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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192509154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-15
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1925
- Autor
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I- SIS. L Beilege zu» Riesaer Tugtblatt. TienSteg, IS. September ISSS, abends. 78. Jehrg Gerichtssaal. Verurteil«»! ßemeiugefShrlicher Schiidli»-e im K«ufman«S,ewerte. Ein großer vetrug»prozeß, der in weitestem Umsange die «reise von Handel und Gewerbe interessieren dürste, und -er insbesondere die Textilbranch« ganz Deutschlands direkt betrtsst, kam in einer dreitägigen bis in die späten Abend, stunden währenben Sitzung vor dem gemeinsamen Schössen- gericht Dresden zur Verhandlung. In dieser umfangreichen Strafsache drehte e» sich um Schwindelei«» mit falschen Au», fünften und Referenzen in größtem Umfange, sowie um Kredit, und Wechselbetrügereten übelster Art. Den Vorsitz führte AmtSgertchtSrat Dr. Koch, die Anklage vertrat Staat», anwalt Dr. Preußger, zur Aufklärung de» Sachverhalte waren eine große Anzahl Zeugen vorgelaben. Die Anklage richtete sich gegen den 18SS zu Geroda ge» borenen Schneider, angeblichen Kaufmann und Geschäfts führer Hermann August Kohl, den im gleichen Alter stehen den Dreher und ebenfalls angeblichen Kaufmann Karl Ju lius Rott aus Dresden, den ISV2 zu Ilmenau geborenen Handlungsgehilfen Erich Hugo Greiner, den au» Oberlung witz gebürtige» 42 Jahre alten Kaufmann Karl Friedrich Ottomar Dittman« und gegen den 1888 ,u Belgrad gebore nen Kaufmann Ganger, sämtlich zuletzt in Dresden wohn haft gewesen und vorbestraft, darunter Rott und Greiner bereits ganz erheblich. Dem fetzigen großen vetrugSprozeß gingen bereits zwei Verhandlungen voraus wo eS sich um ähnliche Delikte drehte und bi« zu Verurteilungen geführt bei Greiner zu einem Jahr drei Monaten, bei Rott zu neun Monaten Gefängnis. Nach der Anklage gründeten Kohl und Rott am 1. 2. 24 eine Firma gleichen Namens, die nicht zum Eintrag kam. Die Geschäftsräume befanden sich in Dresden- Neustadt auf der Meißner Gasse 2 in einer kleinen Dach kammer. Die Einrichtung wurde vom Mitangeklagten Titt- mann bezogen, sie kostete 800 Mark, der Betrag wurde teils bar oder in Wechseln gezahlt, die aber wiederum größtenteils nicht eingclöst worden sind. Zur Firmengriinbnng standen Rott angeblich 500 Mark zur Verfügung, Kohl will sich von Geschwistern etwas geborgt habest. Es sollte eine Maß schneiderei betrieben werden und Kohl den technischen Leiter und Geschäftsreisenden, der kaufmännisch ganz ungebildete Rott die Buchführung machen. Tatsächlich wurden zu An fang eine Kontoristin sowie mehrere Schneidermeister und sonstige Heimarbeiter angestellt bczw. verpflichtet. Bald ent standen aber finanzielle Schwierigkeiten. Mittels gedruckter großsprecherischer Briefköpfe, nach denen es sich um eine Kleider- und Textilwarenfabrikation mit entsprechenden Bonk- und Postscheckkontos, mit Fernsprecher usm. handeln sollte, wurden von überall her Waren und vornehmlich Schneidereiartikel gegen Kredit bezogen. Löhne und Gehäl ter konnten nur teilweise oder garnicht gezahlt werden. In der Zeit bis November 1824 wurden von Kohl durch einen Pfanbvermittler rund 600 Einzelgegenstände, die Stoff ballen beispielsweise als ein solcher Einzclgegenstand gerech net, zum Versatz gebracht, die Pfandscheine dann ebenfalls verkauft. Einem Optiker wurden allein in kurzer Zeit gegen fünfzig solcher Pfandscheine zum Kauf angcboten. Ohne die cingegangenc Ware erst anzusehcn wurde zum Beispiel eine Sendung Textilstosfe an einen Gastwirt für hundert Mark verpfändet und trotz der schwierigen Lage ein flottes Leben geführt, mit Frauenzimmern hcrumgezecht oder auf Motor rädern, die sich die beiden Firmeninhaber zugelegt und die sich auch noch ein Auto leisten wollten zu einer Zeit, wo gegen Kohl 87 (!) und gegen Rott über SO Klagen und Zwangsvollstreckungen vorlagen. Ueber die Art und den Umfang der Betrügereien wird am Schlüsse zusammenfassend berichtet. Rott war bald mit Kohl in Differenzen geraten, auS der Firma Kohl und Rott ausgeschieben, die ersterer dann allein weiterbetrieb, und am 1. 6. vorigen Jahres in die Firma Harber u. Eo. eingetrctcn. Kohl beging seine Waren- nnd Krcditbetrügereien dann allein weiter, Rott verübte derartige Manöver dann mit Harder in dessen Firma. Letz tere beiden studierten die Fachpresse des Textilgewerbes, for derten Muster an und bestellten unter Benutzung falscher Referenzen in Brandenburg, Hannover, Nürnberg, Essen und Hirschselde teilweise große Posten Textilwaren wodurch die Lieferanten erheblichen Schaden erlitten haben. Das Amtsgericht Dresden hat, wie bereits erwähnt, den Ange klagten Rott wegen der in dieser Firma verübten Betrüge reien bereits zu neun Monaten Gefängnis verurteilt, der andere Firmeninhaber Egbert Karl Robert Harder, ein in den zwanziger Jahren stehender Malcrgehilse erhielt ein Schlachte» ves Weltkrieges. Die seit geraumer Zeit vom Rcichsarchiv herausgegebene Schriftenfolge „Schlachten des Weltkrieges (Verlag Ger hard Stalling, Oldenburg i. O.) stellt zweifellos das ge waltigste Denkmal deutschen Heldentums dar. Tausend« von Namen deutscher Helden, vöm höchsten Offizier bis zum schlichten Frontsoldaten hinab, werden in diesen Schlachten schilderungen überliefert. Historisch wahr, meisterhaft auf gebaut, nicht kalt und nüchtern, sondern mit dem Herzblut des kämpfenden Mannes geschrieben, zeigen diese Schlachten darstellungen des RcichsarchivS, was es heißt, Frontkämpfer gewesen zu sein. Der nachstehende Auszug ist dem Band 6 „Bon Nancy bis zum Eamp des Romains" entnommen. Als Bearbeiter zeichnet General d. Kav. Ludwig Freiherr v. Gebsattel. Die Grstürmung des Sperrforts Camp des RoruaiuS. Langsam begann der neue Tag, der 25. September (1914), zu dämmern; noch glitzerten aber die Sterne am iiefblauschmarzen Himmel. Dicht aneinander gedrängt hockten die Leute in den Sturmstellungen. Flüsternd sprachen einige von dem, was nun kommen würde, die Mehrzahl hing schweigend ihre» Gedanken nach. Nur die Kampf erprobtesten schliefen in denkbar unbequemen Stellungen. Die Offiziere standen mit der Uhr in der Hand. 5.28 hoben le die Hand. 5.2S! Die letzte deutsche Granate schlägt mit metallischem Dröhnen in die Anfchlußbatterie. 5.30! „LoS!" Mit einem Satz springen die Führer aus den bescheidenen Deckungen. AuS Infanteristen und Pionieren gemischte Patrouillen eilen voraus. Ihnen folgen durch die Sturm gassen drei bi» vier Linien von Infanterie, dazwischen PionlertruppS mit Leitern und Stangen. Halb gleitend, halb sallenb und stürzend rutscht man über diese in den Graben, rasch sind sie zur Hälfte an di« gegenüberliegende Brabenwand gelegt, und schneller als man eS sür möglich gehalten, geht e» auf ihnen in die Höhe an die Wallböschung. Da schlägt ein Hund an. Im Nu kracht eS aus den Flan- kierungSanlagen, aus Schießscharten, Granatlöchern und Unterständen. Die Hölle ist los. Manchen erreicht da» tödliche Blei» Tote und Verwundete stürzen tn den Graben zurück. Kommanborufe erschallen. Wut- und Schmerzens schreie gellen. Al» einer ber ersten fällt Leutnant vädecker wm ll. Ptonter-Batl. beim Versuch, über den hohen Wall nS Innere des Fort» vorzustürmen. — Nm S Uhr vormittag« meldet Major Frhr. v. Rötzing dem Kommandeur de» 11. Jnf.-Regts., ber Nordteil de» Korts sei genommen, um die übrigen Teile sei aber noch Un hettiaer Kampf im Gana. General Frbr, v. Dautvborn» Jahr Gefängnis auferlegt. Der erst 22 Jahre alte Ange klagte Greiner, wegen Diebstahl» und anderer Delikte mehr- fach vorbestraft, betrieb «inen Handel mit Textilwaren, er hatte die zuerst genannte Firma Kohl u. Rott auch beliefert, kein Geld bekommen, aber dafür vorzüglich« Referenzen er- halten. Bereit» im März vergangenen Jahre» die Zahlun- gen eingestellt, verübte dieser Angeklagte Waren, und Krr- dttbetrügereien in größtem Umfange, er hatte Briefköpfe drucken lassen auf denen folgende» verzeichnet stand: Erich Greiner, Fabrikant, Textili», Kleiber, und Tuch, warenfobrik, Dresdner Auto, und Motorradvertrieb, Einkauf, Tausch, Verkauf, Kommission, eigene Garage» und Werkstätten, Dresdner Schuhvertrieb, Dresdner Textilmanusaktur (Spezialität Schürzen) Dresden, Frei, berger Straße 71. Erich Greiner, Inhaber der Firmen Erich Greiner, Textilwaren-Fabrikation, Dresdner Textilwaren-Manu faktur, Dresdner Auto, und Motorradvertrteb, Würz, burger Straße 20. Dieser vorgenannte Angeklagte fahr wohl in einem Auto herum, seine jeweiligen Geschäftsräume bestanden immer «nr in einem Raume, einmal war eS sogar nur ein Keller, loch, wo «an selbst bei Tag« ein« Kerze brennen mußte. Außer der Bezeichnung auf den Briefköpfen verstand eS die ser Betrüger auch sonst Eindruck zu erwecken und sich alS vertrauenswürdig hinzustellen, so sollten seine Eltern sechs Grundstücke besitzen und ber Vater 200 (zweihundert!) Ange stellte und Arbeiter beschäftigen, obgleich dieser als Zeuge vor Gericht zugeben mußte, daß er einmal nur zwei Perfo- nen beschäftigt hat. Zu einer Zeit im Sommer vorigen Jah res, wo gegen Greiner bereit» 83 Klagen und ZwangSvoll- ftreckungen vorlagen, bestellte er fortgesetzt Textilwaren und verschleuderte selbige nach Eingang ober versetzte diese beim Psandleiher um dann auch noch die Pfandscheine zu ver äußern. Getrennt von den jetzt unter Anklage stehenden Schwindeleien hatte Greiner noch eine große Anzahl ähn licher Waren- und Kreditbetrügereien begangen und alles mögliche bezogen, mit ungedeckten Scheck» ober wertlosen Wechseln bezahlt, er wurde insoweit bereit» am 20. Mai die ses Jahres zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis verur- teilt. Dieser Angeklagte benahm sich in der ganze» Ver handlung überaus frech, er sagte, er habe sich auch einmal als Direktor eines Floh- und AffenzirkuS bezeichnet, emp, fand nur Schadenfreude, wenn die Geschädigten als Zeugen gehört wurden wie sie hineingelegt worden sind. Anläßlich einer Verhaftung im Hause Würzburger Straße 20 sprang er zum Balkonfenster hinab und entkam vorerst, wurde dann aber nacht» im Bette ber Mutter versteckt aufgcsunden. In -er Gesangenanstalt markierte Greiner den wilden Mann, zerriß seine Anstaltssachen und beging andere nicht wicder- zugebenfte Flegeleien, Tie weiteren Angeklagten Tittmann und Ganger unterstützten diese niederträchtigen Betrugs manöver dadurch, wie sich auch Kohl, Rott und Greiner wie derum nebenher noch untereinander in gleicher Weise aus- halfen, daß sie bei Anfragen auswärtiger Firmen die denk bar besten Auskünfte erteilten. Darin kam zum Ausdruck, baß die Besteller gutsituierte Kaufleute seien, denen man jeden Kredit cinräumc, die immer pünktlich die Verpflich tungen erfüllt und denen man unbedenklich bis zu 5000 Mk. liefern könnte. Nebenher stellten sich die Angeklagten noch untereinander sogenannte Kundenwechsel aus, die den Liefe ranten als Zahlung zugingen, aber nie eingelöst wurden. Auf solch betrügerische Weise wurde» eine »»gemein große Zahl Kaufleute, Geschäftsinhaber und Firme« vornehmlich der Textilbranche in Dresden, Berlin, Chemnitz, Hirschberg, München-Gladbach, Emstedten, Bocholt, Buchau, Großröhrs dorf, Apolda, Varel, Reichenbach, Gof, Plauen, Elberfeld, Neudamm, Brandenburg, Zittau, Sorau, Hildesheim, Sieg mar, Mittweida, Köln, Hannover, Korschenbroich, Nürnberg, Niederobcrwitz, Löningen, Hamburg, Bünde, Ebersbach, Bautzen, Görlitz, Zwickau und anderen Orten um teilweise erhebliche Beträge geschädigt. Die Besprechung der vielen Einzelsälle, die Verlesung ber kommissarisch vernommenen Zeugenaussagen, die Ab hörung der vorgeladenen Geschädigten oder sonstigen Zeugen verlies sehr zeitraubend, zumal sich die Angeklagten verschie dentlich auch untereinander zu belasten oder entlasten ver suchten. Auf alle diese Einzelheiten näher einzugehen ist bei diesem Umfange unmöglich, die Verhandlung entrollte ein ungemein trübes Bild, wie gewissenlos die Hauptangeklagte» vorgegange« und in welch verwerflicher Weise die jeweiligen Lieferanten getäuscht und betrogen worden sind. Staatsanwalt Tr. Preußger führte in seiner Anklage rede u. a. aus, daß hier viele ehrliche, schwer um die Existenz kämpfende Geschäftsleute oder andere Personen durch baS gemeingefährliche Treiben der Beschuldigten empfindlich ge- schädigt worden sind, daß Treu und Glauben lm Kaufmanns stande schwer erschüttert werben durch dtese Art betrüge- rischer und falscher gegenseitiger Referenzen, daß eS sich um gemeiugesährliche Schädlinge de» gesamte« Kausmanusftau» beS gehandelt, vor denen alle Kreise gewarnt werden müssen. Nach vielstündiger Beratung wurde folgendes Urteil verkündet: Wegen gemeinschaftlichen fortgesetzten einheit lichen Betrugs und Beihilfe hierzu Kohl ei» Jahr sechs Mo- nate, Rott unter Einrechnung.bereits erkannter Strafen ein Jahr acht Monate Gesamtstrafe, Greiner zusätzlich zu einem Jahr drei Monaten weitere rin Jahr sieben Monate und Gauger wegen Beihilfe zum Betrug ein Jahr Gefängnis, alle vier überdies je drei Jahre Ehrenrechtövcrlust, Titt mann wegen Beihilfe zum Betrug drei Monate Gefängnis. Bei Kohl, Rott und Greiner kommt die bisher erlittene Un- tersuchungshaft teilweise in Anrechnung, der aus freiem Fuße befindliche Gauger, der in mindestens 2l Fallen ganz unwahre Referenzen, bezw. Kreditauskünfte erteilt, wurde wegen der Strafhöhe am Schlüsse der Verhandlung in Hast genommen. Amtsgerichtsrat Dr. «och führte in der Begründung de» Urteils aus, es habe sich um Schmarotzer, um Schädlinge übelster Art im Kausmannsstandc gehandelt, mit denkbar verwerflichsten Mitteln wurden meist auswärtige Firmen und Geschäftsleute vornehmlich des Textilgewcrbcs betrogen, während die Angeklagten ein flottes lockeres Leben gcsührt und obendrein noch keinerlei Neue zeigen. (K—g.) Viicherschau. SteuertageSsrageu. Tic Kammer der Buch- und Schriir- sachverständigen, gibt wöchentlich einen halbamtlichen „Eil dienst" heraus, welchen sic nebst einem Steuer-Lexikon an alle diejenigen versendet, welche sich über die neuen Slcuer- gesetze informieren müssen. Probcnummern durch das Sekretariat obiger Kammer, Berlin W. 50. Musikalische Edelsteine. Mit Freuden wird wohl jeder Musik-Liebhaber die srohc Botschaft vernehmen, daß der Ver lag Anton I. Benjamin, Leipzig, durch die Inflationszeit bedingt, nach langer Pause soeben den 10. Band dcr in allen Kreisen beliebten Sammlung „Musikalische Edelsteine" herausgibt. Diese neue Folge der absolut konkurrenzlosen Sammlung von Klavier- und Gesangsmusik stellt bezüglich Auswahl und Zusammenstellung, sowie vornehmer und ge schmackvoller Ausstattung wieder eine Rekordleistung dcr rührigen Firma dar. Ans dem reichen Juha« von insge samt 45 ausgewählten Nummern (ca. 200 Seiten stark» aus allen Gebieten dcr Klavier- und Gesangs-Literatur seien nur einige hervorgehoben: Opern und Dpcrctten: Tosca, Boris Godounow, Mareike von Nymwegen, Gräfin Mariza, Anne liese von Dessau, Vogelhändlcr usw. Von Salon- und Tanz musik: Dvorak Humoreske, Blon Blumengeilüster, Kahnr Romanze in F., Czibulka Liebcstraum, Rubinstein Toreador kt Andalouse u. v. a. m. Von den Liedern sind zu erwähnen: Kann, Ter Sieger: Bohm, Still wie die Nachr: Ries, Am Rhein: Kappeller, I hab amal a Räuschcrl g halu: Stolz, Im Prater blühn wieder die Bäume usw. Der mäßige Preis von nur M. 7.50 in elg. Einband sei besonders erwähnt. Alles in allem, eine Sammlung, die in keinem musikalischen Haus fehlen sollte. Sicherlich wirb dieser neue Band dcr Musika lischen Edelsteine auch zahlreiche neue Freunde gewinnen. Zum 5-Uhr-Tee. Vor kurzem ist dcr 4. Band dcs be kannten Schlager-Albums erschienen. Ter Munkvcrlag An ton I. Benjamin, Leipzig hat hier etwas außerordentliches geleistet, denn cs gibt u. E. keine andere Sammlung, die mir so viel Geschick und Geschmack zusammengestellr ist wie die-c. Ter Band enthält fast lückenlose Schlager, die z. Zt. in aller Munde sind, insgesamt 19 Dvereiren- und Tanz-Schlager sür Klavier mit vollständigen Texten, u. a. ans „Gräfin Ma riza", Komm Zigann, Ich möchte träumen, ferner Mein Lieb ling heißt Mädi, Angora (Mietzekavei, Für ein bißchen Liebe, Mein Schatz ist bei ber grünen Polizei, Die Blanko, io die Blanko, Mah-Jong, Pleite-Pleite, Jede Gnädige, jede Ledige trägt den Bubikopf ulw. Tie vorzügliche Ausstattung und besonders die anmutige, mehrfarbige Titelzcicbnnng ist her vorzuheben. Ter Preis von nur M. 4.— ist im Verhältnis zu der Vielseitigkeit ein so geringer, baß jedem Mnnklicb- habcr die Anschaffung des Albums zu empfehlen ist. hatte keinen Zweifel mehr daran, daß e» nunmehr eine Frage der nächsten Zeit wäre, wann dcr Sturm gelingen werde. Er zögerte nicht, seine letzte Reserve einznsetzen! — Unterdessen hatte sich bei dcr 12. Komp, des 6. RegtS. folgendes abgespielt: Oberleutnant Reitzenstein kletterte, gefolgt von seiner treuen Gefechtsordonnanz, dem Infante risten Wisgickel, und zwei ober drei mit Brandröhren aus gerüsteten Pionieren längs dcs Walles an die Ostfront hinüber und versuchte zunächst, das Maschinengewehr durch Feuer zu zerstören. Dies mißlang. Also: näher heran! Gefolgt von WtSgickel, dem Infanteristen Demmel der 5.11. Jnf.-RegtS. und den vorgenannten Pioniere», übersprang er den Ostwall. Die aus den Kasemattenöffnungen auf ihn feuernden Franzosen wurden rasch abgeschossen. Bald kam jetzt auch Verstärkung: Leutnant Wülknitz mit einigen Unter offizieren und Infanteristen des 6. und 11. RegtS. Ersterer versuchte das Maschinengewehr mit Brandröhren auszu räuchern, aber auch das hatte keinen Erfolg. Dann brachten Pioniere Handgranaten. Leutnant Wülknitz entzündete eine weitere Brandrvhre, um der Bedienungsmannschaft des Maschinengewehrs jeden Ausblick zu nehmen. Oberleutnant Rettzenstein legte sich, von Wisgickel an den Beinen fest gehalten, auf die Äallböschung und warf eine Handgranate. Sie ging, fehl. Aber die zweite saß um so besser; sie setzte die gesamte Bedienungsmannschaft außer Gefecht. Reitzen stein sprang nun in den Nordosthof hinab, schlang ein mit genommene« Tau um das Maschinengewehr. Seine Leute, die das Tau festgehalten, zogen an und rissen das Ma schinengewehr ins Freie. Damit war für die Infanterie am Norbwall der Weg frei. Oberleutnant Reitzenstetn kletterte nun, lebhaft beschoffen, auf den Hauptwall und fand dort das abgebrochene Rohr einer Lüftungsanlage. In den Luftschacht warf er kleine Steine. Wilde» Geschieße antwortete. Er versuchte nun, eine Handgranate in da» Rohr einzuführen, und siehe, es ging. Leutnant Wülknitz zündete, und die beiden Offiziere ließen zunächst eine, und unmittelbar darnach eine zweite Granate hinabgleiten. Man hörte deutlich die Detonationen und gleich darauf Geschrei und Wimmern Verwundeter. Die Wirkung mußte furchtbar gewesen sein, denn der Luftschacht befand sich gerade über der Hauptpoterne, tn der fast die ganze noch waffenfähige Besatzung de» Forts zusammengeürängt war. Aus wiederholte Aufforderung Oberleutnant Rettzenstein» zur Uebergabe erschien nun im Borhose ein französischer Offizier, ber erklärte, der Kommandant sei zu Verhand lungen bereit. Die» alle» fand innerhalb de» feindlichen Werke» statt, während ber Kampf um dasselbe noch nicht beendet war. Zwar hatte da» Feuer auf ber Nordfront und dem größeren Teil der Ostfront ausaehür«, ans der Süd- und Südost front ging e» aber «och »etter. Nm leine Stnstelluna »« erreichen, wurde der Befehl erteilt, das Signal „Slovsen" zu blasen. Oberleutnant Reitzcnstsin aber klettert wicdcruw auf den Hauptwall und schwenkt unter sieier Lebensgefahr ein an einem aufgepslanzten französischen Bajonett oe- festigtes weißes Tuch. — Fort Camp des Romains ist unser! Es war 8.30 vormittags. Gerade drei Stunden halte der Kampf gedauert. Die Einnahme des Sperrforts war ein großer Erfolg und eine glänzende Wafsentat. Camp des Romains war der Hauptstützpunkt der französischen Maasbefesiigung zwi schen den großen Festungen. Bei Sturmbeginn war das Werk noch vollkommen ver- teibigungsfähig, und seine Besatzung war entschloßen, sich energisch zur.Wehr zu setzen. Es kam, was man im moder nen Kriege kaum mehr für möglich gehalten haue, zu einer regelrechten Leitcrerstcigung, zum Kampf Mann gegen Mann. Ein Abschnitt des Werkes nach dem anderen mußte dem zäh sich wehrenden Feinde mit Gewalt entrißen werd:n. Gemäß den Bedingungen der abgeschlossenen .staviin- latton war die gesamte Besatzung kriegsgefangen, den Din- zieren wurde gestattet, ihren Degen zu behalrcn, der Abzug der Fortbesatzung sollte mit militärischen Ehren ersoigcn Die Zahl dcr noch überlebenden Franzosen, die hier durch in Gefangenschaft gerieten, betrug 6 Osnzicre und 528 Mann. Erkauft war dcr Sieg mit fast erstaunlich geringen Opfern. DaS 11. Regiment hatte verloren: 1 Dili zier, Leutnant Bogt, und 22 Mann tot, 4 Offiziere, 09 Mann verwundet. Zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags erfolgte dcr Ab marsch der gefangenen Besatzung zwischen den in Parade aufstellung aufmarschierten Sturmtruppen. Die Musil des 11. Regiments setzte ein, die Kompagnien präsentierten. Wie die Genehmigung des Behaltens des Degens für die Offiziere, so entsprang auch diese Ehrung eines tapferen Gegner» dem in ber deutschen Armee vorhandenen und sorgsam gepflegten ritterlichen Gefühle gegenüber einem in ehrlichem Kampf überwundenen Feind. AIS letzter verließ, auf seinen Stock gestützt, der sran- »üstsche Fortkommandant, Oberstleutnant Grignot, das Werk Da ihm Generalleutnant von Höhn mit einem teilnehmen den Wort die Hand drückte, vermochte er vor Bewegung nicht zu antworten. Langsam rollt« eine Träne über seine verwitterten Züge. Auffallend war, daß die Gefangenenkolonnc bei ihrem Marsch nach St. Mihiel mit «tn paar französischen Gra- naten bedacht wurde. Wir nahmen an, daß die Franzosen sie für eine deutsche Truppcnadteilung hielten. Die sonst so ausgezeichnete französische Beobachtung schien hier ver sagt z«, haben.
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