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KWMMffWkdlWMIIl. Der noch tm Monat Januar von Berlin scheidende 7V jährige amerikanische Botschafter Schurman klickt auf eine lange und vielseitige politische Tätigkeit zurück. Seine erste große Mission erhielt er um die Jahr hundertwende, als der Streit um die Philippinen ausge tragen wurde. Damals schickte ihn die amerikanische Re- gteürng als Leiter der Untersuchungskommission nach den Philippinen. In den Jahren 1912 und 191Z war er als Minister an der amerikanischen Gesandtschaft in Athen. Kn der Nachkriegszeit bis 1925 In gleicher Eigenschaft in Peking, Dann führte ihn seine Laufbahn als Botschafter nach Berlin. Zurück nach Deutschland, wo er einen Teil keiner Studentenzeit in Marburg und Heidelberg verbracht hatte. Alle Welt erinnert sich noch der Sammlung, die er unter der akademischen Jugend Amerika- für die Heidelberger Universität veranstalten ließ. Es war ein recht stattlicher Betrag, der zusammenkam und den er dem Rektor der Universität Heidelberg persönlich überbrachte. LS wurde ihm damals der Dr. h. c. verliehen und die Stadt Heidelberg ernannte ihn zu ihrem Ehrenbürger. Line selten« Ehrung für einen ausländischen Diplomaten! Man sah aber in Schurman nicht nur den Vertreter einer fremden Macht, sondern man verehrte in ihm ge rade« einen besonder- wertvollen Freund de- Deutsch tum-. Schurman machte auS seiner Dcutschfreundlichkeit auch nie ein Hehl. Er bekannte sich stets frei und offen zu dem Gedanken einer deutsch-amerikanischen Freund schaft. Unvergessen bleiben die Worte, die der Botschafter am SO, 11. auf der Gtcubenfeier in Newhork gesprochen hat. Er feierte den deutschen Offizier Friedrich Wilhelm von Gteuben als amerikanischen Wellington und wür digt« In ausführlichen historischen Darlegungen den Anteil d«S deutschen Elements an dem Werden und Wachsen der Bereinigten Staaten. "Darüber hinaus kam er auch auf da- heutige Deutschland zu sprechen, von dem er meinte, daß «S noch demokratischer sei, als Amerika. Beson ders herzliche Worte widmete er auch dem Reichspräsi denten von Hindenburg, den er als den Washington Deutschlands bezeichnete Man muß an diese Dinge er innern, weil sich aus ihnen am deutlichsten ergibt, in weichem Maße »schurman als ein Freund der deutschen Sache zu betrachten ist. So erklärt es sich auch, daß der Rücktritt Schurman», der lediglich auf sein hohes Alter «nd sein begreifliches Bedürfnis nach Ruhe zurückzu führen ist, in den politischen Kreisen der deutschen Reichs hauptstadt außerordentlich großes Bedauern ausgelöst hat. Man sieht ihn ungern gehen, diesen außer-^wöhnlich begabten Menschen, der in jeder gesellschaftlichen Deranstal- tuna der Diplomatie durch seinen Geist und sein Wissen aufstel. Der Name Schurman wird deshalb in Berlin nie auSgelöscht werden, er wird auch in einer späteren Generation fortleben als Vorbild eines Weltversöhners. Ak lrmiMe Neffe M Mmreffe WM. )( Daris. Ueber die Kammerrede Briand» sagen die Morgenblätter im allgemeinen, der Minister habe wiederum feftftellen können, daß die «rotze Mehrheit deS Parlaments seine Politik, vor allem die von ihm eingeleitete deutsch- franzüstsche AnnäherungSpolitik, billigt. Die Blätter sind der Ansicht, daß das Ministerium Tardieu-Briands iwetsello» heute das von ihm für di« internationalen Konferen»«» des Monats Januar gewünscht« vertrauens» ootum erhalten werde. To sagt Matta: Das Resultat steht fest, und diejenigen, die gegen die Regierung wieder eia« Koaliton zustandezubrinaen planen, werden sich ge- täuscht sehen. — Petit Parisi«« schreibt: Di« Regierung will keine Zweideutigkeit. Sie kann — und Briand hat da» gestern abend wiederholt — die ihr im Haag und in London »»fallende Verantwortung nur übernehmen, wenn st« vom Parlament unterstützt wird. Der heutig« Tag wird also «ine wichtige Abstimmung bringen, di« aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Beratung de- erste« KavitelS be» Budgets für auswärtige Angeleaenheiten stattfinden wird. — La Rspublig«e, das Blatt DaladierS, ist mit Briand nicht ganz »ufrirden. Briand habe geglaubt, bei Allgemeinheiten bleiben und sich darauf beschränken »« sollen, sein Verhalten in der Vergangenheit zu rechtfertigen, insbesondere die Abkomme» von Locarno, di« di« Grund lage des europäischen Frieden» seien. Locarno sedoch genüge nicht, man müsse auch organisieren. Wo bleibt der OrganisationSplan? — Figaro erklärt: Nationale Parteien haben sich bemüht, dem Lande klar »u mach««, daß der Lignidi«rung»fried« prekär sei, daß «an ihn «inschranke«, ibn soweit wie möglich wiedergutmachen und sich an den Versailler Vertrag halt«» müsse. Lardieu hat den schwie- eigen Auftrag erhalten, Verhandlungen, di« «r nicht «inge» leitet hat, zu End« zu führen. Er weiß sicher, was «r will. Er will die Autorität haben, di« ihm ein Vertrauensvotum de» Parlament» geben wird. Di« öffentlich« Meinung aber erwartet von ihm, daß «r «in« klar« Vorstellung von dem hat, wa» Frankreich tun wird und was Frankreich tu« kann, wenn «g, nachdem eil der europäischen Aussöhnung all«» geopfert hat. sich einem Deutschland gegenüber be findet. da« nur von der Zerstörung d«r Versailler ver trage» träumt. UMM MMMlWI U »M Ws. SA« sMkkt MMM »Berlin. Da» Retch»ka»i«ett beschäftigt« sich am Freitag in Anwesenheit de- Retchsbanlpräfibent«, Dr. Schacht in sehr auSgeLehnten Beratungen mit den mit der bevorstehende« zweite« Haager Souserenz zusammenhän- «enden Fragen. Amtlich wurde hierüber folgende Mit- detluna au-gegeben. .Da» Reich»kabinett beschäftigt« sich in seiner heutigen Sitzung in Anwesenheit des Reichsbankpräsidenten in ein gehender Aussprache mit d«n auf der bevorstehenden Haager Konferenz zur Beratung stehenden Problemen. Di« Er- örterungen werden morgen gleichfalls «nt«r Beteiligung de» RoichSbankprästdenten fortgesetzt." Wie man hört, dürften di« Kabinettsberatungen unter Teilnahme Schachts u. a. auch der Festlegung bestimmter einheitlicher Richtlinie« gegolten haben, die von der nach dem Haag zu entsendenden deutschen Abordnung zu brfol- gen sein werden. Ak bkM AM ff» WllMioeM. Berlin. sKunkspruch.s Da» Reichskabinett trat heut« vormittag im Beisein de» Ncichsbankpräsidenten Dr. Schacht zusammen, um die gestern begönne«« Beratung der bevor stehende« Haager Konferenz sortznsetze«. In politischen Kreisen nimmt man an, daß die Beratungen heute zu Ende geführt werden können. Es bestätigt sich übrigens, daß der Reichskanzler nicht die Absicht hat, nach dem Haag z« gehe«. Ak IkiltlA AlkMW U IlkSm« KMkkM. Berlin. fFunkspruch.f Der Delegation für die zweite Haager Konferenz gehören als Delegiert« an: Ter Reichs minister de» Auswärtigen Dr. CnrtinS, der Minister für die besetzten Gebiet« Dr. Wirth, der Reichsfinanzminister Dr. Moldenhaner und der Reichswirtschastsminister Robert Schmidt. AlS Sachverständige nimmt an der Konferenz der deutsche Unterhändler in Parts Dr. Melchior teil. Soweit die Beratungen über die Internationale Bank es «rsorder- lrch erscheinen laßen, wird ans Ansorderung der Delegation auch ReichSbankpräsideut Dr. Schacht an der Haager Kon ferenz teilwehmen. Im übrigen wird aus Vorschlag deS ReichSbankpräfibenten da» Mitglied de» ReichSbankdirek- torium» Geheimer Finanzrat Dr. Bocke der Delegation an- gehören. Von den übrigen Neichsreßorts gehören der Delegation folgende Herren an: Bon dem Auswärtigen Amt, Staats sekretär Dr. von Schubert, die Ministerialdirektoren Dr. Gan» und Dr. Ritter, vom ReichSfinanzminifterium Staats sekretär Dr. Schaesser und Ministerialdirektor Dr. Dorn, vom Ministerium für die besetzten Gebiete Ministerial direktor Miller, von der Reichskanzlei Staatssekretär Dr. Günther und der Pressechef der ReichSregirrung Ministerial direktor Dr. Zechli». If. KAM M ötffffMM Ist MOlWiMkliM »Will. Berlin. fFunkspruch.) Der Herr Reichspräsident hat heute den Ministerialdirektor im Reichöwirtschafts- minifterinm Dr. Hans Schaeffer »um Staatssekretär im Reichssinauzmiuifterium ernannt. vdz. Berlin. In gut nnterrichrcten Kreisen wird mttgetetlt, daß der neue Reichsfinanzminisler Dr. Molden hauer selbst den Wunsch geäußert habe, daß als Nachfolger von Dr. Popitz -er bisherige Ministerialdirektor im Reichswirtschaftsministerilim Dr. Haus Schaeffer zum Staatssekretär im Reichsfinanzministerium ernannt werde. Der neue Finanz-StaatSsekretär steht im 44. Lebensjahre und hat sein Studium in Breslau und Genf burchgeführt, wo er sich mit Geschichte, Rechts-, Staats- und Finanz- wißenschaiten beschäftigte. Er war auch am Obcrlandcs- gericht in Breslau als Rechtsanwalt tätig. Nach dem Krieg« trat er in da» ReichSwirtschaftSministerium ein und leitete dort zunächst die Industrie-, später di« Volkswirt schaftliche Abteilung. Er hat sich eingehend mit Geld-, Kredit- und Neparationssragen, sowie mit dem Kartcll- unü Versicherungsproblem beschäftigt. Obwohl Schaeffer politisch nicht hervorgetreten ist, glaubt man, daß er der Sozialdemokratie nahesteht. MImllmlkMWiWiltim. Nicht Staatsaufsicht, sonder« freiwillige Selbstkontrolle »uh Gelbftbeschränkuug. „Seine Weiterverschulduug" ist das Kernproblem. Die Pressestelle des Landkreistages teilt mit: In den programmatischen Erklärungen der Reichs regierung durch Reichskanzler Müller, sowie aus der Ta gung des Deutschen Industrie- und HandelStageS ist auf die Notwendigkeit einer Gesundung der Kvmmunalkredite und der Kommunalfinanzcn hingewiesen. Die kommunalen Spttzenverbände haben sich schon vor einiger Zeit mit die sen Fragen grundsätzlich beschäftigt und Maßnahmen be schlossen, die auf diesem Gebiet ein« Selbsthilse-Aktion ein letten. In folgerichtiger Fortführung dieses Gedankens stehen jetzt die technischen Durchführungsmaßnahmen znr Debatte. Als Ausweg aus der bedrängten Finanzlage ist in letzter Zeit auf eine verstärkte Staatsaufsicht vielfach hin gewiesen worden. Der Landkreistag steht wie die übrigen kommunalen Spttzenverbände auf dem Standpunkt, daß kommunale Selbstkontrolle und kommuuale Selbstbeschräu- kung ein besseres und wirksameres Mittel darstellen. Er sieht in der Forderung nach einer verstärkten kommunalen Aufsicht nicht das geeignete Mittel. Ihm scheint vielmehr die sachliche Zusammenarbeit der Beteiligten bester und sicherer zum Ziele zu führen. Diese sachliche Zusammenarbeit der Beteiligten muß allerdings auf paritätischer Grundlage erfolgen. Der soli darischen Haftung, die in den gemeinsamen Garantiever- bänben begründet liegt, muß eine mitbestimmcnde Einsluß- nahme auf der Grundlage der Gleichberechtigung gegen überstehen. Der Vorstand des LandkretStageS hat sich in folgedessen erneut mit der technischen Durchführung be schäftigt. Er macht seine Mitwirkung davon abhängig, daß in den entsprechenden Ausschüßen Landkreise und kreis angehörige Gemeinden vertrete« sind. Der LandkretStag steht in der wirksame« verht«bernn» einer SSeiterverschuldung bas Kernproblem der ganze« Aktion. Die gemeinsame Entscheidungsbefugnis über die Verwendung der zur Verfügung stehenden Mittel muß da her so ausgestaltet werden, daß eine wirksame Garantie gegen Weiterverschuldung geboten wirb. Nur in der Ver wirklichung dieser Garantie sieht der Landkreistag die Möglichkeit zu einer vollen Mitwirkung bei der Lösung diese» für die Kommunalfinanzen so wichtigen Problems. * Berlin. (Telunion.) Im „Vorwärts" veröffentlicht der sozialdemokratische Ab«. Breitfchrid einen Artikel, in dem er sich ausführlich mit den Ereignissen di» znm Rück- tritt Hilferdi«,» auSeinandersetzt. .Dabei kommt er ,u dem Schluß, daß letzt znnüchst die Stratze für die Brr- Handl«»,»« der Haager Schlutzkonferenz frei fei. Die Frage sei nur, was Hinterher »erden solle. Di« Meinung der Sozialdemokratie fei durch die Erklärung, die sie schon vor der Eindringung de« TiliungSgesetzes im Reichstag ab- gegeben Habe, verstöndlich genug »nm Ausdruck gebracht warben. Er komm« darauf an, daß di« Volkrpartei und mit iHr die anderen bttr»erlichen Gruppen di« natwendig« Klärung schafften. Sie müßten sagen, wie fie die vorgesehen« Speisung des Tilgungsfonds mit ihre» Steuersenkung«- adfichten in Einklang dring«, wollten und welche Erspar- ntffe fi« an dem neuen Haushaltsplan v»r»unehmrn gedächte. >ie Gegensöde »wischen der So»ialdemokratie und den bürgerlichen Kaalitiansvarteien würden auch van der Sozial- erkannt. Menn di« »„iaidemakratie tHnn, »nm Trotz in der Regier««« g«bli«ben sei, so wea«« ihr«? starken BeranttoortnngSgefübl« «egenüber den Staat-notwendig- keilen. Daß fi« nicht an der Regirruna und dieser Koalition klebe, dürfte jedermann misten. Wolle dir DolkSpartri »u den Drutschnationalen »urückkrhren und hoff« fie mit ihnen di« Finan»r«iorm de« Unternehmertum« durchführen »n können, so soll« fie ihre Straße ziehen. Di« So»iald«m»krati« Hobe ihre Pflicht gegen den Staat und gegen die arbeitend« Bevölkerung innrrbalb der Regierung und würde sie auch in der Opposition »u erfüllen wißen. Jaspar i» Paris. )( Brüssel. Ministerpräsident Jaspar, der vor- fißende der Haager Konferenz, ist am Freitag nach Baris gefahren, um mit der fran»öfisch«n Regierung vorbereitend« Besprechungen bezüglich der Haager Konferenz abzuhalte» Belgien wünscht sich der französischen HilfSftellung bezüglich des DoungplaneS zu versichern, wobei Belgien besonders in der Marktlage interessiert ist. Man nimmt an, daß Jaspar von Pari» unmittelbar nach dem Haag reisen wird. Mi« fferlWl ffMWze WWiOlkil " London. Ter Bollzna-rat des Allindische» Nationalrates, der mit den entscheidenden Vorarbeiten für die am Sonnlaa beginnenden Plenaroerbandlungen des Kongreßes beschäftigt ist, hat nach Meldungen au» Lahore ein« Entschließung vorbereitet, die in ihren weit gehenden Forderungen alle Befürchtungen übertrifft und nun auch den TominionftatuS als nicht weitgehende genug ablehnt, die Teilnahme an einer allgemeinen Konseren, mit der britische» Regierung verweigert und völlig, UngbhSngigkeit für Indien verlangt. * WffNM I» WM MMlMllffU. * London. Der indisch« Nationalkongreß ist am ersten WeibnachtSfriertaa in Labore feierlich eröffnet worden. Die Tagung, an der etwa 2600 Vertreter aus allen Teilen In- dienS teilnehmen, findet in einem großen Zeltlager vor der Stadt statt. Die Poiirri bat «ine, umiangrrichen Sicher heitsdienst eingerichtet. 500 voli»iften sind für di. Aufrecht- erbaltung der Ordnung zusamm«nge»og«n worden. Der Kongreß soll über di« weitere Haltung Indiens gegenüber den anaekündigten britischen Reformplänen Beschluß faßen. Die erste Hanvtfitzun, wird am Sonntag in einem riesigen Zelt, das 15 000 Personen saßt, ftattfinden. Bi« dahin tagt ein Ausschuß der indischen Führer, der die dem Kongreß vor»ul«g«ndrn Entschließungen ausarbeiten wird. Seit dem mißlungenen Anschlag auf das Leben des Vizekönige wirb diesen Arbeiten der indischen Führer besonder« Aufmerksam keit »«gewendet, da ihr« Stellung hinsichtlich einer möglichen Ausrufung be» allgemeinen Boykott« britischer Waren sowie de« Steuerstreik« erheblich erschwert ist. Faßrikkrau». Königsberg. lFunkspruM Seit heut« früh 7 Uhr stehen die Fabrikräume der Oftvreutzischrn Hol»werk- stötte« A.-Ä. i« Wickbold bei Königsberg in Hellen Flammen. Da» Feuer, bißen Ursprung noch nicht geklärt ist, hat bie Fabrik, bi« früher« Brauerei Wickbolb, in ihrer gauun AnSbehnun, erfaßt. Der Brand war um 11 Uhr vormittag» noch nicht gelöscht. Verbrannt find bereits außer wertvollen Vorräten etwa LOV Fahrräder der Firm« Din« » «o. »i« Fabrik h.schöfttgt, in der Regel >50 R« SOO Arbeiter