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/ Dienstag, 18. September 1917, abends. 7«. Iabrg S17 R«d A«r»ig»r MtdlM «ch Archer). -VTxK«. Kmtsölatt '^rr* für die MnigL AmtShaupLmannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht unv den Rat der Stadt Stietza, sowie den Gemeinderat Gröba. E E « Da» Mesa« Tageblatt erscheint jede« Tag abend»»/,? Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Sorauszahtung, durch unsere Trüg« frei Hau» oder Lei Abholung am Schalter der Kaiser!. Postanstalten vierteljährlich 2,55 Mark, monatlich 85 Pf. Anzeigen für di« Nummer des Ausgabetage» sind bi» 10 Uhr vormittag» aufzugeben und im voran» zu bezahlen; eine Gewähr fllr -L da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Preis für die 43 mm breite Grundschrift-Zeil« (7 Silben) 20 Pf., OrtSprer» 15 Pf.; zeitraubender und tabellarischer Satz ent- «A sprechend höher. Nachweisung»- und VermittekungSgebühr 20 Pf. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn o« Bettag verfällt, durch Klag« eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Kontur» gerät. Zahlung»- und Erfüllungsort: Riesa. Wöchentliche Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe". — Im Fall« höher« Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de» §«- Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder d« Beförderungseinrichtungenhat der Bezreher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferwe?, der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. KL Rotationsdruck und Verlag: LangerLWinterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Goethestraste 89. Verantwortlich für Redaktion: Arthur Hähnel, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Eigenbau vo« Gemiisesameu. Di« Deckuna des Bedarfes von Gemüsesamen stößt wäbrend des Krieges auf Schwierigkeiten. Die Witterung der KriegSjahre war dem Gemüsesamenbau im Allge- meinen nicht günstig, außerdem ist der Bedarf erheblich gestiegen. Um einen» Mangel an Samen für das nächste Jahr vorzubeugen, sollte jedermann bestrebt sein, den inr nächsten Jahr benötigten Samen selbst zu erzeugen. Bei den einjährigen Pflanzen, wie Bohnen, Salat usw. läßt sich das ohne besondere Schwierigkeiten und Kosten durchführen. Ein gleich wohl entstehender Bedarf kann, wenn er nicht schon bei anderer Stelle zur Beschaffung aufgegeben worden ist, bei der unterzeichneten Amtshauptmannschaft, die die Besorgung sich angelegen sein lassen wird, angemeldet werden, was aber umgehend ge schehen muß. Großenhain, am 17. September 1917. 1» VI- Die Königliche Amtshauvtmannschaft. Wir vermitteln kostenlos Zeichnungen auf die 7. Kriegsanleihe. ZeicknungSschluß: 18. Oktober mittags 1 Uhr. Kurs: 98 v. H. für 5 °/° ige Reichsanlei 97,80 „ „ „ „ ' " ' „ 98,— „ „ „ wz ¬ papieren übernehmen wir ebenfalls vollständig kostenfrei. 7° ige Relchsanlerhe — freie Stücke „ Reichsschuldbuche nträge, „ Reichsschatzanwei ungen. , Die, Verwahrung'^und Verwaltung, von Kriegsanleihen und anderen sicheren Wert- SpäMffe S« Stabt Riesa. . Ausgabe »er KohlengrnnSkarten in Gröba. Die Kohlenarundkarte« auf die Zeit vom 1. September 1917 bis 30. Avril 1918 werden an die Einwohner der Gemeinde Gröba im Gemeindcamtc, Zimmer Nr. 0 wie folgt ausgegeben: Mittwoch, den 10. September 1917, vormittags 8—1 Uhr Ortsteil Neugröba, Elbweg, Lauchhammerstraße, Ueberlandzentrale, Spinnercistraße, Schloß- stratze, Weststraße, Schulstratze, Riesaer Straße, nachmittags 3—8 Uhr Georgplatz. Altrockstraße, Ublemannstraße, Oschatzer Straße, Georg Müller-Straße, Heiko- straße, Hamburger Straße, Merzdorfer Straße, Kucklitz, Donnerstag, den SO. September 1017, vormittags 8—1 Uhr Kirchstraße, Gartenweg, Dammweg, Feldstratze, Steinstratze, Oststraße, Rosenstraße, » nachmittags S—0 Uhr Strehlaer Straße, Alleestraße, Mühlweg. Die Kohlenarundkarten sind einem Händler des Großenhainer Bezirks oder der Stadt Riesa zur Abstempelung und Ehrtragung in die Kundenliste vorzulegen. Kleingewerbetreibende und Ladengeschäftsinhaber, die einen besonderen heizbaren Raum benötige«, sowie die Inhaber kleiner landwirtschaftlicher Betriebe (bis zu 50 Acker) haben die Gewährung einer Kohlenzusatzkarte sofort bei Aushändigung der Koblengrundkarte zu beantragen. Die Ausgabe der Kohlenzusatzkarten erfolgt dann einige Tage später. Inhaber von Wohnungen mit höherem Mietwert, die Anspruch auf Kohlenzusatz karten erheben wollen, haben diese schriftlich hier zu beantragen. Die Königliche Amts hauptmannschaft hat sich die Entschließung hierzu für jeden einzelnen Fall vorbehalten. Behörde«, Anstalt««, größere Gewerbebetriebe (Bäcker usw.) sowie Güter mit mehr als SO Acker landwirtschaftlich benutzter Fläche haben Kohlenbezugsscheine schriftlich bei uns zu beantragen. Der Antrag mutz enthalten 1) wieviel Kohlen durch schnittlich im Jahre benötigt worden sind, 2) ob und welche Vorräte vorhanden sind. Die Anträge werden.von uns an die Königliche Amtshauptmannschaft weitergegebep. Gröba, Elbe, am 17. September 1917. Der Gemeindevorstand. Die Zukunft der Ostsee. Still ists während des Krieges auf den Fluten der Ost see. Vorsichtig geht der stark beschränkte Schiffsverkehr an den Küsten hin oder eilig von Insel zu Insel. Es ist nichk recht geheuer, wo die deutschen Tauchboote und die Minen aller feindlichen Parteien schwimmen. Aber ab und zu don nern in diese Stille hinein bald an dieser bald anjener ent legenen Ecke die Schiffsgeschütze; so jetzt wieder im Rigaischen Meerbusen. Das ist wie Donnergrollen in Gewitterschwüle. Ueber der ganzen Ostsee liegt es wie die Erwartung großer kommender Schicksale, Erschütterungen uüd Umwälzungen. Noch weiß niemand, wie sich das Schicksal der angrenzenden Staaten, ihr Verhältnis zueinander und ihr Einfluß auf das dazwischenliegende Meer nach dem Kriege gestalten wird. Aber so viel siebt man schon: ganz anders als vor dem Kriege wird es sein. Gar vieles ist schon anders geworden. Und der neueste Fortschritt der deutschen Macht bei Riga ver schiebt das Schwergewicht abermals, ohne daß wohl jemand sagen möchte, hiermit sei nun schon das letzte Wort gesprochen. Hoffnungen und Befürchtungen, Auseinandersetzungen und Ränke von allerlei Art spinnen über das vielverzweigte Binnenmeer hin und wieder. Da streckte Rußland seine Arme begierig vor über die neubefestigten Aalandsinseln und über die auf Englands Rat stark ausgebaute Insel Oesel. Von letzterer aus sah man hinüber nach Gotland, von Aaland aus aber gar ists nur noch ein Katzensprung nach Stockholm. Im Norden wollte Rußland das finnische Gebiet fest an sich pressen und dann darüber hinaus mit Hilfe der Murmanbahq die eis freie Küste von Lapland erreichen. War es nicht, als ob eine gewaltige Spinne nach allen Seiten hin um die skandinavischen Länder herum ihr Netz soannt? Und von der anderen Seite her kam England den Russen entgegen. Es ist ein weiter Weg von Newcastle »ach Göteborg. Aber schließlich lohnte sich hier eine dauernde Verbindung, die dann durch Schweden hindurch «ach Ruß land übergeleitet werden sollte. Ein Gegengewicht gegen die kurze oeutsch-schwedlsche Verbindung von Saßnitz auf Rügen nach Trölleborg. Den Schweden warS oft unheim lich, die einen wollten sich wehren gegen die Bedrohung durch die russische Spinne und ihre westlichen Helfershelfer. Die anderen sahen keine Rettung mehr als in blinder Unter würfigkeit gegen die scheinbar unbezwingliche Uebermacht. Sie verloren dabei oft ganz aus den Augen, was gerade die südliche Hälfte der Ostsee für Schweden bedeutet. Und nun hat die Frage plötzlich wieder ein ganz neues Gesicht bekommen. Schon die Besetzung LibauS und Win daus durch die deutsche Flotte hat den Druck auf die Insel Gotland erleichtert. Es war wie ein frischer Luftzug aus einer neuen Zukunft, daß gegen die russische Drohung hier ein Gegengewicht geschaffen wurde. Nun aber hat gar der deutsche Vorstoß nach Riga, der schon bis Pernau hin vom Donner unserer Schiffskanonen wetteraetragen wurde, die russische Umklammerung der Ostsee «in Stück weiter ge schwächt. ES ist nichts mit den eaalifch-rnfstschen Plänen auf die Herrschaft im baltische« Meere. Vergebens hat England voreilig in den baltischen Provinzen schon seine Kapitalanlagen als hungrige Saugnetze angesetzt, Es wer den beim FriedenSschluß noch andere Leute über Kurland und Livland und vielleicht auch Esthland mitzureden haben al« die englischen Kapitalisten. Und Finnland? Trotz aller schönen Redensarten der russischen Revolution hat es sich keineswegs willig zum russischen Werkzeug »reffen kaffen. Es will Freiheit, es will Selbstbestimmung, ebenso wie öie bal tischen Provinzen. Und alle englisch russischen Flotentöne von Demokratie und Freiheit tauschen nicht über den Druck hinweg, den man um jeden Preis los sein mochte. Die finnische Bevölkerung wachst rasch, sie wird die schwedische m absehbarer Zett Überholen. Demn werden dort oben am Bottnischen Meerbusen neue Probleme entstehen. Dann wird neu über die Verteilung der Ansprüche an die Ostsee gewürfelt werden. Das eine aber läßt sich jetzt schon sagen: eine englisch-russische Lösung wirds nicht geben. Alle die kleineren Völker an der Ostsee unter Englands Vormund schaft als Vorposten und nötigenfalls auch als Opfer zu ge brauchen im Kampf gegen Deutschland, das war der Traum, an dem man sich in London berauschte. Er hat durch den Vorstoß der Deutschen in die Bucht von Riga eine neue Erschütterung erhalten. Kriegsnachrichten. Bon den Fronte«. Dom 17. September wird uns gemeldet: Am IS. Sep tember war bei günstiger Witterung der Artilleriekamvf auf der ganzen Westfront rege. Im Ypern-Bogen steigerte sich das Feuer mehrfach zum Trommelfeuer. Ebenso war es an der Küste stark. Am 17. morgens setzte um 5 Uhr 30 Min. östlich Ypern nochmals Trommelfeuer ein. Die Abwehrwirkung der deutschen Artillerie verursachte große Zerstörungen in den englischen Gräben und Batterie stellungen. Mehrere gewaltige Explosionen wurden be obachtet, so in der Nähe der Kirche von Langemarck und nördlich Ypern. Bei Frezenberg explodierte ein Tank. Jnfanterieangriffe erfolgten nirgends. Dagegen wurden deutscherseits mehrfach erfolgreiche Patrouillenvorstöße ge macht, so südlich des Houthoulster-Waldes, wo in erbitter ten Kämpfen die deutsche Linie vorgeschoben wurde. Außer starken blutigen Verlusten büßten die Engländer eine größere Anzahl Gefangene und 3 Maschinengewehre ein. Auch an mehreren anderen Stellen der Front brachten Patrouillen Gefangene zurück. Die Fliegertätigkett war vor allem am Abend des 16. außerordentlich rege. Ein englischer Ballon wurde im Luftkampf zerstört. Im Artois gingen starke englische Patrouillen am 16. um 10 Uhr abends und am 17. um 1 Uhr früh gegen die deutschen Stellungen südöstlich Gavrello und bei Roeux vor. Sie wurden im Gegenstoß zurückgeworfen. Ebenso wurden in der Gegend von St. Quentin feindliche Patrouillenvorstöße auf die deutschen Gräben von Banteux bis Vendhuille abgewiesen. Bei Jtancourt brachten die Deutschen bei Säuberung eines feindlichen Sappenkopfes mehrere Gefangene ein. Die Franzose« batten mit ihren Patrouillenvorstößen keinen größeren Erfolg als die Engländer. An der ÄiSne- iront wurden am Morgen des 16. französische Patrouillen südlich der Lamotte-Fe. abgewiesen, wobei Gefangene in deutscher Sand blieben. Vor Verdun lebte beiderseits der Maas die Feuertätigkeit wieder auf. Die deutschen Batterien erzielten bei Bekämpfung der französischen Ar tillerie große Erfolge. An und hinter den französischen Stellungen wurden 31 Explosionen und Brände beobachtet. Deutsche Geschwader belegten französische Bahnhöfe und Truppenunterkünfte - mit beobachtetem guten Erfolg mit Bomben. Im Osten versuchten die Ruffen an der Rigafront mehrfach vergeblich die deutschen Sicherungstruppen zurück zudrängen. An der übrigen Ostfront so in Mazedonien keine besonderen Ereignisse. , Japan, der erste Kriegslieferant Ruß lands. Aus einer Meldung der Daily Mail aus New- York erhält man u. a. den Eindruck, daß die Verhandlungen zwischen Amerika und Japan in Washington zu folgendem EraebniSgesührt haben. 1. Japan übernimmt den grüßten Teil der Versorgung Rußlands. 2. Die japanische Handel«, flotte transportiert da« von Amerika an Rußland gelieferte Kriegsmaterial. 3. Die japanischen Kriegslieferungen an Rußland werden von Amerika finanziert. — Obwohl man der Daily Mail im allgemeinen eine sachliche Berichter stattung nicht zutrauen kann, so kann man aus dieser Mel dung jedoch schließen, daß die japanischen Unterhändler Amerika dazu gebraucht haben, Japan die erste Stelle auf dem russischen Kriegsmarkt enrznränmen. Bom See- und Luftkrieg. Der englische Ad miralJellicoe scheint nach einer Mitteilung seiner Gemahlin beim letzten Flieger angriff auf London verwundet worden sein. Die Möglichkeit einer Offensive gegen die belgische Küste. In einer Unterredung mit den Vertretern des „A Vilag" erklärte der ehemalige hollän dische Kriegsminister Colijn über die englische Flotte: Jelli- coc, der erste Lord der Admiralität, sagte vor kurzem, daß ein Angriff gegen die belgische Küste durch England tech nisch möglich wäre. Die französische Presse empfing diese Worte unter Jubel, fügte jedoch sofort hinzu, daß eine groß angelegte Offensive zur See nur mit Hilfe Amerikas und Japans unternommen werden könne. Wenn England tatsächlich über Schiffe verfügt, die sich der belgischen Küste auf 20 Kilometer nähern können, so ist cs unverständlich, daß der Angriff von: Meere ans nicht bereits erfolgt ist. Möglich, daß England solange warten will, bis die Upern- sront wankt. Soviel ist aber sicher, daß englische Fachleute vor der Erklärung Jellicoes einen erfolgreichen, mit Lan- dungsmanövern kombinierten Angriff für ausgeschlossen hielten. Große Kampfschiffe mit 24- und 38-Zeutimeter- Kanonen können sich der Küste kaum auf 20 Kilometer nähern. Die Engländer müßten also zu einem Angriff gegen Belgien Spczialschiffe mit schwerer Artillerie ge baut haben. Ein Angriff Hegen die deutsche Bucht durch England würde auch mit Japans und Amerikas Hilfe nie mals gewagt werden. Die Enientevölker könnten aber mit Recht von England erwarten, daß seine mächtige Flotte endlich etwas unternimmt urcd wenigstens die Flandern küste zu säubern versucht. Die englische. Flotte braucht seit Skagerrak wirklich einige frische Lorbeerblätter. Wie man im amerikanischen Marinemini sterium aufschneidet. Daily Telegraph vom 13. Sep tember bringt folgende belustigende Meldung aus New- York: Tie Nachrichten-Abteilung der Admiralität, die eingerichtet wurde, um Kriegsnachrichten auszugeben, kündigte am Dienstag an, daß amerikanische Kriegsschiffe an der französischen Küste mit einem Schlage sechs Tauch boote versenkt haben. Natürlicherweise gab es daraufhin Extrablätter und Freudenglocken erklangen überall. Die folgenden Berichie verminderten indessen die Versenkung von secks Tauchbooten auf ern Tauchboot, und selbst dies ist zweifelhaft. Die Presseabteilung der Admiralität wird jetzt ebenso kritisiert, wie seinerzeit, als sie die „ruhmvolle 4. Juli-Sensation" veröffentlichte, in der der „Sieg" der amerikanischen Transporter gegen sämtliche gemachten An griffe der deutschen Tauchboote geschildert wird. In den: Fall des Sieges vom 4. Juli mußten Herr Daniels, der Sekretär der Admiralität und Herr Crool, der Nachrichten agent des Departements, die beide in früheren Tagen sehr erfolgreiche Zeitungsreporter gewesen sind, zugeben, daß einige „Aufmachung der Siegcsnachricht stattgefunden habe, aber nichts eingetreten sei, was zu ernster Kritik berech tige. Im Falle des „Sieges" vom lebten Dienstag wird der Zensor getadelt, weil er 6 für 1 sagte. Es wird erklärt, daß keine Absicht vorgelegen habe, eine falsche Darstellung zu geben; aber sicher ist, daß das ganze Land 12 Stunden irregeführt worden ist. Die Ariedeirsllerüchte. Wie die Telegr.-Union aus Berlin meldet, greifen die ,D«utscye Zeitung und die „Deutsche Tageszeitung aufs