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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.08.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140808017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914080801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914080801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-08
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
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Selle 2. Nr. 399. Morsen-Llusyave. Leipziger Tageblatt. Slmnsdenü, 8. NuguV idl< einem österreichisthen Konsortium zur Durchführung ftaarlick>cr Kreditoperationen ein Uebereinkommen geschlossen, durch das der Finanzverwaltung mittels eines durch Schatzschetne gedeckten Lom barddarlehens die Mittel zur Deckung der Mi litärauslagen zur Verfügung gestellt werden. Die Ungarische Finanzverwaltung hat ein ent sprechendes Ucbereinkommen mit einem ungari schen Konsortium geschlossen. Prinz Max von Sachsen Zelügeiftiicher. Prinz Max von Lachsen, der in Köln als Prosessar am Prtesterseminar tätig ist, hat sich sofort nach der Mobilmachung als Feldgeist licher dem Militärlommando zur Verfügung ge stellt. Er fuhr mit anderen Soldaten, der „Köln. Volkszeitung" zufolge, in einem Abteil 3. Klasse von Köln nach Dresden, um bei den sächsischen Trup pen als Militärseelsorger Dienste zu tun. Vie Heimreise -es Dürften Lichnowjkp. Amsterda m, 7. August. Der bisherige deutsche Botschafter in London, Fü r st Lichnowsky, ist an Bord des Dampfers „Petersburg« der Harwich-Linie in Hoek van Holland eingetrossen. Er passierte gestern abend in Begleitung mehrerer deut scher Konsuln in Großbritannien mit ihren Damen den Zentraldahnhof von Amsterdam und fährt nach Deutschland weiter. Zranzösrsche Ritterlichkeit. Wien, 7. August. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Budapest: Wie verlautet, wurde der Minister für Kroatien, Graf Pejacseoich, der in Vichy weilte, von den Franzosen an der Heim- re i s e verhindert. Er und seine Familie sind zwar nicht in Haft, jedoch unter militärischer Bewachung; sie sollen groste Entbehrungen leiden. Ncbermlgcbot nn Arbeitskräften für die Vnndtvirtschnft. Berlin, 7. August. In der heutigen Sitzung der Neichszentrale der bestehenden Ar beitsnachweise wurde sestgestellt, dast zurzeit ausreichend Organisationen für alle einschlä gigen Fragen bestehen und die bestehenden sämtlich mit der Reichszentrale Zusammenarbeiten. Die Bildung weiterer Organisationen ist daher zu unterlassen, da die Fülle die Organisationen zu stören droht. Es ist zunächst erforderlich, einen Ueberblick über die Lage des landwirt schaftlichen Arbeitsmarktcs zu erlangen, der für die Bergung der Ernte besonders dringend ist. Zu dem Zwecke sind die unteren Verwaltungsbehörden tele graphisch angewiesen, die Nachfrage für den Bedarf an landwirtschaftlichen Arbeitern zu ermitteln. Da vorderhand ein Ueberangebot an Arbeits kräften vorliegt, sollen die Unterrichtsverwaltungen ersucht werden, die Schulbefreiung älterer Schüler vorerst nicht weiter zu gestatten. Auch Pfadfinder und ähnliche freiwillige Helfer tönnen für landwirtschaftliche Arbeiten vorerst keine Verwendung finden, solange andere und grösstenteils besser geeignete volle Arbeitskräfte verfügbar sind. Keine (Lhiffre-Anzeigen ausgeben! Berlin, 7. August. Der Oberbefehlshaber in den Marken gibt bekannt: Die Aufnahme von Chiffre-Anzeigen in periodischen und nicht periodischen Druckschriften, die zur Verbreitung be stimmt sind, wird hiermit verboten. Es ist sehr wahrscheinlich, dast ein gleiches Ver bot auch in anderen Bezirken des Deutschen Reiches erfolgen wird. fius -em Sriefe eines Zel-zug- teilnehmers an -er russischen Grenze. Von sehr geschätzter Seite werden uns Auszüge aus einem Briefe eines Feldzugteilnehmers an der russischen Grenze zur Verfügung gestellt. Es hcistt darin unter anderem: „. . . Die Stimmung unserer Leute ist wundervoll. Eben höre ich aus den Ka- scrnenstuben mit Begeisterung singen „Deutschland, Deutschland über alles". Mit solch einer Truppe kann man nicht unterliegen. Auch unser altes prächtiges Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott" wird häufig von den Soldaten angcstimmt. Das must unser Kriegs- und Sturmlied von 1911 werden. Der alte Gott da oben wird uns Deutsche nicht verlassen, denn das Recht ist diesmal wie 1870 klar auf unserer Seite. „. . . Die Landsturmleute gehen unverzagt und in gehobener Stimmung zum Ein kleiden, und mit vergnügten Gesichtern, das Ge wehr über der Schulter auf ihren Posten. Oft werden sie eine Strecke lang von Weib und Kind begleitet. Alle militärischen Geschäfte wickeln sich ruhig und sicher ab, alles arbeitet einträchtig zusammen. Die Bevölkerung ist opfer freudig bis zum Aeustersten. Die Zivilbe hörden arbeiten willig und verständig mit uns zusammen für unser großes Werk. Die Zeit ist furchtbar ernst, gewiß, aber auch sehr er hebend. Eben bläst der Hornist den Zapfenstreich, der Nachbar soll hören, daß wir uns aus seiner Nähe nichts machen. Aus der großen Bahnstrecke nach Eydtkuhnen gelingt manch guter Fang. Die Zu stände in der russischen Armee scheinen sehr bedenklich zu sein. Massen haft kommen Uederläuser zu uns, sogar Offiziere desertieren." Vie Türkei al» Vun-esgenvfte. Berlin, 7. August. sEig. Drabtmeld.) Ein Mit arbeiter des „B. L." hatte eine Besprechung mit einem hiesigen Diplomaten, aus der er den Eindruck gewann, daß auf dem Balkan demnächst weitreichende Pläne reisen tonnten und die Türkei, durch Bulgarien im Rücken oedeckl, zu einem sehr wertvollen Bundesgenossen werden könne, und zwar nicht nur gegen Rußland. Russische Licherheitsvorkehrrrnaen. Petersbnrg, 7. August. Petersb. Tel.-Agen tur. Eia Kaiserliche, Ula, ordnet den Zustand des außerordentlichen Schutz,» für alle O rte de, Aeich es an, über di« noch nicht der Be lagerung» oder Kriega-astand «erhängt ist. Ein weiterer Seweis für -en geplanten Einmarsch -er Zranzofen in Selgiea. Angesichts der vom Reichskanzler betonten Absicht der Franzosen, beim Ausbruch eines Krieges mit Deutschland in Belgien einzumarschiercn, ist darauf binzuweisen, dast die bekannte französische Autorität, der General Mait rot, der lange Zeit Generalstavsches beim 6. Korps in Chülons tvar, bereits vor einiger Zeit in einer Broichüre sich in bemerkenswerter Weise über einen Einmarsch der französischem Streit kräfte in Belgien geäußert Hal. Zudem er annimmt, dast Lothnngen selbst vor einem feindlichen Vorstoß durch seinen verstärkten Festungsgürtel ge schützt wird, verlegt er den Aufmarsch der strategi schen Hauptkrästc von Lothringen in die Linie Verdun-Lille, also parallel der belgischen Grenze. Er nimmt dann weiter eine Offensive der französi schen Armee an und erwartet die Entschei dungsschlacht aus dem „wohlbekannten Kampf platze südlich von Brüssel", lieber eine Achtung vor der belgischen Neutralität geht er unbekümmert hinweg, und einen Widerstand der bel gischen Armee scheint er als geringfügig cinzuschätzen. Bereits damals hätte es der belgischen Heeresleitung nicht entgehen können, dast ein französischer General von der Bedeutung Maitrots von vornherein einen Einmarsch französischer Truppen in Belgien an nimmt, der der deutschen Heeresleitung entsprechende Gegenmaßnahmen naheleat. Es gebt hieraus her vor, daß von den Franzosen jedenfalls die belgische Neutralität in weitestem Umfange verletzt werden lallte, was, wie die Ereignisse lehren, von der deut schen Heeresleitung rechtzeitig erkannt word.m ist. Das „Loch in Luxemburg", das in französischen Heerestreisen eine große Rolle spielt, und dessen starke Befestigung man teilweise für notwendig hielt, dehnt sich zwischen Verdun und MHzieres aus. Ehrend Verdun, das den linken Flügel der Be festigungsfront an der Ostgrenze bildet, außerordent lich stark ausgebaut ist, befinden sich zwischen der Strecke Verdun-Mezicres nur die befestigten kleine ren Plätze Longwy in dem südöstlichsten Grenzwinkel zwischen Belgien und Luxemburg und MontmAy weiter westlich an der belgischen Grenze. Beide Plätze haben gegenüber den sonstigen modernen Be festigungen eine geringere Bedeutung. Im Frieden sind zwischen Mözwres und Verdun Teile des 2. Ar meekorps lAmiens) postiert. Zn Sedan steht Ka vallerie mit dem Stabe der 1. Kavallcrtedivision. Ferner ist Stenay an der Bahn nach Verdun stärker belegt, außerdem sind Truppenteile auf Montmsdy, Longwy sowie auf Longuyon und Givet vorgeschoben. Die WirkimZ des Weltkrieges in Albanien. Wien, 7. August. Die Blätter melden aus Du- razzo: Die inSkutari befindlichen internatio nalen Detachements sollen in die Heimat a b - berufen werden. — Infolge der Mobilmachung Hollands haben sich sämtliche holländischen Offiziere in ihre Heimat begeben. S weitere Mel-ungen. Die bereits angekiindigte Beratung von Re gierungsvertretern mit dem Verbände Säch sischer Industrieller über die wirtschaftliche Lage, die durch den Kriegsausbruch geschaffen wor den ist, und über die zu treffenden Maßnahmen, hat am Donirerstag unter Teilnahme von Vertretern fast aller Ministerien, der Industrie und der Dresdner Stadtverwaltung stattgefundeu. Es wurde dabei vor allem die Frage des Arbeite und Arbeiten mangels erörtert, weiter Verkehrsfragen usw. Es wurde festgestellt, dast bereits eine starke Be ruhigung im Volke eingetreten ist. Die Ab hebung von Sparkassen- und Bankguthaben wurde von allen Seiten gebrandmarkt, und es wurde auf das Unsinnige dieses Tuns hingewiesen. — Welche Be schlüsse die Konferenz im einzelnen gefaßt hat, ist noch nicht festgestellt worden. * Der Prinz von Wales ist bei den Grena dieren eingetreten. * Der Deutsche und Oesterreichische Alpen verein hat, wie aus Wien gemeldet wird, beschlossen, dem Roten Kreuz für Deutschland 10 000 und für Oesterreich 10 000 Kronen zu über weisen. * Die der Berliner Vereinigung 'angehörigen großen Banken und Bankfirmen haben beschlossen, größere Geldbeträge sowohl für die Pflege der Kranken und Verwundeten als auch zur Fürsorge für die zurückgebliebenen Familien der zum Heeresdienste Einberufenen zur Verfügung zu stellen, und haben diese Beträge dem Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz zur Verwendung für das gesamte Deutsche Reich über wiesen. * Die Abwesenheit eines Teiles der elsaß-lothringischen Reichstagsabgeordneten, namentlich der Herren Hauß, Haegy und Emmel, in der Sitzung vom 4. August ist auf schlechte Eisenbahnverbindung zuruck- zuführen. Die Herren blieben in Frankfurt liegen. Abg. Haust, der Führer des elsaß-lothringischen Zentrums, gibt seinen Standpunkt dahin zu erkennen, daß er sich unter Betonung der Besonderheit des elsaß-lothringischen Standpunktes dem einmütigen Votum des Reichstages angeschlossen haben würde. * Vie Stimmung in Rumänien unö Sulgarien. (Von unserem Sonderberichterstatter.) Sofia, 1. August. Vor meiner Abreise von Bukarest hatte ich noch Gelegenheit, mit einer bekannten Persönlichkeit der rumänischen leitenden Kreise zu sprechen. Es ist für uns Deutsche interessant, was er mir sagte. Ich zitiere wörtlich: „Vor dem Besuche des russischen Kaisers Nicolaus in Constantza und auch noch später war hier viel die Red« davon, daß Kaiser Wilhelm Hierher kommen werde. Warum ist er nicht gekommen? Die Persönlichkeit de» Kaisers Wilhelm besitzt hier in allen Schichten die höchsten Sympathien und er wäre hier mit einem Enthusiasmus begrüßt worden, wie noch nie zuvor ein Souverän. Gerade nach den vielen Besuchen französischer Persönlichkeiten rm vorigen Jahr« und in der letzten Zeit und den mannigfachen Treibereien zugunsten eine« Anschlusses Rumäniens an Rußland wäre der Besuch Kaiser Wilhelms in Bukarest, der durch seinen Widerspruch einer Revision de« Bukarester Friedens bi« zum letzten rumänischen Bauer populär geworden ist, am Platze gewesen. Des schwankens zwischen Dreibund und Dreiverband wäre vielleicht ein Ende gewesen, Rumänien würde sich wieder unerschüttert an di« Seite de» Dreibundes gestellt haben!" Das war die Meinung, di« ich zu hören bekam. Rian sollte indes wohl annehmen, daß Rumänien auch ohne solche Betrachtungen wissen müsse, auf welche Seite es gehöre. Bulgarien ist noch ruhig, doch trifft e» insgeheim militärische Vorbereitungen. Ich sprach heute früh 8 Uhr zwischen Tür und Angel — wir beide hatten nicht viel Zeit — den Ministerpräsiden ten Radoslaoow eine flüchtige Minute, dessen Be kanntschaft ich seinerzeit macht«, als er aus der Kegel bahn des hier noch unvergessenen Alexander Batten berg hemdärmelig eine Kugel schob (was jetzt hier bei Hofe nicht mehr möglich wäre). Radoslavow ver sicherte, daß Bulgarien nicht daran denk«, Serbien in oen Rücken zu fallen, aber es habe doch die Pflicht, den Gang der Ereignisse aufmerksam zu verfolgen. Aus sonst guter Quelle höre ich indessen, dast Bul garien Rumänien das Anerbieten gemacht habe, ihm gegen eine neue Grenzberichtigung frei« Hand gegen Serbien zu lasten. Ich glaube daran nicht. Aber der auffällige Umstand, daß der rumänische Gesandte Derussi, der erst vor drei Tagen auf seinen Posten hierher zurückgekehrt ist, gestern über Hals und Kopf wieder nach Bukarest gereist ist, gibt doch zu denken. In einer halben Stunde geht der Zug nach Serbien. Vie Schul- Serbiens. Mit großen Worten hat der serbische Kronprinz Alexander die Lkupschtina in Risch eröffnet. Natürlich — er muß ja die Kriegsstimmung heben. Er muß Serbien „mora lisch" rechtfertigen. So erklärt er denn frisch und frei, die serbische Regierung sei nicht ver antwortlich; sie habe alles getan, was mit ihrer Würde verträglich gewesen sei. Zu einer Lächer lichkeit versteigt er sich gar, wenn er behauptet, nm Serbien zu isolieren, sei man von dem Anschläge in Lerajewo auSgegangcn, „aber ohne Erfolg!" Ohne Erfolg! Wir meinen denn doch, wenn I>eute Europa zu einem gewaltigen Kriegsschau platz geworden ist, so sei das gerade genug. Serbien hat eine Kulturwelt in Brand gesteckt, und der hoffnungsvolle Sproß des serbischen Königshauses iut so, als genüge die „Freund schaft des edlen Zaren" alle Schuld der ser bischen Regierung zuzudeckcn. Akt Nichten! Ihre Schuld steht fest. Zu gegeben: sie war machtlos gegen das Treiben der serbischen Nationalisten, aber woher kam das? Das kam daher, daß sie nicht zu unter scheiden verstand zwischen einem berechtigten Patriotismus und den gefährlichen Umtrieben gegen den österreichischen Nachbarstaat. Konnte sie der Bewegung nicht Herr werden, so mußte sie abdanken und die Ärantwörtung anderen überlassen. Mochte dann erst recht die Militär partei obsiegen. Jedes Volk hat schließlich die Regierung, die es verdient. Es ist in alle Wege nicht wahr, daß die serbische Regierung ihre Schuldigkeit getan habe. In der „Oesterreichischen Rundschau" veröffent lichte dieser Tage Freih. v. Chlumeckh eine Sammlung .serbischer res.se stimm en aus den Tagen, da der Mord rn Cerasewo alle Welt beschäftigt«. Man staunt über, die bodenlose LeichtferUgkeit, die sich in dieseM'Ur- teilen über ein unerhörtes Verbrechen knndgibt. So brachte es das Blatt der junaradikalen Par tei „Odjek" fertig, auch noch Vorwürfe gegen den ermordeten Erzherzog zu erheben, weil er nach Serajewo an einem „nationalen Feiertage" gegangen sei, „an welchem das Serbentum von allen .Seiten seine Gebete zur Gracanika Kirche am Kossowv richtete, in der der serbische Herr scher im Namen seines vielgeplagten Volkes einen Dankgottesdienst verrichtete." Und ähn lich oder noch schlimmer die meisten anderen Blätter. Trotzdem hatte die serbische Regierung die Schwäche, es bei einigen Ermahnungen be wenden zu lassen. Sie ließ es also geschehen, daß das Erscheinen des Erzherzogs in Terajewo als eine Provokation hingestellt wurde, für die der österreichische Thronfolger seine Strafe er halten habe. WaS soll da noch das faule Ge rede des Serbenprinzen von der Tadellosigkeit der serbischen Regierung! Für sie wird es hoffent lich heißen: Mtgegangen, mitgehangen! Mehr Nerven. o Berlin, s. August. Seit anderthalb Wochen haben wir in Berlin eine Reihe erhebender Tage erlebt. Das sing an mit dem Sonntagsmorgen nach der österreichischen Kriegs erklärung an Serbien, wo um die Siegessäule die Tausende sich sammelten und im Angesicht des ehernen Bismarck die alten vaterländischen Gesänge an stimmten. Es hat sich dann in dauernder Steigerung fortgesetzt, von Kriegserklärung zu Kriegserklärung, bis zum gestrigen großen Reichstagstag, wo selbst den reichlich abgestumpften Lebenspilgrim ganz eigen artige Schauer durchwehten; wo jeder von uns inne wurde, daß der einzelne nur eine bescheidene und vorübergehende Zufälligkeit ist, die erst von der Ge meinschaft ihr eigentliches Leben empfängt. Mit anderen Worten: wo selbst der schlichte Mann zu emp finden begann, daß nicht das Individuum, sondern die Ration das Wirkliche ist. Die Weihe dieser stolzen Tage ist leider gestern abend getrübt worden: man hat vor der eng lischen Botschaft aetobt und die Fenster ein geschlagen und wie ein Verbrecher, von Schutzleuten geleitet und einen Schutzmann auf dem Bock des Wagens, hat Str Edward Goschen, der für seine Person immerhin ein Mann von hoher gesellschaft licher Kultur ist, sein Heim verlassen müssen. Der Haufe aber hat geglaubt, damit noch nicht genug getan zu haben. Er ist dann wieder über die Linden gezogen, hat das Hotel Bristol bedrängt und hernach immer wieder das Hotel Adlon und rücksichtslos jeden ver prügelt und belästigt, von dem es ihm schien, daß er zu der verhaßten englischen Nation gehöre. Die Ausschreitungen breiten einen unerfreulichen Schleier über das sonst so hochgemute Bild dieser letzten Tage, und man muß sogar sagen: sie bedeuten einen Fleck auf dem Ehrenkleid unsrer Nation. Leider sind damit die Unbehaglichkeiten, die wohl over übel uns aus ihnen fließen müssen, noch nicht erschöpft. Wer selbst unter diesem oft verschrienen und im Grund« doch so ehrlichen und treuen Ber liner Volk lebt, wer zumal die letzten Wochen mit ihm zusammen durchgemacht hat, weiß ja, daß mancherlei zur Entschuldigung — man kann cs nicht anders bezeichnen — sür diesen Wutrausch anzuführen ist. Wir haben tagelang der Entscheidung entaeacn- -efiebert, wir haben dann mit angesehen, wie Väter und Brüder, Söhne und Freunde von uns -ogen, und haben zuletzt beobachten müssen, wie draußen in der Welt von den ehedem getreuen Nachbarn »nd ltab» werten Vettern sich einer nach dem andern in di« Büsche schlug. Bis wir endlich allein standen mtt dem stammverwandten Oesterreich, inmitten einer Welt von Feinden und mehr oder weniger schaden frohen Lauerern, die, je nach dem Stand de» Krieg» glücks, bereit sein werden, uns in den Rücke« zu fallen öder uns zu umschmeicheln. Aber die Gluthitze dieser letzten Tage, das ewige Auf. und Abziehen auf den Straßen, da» Hasten nach den Extrablättern, da, Hocken auf den offenen Terrassen der Kaffeehäuser und all dies aufgeregte Straßentretben, an das der Nordländer nun einmal nicht gewöhnt ist, hatten auf unsere Nerven gewirkt. Selbst wer die weise Vorsicht walten ließ — was in den letzten Zeit« lausten Hunderttausende in dieser großen Stadt verabsäumten —, die Nacht zum Schlafen zu benutzen, war mit seiner Widerstandskraft so ziemlich am Ende. Und nun kam am gestrigen Tage spät abend, da« letzte Stück, für den Kundigen und Eingeweihten kaum unerwartet, für die große Menge doch immer« hin überraschend: die Kriegsansage Eng lands, der bündige Beweis, daß auch die Briten, denen wir in den letzten Wochen gewiß reichlich Rosen vor die Füße streuten, die Verhandlungen offensichtlich nur zum Scheine geführt hatten, ledig lich, um die Dinge zu ihren eigenen Gunsten und dem Vorteil ihrer Verbündeten hinauszuzögern. Das war das Stärkste, was uns geboten werden konnte, das mußte irgendwie zu einem elementa rischen Ausbruch führen. Indes hätte es der Leitung unserer Polizei — und die Anschauung wird, wie wir glauben möchten, auch hier und da in der Regierungs sphäre geteilt — wohl angestanden, in der Erwartung dessen, was kommen mußte, Vorkehrungen zu treffen und rechtzeitig den Strom abzulenken. So aber ist cs geschehen, daß die Menge nach den Linden strömte und in die dorngen, vornehmlich von dem englisch sprechenden Reisepublikum bevorzugten, Hotels ein drang. Dabei hat es sich dann nicht begnügt zu schimpfen und mehr oder weniger ziellos vor sich hin zuspeien; man hat auch die Fäuste gebraucht und mehr als ein Amerikaner wird noch lange die blauen Flecke tragen, die den Abkömmlingen des perfiden Albion zugedacht waren. Und das geht einfach nicht. Das ist unserer un würdig und ist nebenbei politisch höchst unklug. Man kann dergleichen auch nicht einfach mit der alten Floskel abtun „L la xuerrv, eomo-w L la guerre". Mit Amerika leben wir ja überhaupt nicht im Kriege. Im Keaenteil: Amerika hat sogar die Liebenswürdig keit, sich in Rußland, Frankreich und England unse rer dort verbliebenen Landsleute anzunehmen. Wie denkt man sich's: was würde wohl geschehen, wenn Amerika nach den gestrigen Erfahrungen darauf ver zichtete, noch länger dieses Schützeramtes zu walten? Und noch ein anderes sollten wir nicht vergessen: Seil gestern yat die Verbindung mit Reuter für uns aufgehört. Zu deutsch: Wir sind abgZchnitetn von dem Nachrichtendienst der Welt und überall auf der bewohnten Erde wird man die gestrigen Szenen, wird man auch das Kommende nur in der Beleuchtung lesen, die ihnen der Reutersche Dienst zu geben für gut befindet. Ganz abgesehen davon, daß jeder Schlag, den wir in diesen Tagen einem harmlosen Russen sund schließ lich gibt es auch solche) und einem reisenden Eng- länder austeilten, an unseren in der Fremde weilen den Landsleuten doppelt und dreifach gerächt wird. Uebsrsehen wir nicht: in England und in Rußland leben Millionen Deutsch«: viele, die noch im Reichsvcrband mit uns stehen, noch mehr vielleicht, die aus dem oder jenem Anlaß dieses Band lösten, darum aber nicht aufhörten deutsch zu empfinden und der sie umgebenden fremdländischen Menge als Deutsche zu gelten. Wie leicht kann aus dem im Grunde ja harmlosen Berliner Radau in Rußland ein Pogrom werden, bei dem im Inneren, wie zumal in den baltischen Ostseeprovinzen unzählige unserer Stammesbrüder der Blutgier eines entmenschten Pöbels zum Opfer fallen. Was sich jetzt in der Welt begibt, ist ja ohnehin mehr als ein Krieg zwischen Deutschen und Oesterreichern auf der einen Seite und drei oder vier Staaten auf der anderen; es ist das gigantische Schauspiel des Kampfes einer ganzen Welt gegen den Deutschen. Den Deutschen als sol chen. Diesen Kampf nicht unnötig zu erweitern und enrarten zu lassen, haben wir, möchten wir meinen, alle Ursache . . . Vie vom Reichstage beschlossenen Notgesetze. II. Schwerer zu überwinden sind die Gefahren, die den Einzelwirtschaften drohen. Die Bilder, die sich hier eröffnen, sind herzzerreißend. Es sei nur an den jähen Abbruch aller Arbeit für den Export, an die Einberufung der leitenden und ausführenden Kräfte der meisten Unternehmungen, denen nun Kopf und Hand fehlen, und nicht zuletzt an den Handel erinnert, der sein Kapital zur Beschaffung von Waren investiert und nunmehr keine Abiatzmöglichkett hat. Weder im Auslande noch im Inlands. Die Ware verdirbt oder verliert als Saisonartikel ihren Wert. Es ist nicht nötig, in einer Stadt des Ge- werbefleißes weiteres zu sagen. All« müssen aber auch wißen, daß hier die Mittel des Staates be grenzt sind, daß er nicht allen helfen und immer nur erleichtern kann. Aber vieles ist in letzter Stunde vorgesehen worden. Ein sog. „Darlehnskassengesetz" will für die Befriedigung der in Kriegszeiten heroortretenden Kreditbedürfnisse fördernde Einrichtungen treffen und auf diese Weise namentlich Stockungen in den Handels- und Gewerbebetrieben tunlichst begegnen. Die Darlehnskasten haben sich für diesen Zweck be reits in den Jahren 1848, 1868 und 1870 bewährt. Für die seitens dieser Kassen gegen Sicherheit zu gewährenden Darlehne ist «in besondere« Geldzeichen unter der Benennung Darlehns« kastrnschein in Aussicht genommen, das bei allen Neichskassen sowie bei allen öffentlichen Kassen der Bundesstaaten nach dem vollen Nennwert in Zah lung genommen wird. Dadurch dient da» Gesetz zs gleich dem Zwecke, die während des Kriegszustandes stark begehrten Ümlaufsmtttel zu vermehren und für die Inanspruchnahme der Metallbestande der Reichsbank eine wünschenswerte Einschränkung herbeizufübren. Auch im Lombardoerkehr wird der Reichsbank durch die Einrichtung der Darlehn» kosten eine nützliche Entlastung verschafft. Der Hervorhebung bedarf die Bestimmung, w» nach di« Darlehnskassenscheine bezüglich der Lor- schriften über die Deckung der Banknoten «nd bi» Notenfteuer den Reichskastenscheinen gleichste-« sollen. Eine solche Gleichstellung macht die Darlehn«, kastenscheine für den Notenbankbetrieb verwertbar, erleichtert damit ihren Umlauf und fördert ihr« Geltung im Verkehre Sie ist für da» Reich unbe denklich, weil die Darlebnskastenscheine wie di« Reichakaffenfcheine bet den Kasten -es Reich» und dl Sl Lunder genomr Di« scheine beabstcf tastens«! die Au abschnii Vorder Bedürf Die Ausgal müssen sicht no stimmt an de« kichen L genügt, male, i dergleic hier an Es der all, werden fähigen charaktc Bundes stürmst« radikal, sogenan Verpfäi Verlaus andere, stens er eines a Hierfür in über lich wer tonen s Balkans Deutsche Tagen d die Fro Anderste sckliehli. schlossen Kredite: schaffen, findliche gesetzlich keilen g - und z Morgen! Innern c regel: n vollen L irgend n werden, Maßnah schaftlich Hiermit auf dem weiteres ist das h Faktor d tagung t fertigten Die etwc Reichstai legen ur diese En Nur der! den recht geschloste, setze, vi< bringen. 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