserem Geschmackc entspricht es natürlich nicht, «nenn ein namhafter Partei sichrer, dessen Nimbus ein wenig verletzt war, »ich gefallen läßt, daß die Presse seiner engeren Iüngericbasi mit dem Gedanke«« spielt, ihr Herr und Meister sei in Kannibalcnhände gefallen. Aber Amerika hat seine eigenen Sitten. Sollte es sich wirklich um eine marktschreierische Aus machuug von neuen Pläne«« seines politischen Ehrgeizes handel««, sc« hält«' sie anch immerhin den Vorzug, niemanden etwas zu kosten; Höch stens «hu selbst ein bißchen Wertschätzung bei den Ernsthaften, di«' solche Impresariokniffe nicht sonderlich würdigen. Und deren sind, wie ge sagt, in Amerika weniger denn bei uns. Die Mittel aber, mit denen Herr 'Wilson seine Politik großen Stils oder, richtiger gesagt, nur groß spurige« Methoden betreibt, machen den aineri tanischeu Steuerzahler empfindlich. Roosevelt stehl vor den Toren: das mag der Herr Pro fessor Präsiden« beherzigen. Vielleicht steht der „Iusurgeiil", der alt«' i-ougk riäer, den auch im Lebensjahr«' ein unverwnstlichcr Abenteurer- sinn noch einmal in die Wildnisse aller Konti nente hineintreibt, gegenwärtig der Erfüllung seines Lieblingswunsches nach dein dritten Kon sulatc ««aber als Wilson denkt. Im Anschluß a«l die Ausführungen unse res ^-Mitarbeiters verweisen «vir nochmals auf den Umstand, der die wirklichen, wie di«' ver meintlichen Fehler Wilsons am ehesten erklärt: das Verhältnis zu Ja van. Zwar Hal der japanische Ministerpräsident, wie mir schon berichteten, durch das Reilter>a,e Bureau erklären lassen, daß Japan nicht beabsichrige, die gegen wärtigen Verwicklungen auszunutzen, un« ein Eingehen aus die kalifornische Streitfrage zum Vorteil Japans zu erzwingen: aber diese Erklä rung ha« für Wilson natürlich nur bedingten Wert. Er ist jedenfalls über die japanische Volks stimmung genau unterrichtet, und wäre er es nicht, so könnte er aus der japanischen Presse jeden Tag erfahren, daß Japan die Dinge kei neswegs in neutraler Stimmung verfolgt. Die japanisch«' Regierung würde törrctn handeln, «nenn sie zurzeit kriegerische Gelüste bekunde«« würde; sic wird aber vcrmntlich, das hängt ganz von bei« Ereignissen ab, di«' Volksstimmung als Grund zu künftige«« Entschlüssen benutze«« sobald sie den rechten Zeitpunkt gekommen glaubt. Da zu tornmt die widerspruchsvolle Haltung der Aufständischen in Mexiko. Mit ihrem Vorgehen an der Nordgrcnze, das zwar, wie schor« gemeldet, «ui« einer Niederlage endete, aber « zur Zerstörung der Grenzstadt Nuovo Laredo führte, haben sic zum mindesten gezeigt, daß I sie mitzuredcn gewillt sind. Alles spricht gegen Kunst unö Wissenschaft. Leipzig. 27. April. Neues Theater. Erstaufführung: „Die vier Jahreszeiten". Choreographisches Spiel von Emma Grondona. Mustk noch Motiven von G. Verdi. Es waren vier qwm-utige und sinm-eiche Szenen, inhaltlich geschöpft aus der lobend igen Vorstellung von« freudenvollen Wechsel der Jahreszeiten und ihren Beziehungen zum Natur- und Menschenleben. Zunächst das weihnachtliche Winteridyll im wald umgebenen Försterhause, darin die beiden Alten sich erbauen an der Lesung der frohen Botschaft und dann im heiter stillen Schneetreiben zur Ehristmette gehen. Hierauf folgen anakreontische Stimmungen. Der Frühling hält, gefolgt von feinen Dienern, den blumentragewden Putten, frohen Einzug. Ein junges Liebespaar schmückt sich mit Kränzlein und Strauß und tanzt den Frühlingsreigen. Mit dem Sommer gelangt der Mensch zu des Lebens Höhe. ' Auf der Matte im Sonnenschein liegt die Hütte, da- vor Kinder in harmlosem Spiel sich ergötzen, behütet , ' von Elfen, die sie als gute Genien schirmend um schweben. Groß ist aller Freilide als die lang er warteten Eltern endlich oom Felde heimkehren. Unter schützendem Dach schließt sich aufs neue am heimischen Hevde der engtrautc Kreis der Familie. Segnend umkreisen die Elfen das stille Heim wesen guter und froher Menschen. Neue Freuden bringt der Herbst. Geschmückt in buntem Gewand steht hochragend der Laubwald, den frohe Rufe durchhallen. Mädchen und Burschen durchschreiten ihn bei der Heimkehr von der fleißigen Winzerarbeit. Alsbald breitet sich friedensvolle Abendstimmung über das Gebirge. Vorsichtig lugt ein Waldschratt vom Felsen herab. Als er sich sicher weiß, springt er herab und seinem Lockruf folgen Nymphen und Satyrn. Im Schimmer des Vollmonds nimmt das Stillebon des Waldes neue Formen an. Aus dem anfangs stillen Reiaen entwickelt sich allmählich ein immer toller sich gebärdendes Bacchanale. Die Geister von Wald und Flur feiern den großen Pan. Aber kein menschliches Auge darf ihrer ansichtig werden, also huschen sie eilend auseinander, sobald der däm merde Morgen anbricht und verschwinden in aller Heimlichkeit, sich zu bergen Mischen Bäumen und Felsspalten. Das Spiel ist aus. Emma Grondonas Kunst oerbürgte den vollen Erfolg. Mit feinem Geschmack gewählt war U die durch mannigfaltige Lichteffekte noch geförderte dekorative Umrahmung der einzelnen Bilder, die ebenso Stimmung wie lebhaft schaffende Phantasie verrieten. Etwas non winterlichem Schimmer und Hochlandluft lag über der Szene der tanzenden Schneeflocken ausgcbreitet und entzückend gestaltete f sich der Auftritt des Frühlings und der reizende Zug der blumenbringenden Puttan. Erinnerte man sich hier etwa an Thumann, so ward «m lieblichen Elfen- schleiortanze ein Bild Moritz von Schwinds und im Winzerzug ein anderes von Ludwig Richter lebendig. Romantische Regungen gingen aus von dem über mütigen Gewirr des nächtlichen Waldspuks. Ueber- all wirkten auch allerhand Farbsnkonrbinationen der Kostüme in schöner Einheit zusammen «nit der Grazie und dem vielverschlungenen Liniament anmutvoller wie auch ungemein charakteristischer Tanzbewegung. So einifach und aus natürlichem Empfinidon heraus diese vier Szenen gedacht waren, so unmittelbar und künstlerisch befriedigend wirkten sic. Beifall und Blumen waren der wohlverdiente Lohn der mehr mals vor die Rampe gerufenen trefflichen Meisterin. Aus Giuseppe Verdis (1855 für die Große Oper in Paris komponierter) „Sizilianischer Vesper" hatte man die Musil gewählt, zugleich ein Anlaß, ivieder holt an jenen einmal in Aussicht gestellten Zyklus Verdischsr Werke zu denken, womit man bei uns des großen Meisters Hundertjahrfeier nicht beging Jene Musik zeichnet sich aus durch melodische Fülle und außererd-ntlich scharfgepvägte rhythmisch-- Präg uanz. Der Dirigent. Herr Bruno Menzel, ward ihr in diesen beiden bestimmenden Hauptpunkten voll gerecht, sorgte mittelst feiner Abtönung für Licht und Schatten und ging in einzelnen agogischcn und dynamischen Steigerungen im Gefolge des Kom ponisten temperamentvoll mit, wo cs dieser gebot. lüu-ron i-io^nitr. „Schneider Wibbel". Unser Berliner Schauspiel refercnt schreibt in Ergänzung seines Drahtberichtes: Zwei Namen legte sich das Theater in der Nürn kerger Straße bei, als cs den Musentausch vornahm und Oper und Operette dem nach Brahms Tod ver waisten Schauspielensemble Plotz machte. Heute ist« die Flagge „Deutsches K ü n st l e r t h c a t c r" taum mehr ein Symbol, denn das Repertoire segelt unter andere«, Wimpeln, und die „5 ozictä t" liegt scheinbar in den letzten Zügen. Der schöne Gedanke, den in Jahrzehnten bewährten Schauspielkörper der Zukunft zu erhalten, war schwächer als die zentri fugalen Kräfte. Die Sozietät wird im komme«,den Herbst von dem Dreibund Tilla Durieux Paul Wegener-Lucie Höflich abgclöst, die meisten Offiziere der Brahm-Garde verlaßen die alte Gemeinschaft, und Gerhart Hauptmann, seit einem Vierteljahrhundert der stxä, schließt einen Vertrag mit Reinhardt ab. Man sucht nun in den letzten Wochen sein Glück in der schwarzcn Küche der Ünterbaltungs-Alchymisten; der Stein der Weisen ist weise genug, denkt man, wenn er Golo macht? Doch sind solchen Versuchen die Hausgeister nicht gewogen. Das Publikum ist gewohnt, an de stimmte Stätten bestimmte Ansvrüche ru kniipfen, und es nimmt im Deutschen Künstlertheater leichte Ware mit einiger Befangenheit entgegen. Eine Posse wie Hans Müller-Schlössers „Schneider Wibbel" würde in einem bescheideneren Berliner Theater sicher einen guten Heiterkeitserfolg erzielt haben; hier war's eine matte Gnade, die auf den immerhin gerade noch hervorgerufenen Autor nieder träufelte. Es verstimmte, daß Müller-Schlösser seine magere Posse zur literarischen Konterbande machte und „Komödie" nannte. Ziemlich roh ist der Spaß: Schneider Wibbel, ein Held, wenn er getrunken hat. verschimpficrt den großen Napoleon und soll wegen Majcstätsbeleidigung für vier Wochen eingclocht werden. Die pfiffige Frau Meisterin weiß Rat. Mit den Ausweispapiercn des Schneiders wandert dessen kranker Geselle ins „Kaschüttchcn". Schneider 'Wibbel versteckt sich daheim. Wider die Abrede stirbt der Platzhalter im Arrest. Der Schneider muh nun die Rolle des Toten spielen. Er sieht d-urch eznen Tür- svalt der Einsegnung seiner Leiche zu jdcr bessere Geschmack findet den Ulk mit einer wirklichen Leiche gcichmacklos!), er verkleidet sich, besucht nächtens und kompromittiert seine Frau, wird von der Wache ver folgt, gibt sich als seinen Bruder aus und läßt sich noch einmal trauen mit seiner eigenen Witwe. Solcher Gallimathias duldet keine ernstere Charak terkomil, von der auch kaum Rudimente gegeben werden; die Situationskomik ist zwar richtig kon struiert, aber nicht gehörig ausgebeutet Der biedere Facob Liedtke »Schneider Wibbel) weckt immer schmunzelndes Behagen, und Sen*a Sönnland gab frisch und froh die Schneiderin. Uormvun Xi«-u/>. Irene Triesch über Strindberg. Zu den Pleister leistungcn der geistvollen Irene Triesch werden im allgemeinen ihre Strindbcrgrollen gerechnet. D«c Künstlerin steht zu den Schöpfungen des schwedischen Dichters in einem ganz besonders innigen seelischen Verhältnisse, und jie hat eine Art Glaubensbekennt nis ihrer Strindoergverehrung zu dem „DeutschNordischcn Jahrbuch e" be»gc- stcuert, das soeben bei Eugen Dieder ich.- ii« Jena erscheint, und das durch die große Mannigfaltig leit und Gediegenheit seines Inhaltes vortrefflich ge eignet ist, den Kulturaustausch zwischen dem germani schen Süden und dem germanischen Norden zu fördern. Die Künstlerin wirft die Frage auf, wer unsere Zeit am Kesten ncrrritt, und sie antwortet: „Ich empfinde es lebhafter, als ich es weiß, daß kein Mensch ihr Innerstes tiefer erfaßt und eigener wiedergegcben hat als August strindberg. . . Die Krankheit des Da seins ist außer unserer noch manch anderer Epoche ausgegangen. Aber wohl keiner so tief wie der un serigen. Und das ist vielleicht ihre höchste Tragik, daß sie, um ihrem Sein auch nur den Anschein des Nichtseins zu geben. Diese höchste Tragik hat nie mond eindringlicher gefühlt als Strindberg, niemand hat sic eindringlicher hinausgeweint. Er hatte nur zu sagen, was er litt, und ihm war gegeben, es zu stigen. Sv fasse ich Strindberg auf: als den Gonius, I der stets verkannt, nur dort Lide fand, wo jie keinen Wert für ihn hatte, und dort, wo er Liebe suchte, zurückgeworfen wurde, weil er in seiner Feinncroig leit selbst dort sich «vl'iidstoßen mußte, wo andere volle Rundung und weichste Formen sahen. Strindberg ist einer jener genialen Menschen, die man, ich mochte sagen, erst richtig lieben kann, wenn sic selbst nichts Eigentliches mehr davon haben, die geitoroen sein müssen, um den anderen wahrhaft zu leben. . . Er bat das Glück gejucht im Weibe, aber wie er sich Weik und Glück vorstcllte. Wo aber hätte cs je gegeben, was seiner Vorstellung entsprach? Für ihn hätte die Schöpfung sich in ibr Gegenteil verkehren müsse». „Den lieb ich, der Unmögliches begehrt." Und das Unmögliche ist ««jemals stürmischer begehrt worden als von Strindberg Deshalb erscheint mir auch nie mand größer und liebenswerter als er." « Zum Studium der Schlafkrankheit in Kamerun ist Oberstabsarzt Pros. Dr. K l e i n c, der langjährige Leiter der 2chlafkrankhc'itsbotämpsun.g in Deutsch Ostafrika, nach Kamerun abgcreist. Er soll im Auftrage des Rcichskolonialamts den dortigen Stand der Schlafkrankheit untersuchen und dem Reichs-Kolonialamt darüber berichten. * Ein neues Gemälde von Correggio entdeckt. Der Moskauer Sammler Schelt uchii« hat, wie aus Pctersburg gemeldet wird, ein Gemälde, die „M a donna mit dem Jesuskinde", entdeckt, da von Fachleuten einstimmig Correggio zugesprochen wird. « Aus der Atadcmi« Ler Wissenjchasten in Berlin. In der Sitzung der philoiophisch-historischcn Klasse vom 16. April las Professor Diels über „Zur Geschichte -er Allitcratio n". Die Unter suchung beabsichtigt festzujlellen, ob und inwieweit die antike Alliteration auf die irische und germanische Poesie Einfluß gewonnen haben könne. Dann legte Professor v. Wilamomitz Moellendorf das Werl ooi« M. Rostovcev über antike dekorative Malereien in Südrußland vor iTt Petersburg IllN) — In der gleichzeitigen Sitzung der physikalisch mathematischen Klasse las Professor Helmert über die iso statische Reduktion des Lotes, Herr Schwär zschild überreichte eine Arbeit: Ucbcr die Häufigkeit und Leuchtkraft der Sterne von verschiedenem Spcktraltnpus, und schließlich legte Herr Helmert noch eine Untersuchung vor von Herrn Dr. W. S ch w « y d a r (Potsdam: Beobachtung der Aenderung der Intensität der Schwerkraft durch den Mond. Durch Be obachtuirgen mit dem Gravimeter von August von Schmidt in der 2.'» Meter tief gelegenen Brunnen kammer der Observatorien zu Potsdam ist es zum ersten Male gelungen, den sehr geringen Betrag der Aenderung der Schwerkraft durch die Flutkraft des Mondes m meßen. Die Kenntnis dleser Größe ist für die Beurteilung der elastischen Gezeiten und der Elastizität der Erde von Bedeutung.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite