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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192604016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-01
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1926
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77. r. veil«»« ze« Ricsier r«»tbl«tt. T»«,erSti«, 1. April 1936, «»en»». 7S. Jahrg. Tie Töchter der Fra« Konsul. Roman von Fritz Gantzer. 8. Fortsetzung Nachdruck verdorr«. Doris erfuhr von diesem Briefe Reginens erst am späten Nachmittag durch die Konsulin, mit tief gesenktem Kopf« stand sie wie gebrochen gegen den Türpfosten ge lehnt. Leise weinend schlich sie hinaus. Sie sehnte sich, da» Haus, in dem ihr alles so öde und tot vorkam, für eine Weile verlassen zu dürfen, und rüstete sich zu einem Spaziergange. Schon zur Dämmerung hin verließ sie das Haus... Es mochte fünf Uhr sein. Eine tiefoerschleierte Dame zog am Schäletkampschen Hause die Glocke und bat das öffnende Mädchen, Herrn SchSlerkamp zu fragen, ob er geneigt sei, eine Bekannte zu einer kurzen Unterredung zu empfangen. Das Mädchen kam schon nach wenigen Minuten-«rack und führte den Besuch in das Arbeitszimmer des Hau». Herrn. SchSlerkamp fragte sehr förmlich nach den Wünschen der Dame, brach aber dann, als sie den Schleier hoch schlug und er Regln« erkannte, in ein halb belustigtes, halb ärgerliches Lachen aus. So klang auch seine Stimme, als er sagte: „Döchting, diesen Mummenschanz hättest du dir doch aber ebensogut sparen können!" Regine verneint« und berichtete von den letzten Vor kommnissen daheim und ihrem Entschluß. „Dies Buch hätte er sich nur schenken sollen," fuhr der Handelsherr erbost auf, als Regine, schmerzlich seufzend, zu Ende war. „Dieser unfeine, ungehobelte Patron! Und dein« Mutter so etwa» billigen konnte, versteh« ich en.fach nicht I" Er sprang erregt auf und durchmaß da» Zimmer mit großen Schritten. „Und du willst nun fort 7 Ja, hast du vir da» aber auch gründlich überlegt, sage mal? Bi» zum Tz, bi» zum I-Tüpfelchen? Die Ge schichte ist nicht so einfach. Mit dem bloßen dickköpfigen: Nun gehe lch i bist du nämlich erst beim leichten Anfang. Fortgang und End« dürsten dir weniger behagen." Er blieb vor Regln« stehen und wiegte nachdenklich den Kopf. „Ich w«iß wirklich nicht!" „Lieber Onkel SchSlerkamp,' fleht« Regine, dies« v«r- traulich« Anrede wohl zum ersten Mal« gebrauchend und nach seiner Rechten tastend, während «« wie verhaltene» Weinen in ihrer Stimm« zitterte, „auf Ihre sofortige be denkenlose Zustimmung zu meinem Schritt« habe ich mit fester Eewtßheit gerechnet. Machen Sie mir das Herz nicht noch schwerer, als e, schon ist. Versuchen Sie wenigsten», mich zu verstehen!" „Ich verstehe dich schon, Döchting," erklärte er, ihre Aauv drückend. „Dennoch rate ich: überlege, über eae l" ASchsischer Srhrrrverei«. «er L «arhaudlm^tzta» devan» mit der BanrL«»«mg eine» vllduußtzula»«» siir »le iNÜltrige B»l»schäl« Lurch Herrn Marti« Weile-DreSde». Da» pädagogische Lebe» der Gegenwart geht auf «tue doppelt« Wurzel zurück: Auf Ueberlteferung und LetzeuS- bedürfnifl« einerlei» und aus da» Stgrngesetz de» bildenden Geschehen» andererseits. Auch «tu Plan für die BtlduuaS- arvett der Volksschule muß Liefer doppelte« Bedingtheit Le» pädagogischen Leden» entsprechen: Gr muß sich gründen a«f de« etgengesetzltch bestimmten Vtldu«g»vor»ana, der sich i« dem werdende» Menschen vollzieht, und aus di« kul turelle» Geaebeuhriten der Zeit. Indem'sich der Plan auf di« Bedingungen gründet, denen der BtldungSvorgang untersteht, wird er zu einem BtldungSplan. Ei» BtlbungSpla« ist Li« Darlegung der Bedingungen de» Bildungsvorganges und die päbagogisch- aeorduete «uSbrettuna der BildungSwtrkunaen und Bil- oungSmtttel. Bier Bedingungen beeinflussen den Bildungs vorgang: di« Natur des Kindes, bi« Forderung des Gegen stände», die leitenden Zwecke und Ideale, dt« Umstände und Forme« der Berührung zwischen Kind und Umwelt. In de« Lehrfächern ist »usammengefaht, «a» der Volks schule al» Zweck gesetzt ist. Eine bloße Aufzählung der Facher und Lehrgegenständ« heißt Lehrplan. Zum BtldungS- vlau wird ein Plan dann, wen« er dt« Facher unter der Frage betrachtet: Was bedeuten di« nttt Len Lehrgebteten gesetzten Zwecke für die Bildung de» werdende« Menschen? Der BildungSplan gelangt zu »wölf Grundaufaaben. AuSgerichtet werden dies« zwölf Grunbausgaben nach dem Bil-ungStdeal. Als solches schwebt der ErztehungS- und Unterrichtsarbeit der Volksschule vor der körperlich und geistig tüchtige und sittlich freie, verantwortung-bereite Mensch, der Mensch mit der Fähigkeit, die Natur und die Kulturarbeit anteilnehmend zu begreifen. Der BildungSplan ist durchweht vom Geiste der Arbeits schule. Dieser ist gekennzeichnet durch di« Grundsätze de» Kindes- und EntwicklungSgemäßen, de» LebenSgemäßen, der Kraftbtldung und der Erziehung zur Gemeinschaft. Der Grundsatz des LebenSgemäßen führt zu einem natürlichen Gesaurtmtterricht . Außerdem wirb der BildungSplan durch das Ideal der weltliche« Schule bestimmt. In der Aussprache, die dem Bortrage Weises folgte, wurde mehrfach Kritik am vorgelegten BildungSplan« geübt. Lehrer Büttuer-Meißen, LanbtagSabgeordneter Weckel- Dresden und Dr. Neumuth-Lcipzig sprachen sich gegen eine sofortige Herausgabe des BtldungsplaneS an die Oeffent- lichkeit auS und wünschten Ueberarbeitung des Plane». Direktor Wagner-Leipzig forderte Ergänzung des BildungS- planeS durch einen Stoffplan. Nach dem Schlußworte des Vortragenden stimmte die Bertreterversammlung folgender vom Vorstände vorgelegten Entschließ«»« ,«: „2ne Dertreterversammluug stimmt dem vorliegenden Plane alS LandesbtldungSplau grundsätzlich zu. Eine nochmalige Ueberarbeitung unter Berücksichtigung der Wünsche und Anträge, die in der Bertreterversammlung vor gebracht sind, soll erfolgen. Darüber hinaus sind Plan beispiele aus verschiedenen Bezirken zu erarbeiten, die nach Durchprüfung im LandeSlehrplanausschuß als Ergänzung des Bildungsplanes erscheinen sollen. Die Bcrtreterver- sammlung ersucht die Bezirksvereine, für die nächste Zeit die Weiterarbeit am LandrsvildungSpIan alS ihre Haupt aufgabe zu betrachten und da» Ergebnis der Bearbeitung an den Vorstand des Landeslehrervereins einzusenden." Da die Amtszeit des Vorstandes des Sächsischen Lehreroereins abgelaufen ist, mußte die Bertreterversamm lung Reuwahle« zum Laudesvorstaude vornehmen. Herr Wetzig-Leip-ig begründete die Vorschläge deS Lanbeswahlausschusfes. Zwei Vorstandsmitglieder hatten eine Wiederwahl abgelehnt: Schulrat Stenzel-Chemnitz und Schulrat Schneider-Kamenz. In den LanbesvorstanL wurden gewählt alS 1. Bor» fitzender Gleißberg-Dresde« saft einstimmig: als Mitglieder des GeschästsführenLen Ausschusses Häntzschel-Dresden und Klemm-Dresden, als Beisitzer Barth-Leipzig, Grimm-EberSbach, Schmidt-Auerbach, Weh- ner-Letprig, Winkler-Chemnitz, Zimmer-Zwickau, Trink»- Rammenau und Schröpel-Plaurn. Die Verabschiedung der beide» bisherigen Mitglieder Stenzel-Chemnitz und «chnetder-Kamenz durch den Vorsitzenden gestaltete sich zu einer machtvollen Dankc-kundgebung der Vertreterver- I« «8»«r Entschließung über den Dnali»««» t« säch sische« Schulwesen fordert« die Vertreterversammlung er neut, baß auch die Berufsschulen al» Teil deS gesamten Bildung»- und Schulwesens dem Ministerium für Volks bildung unterstellt «erde«. Der ». verhandln»»»««» begann mit der Verhandlung des Antrages de» Chemnitzer Lehrervereins, vom Vorstand eine Umsrage unter den Mit gliedern vornehmen zu lassen über die Frage der Wieder einführung der körperliche« Züchtig»«», solange al» die vom SLB. für die Abschaffung de» ZüchttgungsrrchtcS ge stellten Vorbedingungen nicht erfüllt sind. Den Antrag begründete Barth-Chemnitz. Wehner-Leipzig wandte sich »eäen eine Urabstimmung in der Frage der körperlichen Züchtigung und wie» nach, daß diese kein geeignetes Er ziehungsmittel für die Volksschule ist. Er verlangt« mit allem Nachdruck, daß endlich Ernst damit gemacht werde, dt« für daS ZüchttgulwSverbot unentbehrlichen Voraus setzungen zu schaffen. Die der allgemeinen Volksschule zu geführten Kinder haben Anspruch darauf, störungslos an der Ausbildung ihrer Fähigkeiten zu arbeiten. Kinder, di« sich der normalen Schularbeit nicht etuordnen können, bedürfe« der Sonderbehandlung, für die der Staat die Kosten aufzubringen hat. Wetzig-Leipzig wandte sich ebenfalls gegen den Chem nitzer Antrag, indem er an zahlreichen Beispielen die Rechts unsicherheit nachwtes, in der sich die Lehrerschaft hinsichtlich der körperlichen Züchtigung befindet. Die Bertreterversammlung lehnte mit grober Mehr heit di« geforderte Umfrage ab und stimmte folgenden For derungen des Vorstandes zu: 1 Die Anordnung der Fürsorgeerziehung muß er leichtert und beschleunigt werden. 2. Schwer erziehbare, häuslich vernachlässigte, sittlich ge- sährbete und der Verwahrlosung ausgesetzte Kinder sind durch besondere hctlpädagogischeMaßnahmensFürsorgcklasscn, Tagesheime und ähnliche Einrichtungen) zu erziehe«. 3. Für Kinder, die den Unterricht wesentlich stören, ist Isolierung sowie zeitweise der Ausschluß vom Unterricht vorznsehen und Gonderunterricht im Sinne von 8 3 Abf. 0 des Uebergangsgesetzes etnzurichten. 4. Eine Verletzung -es 8 28 deS Schul-BedarfSgcsetzes ist durch die Dienstbehörde zu untersuchen und gegebenen falls zu ahnden. Nur in Fällen, in denen das Bezirksschulamt nach pflichtmäßigcm Ermessen eine Verletzung des Strafgesetzes tatsächlich als erwiese» ansteht, ist die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft zu übergeben. Die nächstjährige Bertreterversammlung behandelt da» Thema: „Die Zuchtmittel in der allgemeinen Volksschule". Gegen A2 Uhr schloß der Vorsitzende Gleißberg die überaus wirkungsvoll verlaufen« Tagung. MbMM Ar sMM WWkWten. Am zweiten Berhandlungstagr, am Donnerstag, wur den v Uhr vormittags die Beratungen fortgeführt. Nach der Verlesung eines Glückwunschschreibens des Herrn 'ReichstnnenministerS Dr. Külz, der wegen dringender Re gierungsgeschäfte den Verhandlungen leider nicht bei wohnen konnte, folgte ein Vortrag des Herr« Regierungs rat Süttuer über die „Neugestaltung »es BeamteurechtS". Die Gestaltung des Polizetbeamtenrechts lasse sich in drei Entwicklungsphasen gliedern: Die Zeit des guten Willens, die Zett der Verkümmerung der Beamtenbelange und die Absichten der neuen Zeit. Ueber die Auswirkungen dieser drei Phasen verbreitete sich der Redner in längeren Aus führungen, wobei er besonders auch das PersorguugSrecht der Beamten, aufgebaut aus das Wehrmachtsversorgungs gesetz, behandelte. Dt« verschieden gearteten Versorgungs rechte der Polizei-Offiziere und der Beamten im Wacht meisterrange seien eines der Hauptübel der ganzen Schutz polizeifrage, denn unter der unverhältnismäßig schroffen Schlechterstellung in der Versorgung der Wachtmeister Er beobachtete ihren trotzigen Augenausschlag un-sah, w,e die Entschloffenheit eine scharf ausgeprägte Linie um ihren Mund ze chnete. «Wenn du allerdings bereits endgültig ent schieden hast. . „Ja. Ich bin fest entschlossen." — , „ „Schön. Dagegen ist nichts zu machen. Man soll es auch gar nicht erst versuchen. Erwachsene, urteilsfähige Menschen find keine Wickelfinder mehr, dl« man im Steck kissen umherträgt, auch nicht solche, die am Gängelband« geführt werden müßen. Man laste sie ihren Weg gehen ohne tantenhast« Bevormundung und händeringende Angst meierei. Wae kernig und gesund ist, kommt durch. Also geh! Aber wie dentst du dir deinen Weg? Was hast du vor?" „Burgbeck verloste ich natürlich. In elner größeren Stadt, ich hab« an Hannooer oder Kastel gedacht, vielleicht wvble ich auch noch Berlin, will ich mich dann in mög lichst kurzer Zeit auf das Lehrerinnenexamen vorbereiten, und mich nach seinem Bestehen um eine Anstellung be mühen." SchSlerkamp nickte. „Da» ist «in fesibegrenzies Zu- tunstsprogramm. Aber du hast dir keinen leichten Beruf auagesuckt. Eigentlich fallt« mau die Lehrarbett nur Mannes- Händen überlasten. Weißt du, daß selbst die manchmal müde werden? Ich muß da an meine eigenen Schuljahr« denken. Wir saßen über die vierzig vor unserem alten, gestrengen Herrn Präzeptor, Kastner hieß er, Fri; Kastner. Wie oft hat der uns nicht gesagt, wenn wir ihm das Leben mit unserer Faulheit und Dummheit sauer machten: „Bengels, ihr Male.izbuben nichtsnutzigen, lieber möcht' ich den ganzen Tag Steine klopfen, als euch die Wissenscha't in die hohlen Köpfe trichtern." Und er hatte recht. Ich möcht' solche Herd« nicht leiten." Regine lächelte matt. „Ganz gewiß ist die Schularbeit nicht leicht. Aber ich hoffe, der Verantwortlichkeit und Schwer« dieses Beruf» gewachfen zu sein. Jedenfalls Wilk ich den versuch wagen." Sie macht« «ine Pause und schien von einer starken Ver legenheit ersaßt. Ihr« Lugen senkten st» scheu zu Boden, und in ihre Wangen stieg «in heiße» Rot. SchSlerkamp beobachtet« st« aufmerksam. „Nun, wo drückt der Scyuh noch, Döchting? Red« alle» getrost und sret von der Leber runter. Du weißt, zu wem du sprichst." Sie sah dankbar zu ihm auf. „Ich kam im Vertrauen auf Ihre mir schon so oft bewiesen« Güt« und Liebe» Herr SchSlerkamp, und ich bin fest überzeugt, daß ich nicht umsonst gekommen sein werde... Dennoch muß ich meine ganze Kraft zusammennehmen, um mein« Litte über d'e Lippen zu bringen. Für den ersten Anfang steh« ich gänzlich... ich meine, Ich brauche doch... tzrrm Bücher und Wohnung und . gegenüber den Offizieren schwänden die Dtenstfreubigkett und da» vertrauen tn etner Weise, die -er Oefsentlichkett durchaus nicht gleichgültig sei» könne. Bon den Bersor- gu»»«aesetzen kam der Redner über die Schilderung der Einstellung von Regierung, Parlament und Beamtenschaft dazu, auf den Entwurf eine» Gesetze» über die Orduungs- Polizei zu sprechen, der sich nicht nur durch ungünstigste Ausnahmebedinguuge» ,x»u»zetch«et", sondern auch sonst dt« natürlichen Beamtenrechte stark zurücksetzt. Die Be- strebunae« de» Berbaude» umfaßten die Etnglteberuug der Polizeibeamtenschast tn das allgemeine Beamtenrecht unter Berücksichtigung der besonderen Belange des Polizetbe- amten. Wenn man der Polizetbeamteuschast »»erkenne, daß sie die schwerste Stellung im Staate mit ctnnimmt, dann dürfe man sie auf der anderen Sette in ihren wohl begründeten Rechten nicht zurücksetzen. Hier müßten Negie rung und Parlament, unterstützt von der breitesten Oeffent- ltchkeit, sehr bald andere Wege einschlagen, sonst könne die Poltzetbeamtenschast die Verantwort»»»»» für das, waS kom men könne, nicht übernehmen. Im Anschluß an den Vor trag wurde ohne Aussprache die folgende Entschließung einstimmig angenommen: „In der Frage der Neugestaltung de» PoltzeibeamtenrechteS hat der Verbandötag mit Be friedigung von der Einstellung der Verbandsleitung hierzu Kenntnis genommen. Er billigt die gesamte bisherige Haltung der VcrbandSleitnng und fordert weiteres striktes Festhalten daran. Die sächsische Polizeibeamtenschaft er- wartet, daß Regierung und Landtag jeder irgendwie ge arteten Verkümmerung der Beamtenrechte der Polizei beamtenschaft entgegentreten, sich vielmehr mit aller Macht dafür einsetzen, daß ein Ausbau der verfassungs mäßig garantierten Beamtenrechte im freiheitlichen und fortschrittlichen Sinne erfolgt." Die Aussprache zum Geschäftsbericht ergab eine lange Reihe von Anträgen der einzelnen Fachgruppen. Herr Stephan von der Gruppe der Landcspolizei bemängelte dies und jenes am Geschäftsbericht. Tie Landcspolizei fei sehr weit davon entfernt, mit der Tätigkeit der Berbandsleitung im vergangenen Jahre zufrieden zu sein. Ter Vertreter der Gemeindcpolizei bedauerte daS geringe Verständnis, das die Negierung seiner Fachgruppe cntgcgengebracht habe. Für die Staatspolizei sprach Herr Otto, der insbesondere zu der Besoldung und Versorgung der unteren nnd mitt leren Beamten Stellung nahm und die bisherige Regelung als gänzlich unzulänglich bezeichnete und der ferner die Frage der Diensralterslisten, der Dienstzeit und der Ein- heitsunisorm erörterte. Von der Kriminalpolizei äußerte sich Herr Geißler über, den Geschäftsbericht, an dem er ebenso wie die Landespolizei Kritik übte. Ter Sprecher der Landgendarmcric, Herr Richter, erklärte sich im allge meinen mit der Geschäsisleitung einverstanden, wenn er auch hier und da Mängel kennzeichnete. Der Vorsitzende, Herr Köttner, verteidigte die Ge schäftsführung und nahm zu den einzelnen Ausstellungen der Landessachgrnppen Stellung. Tie Kritik am Geschäfts bericht bezeichnete er indessen nicht als zerschlagend, sondern alS aufbauend und richtungweisend für die Arbeit des näch sten Jahres. Täe Redner der zweiten Garnitur bewegten sich in etwas müderem Rahmen. Nach 1 Uhr trat eine 1^-stünüigs Mittagspause ein. Die Nachmittagssitzung brachte zunächsi einige Bemer kungen zum Kassenbericht, dann trat eine längere Pause ein. Ueber die Kommissionsberatung reseriertc Herr Müller. Zuerst wurden die Anträge zu den Sozialeinrich tungen des Verbandes meist einstimmig angenommen. Eine längere, teilweise unerquickliche GeschästSordnungS- aussprache ergab sich sodann bei der Abstimmung über den Satzungsentwurf einer Feuer- und EinürnchsschLden- Unterstiitzungskasse des Verbandes Sächsischer Polizeibc- amter, der schließlich abgelehnt wurde. Zu einem längeren Referat des BundcSvorsitzcndcn Herrn Flügel vom Deutschen Beamtenbund über die Hal tung des Deutschen BeamrcnbundeS in den letzten Jahren führte ein Antrag, der der Bundesleitung des Deutschen Beamtenbundes Mißtrauen ausspricht, und empfiehlt, Bei träge an den Deutschen Beamtcnbund nicht mehr abzu führen. > Für den Antrag plädierte Herr Stephan in tempera- mentvollen Ausführungen, in denen er die Politik und „Verhungern willst du wahrscheinlich euch nicht, und Kleider und Hüte wirst du ebenfalls nicht entbehren können," unterbrach Schölerkamp ihr stotterndes, verlegenes Sprechen, ihr gutmütig die Schulter klopfend und lächelnd, gütig väterlich, w ihre feuchtschimmernden, änasilichen Augen schauend. „Aber so sei doch nicht so zimperlich, mein kleines Döchting, und sag'» frei heraus, ob du vorläufig mehr als tausend Mark brauchst." „O, höchstens die Hälfte," wehrte sie mkt einem frohen Aufatmen ab. „Ich will neben meinem Studium Musik unterricht erteilen und hoffe, für meinen Lebensunterhalt genügend zu verdienen, bis ich eine feste Anstellung als Lehreria habe. Außerdem möchte ich mich auch nicht mit zu hohen Verpflichtungen belasten. Ich werde die Summe sowieso nur ratenweise zurückzahlen können." Als sie das von dem Diedergeben gesagt hatte, wandt» sich Theodor Schölerkamp verletzt ab. Er sei kein Ge d- vrrleiber. Und ob sie etwa auch Zinsen zu zahlen ge denke? Vielleicht gor sechs Prozent oder noch mehr? Da erhob sie sich mit einer entschlossenen Bewegung. „Rein, Herr Schölerkamp, wenn Sie mir das Geld schenken wollen, muß ich Ihre Hilf« dankend ablehnen." j „Ach, hab' dich nicht, du liebes Schäfchen!" Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ich geh« keines wegs darauf «in. Es ist mir schon unendlich sauer ge- wordei^ Sie zu bitten, mir das Geld zu leihen. Ich schäme mich, als halbe Bettlerin vor Ihnen stehen zu müssen. Man liest so viel von dem Durchkämpsen ohne fremde Hilfe. Da friert, hungert und darbt man. Und ich würde das wohl auch können. Aber ich dachte mir, daß es in meinem Falle nicht nötig sei, da ich Sie habe, Luch halte ich es für unpraktisch, die Erreichung einer un abhängigen Stellung durch Elend und Not hinauszuschieben. Diesen Ueberlegungen allein entsprang meine Bitte. Ihr« Hilfe al» Geschenk anzunrhmen, verbietet mir mein Stolz." „Ein ganz falscher Stolz," knurrte der Handelsherr, sich noch nicht zufriedengebend. „Bist du mir denn eine Fremde, Mädel? Sag'? Du Querkopfl Weißt du denn nicht, daß ich dich lirohabe wie meine leibliche Tochter?" Si, ging sachte zu ihm hinüber und reichte ihm beid« Hände. „O, dies liebe, gute Wort, Herr Schölerkamp l" sagte sie froh, während ein leises Glückszittern in ihrer Stimme war. „Ich danke es Ihnen tausendmal es hat mir plötzlich so viele Schatten von der Seele genommen und mem in die Zukunft gerichtetes Sinnen leichter aw macht. Glauben Sie mir.. „Na, so sag' doch schon endlich „Du" zu mir, dau mien ollt sätet, grotet Döchtingunterbrach Schölerkamp gerührt, sie zu sich heranziehend und ihr einen Kuß auf di« Wang, a«„end. Da ß sie ihre Urme um feinen Hala und wow
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