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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140428025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-28
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 213. «venü-Nusgave. Leipziger Tageblatt. Bryan für dieIapaner in Mexlk », die das Land zu verlassen wünschen, dir Erlaubnis erwirkt, sich nach den Bereinigten Staaten begeben zu dürfen, ttm dies zu ermöglichen, wird das Einwanderungs gesetz zeitweilig suspendiert werden müssen. Die Japaner wohnen hauptsächlich an der pazifischen Küste von Mexiko. Hilfeschrei der Amerikaner bei Tampico. Washington, 28. April. Das Marincdepartemcnt ist >wn einer New Porker Oelgesellschaft. die Lände reien im Bezirk von Tampico besitzt, um Absen dung von amerikanischen Truppen er sucht worden, um hundert ihrer Angestellten zu retten, die sich jetzt auf den Oclländcreien 75 Meilen süd westlich von Tampico befinden. In dem Gesuch wird erklärt, dasz die Leute gut bewaffnet seien, dasz sie aber infolge der Kämpfe zwischen den Konstitutio nalisten und den Negierungstruppen nicht zu den amerikanischen Schisfen gelangen tonnen. Der deutsche Konsul aus Manzanillo unter den Flüchtenden. New Jork, o,«!. April. Wie aus San Francisco drahtlich gemeldet wird, befinden sich unter den Flüchtlingen aus Manzanillo auch der d e utsche .Konsul und dessen Frau. _Tie sind mit einem Dampfer am Sonnabend nach San Diego in See gegangen. Kegen die antiamerikanischen Kundgebungen. New Vfork, 28. April. Der amerikanische Konsul Hostetter in Sonora sMerikoj depeschierte nach Washington, dasz die N e b e l l e n g e n e r a l e Obregon und Albaredo ihre Truppen benach richtigten, dasz a n t i a in e r i k a n i s ch e Demon strationen und Hetzreden mit dem Tode durch den Strang bestraft würden. — Etwa 150 Flüchtlinge verliehen die Stadt Sonora aus Schiffen. Die Bcrniittlung. Washington, 28. April. In den Kreisen der hiesigen e u r o p ä i s ch e n D i p l o in a t e n hegt man eine pessimistische Auffassung hinsichtlich der Ber mittlungsvorschläge der südamerikanischen Republiken bezüglich Mexikos. In Bernern,z. Veracruz, 28. April. Die amerikanische Flagge ist gestern über dem Hauptquartier des Konteradmirals Fletcher gehiszt worden. Bisher wehte sie nur über dem Zollamt. Die Verstärkungen eingetroffen. Veracruz, 28. April. Die fünf Brigaden der Bcreinigten-Staaten-Armeen unter dem Kommando des Brigadegcncrals Funston sind im hiesigen Hafen eingctroffen, aber noch n i cht a u s g e s ch i f f t. Nach der Ausschiffung wird die tbesamlhärke der zu- sammengezogencn amerikanischen Streitkräfte 1 0 0 N 0 Man n betragen. poWsette Ueberliettt Vie Sozial-emokratie auf -er öugra. Unter Lieser Ueberschrift bemerkt die „Kreuz zeitung": „Wie die „Leipziger Volkszeitung" mitteilt, werden auf der Buchgerverbcausstellung in Leipzig die sozialdemokratischen Tages- und Wochenblätter in einer besonderen grofzen Abteilung ausgehängt und fortlaufend ausgewechselt. Die Büchcrliteratur wird in Glasschränken aus gestellt, ein besonderer Schrank nimmt die ältesten Zeitungen der Partei auf. Das Aeufzere und Innere sozialdemokratischer Druckereien werden lünstlcrisch ausgeführte Glasbilder zeigen. In einem Ui Seiten starken Heftchen, das unentgeltlich verteilt wird, soll die Entwicklung der so zial d c mo kratischen Presse geschildert wer den. Danach scheint ja die unter dem Protektorat des Königs von Sachsen stehende Ausstellung eine ganz hübsche Gelegenheit zu sozialdemokratischer Propaganda werden zu sollen." Ls versteht sich knü dem allgemeinwissenschaftlichen Charakter der Bugra wohl von selbst, daß bei einer Ucbersicht über die Tagespreise die sozialdemokra tischen Blätter, die nun einmal existieren, nicht über 'langen werden konnten. Auch bei der Internatio nalen Hygiene Ausstellung in Dresden waren Sta tistiken der sozialdemokratischen tbewerkschaften ver treten. Was übrigens in diesem Zusammenhang der Hinweis auf das Protektorat des Königs bezwecken soll, ist schlechthin unerfindlich. Die „Kreuzzeitung" kommt eben aus ihren üblen Gewohnheiten, die ihr schon Bismarcks schärfste Verurteilung cintrugen, nicht heraus. Au -en französischen Kammerwahlen. Die Urteile der Pariser Blätter über den Wahlansfall entbehren durchaus der Ein heitlichkeit. Die unbestimmte Parter richtung vieler Gewählter und die grofze Zahl der Stichwahlen gestattet Len ver ¬ schiedenen Gruppen, eine mehr oder minder auf richtige Befriedigung zur Schau zu tragen. So er, klärt z. B. der „R adical": Der beste Beweis sür die Vollsiümlichleit der ilar nach linls gerichteten Po litik des Kabinetts Donmergue ist die Tatsache, dasz alle Mitglieder ocs Ministeriums in glänzender Wehe — ebenso wie Caillaux — durchgedrungen sind. Das allgemeine Ltimmrechi hat also trotz einer unerhörten Preszfehde und trotz schamloier Wahltorruption deut lich die Forderung deiundet, das; die Republik aut dem Wege des Fortschritts beharren möge. — Ganz im Gegensatz dazu jchreitb die „Petite N <'publiqu c", ^us Organ des Briun)schen Verbundes der Linken: Das Wahlergebnis bedeutet die schärfste Schlappe, die ein Ministerium jemals durch die all »vineincn Kammerwahlen erlitten hat. Der frühere Kriegsministor Millerand, einer der Begründer des Verbandes der Linken, erklärte einem Berichterstatter: Die Ergebnisse der Wahlen sind ausgezeichnet, insbesondere im Hinblick aus das Dreijahresgesetz. Es ist heute schon gewifz, Latz die Kammer an diesem Gesetz nicht wird rühren können. Wir hegen die besten Hoffnungen bezüglich der Stich wahlen, und ich glaube, das; die neue Kammer denn doch etwas anders sein wird als die letzte. — Wirkliche Ursache zur Genugtuung scheinen vorläufig nur die ge einigten Sozialisten zu haben. Die „H u m anit gibt die Zahl ihrer Gewählten mit 40 an und be hauptet, das; die geeinigten Sozialisten bei den Stich wahlen gering gerechnet in .'>0 Bezirken den Sieg davontragen würden. Die Partei werde mit einem Gewinn von mindestens 50 Mandaten in die Kam mer einziehen. Iaurös erklärte, das; die geeinig ten Sozialisten diesen Erfolg vor allem der Klarheit ihrer Haltung und ihres Programms zu danken hätten. * Nach Blättcrmeldungen kam esinHaudain- nille bei Verdun infolge der Wahlniederlage Les nationalistischen Generals Maitrot, der in seinem Programm eine Steuer auf ausländische Ar beiter befürwortet hatte, zu ernsten Aus schreitungen. An 50 französische Arbeiter überfielen aus Zorn über die Schlappe des Generals ein Haus, in dem die beim Bau des Militärlagers beschäftigten italienischen Arbeiter untergebracht sind, schlugen die Fenster ein und gaben Schüsse auf die Italiener ab. Mehrere derselben wurden verwundet. Es mutzte eine starke Gendarmcrieabteilung auf geboten werden, um die Italiener vor weiteren Miß handlungen zu schützen. Heer und Flotte. lieber die Lieferungen der Handwerker für die Heeresverwaltung teilt die Militärintendantur zur Bekanntgabe an die Handwerker folgendes mit: „Infolge der durch die Hecresverstärkuuq herbcigeführten Bautätig keit im Bereiche der Heeresverwaltung mehren sich die Gesuche von Baufirmen, Unternehmern für Gas-, Kanalisations-, Beleuchtungsanlagen, Handwerkern und anderen Geschältsleuten, die um Berücksichtigung bei etwa stattfindcnden Ver gebungen bitten. Diese Ersuche, denen häufig Proben, Gutachten, wertvolle Kataloge und Zeichnungen bei gefügt werden, werden vielfach an Dienststellen, die für die in Frage kommenden Vergebungen nicht zuständig sind, gesandt. Es entstehen dadurch dem Absender unnötige Kosten und der empfangenden Dienststelle durch Rücksendung der übersandten Proben und Schriftstücke un nötige Versäumnis an Zeit und Arbeitskraft. Es wird darauf hingewiesen, dah zweckmätzigerweise alle rein bauliche Maßnahmen betreffenden Anträge an die den Korpsintendanturen unter stellten M i l i t ä r b a u ä m te r, alle die innere Einrichtung von Gebäuden, Eeräteausstattung usw. betreffenden Anträge an die Earnisonver- waltungc n, soweit Kasernen und Dienstwohnungen in Frage kommen, im übrigen an die Proviantämter, Earnisvnlazarette, Bekleidungsämter usw. zu stellen sind. Anträge, die die Lieferung von Verpzlegungs- mitteln für die Truppen, Küchengeräten und sonstigen Kllchenbedürfnissen betreffen, sind an die Küchenverwaltungen der Bataillone lbei den Fusz- truppen), Abteilungen lbei der Feldartillerie und dem Train) und Regimentern (bei der Kavallerie) zu richten. Für Fleischverdingungen sind die Korpsintendanturen zuständig. Anträge auf Lieferung von Körnerfrüchten, Heu und Stroh, müssen an die Pioviantämter aegegeben werden. Die Divisionsintendanturen, an die derartige Gesuche in großer Zahl gerichtet werden, haben auf die Vergebung aller dieser Gegenstände keinen Einfluß." Dsutsches Reich. * Landestagung der Sächsischen evangelisch-sozjilen Bereinigung. Die Sächsische evangelisch-soziale Ver einigung, die seit nunmehr 10 Jahren erfolgreich in Sachsen arbeitet uns mit ihrer Tätigkeit weithin Be achtung gefunden hat, hält am 3. und 4. Mai in C h e m- nitz ihre Landestagung. Die Tagung beginnt am Sonntag abend 0 Uhr mit einem Gottesdienst in der Iakobikirchc, bei dem Pastor Mensing-Dresden pre digen wird. Auf einem anschließenden öffentliäzen Volksabend wird Pastor Ihlc-Dresdcn die Frage des Trinkgelderunwesens, Pastor Ende-Lichtenstein die Erscheinungen des Wohnungselends vom sittlich sozialen Standpunkte ans beleuchten. Eine öfsent tichc Versammlung am Montag vormittag wird sich mit der Kirchenaustrittsbcwegunq bcjckmstigen. Privatdozcnt Liz. Mulert-Berlin wird dabei über „Kirchenaustrittsbewegunq und Sozialdemokratie", Pfarrer Ludwig-Leipzig über „Kircltenaustriits- bewegung und Kirche" reden. Am Nachmittag wird Frau Oberpsarrer Eger-Clzemnitz über „Ein Kapitel sozialer Frauenarbeit" svrechen. An beide Verband langen schließt sich eine Aussprache an. Di« ge schlossene Mitgliederversammlung wird u. a. zu der Forderung völliger Sonntagsruhe im Handels gewerbe und zu den staatlichen Verboten sozialdcmo kratischer Konfirmandenfeiern Stellung zu nehmen haben. Ueber die vielseitig« Arbeit, die die Ver einigung bisher geleistet Hat, unterrichtet eine soeben bei C. L. Ungelenk-Dresden erschienene Broschüre „Zehn Jahre evangelisch-soziale Arbeit in Sachsen", die in Beiträgen bekannter Führer der Vereinigung, der Pastoren Liz. Naumann, Friedrich. Liebster, Bein mann und Herz, einen zusammenfasscnden Uebcrblick über die Tätigkeit der Vereinigung und ihre Be deutung für das öffentliche Leben gibt. * Das Taufgeschenk des Herzogs von Cumberland. Laut „B. T." sind cu den Tauffeierlichkeiten in Braunschweig als Geschenk des Herzogs von Cumber land mehrere Hofgalawagen aus Gmunden eingetroffen. Die dazu gehörigen Livreen und Ge schirre seien genau denen des früheren Königlich Hannoverschen Hauses nachgebildet. — Wozu immer wieder die Erinnerungen an das Königreich Hannover? * Beantwortete Anfragen. Staatssekretär Dr. Delbrück hat auf ein« Anfrage des Abg. Beh rens (Wirtsch. Vgg.) dem Reichstage folgende Ant wort zugehen lassen: „Nach Artikel 57 Abs. 3 des Internationalen Vertrags zum Schutze des mensch lichen Lebens aus See ist das Sicherheits zertifikat von den Beamten des Staates, dem viensisg, 28. April 1914. das Schiff angehört, oder von anderen Personen aus zustellen, di« kvast eines Auftrags dieses Staates han deln. In beiden Fallen übernimmt der Staat, dem das Schiff angehört, di« volle Verantwortung für das Zertifikat. Zweck dieser Fassung war, es jedem Staate zu überlassen, wem er die Ausstellung des Zertifikate übertragen will. An staatliche Organe sollte «r in dieser Beziehung nicht gebunden sein. Di« etwaige Beauftragung der Seederufsgenossenschait wurde deshalb mit der Absicht der genannten Bei tragsbestimmung nicht in Widerspruch stehen. In dessen ist darüber, welcher Stelle die Befugnis zur Ausstellung der Sichetheitszertifikat« zu übertragen fern wird, von der Rcichsleitung eine Entschließung noch nicht gefaßt." — Auf eine weitere Anfrage des Ncichstagsabg. Behrens (Wirtsch. Vgg.) wegen eines neuen Mittels gegen Maul- und Klauen- fauche hat Staatssekretär Dr. Delbrück geant wortet: „Mit dem von Dr. Kirstetn Berlin empföhle nen Heilmittel „Eruanin" sind vom Kaiserlichen Ge sundhelteamt in der Zeit vom l>. bis 15. März d. I auf einem Rittergut in Ostpreußen Versuche angestellt worden. Bei diesen konnte eine spezifische Schutz oder Heilwirkung gegenüber der Maul und Klauen seuche nicht festgestellt werden." * Protest gegen die Wahl v. Halems Das pol nilche Wahlkomitsc in Schwatz bat beschlossen, gegen die Wahl des Abgeordneten v. Halem iNeickispartsil abermals Protest zu erheben. Angeblich sollen Be weise in reichlicher Menge vorhanden sein. * Ein neuer Pol-zeiskandal? Unter der Ueber- schrist „Ein Pl'lizciprozes; in Mülheim am Rhein" ueröffen.licht die „Kölnische Zeitung" folgendes: Die Stadt Mülheim (Rhein», die demnächst zu Köln eineemeiudet wird, scheint dieser Stadt ein interessantes Angebinde mitzubringen. Seit einiger Zeit schwebt eine hochnotpeinliche Unter suchung gegen mehrere Mülheimer Krimi nalbeamte. Die Herren sollen sich in ähnlicher Weise vergangen haben, wie ihre Kölner Kollegen." * „Genossin Dr. Willim." Der in Breslau ver storbenen Frau Dr. Willim, geb. Herzogin von Württemberg, widmet der „Vorwärts" folgen den Nachruf: „Genossin Dr. Willim, geborene Prin zessin Pauline non Württemberg, ist in der Nacht zum Donnerstag in Breslau gestorben. Bereits seit 28 Jahren hat oi« in ihren» Aeufzcrn etwas exzentrisch .austroteirdc Frau sich in der s oz i a l de m o k r a tischen Partei betätigt und sic regelmäßig unterstützt. Seitdem das Derernsgesatz den Beitritt der Frauen zu politischen Organisationen gestattet, var Frau Willim Mitglied der Partei, an deren Vereinsleben sie sich rege beteiligte und die ji« auch mit materiellen Mitteln reichlich unterstützte. Dar über hinaus zeigte sich Frau Willim notleidenden Genossen gegenüber außerordentlich hilibereit und hat zahllose Familien aus ihren Mitteln unterstützt. Genossin Willim »var ein« Tochter der Herzogin Mathilde von Württemberg und wurde wegen ihrer Heirat mit dem bürgerlichen Arzt Dr. Willim aus ihrer Familie ansgestoßen. Ihr« Vergeltung bestand darin, daß sic sich dem Kampfe der Enterbten an schloß und ihm bis zum Lebensende treu blieb." Ausland. Englan-. * Annahme der PluralwahlrechtsbiN. Wie aus London, 28. April, gemeldet wird, hat das Unterhaus die P l u r a l w a h l r c cht s b i l I in zweiter Lesung mit 524 gegen 247 Stimmen an genommen. Die Verschärfung der Ulsrerkrisis. Ans Lon don, 28. April, wird drahtlich gemeldet: Die Noch richten über die gestrige Parla m e n t s r> c r - Handlung sowie die Erklärung, die Minister präsident Asquith im Namen der Regierung abgegeben hat, büß die englische Negierung feit entschlossen se», in die Homerulefrage einzu greifen, hat die aröszte Aufregung hervorgerufcn. Die englische Regierung hat, wie die „Daily Mail" meldet, Schiffe nach dem Hafen von Largs ab gehen lassen, die um Mitternacht dort ankamen. Die MerleukiMl MeOrung. bis Roman von Paul Burg. (Nachdruck verlwtrn.) Der Rittmeister winkte seinem Burschen. „Schmidt, der „Bär" soll 'ran, aber vor sichtig!" „Was soll 'ran, der „Bär"?" fragte aufs höchste erstaunt der Major. Ihm blitzle eine Ahnung auf. ,Ha, Menschenkind, wo haben Sie denn um alles in der Welt — —?" „Heute früh deu „Blauen" abgenommen. Das heißt, eigentlich nicht; sie ließen ihn an- stäudigerweisc stehen. Als ob sie geahnt hätten, daß ich koinme und wir ihn hier sehr nötig brauchen, Herr Major." Der Major freute sich wie ein kleiner Zunge am WeihnachtStag. „Das ist ja . . . das ist ja großartig! — So 'n Sauglück! Natürlich fliegen Sie hin, sofort; iS ja 'n Katzensprung — - — Herr Oberstleutnant!" Er rannte auf den Kommandeur zu. „Wir siud gerettet!" „Wir? Nee, lieber Major. Nx »al!" Der alte Tiedemann machte ein bitteres Gesicht. Er malte sich schon ans, was ihn» alles blühe,, würde. Wenn der König Kritik hielt lind nachher unter vier Angen mit ihn,. Huh! Majestät galt nicht umsonst für einen guten Strategen unter den deutschen Fürsten, lind da macht so ein alter grauköpfiger Major, der tveiß Gott ruhig sein tollte, noch Wiße! Aber das grämliche Gesicht des alten Tiede mann erhellte sich augenblirks, als Husaren den „Bären" auf die Lichtung schleppten. „Mann, Sie schickt der himmlische Herrgott mit dem Dings da," streckte er dem Rittmeister die Rechte hin. „Ich möchte Sic bitten und auch wieder nmrncn, zu fliegen, mein lieber Bärensprung. Ich will sagen: Wenn es Ihnen nicht unmöglich erscheint, dann fahren Sie." „Herr Oberstleutnant, ich sehe keinen an deren Ausweg, ich steige auf." Die Offiziere ritte» neugierig an das Flug zeug heran, auch die Mannschaften drängten nach. „So geht daS nun nicht. Ich brauche die Waldwiese zum Anlauf!" Der Rittmeister krvch in seinen „Bär" und hantierte au allen Schrau ben, Drähten und Versteifungen herum. Sein Bursche und zwei Monteure aus der Eskadron halfen ihm. Leuchtend in der blanken Morgensonne stand der „Bär" mit breiten Tragdeckcn auf der grünen Waldwwsc. Das Regiment erhielt Befehl, in den beiden Waldslanteu so verdeckte Stellung zu nehmen, daß ckeiu Schwanz mehr zu scheu sei. Während die Reiter ins uiedcrbrechende Un terholz drängten, versuchten die beiden Mon teure, den Motor auznwerfcu. „Aus! Au!" Eine halbe Drehung der rotgläuzeudcu Propeller gab's, daun ein Pfapp, und er blieb wieder stehen. „Was ist denn das?" Noch einmal eine Drehung. Wieder ein un williges Luftausstoßeu, und alles still. Bärensprnng, der schon aus den Steucrsitz geklettert war, erhob sich und spähte in die Maschine. „Mal viertel Frühzündung!" riesen ihm die Monteure zu und hingen sich au den Propeller flügel. Jetzt ging er lnavp einmal herum. Scbon tam der Oberstleutnant aus den, Waldversteck und trat au den Bordrand. „Es geht wohl nicht, Rittmeister?" Seine Stimme war nicht ganz fest und hart. „AIS ob's verhext wäre. Wenn wir nur eine kleine Perrolcumkanue hätten! Ich glaube, die Zündierzcn sind völlig verrußt; das Ding war jo lange nicht in Gebrauch." „To." Der alte Tiedemann verstand davon kein Wort. Alle Hosfnnngcn, aus dieser Patsche zu kommen, sielen ihm wieder ins Wasser. Er starrte zornig, wortlos auf den feindseligen Motor. „Stnrztappe auch nicbt da, „ich mal 'ne Brille. Na, egal. Da hcißt's eben die Augen zutneifcn. Wenn man nur erst oben wär' —!" Die Monteure krochen beide noch einmal ins Gestänge, schraubten die Zündkerzen los. „Putzwolle!" Da lief der alte Tiedemann selber ins Holz und requirierte Putzwolle ans den Sattel taschen seiner Leibhufaren. Nach und nach kamen die Majore, ein Ritt meister, ein paar Leutnants aus der Deckung geschlichen und stellten sich um den Apparat, neugierig, ärgerlich, mich ein bißchen belustzigt. Der Oberstleutnant blickte sie wütend, ver zweifelt und zerknirscht an, sagte aber kein Wort. Bärensprung zog seine Jacke aus. „Das tS ein Dickkopp!" zeigten die Leute ans den störrischen Motor. „Na?" Der Oberstleutnant trat beiseite und be schrieb auf einer Säbcltasche einen gebrauchten Bcsehlsnmschlag. „Einen Drilch! Oben ist's zivar talt, aber cS soll mich keiner von den „Blauen" erkennen." „Dann ziehen Sie doch die Drilcbjacke über die Uniform!" „Ja, wahrhaftig. Man ist auch rein wie vernagelt nm so ein dummes Ding von Motor. Dante gehorsamst, Herr Major." Bärensprnng pochte, mit der Linken hastig den Drilch znknöpfend, zornig gegen deu Kühler: „Biest, wenn du jetzt nicht willst! — —" Willst ? Da fiel ihm mit einem Male Gemma ein, die in Hahnach saß, ahnungslos. Und sein Versprechen: Niemals mit eige nem Willen — — Ach, Unsinn! Hier gab cs doch keinen Aus weg. Mai» konnte doch den Oberstleutnant, das Regiment, eine ganze Königliche Kavallerie brigade nicht im Drecke sitzen lassen, bloß eines beruhigende»» Versprechens willen, das man seiner überängstlichen, erregbare»» Fran ge geben ha». Das ging doch einfach nicht. Unmöglich! WaS sollten denn die Kameraden dazu sagen? Man hat den „Bär" zur Hand, man kann fliegen und — — — fliegt n»cht, weil es die Fran Gemahlin nicht will. Der einzige Flieger in der Brigade darf nicht. Dars nicht! Nee. Aber woher hast du denn den „Bär"? Sel ber geholt hast du ihn, aus eitler Laune. Na, Gott sei Dank, daß ich's getan habe, sonst »vär' schon alles aus. Das ivar überhaupt keine Laune, sondern Scbickuna, Schicksal — — dachte Bärensprung und wischte alle seine Zweifel und Bedenken mit einer Handbewegnng weg. Er stellte die Frühzündung wieder ein. „Sie haben aufgehört, zu schießen," sagte der Oberstleutnant. Da sprang der Motor an. Slang das Rasen nur so furchtbar hier mit- tcn zwischen Wäldern auf enger Wiese, oder war der „Bär" froh, endlich wieder in die Lus! zi» kommen? Er warf seine Propeller wie rasend herum und butterte und stampfte im VoUratt. Ueberschrie alle Geräusche, das Brechen der Zweige und das Stampfen der erschreckten Pferde im Walde, die Kommandoruf»; der Offiziere, eine»» Schrei und Schall, der vom Knlkrand gellend herandrang. Bärensprnng rückte auf seinem Sitz zurecht, hob de« Arm. Da reichte »hm der Oberstleutnant die Mel dung über Bord und sprang zurück. Der „Bär" rollte über die Wiese, zehn Schritte, zwanzig, fünfzig. Und blieb stehen. Paff! setzte der Motor auS. Die Offiziere standen wie entgeistert. Ein Schrei riß ne im Augenblick, als cS still wurde, jäh herum. Von der Kulte »am ein Schnaufen und Brodeln, Plantschen. Ein Pferdetovf arbeitete sich aus dem Wasser, ei« lstumpf tauchte auf. Die Füße griffe« ins überschwemmte, aufgeweichtc, vom Grase uud Moose glatte Ufer, jaulend fiel das Tier zurück in den Waldsee. „Was ist denn dahinten los?" Ein Major lief in langen Sätzen an die Ufcrstelle. „Da hängt waS dran. Um Gottes willen!" Alle Osslziere wäre»» hinter ihm drein. Jetzt hafteten die Vorderhufe. Mit fliegen den Flauten stand das Pferd ans Grund. Im linken Bügel stak verkehrt ein Fuß, ein Husarenstiefel. Der Oberstleutnant riß den Gaul mit einem Ruck aus dem Wasser. „Der Fahnenjunker! Allmächtiger Gott!" Fritz von Mosenthin schleppte tot hinter seinen» Pferde. Die Kameraden zogen ihn ans dem Wasser und legte»» ihn ins Gras, rissen ihn» die Kleider auf, befühlten ihn. „Stabsarzt!" scholl ihr Rnren in de»» Wald. Der Doktor kam »uw konnte nicht mehr helfen. Oberstleutnant von Tiedemann beugte sich über daS junge Gesicht und drückte dem Fahnen junker die großstarrenden Kinderaugen zu. „Gott sei dir gnädig, mein Junge!" Alle standen barhaupt. Ganz still »var es rundum aus der Wald- nnesc an» verträumten Knlk. Von fern her, un sicher und verworren, kamen Schüsse. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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