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204 Ausgabe KS«»»v Nummer 13S — rr. Jahrgang . Sc,ch«,nt 0 mal wöchrnlllch mit der tlluflrlrrl«« Trails M brNaa« „Der 8«u«r»Iie,' und mehrere» I«stbetlog«v -M»- —. . .. M-n°.iich. W DMW Milkwoch, den 2V. Juni 1SS4 s .»^^L.LLL?'' r R DDDlllllDVDIV --U..«., ..»,,.„u. I »Allllll^- °..^,L:!L7^.7.rrrr..'., volkssettuns Medeltla»! Dresden.»., Pollerstr. 17, Ferne. 2O7U n. 2lt>l> liiel<h!»t,ft«0«, Drock »ad Verla»! Germania Buchdrucker«» ». Berlag LH. n. <S. Winkel, Polierst,. 17, Fernr. 2l0l>, Postscheck: Nr. 102», Bank: Stadibanl Dresden Nr. V17S7 Unsdk8ngigv l^sgssLviKung Güi» vk^isKIivk« ^vüGiir RV. Kullui» Im Falle von höherer Gewalt, -verbot, Streit »der Belriebsstörungen hat der Bezieher oder Indent kein« Ansprüche, soll» die Zeitung tn beschränkl-m Umsang«, verspätet oder nicht erscheint. — Erlüilungsorl Dee de» Fürst Löwensteins Missions-Mus Oie kaih. Missionstagung in Frankfurt Kundgebung des Kardinalpräselten der Propaganda an Fürst Löwenstein (Eigener Bericht.) Frankfurt, 19. Juni. Eine imposante Kundgebung für die Hei-deuuiission sah die Stadt Frankfurt a. M. am 17. Juni. Die Päpst lichen Missionswerke hatten dazu ausgerufen. Die An wesenheit von vielen Mijsionsbischöfen gab der Dög ing äuhcren Glanz, der katholische Bekenntniswille der Zeit verlieh ihr nie erlebte Wucht und Stimmung. Alan sah Massen, katholiscl-e Massen in einer Diasporastadt für die Mission demonstrieren. Tausende strömten abends zur Feierstunde im Saaibou, Tausende füllten die Ne benräume. Eine P a r a l l e l v e r s a m m l u n g in der A n t o n i u s k i r ch e mar ebenfalls überfüllt. Hunderte und Aberhunderte muhten umlrehren. Nie Festgotlesdlenste In 42 Kirchen Grofsfrankfurts fanden am Sonntagmargen Missionspr<d:gt«n durch Mlssianare fast aller :n Deutschland ansässiaer Missiansarden statt. (> Kirclzcn waren als Ort für Pontifikalämter auserseken. Diese feierlichen Gottes dienste übten natürlich stärkste Anziehungskraft aus, zumal man die Missionsbischöfe nach Herkunft, Tätiakeitsfcid und Erleb nissen in der Presse voriger gleichsam vorgestellt batte. Die Msslonsfeierstunde Schon stundenlang vorber war der Saalbau, in den, di« M i s s i o n s fe ie r st u nd e am Abend statfinden sollte, von Mensclzcn umlagert. In aller Eile musste eine Netienversamm- lung in St. Antonius improvisiert werden, in der Bischof Taner von Korea sprach, wäbrend in zwei anderen Parallelversamm lungen Bischof Beck von Araukanien zu den Massen sprach. Unter dem brausenden Jubel der Menge zogen di« Blsclzäfe ln den Festsaal ein, begleitet von einer schier endlosen Neilie von Fahnen und Standarten sämtlickzer Frankfurter Vereine. Zu Beginn der Versammlung wurde eine soeben eingelrof- fene Kundgebung des Kardinalpräsekte» der Propaganda an den Fürsten Löwenstein verlesen, die wir im Wortlaut wieüergc'oen: Heilige Kongregation der Glaubcnsvcrbreitung. Rom, den 1v. Juni 1934. Ew. Erzellenz? Die Heilige Kongregation der Glaubensverbreitung hat mit lebhafter Befriedigung die Nachricht erhallen, das; in der berühmten Stadt Frankfurt a. M. in den nächsten Tagen ein allgemeiner Kongrcs; der Päpstlichen Missionswerke stattfinden wird. Gerne benutze ich diese Gelegenheit, um allen Missionssreunden Ihrer teuren Nation den herzlichsten Dank für den hochherzigen und dauernden Beitrag auszu sprechen. den sie stets dem grasten Werk der Bekehrung so vieler Millionen von armen Heide» geschenkt habe». Ich wünsche, das; es diesem Kongres; gelingen möge, immer mehr unter den verdienten deutschen Katholiken die Ueberzengung zu verbreiten, das; die Miisionshilse ihr Fun dament in einer starken und sicheren Organisation finden »ins;, die alle Diözesen und alle Pfarreien ersgszt. Ich wünsche auch, das; die Päpstlichen Werke nach wie vor in Geist und Herz aller Freunde der katholischen Missionen in Deutschland den ersten Platz behaupten. Eine ganz starke Hilse zur Verbreitung der Organisa tion werden Ew. Erzellenz im Priester Missionsbund fin den. jener von der Vorsehung gewollte» Vereinigung dis cs sich zur Ausgabe macht, in den Priestern und durch sie in allen Gläubigen ein Missionsgewissen zu schaffen, die Erkenntnis einer Missionspslicht. die hauptsächlich aus die Erfüllung eines dreifachen Missionsbeitrages gerichtet ist, den des Gebetes, den der persönlichen Hingabe, den des Opfers. Ich bitte den Herr», er möge seine Gnade auf alle Teilnehmer des Kongresses ausgicsten: auf Bischöfe, Prie ster und Gläubige. Mein Wunsch ist, das; diese Zusammen kunft praktische und wirksame Beschlüsse fasse. Der Hl. Vater, der die Gebesreudigkeit der deutschen Katholiken gegenüber den Missionen wohl kennt, sendet Ihnen, Exzellenz, die mit soviel Hingabe den Zentralrat in Aachen des Werkes der Glaubensverbreitung leiten, sowie allen Teilnehmern der Frankfurter Missionstagung freudig Seinen väterlichen Segen. Genehmigen Ew. Exzellenz den Ausdruck meiner aus gezeichneten Hochachtung. gez. P. Kardinal Fumasvni-Biondi, Präsekt der Propaganda. gez. Erzbischof Salotti, Sekretär der Propaganda. An Se. Exzellenz den Fürsten Alois zu Löwenstein. Kürst Alois zu Löwenstein spricht Im Mittelpunkt des Abends stand die Jubiläums rede des Fürsten Löwenstein. Ter Redner führte u. a. aus: Da die Kirche aus Befehl des Gottessohnes au der Ausbreitung seines Reickze- arl>cilet. so st es völlig abwegig, die religiösen Bedürfnisse der Heimat zu de nen der Heidenwelt in Widerspruch setzen zu wollen. Heiden mission und Heimalmission sind nicht Konkurrenzunternehmun gen. sondern Zwillingsschweslern. beide gezeugt vom ('leiste Got tes aus dem unerschöpflich/en Mutterschaf;« der Kirche. Abwegig ist auch die Vorstellung, das; das Glaubensleben eines Christen volkes leiden könnt«, west es Glaubensbotcn in di« Hcideuwelt ents«ndet und deren Wirken durch ('lebet« und Opfer fördert. Alle Erfahrung erweist das Gegenteil. Der Herr hat ja auch ausdrücklich versprach'», der Vater weich- hundertfach m-rgeite». was wir dem Geringsten seiner Brüder Gutes tun. Alan mus; an all« diese Fragen den Massstab der Ewigkeit legen. Dann verschwinden all« kleingläubigen Bedenken. Das Wort von der Marschordcr des himmlischen Königs gilt nicht nur für die amtliche Kirche, sondern auch allen ent schiedenen Christen. Die Missionstätigkeit der Kirch bedarf naturnotwcndig der Mitarbeit d"r gläubigen Laienwelt. Ein herrliches Stück katholische Aktion ist hier genannt. Sollten nun gerade wir Deutsche davon ausgeschlossen werden, uns selbst ausschliehen? Unser Christentum und unser« deutsch Eigenart weisen uns in die Weite. Freuen mir uns dieser glücklich» Suntlnst«. Im Namen der nationalen Erhebung den Verzicht auf überna tionales Wirken fordern zu wollen, hiehe einen verhängnisvol len Irrn>eg beschreiten. Gerade das Gegenteil ist richtig: Ie stär ker wir Deutsch unseres nationalen Wesens und unserer Volks kraft uns l»eivus;t werden, desto entschiedener müssen wir es ablehne», uns innerhalb unserer Grenzpfählc wie in einem geistigen Chetto cinschlicszen und von der Umwelt absckliesten zu lassen. Aus allen Gebieten der Wissenschaft, der Kunst, der Literatur stehen wir Deutsch in edelstem Weltkampf und zu gleich in solidarischem Zusammenwirken mit den anderen Na tionen. Dan» wallen wir aber auch vorne mit dabei sein, wo es de» edelsten Wettbewerb der christlichen Völker gilt, den Aufbau des Gottesreiches auf Erden! Fürst Löivenstein warb dann siir die grasten Missionswerke: Das Werk der hl. Kindheit, das Werk der Glauben-Verbreitung, das Werk für den einheimisch» Klerus. Ten Prieslermissions- bunü bezeichnete Redner als das Rückgrat der gesamten Laien- missionshilse. „Tiefe kann nur zu voller Entwicklung kommen, wenn die priesterlich» Hirten die Fahne des Apostolats voran tragen. Sie müssen als erste mit jenem apostolischen Geiste er füllt sei», der über den lxeimatlichen Kirchturm hinweg die ewi gen Ziele des Gottesreiches schaut.... In diesen Tagen geht ein gewaltiges Brausen des Heiligen Geistes über die Erde hin. Wohl den Völkern, die sich von ihm tragen lassen!" sFortsehung auf Seile 2.) Oberst von Hindenburg bittet um erneute Vernehmung im Gerekeprozeß Berli n, 19. Juni. Zu Beginn der D l c n s t a g v e r h a n d l u n g im Ge- reke-Prozes; gab der Oberstaatsanwalt eine Erklärung ab, in der er betonte, das; Oberst von Hindenburg der Staatsanwaltschaft mitgeteilt l>abe, er hätte der Presse ent nommen, dah die Zeugin Margarete Sprung Aussagen gemacht habe, die mit seiner eigenen Aussage nicht in Einklang zu brin gen seien. Oberst von Hindenburg bitte deshalb, Ihm noch ein mal Gelegenheit zu geben, vor Gericht hierzu Stellung zu neh men. Ter Staatsanwalt erklärte weiter, das; er in allernächster Zeit Bcwcisanträge vorlegen werde, aus denen sich ergebe, das; die Aussagen der Zeugin Sprung von dem Ergebnis der bishe rigen Beweisaufnahme abweichen. Im weiteren Verlaufe der Verhandlung nahm der Sachverständige Donath das Mort zu einem ausfithrliä-en Gutachten, in dem er sich zunächst mit dem Zeitschristenkomplcx beschäftigte. Rumäniens Außenpolitik Zum Besuch des französischen Auhenministcrs Barthou in Bukarest Bukarest erlebt groszc Tage: Vergangenen Freitag wurde die eine Diktaturregiernng beseitigt und die zweite vermummt gekrönt, tags daraus holte man mit laugen Leitern die zari stische» Doppeladler vom alten russischen Gesandlschaslsge- bäude in der „Ttraste des Sieges" herunter und pflanzte Sichel und Hammer aus. Und während zur Zeit der Rät der „Kleinen Entente" tagt, empfängt Rumänien Henle zum ersten Male offiziell und mit grösster Prachtentiaitung den sranzöstsclw,, Austenminister, Herr» Barthou. Alan kennt keine Sorgen im Königreiche der unteren Donau und seiert die Feste, wie sie sollen! Je gröster der Jubel, je mitreißender die Reden, je lukullischer die Festessen und je phantastischer die Re vuen und Paraden in neuen und neuesten Monturen, desto leich ter verbirgt sich die schleichende Krise in der Wirtschaft, die leere Staatskasse und die Korruption. Die Innenpolitik hat Ferien, die Aussenpolitik ist Trumpf, Dabei können im Grunde genommen die Ziele der rumäni schen Ansjenpolitik nur friedlich sein. Die Eebietsansprüche des Borkricgs Rumäniens sind bis aus einige kleine russische Gebiets teile restlos erjüllt. Rumänien hat keinen Anlasz, irgendeinem seiner Nachbarstaaten gegenüber eine Politik offensiver Feind seligkeit zu betreiben, seine Aus;enpolitik kann allein von dem Bestreben geleitet sein, den statu? quo zu erhalten und gegen Angrisfspläne auf das eigene Staatsgebiet gerüstet zu sein. Da her hat sich die Bukarester Aussenpolitik das Ziel gesetzt, mit allen Nachbarstaaten in friedlichen Beziehungen zu leben. Mit der Tschechoslowakei, Jugoslawien und mittelbar mit Polen ver bindet Bukarest das Vündnisverhältnis des Kleinen Ver bandes. Die Bukarester Beziehungen zu Griechenland sind fast von gleicher Herzlichkeit, wie die zu den Bundesgenossen vom Kleinen Verband. Mit Bulgarien und der Türket haben die letzten Besuche Titulcscus eine Vertiesung der beider seits gehegten Wünsche aus gegenseitige Verständigung gebracht. Einzig und allein zuNuszland bestand bisher in den zwisck-en- staatlichen Beziehungen Rumäniens eine Lücke. Auch diese ist nunmehr durch das Abkomme» zwischen Litwinow und Titulescu in Gens geschlossen worden. Dieses Mal hat Herr Titulescu mit Ruszlnnd nach seinen zahlreichen austenpoliiischen Nieten, zu denen als letzte der kürzlich abgeschlossene Balkanpakl gehört, einen un bestreitbaren Erfolg verbuchen können. Denn trotz der Fülle ausjenpolitischcr Ereignisse in und um 'Rumänien ist die Tatsache unvergcszlich, wie die erste Zusammenkunst rumänischer »nd russi scher Vertreter in Wien unmittelbar nach Kriegsende staltsand: an Stelle eines osfen bekundeten Verständigungswillens der Sowjets mussten vom ersten Augenblick an die rumänischen Dele gierten feststcllen, dass sie in eine Falle geraten waren. Gar zu bald wurde osfentundig, das; der russische Volkskommissar Radek die ganze Konferenz nur dazu ausniitzen wollte, den Anspruch Russlands auf Bessarabien neuerlich vor aller Welt zü verkünden und durch die propagandistische 'Ausmachung seiner Erklärung eine umstürzlerische Agitation in das Land seines rumänischen Nachbarn zu tragen. Bon dieser Konferenz bis zu dem Er-ebu-s. das letzt in weist erzielt wurde und das die Grenze Europas neuerlich über den Dnsefter nach dem Ural hinausschielst, ist ein weiter Schritt. Der Streit der beiden Nachbarn nördlich und südlich des Dnjcslers ging uni Bessarabien, das ltstd von 'Russland losgelöst nnd Rumänien angeschlossen wurde. Die Sowjets erkannten in der Folgezeit weder diese Angliederung noch das Vessaralstsche Protokoll der Staaten, die in dem sogenannten Obersten Rat über die Geschicke Europas bestimmten, vom Oktober 1922 an nnd stellten sich aus den bis heute noch nicht ausgeg.-bcnen Standpunkt, das; Bessarabien derzeit von rumänischen Truppen besetztes russisches Gebiet sei. An dieser Formel scheiterten dann auch in der Folgezeit sämtliche Paktversuche im europäischen Osten und Südosten. Volle zwölj Jahre hindurch bestand an der russisch rumänische Dnjestergrenze ein latenter Kriegszustand, wo bei es lediglich dem Zufall zu verdanken ist, dah die Gewehre nicht los gingen und den Balkan neuerlich in einen Brandherd verwandelten. Auch diesmal ist es der rumänischen Aussenpolitik nicht gelungen, einen verbindlichen Verzicht Rüglands aus Beg- arabien zu erzielen. Litwinow lehnte cs höflich aber bestimmt ab, die rumänische Staatssouveränität über Bessarabien anzuer« kennen und Titulescu gab sich damit zusrieden, das; eine Sonder formel die Achtung der gegenseitigen Hoheitsrcchte der beiden Staaten verklausuliert. Wenn trotzdem die aussenpolitische An erkennung der Sowjets durch Rumänien erfolgte, so hat das sowohl für Bukarest als auch für Moskau seine wohlüberlegten Gründe. Die Russen werden durch die Kriegsgefahr im Fernen Osten immer mehr in Anspruch genommen und wünschen unter Ausbietung aller nur erdenklichen Mittel sich den Rücken gegen jedwede Bedrohungen grösserer oder kleinerer Art srcizukalten. Aus dieser Suche nach Rückendeckung ging ja leisten Endes auch die Annäherung der Sowjets an Frankreich hervor. Rumänien wiederum sucht eifrig nach Mitteln zur Stärkung der rechts radikalen Abwehrsront gegen den immer drohender werdenden Marxismus. Dazu gehört zweifellos die Wiederausnabnie der diplomatifchen Vezieh>t«Len mit Notstand, ganz abgesehen von