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Politische TagesSberficht. DK ReichstasPrakti», »er Dentfche« P«Mp«KI tzat a« Donnerstag zu einer Sitzung zusammen, die sich Ma« den ganzen Lag erstreckte. lieber den Verlauf ««Me0 wir, daß RetchöwtrtschaftSmtntster Dr. Lurttu» auf WDnsch zunächst «inen kurzen Bericht über bi« politische Lag« »yckar besonderer Berücksichtigung der schwebenden auhenpylttische» und reparationspolitischen Verhandlungen erstattete. Di« Fraktion bekannt« sich zu einer Fortsetzung ihrer bisherige« Politik. Die ist mit der Uebernahm« des RetchSautzen. Ministerium» durch den bisherigen WirtschaftSmtnster Dr. CurtiuS einverstanden und beansprucht für di, Fraktion die Besetzung de- ReichSwirtschaftSmtniftertumS. Mit beson derer Genugtuung wurde davon Kenntnis genommen, daß der Gesundheitszustand de» Fraktion-Vorsitzenden Dr. Scholz sich wesentlich gebessert habe. Der ReichstagSanSschnh für die Strafrechtsreform be schäftigte sich am Donnerstag weiter mit den Paragraphen über Kuppelet und Zuhälterei und vertagte sich, ohne Be- schlüfi« gefaßt zu haben, bi» zum 18. November. Der sozialdemokratische Parteivorftand trat am Don nerstag zu einer Sitzung zusammen, in der die innen, und außenpolitische Lage besprochen wurde. «8 Prozent deutsch« Stimm«« in Hnltschi«. Die Deutsche Tageszeitung meldet aus Prag: Das erfreulichste Moment bet den letzten Parlamentswahlen ist da» Treubekenntnis zum Deutschtum im Hultschtner Ländchen. Nicht weniger al- 68 Prozent der Bevölkerung haben deutsch gestimmt. Der Reichspoftminister für die Erhaltung des Berns»- beamtentnmS. Neuerdings werde» wieder Gerüchte ver breitet, wonach die Deutsche Reichspost einen allgemeinen Abbau des Berussbeamtentums plane und bereits Maß nahmen in dieser Richtung vorbereite. — Hierzu erklärt der NeichSpostmtnister, daß an allen dtesen Gerüchten kein wah re» Wort ist. Er werde auch weiterhin für die Erhaltung de» Berussbeamtentums eintreten, da» die Deutsche Reich», post zur Erfüllung ihrer Ausgaben nicht entbehren kann. Um die Abschaffung der Todesstrafe in England. Die am Mittwoch im englischen Unterhaus behandelt« Entschlie ßung für die Abschaffung der Todesstrafe in England ist erwartungsgemäß ohne Abstimmung - abgelehnt worden. Dagegen wurde auf Wunsch der Regierung ein Zusatzantrag Sir Herbert GamuelS angenommen, in dem die Ernennung eine» Ausschusses zum Studium der Frage der TodeSstras« voraeschlagen wird. Mit der Regierung stimmte auch ein Teil der Liberalen, obwohl verschiedene Vertreter von ihnen sich gegen die Todesstrafe ausgesprochen hatten. Kommunistisches Mißtrauensvotum gegen den Berliner Oberbürgermeister. Di« Kommunistische Fraktion der Ber liner Stadtverordnetenversammlung hat folgenden Dring. lichkeitSantrag eingebracht: „Der durch die Sklarekasfäre aus daS schwerste belastete Oberbürgermeister Böß genießt nicht bas Vertrauen der Stadtverordnetenversammlung. Wir verlangen die sofortige Amtsenthebung deS Oberbürger, meister» ohne Gewährung einer Pension". — Eine An» nähme dieses Antrages würde natürlich nur von moralischer Bedeutung sein, denn die besoldeten Magistratsmitglieder sind in Preußen aus 12 Jahre scstgewählt und können vor Ablaus dieser Frist nur wegen Dienstvergehen auf Grund eine» Disziplinarverfahrens ans ihrem Amte entfernt wer den. Spreugung einer kommunistischen Kundgebung in Hamburg. Ungeachtet des polizeilichen Verbotes der für gestern abend einbernfenen kommunistischen Protestver. sammlung gegen das Rote Jungsroutverbot, finden sich am angekündigten Versammlungsort in Barmbeck große Grup pen von Kommunisten ein. Ein starkes Polizeiaufgebot hindert« die Demonstranten am Betreten deS Saales. Die Kommunisten zogen darauf in kleinen Trupp» nach einem anderen Versammlungslokal in der Nähe, um hier eine Kundgebung zu veranstalten. Die Polizei löste di« B«r- sammlung aus und nahm etwa 60 Sistierungen vor. MimWMrMWWV »kl WHHW. ff SSarschau. Di« für gestern nachmittag 4 Uhr an- gefetzte Eröffnungssitzung des Sefm ist nicht zustande- gekommen, da ein «««er Konflikt ,wischen Regierung und Parlament entstanden ist. Als Marschall PilsudSki im Seimgebäude erschien, hatten sich in der Vorhalle, offenbar »um Schutz« de« Marschalls, etwa ISO Offizier, vir sammelt, die der Aufforderung der Sejmbehörd», da» Par- lammt zu verlaffen, nicht nachkamen. Daraufhin eröffn^« Sefmmarschall Da»»vn»ki di« Sitzung nicht, sondern fetzt« sich mit de» StaatrprSfldenten in Verbindung, um gegen diesen Uebergriff de» Militür» Einspruch zu erheben, Mar- schall PilsudSki Hat dem Seimmarschall ausgesucht, »« mit ihm di« Lag« »« besprechen. X Warschau. Di« Unterredung »wischen Marschall PilsudSki «nd Seimmarschall Da«zon»kt, wührend der Ml- sudSki de« Seimmarschall auffordert«, dl« Sitzung zu er- öffnen, ist ergebnislos verlaufen, da Da«zvn«kt darauf bestand, di» Sitzung erst zu eröffnen, wen« di« Offizier« da» varlamentrgebüude »erlassen Hütt,«. PilsudSki verlieh hierauf den Seim, um sich »um Staat«prSstdente» zu de- »eben. Der Vorraum de» Parlament» aber tst nach wie vor von bewaffneten Offizieren besetzt. Gerüchtweise verlautet, daß au« der Vorstadt Prags Arbeiter, di« von den Vorfüll«» im Parlament erfahren habe«, sich i» der Richtung »um Sejm in Bewegung gesetzt Haben. Di« Arbeiter fallen von der Polizei aufgehalten ward«» sei». X Warschau. Der Staa1-Prüstd«»1 Hat «»geftcht» der »«Urbare« Lag« dem Sefmmarschall La«»v»»kt gerate», di« Sitz«»« »» vertage«. Der Aeltestenrat de» polnischen Landtag» hat sich der Auffassung Da»»vn»ki» angeschloffeu, di« Sitzung nicht zu eröffnen, solang« dl« Offizier« di« Vor- ball« besetzt Halten. Daraufhin wurde der Beschluß gefastt, de« Sejm vorläufig ,« vertage». Di« Abgeordneten «er den über den Termin der nächsten Sitzung draHtltch unter- richtet werden. Di« Lag« bleibt also vollkommen »«geklärt. Abmarsch der Warschauer Offiziere. Der Vorwürt» meldet au» Warschau um 11 Uhr abend»: Soeben ist der Stadtkommandant von Warschau im Seim- aebüude »schienen und Hat de» Offiziere« beföhle», es sogleich »n »erlasse«. MKkkdW-MbllMk. «dz. Dl« vor siebe» Jahre« gegründet« .Bank fstr de»tsche Beamt« Hat am D,»«er»tag ihre »Wölf Desto- stt»»kaffe» t» Perlt» »«schloff«», vor de» Raff«, standen »lel, Beamte, di» di« Au»»ablu»g ihr,» Gehalte», da» dieser Bank vo» der betreffenden Vehörd« überwiese« zu werden pflegt«, vergeblich erwartete». Insbesondere find zahlreich» Berliner Poltzetbeamt« durch diesen Bank-Krach schwer be troffen worden. Di« Bank für deutsche Beamte halt« verschied«»« faule Geschäfte gemacht, bei denen st, groß« Verlust« erlitte« haben soll. Di« mit der Zentralbank für deutsch« Beamt« «iugrletteten Sufionb-verHandlungen haben sich zerschlagen und di« Zentralbank hatte «inen der Ba»I für deutsch« Beamte gewährten Zwischenkredit von zwei Millionen Mark gekündigt. Um ihre« Verpflichtung«« nachkomm«« zu können, hat die Bank für deutsch« Beamt« anscheinend «inen Teil der ihr übergebenen Beamtengehülter angegriffen. )l v « rlin. Die Deutsch« Beamte«-Z«»tralba»k bittet um »eiter« Verbreitung folgender Erklärung: In den beiden letzten Monaten batte di« Deutsche v» amten-Zentralbank der Bank für Deutsch« Beamt« mit Zwischrnkrediten ««»geholfen, da gleichzeitig Verhandlung«» über ein« Zusammenfassung der beide« Institut« gefubrt wurden. Dies, Verhandlungen haben aber zu keinem Gr- gebni» geführt, webbalb di, Deutsche Beamten-Zentralbank nach restloser Deckung de» zuletzt gewährten Zwiichenkredit» jede Beziehung zur Bank für Deutsch« Beamte löst«. Di« Deutsch« B,amten-Zentralbank erwägt zur Zett, inwieweit sie den geschädigten Beamten «ntgegenkommen könnt». W mrlMWtt Mr ter MMkllm »er Mk M Mute. 'Berlin, 31. Okt. Im Zusammenhang mit den Zahlungseinstellungen der Bank kür deutsche Beamte erfährt di« Telegraoben-Union von »uoerläistger Seit«, daß der Letter der Kredttabteilung «amen» Ebert bereits wegen U«t«rschlogung rin« halbjährige GefSuantSftrase in Breslau verbüßt hat Ebert, der bei dem Infanterieregi ment 46 in Posen gedient hat, war nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis als Bizefeldwebel zum Regiment zurückaekchrt und dann mjt der ganzen Komvagnirkaff« entflohen. Wieder wurde er gefaßt und zu 2'/, Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe wandte sich Ebert, der sich als Hauptmann auSgab, nach Berlin «nd suchte hier Verbindung mit der Bank für deutfche Beamte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch noch solgender Vorfall: Als am heutige» Vormittag einig« Kunden in der Bank wegen Auszahlung ansragtrn, wurden sie von Angestellten der Bank mit der Auskunft abgefertigr, da» Geld sei noch nicht überwiesen. Durch Rückfrage bei« Bezirksamt Tiergarten wurde im Gegensatz dazu feftgestellt, daß da» Geld bereit» am 2S. diese» Monat» überwiesen worden war. Wßm knreMWMen del einer SlenerWe. Lieanitz. lFunkipruch.s Bei der Ste«er«ebenkoffe Karthaus sind größere Veruntreuungen aufgedeckt worden, deren Höh, die Stadt auf IS SVO Mark beziffert. Der SteuerkassensetretSr Eitner wurde in Untersuchungs hast genommen. Da« Strafverfahren ist im Tang«. Eitner hat gemeinschaftlich mit einem bereit» abgeurteilten Bollziehungsdeamten 6300 Reichsmark veruntreut« Steuer beträge fälschlich als an die Kaff« abgesübrt verbucht, außerdem für weiter« 6000 Reichsmark Stiuerbeträg« Kaffenquittungen an di« Steuerschuldner uuoerbucht au»- gehändigt. Weiterhin hat Eitner in größeren Umfang von Hausfrauen und Gewerbetreibenden erheblich Darlehn erschwindelt. Es kursiere« in Liegnitz Gerüchte, daß die Stadt im ganzen um 18 000 Mark geschädigt sein soll. Ar«« SeWdiiii tim AwbeMiMleu. )( Berlin. In der Voruntersuchung wegen der Bombenanschläge in Schle-wig-Holftein hat beut», wie di« Juftizpressestellr mitteilt, der verhaftet« Herbert Schmidt vor dem Untersuchungsrichter, LaudgerichtSdirektor Masur, «in weitere» Geftändni« abgelegt. Er hat »«gegeben, hast er zusammen mit einem Unbekannten he« Handgranate« »»schlag 1» Wesselburen t« der Nacht vom S. »um 6. Astril dieses Jahres begangen hat. Gr beschuldigt den wegen Beteiligung an anderen Anschlägen bereit» in Untersuchungshaft befindlichen Klau» Heinz, daß er ihn zu der Straftat ang,stiftet, beide Täter in seinem Auto an de» Tatort gefahren »ad von dort »urückgebracht habe. LaiiOWiMM ms kni MW». 38 Lovesopfer. )( Milwaukee, S1. Oktober. Aus dem Michigansee find di« beiden Frachtdampfer .Maranett«' und »Senator sto» Micholson" 20 Meilen vom Fort Washington (Wisconsin) «gtferat »«sammeng,stoße«. Der.Senator' tff innerhalb »eh» Mi««te« «ntergegange». Wie ge meldet wird, find LL Perfone« nm» Lebe« »«komme» «nd nur zwei gerettet ward««. Der Dampfer.Marguette" »o»rd« fchww b^chädigt. StW d« Ms UM" lil M»Wd. * Stuttgart, 31. Oktober. Die zuerst für den 20. Oktober geplant« Eüddeutschlandfahrt de» Luftschiffe» .Graf Zeppelin" mit Landung auf dem Flughafen Statt- aart-Boblingen wird «ach den bisherigen Verfügungen de» Luftschiffbau«» Zeppelin nunmehr am kommenden Sonn- tag auSgefübrt werden. Da» Programm für die Fahrt ist da» gleich,, wie «» für den 20. Oktober vorgesehen war. Da« Luftschiff »erläßt Friedrichshafen morgen» argen 9 Uhr, macht «in, Fahrt über Sübdeutfchlaud und erscheint »wischen 1» und 18 Uhr ohne Stuttgart zu berühren, zur Landung auf de« Flughafen Böblingen. Der Aufenthalt auf dem Flughafen tst auf 2—3 Stunden bemessen. * Ak sskWmvlWkliMM sv dir MAMrl st» .SMll»" stddbm. X Friedrichshafen. Wie wir vom Luftschiffbau Z«p«lin zu den vor einiger Zett in der LageSpresse er- Mtrnenen Meldungen über «in« angeblich« Weigerung der Besatzung de« Luftschiff« .Graf Zeppelin", an einer Polar- fggrt teilzunehmen, «sah»«, haben dl, in dieser Frag« zwischen den Beteiligten geführten Besprechungen nunmehr vermischtes. 18 Verletzte bet einem Straßenbahn»», sa mm en stoß. Gestern nachmittag ereignete sich in Ber- ltn an der Leipziger Straße Infolge Entgleisung ein Zu sammenstoß »nstiGen zwei Straßenbahnwagen. 18 Per sonen haben Verletzungen davonaetraaen. — Wie zu dem Gtratzenbahnzusammenstoß ergänzend gemeldet wird, wurde durch da» Zurückspringen einer Weiche der An- Hänger des einen Luge» mit großer Wucht gegen den in entgegengesetzter Richtung fahrenden anderen Straßen- bahnzua geschleudert. Durch den Anprall wurden die Fensterscheiben tn beiden Zügen zertrümmert und tn dem Anhänger die Bänke beschädigt. Die Insassen wur- den von ihren Sitzen geschleudert unb erlitten teil» Quetschwunden, teil» Dchntttverlevungen durch die Glas scherben. 18 Personen wurden nach der Rettungsstelle ge bracht, wo man ihnen die ersten verbände anlegte. Di« beiden schwerbeschädigten Strahenbahnzüge mußten au» dem Betrieb gezogen werden. Raubüberfall auf einen LohngeldtranS- port. Da» „8-Uhr-Abendblatt" meldet au» Gerolstein: Ein verwegener Raubüberfall wurde gestern auf einen Lohngeldtransport von einem unbekannten Täter unter- nommen. Mit dem D-Zug, der 12.80 Uhr von Trier hier eintrifft, kamen Loyngelder tn Höhe von 120000 Mark an. Das Geld wurde vom Stationsvorsteher tn Empfang genommen, der e» »um GtattonSbüro bringen wollte, vor dm, Eingang de» Büro» trat thm Plötzlich ein Mann mit hocherhobenem Revolver in der Hand ent- aegen und versuchte ihm daS Geld zu entreißen. E» ent spann sich dann ein verzweifelte» Handgemenge. Bahn beamte eilten »ur Hilfe hevbei, und e» gelang ihnen, den Räuber zu überwältigen, der der Polizei übergeben wurde. Raubüberfall auf eine Sparkasse. Wie aus Straßburg berichtet wird, drangen Donnerstag gegen SVr Uhr abends zwei mit Pistolen und Dolchen bewaffnete maskiert« Männer in die Zweigstelle Palmnicken der Kreis- sparkass« Fischhäuten ein und raubten die Kasse au». Sie erbeuteten 7000 RM. Während der eine Räuber den Geldschrank plünderte, hielt der »wette den tm Dienstraum anwesenden Rendanten und eine Beamtin mit der Pistole tn Schach und deckte auch den Rückzug. Die Räuber konnten mit ihrer Beute in der Dunkelheit unerkannt ent kommen, obwohl die Verfolgung sofort ausgenommen wurde. Ein« vierköpfige Familie durch GaS ver giftet- In Flensburg wurde gestern mittag die Feuer wehr in oie Wohnung deS Werftbuchhalters Boger ge rufen, aus der starker Gasgeruch drang. Sie fand das Ehepaar und zwei Kinder durch GaS vergiftet tot auf. Offenbar sind die Eheleute freiwillig mit ihren Kin dern au» dem Leben gegangen. Wie verlautet, wurde Boger vor 14 Tagen aus seiner Stellung bei der Flens burger Schiffswerft entlassen. Gelbststellung de» Zabnar»te» Mohr. De» steckbrieflich gesuchte Zahnarzt Mohr au» Barmen hat sich gestern freiwillig bet den Düsseldorfer Gerichtsbe hörden gestellt. Zahnarzt Mohr war seinerzeit in eine mysteriös« EntjührungSafsäre verwickelt, bet der ein junge» Mädchen, das sein Automobil benutzt haben soll, be wußtlos auf der Straße aufgefunden wurde- Zur Haupt verhandlung in dieser Angelegenheit war Dr. Mohr nicht erschienen, so daß ein Haftbefehl gegen ihn erging. Nach seiner Selbststellung ist er sofort in» Gefängnis überge- führt worden. Mit Anberaumung einer neuen Haupt verhandlung tn der Angelegenheit wirb für bi« allev- nächste Zeit gerechnet. Ein verhängnisvolle» Geschenk an den Verteidiger- Dor etwa 14 Tagen hatte sich vor der Strafkammer de» Landgerichtes 2 Berlin eine junge Frau wegen der Anklage zu verantworten, eine Reihe von Gegenständen aus Warenhäusern und kleine«» Geschäf ten entwendet zu haben. Ihr Verteidiger mutzte sich sehr anstrengen, um schliesslich den Freispruch seiner Klientin zu erwirken. Die jung« Frau war von dem Eifer, den ihr Anwalt an den Tag legt«, tief berührt und drückte ihm nach der Verhandlung innig die Hände- .Sobald «S mir möglich tst, werde ich mich erkenntlich »eigen, vor allem dafür, daß Sie an meine Unschuld glaubten!" Dem Rechtsanwalt wurde ganz warm mnS Herz. Dor einigen Tagen bekam er ein Picket mit einem herzlichen Schreiben seiner Klientin. Er öffnete daS Päck chen und sah in ihm eine wertvolle, künstlerisch auSge- suhrte Bronzefigur. Wie nett vo» ihr — dachte er. Bald darauf kam sie selbst »u thm und fragte, ob ihm daS Geschenk gefallen -ave. Der Anwalt bejahte mit vielem Dank „Die Wahl des Andenken»", ßrgte sie darauf, ,,hat mir einige» Kopfzerbrechen verursacht. Zuerst hatte ich die Absicht, Ihnen eine grobe Torte zu schicken, aber dann siel mir «tn, dass Sie darauf keinen großen Wert legen dürften. Dann sah ich in einem Geschäft diese Figur. Da» ist «in gute» Andenken für meinen Verteidiger, sagte ich mir und nahm e» mit, als der Angestellte sich gerade umdrehte. . . Der Rechtsanwalt sank in seinem Sessel zusammen. Er griff »um Telephon und rief die Polizei an. E» ist gewiss keine angenehme Aufgabe, eine junae Frau, für deren Unschuld man selber etngetreten Ist, »Wei Wochen später als Ladendiebin an»eigen zu müssen. Ein guter Witz über den Zeppelin. In Waldenburg in Schlesien macht, wie der „Bote au» dem Riesengebirge" berichtet, gegenwärtig folgende Scherzfrage die Runde: „Warum fuhr der Zeppelin nicht Über die Stadt Waldenburg?" Die Antwort lautet: „Waldenburg hat so Hobe Schulden, baß der Zeppelin nicht darüber wegfltegen konnte". . . Der Wert von Kinder-AuSsagen. Nach vier tägiger nichtöffentlicher Verhandlung wurde in Main» das Urteil gegen den S» Jahre alten Volksschullehrer Kurt Z. aus Wiesbaden, zuletzt in Mainz-Kostheim, wegen Sitt- lichtkeitSvergehen» in mehreren Millen gesprochen. Z. wurde am 8. Juni 192S aus Grund von acht KinderauS- sagen vom DezirkSschöffengericht Main» zu 2 Monaten GesängniS wegen StitlichkettSverbrechenS verurteilt. Vor der zweiten Inflam, der Großen Strafkammer, ergab sich, baß sämtliche Kinder, die belastend au»gesaat hatten, unter dem Einfluss eines äußerst verlogenen 13 jährigen Mädchens gestanden hatten. Die belastenden Aussagen wurden in der zweiten Instanz derart eingeschränkt, dass nicht» »urückblieb. Auf Grund diese» Ergebnisses und des Gutachtens von Professor Dr. Goldstein-Frankfurt a. M wurde der Lehrer freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte in der ersten Instanz zwei Jahre Gefängnis, tn »weiter Instanz IV» Fahre Zuchthaus und S Jahre Ehr verlust beantragt.