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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192509213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-21
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1925
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Eine Wittenvergsahrt. An dem gestrigen Besuche der Lutberstadt Wittenbera beteiligten sich ans Riesa und Umgebung 152 Personen, die in Sonderwagen mit dem fahrplanmäßigen Zug« kur» nach 7 Uhr vom Bahnhof Niesa »ach Röderan fuhren, um dort dem von Dresden rintresfenden Sonderzuge der Erlöser» kirckaemeinde Dresden-Striesen anaegliedert zu werden. Bet der Abfahrt in Riefa erklang vom Posannenchor das Luther» lied. Veranstalter der Fahrt war die Erlöserkirchgemrinde, mit der die Riesaer Kirchgemeinde sich verbunden batte. Von Dresden aus erforderte die überaus starke Beteiligung das Einstellen zweier Sonderzüge. Aus den vielen An fragen beim hiesigen Pfarramt während der letzten Tage war zu schließen, daß auch in Niesa die Teilnehmerzahl weit größer geworden wäre, wenn man die rechtzeitige An» Meldung nickt versäumt hätte. Dankbar werden die Betei ligten anerkennen, daß die Fahrt in fürsorglicher, umsich tiger Weise vorbereitet war und sich zu einer in geistiger Beziehung höchst aenußreichen gestaltete. Sie wird alle» in unvergeßlicher Erinnerung bleiben. Der Besuch in Wittenberg galt den Stätten und Kunst werken, die an den großen Reformator erinnern und das von ihm Geschaffene im Geiste lebendig werden lasse». Der zweite Sonderzng, in de», sich die Nieiaer befanden, traf, wie vorgesehen, nm t> Uhr in Wittenberg ein. Es ist ein eigenes Gefühl, das jeden beschleicht, der eintritt in die Manern Wittenbergs, in denen ein Stück Geschichte seinen Schauplatz bat, mit dem nicht nur in Deutschland eine neue Zeit heraufstieg, sondern ein neuer WcltgeschichtSabschnitt anbub. Nach Verlassen des Zuges begann sofort die Wände» rung durch die Anlagen zur Stadt, vorbei an der Luther» eiche vor dem Elstertore, wo Luther am 1.0. Dezember 1520 die päpstliche Bannbulle verbrannte. Der Weg führte dann zur Schlotzkirche, an deren Haupttür die 95 Thesen Luthers in Bronzeguß angebracht sind. Von hier aus nahm die Reformation ihren AnSgana und hier wurde am Himmel- sabrtstaae 1922 der Deutsche Evangelische Bund gegründet. In der Kircke, die durch Kriege zerstört und im Jahre 1892 nach ihrer Erneuerung unter Teilnahme des Kaisers und anderer evangelischer deutscher Fürsten eingeweiht wurde, hielt Herr Sievers, ein früherer Geistlicher von Wittenbera, eine Ansprache, in der das Geschichtliche der Kircke bärge- legt und das Wirken Luthers und seiner Heiser und fürst lichen Gönner hcrvorgchoben wurde. Die wundervolle gotische Kirchcnhalle mit der hohen Wölbung und dem prächtigen, in schlichten, würdigen Farben gehaltenen Netz werk birgt Standbilder der am Nesormationswerk beteiligt gewesenen Männer, Wappenschilder von Städten, holz geschnitzte Kanzel und Cborstüble, sowie prächtige Glas bilder. In dieser Halle lebt Luthers Geist. Alles deutet hinauf zu Gott als Dank für das, was uns Luther gegeben bat. Nabe dem Eingänge befindet sich die Grabstätte Melanchthons und unter der Kanzel die von Luther. Neben den beiden Reformatoren haben manche ihrer Zeitgenoffen, vor allem die beiden sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise und Johann der Beständige, ihre Ruhestätten in der Sckloßkirche gefunden. Ten interessanten Ausführungen des Redners folgte eincKranz n ied erle g ung der Witten bergfahrer an Melanchthons Grab, wobei Herr Professor Winter aus Dresden Melanckthon als den besten Freund Luthers kennzeichnete. Die erste Gruppe der Besucher hatte an Luthers Grab einen Granz niedergelegt. Beim nunmehrigen Besuch des LutherhauseS wur den die Gäste am Brunnen im Hose durch einen Kurrend« gesang und durch eine Ansprache des Herrn Pfarrer v. Brück begrüßt, der ans die im Luthcrhause untcrgebrachte Schrif ten- und Bilder-Ausstellung hinwics sowie das Familien leben Luthers würdigte. Tie Besichtigung des Luther- hauseS ging dann in Gruppen von je 50 Personen vor sich. Eingehende Erklärungen wurden dabei gegeben. Nach gemeinschaftlichem Mittagsmahle, das in zwei Gasthaussälen eingenommen wurde, bot sich den ungefähr 1200 Teilnehmern Gelegenheit zur Besichtigung der Stadt, wobei das Cranach- und das MelauchthonhauS als besondere Sehenswürdigkeit zu betrachten waren. Gegen 4 Uhr sammelten sich alle Teilnehmer aus dem Marktplätze am Luther- und Melanchthon-Denkmal, hörten dort einen Kurrendgesang an und besuchten dann den Fe st- gottesdienst in der Stadtkirche, in der Luther 30 Jahre als Prediger wirkte. Die Festpredigt hielt Herr Piarrer Freieslebcn von der Erlöserkirche Dresden-Striesen. Er leitete sie ein mit dem Bedeuten, daß die Wittenbergreise sich für alle Beteiligte zu einem bleibenden Erlebnis gestalte, wozu der Gottesdienst als Ansklang der Reise das Seinige beitragen möge. Die weiteren Ausführungen galten der Erinnerung an Luthers Wirken in der Stadtkirche, in der jeder Stein die große Zeit miterlebt habe. Unter Anleh nung an das Bibelwort Römer 1, 1ü wies der Prediger auf Luthers Reformation hin, die das Evangelium wieder in den Mittelpunkt gestellt habe. Tie evangelischen Glau bensgenossen müßten alle mit ganzer Kraft für das Evan gelium nach Luthers Lehre eintreten und treu zur evangeli schen Kirche halten. Anschließend an den Gottesdienst erklärte Herr Lehrer Felten aus Wittenberg die Kunstwerke in der Stadtkirche, der die Künstler Wittenbergs eine» Schmuck verliehen haben, der zwar einfach, aber der eines evangelischen Gotteshauses am Orte der Reformation würdig ist. Für eine kleine evangelische Gemeinde in Oesterreich wurde eine Kollekte zum Bau eines Gotteshauses einge sammelt. Tie Festteilnehmer begaben sich alsdann zum Bahnhof, bestiegen die Sonderzüge und trafen wohlbehalten gegen 10 Uhr in Riesa bezw. in Dresden wieder ein. Wittenbera ist in diesem Jahre schon das Ziel vieler Tausender evangelischer Christen gewesen. Sir kamen aus allen Gegenden Deutschlands, hauptsächlich aus Sachsen, an den Sonntagen seit Ostern nach dort, um auf Luthers Spuren zu wandeln und neue Kräfte sür das reine Evan gelium zu gewinnen. t. Oerttiches uns SiiWsches. Riesa, den 21. September 1925. —* W e tterv o r h c rsag e sür 22. September. (Mit geteilt von der Sächsischen Landeswetterwarte Dresden.) Bewölkungszunahme. Zeitweise Regen. Temperatur av- nehmend. Lebhafte westliche Winde. —Kirchliches. Wir werden gebeten, daraus hinzu weisen, daß die Bibelstunde in Riesa diese Woche statt Mittwoch am Donnerstag abends 8 Uhr stattsindet. —* Neuwahlen sür die Ortskrankenkasse. Laul einer Betaummachuug im Inseratenteile findet die Neuwahl der Mitglieder des Ausschusses der Allgemeinen Ortskrankenkasse Niesa und Umgegend am 2. November 1825 statt, lieber die Durchführung der Wahl und eiuzureichendc Wahlvorschläge sind in der Bekanntmachung besondere Bor schriften enthalten. —* F > l m s ch a n. Tas ll.-T. -Lichtspielhaus zeigt den Film „Tragödie der Liebe", der vier Teile umfaßt. Ter erste und zweite Teil schildert die Entdeckung eines Mordes und die Luche nach dem vermutlichen Mörder, der in einer Gerichtsverhandlung verurteilt wird. Ter dritte und vierte Lcil bringt die Befreundung in der Strafkolonie, die Mit hilfe zur Flucht and ihr und die spätere Rache, sowie das Hcrvortreii-n der vollen Wahrheit in dem erschütternden Leitbild. Im Zentraltheater Grüba gelangt da» vakttge tiefergreifende Drama „War sie schuldig , zur Vorführung. ES entwirft ein Familtenbild der Armut und Krankheit tn einem Schuhmacherhause. Die sterbende Fran hinterläßt ein kleine» Mädchen, das von vermögenden Eltern ausge nommen und großaezvgen wtrb. In der Aufopferung für daS Kind wirb die Pflegemutter selbst zur Verbrecherin. In der Gerichtsverhandlung stürzt der treue Bob, des KtnbeS Spielgefährte, vor die Schranken beS Gerichts und rettet die Angeklagte vor einer Verurteilung. Die Luna-Lichtspiele zeigen „Die verlorene Stadt", ein amerikanisches Raubtier» und SensationSbrama in 3 Episoden. Als Vorbereitung befindet sich der verfilmte Stttenroman „Die freudlose Gaffe" von Hugo Bettauer. —* Die Ferien tn der Handelsschule bauern vom 2«. September bis 11. Oktober. —* Schauturnen. Am vergangenen Sonntage ver anstaltete die Arbettvgemetnschast der Riesaer Turnvereine ihr erstes Schauturnen tn Gröba auf den Elbwiesen, die Herr Hauptmann v. Altrock in großzügiger Weise zur Verfügung gestellt batte. Gegen 600 Teilnehmer, Turner, Turnerinnen, Jugendliche und Kinder, zogen unter den Klängen von drei Musikkapellen durch den Stadtteil Gröba zur Festwiese. Nach kurzer Ansprache des Vorsitzenden Eisolb-Rtesa ergriff Herr Hauptmann v. Altrock das Wort zur Begrüßung der zahl reich Erschienenen. Bald darauf zogen abwechselnd Turner, Turnerinnen und Kinder zu den Freiübungen auf, die unter sachgemäßer Leitung der Turnwarte ihre Erledigung fanden. Nach Beendigung derselben entwickelte sich bald ein reger Betrieb an den Geräten. Die Mannigfaltigkeit und Exakt heit, mit der die Hebungen auSgeführt wurden, legten wohl am besten Zeugnis von der gründlichen Arbeit innerhalb der Vereine ab. Die zahlreich erschienenen Ehrengäste und Zu schauer hielten wacker bis zum Schluß aus und sind wohl mit einem Gefühl der Befriedigung von dem Gebotenen nach Hause gegangen. Hoffen wir, baß die 1. gemeinsame Veran staltung insofern ihren Zweck nicht verfehlt hat, daß sie noch viele Fernstehende der edlen Turnsache zuführt. Allen denen aber, die durch ihr« Mitwirkung das Fest auf irgend eine Weise verschönern halsen, nochmals herzlichen Dank. Gut Heil! —* Sachsen lotterte zum Besten der deutschen Jugendherbergen. Die Gewinnliste ist da! Sie ist für 10 Pfennig erhältlich in den Geschäften, wo es Lose gab. Sic hier abzudruckcn, ist nicht denkbar: denn sic umfaßt nicht weniger als 7 Druckseiten. AVer einiges wollen wir doch daraus Mitteilen. Zunächst sei vorausgeschickt, was auch die Gewinnliste an ihre Spitze stellt: Jeder Losküufcr hat ein Scherslein zum Ausbau unseres sächs. Jugendherbcrgswerkeö beigetragcn. Dieses Bewußtsein sei für jeden der Haupt gewinn! — Welche Gewinne etwa nach Niesa gefallen sein mögen, wissen wir noch nicht. Doch steht fest, daß gegen 4000 Ncihengewinne auf uns kommen, und zwar erhalten alle Lose einen solchen, die die Endziffern 0, 2, 4, 6, 8 tragen. Sie werden der Einfachheit halber hier ausgegeben und sind zum Teil schon eingetroffen: hübsche BUchckr, gute Taschen messer, Scheren, Kämme, Zahnbürsten, Tonbecher, Drehblei stifte mit Tragzwinge, feine Messinguntcrsetzer, Kunstdrucke, nsw. Natürlich kann die Ausgabe erst erfolgen, wenn alles da ist: Zeit und Ort wird noch bekannt gemacht. Wer daS Glück hatte, einen größeren Gewinn zu machen, kann ihn selbst in Dresden abholcn (Markthallen-Galerie Dr.-N.s, sich ihn aber auch schicken lassen. Zu diesem Zwecke muß daS Gewinnlos, mit der Anschrift des Besitzers versehen, cingc- schickt werden, und dabei ist anzugeben, welcher Gegenstand auS der betr. Auswahl gewünscht wird. Die Leitung der Ortsgruppe ist gern bereit, Sammelsendungen in die Wege zu leiten, um die Kosten für den Einzelnen zu verringern. Die Auszahlung der Gewinne in bar ist gesetzlich verboten. Mit Anfragen wolle man sich an die Ortsgruppe des Ver bandes für deutsche Jugendherbergen wenden sSchulleiter Hofmann, Lehrer Ricciuss. —* Die Bewilligung des Armen rechts. Aus Anlaß von Klagen darüber, daß die Armutszeugnisse nicht selten ohne ausreichende Prüfung erteilt würden, hat der preußische Minister für Volkswohlfahrt durch Erlaß den für die Erteilung dieser Zeugnisse zuständigen Behörden noch mals die größte Sorgfalt in der Prüfung der Einkommen-, Vermögens- und Familienverhältnissc der Antragsteller zur Pflicht gemacht. Bei der Behandlung der Armenrechts gesuche soll der Frage, ob die Bedürftigkeit des Antrag stellers ausreichend dargelegt ist, besondere Sorgfalt zuge wendet werden. Insbesondere ist von den Beamten, welche die Armenrechtsgesuche zu Protokoll nehmen, aufmerksam zu prüfen, ob die vorgelegten Zeugnisse ein deutliches und vollständiges Bild der Verhältnisse ergeben und erforder lichenfalls durch Befragung der Antragsteller auf die Besei tigung von Unklarheiten ober auf die Ergänzung unvoll ständiger Angaben hinzuwirken. —* Juwelendiebe entlarvt. Die Dresdner Kriminalpolizei teilt mit: Unter einem in Graz festgenom menen Gaunerkonsorttum befand sich ein angeblicher van Waegentngh mit seiner Ehefrau. Die von den beiden über ihre Aufenthalts- und Erwerbsverhältnisse gemachten An gaben stellten sich bei Nachprüfung als falsch heraus. Bon der Festnahme wurden die größeren Krimtnalbehörden des In- und Auslandes verständigt. Der Dresdner Kriminal polizei gelang es nach umfangreichen Erörterungen, den an geblichen van Waegeningh als den Goldaufkäufer Johann Klein und die Frau als dessen Geliebte Elise Werkenttn zu entlarven. Klein hatte im Jahre 1023 in Köln gemeinschaft lich mit der Werkentin und einem gewissen Wilhelm Oöcning einen großen Brillantendiebstahl verübt. Nach der Tat hatte das Trio eine Reise Lurch verschiedene Städte und Badeorte Deutschlands gemacht, wobei es auch nach Bad Schandau kam und sich dort länger« Zeit unter falschen Namen aufhiclt. Bon Schandau ans wurden Abstechernach Dresden gemacht, ein Teil der Beute verkauft und ein hiesiger Einwohner um wertvolle Schmucksachen und einen größeren Geldbetrag geprellt. In Breslau fiel Odening in die Hände der Polizei. Dem Klein und seiner Geliebten wurde jetzt -er Boden in Deutschland zu heiß. Durch einen raffinierten Trick ver schaffte er sich die Papiere eines Stellung suchenden Gold- schmiebS namens van Waegeningh und unter diesem Namen wanderten die Beiden nach Brasilien aus, bis sie schließlich nach Deutsch-Oesterreich zurückkehrtcn, wo sie von ihrem Schicksal ereilt wurden. —-Sächsischer Gemeindebeamtentag. In Freiberg begann am Freitag der sächsische Gemeindebeamten tag, zu dem mehrere tausend Gemeinbebeamte aus allen Tei len SachscnS erwartet wurden. Mit der Tagung, die bis zum Montag bauert, ist eine größere Fachausstellung im städtischen Kaufhause verbunden. —-JahreshauptversammlungdesGustav- Adolf-Vereins. Tie 71. Hauptversammlung Les Gustav-Adolf-Bereins wurde gestern tn Gieße» unter außer ordentlich starker Beteiligung der evangelischen Bevölkerung eingclettet. Vormittags fanden in Gießen und säst sämt lichen Orte» der Provinz Festgottesdicnste statt, in denen Prediger des Anslaudsdcntschtums über die Not der evange lischen Brüder im Auslände sprachen. Nachmittags zog ein nach vielen Tausenden zählender Festzug durch die Straßen der Stadt. In Massenversamlungen. an denen über 10 009 Personen teilnahmen, wurde die Arbeit des Gustav-Adolf- Bereins in Ansprache» gewürdigt. Einmütig nahmen die Versammlungen «ine Entfchließung an, in der es u. a. heißt, die Versammlungen gelten als Glaubensbekenntnis des evangelischen Glaubens an die Glaubensgenossen im Aus lande, denen mit aller Kraft mit Werken der Liebe beizu stehen zugesagt wird. Mit dem Liede „Ein feste Burg ist unser Gott" fand die Jahresversammlung ihren Abschluß. —* Erster Sächsischer Jägertag in Dres- den. Wohl selten nur durchwoate den großen AnSstel- lungSsaal eine so gewaltige festliche Menschenmenge als am Sonnabend, wo unter tausendfachem „Horrido" die alten sächsischen Jäger -usammenkamen, um in einer imposa^-en Bcgrüßungs- und WtedersehenSfeier den Auftakt zum Ersten Sächsische» Jägertag Dresd'e» 1925 in würdiger Weise zu begehen. Die Behörden und die Stabt Dresden, alle militärischen Bruderveretne und verwandten Korpora- ttonen hatten Vertreter entsandt. Unter den vielen an wesenden Offiziere» bemerkte man di« Generale von der Decken, v. Koppenfels, v. USlar-Gleichen, v. Barth und v. Berlepsch. Der stellvertretende Vorsitzende beS Landes verbandes ehemaliger Sächsischer Jäger, Ehrhardt, hielt in schlichten, ergreifende» Worten die Begrüßungsansprache. Umrahmt von schneidiger Musik, dargeboten von der Ka- pelle des 8. Jns.-RegtS. Nr. 10, erklang aus dem Munde Les Generals v. d. Decken die feurige Festrede. Nachdem zuvor eine lange Reihe von Jägern, angetan mit den histo rischen Jägeruniformen seit 1800, quer vor dem Podium Aufstellung genommen hatte, führte der General etwa fol gendes aus: Der Jägertag weckt nicht nur die Freude des Wiedersehens, er mahnt vor allem zur Einkehr: denn die bevorstehende Dcnkmalsweihe gilt nicht allein den Ange hörigen der Dresdner Ortsgruppe, sie gilt allen deutschen Jügerbatailloncn, allen deutschen Frauen und Männern Wir alle ohne Ausnahme schulden ja den Gefallenen Dank barkeit und Treue. Das zu enthüllende Denkmal predigt vor allem eins: Pflegt den Geist der Kameradschaftlichkeit, die freudig Opfer bringt, materielle Opfer, und seien sie auch nur klein, und geistige Opfer, bestehend in der Bereit willigkeit, kleinmütig gewordene, schwergebeugte Angehö- rige der gefallenen Helden durch Starkmut und Liebe auf- zurtchteu und zu stützen. Der Redner richtete einen packende» Appell an die deutsche Jugend, bereit zu sein, wenn einst Gott sie rufen sollte zu großer Befreiungstat Einstweilen wollen wir uns dem Allmächtigen fügen, der da mit dem Worte BewerS zu uns spricht: „Ich will euch schmieden mit dem schwersten Hammer, mit dem ich Völker präge, mit dem Schmerz " Es folgten dann gemütvolle, vaterländisch betonte Schattenbilder, genannt „Des deut schen MichelS Traum", und nach weiteren Konzertstücken die Begrüßungsansprachen der Gäste. Parade- und Fan- farenmürschc in buntem Wechsel mit leichter Operetten musik und Darbietungen der Borturnerriege des Allgemei nen Turnvereins Dresden beschlossen den wohlgclungenen Festabend. Am Sonntag vormittag erreichte der Jägertag mit der Ehrenmalweihc auf dem Sachsenplatzc seinen Höhe punkt. Zuvor fand auf dem Kasernenhofe der ehemaligen Jägerkaserne Feldgottesdienst statt, den Hofprediger Keßler abhielt. Nach erfolgtem geschloffenen Abmarsch zum ver hüllte» Ehrenmal auf dem Sachsenplatze und Anmarsch der Traditionskompagnic, die vor der Jägerkaserne Aufstellung nahm, verkündeten getragene Klänge feierlicher Musik den Beginn des ernsten Aktes. Alsbald umstanden die zahl reichen Fahnenabordnungen und in ihrer Mitte eins Menge hoher Offiziere und Ehrengäste den gewaltige» Denkstein. Der Weihcgcsang: „Kröne mit Segen, v Ew'gcr. das Werk", gesungen vom Militärgesangverein „Jäger und Schützen", tönte erschütternd über Len Festplatz, und Oberst v. Uslar-Glcicken bestieg das Podium, um die Weiherede zu halten. 63 Offiziere und 2021 Jäger und Oberjäger habe das Bataillon im Weltkriege verloren: glanzend und ruhm reich sei seine SicgeSlausbahn gewesen im Westen, wie im Osten und Norden, unverzagt und unbesiegt sei es in die Heimat zurückgekehrt. Nicht habe das traurige Halali von 1918 den kühnen Jügcrgcist des angrisfslusiigen Horrido ic anSmerzcn können. In unserer prächtigen Reichswehr lebe dieser Geist fort. Deutschland werde wieder gesunden. Aus Tausenden von Gräbern dringe der Nus an unser Ohr, daß unsere Helden gefallen seien jür Deutschlands Größe, und daß uns Frauen und Männer erstehen müssen, die bereit sind, Opfer zu bringen. Treue um Treue — und in diesem Geiste weihe er das Denkmal, das er zugleich dem Schutz und der Pflege der Stadt Dresden, die sich dankenswerter weise dazu erboten habe, übergebe. Die Hülle fiel, die Fahnen senkten sich, der Präsenticrmarsch ertönte — und vor den Augen der ricsigeu Menschenmenge auf dem Sach senplatze erstand das herrliche Werk Professor Wrbas. aus geführt von Baumeister Maternc, eine Gruppe angreifcnder Jäger unter Führung des Todes in ergreifender Bild haftigkeit darstellend. Unter den Klängen Les guten Kame raden erfolgte nun der Akt der Kranzniederlegung. Gene ralleutnant v. d. Decken legte seinen Kranz nieder im Auf trage des ehemaligen Vataillonschcfs, Fürsten Neuß jüngere Linie. Für König Friedrich August spendete einen Kranz dessen Flügeladjutant, sür die Reichswehr General leutnant Müller. Außerdem wurden Kränze niedergelegt von ehemaligen Kommandeuren der Jäger-Bataillone, von eine großen Anzahl von Vertretern militärischer Vereine und Korporationen. Entblößten Hauptes sang man schließ lich das Deutschland-Lied, um daraus schlicht und nachdenk- sich auscinanderzugehen. Am Abend vereinigten sich die Teil nehmer nochmals zu einer Festfeier mit Ball im Aus- stcllungspalaste, während am Montag eine Konzcrtdampfer- fahrt nach der Sächsischen Schweiz unternommen werden soll. —* Aus dem ehemaligen Königshaus. Nach einer Meldung der „Schlesischen Zeitung" aus Sibhllcn- ort wird der ehemalige Kronprinz von Sachsen der Ge sellschaft „Jesu" als Mitglied beitrcten und von diesem Herbst ab seine Studien und seelsorgerischen Arbeiten vorläufig in Feldkirch in Vorarlberg fortsehen. —* Aufruf. Der Central-Ausschuß sür die innere Mission der deutschen evangclfichen Kirche in Berlin-Dahlem erläßt folgenden Ausruf: Die Innere Mission hat in Verbin dung mit dem Caritasvcrband und dein vaterländischen Frauenvcrcin eine Wohlfahrtsstellc im Optantenlagc-- Schneidcmühl geschaffen und bedarf für diese Arbeit der Hilfe der evangelischen Glaubensgenossen. Von den zur Zeit im Lager befindlichen Optanten sind mehr als 00 Prvz. evangelisch: unter ihnen befinden sich ca. 500 Kinder jeglichen Alters. Für die Optanten sind dringend warme Kleiber, Wäsche und Geld erwünscht, besonders das letztere. Sic kön nen ihrer eigene» Sachen vielfach nicht habhaft werden und -er starke Witternngsnmschlag hat sich in ungünstiger Weise bemerkbar gemacht. Im November werden erneut Optanten im Lager erwartet. Geldsendungen werden erbeten auf LaS Konto des evang. Lagerpsarrcrs Tathke bei der Provinzial bank in Schncidemühl. Liebesgaben werden erbeten an den Provinzialausschuß sür Innere Mission in der Grenzmark, Schncidemühl, Königstraße 35. Die Liebesgaben können frachtfrei gesandt werden. Frachtbriefe sind zu beziehen vom Ccntral-Anöschnß sür Innere Mission, Berlin-Dahlem, Altenstcinstr. 51 und von den Landes- und Provinzialver- bänbcn der Inneren Mission. —* Der LandcSverein für Innere Mis sion, dessen Werk der helfenden, rettenden und bewah renden Liebe gerade jetzt besonders nottut, konnte ver gangene» Dienstag ein neues kleines Bürogebäude in Dresden einweihen. Der Ausbau des LandeSwohlfahrts- dienstes, der beliebten Posaunenmission wie aller anderen Zweige der Inneren Mission hatten die Dresdner Ge schäftsräume schon lange zu klein werden lassen. Die schlichte Feier zeugte von freudigem Willen zur helfenden Tat. In ihrer Einfachheit geschmackvolle Raume enthält das neue HauS: an seiner Stirnseite ziert es daS neue Abzeichen der Inneren Mission, ein Kreuz mit den sym bolischen Buchstaben I und M. Bald werden sich auch hier die Hände zum Wohle des ganzen Volkes reaen.
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