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— > . MM GchAltt««»—«-«el. Schntitmusterr l«««» tznrck bie B»> ist M?Ä! Vdtll TaAk Schlichte Eleganz! 486. Der Mantel hat Sie gerade Linie. Die Falte in der Hinteren Mitte wird bis zur TaiUenlinie gesteppt, vv» hier bis zum Ansatz der Nnckenpasse nnr festgebügelt. 487. Flottes Frnhiahrskostnm. Der Rock zeigt zu beiden Seite» der Borderbahn Faltengruppcn. Der Jacken rücken ist glatt, bis seitlich angeschnikrenru _a»rte«reile grei fen über die Vorderteile und schließen mittels Schnalle. 488. Helle, zweireihig zuknöpfende Jacke zum querge streiften Faltenrock ist letzte Neuheit. , , 48S. Einfaches Kleid mit breitem Ledergürtel und ein- faroiger Blende auSgestattet. Zu solchen Kleibern wirb man vielfach lose Samtjacken ohne Knopfverschluß sehen. 4S0a. Rock mit seitlichen Falten und Jumperbluse auS Heller Seide. 4S0b. Mantel in gerader Form, mit Raglanärmel. Wahre Eleganz ist stets nvanfdringlich nnd taktvoll. — Gerade für die Straße ist Schlichtheit i« Form, Farbe ««» Material der Beweis «Verleger Eleganz. Der Stratzenmantel aus Hellem Wollstoff zeigt mit aufgesetzte« Tasche«, schmale« Ledergürtel Nnd einfache«», tiefe« Revers die rvhige sportliche Note. Einfarbige Jackenkostüme mit aufgesetztem Stoffgürtel wirke« sehr z«rückhalte«d. — Die beliebte Zasa«me«stell»mg a«s zweireihiger Sakko,acke in Shetland und buntkariertem Rock wird nicht ausfallend sei«, «en« «die Farbenzusammenstell«ng «it Ueberleg««g gedämpft wird. — Cvmplets find stets sehr elegant ««- doch nicht auffällig, wenn man sie i« Compossstoffe« i« r«hige« Farbe» und schlichter Form arbeitet. — Die Verwend««- von üalbsfelljacken als Ergänzung des Kleides zum Jackencomplet ist neuartig, muß aber «it Ueberleguug angewendet «erde«? Wollstoffjacke« erscheinen znm gleiche« Zweck weniger betont. Was ist Eleganz? Man könnte ein dickes Buch schreiben und würde doch nie damit eine grundlegende Beantwortung finden — man würde vielleicht nur an zahllosen Beispielen zeigen können, was nicht elegant ist. Es geht mit dieser Frage eben gerade so, wie mit der zweifelnd-verzweifelndeu Frage des Pontius Pilatus: „Was ist Wahrheit?" ES gibt Dausende von Antworten, die beinahe das Richtige treffen, aber nie die eine, klare, allgemein anwendbare Definition. ES ist mit der Eleganz gerade so wie mit dem Takt, beide müssen dem Menschen angeboren sein — erlernen lassen sie sich schwer! Empfindungen, Gefühle lasten sich wohl wecken, lenken und ansgestalten durch äußere Beeinflussung, aber der Keim dafür muß schon vorhanden sein. Die weltbe- cüchtigte Frau Raffke (die gottlob inzwischen wieder von der Bildfläche verschwunden ist oder doch nur noch in Witz blättern ein kümmerliches Dasein führt) hätte lebensläng lich eine „Beraterin für Lebensgestaltung" beschäftigen können nnd würde doch nie ans sich selbst wahrhaft taktvoll und wahrhaft elegant sein können. Denn das steht fest: Takt und Eleganz gehören eng zusammen! Man könnt« sagen, daß wahre Eleganz das taktvolle Bestreben ist, sich jeder Situation entsprechend zu kleiden, oder bester und kürzer: „Wahre Eleganz will nie auffallen!" Der große Mode-Psycholog Balzac deutet fa auch den Begriff der wahren Eleganz als das Bestreben, alles Laute, Grell«, Auffallende zu meiden. Gesellt sich zu diesem Streben mich Zurückhaltung der feste Wille zur Harmonie von Farbe, Form und Material der Kleidung in allen Teilen, so sind alle Vorbedingungen der wahren Eleganz gegeben! Da, wo die Dam« Unbekannte unter Unbekannten ist — also auf der Straße vor allem — wird in erster Linie Ge legenheit sein, sie auf die Eleganz ihrer Erscheinung zu prüfen: paßt sie sich unauffällig dem sachlich nüchternen Bild ein, so daß nnr der Kenner an der Harmonie der Erschei nung die Sorgfalt und geschmackliche Kultur erkennt, daun ist sie wirklich elegant! Es brauchen weder die allerkost barsten Materialien zn sein, noch dürfen Extravaganzen de» Schnitts, auffallende Farbneuheiten beweisen, daß sie „eS sich leisten kann"! Ein ganz schlichter Mantel au» Hellem englischen Stoff mit schmalem, dunkleren Lebergürtel wird bestimmt nicht auffallen. Und doch wird seder, der ein wenig davon versteht, an den einzelnen Effekten sehen, daß dieser Mantel nach -er letzte« Mode gearbeitet ist. Der u^ltteh- breite Revers, der sich bi» zum Gürtel herabzieht, beweist sofort bas Verständnis der Trägerin für die Forderung nach der schlanken Linie, die originell aufgesetzten Taschen lasten erkennen, daß die Trägerin bewußt ein Modell mit dem für den Vormittag stet» richtigen sportlichen Einschlag gewählt hat, wie auch -er nur seitlich in die Erscheinung tretende, fast nur angedeutete blusige Ueberfall oberhalb de» Gürtels da» feine Verständnis für die Behandlung des schwereren Mantelstoffe» zeigt. Und schließlich zeugt di« breite Rückenpast«, deren wagerechte Linienführung die modisch neue Verbretterung der Schulterpartie ergibt, vom richtigen Streben nach Ausgleich des Ganzen, weil ihre Wirkung wieder durch die senkrecht verlaufende eingelegt« Rückenfalt« aufgehoben wird, die bis zum Gürtel geht, dann aber zugenäht und von Zierstichen begleitet ist, die die lange Nückenfront beleben. Ein derartig schlicht gearbeiteter Mantel wird bei aller Unauffävigkeit der Hellen Farbtönung (Beige, Grau, Sandfarben werden das Richtige für ihn fein) immer elegant wirken. Es ist klar, baß Einfarbigkeit schon an und für sich für die Unauffälligkeit de» Anzugs günstig ist. Darum wird da» einfache Jackenkostüm in Kasha unter der Rubrik „Schlichte Eleganz" einen bedeutsamen Platz beanspruchen dürfen. Man kann sich schwerlich etwas Einfachere» vor stellen, als solch eine glatte Jacke mit angeschnittenem Gürtel, «ingeschnittenen wagerechten Taschen und einem gleichfarbigen Rock mit zwei seitlichen Faltengruppen! AVer die Forderung nach Schlichtheit und Unauffälligkeit braucht nicht unbedingt soweit zu führe«, baß man auf eine gewisse Faxbenfreudigkeit nun ganz verzichten müßte. Ein« gewisse Farbenfreudigkeit! Daß heißt also: Dämpfung zu lebendig wirkender Töne dNrch ruhige! Nach diesem Prinzip kann man unbesorgt einen lebhaft karierten Wollftoffrock, der rNNdherum Falten zeigt, die ungehinderte Bewegung ge. statten, alS Kostümrock wählen, wenn man dazu die Jacke aus grauem Shetland einfarbig arbeitet. Und die Belebt heit der Rockform findet dann wieder ein dämpfende» Gegengewicht im Schnitt de» Sakkos, der sich der ruhigen Linie de» Herrensakko» sehr nähert, ohne sie aber sklavisch nachzuahmen. Der Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Sakko wird einmal durch di« größere Kürze d^S Damensakko» erreicht, der natürlich dann auch di« für den Herrn unentbehrlichen Seitentaschen zum Opfer fallen müsse« ldi« ja auch «eben dem im Viereck stehende» * -er doppelten Knöpfe zu unruhig wirken würden), dann aber auch durch die gerade, etwas sackartige Form im Gegensatz zu der in der Taille leicht anliegenden Herren- sacke. Wenn man den Grund des Rockes mit dem Gran der Jacke harmonisch zusammenklingen läßt, dann ist trotz der Buntheit des Karos keine Gefahr, daß solcher Anzug auffallen könnte: dabei aber ist er von modisch vorbildlicher Eleganz. Ein klein wenig betonter erscheint natürlich immer da elegante Komplet; das liegt in der Natur dieses Kostüm», da» geradezu das Ideal harmonischer Eleganz darstellt. Man wird sich also hier ganz besonders bemühen wüsten, äußerste Zurückhaltung tn Farben und Linien walten zu lassen. DaS ist sehr wohl möglich, ohne den Reiz des Ganzen zu beeinträchtigen: man wählt einfach eines der neuen ConposLS, vielleicht in FrtSka. Aus dem gemusterten Mate rial entsteht der offene ganz gerade Kompletmantel, dem eine Schulterpasse die modische Note gibt, und der einfache Rock mit ein paar seitlichen Falten. AuS dem ungemuster ten Composö-Stoff dagegen wird ein einfacher Jumper mit spitzem Ausschnitt gearbeitet. Wenn auch schon der Komplet« Gedanke durch die Wahl deS Material» gegeben ist, betont man ihn dann noch, wenn man den Mantel wie den AuS- schnitt de» Jumpers mit etwas dunkler gehaltenen Streifen aus Lrkpe cle Ltziue besetzt, der auch das Mantelfutter bildet. Diese Zusammenstellung ergibt «in sehr reizvolles, bet alleic Eleganz zurückhaltend wirkende» Komplet. Da nun neben dem Mantelkomplet stet» auch da» Jacken komplet feine Liebhaberinnen finden wird, sei erwähnt, daß man bei der neu entdeckten Begeisterung für die drolligen Reiz« des Kalbfells au» diesem Material offenzutragend« Jacke« arbeitet, deren Rever» au» dem Material des Kleides gearbettet werden. ES darf nicht verschwiegen werden, daß solch Komplet sehr originell wirken kann — aber ein ganz klein wenig lebendig und auch noch etwas ungewohnt wird solche Zusammenstellung doch sein. Sie verlangt also recht ernstliche Ueberlegung der Trägerin, ob und wo sie ihr an gebracht erscheinen wird. Kann sie darüber nicht absolute Klarheit finden, dann wähl« sie lieber die unauffälliger wirkende Wollstofffacke tn abstechender, gedämpfter Farbe al» Ergänzung de» Kleide» »um Komplet: lieber einmal auf de» letzten „Schrei" der Mode verzichten, als auffallcr — das ist daS Gesetz der schlichten Eleganz! Anita Sell.