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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192704238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19270423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19270423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-23
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1927
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ßßiWWstESstmim Bo« ». Siermau». «». Di« Audwandenmg 1» et« andere» Land, uttt »er «ficht, sich dort dauer»» «izusiedel«, wird ustternomm« »« einem ganze« Volk« »der von «ine« Teile eine» solche» «der auch nur von einzelnen Persone», oder Familie» «ud kenuzeichlict sich so al» Massenau»wanderuna. Vie erfolgt j gmmltsam »brr freiwillig und dann mmmninch au» volin- >1 Kde» religiösen oder wirtschaftliche« Gründe«, In de» Weste« Zeiten aeschah die Mass«nau»wander«na oft in Se» L statt von ErobcrungSzUgeu ober al» staatlich« Kolonisaticm, SM» Beispiel di« der phönizischen u«d griechische« Städte, ßku» politischen Gründen erlöste betfpieUMwitt bi« An»- Umänderung da» „Trekken" der Buren in Südafrika au» den NtgUsch geworbenen Gebieten. Di« ««»wantzrnng der tzauzüsischen Protestanten erfolgte infolge de» Edikte» von !. Saute» im Jahre 10« nach Deutschland. sj Sn den Jahrzehnte« vor dem Weltkrieg« überwog«» i» der Gestalt der Einzelwayderung die Gründe .wirtschaft» t Scher und sozialer Natur, und diese sind auch heut« «och ! überwiegend: Nebervölkerung. ungenügender Bodenertrag, geringe ArbeitSmögltchkeit und niedrtae Söhne. Dement» Zechend richtet« sich im allgemeinen der Strom der A«»- »»»derer au» den Sündern mit hochentwickelter Kulinrwach I de« Gebieten mit reichen aber unerschlossenen natürlichen HilfSguellen, unter denen die Golbdistrikt« »on Kalifornien, s Uustralien, Südafrika und Klondyk« «inst grobe An» . «tehungskraft auSübten. Ans Deutschland «»änderten nach überseeischen Sündern, -anptsüchlich über Bremen und Hamburg, aber auch über andere deutsche Häfen, sowie über belgische, holländische und - ftzmmöstschc Hüfen, seit dem vorigen Jahrhundert bi» zum Weltkriege, soweit sich die Au»wand«r«na durch die Statistik bat erfassen lassen, mindestens sechs Millionen Menschen «ud. Ihren Höhepunkt erreicht« die Auswanderung an» fang» der achtziger Jahre de» vorigen Jahrhundert». Di« Überwiegende Zahl dieser Auswanderer sucht« di« vereinig» täc Staaten von Nordamerika auf. Nach dem für Deutsch» land ««glücklichen Weltkriege schwoll der Strom der Aus wanderer infolge der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse rrueut stark an und wurde besonders grob in der Inflation». »eit. so datz sich bas Reich gezwungen sah, besondere Schutz. «Nachnahmen für Auswanderer zu ergreif««. Zur Siegelung »end Düsterheit der Auswanderung sind in de» Hafenplühen VÄörden gebildet worden, von denen jedes AuSwande- mmgSschist vor Antritt der Reise auf Seetüchtigkeit, Ein» rtOung und Versorgung mit Nahrungsmittel« geprüft wird. Der Beratung AuSrvanderungSlustiger dient da» BeichSauSwandernngsamt in Berlin und da» Ausland»- kufiftut in Stuttgart. Es unterliegt keinem Zweifel, daß ein grober Teil der brutschen Auswanderer in den früheren Jahrzehnten in der »euen Heimat ihr Glück gemacht hat, dab aber auch viele dar harten Anforderungen eines neuen Leben» unter voll ständig veränderten schwierigen Verhältnissen nicht gewach- fe« waren, und daß sie oft bitter bereut habe«, der alten BokkSweiSheit nicht gefolgt zu sein: »Bleibe im Lande und ! »ähre dich redlich!" Gegenwärtig ist in Deutschland, ver- Mchen mit den JnflationSjahren, eine absteigend« Kurve der AuStvanderung zu verzeichnen. Immerhin ist aber bi« Zahl derjenigen. di« der deutschen Heimat den Rücken keh re« möchten, noch sehr grob, aber di« Aussichten der Au». warrderungSlustigen erscheinen im <cklgemeinen keineswegs GSbmend, zumal in einer Reihe von fremden Sündern di« Einwanderung überhaupt gesperrt oder in erheblichem Um fang beschränkt und bet der Einstellung der Völker nach dem WeALttege gegenüber Deutschen da» Fortkommen in Ueber- foe meistens von vornherein autzerordentlich erschwert ist. Unter den Auswanderern, deren Hauptzahl auch heute i Wach die süddeutschen Staate« stellen, sind fast sämtliche Ve- rufe vertreten. Zurzeit allerdings stehe« unter dem Ein» zwölf den deutschen Landwirt die G von Argentinien und Pa rag tt T-chMr die le», »»» de« tt «am«ttk!ch « vor: «Der Schweine« (Schweinehirt) soll mit einen «tt c... oder Stecken Der Larrvmamt und seine HanStiere. ' von K. Iensen. au. An dem Gedeihen der Haustiere nehmen nicht nur «« Hirten, sondern auch di« Besitzer lebhaften Anteil und suchen es durch alle möglichen sinnbildlichen Handlungen zu fördern und Krankheiten von ihnen abzuhalten. Im Mit telalter besuchte jeder Sandmann allabendlich sein Vieh, beobachtete es genau, um zu sehen, ob nicht aus dem ver halte« de» eine« oder anderen Tiere» auf ein« Krankheit oder Schwäche zu schlichen sei. Auf der Schwell« oder an den Pfosten der Stalltür wurden und werde« noch beut« in kindlich einfältigem Aberglauben heilige Zeichen angebracht: et« Hufeisen oder der Drudenfuß, oder drei Kreuz« mtt den Buchstabe« E.M.B. itkaSpar, Melchior, Balthasar, „Die heiligen drei Könige") oder die Maigerte, mit der da» ««»ziehende Vieh geschlagen griiSÄi, d?i»1 dieser Bern^Sweia ha« i« Aullaud« di« geringste kett sich «inen neue» wannen Herd zu , " alle« Sünder« ohnehin ei» Ueherfluß träft« besteht »nd da «ine solche Tätig! -'M LUN'K.'NHrL'-« doantte. di«, da st« sich in Deutschland i» schlechter Sage be finde«. zahlenmäßig stark unter de« Auswanderer« »er. treten sind. Diesen Beruf, de« besonder» frühere Offizier« ergriffe« Haden, gißt r» in Nordamerika überhaupt »icht. Südamerika hat dagegen zahlreiche Beamte dieser Art. Mittellose Einwanderer, die sich diesem Berufe zuwenben «olle«, stehe« vor einer äußerst schwierigen Laufbahn, da sie meisten» al» einfach« Knechte beginn«» müsse»», um sich dadurch «in« geringe Möglichkeit zu »erschaffen, vielleicht »ach Jahren in ein« höher« Stelle auszuracken. Fast für ganz Europa ist auch heute noch Nordamerika da» Hauptziel der deutschen Auswanderer. Dieser Zustrom »ach Nordamerika ist so beträchtlich, daß di« Bereinigte« Staate« et» Gesetz erlassen haben, da» die Einwanderung beschränkt. Jür Deutschland beträgt dies« Zahl ««» sähr- ltch. und »war darf monatlich nur «in Zehntel davon zöge» lassen werden. Unter den von Deutschen am meisten bevorzugten Au», wanderungslünbern stand bi» vor kurzem Brasilien an »wei ter Stell«. Di« durchschnittlich« Auswanderung dorthin be trug jährlich «ngefäbr 7V bi» MMV. Erst kett November 1«« hat die Auswanderung nach diesem Lande etwas nach» gelassen, weil die brasilianisch« Regierung bi« Einreise von schwer erfüllbaren Bedingungen abhängig macht. Das übrige Südamerika ist für di« Einwanderung freigegeben, allerding» sind auch hier die Gebtete. die dem Einwanderer mtt geringem Kapital ein günstige» Arbeitsfeld öffnen, ver» HLltnidmLßia gering. Jür bäuerlich« Ansiedlung find für den deutsche» Landwirt die Güdstaaten von Brasilien, Teil« von Argentinien und Paraguay, südlich der heißen Son«, aut geeignet, «eil di« dort ansässige Bevölkerung zu ttnem groß«, Teil deutschstämmig ist: denn da» Klima ist nicht gesundheitSschäRich und bi« Regierungen haben da» v«. streben, Landwirte zur Kolonisation heranzuziehen. Gesucht werden in Südamerika besonder» Tischler, Sattler und Schmied«, an denen Mangel im Lande besteht. In der letzten Zeit ist auch Mexiko in di« Reih« der AuSwanberungsländer getreten. Die mexikanische Regie» rung gewährt dem Einwanderer einzeln« Vergünstigungen, unter anderem freie Fahrt auf den mexikanischen Eisen- bahnen und Vergütung der gesamten Zollabgabe. Im Lande selbst ist die Arbeitslage aber denkbar ungünstig. Es sehlt eine gut organisiert« Industrie, und zur Ansiedelung sind mindesten» 10 bis lö vvsi Mark erforderlich. ^auulömicht »der M Ni LA ä." ALLSN-Z W LN.L Litz MFlSjAA Tobe ihre» Herr« durch Anrufe« sofort mache». Da» Unterlasse» dieser Handlung, mxh t» Norddeutschland verbreitet ist. hat Tod unter dem Vieh zur Folg«. - Jede Tierart hat -Hre« Sdntzhetlig Namenstag« man um Gesundheit für da» »ud de» Geistliche» Spenden zu bringe« Pfl zu s<Äaa«» oder«»zu guäle«, ist streng «mA de» die Tiroler Wet»tüm«r, d. h. atte voli ordnuoge» vor: «Der Schweine, iSchwel— , —- ' grob sein, auch nit mit groß« P««tzj ken und Geißle» umgeh« «ud «it Mtt Stein werfen", und selbst weun sich da» Vieh auf umzäun» ten Wiesen oder auf fremdem Grund und Bad« verirrt hat, darf «» nicht geschlagen oder gestoßen werde«, sondern man soll e», wie e» in einem ander« WetStume betßt: jugendlich daruß triben". Geht man doch in der Fürsorge für da» Vieh so wett, daß man in verschieden« Gegend« Südbeuischland» sogar seinem Heimweh zu steuer« sucht. Will sich «ine neugekaufte Kuh nicht «tngewöhn« und steht man, daß sie nur wenig frißt und infolgedessen nicht gut gedeiht, so führt man sie über et« Tuch und gibt ihr von d« Brosamen de» eigenen Tische» zu fressen, damit sie sich an di« neue Familie gewöhne und merk«, daß sie auch im neuen Heim gewissermaßen al» Familienmitglied gelte. Einen Einblick in da» Familienleben de» deutsch« Hirten «nd Landmann«« gewährt auch die Namengebu»g de» vtehe». Im Alpengebtcte, auch im West- und Nord« deutschland hat fast jede Kuh ihren Namen. In Mittel» beutschland sind «S besonder« die Pferd«, di« man in ähn licher Weis« zu nennen und zu rufen pflegt. Bald hab« Geburtstage oder aber GeburtSmonat« den Tieren den Namen geben müssen, bald war seine Farbe ober Gestalt Veranlassung dazu. Wenn baS Tier zu -erselben Zeit ge boren wird wie ein Knabe oder Mädchen in der Familie, so bekommen beide in verschiedenen Gegenden Deutschland» »«selben Namen. In Westfalen ist die Namengebung de» Rindvieh«» ein seierlicher Akt, der am Morgen de» erst« Mat vollzogen wird. Diese Namengebung erstreckt sich auch aus Hund und Katze. Beide erhalten ihre Namen verschie ben. Peter, Murr, Muschi, Mieze, Schnurrt usw. werde« Katzen genannt, während die Hunde in viel« Fällen ge» radezu patriarchalische Namen erhalten, die nicht seit« dem klassischen Altertum entnommen sind, z. B. Nero, Cäsar, Kehtor, Zeus usw. E» gibt sogar Bäuerinnen, bi« ihr Federvieh mtt irgendwelchen Namen rufen. Kürzlich war ich bei einem guten Freunde auf dem Lande zum FastnachtSschmau« ein geladen. Während des Mittagsmahles saßen fünfzehn Personen am Tisch, darunter auch da» vierjährige Töchter chen meines Freundes. Die leckersten Speisen luden zum kräftigen Ginhauen ein. Auf einmal ertönte di« liebliche Stimme der Kleinen: „Mutti, ich bekomme doch die Leber und da« Herz vom Onkel Otto, den wir gestern geschachtet haben?" Mir wurde ziemlich unheimlich zumute. Doch bi« Gastgeberin blickt« lachend in di« schreckensbleich« Gesichter der Tischgäste und sagte: „Ihr habt schon all« «in Stück »o« Onkel Otto gegessen, -« wenigsten» ganz bestimmt" und da» mit meint st« «ich. „Onkel Otto ist kein anderer al» ei» Hahn vom Hühnerhof." Der SreuztrSzer. Humoreske von Georg v. d. GaSekentz. Ich war für Wochen nach Berlin gekommen, da rief mich Mm» Tages mein Schulkamerad Bill an, den ich seit Jahr« nicht gesehen, ich möchte ihn besuchen, denn seine Krau brenne darauf, mir ihre Bildhauerarbetten zu zeig«, vor cckkem eine Porträtbüste. Bill war feit langem mtt einer reizend« jungen Dame oer-eiratet, oder richtiger, als er heiratet«, war seine Braut «tue reizende junge Dame. Ich war bet seiner Trauung darum weiß ich c». Mtt einiger Sicherheit war heute anzu- nehmen, -aß di« letzte Eigenschaft sich geändert hatte. Aber die erste konnte ja geblieben sein, wenn auch Bills Frau unter die Bildhauerinnen gegangen war. Man munkelte, er fei über diese künstlerische Abschweifung zu eine« Kreuz- träger geworden, doch wie so viel«, könne er d« Entschluß «icht finden, so oder so sein Los zu besser«. Sie war ihm eben Über. Mein Schulkamerad, — er war eigentlich Wilhelm ge- tauft, seine Mutter nannte ihn aber als gute Deutsche Bill, — war seinerzeit ein frischer, übermütiger Bursche gewesen. Nur manchmal hatte er un» in der Schule durch rasche Zvrnausbritche erschreckt. An der Vorortbahn erwartete mich jedoch ein etwas an gegrauter Mann, dem ein Zug milder Ergebenheit um die Mundwinkel lief. Aha. dachte ich, ein Gebändigter. Die ! Siegerin empfing mich in der Wohnung. Daß st« älter ge worden sei. hatte ich ganz recht angenommen. «S war wirk lich an dem. Aber ihre Nase, auf der heute «in Kneifer saft war auch bedenklich spitzer geworben, und da» war eigentlich nicht notwendig. Spitze Nasen wirken ans mich störend, wie ausgeklappte Federmesser auf einem Schreibtisch. Im übrigen machten die beiden anfangs einen durchaus ' glücklichen Eindruck. Sie hatten sich bi» »um Essen nicht einmal ernstlich gezankt. Freilich gingen wir gleich zum Ess«. Wir bekamen eine angebrannte Suppe, ein Versal- »««» Fleisch, un- die süße Speise hatte die gnädige Frau vergessen, beim Mädchen zu bestellen. Bill seufzte ergeben und erhob sich. Seine Aua« bat« : «ich um Verzeihung. Er sprach mtt krampfhafter Heiterkeit von -er Ansicht der heutigen Aerzte, baß wir Menschen , zaotel, viel zu viel äßen. Süße Speisen machten dick. Und m dicke Menschen lebten bekanntlich nicht länger alS siebzig ' oder achtzig Jahre. TS war ein wundervoller warmer Tag. die Sonne leuchtete durch» Fenster. Da schlug er vor: ,Ob wir «icht den Kaffee aus dem Balkon trink«? Meinst Du nicht auch, Karolinchen?" Aber sie meinte das durchaus nicht. Wenn man in einen Wasserspiegel ein« Stein wirft, j dmm verzerren ihn hundert Wellen. Go verzog sich Karo» , ktue» Stirn zu schmerzlichen Falten. „Du bist wirklich ohne 'jede Rücksicht für mich, Bill. Weißt du denn nicht, dab wir < harte Ostwtnd hab«, und baß «» da auf dem Balkon mör ¬ derisch zieht?". „Nun ja", entgegnete Bill in einem geradezu buddhtsti- iche« Gleichmut, „wenn du meinst, dann haben wir Ostwtnd, rmb ich muß nur mal auf -em Gartenhaus die Wetterfahue ttr Ordnung bringen lassen, die absolut Südwind zetg« Dill." „Unsinn! Ostwind! Verwechsle doch bitte nicht immer die Himmelsrichtungen!" Bill seuszte. „Gestern war in der Richtung noch Süden." ! Karoltne setzt« den Klemmer auf die Rase und sunkette Kn an: „Wie kannst du nur so etwa» Dumme» sag«. Nach Wetterfahnen hat man sich übrig«» nur im grau« Mittel alter gerichtet. Du glaubst wohl auch noch an d« Laub frosch?^ ^kein, aber an den Storch", wagte Bill zu antwort«. Frau Karoltne wendete sich entrüstet ab. „Du bist ««. erträglich mit dein« unpassenden Witzen!" „Ich fürchte", philosophierte Bill, „ein« passend« Witz würbest du «och weniger schätzen." „Ich weiß nicht. Ich habe von dir noch nie einen gehört", «arfseine Kran hi« un- verzog verächtlich d« Mnnv. Wir blieb« also ohne Kaffee, un- st« führt« wich vor die Büste, von der mir Bill geschrieben, und die Karoltne von ihrer Schwester in Gips angeferttgt batte. Unter unS: ein scheußliche» Ding! Aber ich lobte e«. Man soll Büsten oder Bilder von Dam« in deren Gegenwart immer loben. Mein Freund kniff mich zur Strafe solcher Heuchelet in d« Arm, dab ich hätte schrei« mögen. „Feine Sache, nicht wahr?" meinte Bill. „Sieht sie meiner Frau nicht sehr ähnlich? Hast du nicht erwartet! Da» nenn' ich mal Talent, was? Nicht gerade wie Miche- langelo aber " Sie schlug mtt dem Blick «ach ihm, -aß er i« sich zusam mensank. „Dein Freund", fuhr sie auf, „würdigt die Arbeit ganz allein, du brauchst keine Bemerkungen zur Erläuterung dazu zu mache«. Er hat sicher mehr Blick für et« Kunstwerk, al» du. Michelangelo ist überwunden." Ich beetlte mich, ihren Zorn abzuletten. Gewiß, Mi- chelangelo sei ja lange tot, und Bill mache ja nur Spaß. „Er wM sehr gut, keiner hätte di« Büste ähnlicher mache« k0n««r, anch Michelangelo nicht." Da» Wort hatte ich bitter zu bereuen. Ste straffte sich stolz auf und lud mich «in, in ihrem sogenannt«» Atelier ihr „Gesamtschaff«" zu bewunden». In tbr« Kunstwerk« steck« ih^^anze» Leben. Richt» kränk« sie sch al» wem» «nm Also auch da» «och! Na, in GoüeSnamen! Mtt Müh« entrann ich zwei Stunden später, zu Tode ermüdet, all de« gipsernen Herrlichkeiten. „Morg« werde ich ein« Porträtbüste von mir an sang«", meinte st« und putzte ihren Klemmer, „Verstehen Sie uun, daß jemand, der Kunstwerke im Kopfe hat. sich nicht ewig um den nüchternen HauShatt, um eine süße Speise kümme« mag. Gott, nur so «in Alltagsmensch «sie der gute Bill mag da» absolut nicht begreifen." . „Er begreift e» vielleicht wohl", suchte ich d« Freund zu entschuldigen.- Sie aber schwenkte den Klemmer verächt- könnie er nicht ien." hulter. Bill mag da» absolut nicht begreifen." . „Er begretft e» vielleicht.»»-!", s zu entschuldig— — . lich mtt großer Handbewegnng dnrch die Luft. „Nein, da» tut er eben nicht! Sonst ,ro« sogar frivol« Witz« über meine Werk« r Ich klopft« meinem Freund auf di« „Armer Bill, hilft nicht», da» mußt Ä» einsehen, mit solchen Dingen im Kopf kann man nicht in -er Küche steh« oder Strümpfe stopf«." Bill znctte -ü«r die Achsel«. „Mtt solch« Ding« 1« Mage« " Doch er hielt e» sür besser, da» Wettere für sich zu behalten. Al» ich bald danach aufbrach. geleitete er mich noch bi» an die Tür de» »arten». Wir drückt« un» versteh«- die Hände. „Würdest du da» a«»halt«s" fragte er. Sein« Stimm« klang gereizt. „Nee, ich würde anSreißen." „Wenn da» nur so einfach wäre!" Mtt ergebener Miene Mich er in» Hau» zurück. Doch der Kerl hatte dabei einen unheimlichen Audbrnck, -er «ich eine« Augenblick erschreckte. Ich glaube, trgendet» Gewitter braute sich doch heimlich in seinem Inneren zusammen. Bill hatte ja schon al» Junge Wutanfälle gehabt. Etwa drei Wochen hörte ich nicht» von ihm, wenngleich ich ost an ihn denken mußte. Scheidung wäre in de« Fall« ja -och wohl da» Beste. Aber freilich, so leicht ging da» nicht. Da raffelte eine» Abends der Fernsprecher. Do» Mädchen meldete, mein Freund müsse mich dringen- spre chen. Ich lies an den Apparat: .Hallo, «ill, was tst?" „E» tst geschehn!" „Was denn? Habt ihr euch getrennt?" „Gründlich! Ich habe Karoltne erledigt. Ich bin st« loS!" Erledigt? Fast hätte ich den Hörer fallen lasien. Da» teilte mir -er Mensch telephonisch mit? Erledigt? Da» klang ja... Wäre der «ule Bill fähig gewesen, in einem Augenblick -er Raserei.... Oder hatte ich falsch gehört? „Um Gottes willen, was heißt das?" schrie ich. „Sehr einfach, ich hab' ihr heute morgen nach -cm Koste* ein» über den Schädel gegeben!" „Und ?" „Und e» ist ihr nicht bekommen!" War der Mensch tatsächlich toll geworden. Ich warf den Hörer in -le Gabel. Rasch in ein Auto und zu ihm. Am Ende hatten st« Len armen Wahnsinnigen schon verhaftet. Die Wohnung stand osten. Unordnung ring» umher. Ich stürzte in sein Zimmer und fand ihn aus dem Sofa liegen-, eine Zigarre im Mund. Eine brennende Zigarre! Wollte er^die erregten Nerven beruhigen? Er sprang auf, al» ich elntrat. streckte mir die Hand hin und brüllt« mich an: „Ich bin ste lo», für immer!" „Bill, was haft du getan?" „Nun, gleich meine« Anwalt herbestellt. ES ist ja »un einmal geschehen." Lind dein« Frau?" , Mtt unheimliche« Lächeln, mtt eine« wahren Mörder lächeln, antwortet« er mir: „Sie ltegt noch drüben. Komm, sieh dir ste an." Er faßte Mich am Ar« und zerrt« urtch durch den Flur hinüber «ach de« Atelier. Der fürchterliche Mensch wollte am Ende, daß ich die Ermordete al» Leich« seh«» sollte, drinnen «nter de« Büsten, die ihr Dasein anSgtfüllt hatte«. Doch vielleicht atmete ste «och, war et« Arzt bet ihr. Ich hoffte «nd traut« mich nicht, de« aufgeregte« Mensche« durch Sträube« oder Widerspruch «och mehr z« reize«. Wahn sinnig« sind ja unberechenbar, schrecklich in ihrem Tun. Bill riß di« Tür auf, stieß mich vorwärt». Schaudernd trat ich ein. ^Siehst du", rief mein Freund triumphier««- «ud wie» auf de« Bode«. Scherbe« lagen umher. St« schien bereit» fortgeschafft. „Nun ja, aber ?" Ich wagt« de« Name« -et Unglückliche« «icht gmüz» spreche«. „Da", rief Bill, „da liegt sie! Und wie sie den Lärm hörte «nd beret«kaur und gesehen hat, wa» ich Mtt ihr« Büste angefanaen habe, ha, da ist'» geschehen!" . „WaS?" Ich packte den Freund am Ar«. '„Da hast du? " „Nee, da bat siel Kehrt gemacht hat sie. bat ihr« Kost« gepackt und ist auf und davon. Und «m» ist Schluß, tth »ft» frei!" Da fiel ich Bill mn den Hals: „Mensch, Freund, mir iß ein Stein vom Herze«!"
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