Volltext Seite (XML)
Nummer 51. Sächsische Volkszeitung r. Mürz 1934. Aus der vatikanischen Stadt In -er ganzen katholisch« Welt bereitet man sich vor, noch -em Wunsch und -er Weisung -es Hl. Vaters die Anbe- tungsstunden zur lOOOjahrfeier der E i n s e «; u n g des Priestertums und der Eucharistie und den Äeltgeneral- liammunionlag am Gründonnerstag würdig zu begelpui. Im Klerus, in den Klöstern und beim gläubigen Volk Kat der Appell des Hl. Vaters ein jubelndes Echo gefunden Die Welt macht des Katholizismus Kal unübertressbare Waffen: im Gebet und dem heiligsten Sakramente. Papst Pius XI. weist bei der heutigen Weltlage immer und immer wieder auf das grosse Heilmittel des Gebetes hin. So in seiner Weihnachtsansprach, i» seinen Pilgeransprachn nnd Verlautbarungen, im Gruss en die Berliner Katholiken »sw.: beten, beten. Ixten nnd nicht nach lassen! Das katholisch Volk wird sich glühend zum Hl. Vater stellen und l>elfen, die Welt zu befriedigen mit dem Segen des Gebetes. Di« grandiose geistlich Tondichtung „Cäeilia" des hie sigen Kirchnmusikers Msgr. Refice, hat hier l>ei der Urauf führung vor dem höchsten römiscl>en Publikum kürzlich einen iilierwälügenden Erfolg errungen und muht« bereits oft wie derholt werden. Msgr. Nefice ist in Deutschland lxsonders seit der Aachner Kirchnmusikwoch bekannt geworden Am UI. Februar wurde hier der Dekan der chol. Fakul tät vom päpstlichen Institut „Anselmianum" P. Dr. Hilde brand Hoepfl O. S B. begraben. Er war als Mitglied verschiedener Kongregationen und ausgezeichneter Bibel Gelehr ter eine weitbekannte Persönlichkeit. Der „Osservatore Romano" veröffentlichte seit dem Papst krönungsfeste Berichte über die in der ganzen katholisch» Welt statlgesundenen Pa pst feiern, die ein erhebendes Bild der EinheU und Gröhe der katholischn Kirch und ihrer innigsten Verbindung mit dem ewigen „Petrus" zeichnen. Die Papstseier in Berlin und jene in Münchn wurden mit der imposanten Predigt des Herrn Kardinals ausführlich geschildert. Desglei- chn erscl>einen täglich Auszüge aus den F a ste n h i r t e n b r i e- fen des katholischn Weltepisknpales: die Hirtenschreiben der Kardinäle Inniher, ?<erlram. Schulte und Faulhaber waren ein- gel»end behandelt. Besonders die Kundgebungen des hochwür digsten Kardinals von Müncl)«n finden im vatikanisch» Organ stels hohe Beachtung. Beschränkung des Hochschulstudiums und Priesternachwuchs Es ist in lehter Zeit wiederholt aus kalholiscl>en Kreisen die Befürchlung laut geworden, dah sich durch die — an sich durchaus berechtigte und lx'grüszensiverte — Kontingentierung des akademiscl>en Nachwuchses der Priestermangel noch ivei'er verstärken iverde. Daher wurde aiuzeregt, für die Thealagiestu- diereiiden Ausnahmetxstimmungen zu schaffen weil hier eine Ilelmrsüllung, di« dies« Zwangsmassnahme notivendig gemacht hätte, nicht besteht Die „Münchner Zeitung". ein angescchnes nichtkatholischs Blatt, schreibt nnn im Leitartikel vom 21. Fe bruar folgendes: „In Denlschland hal>en die beiden christlich» Konfessionen, de proleslantisä>e ivie die katholisch keineswegs einen Nebersluh an Geistlich e n. Der Gedanke läge also nahe, die Kontingentierung des Hochschulstudiums nicht auf diejenigen Abiturienten auszudehnen, di« sich dem Studium der Tlzeolagie einer der beiden christlich» Konfessionen widmen wollen. Denn doh dadurch alsbald eine Ueberfchwemmung der theologisch» Fakultäten und der plntosophisch-thealagischn Hochschulen her- norgcrusen nxrden könnle, ist bei der Eigenart und den lxson deren Anforderungen des ocistlichn Standes nicht zu lx'fürchten. Nnd man sollte sich auch freue», dah wenigstens noch eine Oase vorhanden ist vor deren ^Betreten man nicht durch eine Tafel mit der Aufschrift „Achtung, überfüllt!" gewarnt wird. Der Haupteinwanü, der gegen ein« unbeschränkte Zulassung von Abi turienten zum theologisch» Studium erhoben iverde» könnte, 'st der. dah man ja nicht wisse, ob solch Theologiestudierende nicht später umsalteln und ein anderes Studium ergreifen wol len. Dagegen liehen sich sehr leicht Sichrungen schassen, indem man den Tlx'olcxziestuüierenden von vorneherein lxdeutete. nah ein salchs Umsatteln nicht gestaltet werden könnle. Allerdings mühte, nm auch hier Ungerechtigkeiten auszuschallen, eine ent- sprechnde Zahl von Theologiestudiumsanwärtern in das Kon tingent der 15 000 ausgenommen werden, und diesen in das Kon tingent Eingeschlossenen mühte dann auch dos Umsatteln wäh rend des Studiums elx'nso wie in jeder anderen Fakultät ge stattet sein, wahrend für die nicht in das Kontingent Einge schlossenen das Umsatteln unter allen Umstünden ausgeschlossen bleiben könnte." Diese vernünftigen Anregungen sind tatsächlich aller Beach tung nxrl und mühte» von den zuständigen staatlich» Stellen auf das redlichste erwogen werden. Der nationalsozialistische Staat, der sich bemüht auf den Boden der christlich» Weltan schauung gestellt hat. wird gerne die Kirche in der Heranbil dung eines ausreichenden theologischen Nachwuchses, der ersten und wichtigsten Borausselzung für eine geordnete Seelsorge, un terstützen. puji Kaiser von Mandschukuo Feierlicher Regierungsantritt nach altem chinesischen Ritus - Aber gleichzeitig Tonfilmaufnahme Hsinking (Mandschukuo). 1. März Am Dannerstagvor- mittag erfolgte die feierlich Throichsteignng Pujis, der damit unter dem Namen Kang Teh Kaiser von Mandschukuo geworden ist — Kurz vor 8 Uhr Ortszeit führte ein Kraftwagen, der mit dem aus goldenen Orchideen gebildeten Mappeuzeichn ge schmückt war. de» künftigen Kaiser nach dem Himmelslenn>el, ivo die religiöse Zeremonie abgehalten wurde. Di« einürucks- volle Zeremonie, die nach dem Ritus der Chow-Dgnastie durch geführt wurde, dauerte nur etwa eine Viertelstunde. Ungefähr Ml der höchsten üleamlen von Mandschukuo standen achtungs voll am Fuhe des Altars. Der Kaiser stieg zum Altar hinauf nnd brachte dem Himmel ein« Anzahl von Opfern dar. darunter einen >v«ihcn Stier, den die Priester töteten. Vor dem Monar- clien lag eine Rotlackiafel, auf der der Name seines frühsten Ahnherren ausgezeichnet war. Acht Beamte ührreichten dem Kaiser die Opseraabe: Weihrauch, ein Amulett aus Jade, ein« Nolle hi misch» Tuchs und einen Kelch mit Reisivein. Jede dieser Gähn streckte der Kaiser zum Himmel empor. Dann wandte er sich nach Süden nnd entzündete das hilige Feuer. Nach dem Opfer empfing der Kaiser sein Amtssiegel, worauf ein Salut von Uli Schuh ertönte. In sonderbarem Geczensalz zu dem uralten Zeremoniell stand es. dah non einzelnen Szene» Tonfilmaufnahmen gemacht wurden, dah Flugzeug« in der Luft kreisten und dah ein Be- richt iihr die Feier durch Rundfunk verbreitet wurde. Für de Eröffnungsfeierlichkeiten hat die Regierung 3,5 Millionen Dollar bewilligt. Vor dem Snde des Zollkrieges Günstiger Fortgang der deutsch-polnischen Wirtschafks- verhandlungen Die seil fünf Monaten in Warschau zwischen dem deut schen Gesandten und der polnischen Regierung geführten Verhandlungen wegen Beendigung des Zollkrieges sind so weil gefördert worden, dah weitere Schwierigkeiten nicht mehr zu erwarten sind. In unterrichteten Kreisen rechnet man damit, das; das in Form eine» Protokolls gekleidete Ab- tommen in der nächsten Woche unterzeichnet werden kann. Durch dieses Abkommen sollen alle aus dem Wirtschaftskrieg hervorgegangenen kampsmastnahmen völlig beseitigt werden- Während hierzu auf deutscher Seite nur die Aufhebung der Polen gegenüber noch geltenden Positionen des Ober- tarifes notwendig war, muszten ans polnischer Seite nicht nur die Einfuhrverbote aufgehoben, sondern auch die Maxi- inalzülle sowie die Beschränkungen des deutschen Zwischen handels und der deutschen Schiffahrt beseitigt werden; fer ner war es notwendig, durch Gewährung von Kontingenten sowie Zusagen der autonomen Zollnachlässe die tatsächliche Einsuhr der bisher verbotenen Waren zu ermöglichen. Polen soll dafür die Durchfahrt von Tieren und tierischen b Zeugnissen nach den westeuropäischn Ländern unter Wah rung der veterinär-polizeilich» Erfordernisse zugestanden werden. Ferner sind zwischen der deutschen und polnischen Eisen- Industrie sowie zwischen den deutschen Ostseereedereien und den polnischen Schissahrtslinien private Verständigungen getrosten morden, die gleichzeitig mit dem Protokoll über die Aushebung des Zollkrieges in Kraft treten werden. Anklageerhebuna gegen 20 Mitglieder des Parteivorstandes der sozialdemokratischen Partei Oesterreichs Wien, 1. Mürz. Die polizeilichen Untersuchungen gegen täc verhafteten Funktionäre der sozialdemokratischen Partei sind seht abgeschlossen worden. Gegen 20 Mitglieder des so zialdemokratische» Parteivorstandes ist das strasgerichtliche Verfahren eröffnet worden. Vie Vulgaren über ihre Sali in Deutschland Moskau, 28. Februar. Die aus Deutschland ausgewiesenen bulgarischen Kommu nisten Dimilross, Tonest und Poposs hatten kurz nach ihrer An kunft in Moskau eine Unterredung mit Vertretern der sowjet russischen und der Auslandspresse. Dimitross, der der Wort führer der drei war, sprach abwechselnd deutsch und russisch. Er beschwerte sich über die Gesüngnishast nach Beendigung des Leipziger Prozesses und über die Veschasfenhcit des Hastlokals. Im übrigen wiederholte er, was er bereits in Berlin zu Ver tretern der Auslandspreise gesagt hatte, dah keinerlei körperliche Minbandlung gegen ihn zur Anwendung gekommen sei. 200-Zahrseie'- der Einweihung der Dresdner Frauenkirche Am Sonntag begeht di« cvamzclisch Frauenkirchzemeinde in Dresden di« 200-Iahr-Feier der Einiveihung der Frauenkirch. 'Bei dem Festgotlesdienst um 10 Uhr in der Frauenkirch wird der Landeskischof Coch predigen. Die Dresdner Frauenkirch, deren Schöpfer (Keorge Bähr war. ist eines der lxkanntesten Baudenkmäler Dresdens. Sie ist die erste «rohe evangelisch „P red i g t k i rche" lRundemporen im Innern), deren Vorbild auf den prolestanlischen Kirchenbau in Deutschland grohen Ein- sluh gehabt I>at. Kardinal Faulhaber - päpstlicher Legat Berlin, 1. März. Aus sicherer Quelle verlautet, das; Papst Pius XI. dem Kardinal Faulhaber den Titel und Rang eines päpstlichen Legaten verliehen hat, wo durch diesem die Rechte der Exterritorialität zulwmmen. Kardinal Faulhaber und die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Deutscher München, 1. März. Der Reichsleiter der Arbeite gemeinschgft katholischer Deutscher für Süddeulschland, Staatssekretär Däuser, stattete in der letzten Woche Kardinal Faulhaber einen offiziellen Besuch ab. Am Montag erwiderte der Kardinal den Besuch bei Staats sekretär Dauser. In beiden Unterredungen, die in vollem gegenseitigen Bertrauen geführt wurden, kam eine er freuliche Uebereinstimmung über Ziel und Zweck des Aufgabenkreises der Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher für Süddeutschland zum Ausdruck. Katharina vonSlenaSchuhpatrom'n Italiens? Mailand, 1. März. Wie aus Siena gemeldet wird, ist in dortigen katholischen Kreisen die Hoffnung ver breitet, das; die heilige Katharina von Siena demnächst zur Schutzpatronin von Italien erklärt werden wird. Schon im Jahre 1928, als in Rom Feiern zu Ehren der Heiligen stattsanden, begann unter den Katholiken Sienas jene Bewegung zugunsten der Heiligen ihrer Stadt, die nun in der Ueberreichung eines umfangreichen Bandes an den Papst ihre Krönung finden soll. Ter Band enthält tausende von Bogen mit den gesammelten Unterschriften, in denen die Bewohner von Siena ein stimmig dem Wunsche Ausdruck geben, das; die Aner kennung der heiligen Katharina als Schutzpatronin von Italien so bald wie möglich ersolge. Gin Vater promoviert feinen Sohn Prag, 1. März. Nachdem erst kürzlich an der Pra ger Deutschen Universität der seltene Fall vorkam, das; ein Gatte seine Frau promovierte, nämlich der Rektor der Universität, Prof. Gesemann, ereignete sich nun an der gleichen Universität der Fall, das; ein Baler seinen Sohn promovierte. Der Deka» der medizinischen Fakul tät, Prof. Dr. Zeynek, wirkte als Promotor bei der Berleihung der Doktorwürde an einige Studenten der Medizin, unter denen sich auch sein Sohn Ernst Zeynek befand. /^vs «lern Keicks Ein« Rede des evangelischen Rcichsbijchoss. Berlin, 1 März Auf einer Kundgebung der Deutsch» Christen im Gr üner Spvrlpalasl an» Miltwachacx'nü nahm auch der eamigcbsch Reichsbischos Müller das Wort. Er begann mil der Erklä rung, das; er immer lxiuuhl und mit voller Absicht Deulschr Christ war. sei und bleibe. Zu der Behauptung, d e Deutschn Christen wallten einen neuen Walanskull auirichlen. erklärte der Reichsbischaf, es hiesze diesen gehässige» M-rleumdern zuv:el Ehre anlun. wallte man dagegen protestieren. Wenn in dieser Zeit Harle Kritik am Christentum geübt wurde so sei das nicht einmal zu lx-dauern. Diese Kritik solle zu strenger Selbstprü fung mahnen, ivo die Schuld dafür zu such» sei. dah sich grohe Massen van der Kirch' alxzewandt hätten. Wenn die Diener der Kirch in engster Gemeinschaft mil dem Volke «gestanden, die Sprach gesprochen hätten die das Volk versteht, dann wäre der Zustand wahrschinlich em ganz anderer. Durch di« E-ni- gung der 28 Landeskirchn lei ein MO Jahre altes Sehnen n Erfüllung gegangen. Der Reichsbischos schlaf, mit dem Appell, das zu ülx-rwinden. was uns innerlich trenne- Kämpfer für e n Ziel zu werden, ein Volk ein Staat, e ne K rch König Boris beim Reichspräsidenten. Berlin, 1 März Seine Maiestät König Baris van Bul garien. der sich auf der Durchreise in 2k-rl-n anWelt. stattete alx'nds dem Reichspräsidenten von Hmdenbnrg einen Besuch ab. Amchliehend nahm der König lxüm Herrn Reich-Präsidenten in kleinem Kreise das Alxmdessen ein. an dem auch Reichskanzler Adolf Hiller teilnahm. Reichbankpräsiden« Schacht dem Reich-Kund der Deutsch» Beamten beigetreten. Berlin. 1. März. R-'-cksbanknräsiden' Dr Hja'mar Sk icht ha« seinen '.'«eitritt zum Reichsbund der Deutschen Beamten er- klärt. Dem Beispiel des Re-ch'-bankpräsidenlen sind mehrere Mitglieder des Reichbankdirekloriums gefolgt. „Du bist gemeint". Berlin, 1. März. Die ..Stunde der Nation" am 1 März wird ein n Ueberblick geben ülx'r die Arlx'it des Winlerhilis- iverks l!N ! ll und gleichzeitig den am Enolg dieses grohen Oie weises echter Volkscx'meinschafl Beteiligten in breitester Oef- sentlichkeit den rx'rdienten Dank au.-sprech». Darüber hinaus soll in dieser Sendung des Deutschlandsenders hingewiesen wer den auf Aufgalx'ii. die Frühling und Sommer an jeden Volks genossen stellen werden. Dl« Hilfsaktion „Mutter nnd Kind". Berlin, I März. In einer »an der Reichsiührung der NS- Valkswahlfahrl einlx-rusenen Sitzung, an der zahlreich Ver treter von Reichlx'hörden. Parieidienststellen. Frauenverbänden. Organisationen nnd M'rbänden der freien Wohlfahrt, der Ge- meindelages und andere «eilnahmen. wnrde der Reichsar beit s a u s s ch u h fü r das Hilsswerk „Muller u n ü Kind" gebildet. Nach einer Ansprach des Amlsleilers Pg. Hilgenseld wurde der vorläufige Arlx'ilsplan zur Durchführung des Hilfswerks von Abt.-Leiter Pg. Allhaus lx'kannchgelxm. G Aufzeichnung eines Erdbebens Frankfurt a. M., 1. März. Die Seismographen der von Reinach'schen Erdbebenwarte äuf dem Kleinen Feldberg im Tannns verzeichneten am Mittwoch nachmittag ein stärkeres Fernbeben. Das Beben begann um 15.17 Uhr lMCZ.s. Der Höhepunkt trat um 10.30 Uhr ein. Die Herdentsernnng betragt rund 15 000 Kilometer.