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Morgen-Ausgabe Aliuaanroil»» G' Lelpzla UN» V»r»r1» -iirch unser» Lra,«r » » un» «peilteur» rmaltSglich In» hau« gebracht« «»aatUch1.25 M., »lertehührllch,.7, M. Sei der «rschüft»st»U», unfern Maie» und hu»gab»ft»U»n ad,»hol,! monatlich 1M.,vlerteijShrttchz M. Durchdl» poft« lnaerhalb v rutsch land« und »er -eutfchen Kolonien »»natUch 1.50 M., vierteljährlich 4.5» M.. ausschließlich postdrsteUgeld. Va» leipziger ko geb latt erscheint werktags Lmol, Sonn» u. Zeirrtagolmal. Sn Leipzig, Sen Nachbarorten und -en Meten mit eigenen Malen wlrd »i« stdendousgab« noch am slbend -«» Erscheinen» in» Hau» geliefert. Verllaer Nedaktion: Zn äen Zelten 17, Zernsprech-Nnschiuß: Kansa Nr. »47. hcmdelsFeituny /lrntsblLtt des Rute» und despokrzeurrrrtes der Stndt Leipzig Nedaktion und SrschäftssteU«: 1»hannl»gass« Nr. ». 0 Zernsprech-Nnschluh Nr. 14042, 14045 und 14044. ISS. Jahrgang L—fiir Inserat» au» Leipzig und Umgebung dl« /»ilAeigenpreifs. ispalt>g»p»tlt,»tt»r5ps.,si»«»klam»z«il«im.. von a«»«art« 34 ps., Reklamen 1.24 m., Klein» Nn,eigen »iepetitzell« NU« 2» ps.b.wiederhol.Nab., Inserat« von Sehdrden lm amtlichen Heil Sie Petit» zelle 50 Ps. Seschästoanzeigen mit plahvorschrift im Preis» erhdht. Rabat» nach Lorls. Seilagen: Sesamtaufl. 5 M. da» Laufend auoschl. Postgebühr, pnzelgen-flnnohme: 7ohanni»gaste5, bei sämtlichen Lilialen de» Leipziger Lageblatte» und allen stnnon<en»Expeditl»nrn de» Ja» und stuolonde». Seschäftsstell« fürverlin u.Sl« pr.Srandendurg: dircklionwalterZllegel, Serlin S-14. dresdenerStratz»47. Zernsprech-slnschluS: Nloritzplotz »0321. Nr. SS7 Keiles, den 7. Ruguli. ISl4. Aufvuf des Inifers. Berlin, 6. August. Ter „Reichsauzeiaer" veröffentlicht in einer Sonderausgabe einen Aufruf des Kaisers folgenden Wortlauts; Air das deutsche Volk! Seit der Reichsgrnndung ist es durch 43 Jahre mein und meiner Borfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt deu Frieden zu erhalten und in Frieden unsere kraftvolle Entwickelung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg nnserer Arbeit. Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West und von jenseits der See haben wir bisher ertragen im Bewußtsein nnserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit verschränkten Armen zusehen, wie unsere Feinde sich zu tückischen Ueberfällen rüsten. Man will nicht dulden, daß wir in entschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen stehen, der nm sein Ansehen als Großmacht kämpft und mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren ist. So mutz denn das Schwert entscheiden. Milten im Frieden überfiel uns der Feind. Darum auf zu deu Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Nm Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter sich gründeten, um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß und wir werde» diesen Kampf bestehen anch gegen ej„e Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war. Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war. Berlin, den 6. August 1914. Wilhelm. Feinde ringsum! Siegreiche Grenzsctintzgsfechte im Osten. — Krisgsbotschaft Loincarss. — Oesterreich-Ungarns Kriegserklärung an Rußland. — Minensperre im Großen und im Kleinen Belt. — Telegrammwechsel zwischen dem Kaiser und dem König von Italien. — Die ersten russischen Gefangenen in Königsberg. — Zwei Spions in Breslau standrechtlich erschossen. Wie wir das vorausgesagt, wird die Tat sache, daß wir Frankreich den Krieg erklärten, ausgenutzt, um das französische Bolt über den Sacyverhakt zu täuschen. In der Botschaft, die Herr Poincarö als Staatsoberhaupt an die Kammer richtet, erklärt er, Frankreich sei das Opfer eines Angriffes ge worden! Hütten wir in diesen schweren Tagen nicht alles Staunen verlernt, nur wären starr vor solch kecker Fälschung der Wahrheit. Aber das ist ja vielleicht das Traurigste und Be schämendste, dieses Belügen der Böller hüben und drüben, dieses Bersagen der Gewissen der Berantwortlichcn. Es wird nach diesem Kriege ohnegleichen lange dauern, bis w.edcr ein Glaube an die Ehrlichkeit dieser Staatsmänner aufkom- inen kann. Zum Glück vermögen sie ja nur zeitweilig der Lüge zum Triumph zu vcrhelsen. Bon der deutschen Regierung sind die Borgünge, die zu diesem Bölkerringen führten, sogleich ein wandfrei festgcstcllt worden, nicht durch bestreit bare Behauptungen, sondern durch Tat.achen, an denen nichts mehr zu ändern ist. Zn diesen Tat sachen gehört, daß die französische Regierung auf die offen gestellte Frage, wie sie sich bei einem denisch-russischen Kriege zu verhalten ge denke, erst ausweichend antwortete und dann erklärte, sie sei an ihre Bündnispflicht gebun den. Das erklärte sie jedoch erst, als sie mit der Mobilmachung begonnen und an drei Stellen die deutsche Grenze hatte überschreiten lassen lind nun vertündet der Präsident der Republik: Frankreich sei das Opfer eines Angriffs ge worden ! Raiürlich, — was soll er anders tun? Er muß doch die Kriegsstimmung wecken, denn er weiß genau: das Boll wollte den Krieg nicht. Dem Volke bangt vor dem Kriege. In vielen Tausenden lebt noch die Erinnerung an 1870, an den Wahnsinn der Kriegstreiber, an die Wucht der Niederlagen, an die grauenhafte Not der Soldaten, an die Belagerung und — an das entsetzliche Nachspiel der Kommune. Und wie könnte das Volk überzeugt sein, daß dies mal solch hartes Geschick ganz ausgeschlossen sei? Da nutzen berauschende Worte nichts. Die Enthüllungen Humberts über die Mängel der Kriegsbereitschaft sind noch zu frisch. Poincarö sagt: Die mutige Armee habe sich erhoben, um die Ehre, die Fahne und den Boden des Vater landes zu verteidigen. Liegt da ein gewollter Doppelsinn vor? Erhoben haben sich an scheinend die politisicrenocn Generale; sic haben, ohne ans die Weisungen der Regierung zu war ten, an der Grenze losschlagen lassen, ans Angst jPoinearv. und Biviani könnten in letzter Stunde auf Ausflüchte, auf einen Grund zur Verzöge- rung sinnen.' „Man könne Frankreich", so heißt es in der Botschaft, „seit Beginn der Krisis keine Hand lung, keine Geste und kein Wort vorwerscn, die nicht entgegenkommend gewesen seien". >chr vorsichtig: Seit Beginn der Krisis! Aber auch das ist ja, wie schon gesagt, nicht wahr! Richtig ist nur, daß die Herren Minister von den Ercig- nissen überrascht wurden. Der Herr Präsident und Viviani waren noch auf der Rückfahrt aus Petersburg, als der erste Sturm losbrach. Jetzt nicht — jetzt nicht: das mag ja ihr erstes Gefühl gewesen sein. Daher die friedlichen Redensarten, womit sie den deutschen Botschafter hinzuhalten versuchten. Kaum aber war es sicher geworden, daß die beschwörende Geste nichts mehr nützen tonne, so wurde Hals über Kopf mobilisiert, was sic nicht hinderte, ihr Lügenspiel noch eine Weile forrzn'etzen, bis die Nachrichten über die Ueberschreitung der Grenze nicht mehr zu ver bergen waren. „Die Nation ist geeint in dem Abscheu vor dem Angreifer!" Jawohl, anch diese Lüge wird ja fürs nächste gute Dienste tun. Woher soll jetzt das französische Volk die Wahrheit erfahren? Durch die Presse wahrhaftig nicht. Es wird in einen Wust von Haß und Lüge hineingchctzt — m n ß sich hineinhetzen lassen, ^eine „Führer' brauchen ja diese Leidenschaft; sie sind nichts ohne die Entflammung der Kampsgicr. Sic brauchen die Betäubung, anch schon deshalb, weil sie lnm alles in der Welt nicht zugeben kön nen, daß cs die Saat der Revanchepolitiker ist, die jetzt aufgeht. Sie müssen vergessen machen, daß das Bündnis mit Rußland das Wahrzeichen war, das die Zukunft Frankreichs bestimmen, den großen Tag der Abrechnung heraufführcn sollte. Wahrhaftig, zähe genug hat man an der Hoff nung auf das Kesseltreiben gegen Deutschland fcstgehaltcn. Nicht umsonst hat man einen Dct- cassö als den geschickten Fadcndrehcr und Netz spinner in Petersburg wirken lassen. Nicht um sonst hat man in rauschenden Gelagen die Ver brüderung der Heere und Flotten gefeiert. Oder war das alles nur ein sinn- und zweckloses Spiel, ein Theaterstück zur Unterhaltung der schau lustigen Welt? Wozu schüttete man Rügland Millionen auf Millionen in den stets empfang bereiten Schoß'? Nur aus lauterer Freundschaft, nur um der Kultur und dem Frieden zu dienen?! Hat man der russischen Regierung bei der letzten Anleihe nicht vorgeschriebcn, daß sie soundsoviel auf den Ausbau der militärischen Bahnen im Westen verwenden müsse und hat Rußland nicht seinerseits die Gegenforderung gestellt, daß Frankreich durch das Drcijahrsgefetz sein Heer wieder auf den erreichbar höchsten Stand bringe ? Alles bekannte Dinge aus jüngster Vergangen heit. Poincar« behauptet, Frankreich habe sich die Sympathie der ganzen zivilisierten Welt gesichert. Mehr denn je repräsentiere Frankreich vor dem Weltall (!) Freiheit, Gerechtigkeit und Vernunft! Das ist die echte französische Phrasenhaftigkeit, die — wir hoffen cs — zuschanden werden wird, wie sic im Jahre 1870 zuschanden wurde. * Telegrammwechfel -wijchen dem Kaiser und dem König von Italien. Nom, 8. August. Zwischen dem Deutschen Kaiser und dem Könige »an Italien wur den D e p , s ch e n gewechselt. Var SrrnrschulLgelecvl bri SoZäau das nach den bereits in der gestrigen Abendnummer veröffentlichten amtlichen Berichten zur völligen Vernichtung einer russischen Kavallerie- brigade und zuwciterenschweren Verlusten innerhalb des Verbands der Kavallerie division führte, die die Deutschen angriff, hat fiir die Deutschen mit einem nur ganz geringen Verlust geendet. Wir verzeichnen darüber folgende amtliche Meldung: Berlin, 8. August. Das Gefecht bei Sol - dau, das zur Vernichtung einer Brigade der angreisenden russischen Kavallerie-Division und zu weiteren Verlusten der zurückweichenden Teile bei Neidenburg führte, hat aus deutscher Seite drei Tote und achtzehn Verwundete gekostet. Weiter liegt hierzu noch folgende Meldung vor: Berlin,«. August. Die Grenzschuhgcfcchte, deren für die deutschen Truppen erfolgreicher Ausgang bereits gemeldet wurde, sind in Petersburg durch folgendes, den Tatsachen widersprechendes Telegramm veröffentlicht worden: Die Avantgarde unserer Truppen über schritt im Gouvernement Suwalti die deutsche Grenze, ohne Widerstand zu finden. Das Gouvernement Suwalki liegt gegenüber der Romintencr Heide. Die Grenzschutzgefechte haben aber an einer ganz anderen Stelle stattgefunden. Diese Feststellung charakterisiert die russische Falsch meldung am besten. vir Minensperre in äen äSnischen bewässern. Kopenhagen, 5. August. Die dänische Regie rung beschloß im Staatsrat, aus Anlaß des Krieges zwischen Deutschland und England die Neutrali tätserklärung abzugeben. Nachdem bereits im dänischen Teile des Sundes Minensperre er folgte, wurde beschlossen, im Großen Belt und iw dänischen Teile des Kleinen Belt Minen zu legen, um zu vermeiden, daß die Kriegs operationen sich aus dänische Gewässer aus dehnen, und um die Verbindung zwischen den dänischen Landesteilen aufrechtznerhalten. Außerdem wurde beschlossen, den zweiten Teil der Sicherungs stärke auf Fünen und Jütland ein zuberufen sowie den zweiten bis einschließlich achten Jahrgang Seelands, Laaland» und Falsters. Diese Einberufung der Sicherungsstärte ist nicht gleichbedeutend mit Mobilmachung. Wir konnten schon im gestrigen Morgenblatt die Sperrung des Sundes zwischen Dänemark und Schweden Mitteilen und haben im Anschluß daran die Bedeutung dieser Sperre eingehend erörtert. Wir bezeichneten es ebenfalls bereits gestern als höchst wahrscheinlich, daß Dänemark cs bei dieser Sperre des Sundes nicht bewenden lassen, sondern daß es auch bald die Sperrung des Großen und Kleinen Beltes vornehmen würde. Das ist nunmehr tatsächlich geschehen, und es ist infolgedessen keiner Kriegsflotte mehr möglich, diese Gewässer zu be fahr c n. Wir hoben gleichfalls schon gestern hervor, daß die deutsche Flotte durch diese Maßnahme leine Hinderung ihrer Bewegungsfreiheit erfährt, da unsere Schiffe ja jederzeit durch den Kaiser- Wil h e l m - K u n a l verkehren können. Wir er innern ferner daran, daß durch die glänzende Tat des Kreuzers „Augsburg" die im Hafen von Li bau liegenden russischen Schisse einge- spccrt sind. Aus alledem geht hervor, daß die deutsche Ostsee gegen feindliche Angriffe gut ge sichert ist. Der Handschlag des Kaisers. Die Neichstagsabgeordnetcn, die nach den Schluß warten des Kaisers bei der Thronrede diesem treues (-Zusammenhalten ohne Partei-, Standes- und Kon fessionsunterschiede in die Hand versprachen, waren die diei Reichstagspräsidenten Kaempf, Paasche und Dove, von den Konservativen Graf Westarp, von der Reichspartei v. Ga mp, von der Wirtschaft lichen Vereinigung Behrens, vom Zentrum Dr. Spahn, von den Nationalliberalen Basser- mann und von der Fortschrittlichen Volkspartei Dr. Wiemer und Fischbeck. Ein Aufruf -er Kaiserin. Berlin, <». August. Die Kaiserin hat folgenden Aufruf an die deutschen Frauen erlassen: Dem Rufe seines Kaisers folgend, rüstet sich unser Volk zu einem Kampfe ohnegleichen, den es nicht heraufbcschworen hat und den es nur zu seiner Verteidigung führt. Wer Waffen zu tragen vermag, wiro freudig zu den Fahnen eilen, um mit seinem Blute einzustehcn für das Vaterland. Der Kampf aber wird ein ungeheurer und die Wunden werden unzählig sein, die zu schließen sind. Darum rufe ich Euch, dcutsä>« Frauen und Jungfrauen, und alle, Venen es nicht vergönnt ist, für die geliebte Heimat zu kämpfen, zur Hilfe auf. Es trage jeder nach seinen Kräften dazu bei, unseren Gatten. Söhnen und Brüdern den Kampf leicht zu machen. Ich weiß, daß in allen Kreisen unsere» Volkes ausnahmslos der Wille besteht, diese hohe Pflicht zu erfüllen. Gott der Herr aber stärke uns