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uuiichtllar find uno von benenjebe besonder« Wirkungen l auf die Lebewesen au»übi. Eine icsonörrr Vrbeutung kommt — wie wir später näher auSsühren werben — den ultravioletten Strahlen zu. Eine Bereinigung aller dieser Stchtarten bietet in unnachahmlicher Weis« da» Sonnen, licht auf BergeShöhen. Aus dem Wege in tiefere, der Mee- reShühe näher gelegene Gebiete verliert das Sonnenlicht wirksame Bestandteile, indem die Atmosphäre, die zu durchdringen ist, einen Teil der Strahlen zurückhält und »war in erster Linie die ultravioletten Strahlen. I« gröber der Weg ist, den die Sonnenstrahlen in der Atmo- phäre zurückzulegen haben und je dichter und unreiner die Atmosphäre ist, um so mehr blitzt das Sonnenlicht naturgemäß an Wirksamkeit ein. So erklärt eS sich, datz tte senkrecht einsallende Mittagssonne in großen Höhen, lagen wirksamer ist, als in der Ebene, und die Mittags- 'onne ganz allgemein wirksamer ist als die schräg einfal. lenden Strahlen der Morgen- und Abendsonne, die eine irette Atmosphärenschtcht durchdringen müssen, bevor sie die Srdobersläche treffen. So erklärt cS sich weiterhin, datz unter sonst gleichen Bedingungen die Sonnenstrahlen an der Meeresküste infolge der größeren Reinheit der Atmosphäre kräftiger wirken als in einer dunstreichen Groß- und Industriestadt. Das Licht der Tiefebene unterscheidet sich also von der Höhensonne in erster Linie durch seinen geringeren Ge- jalt an ultravioletten Strahlen. Dies ist bedeutungsvoll genug, da gerade den ultravioletten Strahlen ein großer Einfluß auf die Lebensvorgünge zukommt. Nun ist cs der Technik gelungen, diesem Mangel für medizinische Zwecke durch die „künstliche Höhensonne" zu ersetzen, eine Ouarz- auecksilberlampe, die besonders reich an ultravioletten Strahlen ist. Gleichwohl ist die natürliche Sonne auch in der Ebene hinreichend wirksam zur Verhütung und Be kämpfung mancher Krankheit und zur Hebung wichtiger Lebensfunktionen. Der künstlichen Höhensonne bedarf man nur, wenn zu Heilzwecken stärkere Ltchtreize notwen dig sind und ein Aufenthalt an der Meeresküste oder im Hochgebirge nicht möglich ist. Fragen wir uns zunächst, ob daS Licht lebensnotwendig ist, so müssen wir die Frage in dieser Fassung verneinen. Man weiß, daß viel Tiere und auch der Mensch, der in manchen Berufszweigen zur Dunkelarbeit gezwungen ist, einen langdauernbcn Lichtentzug oder Lichtmangel ohne direkte das Leben gefährdende Schädigung ertragen kann. Ties schließt jedoch nicht aus, daß der Mensch unter diesen Bedingungen in seinem Allgemeinzustand geschädigt wird, nickt derart, daß der Lichtmangcl selbst zü bestimmten Er krankungen führt, sondern so, daß er Krankheiten gegen über anfälliger und widerstandsloser macht. So ist der Lichtmangel in großen Städten von deutlicher Wirkung auf den Entwicklungs- und Gesundheitszustand der Bevölke rung. Man sicht hier Tnpcn von Menschen, die an Pflanzen erinnern, welche im Dunkeln wachsen: lang auf geschossene, blasse Individuen mit geringer Krast, die hinter der Landbevölkerung weit zurückstehen. Und daß die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle in der Groß stadt relativ größer ist, als auf dem Lande, ist eine unbe strittene Tatsache, an der allerdings neben dem Licht mangcl auch andere Großstadtfchüden schuld tragen. Sind also Licht und Besonnung nicht unbedingt lebens notwendig, so sind sie doch für eine normale Entwicklung nicht zu entbehren. Und da beim wachsenden Organismus leder Ausfall und jede Schädigung viel stärker ins Gewicht fällt als beim ausgewachsenen Körper, muß die besondere Bedeutung des Sonnenlichtes für das Säuglings- und kkleinkindesalter einleuchten. Wir »ü?«r zwei V«wre vorweg »eh««, die nicht direkte vtchtwtrkungen betreffen, aber «it der Besonnung eng verknüpft sind. Einmal bedeutet der Aufenthalt tn der Sonne für da» Kind zugleich Aufenthalt in frischer Luft. Schon dadurch werden zahlreiche Schäden ausge wogen, die mit dem Leben in geschlossenen Wohnräumen verknüpft sind, und die» ist um so wertvoller, je schlechter die WohnungSverhältntfle sind. Weiterhin besitzt da» Son- nenlicht eine starke bakterienabtötende Kraft. Während sich ,. v. Tuberkelbazillen, deren besondere Gefährlichkeit für da» KinbeSalter ja bekannt ist, in geschlossenen Wohn- räumen lange Zeit lebend erhalten, werben sie tn der Sonne in kurzer Zeit abgetötet. Aufenthalt in der Sonne ist also zugleich Aufenthalt in relativ keimarmer Luft. Werden schon dadurch nicht zu unterschätzende Vorteile für da» Gedeihe» eine» Kindes gewonnen, so ist dir direkte Gonnenwirkung noch bedeutsamer. Die offensichtliche Wandlung, die sich an einem mit natürlicher Besonnung ober mit künstlicher Höhensonne behandelten Kinde voll zieht, prägt sich dem Kinderarzt immer wieder ein und wird von den Müttern als halbes Wunder gepriesen. Blasse, mißlaunigc, appetitlose und schlecht schlafende Kin der bekommen frische Farben, werden guter Stimmung und zeigen einen großen Appetit. Außer dieser wohl tätigen Wirkung ans den Allgemeinzustand kommt den Sonnenstrahlen die Kraft zu, die englische Krankheit zu verhüten und zu heilen. Wie eng Besonnung und Häufig keit dieser so gefürchteten Kinderkrankheit zusammen hängen, geht schon aus der Tatsache hervor, datz die eng lische Krankheit bei weitem am häufigsten in den Winter- monaien austritt, d. h. in der sonnenärmsten Jahreszeit, in der zudem die Kinder vielfach aus falscher Vorsicht kaum ins Freie gebracht werden. Durch regelmäßige Be sonnung, die schon frühzeitig beginnen mutz, läßt sich mit fast absoluter Gewißheit das Auftreten dieser Krankheit verhüten. Wo allerdings natürliche Besonnung infolge schlechter WittcrungSvcrhältnissc nur unzulänglich möglich ist und besonders, wo eine englische Krankheit sich schon entwickelt hat, ist Behandlung mit der künstlichen Höhen sonne vorzuziehen, auf deren außerordentlichem Reichtum an ultravioletten Strahlen ihre besondere Heilkraft beruht. auf das täglich erscheinende Riesaer Tageblatt werden jetzt von den Zeitungsausträgern sowie zur Vermittelung an diese von der Tage- blatt-Geschäftsstelle in Riesa, Doetheftraße 59 (Fernsprecher 20) entgegengenommen. * Bezugtzvreitz für halbe« Sevtember durch Zeitungsboten frei Haus M. beiden Mädchen vermochten das Geschehene überhaupt noch nicht zu fassen. Sie dachten auch kaum über die merkwürdigen Neben umstände, welche Julies Tod begleiteten, nach. Der Augen blick hatte sie vollständig überwältigt. Dicht hinter der Bahre, auf welcher da« junge Mäd chen lag, so daß fast der Rock die Haare der Toten streifte, schritt noch eine Gestalt. Sin schlanker, mittelgroßer Mann in oorgeneigter Hal tung, den Iägerhut ganz tief in die Stirn gedrückt, so daß man kaum ein paar Umrisse de» Gesichte» unterscheiden konnte. Es war Graf Hugo von Freydeck. Weit droben auf der Waldstraße waren sie dem Zug begegnet, er und der alte Martin Huber. Gegen den Ausbruch einer wilden Verzweiflung, welcher den alten, treuen Diener erfaßt hatte beim Anblick de» toten Mädchens, stach die äußerliche Ruhe de« Bräu tigam» eigenartig ab. Käthe Gerlach war zuerst beinahe scheu zurückgewichen, als sie die beiden Männer erblickte. Was da kommen würde, das mußte furchtbar sein. Käthe hatte die unbestimmte Empfindung, daß sie da nicht dazugehöre, daß eine Fremde störend und aufdringlich wirken müsse. Aber sie hatte sich getäuscht. Einen Moment hatte der Graf, wie einen Halt suchend, in di« leer« Luft ge griffen, dann aber, während Martin sich neben der Bahre niederwarf auf den feuchten Boden und seiner Verzweif lung kaum Herr werden konnte, stand Graf Hugo ganz still da, die Augen immer von der Toten abgewandt. Al« Hilda aus ihn zueilte und ihn umfassen wollte, webrte er sie heftig ab, so daß sie erschrocken zurückwich. Endlich hatte er sich zu Martin 'herabgebeugt und hatte fast befehlend gesagt: »Gehen Sie heim und sehen Sie zu, wie Sie die Nachricht Ihrem Herrn beibringen! Er — er muß e» ja doch erfahren l" Der alte Diener war schwerfällig aufgestanden. Sein ehrliches, gutmütige» Gesicht war ganz rot und gedunsen vom Weinen, seine Knie zitterten. »Wenn der Herr Graf voch mitgehen möchten!" stieß er hervor. »Ich — ich allein soll meinem armen, alten Herrn da»"— er wies scheu nach der Bahre — , da » jagen? O, Herrgott im Himmel — ich kann'» ja nicht! Ich bring» es nie über die Lippen! Und der Herr Graf waren doch ihr Bräutigam, und heute hätte sie solley Ihre Frau werden l Ich bitt' schön, Herr Graf, gehen Sie mit!" Einen Augenblick stand der Graf wie unschlüssig, zögernd. In seinem fahlen, über Nacht scharf gewordenen Ge- sicht arbeitete eine ungeheure Bewegung. Käthe Gerlach, welche dicht neben ihm stand, sah e». Und tn diesem Moment fiel «» ihr ein: di« beiden Männer wußten ja noch gar nicht, wie und wo man di« Leiche gefunden hatte! Sie waren beide so überrascht worden durch die grauenhafte Tatsache, daß sie wohl jede Frage vergessen hatten. »Herr Graß" hatte sie schüchtern begonnen, »verzeihen Sie, daß ich — ein« Ihnen vollständig Fremde — daß ich es wage, Sie tn einer solchen Minute zu stören, aber ich — ich möchte Ihnen sagen, daß wir Julie fanden. Ich war ihre öltest«, treueste Freundin Käthe Gerlach." Dl» Tränen rannen bei dielen Worten schon wieder stromweise über das tiesblasse Gesicht des verwachsenen Mädchen«. »Ich wollte Julie vor ihrer Hochzeit noch einmal sehen," sprach sie weiter, »auf dem Wege von der Station zum Schlosse, den ich mit Erich Günther ging, kamen wir zur Brücke. Dort —" Sie deutete in der Richtung gegen da« brausend« Wehr, dessen Getöse man gedämpft auch hier vernahm. »Dort — in der Nähe de» Wehre« — lag Julie im Wasser. Sie muß von der Brücke rücklings hinabgestürz« sein —" »Nein, so kann da« nicht gewesen sein! E» ist gar nicht möglich! Und ich will da» auch nicht mit anhören l Ich will nicht! Höre» Sie?" Graf Hugo von Freydeck hatte sich plötzlich aufge- richtet und faßte nun mit einer beinahe drohenden Ge bärde nach der Hand de» Mädchen». Käthe Gerlach wich entsetzt zurück vor dem wahn- sinnigen Blick, welchen er ihr zuwarf. Dann stand er eine Sekunde, tief Atem schöpfend, still, wie nachdenkend, da. Und nun sprach er wett ruhiger, indem er sich wie der Martin Huber zuwandte: »Gehen Sie nur allein, Martin! Ich kann nicht mit kommen. Ich bringe Julie nach dem Hause ihres Schwagers." »Onkel, wollen wir Julie nicht doch lieber ins Schloß bringen?" fragte Hilda Wentheim sanft. »Sie hätte ja heute als Herrin dort «inziehen sollen l" Ein Krampf verzerrte das Gesicht Hugo von Freydeck». »Es bleibt bei der Anordnung!" sprach er laut und fest. »Julie kommt in das Haus Max Günthers; dort gehört sie hin." Ein irres Lächeln flog um seinen Mund. Dann legt« er dem alten Huber die Hand auf die Schulter. »Vorwärts l" Es klang wie «in soldatischer Befehl, und der altge wohnte Ton übte auch seine Wirkung auf den gedienten Soldaten aus. Mit zitternden Füßen machte er kehrt und schlich die Waldstraße hinab in der Richtung gegen da» Städt chen Heidenheim. Aber während er in seinem verwirrten Kopf über legte, in welcher Weise er seinem alten kranken Herrn diese Schreckensnachricht überbringen sollt«, tauchte immer wieder da» blasse, starre Gesicht des Grafen von Freydeck aus in seinem Gedächtnis. Er konnte sich jetzt noch nicht sammeln, er vermocht« nicht ruhig, gelassen und vernünftig zu denken, wie die» sonst stets seine Art war; aber ein unbestimmte«, sonder bares Empfinden drängte sich ihm auf, sooft da« Bild vor seinen inneren Augen stand. E» war da etwas, er wußte nur nicht was, — etwa» Unklares, ganz Unverständliche«. Der Graf sah ihm nach, solange man die schwerfällig« Gestalt erblicken konnte. Erst als Martin Huber endlich bei einer jähen Weg biegung vollkommen verschwand, erst dann wandt« Hugo von Freydeck sich wieder zu den beiden Mädchen und dem Forstgehilfen. »Hebt auf!" befahl er kurz. »Nach der Fabrik! Und — und tragt sie vorsichtig, Leute!" Zum ersten Mal« schien es, als ob die Stimme de» Manne» fast brechen wollte. Aber er zwang alle» nieder, Ledes Empfinden, jede Aeuberuna. Die Träger.baden Darüber btnau» «erde« «och «tn« groß« Reihe andere» Krankheiten, so die Skrofulose, die Tuberkulose, Blutarmut und manche Hautkrankheiten durch Sonnenstrahlen sehr günstig beeinflußt. Aber hier kann mehr geschadet al» ge- nützt werben, wenn nicht nach exakten ärztlichen Verorb- nungen vorgegangen wird. Bet allen Borzügen, welche die Lichtbehandlung bietet, kann nicht genug vor einer unsachgemäßen und übertriebenen Anwendung gewarnt werben, die den günstigen Etnflutz «ine» maßvollen Bor. gehen» gerade umkehren kann. Ein Sonnenbrand ist eine Krankheit wie jede andere und kann ernste Folgen Haven. Wie wirb man nun die Besonnung eine» Säugling» zweckmäßig durchführen? ES ist nicht nur zulässig, sondern erwünscht, schon im zweiten bi» dritten LebenSmonat zu beginnen, da gerade diese Zeit für die Verhütung der eng. lisch«» Krankheit bedeutsam ist. Al» oberster Grundsatz gilt, mit kurzen BesonnungSzeiten zu beginnen und ent sprechend der Gewöhnung langsam zu steigen. Die An. fangSzcit kann je nach der Intensität de» Sonnenlichts, also je nach der Tages- und Jahreszeit sowie der Höhen» läge, S—39 Minuten betragen. Bei greller Hochsommer» sonne genügen anfangs 5 Minuten. Man läßt den Säug, ling zunächst mit nackten Beinen strampeln, um i, den folgenden Tagen durch Wcglassen der einzelnen Kleidungs stücke immer größere Körpersläche» der Sonne auszu- setzen. Bald kann man dann durch Seiten- und Rücken lage die Besonnung auf den ganzen Körper ausdehnen. Die Belichtungszeit wird dabei langsam gesteigert bi» etwa zu K Stunden. Daneben kann der Säugling im Sommer noch mehrere Stunden an einem schattigen Ort im Freien bleiben. Eine Abkühlung der Haut soll vein. lichst vermieden werden. Andererseits ist jede nach einem Sonnenbad auftretcnde Hautrötung als Warnung vor einer Uebcrbeltchtung anzusehen. Den Kopf deckt man, wenigstens im Hochsommer, zweckmäßig durch ein Tuch ab. Jede warme Bekleidung während de- Aufenthaltes in der Sonne kann an heißen Tagen durch Wärmestauung ernst lichen Schaden bringen. In der kühlen Jahreszeit und im Winter müssen diese Prozeduren selbstverständlich hinter geschlossenem Fenster vorgenommen werben. Die Besonnung darf der geringeren Sonnenkraft entsprechend länger dauern; da bei ist aber um so mehr auf eine Auskühlung der Haut zu achten, welche anzeigt, daß die zulässige Zeit bereits über schritten ist. In sonnenarmer Jahreszeit muß man sich oft dgmit begnügen, das Kind im Wagen auszufahren, Schon damit ist viel gewonnen, weil auch das diffuse Himmelslicht wohltätige Wirkung auSübt. Ganz ähnlich gestaltet sich die Sonnenbehanblung beim älteren Kinde. Nur kann das ältere Kind nach Bcendi» gung der eigentlichen Besonnung noch einige Zett mit Hemd und Sandalen bekleidet, an warmen Tagen und nach eingetretcner Gewöhnung auch nackt in der Sonne Herum laufen. Damit erzielt man zugleich eine Abhärtung, so daß schließlich auch bei sonnenloser Witterung das gleiche Vorgehen als Luftbad fortgesetzt werden kann. Alle diese Vorschriften gelten nur für das gesunde Kink. Beim kranken Kinde und besonders beim ernährungsge störten Säugling soll man mit einer Sonnenkur zurück halten und sich ärztlichen Rat holen. Die Maßnahmen, die eine Sonnenbehandlung erfor. dern, sind einfach und machen den Kindern und den Eltern Freude. Und es gelingt durch sie, einen großen Teil der Schäden auszugleichen, welche die Zivilisation mit sich bringt, und welche da» Gedeihen eines Kindes tn so hohem Grade beeinträchtigen. I il I-M»«—WM— vle leichte Last, und der traurige Zug fetzte sich in Be wegung. Und nun waren sie am Ziel. Krachend waren di« großen, schweren Flügel des Tores hinter ihnen ins Schloß gefallen. Jetzt traten sie hinein in den weiten Hof. Der alte Iustizrat Stegmann hatte in seinem be wegten Arbeitsleben viel gesehen und gehört. Aber er erinnerte sich nicht, daß ihm jemal» etwa» so ganz unglaublich und unbegreiflich erschienen war, als das Gesicht des Hausherrn, welcher, nun auf der Schwelle stehend, allein den Zug erwartete. Wie? Da« war der Schwager der Toten, in dessen Hau« eigentlich ihr« Heimat gewesen, dessen Leben voll Mühe, Arbeit und Sorg« sie seit langen Jahren treulich geteilt hatte? Und doch war dieses Gesicht dort, auf welche« jetzt die kalte Herbstsonne ihren vollen Glanz warf, so still, so rätselhaft still? Und ein Schein lag darauf wie ein Abglanz eine« ver wehten, zerstobenen Glücke». Aber doch eines Glücke» — Die Männer, welche die Bahre trugen, hatten sie für einen Augenblick niedergesetzt. Da traten Erich und Georg wie auf Verabredung heran und hoben sie empor. Und so, getragen von den jungen Menschen, an denen sie so zärtlich gehangen, erwartet von Max Günther, so kehrte Julie von Kirchbach heim in da» stille Haus am Waldesrand, dessen Sonne und Licht sie ehemals gewesen. In dem großen Zimmer setzten die beiden die Trag bahre nieder. Max Günther war ihnen vorausgegangen. Hugo von Freydeck war ihnen gefolgt. Und nun standen die beiden einander gegenüber und sahen sich an. Wie zwei scharfe Klingen kreuzten sich einen Moment die Blicke der einstigen Freunde. Wie tödlicher Haß leuch tete es auf in ihnen. Aber da war noch etwa» anderes in diesem Blick hinüber und herüber: ein gegensejttges Mahnen, ein Erinnern. " „Woran?" flog es Stegmann durch den Kopf. Dann sah er wieder scharf auf die beiden Männer, die immer noch dastanden und auf die Tot« niedersahen, welche zwischen ihnen lag, mitten in dem Licht der blendenden Sonne. Da« schöne Gesicht nach aufwärts gekehrt, um den süßen Mund noch immer Las geheimnisvolle triumphierende Lächeln — so lag sie stumm, ein ewiges Rätseh auf der Bahr«. Ein« Sekunde stand Max Günther noch anscheinend d ^ann, ganz plötzlich, neigte er sich und küßt« den blassen Mund, auf dem noch «in letzte», ein allerletzte« Liebeswort nachzuzittern schien. L« war, als könne der Mann nicht ander», als sei ein« Empfindung in ihm wachgerufen durch den Anblick diese« schönen Gesichtes, welches ihm im Leben so ver traut gewesen — eine Erinnerung, welche stärker war, al» er selbst. Al, Max Günther sich wieder «mporrichtet«, «ar sein Antlitz noch um einen Schatten bläßer, al» früher. Um feinen Mund lag der Zug tiefen Wehe» noch schärfer ausgeprägt. Er streckt« die Hand au«, al» suche er einen Halt an seinem einstiaen Freunde. (Fortsetzung folgt.)