Volltext Seite (XML)
Nr. 51. Sächsische Volkszeitung Seite 8 „Das 8 liegt in -er Zigarrenkiste" Wie das deutsche Wörterbuch entsteht Welche Sorgen der Herausgeber oder der Schriftleiter eines Lexikons hat, wenn er daran geht, sein umfängliches Werk herzustellen, das wird jedem in dem Augenblicke bemüht, da er sich einmal Rechenschaft zu geben versucht, wie so eine Fund grube des Wissens entstehen mag. Aber ein Wörterbuch der deutschen Sprache? Das muh doch verhältnismähig einfach sein! Man braucht doch nur sämtliche Worte unserer Sprache zusammenzusassen und aneinanderzureihen — fertig ist die Laube. Gemach, so schnell schiehen die Preuhen nicht. Wer unter uns deutschen Männern. Frauen und Kindern beherrscht eigent lich bis zum letzten Wort die deutsche Muttersprache? Wir glau ben zumeist, uns wäre dieses Wissen gegeben, aber wir irren uns gründlich dabei. Die Wissenschaft hat berechnet, dah ein Mensch mit rund tausend Worten einer Sprache, wohlgemerkt mit den dazu gehörigen Ableitungen, ganz gut auskommen könne. Mit zweitausend Wörtern läszt sich schon eine unglaub liche Mannigfaltigkeit der Ausdrucksweise sichern. Jakob Grimm ist jetzt gut 70 Jahre tot. Viele seiner Arbeiten zur Verherrlichung unserer deutschen Muttersprache sind lebendig geblieben. Ein Werk aber, das er noch begonnen hat, ist bis aus den heutigen Tag nicht abgeschlossen. Noch immer arbeiten sleihige Männer daran, und es ist beinahe so, als sollten sie ihre Arbeit nie ganz zu Ende führen können. Jakob Grimm plante ein Wörterbuch der deutschen Sprache. Von den Ansängen der neuhochdeutschen Sprach« an sollten darin olle Bedeutungen eines Wortes ausgezeichnet und verfolgt werden bis zu den Wortfor men, wir sie heute üblich und verbreitet sind. Um den Zeitraum an zwei deutschen Männern abzumcssen: Alles was zwischen Luther und Goethe geschrieben und ge sprochen wurde, sollte auf die Wortverwendungen ausgezeichnet werden. In hohem Alter machten sich die Brüder Grimm an das Werk und brachten noch vier Bände heraus. Dann aber geriet die Arbeit ins Stocken. Die wichtige kulturwisscnschast- liche Pflicht wäre unerledigt geblieben, wenn sich nicht einzelne Länderregicrungcn sür die Wetterführung eingesetzt hätte», und seit dem Jahre 1875 stellte die Neichshauptkasje aus den Mitteln der sogenannten Kaiserlichen Dispositionsfonds Beträge zur Verfügung, um das Grimmsche Wörterbuch zu vollenden. Nun ist die Preußische Akademie der Wissen schaften seit vielen, vielen Jahren dabei, entsprechend ihren in den Jahren 1901 und 1900 erstatteten Gutachten das Werk zu fördern. Eine säst übermenschliche Ausgabe muh erledigt werden. Es gibt unter den Wissenschaftlern zwar Optimisten, die fest daran glauben, spätestens im Jahre 1950 das Werk zum Ab- schluh gebracht zu haben. Aber sie vergessen vielleicht bei die ser Berechnung, dah das Leben immer neue Worte schasst und bestehenden Worten einen neuen oder einen veränderten Sinn gibt. „Rundfunk- und „Flugzeug- sind Wörter, die erst in un serer Zett entstanden sind, das Wort „Sendung- hat zu seinem alten Sinn auch noch eine neue Auslegung be kommen. So geht das immer weiter; und wenn wir uns erinnern, was im Jahre der nationalen Erhebung >933 allein an Neuschöpfun gen und Vcgrisfsveränderungcn entstand — angcsangen bei der „Gleichschaltung" bis zum „Eintopfgericht" — dann wird uns erst recht klar, dah ein Abschluß des Werkes wohl nie möglich ist. Denn die Sprache ist etwas Lebendiges, solange ein leben diges Volk sie spricht. Ein Wörterbuch der lateinischen Sprache ließ sich längst ohne derartige Mühe schassen.- Jakob Grimm, der Begründer des Werkes, schätzte seine Arbeit aus ein Werk von sieben Bänden, das in etwa sieben Jahren abgeschlossen sein sollte... Aber die deutsckze Wissenschaft läßt sich durch den llmsang der Aufgabe nicht beirren. Sie schasst weiter daran Es wird tu der „Zentralsammelstelle" in Berlin tagcin, tagaus gesam melt und „exzerpiert", also „ausgezogen". Worin diese aus- züge bestehen? Etwa vom Jahre 1500 an wird planmähig die gesamte deutsche Literatur durchgearbcitet, und zwar immer aus ein bestimmtes Wort hin. Jedesmal, wenn das gesuchte Wort in einem Werke vorkommt, wird es „ausgezogen"; man schreibt aus einen Zettel, in wel chem Zusammenhang und in welchem Sinne das Wort ge bracht wird. Für manches Wort liegen bereits 5000 Zettel vor. Für andere sind erst knapp hundert Notizen gesunden worden. Es gab vor drei Jahrzehnten noch die Möglichkeit, alle Zettel eines Buchstabens bequem in einer Kiste unterzubringen; damals hieß es: „Das 8 liegt in der Z i g a r r e n k i ft e!" Da lag es denn auch tatsächlich. Aber was ist seither ge schahen worden! Die Zentralstelle hatte im Jahre 1910 einen Bestand von ungefähr 750 000 Zetteln; zwei Jahre später wa- re» «s schon eineinhalb Millionen, und heut« ist das Mat«rlal für bin Lairn bestimmt unübersehbar. Vor vier Jahren hat man eine besondere „Arbeits stelle de» deutschen Wörterbuches" in Berlin be gründet, die der Preußischen Akademie der Wissenschaften an gegliedert ist. Dort sind zur Zett unter der Leitung von Pro fessor Artur Hübner zwölf junge Germanisten dabet, und Studienassessoren und Studienräte helfen begeistert mit. Es wird mit einer herrlichen Freude daran gearbeitet, um das riesige Material zusammenzutragen, zu sichten und zu ordnen. So schnell wie jetzt ist man hier noch nie vorwärts gekommen, und aus dieser schönen Förderung des Werkes ergibt sich die vorhin angedcutete Hoffnung, es könne vielleicht in fiinszehn Jahren etwa der Schlußband erscheinen. Jedrr der Mitarbeiter wird aus ein bestimmtes Wort gehetzt. Jawohl, gehetzt! Denn planmäßig wählt und forscht und gräbt sich der Prüfer durch die deutsche Literatur, um immer wieder neue Verbindungen, Deutungen, Abwandlungen usw. sestzu- slellen und zu belegen. Die Bearbeitung eines einzigen Wor tes wie „Glück" oder „Treue" kommt einer wissenschaftlichen Abhandlung gleich. Am Denkmal der deutschen Sprache wird ge arbeitet. Stoßen wir uns nicht an dem Wort! Es drückt nichts Sterbendes oder Totes aus. Dies Mal wird uns erinnern an den Reichtum unserer Muttersprache, wird uns anseuern, mit ihren Worten, unseren Gedanken und Gefühlen den rechten Ausdruck zu geben. Dann ist auch endlich die Zeit gekommen, da wir den Fremdwörtern in unserer Sprache den Ver nichtungskrieg ansagcn können. Das Wörterbuch der deutschen Sprache liefert uns das Rüstzeug dazu! Die verwobenen Kriegsschiffe Der lliilersuchungsausschuß des eftnftchen Parlaments hat jetzt den Bericht über den Kriegsschissverkauf, bei dein der Estnische Staat mn 89 000 Psund Sterling geschädigt wurde, sertiggestellt- Der Berichterstatter kommt zu dein Schluß, daß der Berkaus der Schiffe ungesetzlich erfolgt ist, und daß von feiten der verantwortlichen Personen Fäl schungen und Machlüberschreitungen begangen worden sind. Interessant ist die Feststellung, das; die estländischen Vevoilmächligten des Schisssvcrkauses, die Juden Bing und Prenzlau, mit den vlcnschenräubern identisch sind, die im Jahre 1929 den Dampser „Falke" heimlich mit Vassen be luden und nach Venezuela sandten, ohne davon der Mann schaft vorher Mitteilung zu machen. Der Dampser „Falke" war im Juli 1929 von dem vene zuelanischen (general Delgado bei der Reederei Prenzlau L Co. gechartert worden. Delgado beabsichtigte, zusammen mit seinen Freunden, die damalige venezuelanische Regie rung zu stürzen und sich selbst zum Diktator der mittelame- rikauischen Republik auszuschwingen. Der Dampser brachte Massen, Munition und Anhänger des Generals an die vene zuelanische Küste. Der Putsch scheiterte bereits in seinen An fängen. Delgado sand den Tod. Der „Falke" lies dann unter Führung des Kapitäns Zittlitt den Hasen von Port os Spain an, wo das Schiss von der englischen Negierung beschlagnahmt wurde. Diese Nebellensahrt war im Jahre 1930 Gegenstand des aussehencrregenden Menschenraubpio- zesses. Angeklagt waren der Kapitän Ziltlitt und die beiden Reeder Felix Prenzlau und Felix Kramarski. Alle drei wur den freigesprochen. oller Wellt Neuer Intendant der Berliner Funkstund«. Berlin, 1. März. Der bislzerige Intendant der Berliner Funhstunde, Friedrich Areal,övel, hat um Entlobung von seinem Amt gebeten, um sich wieder ausschließlich schriftstellerischen Ar beiten widmen zu können. Reichsminister Dr. Goebbels hat den bisherigen Intendanten des Südivestdeutschen Rundfunks, Wal >t«r B« um« Iburg, zum Intendanten der Berliner Funk stunde ernannt. — Zum kommissarisclwn Intendanten des Süd- ivestdeutsckxm Rundfunks in Frankfurt a M ftt der bislwriqe Intendant dos Deutschen Bolk->Ikeaters am Hermannplasz in Berlin Hanns Otto Fricke bestellt worden. Seltsames Seetler bei Cherbourg angetrleben Paris, 1. März. Am Strande bei Quergueville bei Cher bourg ist ein seltsames Seetier angetrieben, das der Oessent- lichkeit reichen Gesprächsstoff bietet, nachdem es um das See ungeheuer von Loch Netz still geworden ist. Das an der fron zösischen Küste angetriebcne Tier gehört einer völlig unbekann ten Gattung an. Es ist acht Meter lang, von blaugrauer Farbe und hat zwei Seiten- und eine Rückenflosse. Aus dem etwa einen Meter langen Hals sitzt ein verhältnismäßig kleiner Kopf. Die Tierleiche wird von Wissenschaftlern näher untersucht werden. Schweres Autounglück bei Bilbao Madrid, 1. März. Bei Bilbao stürzte am Mittwoch ein Prlvatauto infolge Bereisung der Landstraße von einer Eisen bahnbrücke aus beträchtlicher Höhe auf die Schienen ab und wurde vollständig zertrümmert. Bon den sechs Insassen — sämtlich Frauen — wurden drei sofort getötet und die drei übrigen lebensgefährlich verletzt. 79 russische Fischer von einer Eisscholle ans User gelangt Moskau, 1. März. Wie ans Astrachan gemeldet wird, sind 79 Fischer, die mit Pferden sich aus einer losgelösten Eis scholle befanden, wohlbehalten ans Ufer gelangt. Aus Baku wurden zwei starke Rettungsdampser entsandt, um die übri gen gefährdeten Fischer von den Eisschollen zu übernehmen. Große Spionageorganisation in Ungarn aufgedeckt Budapest, 1. März. Die ungarischen Behörden sind vor Weihnachten einer Spionageorganisation aus die Spur gekom men, die sich aber ganz Rumpsungarn erstreckt. Es gelang, sämtliche Mitglieder dieser stark verzweigten Spionageorgani sation scstzunchmen, die im Auftrage eines Nachbarstaates ge arbeitet hallen. Ziel der Spionage war. die militärische Sach lage in Ungarn auszukundschaslen und sestzustellen. ob sich Ungarn an die Abmachungen des Trianoner Vertrages halte. Weiter sollten die militärischen Ausbildungsmethoden in Un garn beobachtet und den Auftraggebern regelmäßig Bericht er stattet werden. Unruhen in einem Neivijorlcer Zuchthaus Newyork, 1. März. Im Zuchthaus auf der Welsare-Insel kam es gestern zu Unruhen. Eine Erplosion im Hospital des Zuchthauses, durch die die Heizanlage außer Betrieb gesetzt wurde, war der unmittelbare Anlaß. Die Unruhen breiteten sich über das ganze Zuchthaus. 1300 Sträflinge erhoben sich und protestierten gegen die schlechte Berpfteaung Die Wache im Speisesaal konnte die Unruhe unterdrücken. Hanrlolsnotirsn , Leipziger Börse vom 28. Februar. Die Geschäftstätigkeit gestaltete sich heute etwas lebhafter. Niebeck 1,62, Kirchner 1,86, Stöhr Kammgarn 3,25. Thüringer Gas 2, Bibl. Institut 2,25, Thüringer Wolle 3,5, Färberei Glauchau. National Jürgens, Kasseler Jute und Hugo Schneider je 1,5 Prozent fester. Neichs- bankanteile 1,75 Prozent niedriger. Am Nente»markt war das Geschäft wiederum klein. Chemnitzer Getreidcgroßmarkt vom 28. Februar. Metzen Handels- und Erzeugerpreis 187,50; Roggen Handels- und Er zeugerpreis 157; Sandroggen 161; Sommergerste 180—188; Wintergerste 163—167; Hafer 112—117; -Rais amcrik. 201; ein- quantln 221; Weizenmehl 36,75—37,75; Noggcnmehl 25,25; Wcizenkleie 11,60-11,80; Noggenkleie 10,80-11; Wiesenheu lose 7,25 drahtgcpreßt 8; Ectreidestroh drahtgcpreßt 2.25. Hauplichrlstlklter G<o,g Wtnlkl; Vkktrct«, Di. Gerhard Desriql. Verantwortlich sür den polnischen und Vachrichlenlcll: Georg ANntet; sür Lokales und Feulllelon: Dr. Gerhard DescznI. lämlllch In Dresden. Beranlworllichcr Anzrlgenlcilee: Theodor Winlel. Dresden. Den« und Verla,: Germania Vuchdruiteret Dresden. Polterstrah« I?. DA I. 3 t: 5810 Rundfunk Deutschlandscndcr: Freitag, 2. März ki,35 Frühkonzcrt aus Hamburg; 9,00 Lieder der Bergleute; 9,40 Heinz Sleguweit liest aus seinem „Mutter Hund"; 10,lO In der Werkstatt des Kultursilms; 12,10 Was man gern hört sSchallplat- tens; 11,00 Opernmuük ISchall- plckttens; 15,15 Hausmusik: Mä dels musizieren; 16,00 Nachmit- taaskonzert aus Köln: 17,25 .(Zuao- Wolf-Licder; 18,00 Die Hochschule in Ankara. Deutsche Hilfsarbeit beim Ausbau der türkischen Wis senschaft; 18,20 „Lied und Dich tung im Arbeitslager"; 19,00 Stunde der Nation aus Königs berg: Orgelkonzert: 20,10 Bäuer liche Tanzmusik lSchallplatteutt 20,30 „Spießerbraten"; 23,00 Nncbtkonzert aus Leipzig, Lürger rweier keielw ks8tenk!rtenbr!ek 8i8cbos8 von leisten, Pcrtru8 begge brv8cb. 0,30 Xu bestellen 6ureb: vucbverlag luermania Dreböen, poliei^trabe 17 80ivie clurck clie liatb. Ijuclibgnlilunßsen 8ncli8en8 Dresdner Theater Opernhaus: Doniterslag Othello s7.30> Freilag Der Barbier von Sevilla (7.30) Schauspielhaus: Donnerslag . Maria Stuart (7.30) Freitag Glückliche Reise (8) Albert-Theater: Donnerstag Nachlguartier (8.15) Freilag Nachlguartier (8.15) Komödienhaus: Donnerstag Gastspiel Palucca (8.15) Freitag Rutsch-Asphalt (8.l5) Residenz-Theater: Donnerstag Der Zigcunerbaron (8) Freitag Der Zigeunerbaron (8) Central-Theater: Donnerstag Venus in Seide (8) Freitag Venus in Seide (8) Formulare kür Pfarrämter kkerauZ^eMben nacli VmLcbk-jsten des lZi8Lli(Mictien Oldinanals kautren - siack Ooppelposlkarten rur kttcb- licken Ltalislik —-.03 ftirmnvgsanmelckunxen . , . —.03 ftttnmnesbucbdogen .... —.10 kftrmungsreftet ...... —.02 Oeburts- unckDaufanreißen kür unebolicbe Kincker .... —.03 Oeburts- uncl Taufscheine litt ebeliclie Kinckor —.02 klauskallpläne —.15 Kartensornnilsre (rrauungs- anreigen rcvecks kftnttagunx in cka» raufiwek' —.02 Kttclikassen-ftecbnungon. , —.10 iAisekelleckispeilsaniiklge . . —.08 IKilteilunLskarlvn an clie Oe- 8ISck meinckeveccvaltungen bett. Kirchensteuer —.02 (Zuitiuogslosmulare kltt auscv. lieligionsunterricift . . . —.04 ireligionsunlerricktsberickte. — .10 Lammelmelckekarten tltt ftsarr- llmtsr —.02 Zclnlldetteiunqskormularo, . —.02 rausbuek /Zdscbrilten. . . . —.05 Tauknelckerettel —.05 'siaulreugnisse lltt uneheliche Kincker —.05 Trauunx-skuckabscliristen . . —ob rraureußnisse —.04 Velspcecben cier krautlvute . —05 ftastenoccknunxen —.05 ckurck clie Tu berieken Oermanis, lZucliclkttLkek-ei und Vesilag vi-erclen-tt., ttoüersftalZe 17