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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192704238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19270423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19270423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-23
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1927
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-SH.-» < 8«. J«»r, Letzt kommt die rechte Man-er-en . . " E» schmolz der Schnee. — vom El» befreit Zu Tal di« Bäche fließen. Schon au» der Scholle Winterkleid Di« ersten Veilchen sprießen. Nun aber schleunig au» dem Stroh! Wo» schiert un» Sturm und Regen — Wir wandern mit Kalli — Hallos Dem neuen Lenz entgegen. Wir finden ihn am Heckenrand, Wo zarte Knospen lugen. Am Wind weht unser Lautendanv. Bleibt nur daheim, ih, Klugen! Macht euch am dumpfen Ofen breit, Wir weiten uns're Lungen, Jetzt kommt di« rechte Wanderzeit ftilr frische deutsche Jungen. Gott grüß' dich, liebe Heimatfluri He«, wie die Füße fliegen. Wir folgen froh der Sonne Spur, Mao drunten auch noch liegen Der Schatten kühler Winternacht. Hoch klare Firmen locken. Und wenn der Lenzsturm braust und kracht Klingt's uns wie Feierglocken. Seht » dann mit Hellem Lautenklang Am Abend auch nach Hause, - Wacht lang noch froher Lieder Sing Am trauten He.bergshause. - Halli und auf! Macht euch bereit! Der Winter ist bezwungen. Jetzt kommt die rechte Wanderzeit Für frische deutsche Jungen. spotten. Ein tüchtige» Volk wohnt «m deutschen Süden, kerndeutsch und bodenständig mit seiner Heimat verwachsen Lerne ieber Land und Leute keunen, er wird dann gerne der Tage und Wochen im vayernland aebenken und eine solche Bayernfahrt wird für alle Teilnehmer eine wertvolle und nachhaltige Srtunerung bilden. I» »4 ». Bell«,» pm Wefeer T«,e»l«tt. «emw»«,» 28. April 1SS7, «ben»» kB ÄpiMckai ii chpn M lei tzchr dies" locken wieder die alpinen Ziele. Der deutsch« Jugend- herbergen-verbarch hat mit seinen über 3000 Jugendher- brrarn in «an, Deutschland den Weg bereitet. In Bauern verwaltet diese Arbeitsgebiete der Landesverband Bauern für Augerwwandern und Jugendherbergen, der mit gro- her Energie und Tatkraft für geeignete Unterkunststätten sorgt. « Da» alpine und voralp'ne Gebiet mit seinen besonders für alpenferne Jugend wenig gekannten Gefahren, for dert besondere Einrichtungen. Irrig und abwegig ist die Meinung vieler Jugendfühver und der Jugend selbst, E müsse bei einem Besuch der Alpen gleich die höchsten Ziel« anstreben. Falsch auch d»e Ansicht, die Zugspitze sei für Jugendgruppen jeden Alters eben recht Stellt schon der Anstieg eins nicht ungewöhnliche An- larderung a» die Kraft des jungen Menschen, so ist die Tour selbst durchaus nicht ganz einfach für alpin uner fahrene Menschen. Witterungsumschläge (Schneefälle im Sonmwr) fordern nicht nur gute Ausdauer, bestgeeignete Ausrüstung, sondern stellen auch an den Führer grobe Anforderungen und bürden ihm Verantwortung ans, denen die wenigsten gewachsen sind. Der Landesverband für Jugendwandern und Jngend- oerbergen, Deutsche Jugendherbergen Gau Bayern, hat in seiner Geschäftsstelle Münchei,, Hauptbalmhof-Südbau (ge- öffnet von 9—5 Uhr, Samstag 9—1 Uhr) »eine alpine Auskunftstelle geschaffen, die für alpine Jugcndfahrten Rat erteilt. Erwachsene wenden sich an die Alpine Aus kunftstelle der Bergwacht. Zur Benützung der Jugend herbergen in Südbayern, südlich Münchens, sind beson dere Ausweise nötig, die nur an geführte Gruppen anS- gegeben werden. Die Bestimmungen hierfür sowie sonstig,: Auskunft gegen Briefporto erhältlich. In Südbayern finden in den Jugendherbergen Er wachsene keine Aufnahme, jugendliche Eimelwanderer Nur nördlich Münchens und in München selbst. Rechtzeitige Anmeldung ist für München in jedem Falle an die Haupt geschäftsstelle des Landesverbandes für Jugendwandern u. Jugendherbergen, München .Hauptbahnhof-Südbau, not wendig. Rückporto ist beizufügen. Postlagernde Sendungen finden keine Erledigung. Anmeldung durch Dritte ist zwecklos. In München selbst ist rm letzten Jahr eine mustergül tige Herberge geschaffen worden. Ein grober Neubau er möglicht ,n 12 Schlassälen und einem Massenlager die Beherbergung von 450—500 Jugendlichen. Zehn getrennte Tagesräume, mit Kochgelegenheit, ein Vortrags- und Speisesaal stehen bereit. Achtzehn Brausebäder und aus reichende hygienische Einrichtungen sind vorhanden. Dampf heizung ermöglicht die Benützung der Herberge Sommer Wie Winter. Eine grobe Küche kann alle Gäste — nach vor- heriger Anmeldung — voll und billig verpflegen. Durch diese moderne Jugendherberge, tue ihresgleichen in Deutschland noch nicht hat, ist der Besuch Münchens mit seinen Sammlungen (Deutsches Mussum usw - der Jugend aus allen Gauen wesentlich erleichtert. Die Münchner Grobjugendherberge ist seit Mitte Dezember 1926 m Be trieb nnd erfreut sich dauernd starken Besuches. Die teler- lickw Euuveihung findet am 26. Mai statt. Prospekte mit Bildern der neuen Herberge gegen Briefporto. Der Gau Bayern des Deutschen Jugendherbergenverbandes verfügt im ganzen Land Über mehr al- 300 Jugendherbergen, darunter etwa 35 Eigenheime. Ein besonders geeignet»» Wandergebiet für die deutsche Jugend ist der Bayerische und Böhmerwold, woselbst bis zum Sommer fünf Eigen heime und eine Reihe von sonstigen Unterkunstsmüglich- teiten bcreitstchen. Hier können neben geführten Jugend gruppen auch jugendliche Einzelwanderer Unterkunft fin den. Voraussetzung ist, dab die Führer init dem Führer ausweis und jugendliche Einzelwanderer mit dem Bleiben- .ausweis des Deutschen Jugendherbergenverbandes ver sehen sind. Erwachsene finden auch hier kerne Ausnahme, da die Heime ausschlietzlich der Jugend gewidmet sind. Der Gau Bayern, der in der Frage der Eigenheime als Jugendherbergen bahnbrechend und richtunggebend voraus» gegangen, errichtet auch in diesem Jahre in den verschiedenen Teilen des Landes 8—10 neue Jugendherbergen. So in Amberg, Bayreuth, Eslarn bei Weiden, Bischofsreuth (Bayerischer Waldl, Saldenburg (Bayerischer Walds, Pot tenstein (Fränkische Schweiz«, Retzstadt bei Würzburg, Merzalben in der Nheinpfalz usw. Ein eigenes Herbergsverzeichnis gibt Aufschluh über die bayerische» Jugendherberge» (Preis mit Karte 75 Pfg.s. Für München ist neben einem Führer (Preis 56 Psg.s von der Geschäftsstelle eine kleine Broschüre (BesuchSpläne für München — Preis 20 Pfg.s heraudgegeben. Die deutsche Jugend sollt« nicht allein nach den Alpen streben, sondern auch bei einer Fahrt nach Bayern die alten Städte wie Würzburg, Rothenburg, Nürnberg usw., die Wagnersladt Bayreuth, das Fichtelgebirge, Rhön und Spes sart und fränkische Schweiz, den Bayerischen Wald, die Donanstädte, wie Regensburg und Passan. die alte Fugger stadt Augsburg und vieles andere in ihrem Fahrtcnplan einbeziehen. Diejenigen Gruppen aber, die über die Grenz« hinaus nach Oesterreich fahren, mögen sich rechtzeitig in München den notwendigen Sonderausweis, der für Südbayern und Oesterreich zur Benutzung der Herberge notwendig, besor- gen. Bei Fahrten endlich, die nach Italien usw. unternom men werden, sollte immer bedacht werden, daß nach dem Betragen dieser Gruppen das ganze Volk beurteilt wird. In Bayern selbst ist die Jugend aus allen deutschen Gauen willkommen; sie soll aber Land und Leute achten, vor allem aber auch ungewohnte Bräuche nnd Sitten nicht ver- ' »w- kl« SWtll AM lilMll l« R IM «Alwl A All Nil M Dresdner Plaudereien. Nach de« Feiertage». — Klassiker-Aufführungen. — Neves vom Film. — Re«««« i« Reick. — Das erweiterte Güntzbad. — Ein Lob der Nevftadt. Nachdruck verboten. We«« «S auch «icht als übermätzig geistreich gilt, vom Wetter zu reden, so wird man doch von dem nun wieder einmal hinter uns liegenden Osterfest noch sagen dürfen, datz eS nicht eitel Freude ausgelöst hatte. Ueberall hatten sich die Ausflugsorte auf eine Fremden-Jnvasion einge richtet und dank des regelrechten Aprilwettcrs sind die ge hegten Hoffnungen nur zum Teil in Erfüllung gegangen. Dabei war der Fremdenzustrom nach Dresden erheblich und die Hallen der beiden groben Bahnhöfe in Altstadt und Neustadt glichen zuweilen kribbelnden -Ameisenhaufen. Die Rcichshauptstadt entsandte allein mehrere dichtbcsctzte Son derzüge, deren Fahrgäste der sächsischen Schweiz znstrcbtcn, um einmal dann daheim etwas ordentliches von lebensge fährlichen Klettereien erzählen zu können. Auch im Stra- ßenbild der Stadt gewahrte man während der Festtage die Eingewanderten und die groben Gaststätten hatten über Mangel an Besuch nicht zu klagen. Auch -er Einheimische hat den lobenswerten Brauch eingcführt, au den zweite» Feiertagen der hohen Feste „Muttcr'n" mal zu beurlauben, d. h. er ladet seine Frau zum Mittagessen in ein besseres Gasthaus ein. Der Plauderer machts schon lange so und möchte dies allen Ehemännern zur Nachahmung empfehlen. Die vielgeplagte Hausfrau ist für solchen Hnmanitätsbc- ivcis dankbar und sieht ein andermal weniger scharf hin, wenn der „teure Gatte" von einer abendlichen Kneiperei etwas später, als versprochen, wieder daheim anlangt. Zu den fciertägigen Zerstreuungen gehört auch ein Be such einer der berühmten Kunstsammlungen. Pom einge borenen Dresdner wird behauptet, datz er nur dorthin geht, falls er Besuch von auswärts erhalten hat und nun ver pflichtet ist, diesem etwas schönes zu zeigen. Von allen Dresdnern möchte ich das nicht behaupten, aber etwas wah res wird schon daran sein, denn es ist eine alte Tatsachc,Gab man lieber in die Ferne schweift, als das Gute in unmittel barster Nähe aufzusuchen. Die beiden StaatStheater haben dem Osterfeste in tra ditioneller Form Rechnung getragen. Die Oper brachte an drei Abenden den „Parstfal" heraus. Wer hier eine Auf- fiihruüg von diesem erhabenen Werke Wagners erlebte, wird sie nie wieder vergessen. Und am Schauspielhaus geht am ersten Ostertag ftehts Goethes „Faust" in Szene. Das ist wieder einmal ein reiner Genutz und alles andere „Theater", magS auch noch so klug ausersonnen sein, bleibt weit zurück. Ueberhaupt die Klassiker-Aufführungen an dieser vornehmsten Dresdner Pflegstätte des Schauspiels. Von ihnen nimmt man noch etwas mit hinüber in den grauen Slltag. Beispiele dafür sind in de« letztvergangene« Wochen die Neuinszenierungen von ,^önig Heinrich IV" (1. und 2. Teils. Dieses Drama »es genialen Briten war in erstklassiger Besetzung ganz ausgezeichnet -erausgcbracht . worden. In dankenswerter Weife lieb man aber bald dar auf unfern Schiller zu Wort kommen. „Wallensteius Lager" und „Die Piccolomini" entfachten Beifallsstürme, wie man sie bei Klassiker-Aufführungen seit langem nicht im Schau- spielhause erlebt hat. Das mag als ein gutes Zeichen an- gesprochen werden, als ein Beweis, datz in wetten «reisen der Sinn für da» wirklich Gute noch nicht erstorben ist. Und weiter beweise» solch« Aufführungen, datz uns die Klassiker doch wesentlich mehr zu bedeuten haben, als die neueren und neuesten Literatur-Produzente«, nicht zuletzt unser Schiller, der mit der hinreißenden Gewalt seiner Sprache auch heu tigen und spätere« Geschlechtern etwa» zu sagen hat. Dt« Objektivität veranlabt di« Feststellung, datz . di« gegenwärtige Mmpr»d«kti»« sich t« einer sehr beachtlichen Aufwärtsentwicklung befindet. Gemeint ist hierbei der Unterhaltungsfilm. Man erinnere sich, welch krauses und alberne» Zeug «wm oft unter dem Namen „Drama" über sich ergehe» laAea «rntzte^ eine «nhwfnna. vo» Unmöglich ketten, gepaart mit falscher Sentimentalität und Unanstän digkeit. Diese Dinge wurden dann von sehenswerten Grob filmen abgelöst, die wahre Regiewunder enthielten, dem Auge autzergewöhnliches boten und auch in der Handlung erträglich waren. Jetzt hat nun die russische Filmproduk tion ein Werk herausgebracht, das in seiner alles Theatra lische vermeidenden Aufmachung als eine künstlerische Tat angesprochen werden mutz. Es ist eine Verfilmung von Gorkis Roman „Die Mutter". Obgleich das gesprochene Wort fehlt un- das geschriebene nur ganz wenig zur Air wendung kommt, so wirken doch die aneinandergcreihten Szenen erschütternd, wozu allerdings die hohe Darstellungs kunst der Hauptrolleniräger das ihre tut. Die politische Tendenz des Films — sie wird übrigens in den Ankün digungen bestritten — tritt zurück vor der grotzcn Jnszcnic- rungskunst, die dem Filmdrama neue Wege weist. — Neue Wege in der Filmprodnktion «vollen auch zivei Dresdner Fachleute des Kurbclskastens gehen, indem sic mit diesem ansangcn,. was das tägliche Leben bietet. Sic wollen da mit auf den gestellten Filin verzichten und bcwcifcn, daß das wahre Leben genug Stoffe zu „filmischen Plaudereien" enthält. Einem Kreise von Interessenten sind die Ergeb nisse dieser Bemühungen vorgesührt worden, aber der Er folg wqr nicht übermäßig verheißungsvoll. Tas Publikum, das die Kinos besucht, verlangt doch Ablenkung und Zer streuung, ohne sich dabei sonderlich anstrcngcn zu müssen. Diese „lebenswahren Filme" aber veranlassen bei ihrem Abrollen zu angestrengter Denkarbeit und wer die Zusam menhänge der schnell wechsclndcn Bilder nicht sofort erfaßt, muß dem Gezeigten verständnislos gegenüberstchen und gibt dem Leichtsatzlichcn den Vorzug. Immer mehr gehen wir nun der Jahreszeit entgegen, in der Veranstaltungen in geschlossenen Räumen weniger besucht werden. Umsomehr erfreuen sich die Sportplätze großen Zuspruchs. Das sah man zu Ostern wiebcr draußen in Reick, als vor dichtgefüllten Tribünen die diesjährigen Pferderenne« ihren Anfang nahmen. Es hat auch einen eigenen Reiz, die feurigen Tiere dahingaloppieren zu sehen und auch der nicht mit „Pferdevcrstand" Begabte kommt da bei auf seine Kosten, zumal wenn er dem Totalisator ein paar Märker anvertraut und sich dann bald daraus zum riskierten Einsatz einen Gewinn abholen kann. Das pas siert allerdings nur denen, die auf das richtige Pferd setzten. Die anderen Glücksritter — und sie bilden die Mehrzahl — pflegen dann mit betrübten Mienen abzuzichen. An der Kundschaft der konzessionierten Wettbureaus ist übrigens zu ersehen, datz der Rennsport keineswegs nur für die „Großen" bestimmt ist, sondern manch armer Teufel trägt sein sauer verdientes Geld zu den Buchmachern, von einem zuin an dern Mal auf den „großen Tipp" hoffend. Jin übrigen zeigten die ersten diesjährigen Dresdner Rennen wieder «in erfreuliches gesellschaftliches Bild. Aus den Rennplätzen pflegt auch Krau Mode ihr« neuesten Ideen in der Praris vorzusühren und deshalb gehen auch viel« hin, um zu sehen und gesehen zu werden. AIS sicheres Zeichen dafür, daß der Winter der Bergan* genheit anaehört, ist der Wiederaufbau der Elbbäder anzu» sehen, wenngleich zur Zeit noch niemandem anzuraten sein wird, sich der noch allzukühlcn Flut anzuvertraucn. Ucbri- gens hätte bas Hochwasser der Elbe beinahe das ganze Holzmaterial der Badeanlagen mit fortgeschwemmt, wenn ,cs nicht starke Männer schleunigst in Sicherheit brachten. Badegelegenheit ist aber in Dresden auch in der kalten Jahreszeit reichlich vorhanden und die Stadtgemcinde be sitzt in dem aus Mitteln der Dr. Güutzschen Stiftung er richteten Güntzbad ein« der Volksgesundheit dienende An lage, um die sic andere Großstädte beneiden können. Neuerdings hat nun das Güntzbad eine umfangreiche Er weiterung durch Einbau von russischen und irisch-römischen Dampfbädern erhalten. Zwei Jahre hat man an dieser Reuschöpfung gearbeitet und damit ein Werk vollendet, das eine Sehenswürdigkeit -arstellt. Wenn es bet der Ein weihung vom Oberbürgermeister als ein Ehrenmal für die Stadtverwaltung beFetchnet wurde, so ist damit nicht zu viel gesagt. Fremde, die nach Dresden kommen, verstehen unter der LandeSmetropole gemeinhin nur di« Altstadt. Aber e» ist doch allgemein bekannt, daß das Hänsermecr von der Elbe durchschnitten wird und daß deren User durch fünf Brücken (Albert-, Carola-, Augustus- und Maricnbrückc, sowie ein« Eisenbahnbrückel innerhalb der Stadk verbunden sind. Hin- zu kommt noch in Loschwitz-Blasewiy das sogenannte „blaue Wunder", eine mächtige Eisenbrücke. Also an Verbindungen mit der im allgemeinen etwas sticsmütkerlich behandelten Neuftadt fchlis nicht. Und doch sollte ihr der ortsfremde Dresdenbummler auch ein paar Stunden widmen. Dicht am Elbstrom erheben sich die beiden mächtigen Ministerial gebäude, aus zartem Grün leuchtet das javanische Palais hervor, in dem die La«desbibli»thek »ntcrgcbracht ist. Vom Palaisgarten ans bietet sich ein wundervoller Blick aus die türmcrcichc Allstadt. Vor dem japanischen Palais breiter sich der staatliche Wilhclmplatz ans und nur wenige Scbriire sind zu gehen und wir befinden uns vor dem Köraerhause, dem elterlichen Besitztum Theodor Körners. Unserer heu tigen Jugend würde cs nichts schaden, wenn sie das Körner, Museum öfters besuchte. Auch er mar ein Sänger der Frci- lreit. Durch krumme enge Gasten kehren mir auf die breite Hauptstraße zurück, an deren Beginn sich das massige Rei terstandbild Augusts des Starken erhebt. Rechts abbicgend, unmittelbar hinter dem Finanzministerium der einstige Jägerhof, heute das Oskar Scyssert-Museum enthaltend, jene entzückende Sammlung sächsischer Volkskunst, die eigentlich jeder Sachse einmal bcsnctil haben muß. Für die Dresdner ziemt sich selbstverständlich ein öfterer Besuch. In dieser Gegend kommen wir auch am imposanten Rundbau des Zirkus Sarraiani vorüber. Jetzt geben hier ein paar Zauberkünstler Vorstellungen, mährend Sarrasani mit sei nem Troß auswärts Lorbeeren erntet. Es ist nun einmal so: die zirzensische Kunst hat nicht mehr so viel Liebhaber wie einst. Zirkus und Variete sind vom Kino verdrängt worden. Gegenüber vom Postgcvände ein hochragender vielstöckiger Bau. Wären im Erdgeschoß Sclmusenster, so könnte man ihn für ein Warenhaus halten. Aber es ist das Heim des Hauptstaatsarchivs, neben vielen Tausenden von Aktenbündeln die seltensten handschriftlichen Kostbarkeiten enthaltend. Wieder zur Hauptstraße zurückkcürend, lohnt sich ein Blick in die mächtige Trcikönigskirchc, dem größten Gottcshanse der Neustadt. In seiner Nähe und auf der gleichen Straßenseite befindet sich auch das „Segen Gottes- Haus", in dem Kügelgen, der gemütvolle Verfasser der „Jugenderinnerungen eines alten Mannes", einige Kinder jahre verlebte. Prachtvoll der Albcrtplatz mit seinen figu renreichen Blumenanlagen und unweit davon das Schiller-, denkmal vom Volksmnnd de«, „Bade-Schiller" genannt. Welch reiche künstlerische Erinnerungen verknüpfen sich mit -cm Albert-Theater. dem einstigen Königlichen Schauspiel haufe! Hier war einmal der unvergessene Adalbert Mat kowsky der von alt und jung vielumschwärmte jugendliche Held. Weiter draußen in der lebhaften Görlitzcr Straße bas Thalia-Theater, eine der heiteren Muse dienende Bühne. Emil Winter-Thymian, der vor 20 Jahren in ganz Sachsen und darüber hinaus bekannte liebenswürdige Bolkssängcr, hatte sic geschaffen und konnte Abend für Abend am Kassenschalter das Schild „Ansncrkaust!" befe stigen. Heute führt hier der nicht minder bekannte Komiker Paul Beckers das Tircktionsszcpter nnd wer mal sein Zwerchfell ausgiebig durchgcschüttelt haben will, muß einen Abend in diesem schmucken Theatcrchcn verbringen. Zur Neustadt gehört auch der Alannplatz, der in der Vorkriegs zeit manch glänzendes militärisches Schauspiel sah. Dicht dabei die ausgedehnten KasernementS, stolze Zeugen un serer einstmaligen Wehrmacht. Und hinter ihnen die riesige Dresdner Heide mit ihren stundenlangen herrlichen Wald spaziergängen. Das wäre in Kürze nur einiges von unse rer Dresdner Neustadt, die keineswegs mindere Beachtung verdient wie ihre stolzere Schwester, die Altstadt. Zn einem fröhlichen nnd gemächlichen Bummel durch beide möchte aber Anregung gegeben haben S»il,
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