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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140427024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-27
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. 211. kvenü«kusgsvr. -.clp^i^er wurde an Stelle des Radikalen Granbjean der Kon seroativc deMendel, Atitglicd einer lothringischen Fabritantensamilie, gewählt. Der etn'maligc Geianbe F. 'A r a g o lRepublitaner der sinken) Hai seinen tarier, der ihn l>ei der vori gen Wahl aus dem 2tzahlkreise Grasse verdrängt hatte, geschlagen. In Reuilly kommt der dis- herige Vertreter, der Progrcssist Rortier, mit dem Radikalen lheneral Percin, einem Gegner des Drei- jahresgesetzes, und dem Redakteur der „HnmanitL", Rtori'/et, in die Stichwahl. Der jrahere Minister Präsident Bartha u ist in dem Wahlkreise Oloron saft einslininiig iviebergewählt worden, desgleichen der langjälirige Kammerpräsident Deschanel und die Minister Biviani, Raynaud und Malvry. Der frühere Polizeipräsident Lepine steht in St. Mandk, bei Paris in Stichwahl gegen den Radikalen und den Sozialisten. In Paris sind ferner die Sozialisten Baillant und Sombat wicderge'.oählt. Der Sozialist Rounet muß sein Riandat in der Stichwahl vertei digen. Paris, 27. April Rach dem vom Ministerium des Innern um 2 Uhr 10 Alin, morgens veröffent lichten Wahlergebnis lagen die Ergebnisse aus 251 Wahlkreisen lxi einer Gesamtzahl von >g>2 Wahlkreisen vor. Es stehen somit noch:'>51 Er gebnisse ans. In 1.',:» von den 251 Wahlkreisen ist die 2Uahl endgültig: also sind 98 Stichwahlen er- sordcrlich. Unter den 155 endgültigen waren früher 22 in den Händen der Rechtsparteien, die jetzt 25 er rungen haben. Die Bereinigung der sinken erhielt 11 gegen 1t bei der letzten Wahl, die Republikaner der Linken IN gegen 10, die geeinigten Radikalen 52 gegen 51, die unabhängigen Sozialisten 7 gegen 0 und die geeinigten Sozialisten 21 gegen 20. — Im Wahlkreise M a m ers erhielten CailIaux 12 2!>7, d Rillt, res 10 859 und Piot 205 Stimmen. — Voll bekannten Abgeordneten sind wiedergewühlt klotz, Ehaumet, Les.vre sowie die Sozialisten Iaur7s und Gucsdc. Der frühere Gesandte Hcrbcttc ist unter legen. Paris, 27. April. Rach einer um 1 Uhr früh vom „Matin" veröffentlichten besonderen Zusammen- jtellung sind von 249 Gewählten 168 Anhänger des Dreijahrsgesetzes llO Sitze gewonnen) und 81 Gegner >5 Sitze gewonnen). Alle der Kammer angehörenden Minister und Unterstaatssekretärc sind nach den vorläufigen Nachrichten wiedergewählt worden. Bon sonstigen bemerkenswerten Wahl ergebnissen sind noch zu erwähnen die des ehemaligen Ministers Delcass. -radikal) und Doumcr- guc in Arricge, Leygues lLinksrepublikaner) im Departement Lot-et Garonnc. Der bekannte Auslandsredakteur des „Temps" Tardieu lVer- band der Linken) ist im Departement Seine-ct-Oise >nit 7218 Stimmen gegen den bisherigen ge einigten Radikalen Lauret gewählt worden. Der Politiker Lanessen. der ehemalige Minister im Kabinett 'Waldeck Rousseau, ist wegen allzu heftiger Angriffe gegen die augenblickliche Negierung in seinem Wahlkreise unterlegen. Die Wahl des ehemaligen Polizeipräfekten von Paris, L.pine, eines eifrigen Anhängers Briands, steht gleichfalls noch nicht fest. Ebenso ist der französische Flieger Jules B'drines in seinem Wahlkreise nicht durchgekommen. Die Niederlage der Gegner der Re gierung musz als groszcr Erfolg der Regierung an gesehen werden. Die Wahlbeteiligung war nicht allzu lebhaft. Der Berkaus des Wahltages. Paris, 27. April. 'Rach den bis heute morgen eingetrossenen Nachrichten war der Bcrlauf der Wah len fast durchweg u n g e st ö r t. 'Rur aus Nizza wird ge meldet, dasz in' dem im Iustizpalast un.ergcbrachten 'Mrhlbureau eine Schlägerei ausbrach, bei der mehrere Personen verletzt wurden. In Paris wurde aus dem Opernplatz vor dem Transparent des nationa listischen „Echo de Paris" ein Spaziergänger, welchen die Menge sür Eaillaur hielt, unter den Rusen ..Mör der!" arg misshandelt. Die Polizei hatte alle Mühe, die Angreifer von ihrem Irrtum zu überzeugen. Paris, 27. April. Bor den Zeitungsgetmudcn, wo die Wahlergebnisse bekannlgemacht werden, sammel ten sich in den gestrigen Abendstunden grosse Men schenmassen an. Bis gegen 10 Uhr fanden n u r » » b e deut e n de knndge b u n g e n statt. Aus der Mairie des 9 Arrondissements in der Rue Drouot in der 'Räbe des „Figaro" waren besondere Bor kehrungen getroffen. Nizza, 27. April. Bei den gestrigen französischen Kammerwahlen kam es hier zwischen den Anhängern zweier Parteien in einem Wahllokal, das sich im Iustizpalast befand, zu Streitigkeiten, weil die einen den anderen Wahtdurchstechereien vor- warscn. Es kam zu einem Handgemenge, wobei mehrere Personen Perletzungen davontrugen. Schlieszlich wurde die Wahlurne zur Polizcipräfektnr gebracht. Die ersten Preszstimmen. Paris, 27. April. Die Blätter bringen vorläufig begreiflicherweise nur kurze Kommentare zu den Wahlen. Der „Figaro" veröffentlicht unter dem Titel „Eine Schmach" einen Leitartikel, in Sem er in scharfen Worten seiner Entrüstung über die W ahlEaillaur' Ausdruck gibt und- u. a. schreibt: Ein Wahlsystem, das ein solches Ergebnis haben kann, ist gerichtet. Es ist höchste Zeit, dasz die Wahl reform durchgcsührt wird. Wenn die Republikaner nicht alle so verblendet wären, wie die unglückseligen Wähler von Mamers, würden sie dies bald einsehcn. — Die „Hu man 117 schreibt: Wir können erklären, daß die Wahlen im allgemeinen für die geeinigten Sozialisten einen Sieg bedeuten. Im Seine-De partement allein hat die Partei einen Zuwack»« von 55 000 Stimmen zu verzeichnen. PMilelie UebLrlieM welfisches Eigenlob. Die Erinnerungsfeiern an den Feldzug von 1864 haben im Welfcntum die schmerzliche Gewischeit be festigt, dasz Schleswig-Hol st ein rettungs los „ v e r v r e u fz t " ist. Diese Tatsache reizt das hannoversche Welsenorgan zu einer grotesken Selbst bespiegelung an. Da Schleswig Holstein sich „gut willig überschlucken" liesz, preussisch fühlt und Bis marck als deutschen Helden feiert, hat cs nach der Ansicht des cumberlandisch - offiziösen Blattes ein „klägliches Schicksal", von dem das des ehemaligen Königreichs Hannover sich wie ein Helles Metall von dunklem Grund abhebt: „An dem kläglichen Schicksal der Provinz Schleswig-Holstein kann man aber sehen, welche ungeheure Bedeutung für das Hannoverland und für die niedersächsische Stamincsart eine starke deutsch - hannoversche P rote st parier hat. Sollen bei uns im Lande Stammesgefühle, Heimatliebe, monarchische Gesinnung, Frömmig keit, Eharaktersestigkcit erhalten bleiben, so kann das nur durch die deutsch hannoversche Partei ge schehen: die endgültige Berpreuszunq Hannovers würde aber mit tödlicher Sicherheit zur Vernich tung aller dieser Vorzüge führen." Die Sorge um die Zukunft der Welfenpartei ändert nichts an der Wahrheit des deutschen Sprich wortes „Eigenlob stinkt", das sich dem Sinne nach mit der niederdeutschen sprichwörtlichen Wendung berührt: „De sick jülvsten loben kann, hett' nen ehrnen Panzer an." Der französischen und der italienischen Volksmeinung erscheint Eigenlob sogar als Selbst besudelung. „<?ni i>t! loue, »'emboun" sagt der Franzose, „< in ,-i loch', t i iorcln" sagt der Italiener. Macht weder die deutsche noch die romanische Denkungsart auf unsere Welfen Eindruck, io gehen sie vielleicht als iromme Ebristen in sich, wenn man sie daran erinnert, dasz der Apostel Paulus an die Korinther schreibt: „Denn darum ist einer nich. tüchtig, dasz er sich selbst lobt!" — Es wäre der Welsenmoral auf keinen Fall abträglich, wenn die welfiichen Pastoren über dieses Thema noch vor der nahen Landesversammlung der deutich.hannoverschcn Partei predigten. Deutsches Reich. * Internationale kaufmännische Schiedsgerichte. Dem Deutschen Handelstag hat die Handelskammer des Staates New Park eine Denkschrift übermittelt, in der die Grundjüge des Planes sür internationale kaufmännische Schiedsgerichte niedergelegt sind. * Ein Jesuit als Svion? Der Berliner Korrc spondent der „Daily Mail" veröffentlicht eine äuße")! interessante Privatinformation, die, wie er behauv tet, in Deustchland geheim gehalten wurde und nimt zur Kenntnis der Oesfentlichteit gekommen ist. Nach dieser Insormation soll ein f r a n z o sc n s r e u n d l i ch e r Jesuit in Elsasz-Lothringen s y st e m a tisch Spionage zugunsten Frankreichs betrieben l>abcn. In den militärischen Telegraphen abicilungen Elsasz-Lothringens bemerkte man seit langer Zeit, dasz die drahtlose Verbindung mit den verschiedenen Punkten an der französischen Gren e häufig auf geheimnisvolle Weise gestört wurde, ohne dasz es gelang, den Grund hierfür ausfindig zu machen. Schließlich wurde auf dem Dache eines Iesuilen-Priesterscminars in Metz eine drahtlose Sta tion entdeckt, mit deren Hilfe die militärischen Be- lchrden in Frankreich über wichtige deutsche Militär angelegenheiten unterrichtet wurden. Der Apparat wurde sofort beschlagnahmt. Atzas gegen den Priester unternommen wurde, ist nicht bekannt geworden. * Geburtenrückgang in Baden. Nach amtlichem Bericht für das Jahr 1910 ist der Geburtenrückgang im Groszl)erzogtum Baden nn verflossenen Jahre wie der stärker gewesen. Die Geburtenziffer l>etrug im Jahresdurchschnitt des Jahrzehntes 1902/12: 52,2, nn Jahre 1012 noch 28,5 und im Jahre 1910 nur muh 27,1. Heer und Zlotte. Gestohlene Kriegsschiffe. Die Meldung von den beiden angeblich gestohle nen französischen Torpedobooten, die wieder ein be zeichnendes Licht auf die französische Marineverwal tung wirft, erinnert an ähnliche Vorgänge, die die jetzigen noch übertroffen haben. Verhältnismäßig thiufig sind derartige Diebstähle oder „Verkäufe" in Rußland zu suckln. Im Lande der Potemkinschen Dörfer sind solche Fälle mehrfach vorgetommen. So geriet das russische Kriegsschiff „Rurik" im Jahre 1856 nahe der afrikanisct)en Küste bei den Risfpiraten aus den Grund. Die Mannschaft bemühte sich weiter nicht um das Schiff, sondern ging in Booten ans Land, so daß das Schiff tatsächlich unbewacht war. Diese Gelegenheit nahmen die stets wachsamen Riff piraten wahr und nahmen das Schiff vor den Augen der Besatzung in aller tbemütsruhe als gute Prise weg. Erst ein Jahr später wurde es ihnen wieder abgenommen. Die Angelegenheit wurde damals, damit nicht großes Aufsehen erregt wurde, vertuscht. Aehnlich ging es einem spanischen Schoner an der Westküste von Afrika. Die Besatzung hatte sich an das Lund begeben und nur eine kleine Wache zurück gelassen. Als man wieder auf das Schiff zurück wollte, war dasselbe spurlos verschwunden. Es war tatsächlich von Dieben cntsührt worden, und es ist nie festgcstellt worden, wer diese waren und wohin das Schiff entführt wurde. Einen Höhepunkt rus sischer Defraudationen bildet die Geschichte vom Verkauf fast der gesamten Armierung eines größeren russischen Kriegsschiffes, was im Jahre 1885 passiert sein soll. Das russische Kriegsschiff war nach Alexandrien im Mittelmeer gefahren und kam ohne die meisten Geschütze wieder heim. Es handelte sich hierbei um solche, die auf dem Deck Aufstellung ge funden hatten. Nach Aussage des Kapitäns waren sic bei schwerem Sturm und Seegang „in das Meer gerollt" und konnten nicht wieder gehoben werden. In Wirklichkeit hatte der Kapitän, wie sich nachher hcrausstcllte, die Geschütze in Alexandrien gegen eine recht achtbare Summe verkauft. Forscht man schließ lich weiter in der Vergangenheit Rußlands, so hat Potemkin, der Günstling der Kaiserin Katharina, als „Generalkommandant der Flotte auf dem Schwarzen Meere" und anderer Truppenteile zu 2vasser eine ganze Anzahl von Kriegsschiffen ver schwinden lassen, die auf russische Staatskosten er baut wurden. Sie wurden als nicht brauchbar ein fach von der Schiffsliste gestrichen und haben ihm selbstverständlich große Summen eingebracht. Ausland. Gefterreich-Ungarrr. * Beförderung zweier Erzherzoge. Aus Wien, 27. April, wird drahtlich gemeldet: Der Kaiser hat laut „Armeeverordnungsblatt" General major Erzherzog Peter Ferdinand zum Feldmars challeutnant und den Major Erzherzog Karl Franz Joseph zum Oberstleutnant ernannt. Zrankrelch. * Propaganda royalistischer Offiziere. In Ver dun wurden in der vergangenen Nacht zwei Leute sestgenoinmen, die ein Schriftstück unter die verschlos senen Türen schoben. Die beiden Verhafteten haben auf dem Polizcikommissariat eingestanden, daß sie Offiziere des 2. Husaren Regiments feien und auf diese Weise gegen die Republik gerichtete Flugschriften verbreitet hätten. Gegen die bei den Offiziere, die mit der royalistischen Vereinigung „Action Franraise" in Verbindung stehen sollen, wird Anzeige erstattet. MvMSS, 27. April 1914. Englaa-. * Die Truppen in Irland marschbereit. Ein Tcle gramm berichtet aus London, 27. April: Die Times" meldet aus D u b l i n, daß alle Regimenter in Dublin am Sonnabend den Besohl erhalten haben, sich sofort marschbereit zu halten. Das West-Kent-Regiment und die leichte Infanterie von Porkfhivc werden heute früh nach Belfast und das '.Mnchester-Regiment nach Eurragh aufbrechen. Zinnlan-. * Wünsch« des Zynischen Landtages. Aus Hel- singfors, wird drahtlich gemeldet: Der Landtac hat einen von den Sozialdemokraten scharf kritisierten Entwurf einer „alleruntertümgsten Petition" an genommen, die aus 40 Druckseiten die Wünsche des Landtages hinsichtlich des Gebrauchs der russischen Sprache im Amtsverkehr sowie der Wahrung des freien Wortes uno Les Vereins- und Bersamm- lungsrechts zum Ausdruck bringt. Weiter wünscht die Petition die persönliche Unantastbarkeit, Beobachtung der Grundgesetze bei Besetzung von Staatsposten, Beseitigung zugelnssener Abweichungen von finnischen Gesetzen sowie die Wiedereinsetzung der wegen Wider standes gegen das Gleichberechtigungsgesetz bestraften finnischen Burger in ihre gesetzmäßigen Rechte. Türkei. * Die Auswanderungsbrwegung zu Ende. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Ein griechischer Journalist, der den M i n i st c r des In n ern auf seiner Reste nach Adrianopel begleitet, telegraphiert aus Eregli an der Küste des Marmarameeres, daß die A u s w a nd e r u n g s d e w e g u n a aufge hört habe. Der Minister habe den Behörden des ganzen Wilajets Aorianopcl die strengsten Befehle erteilt, die Auswanderung zu verbieten. Serbien. * Beleidigung der neuen serbischen Rekruten. Wie aus Belgrad, 27. April, gemeldet wird fand am Sonntirg früh mit besonderer Feier lichkeit die Vereidigung LerRekruten aus den neuerworoenen Gebieten statt. Die Rekruten waren schon bei ihrer Ankunft Gegen stand der freundlichsten Begrüßung seitens der Bc oölkerung gewesen. Der K ö n i g, der Kronprinz, der Kriegsminister und alle hohen Offiziere wohnten der Feierlichkeit bei. Montenegro. * Mnisterwechsel. Wie aus Eettnje gemeldet wird, haben der Minister des Innern Gojuitsch und ider Kultusminister Miuschkbritsch ihre Ein lassung gegeben. Der Vizepräsident der Skupschtina Tscherowitsch, der seinerzeit wagen der Bom- benexplosion verurteilt wurde, ist zum Kul tusminister und der Abgeordnete Wuletit) ch zum M i n i st c r de s Innern ernannt worden. Albanien. * Ein italienisches Geschwader vor Durazzo. Aus Durazzo wird gemeldet: Am Sonnabend nachmittag ist hier ein italienisches Geschwader, de stehend aus den Kreuzern „Roma", „Napoli" und „Regina Elena" sowie drei Torpedobootszcrstöreru, unter dem Oberkommando des Herzogs der Abruzzen eingetroffen. Der Herzog und die Kom mandanten der Kriegsschiffe wurden vom Fürsten von Albanien in über einstiindiger Audienz empfangen. Ein weiterer Drahtbericht meldet aus Durazzo, 27. April: Am Sonntag gegen Mittag begab sich Las Fürstenpaar mit Gefolge an Bord des Admiral schifscs „Regina Elena", wo sie bei dem Herzog der Abruzzen frühstückten. Am Nachmittag be suchten de^ Herzog das diplomatische Korps, die Minister und aitdere hervorragend« Persön lichkeiten an Bord. Abends fand ein Diner beim Fürstenpaar statt, zu dem der Herzog der Abruzzen, die Schiffskommaudanten, die diplomatischen Ver treter und die Mitglieder des albanischen Kabinetts geladen waren. * Flüchtlinge aus dem Epirus. Die „Albanisck)« Korrespondenz" meldet aus Valona: Viele hundert Flüchtlinge sind aus dem Epirus hier ein getroffen, uni Schutz vor den Grausamkeiten der 8pe/.: Tel. 11189. ZliWllrukiWt MreOruiig. '-st Roman von Paul Burg. gllachünick verboten ) 0. Al? Bärensprnng von der „Noten" k riegsvn'. lei eines Morgens im Taggranen mn feiner Eskadron den schmalen Waldweg auf das Vstlenstädtchen zuritt und Len alten Dvrs- lirchturm wieder erblickte, entrang cs sieb auch ihm wie ein Seufzer. „Das >var doch noch eine schönere Zen, als ich dick, mit dem butternden Motor auf meinem „Bar" umflog, du altes, shihcs Schieferdach." Die seligen Tage im letzten Sommer standen vor ihm auf, seine junge Ehe, Gemma. Die (Klieder waren ihm schwer und steif vow tagclaugcu Nitt im harten Mattel. Er wünschte von Herzen, einmal wieder fliegen zu können, frei und leicht wie der Vogel in der Lnfl. Das ivar doch was anderes, als der verdawmte Kommißtrempel und die Mauöverschiudcrei. Aber sein Versprechen, das er tkemma wie einen Eid gelobt, das stand sofort hinter dem frohen Wunsche und drohte: Nie mein ans eige nem Willen, Bärenfprnng! Ach, das >var ja nur eine Laune ihres reiz baren Zustandes gewesen. Was hatte sie auch damals ans dem Flugplatz zu suchen, tam pon der Parade herüber, extra nm sein bißchen klein holzniachcn mit anznsehcn. Freilich für zart besaitete Frauen, vollends in solchen Verhüll- nissen, nahm sich so ein Unfall gleich verteufelt schlimm aus, und ein Knochensplitter im Schulterblatt schien ihnen ein Genickbrnch Er wurde ärgerlich, wenn er daran dachte, daß ihm das Fliegen fortan versagt fein sollte Herrgott, wozu hat man denn sein Piloten- und Feldptlotenexamen gemacht'? Das war doch nochmal ein Spaß, als er den Oberstleutnant im Kasino fand und einlud: kommen Sie mit! Der alte Tiedemann hatte ihn einen Augen blick starr angesehen und — Furcht kannte er nicht - in seinen Bart gebrummt: „Neue Moden. Na, weil Sie's sind; man fps, Bärensprnng!" Und die erstaunten Gesichter bei der Lan dung! — Der Rittmeister lächelte vor sich hin, un gläubig, ob das denn alles vorbei, anSgewischt sein sollle. Im Dorfe liefen die Buben durch die Mor genfrühe neben den Pferden her und zeigten heraus: „Das is der F-liegerlcitnant!" „Siehste nich, daß es e .Hauptmann is?" „Affe, bei de .Husaren heeßt das Ritt- meester." Bareniprung amüsierten die Bengels, er beugte sich am Pferdehals herunter und hielt ihnen ein Stack Schokolade hin: „.Kennt mich noch?" „Jawoll, Herr Iras!" „Wird hier noch fleißig geflogen?" ,,'R'ä. jetn nich. Fors Manöver sin ast Flug zeuge einjezogen. Bloß eens stehl noch in 'n Schuppen." Das interessierte ihn. Er )angle noch ein Stück Schokolade ans der Satieltasclic. „Welches denn, ihr Jungen?" „Der „Bär", was Ihnen war." „Soo. Woher weißt du denn das?" „Nn, mei' Vater is doch Mongdahr in de Flngsabril." „Wie heißt du denn?" „Käppchen!" Bärensprnng taugte sein lebtes Schokoladen stück ans der Satteltasche. Die beiden Leutnants hinter ihm stießen sich lachend an und neckten den Fahnenjunker, ob er nicht mithaltcn wolle. „Warum ist denn mein „Bar" nicht mit eingestellt?" sragte der Rittmeister die Dors- inngen. „Nu, mei Vater jagt, die Naberadur da mals wäre so deier gewesen, daß mcr, weit der „Bär" den .Herrn Rittmeister sowieso halb ge hören täte, den Doppeldecker nachher lieber an 'n Block angeschlossen und nich mehr benutzt hätte. Darum haben ihn »voll die „Blauen" nich gekriegt. Jetzt is eener, aggurnd so 'n Reicher, zum Lerne» da, der will 'n kooscn." Bärensprnng ließ, als sie das Dors durch ritten, rechts vom Gasthof abschwcnken und ritt der Eskadron vorauf. Ein Vizewachtmeistcr gängelte seinen Bran nen vor. „Herr Rittmeister verzeihen, der Weg geht links ab durchs Dorf, über zwei Brücken ins Holz, ivv wir die anderen treffen." „Danke, danke. Ich weiß, Zugführer. Mein Lieber, ich kenne hier jeden Banin und Stein unter den» Himmel." „Zn Befehl!" parierte der Vize sein Pferd ins Glied zurück. Der Rittmeister hatte sein Schlüsselbund vorgezogen. Richtig: da saß der Schlüssel zum Flngschnvpentor und zum Standblvck des „Bären" noch am Bunde. Den „Bären" hatte die „blaue Parker" ihm aus lauter Respekt vor seinem vermeintlichen Eigentnmsansprnch dagelassen! Seitdem war sie längst weit ins Preußische znrückgedrängt ans diesem Flügel. Wenn man den „Bären" — — —? Lockte es den Rittmeister Bärensprnng, sein F-ingzeng wieder einmal zu sehen, gar angesichts seiner Eskadron zu besteigen, oder wollte er seiner tkemahlin in .'Zannach einen Besuch ab statten, das; er am frühen Morgen bei dem kleinen Bahnwärierhansc über die Schienen setzen und in gestrecktem Galopp aus den großen Exer zierplatz znhalten ließ? Die Leutnants mach ten verdutzte Gesichter. Die Husaren wandten sich lachend nach den Dorfbcngels nm, die keu chend hinterdrein rannten. Vor dem Flngschuppen I lnclt die Eskadron. Der Rittmeister wandte sich im Sattel, reichte seinem Burschen das Schlüsselbund herüber. 'Ausmachen!" Die Leutnants waren noch verdutzter. Der gute „Bär" wollte doch nicht etwa fliegen? Die ganze Eskadron ionnte. er doch nicht im Stich lassen, noch sie mit in die Luft nehmen. Knarrend wichen die Torflügel, die dunkle Halle sperrte dein jungen Tage ihr schwarzes Maul entgegen. „Monteur und Schlosser abgesesscn, vor Estadronfront!" Sechs, acht Mann sprangen ans d^r Reihe. „Holt das Flugzeug aus dem Schuppen und führt eS vorsichtig zwischen dem ersten und zweiten Zuge. Aber daß mir ja nichts daran taput geht, sonst könnt ihr was erleben!" „Befehl, Herr Rittmeister!" „Fahnenjunker, Sic können ja so schön Rundschrift schreiben. Nehmen Sic einen Zettel : Hurra, die Roten waren da. Der „Bär" ist auf dem Sprunge! — Das kleben wir ans Schuppentor, Moscn- thin!" Der schlanke, blonde Fahnenjunker war aufs höchste verlegen. „Verzeihung, Herr Rittmeister, ich habe keine Tinte, keine . . ." „Na, Sic haben ja nie was. Jedenfalls schreiben Sie los, FriNchen!" Heber den Flugplatz kam ein Reiter heran geprescht, ein Artillerielentnant von der „roten" Partei. Er jagte vor die Front und salutierte. „Gestatten, Herr Rittmeister! Exzellenz be fehlen, daß Sie sich augenblicklich mit der Es kadron entfernen. Exzellenz sind höchst — — unwillig - — was Sie hier zu suchen hätten; R'cment läge doch in der Aue zwisckfen dein Staatswald und dem Besitz von . . . von . . „Kreuzburg, meineu Sie, Herr Kamerad." „Jawohl, dante, danke verbindlichst, Herr Rittmeister. Jedenfalls, Exzellenz sind höchst auf gebracht . . „Welche Exzellenz?" „Seine Exzellenz der kommandierende Ge neral des zweiten Korps." „Ei, verflucht! Wo ist denn der Alte? —" „Kam über Nacht im Auto heraus, liegt da im Holze. Uebrigcns tadelloses Quartier, Herr Rittmeister, is so 'n oller Grabhügel, wissen Sie, Bärenknochcn oder so — — Und die Quartierwirtin, famos, sage ich Ihnen! Brillante Dame, bißchen melancholisch, scheint äh — — Familienzuwachs zu erwarten. Hal uns hellte früh einen seinen ?taffec ge macht." — (Fortsetzung in der Moryomvusgaibe.)
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