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Morgen-Ausgabe Gr Leipii, UN» v»r»rt« »ur» unser» LrSgrr r. UN» Speilteur» LmalMgll» in» hau- gedrachtr monatll» l.tZ M., »iertellührUch,.7, M. Sei »er «»ich-st-Nell», uns.rn ZUIal«« un» s>u»gad«st«U»n abgehoU: m»natllch1M.,»iert»l>ahrUchrm. öi» Post: Innerhalb Veutfchlon»« un» Ser -rutschen Kolonie« monatlich 1^» M., virrtrljShrll» » ro m., auoschließUch postdestrUzrlS. Vao LetpzlgrrKa-eblatl erscheint Werktag, rmai, Sonn.u.Zetertag,tmal. 2« Leipzia, Sen Nachbarorten uns Sen Orte« mit eigenen Zilialen wir» Sie sideaSauogab, noch am sidrnü Seo «rscheinen» in, hau» geltesrrt. Verllner Neüakttoo: 2« »en Selten 17, Zernsprech-sinschlug: Kansa Ns.4»7. Handels Feikurg ^rntsblockt des Rates und des pollreuuntes der Stadt Leipzig NeSoktton un» SeschSstasteU»; lohannisgass» Nr.». o Zrrnsprech.stnschlutz Nr. I4SSL, 1»d»I un» >4S4». ISS. Jahrgang für Inserat« au« Leipzig un» Umgebung Sie /Ak1ItlALt1j)kklf». lspaitigepetit^eiiersps.SirNeklameeriletM., »on au,würt» zo ps., Nekiamen 1.2» M., «leine flnzeigen Siepetitzeii» nur 20pf.b.Vlc»-rkol.Nab.,Inserate von VrbörSen im amtlichenkeii Sie prnt- zrilr so Vs. Srs<NSft»an;rigen mit piakoorschrift im Preise erhöht. Nadatt nach Laris. Seilagen: Selamtaufi.SM.Sa» Lausen» auoschl. Postgebühr, stnzeigen.stnnahme: Johannisgasse», bei sämtlichen Zilialen ü«, Leipziger Lageblattr« un» ollen stnnon«»n.<kxpe»il>onen üe» In» un» stuslanSr». Seschäftsstelle für Vertin n. Sie pr. VranSenburg: virektionwalterZliegel, Serlin s. i», dre-Seneretraste »7. Zernsprech.stnschlu«: Morihplah 10,21. Ar. 3SS. Sonnsbenü, üen 8. Llugnlt. ISI4. Der erste große Sieg! Die Erstürmung der Festung Lüttich. — Brüssel und Antwerpen bedroht. — Der Reichskanzler veröffentlicht die von dem Botschafter in Oaris am 3. August abgegebene Erklärung des Ariegszustandes. — Das Ariegsministerium bestätigt den ausgezeichneten Verlauf der Mobilmachung. — Einzelheiten über die Beschießung von Libau. — Orinz Max von Lachsen als Feldgeistlicher. — Das Aönigreich Lerbien ruft seinen Gesandten in Berlin ab. — Lin beschränktes Moratorium wird von Berlin angekündigt. A Der erste große Erfolg! Die Festung Lüttich im Sturm genommen. 'O altes Lüttich im Flamlande! Wer hätte ge dacht, daß du, nachdem die großen geschichtlichen Erinnerungen aus den Kämpfen des 18. Jahr hunderts so lange verblaßt sind, ein solches Er eignis erleben würdest! Die Eroberung der Festung, die so breit auf dem Wege unserer Truppen nach Frankreich lag, ist für den Fortgang der Sache hoffentlich von guter Bor bedeutung. Jedenfalls wird dieser Erfolg die Zuversicht auf einen glücklichen Ausfall des Feld zuges außerordentlich beleben, und für Belgien und Frankreich ist er eine Warnung. Der erste kühne Handstreich mußte gestern als Fehlschlag gemeldet werden, nun ist er — wenn auch mit bedauerlichen Verlusten — überreichlich gut ge macht. Ehre und Dank den tapferen Siegern! In Paris wird man Mühe haben, den ersten bösen Eindruck zu mildern. — Die deutsche Regierung hat jetzt den Inhalt der am ö. August nachmittags in Paris abgegebenen Kriegserklärung bekanntgegeben. Ein ge schichtliches Merkblatt. Wir erfahren jetzt, daß die Drahtmeldung, womit der Reichskanzler dem Botschafter die abzugebende Erklärung mit teilte, verstümmelt in Paris ankam. und infolge dessen zum Teil unverständlich blieb. Diese Ver stümmelung ist, wie angedeutet wird, absicht lich vorgenommen worden. Auch ein kleiner Bei trag zur Wertschätzung der französischen Loyali tät! Aber dieses erbärmliche Mittel hat den Bot schafter Freiherrn v. Schoen erfreulicherweise nicht abgehalten, seinen Auftrag sofort und ohne Rückfrage auszuführen. Er wußte ja, was die Glocke geschlagen hatte. Auf Grund der zer rissenen Sätze und Worte fertigte er die Erklä rung so aus, wie sie der Absichb des Reichskanz lers entsprach. Sie entspricht, wie dieser mitteilen läßt, „im wesentlichen dem Auftrage". Die Erklärung enthält in aller Kürze die Tatsachen, die Deutschland zu der Kriegserklä rung zwangen: das Ueberschreiten der Grenze an verschiedenen Stellen und das Verbleiben der Truppen auf deutschem Gebiet, das Er scheinen eines französischen Fliegers nach dem Ueberfliegen des neutralen Belgiens und sein Versuch, die Eisenbahn bei Wesel zu zerstören, das Anftauchen anderer Flieger über der Eifel, das Werfen von Bomben auf die Bahnen bei Karlsruhe und Nürnberg. Das genügt in der Tat. Die Mitteilung au die französische Regie rung, an die sich die Forderung um Aushändi gung der Pässe schloß, erfolgte am S. August nachmittags 6 Uhr. So der weltgeschichtliche Vorgang. Er machte dem Lügenspiel der französischen Diplomatie ein Ende, und die Waffen traten an die Stelle der Worte und Redensarten. Bereits ist an der Maas der erste starke Schlag gefallen. Gestern abend 7 Uhr konnten wir durch Sonder ausgabe folgende Meldungen verbreiten: Lüttich erstürmt! Berlin, 7. August. Lüttich ist von den deutschen Truppen im Sturm genommen worden. Berlin, 7 August. DieFestung Lüttich ist genommen. Nachdem die Abteilungen, die den Hand streich auf Lüttich unternommen hatten, verstärkt worden waren, wurde der Angriff durchgeführt. Heute morgen 8 Uhr war die Festung in deutschem Besitz. Berlin, 7. August. Der Kaiser, der den Chef des Generalstabs empfangen hatte, schickte soeben einen seiner Flügeladjutanten nach dem Lnstgarien und liest dem Publikum Mitteilen,die Festung Lüttich sei gefallen. Das Publikum brach in Hoch- und Hurrarufe aus. Lüttich ist, wie wir schon im gestriger Abendblatt erörterten, eine äußerst starke Festung und bildet in Belgien zusammen mit dem 70 Km oberhalb liegen den Waffenplatz Namur die Sicherung der strate gisch hochbedeutsamen Maaslinie, die auf französischem Boden durch die Festungen Toul und Verdun geschützt wird. Mit der Einnahme von Lüttich ist diese Linie an ihrem unteren Ende durchbrochen, und es wird dadurch möglich, die Verbindung zwischen den anderen Maasbefestigungen und dem belgischen Hauprwaffenplatz Antwerpen zu unterbrechen. Dieser schnelle Waffenerfolg der deutschen Truppen ist also von höchster Bedeu tung, da er die belgische Heeresmacht in zwei Teile trennt und die belgische Hauptstadt Brüssel uns völlig freigibt. Lüttich wurde in den Jahren 1888—92 als eine Panzerbefestigung vollkommen neu aufgebaut und ist seitdem ständig verbessert worden. In einem Gürtel von 50 km Umfang schließen sich 12 Forts um die Stadt, davon sind sechs große: Loucine, Poutine, Barchon, Flöron, Boucelle, Flömalle und sechs kleine: Hollogue, Liers, Lautin, Evegnee, Em- bourd und Chaud Fontaine. Die großen Forts be sitzen je 2 Panzertürme mit einer 21-cm-Haubitze, ferner einen Panzerturm mit zwei 15-cm-Kanonen und zwei mit zwei 12-em-Kanonen, sowie vier ver senkbare Schnellfeuertürme Nordenseldt: die kleinen Forts enthalten einen Panzerturm für eine 21-cm Haubitze, einen für zwei 15-cm Kanonen, zwei für eine 12-cm-Kanone und 3-4 ver senkbare Schnellfeuertllrme. Diese Befestigung mit ihren 125 teilweise sehr schweren Geschützen galt als so stark, daß allgemein eine regelrechte Belagerung für nötig gehalten wurde, um Lüttich einzunehmen. Der entschloßene deutsche Angriff hat die Welt gründlich eines anderen belehrt. U Die Festung Namur, die sich jetzt unserem Heer als nächstes Hindernis in den Weg stellt, hat einen ähnlichen Charakter wie Lüttich, nur ist die Zahl seiner Befestigungen etwas schwächer. Es ist durch vier große und fünf kleine Forts von der gleichen Konstruktion geschützt, die eine Fortifikationslinie von 41 km Länge bilden, und verfügt über 90 Festungsgeschiitze. ver letzte Auftrag an -en deutschen Sotschaster in Paris. * Berlin, 7. Angust. (Walfisches Tel.-Vurean) Tas Telegramm des Reichskanzlers an »en Botschafter in Parts vom 3. August 1 Uhr 5 Mi«, nach«»., in dem Frhr. v. Schoen den Auftrag erhielt, infolge des Einbruchs fran zösischer Truppen anf deutsches Gebiet der französischen Regierung zu erklären, das; Teutsch- lan» ourch die sranzüsischen Angriffe sich in den Uriegsjustand versetzt sehe, ist in Paris — vielleicht absichtlich — verstümmeltet n gegangen, so daß es in vielen Punkten unverständlich blieb. Gleichwohl hat der Botschafter in richtiger Er kenntnis der Lage eine Erklärung abgegeben, die im wesentliche» »em Auftrage entspricht. Ter Auftrag lautete folgendermaßen: „Berlin, 3.August. Teutsche Truppen hatten bi» jetzt den Befehl, die französische Grenze strengstenszn respektieren, nnd diesen überall strikt befolgt. Tagegen überschritten trotz der Znsichernng der Ist-stilonreterzone französische Truppen schon gestern die deutsche Grenze bet Altmünfterol und auf etuer Gebirgsstraße tu de« Bogese« und stehe« noch anf deutschem Gebiet. Ein französischer Flieger, der belgisches Gebiet überflogen haben muß. ist bei dem Bersnch, die Eisenbahnen bei We,el zu zerstören, schon gestern herabgeschossen worden. Mehrere andere französische Flugzeuge sind gestern über dem Eifel-Gebiet zweifelsfrei festgestellt. Auch diese müssen belgisches Gebiet überflogen haben. Gestern warfen französische Fl i e g e r B o m b e n auf die Bahnen beiKarls- ruhe und Nürnberg. Frankreich hat uns somit in den Krieissznstand versetzt. Ich bitte Eure Erzellenz, vorstehendes h ute nach mittag K Uhr der dortigen Negierung mitz ri te! len, Ihre Pässe zu fordern und nach Ucbergabe der Geschäfte an die amerikanische Bot schaft abzureise n." Vie öeschießung von Libau. Mit Genehmigung der Militärbehörde entnimmt das „Berl. Tageblatt" dem „ Memeler Dampf- boot" folgende Schilderung über die Beschießung von Libau: Wir, die Seeleute Hermann Earwin, Hans Mitschulsky, Hans Reche rnsen und A. Lüdgcn, sind von der Besatzung des vor Libau durch die Russen versenkten Flensburger Dampfers „Prima". Unser Schiff „Prima" hatte in Libau eine Volladung Holz an Bord ge nommen, um nach Terme uzen in See zu gehen. Das Schiff war am 1. August seefertig, wurde aber von der russischen Behörde angehalten und nicht in See gelassen. Zn der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, und zwar 4 Uhr morgens erschien auf unserem Dampfer „Prima" sowohl als auch auf den Dampfern „Saxonia", „Albatros", „Düsseldorf" und „Wilhelm Hemsoth" russisches Militär und beorderte uns an Land. Alsdann wurden die sämtlichen vor genannten Dampfer im den drei Einfahrten des Libauer Hafens versenkt, und zwar „Saxonia" in der südlichen Einfahrt. Die mittlere Einfahrt wurde mit dem Dampfer „Düffeldorf" und „Prima" und die nördliche mit den Dampfern „Albatros" und „Wil helm Hemsoth" versperrt. Zn der südlichen Einfahrt wurden außer der „Saxonia" auch noch zwei russische Bagger versenkt. Wir und die sämtlichen Besatzungen der Dampfer wurden ins Emigrantenhaus inhaftiert und erhielten dort nur Wasser und keine weiteren Nahrungsmittel. Gestern, also Montag- morgen, wurde sämtlichen Inhaftierten, die im übrigen streng polizeilich bewacht wurden, gestattet, in der Stadt spazieren zu gehen. Wir vier gingen zusammen bis zum Ende der Siedermole und hatten uns vorher schon besprochen, wenn es möglich wäre, zu fliehen. Als wir auf der Mole waren, bemerkten wir, daß auf dem Dampfer „Saxonia", der mit dem Hinteren Ende total ver sunken war, die Boote auf dem Hochdeck noch intakt waren. Wir gingen daher sofort daran, uns zu ent kleiden, schwammen zu den Booten hinüber, setzten ein Boot aus, versahen uns mit einem Kompaß von der „Saxonia" und mit einem Sextanten, fuhren dann mit dem Boot wieder zu der Mol« zurück, holten uns von dort unsere Kleider und segelten dann um 11 Uhr, nachdem wir das Bootssegel aufgerichtet hatten, mit Kurs auf Memel von Libau ab. Unsere Vorbereitungen wurden von Libau aus wohl bemerkt, aber in keiner Weise inhibiert- Wir trafen heute morgen 4 Uhr in Nimmersatt «in, nahmen das Boot dort auf Land und wurden dann von der Gendarmerie in Nimmersatt per Wagen nach Memel befördert. Die Gefangenen der deutschen Schiffe in Libau werden, wie gesagt, nicht weiter o«rpflcgt, als nur mit Wasser. Die Stimmung in der Libauer Bürgerschaft geht dahin, daß man mit großer Sehnsucht die An kunft der deutschen Truppen erwartet, um in ge ordnete Verhältnisse zu kommen. Libau hat, so weit wir es beobachten konnten, fast gar kein Militär in der Stadt. Die Kohlenlager wurden am Sonnabend vormittag von dem Libauer Militär in Brand gesteckt. Der Kriegsoorrat und alle son stigen Vorräte brannten noch lichterloh als wir Libau verließen. Wir haben auch noch gestern nacht, als wir schon eine erhebliche Strecke von Libau weg waren, noch immer den Feuerschein gesehen. Der Kreuzer „Augsburg" hatte am Sonnabend abend den Kriegshafcn, die Baulichkeiten desselben und die Werftanlagen in Brand geschaffen. Diese brannten ebenfalls noch weiter, als wir Libau ver ließen. Ausgezeichneter Verlauf öer Mobil machung. (Amtliche Mitteilung.) * Berlin, 7. August. Im Jahre 1870 erging der Mobilmachungsbefehl am 15. Ault. Erst nach drei Wochen k nn es znm ersten größeren Gefecht. Lo wird auch jetzt trotz de» ausgedehnten Bahnnetzi!» die Versammlung der Massen» Heere znm entscheidenden Schlag noch einige Zett dauern. Tic Lcffentlichkeit muß sich darüber klar sein, daß die Rücksicht auf die bevorstehenden Lperationen der oberste» Heeresleitung noch unbedingte Znrückhaltnng mit den zn veröffentlichenden Nachrichten auferlegt. Ter heute beginnende sechste Mobil« niachnnastag läßt aber bereits eine Mitteilung über den bisherigen Verlauf Ser Mobilmachung zu. Wie mir von maßgebender Stelle hören, ist an dm Großen Generaläab noch keine einzige Rück frage gestellt worden. Tie Mobilmachung »ud die Eiscnbahnrransportbcwegungen verlaufen danach in größter Lrdunng nach dem im Frieden aufgcstclltcn Plane. Auch im verbündeten Lcsterreich- Ungarn geht die Mobilmachung glatt von- stattcu. Tie zwischen Sen GrneralstabschefS der österreichischen und der deutschen Armee seit Jahren bestehenden nahen persönlichen Beziehungen haben sch zu einem enge» Vertrau en sverhält- ins verdichtet. Abreift -es serbischen Gesanöten von Serlin. Berlin, 7. August. (Eig. Drahtmeld.) Der serbische Geschäftsträger Dr. Zowanowitsch hat heute seine Pässe verlangt und ist abgereist. Damit sind auch die diplomatischen Be ziehungen zwischen Deutschland und Serbien a b» gebrochen. Deutsche Verluste. Der Leutnani im Jägerregiment zu Pferde Nr. 5 in Mülhausen lElsaß) Albert Meyer aus Magdeburg, der bei einem Patrouillenritt schwer verwundet wurde, ist seinen Verletzungen erlegen. Seine Beerdigung hat in Zoncherey unter militärischen Ehrenerweisungen durch franzö sische Dragoner stattgcfunden. Graf Arnim Boitzenburg zeigt an. daß sein ältester Sohn Adolf Heinrich, Fahnenjunker im 1. Brandenburgischen Dragonerregiment Nr. 2, für Deutschlands Ehre gefallen sei. Der Leutnant im 4. Garde. Landwehr - Feld artillerieregiment Georg Wolf von Tuemp- ling, Inhaber der Rettungsmedaille am Band, ist auf dem Wege zur Truppe von einem Posten der Fliegerstation Großenhain aus Irrtum er schossen worden. Zinanzmaßnahmen Oesterreich» Ungarns. Wien, 7. August. Die amtliche „Wiener Zei tung" veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung, durch die die Regierung ermächtigt wird, für außerordentliche militärische Vor kehrungen anläßlich der kriegerischen Verwick lungen die erforderlichen Geldmittel ohne dauernde Belastung des Staatsschatzes durch Kre- ditopcrationen zu beschaffen. Auf Grund dieser Verordnung hat das Finanzministerium mit