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Morgen-Ausgabe wr Leipzig oaö Vorort« durch unsere Trüarr vLAUAAPkkl^ » » unS SpeSiteur« »maltäglich in» Hau» gebracht: monatlich ,.2» M., vterteyühritch »,7S M. Sei Ser S«schSft»st«lle, unfern Zilialr« unS fiuogadcstrllrn odgrholt: monatlich l M.,v>rrtrljähri>ch S M. durch Si« Post: innrrhald vrutfchlanS» unS Ser »rutfchen «olonten monatlich t.S» M., vierteljährlich 4.SS M., ausschließlich postdestrllgelS. da» Leipziger Tageblatt erschein» Werktag» »mal, Sonn. u. Zeiertagsimal. I» Leipzig, Sen Nachbarorten unS Sen Drten mit eigenen Filialen »irä Str std«nSau»gad« noch am stdenS Se» erschein«»» in» tzau» geliefert. üeriinerNeSattion: In üen Zeiten 17. Zrrnsprech-Anschluß: Moabit Nr. 4»7. /lrntsblLlt des Rates und des polrzeurrntes der Stadt Leü>Zw NeSaktion and Sefchäftssteller ?ohannl»gass« Nr.». o Zerasprcch-flnschluß Nr. »4S02, >4b»r and >«S»4. ISS. Jahrgang für Inserat, au» Leipzig and Umgebung S>, . zfpaltlgepetitzeilerrpf^dt«Neklamr,eilet M, von auawärt» I» Pf., Neklamen 1.20 M., Klein, Nnzrigrn Slepetitzetle nur 20pf.b.wiedrrhol.Nad.,Inserat, vonSehSrüen im oinilichenTeil Sir Petit, -eil« S» Pf. Srschästoanzeigrn mit playoorschrift im Preise erhöht. Nadatl nach Tarif. 0,«lagen: Sesamtausl.ZM.Sa»LausenS aooschl. Postgebühr, stnzeigcn-flnnahme: Zohanni»gasse5, del sämtlichen Filialen Seo Leipziger Tageblatte» und allen flnnoneen-TxpcSitionen Se» In. unS fiuslanüe». Srschäfksstell»fürSrrlina.üiepr.oranüendurg: direktionwalterZliegr!, Serlin a> I». Maraarcthenstrohe S. Zernsprech-flnschluß: Lüyow S»7i Ar. 212 vienstsg. üen 28. stpril. 1914. Vas wichtigste. * Tie Zweite Kaininer verabschiedete am Montag mehrere Etatstapitel nnd be schäftigte sich dann mit dem Antrag des Direk toriums auf Abänderung der Land tagsordnung, der an eine ausserordentliche Deputation verwiesen wird. (2. Art. u. Ver.) * Der Reichstag nimmt heute nach der Osterpausc seine Verhandlungen wieder ans. (T. Deutsches Reich.) * Die griechischen Truppen ziehen a u s Albanien ab. (S. Au,land.) * Zn Monterey wurde der amerikanische Generalkonsul von mexikanischen Negierungs truppen gefangengenommen und die amerikanische Flagge zerrissen. (2. des. Art.) * Au^ dem russischen Dampfer „Kö ln c t a" ereignete sich eine schwere Explosion, der 15 Mann zum Opfer fielen. (T. Rachr. v. Tage und Letzte Tcp.) Zum Ausfall -er Wahlen in Ztankreich. Richr viet Neues! Auch ohne einer mystischen Anschauung anzuhängen, lann man angesichts dieser Kammerwahlen an eine „ewige Wiederkehr" glauben. Tie sind alle wieder da, die Minister, die Parteiführer, die Männer von gutem und die von üblem Ruf, die Leute, von denen man spricht und oie Leute, die nichts bedeuten. Wo ein Wechset eintrat, handelt es sich fast durchweg um wenig belangreiche Ver schiebungen in der Richtung, um Zufälligkeiten. In Deuischiaud hätte man nach allem, was sich in der letzten Zeit in Frankreich zutrug, so eine Art Volksgericht erwartet. In Frank reich selbst hatten sich ja Stimmen genug er hoben, die üen rächenden Blitz verkündeten. Aber so schwer ist es am Ende nicht, das Aus bleiben solcher Naturerscheinung zu erklären, ras srauzösische Volk ha« heute keine überragenden Führer, die eine Massen,cheidung vorzunehmen vermöchten. Mittelmäßigkeiten pflegen keine Begeisternng zu entzünden, weder Liebe noch Haß lodern in sengender Glut empor. Und das Volt lebt unter einem dumpfen Druck. Man hat es gezwungen, vierzig Fahre einem Ge danken nachzuhängen. Das Voll hat sich zu weilen gegen diese Zumutung gewehrt, so be sonders als die legte Heeresvorlage die Wieder einführung der dreijährigen Dienstzelt mit sich brachte. Dennoch ist es den Politltcrn geglückt, das „übersallsbereite Deutschland" als Lchreck- gebilde volkstümlich zu machen. Auch die So zialisten mir ihrer 4'7? Million Stimmen haben dieses Gespenst nicht zu vertreiben vermocht. Wie sollten auch die Gegner der drei jährigen Dienstzeit noch Eindruck machen, da doch der Mann an der Spitze, Toumergue, nicht gewagt hatte, an seiner eigenen Ansicht von der Unzweckmäßigkeit jenes Gesetzes sestzuhalten. Klug hat er sich nach Erlangung der Minister Präsidentschaft der „nationalen Notwendigkeit" angepaßt nnd sein Beispiel hat gefruchtet. Wohl Dreivicrtel der Gewählten sind Anhänger der dreijährigen Dienstzeit oder machen es wie er — sie fügen sich. Wollte man nun annehmeu, damit hätten sich die Wähler auch für die Einkommensteuer mit Erklärungszwang nach dem ursprünglichen Vor haben des früheren Fiuanzministers Eaillaux entschieden, so würde man irren. Ihn: persön lich sind seine Wähler treu geblieben; sie stießen sich nicht an dem blutigen Roman, in den ihn seine Frau verwickelte, nnd wie auch der „Fi garo" tobte — sie wählten ihn wieder. Aber ein Tieg seiner Sache ist das nicht. Einkommen steuer? Wenn cs denn sein muß, ja! Aber keine Lchnüfselei, keinen Zwang, keine Belästi gung des kleinen Rentners. Die Eigenart Frank reichs duldet, so hieß es, keinen „Eingriff in die persönliche Freiheit". Das ist wider Verfassung und Menschenrechte! Fast überall haben sich die Herren Kandidaten, sofern sie sich nicht von vornherein zum Sprecher dieser tapferen Bürger machten, diesen Vorbehalten unterworfen, ohne sich viel Gedanken zu machen, wie die Finanz- sragcn erledigt werden sollen. Ist inan erst ge wählt, so kann inan ja sehen, was zu machen ist. Etwas Grütze hat schließlich jeder, und wie gerne ist er bereit, seine Schuldigkeit bis zum Aeußcrsten zu nm nnd den Wählern zn zeigen, daß er der I »000 Franken, die ihm der Staat bezahlt, würdig ist! Mußte also die Finanz not des Landes etwas zurürkgestellt werden, so waren die meisten Erwählten desto eifriger mit dem Versprechen der Wahlreform auf Grnnd der verhälinismüßigen Mindcrlfeitsvcrtrctnng Wahlresorm — das ist nun einmal die Losung, die nie versagt. Immer wieder ist dem Wühler mit Leichtigkeit klarzumachcn, daß davon sein Wohlbefinden abhänge, und selbst wenn, wie in diesem Falle, vorauszuschcn ist, daß die ganze Streiterei um eine Neuerung zu keiner wirklich weittragenden Aenderung oder gar Verbesserung der Zustände führen kann — einerlei, man ist bei der Sache. Auf vier Jahre ivird die Kammer gewählt. Es ist selbstverständlich, daß die Regierung des Herrn Doumergue für sich selbst mit diesem großen Zeitraum nicht zu rechnen haben wird. Immer hin kann sic sich auf das Ergebnis mit einigem Recht berufen. Sic kann fragen: wo ist die Er schütterung des republikanischen Gedankens?! Genau dasselbe bunte Bild, aus dreizehn Par teien und Gruppen zusammengesetzt, steht ihr und dein Lande wieder vor Augen, von einem Tieg der Reaktion aber kann keine Rede sein und ebensowenig von einer Absage au die trotz aller Wirrnisse zähe festgehaltcne Politik, die aus den Gegensatz zu Deutschland und das rus sische Bündnis eingestellt ist. Freilich auch nicht von einer inneren Gesundung. * * * Wahlergebnis. Paris, 27. April. Aus insgesamt 002 Wahl kreisen sind 598 Ergebnisse bekannt. Gewählt sind 59 Konservative und Katholisch-Liberale, 54 gemäßigte Republikaner, 54 Linksrepubli- kaner, 20 Radikale, 8 Republikanisch-Radikale, 80 geeinigte Radikale, 40 sozialistische Republi kaner, 44 geeinigte Sozialisten. Es sind 25l Stichwahlen erforderlich. Tie Wahl in Poutivy ivird bestritten. Es stehen nur noch die Wahl ergebnisse aus den Kolonien aus. Die Konser vativen und Katholiken gewinnen 7, die gemäßig ten Republikaner 5, die Linksrepublikauer 10: die radikalen Republikaner verlieren 0, die geeinig ten Sozialisten gewinnen 4 und die sozialistischen Republikaner verlieren 2 Sitze. Parteiverhältnissc. Die Zahl der Parteien und Gruppen hat sich wieder etwas n-ermehrt. (hab cs 1898 nur 0, 1902 nur 8, jo sind es diesmal IN verschiedene politische Gruppierungen! Die geeinigten Sozialisten kRevo lutionäre), die Arbeiterpartei (jüngst von Allemane- Chauvin gegen Ia-ur<'-s gegründet), die republi kanischen Sozia listen der Richtung Augagnenr. schärfste Gegner der ebenso benamsten der Richtung Briand Millerand, die geeinigten Radikalen, oie demokratische Linke (Thomson), die radikale Linke (Delcassö), die Föderation der Linken (Barthou und hinter ihm Briand), die republikanisch-demokrathche Partei (Adolphe Larnot), die republikanische Föde ration (Charles Benoist), die liberale Aktion (Piou, Royalisten und Ultramontane), die Rechte (Denys Lochin, Comte de Mun), Unabhängige (Maurice Barr, s). Das alte Wahlgesetz sieht für jedes „Arrondisse ment" einen Deputierten vor, hat es mehr als 100 00» Einwohner, dann bekommt es für jeden Bruchteil darüber ein weiteres Mandat. Einig« Landbezirke haben diesmal Mandate wegen Be völkerungsrückgangs verloren, einige Städte, ins besondere Paris, wegen Wachstums Mandate hinzu gewonnen. Im ganzen wird die Zahl der Abgeord neten um 0 vermehrt sein und die Gesamtzahl be trügt 002. kultusöebatte in Preußen. (Stimm nngsbildausde mAbge ordneten Haus ) T Berlin, 27. April. Im preußischen Abgeordnetenhause begann heute die Beratung des Kultusetats. Sie begann ein wenig matt und lustlos, denn der erste Sprecher, der Zentrumsabgeordnete Dittrich, ist ein alter und im allgemeinen verbindlicher Herr, und die Art, wie er die üblichen Paritätsklagen des Zentrums vortrug, hatte an sich nichts Auf reizendes. Indes das Aufreizende lag diesmal in der Sache selber. Herr Dlttrich beschwerte sich zur Abwechslung über die Imparität, wie sie in der Be handlung der katholischen Orden und der evan gelischen Diakonissen zutage trete und for derte im Anschluß an einen Zentrums antrag Aufhebung aller Beschränkungen für die katholischen Orden, die sich der Krankenpflege wid meten. Das rief den Kultusminister Trott zu Solz doch zu den Waffen. Er konnte an der Hand unbezweifelbarer Zahlen nachweisen, eine wie milde Hand die preußische Regierung allezeit für die Orden gehabt habe und verhieß die gleiche Praxis auch für die Zukunft. Sein Zahlen material wurde dann noch vervollständigt von dem nationalliberalen Aba. von Campe, der in seiner temperamentvollen Weise der Regierung zu rief, in ihrem grundsätzlichen Entgegenkommen nicht weiter zu gehen, als bisher. Herr von Campe brachte dann auch die das Zentrum einigermaßen belastende An gelegenheit des gefälschten Kaiserbriefs zur Sprache und sand hinterher in dieser Beziehung einen Waffenge- lährteninbem fortschrittlichen AbgcordnetenE ick hoff. Beide unterstrichen auch die Forderung einer Festlegung des Osterfestes. Zwei konservative Redner verlangten eine Vertiefung des Religions unterrichtes, wiesen im gleichen Atemzuge aber ab, zu diesem Ende Geschichte und Philosophie heranzuziehen. Ein polnischer Herr be klagte die dauernde Vakanz auf den Erzstühlen Posen und Gnescn und brachte cs wirklich fertig, für die Aus jchreitungen in der Moabiter Pauluskirche die preußische Regierung verantwortlich zu machen. Der Kultusminister antwortete scharf und nachdrücklich. Zum Schluß erhob Herr Strobel, der Sprecher der Sozialdemokratie, indem er — viel leicht nicht ganz zu Unrecht — für die Kirchenaus trittsbewegung die religiöse Gleichgültigkeit der be sitzenden Klassen verantwortlich machte, die Forderung einer Trennung von Kirche und Staat. Morgen geht dieseAussprache weiter, die sich zunächst einmal nur den ganz allgemeinen Fragen zuwenden soll. Die An gelegenheiten der Universitäten und der höheren Lehranstalten usw. sollen erst bei den einzelnen Kapiteln zur Sprache kommen Der Antrag Les Abg. Schiffer über die religiöse Erziehung der Kinoer aus Mischehen wurde der Unterrichtstom- mission überwiesen. Oie süöamerikanische Vermittlung Das Bermittlungsanerbieten der südamerikanischen Regierungen, das von Wilson angenommen und von den europäischen Großmächten freudig begrüßt worden ist, stößt bei den Hauptbeteilrgten, den Mexikanern, auf Schwierigkeiten. Zwar soll Huerta nach der einen Meldung bereit sein, die Ver- mittlungsrorschlüge anzunehmen, aber da in ihnen die Bedingung enthalten ist, daß er freiwillig zurücktritt, jo darf dieser Nachricht nicht allzuviel Glaubwürdigkeit beigemessen werden. Eine weitere Meldung besagt, daß die bisherigen Angaben über die Erbitterung gegen die Amerikaner in der Stadt Mexiko sehr übertrieben seien, sie bezeichnet die Lage fast als vollkommen ungefährlich; ihr widerspricht aber der jetzt bekannt gewordene Zwischenfall in Monterey, im Vergleich zu dem die Tampico-Affäre, der Ausgangspunkt der Feindselig keiten, eine Kleinigkeit ist. Das amerikanische Volk wird über die jüngste grobe Beleidigung seiner Flagge und seiner Beamten nicht so leicht hinweg gehen. Oer Vermittlungsvorfchlag. New dort, 27. April. Aus der nächsten Umgebung des Präsidenten Wilson verlautet, daß von der Annahme der Ver mittlung durch die Union ein günstiger Eindruck besonders auf die lateinisch-amerikanischen Republiken erwartet wird, doch hegt man anderseits in Washington wenig Hoffnung, daß auch Huerta die Vermittlung annehmen werde. Präsident Wilson steht aus dem Stand punkt, daß der Vermittlungsversuch ledig lich den Zweck habe, Huerta Gelegenheit zu geben, sich freiwillig z u r ü ck z u z i e h e n. Der spanische Botschafter in Washington gab gestern abend allerdings bekannt, daß Huerta die Vermitt lung angenommen habe, doch fehlen Einzel heiten. Die Washingtoner Vertreter Argentiniens, Brasiliens und Chiles standen gestern den ganzen Tag über in t e l e g r a p h i s ch e m V e r k e h r mit Mexico-City, doch ist nichts Offizielles über das Ergebnis dieser Verhandlungen bekannt, und da Wilson angeblich auf dem Rücktritt Huertas als Grundbedingung besteht, erscheinen die Aus sichten auf einen praktischen Erfolg gering. Die Aufnahme der Vorschläge in Berlin. Wir teilten bereits in der gestrigen Abendaus gabe mit, daß die Vermittlungsaktion von den euro päischen Großmächten unterstützt würde. Wie aus Berlin verlautet, wird der Schritt der südameri- kanijchen Republiken an amtlicher Stelle sympa thisch begrüßt. Die Großmächte wollen darauf hinwirkcn, daß Mexiko die Vermittelung annimmt. Huerta nimmt den Vorschlag an? Washington, 27. April. 2n amtlichen Kreisen scheint man über die Aussichten ersrcutzu sein, daß Huerta den Vermittlungsvorschlag Ge hör schenken werde. Aber trotz aller Friedens hoffnungen dürften die Kriegs» orbercit ungen in der Armee und Flotte nicht Nachlassen. Tie Stellung Earranzas Earrau zas vertrautester Agent, Pcsquiera, erklärte bezüglich ocr V c r m : t r lu u g s p l ä n e, jeder auf den Fricvcn abziclendc Vorschlag sei für Vie Rebellen annehmbar. Earrau,a habe befohlen, Vie Anstrengungen zur Grober n u g von Tampico zn verVovpeln. Die Flüchtlinge aus der Stadt Mexiko. New dork, 27. April. Offiziell wird den viel fachen H e tz m e l d u n g e n der amerikanischen Pres je entgegengetreten und gesagt, daß die De peschen aus Mexico-City nichts enthalten, was auf eine Bedrohung der amerikanischen Staatsangehörigen schließen lasse DiePreßmeldungcnüberdieAbschlach- tung von Frauen und Kindern und über die Kriegs erklärung gegen Mexiko durch sämtliche europäische Großmächte werden als lächerliche Phantasie produkte abgetan. Wohl ist es Tatsache, daß viele Ausländer aus Mexico-City wegen der unter brochenen Iugverbindung mit Veracruz nicht ab reisen können, doch erklärte sich Huerta auf die Intervention der englischen Gesandtschaft hin bereit, heute tür zwei Extrazüge zu sorgen. Nach einer Mitteilung des Staatsdepartements liegen vor Tampico und Veracruz genügend deutsche und englische Schiffe zur Aufnahme aller Flücht linge bereit. Veracruz, 27. April. Wie der britische Gesandte Carden dem hiesigen britischen Konsulat mittcilt, hat Huerta eingewilligt, einen weiteren Zug mit Flüchtlingen abzusenden. Für morgen wird hier die Ankunft von 250 Fremden aus der Hauptstadt erwartet Der Dank der durch den deutschen Kreuzer geretteten Flüchtlinge. New Aork, 27. April. Tic „New Aork Times" melden aus Galveston: Tic hier ans Tampico cingctroffenen Flüchtlinge haben an den vcntschen Kaiser eine längere Tevesche gesanvt, in der sie für das prompte Eingreifen des Kapitäns Köhler vom Kreuzer „TreSdcn" danken, Ser sie vor den» Pöbel in Tampico gerettet habe. Die Beschimpfung der amerikanischen Flagge. Wir berichteten bereits in der gestrigen Abend ausgabe über einen Zwischenfall, der sich in der Stadt Monterey zugetragen hat, und geben eine weitere Schilderung wieder: Washington 27. April. Der amerikanische General konsul Hanna in Nionterey berichtet von einer ihm durch Föderalisten widerfahrenen De mütigung: Ein Hauptmann der Bundes truppen kam am 21. April mit Pöbel in seiner Begleitung vor das Konsulat, er brach die Tür und forderte die Einziehung der Flagge der Vereinigten Staaten, andernfalls würde man ihn erschießen. Inzwischen holten andere Bundessoldaten die Flagge nieder und traten darauf herum. 2n das Generalkonsulat wurde eine Wache gelegt und alle Insassen wurden gefangen genommen. Am 22. April durch suchte die Polizei das Gebäude. Der General konsul wurde unter dem Geleit der Menge über die Straße geschleppt und ins Zucht haus gefahren und wurde sodann im Gerichts gebäude in scharfer Bewachung gehalten. Abends wurde er vor dem Kriegsgericht beschuldigt, er halte cs mit den Rebellen. Erst am 24. April wurde er freigelassen, als die Rebellen Monterey ein genommen hatten, die sehr entgegenkommend waren. Wilson und Bryan sind sehr aufgebracht über die Föderalisten. Vorrückcn Ser Mexikaner an Ser Norvgrenze. Hagle Patz (Texas), 27. April. Tic Auf- st änvifchen rücken ans Ptevras Negras vor, um Siese Stavt zu besetzen. Sie befinvcn sich etwa zwei Meilcn von Vcc Stavt. Tanscnve von Ein wohnern sinS ans Vie amerikanische Sette hinnbergrflnchtct. * Der deutsche Ciufchlust iu der amerikanischen Kriegsbereitschaft. Im Juni 1808 vor Santiago d< Cuba und im Juli an, Portorico waren — so schreibt ein deutscher Berichterstatter aus der spanisch-amerikanischen Kriegszcit — di« Heimatslaute unter den Re gulären, wie unter den Freiwilligen der Wiskonsin- und Pennsylvania Regimenter außerordentlich häufig zu hören. Der starke Schuß deutschen Land- kn e ch t s b l u t e s, das Betätigung auf eigentlich allen Schlachtfeldern der Erde jucht, wird auch jetzt manchen Landsmann in das amerikanische Expedi tionskorps gegen Mexiko führen. Im stehenden Heere sind vielleicht die deutschen Namen nicht mehr so häufig wie vor zwei Jahrzehnten. Das hängt einesteils mit der gesunkenen Einwanderung aus Deutschland zusammen, erklärt sich aber auch dar aus, daß viele jetzt unter einem angenommenen, angelsächsisch klingenden Namen sich anwerben lasten. Ein gewöhnlichel deutscher Werbesoldat von vor dreißig Jahren, der jetzige Oberstleutnant und etats müßige Stabsoffizier des 2',. Infanterie 'Regiments auf Hawai, Carl Rerchmann, der als Tübi n- ger Korpsstudent eine noch mit Achtung ge nannte Klinge führte, gehörte sogar dem General stab der amerikanischen Armee an, nachdem er in Südafrika, in China, im Russisch-Japanischen Kriege voll seinem Adoptivvaterland mit wichtigen militä risch-politischen Sonderaufträgen betraut war. Auch was das passive Kriegsmaterial betrifft, wird die Expedition gegen Mexiko allerhand deutsches in'tführen. Unsere drahtlosen Telegraphen- Aabrikationsgesellschaften sind seit 1910 große Lieferer für die USA.-Flotte. Sic l>aben gleich falls und trotz des einheimischen und englischen Wett bewerbes das Heer zum regelmäßigen Abnehmer für fahrbare Funtenstattonen. Ehrhardt steht mit dem Ordnancc-Dcpartment, der Feldzeugmeisterei in Washington, deren Ches, General Crozier, viel von unserem Geschütz- und Gcschoßwescn hält, seit über einem Ichrzehnt in enger Geschäftsverbindung. Bel der quantitativ unzureichenden Leistungsfähigkeit der amerikanischen Handfeuerwaffen und Maschinen gewehrfabrikcn dürften mit längerer Dauer des Feldzugs auch solche Orders nach Deutschland gehen. Ein indirekter deutscher Helf« r ist zwischen 1898 und 190» der Union in dem Biertrinker erstan den. Sehr erhebliche Teile der Kriegskosten auf den Antillen und auf den Philippinen wurden durch eine vorübergehende Verdoppelung der Biersteuer aufgebracht Sicherlich wird das Washingtoner Schatzamt 'M Bedarfsfälle erneut auf diese drüben volkstümlich- Besteuerung zurückgreifen, was den amerikanischen Alkoholgegnern vielleicht Gelegenheit g.ben könnte, ihre allzu schroffen Müßigkeitsansichten und -bestrebungen einmal zu revidieren und auf das Maß persönlicher Freiheit zurückzuführen, das früher di« Staaten zum Dorado der 2Uelt gemacht hat. 1898 galt jedes Glas Bier, das getrunken wurde, als eine paritätische Hilfeleistung In allen Feldlagern machten die Kantinem glänzende Geschäfte, uüd niemand hat damals von einer Ab nahm« der Wehrhaftigkeit etwas gemerkt.